Auch im richtigen Storchenleben sind die Strorchendamen vom Körperbau und von den Proportionen des mächtigen Schnabels aus betrachtet etwas zierlicher als die Herren. Aber dies allein als Kriterium heranzuziehen, wäre nicht ganz korrekt, gibt es doch eine kleine Mischzone, wenn ein sehr großes Weibchen mit einem sehr kleinen Männchen liiert ist. Wünschen wir also Ludwig und Sissi für die nächsten Wochen alles Gute und für ihren ersten Flug Hals und Beinbruch! Dem Radiosender "Radio 8" danken wir für sein Engagement in Sachen Storch und hoffen gleichzeitig auf noch zahlreiche Informationen über Sissi und Ludwig in seinen Programmen.
Nachdem unter dem Tagebucheintrag vom 8.Juli bereits über die möglichen Gefahren in Verbindung von starkem Regen und bestimmten Nistmaterialien gesprochen wurde, sei im Hinblick auf die laufenden Erntearbeiten auf eine weitere mögliche Bedrohung von Jungstörchen im Nest hingewiesen. Wurden früher Heu, Gras oder Getreide im "Urzustand" nach Hause in die Scheunen gebracht, werden heute diese "Materialien" bereits vor Ort maschinengerecht geformt, zu Ballen oder Walzen gepresst, zusammengeschnürt, um dann in Stall, Scheune oder unter Folie im Freien gelagert zu werden. Bei all diesen Arbeiten sind Schnüre aus reißfestem Garn im Einsatz (Bindegarn), von denen nicht unerhebliche Mengen in der freien Flur zurückbleiben. Diese Gedankenlosigkeit hält nun Freund Adebar nicht davon ab, die für seine Augen manchmal attraktiven Nistmaterialien einfach aufzusammeln und "zu Hause" im Nest einzubauen. So kommen diese Kunststoffschnüre nicht selten auch an Stellen zu liegen, an denen sich die Jungen die meiste Zeit aufhalten. Der Anfang der Schnur mag am Nestrand außer Reichweite der Jungen eingebaut sein, das freie Ende befindet sich in der Nestmulde. Nun bewegen sich auch schon kleinere Jungstörche im Laufe eines Tages ständig hin und her. Sie rutschen nach außen, dann wieder nach innen. Nicht selten bildet ein solches Bindegarn eine Schlaufe, in die nun ein Jungstorch mit einem Bein gerät. Bei weiteren Bewegungen - und diese bleiben nicht aus - entsteht ein Zug, der die Umklammerung der umwickelten Körperpartie immer mehr verstärkt. Löst sich der Druck nicht, ist das Junge zum einen regelrecht gefesselt zum anderen beginnt die Einschnürung die Blutzufuhr zu unterbinden. Grauenhafte Verletzungen - vor allem im Bereich der Beine - sind alljährliche Begleiterscheinungen dieser leidigen "Umweltverschmutzung". Hält diese Abschnürung über längere Zeit an, bleiben Dauerschäden nicht aus und selbst tödliche Verletzungen müssen immer wieder beklagt werden. Zwei Fälle, die sich mir besonders eingeprägt haben und die bei der Beringung mehr zufällig mitentdeckt wurden - von unten war das Drama nicht einsehbar - seien kurz erzählt. In Triesdorf, Landkreis Ansbach, hatte sich der einzige Jungstorch das Bindegarn derart um beide Beine gewickelt, dass er nicht mehr in der Lage war, aufzustehen. In einem Alter von 6 Wochen war er regelrecht am Nestboden festzementiert. Das Knochenwachstum durch die wochenlange Fesselung war stark verlangsamt, dicke Schwellungen über dem Intertarsalgelenk deuteten auf eine Unterversorgung der abgeschnürten Extremität mit Blut hin. Der Vogel wurde befreit, ärztlich versorgt und nach drei Wochen wieder ausgewildert. Er flog mit einer benachbarten Storchenfamilie im Herbst ab und wurde 14 Tage später in Ungarn wieder eingefangen. Offenbar hatte ihn seine Verletzung doch noch zu sehr behindert. Ein zweiter Jungstorch hatte im Übereifer des Gefechtes bei der Fütterung den mit einem dicken Knoten versehenen Anfang eines Bindegarns hinuntergeschlungen. Alle weiteren Schlingversuche waren vergeblich. Der Rest hing aus dem Schnabel und ein Auswürgen des bereits verschluckten Teils gelang auch nicht mehr. Ohne Eingriff wäre dieser Storch verhungert. So wurde Klein-Adebar zum Tierarzt gefahren, der mit einem scharfen Ruck die Schnur aus dem Bereich der Speiseröhre herauszog. Das war's. Eine halbe Stunde später saß unser kleiner Patient wieder im Kreise seiner Geschwister. Ob er aus dieser Erfahrung gelernt hat, bleibt ein Wunschtraum. Kein Traum wäre es, wenn es gelänge, Bindegarn nicht achtlos wegzuwerfen, sondern zu Hause zu entsorgen. Und wenn einer der Leser in einem Storchenlebensraum spazieren geht und solche Teile draußen findet, sollte er sie aufheben. Er würde dann wirksamen und aktiven Storchenschutz betreiben.
Die Geräusch- und Störungsempfindlichkeit unserer Störche - obwohl individuell sicher unterschiedlich - kann als sehr gering eingestuft werden. Alltagsgeräusche, hier sind vor allem der Straßenverkehr zu nennen, werden anstandslos "verkraftet". Laute menschliche Stimmen bedeuten für Adebar ebenso wenig eine Bedrohung wie der Geräuschpegel auf einem Bauernhof: Traktorgeknatter, Heugebläse, Maschinen aller Art. "Kirchenstörche" - d.h. solche, die auf Kirchtürmen oder Kirchendächern brüten - lassen sich vom Glockenläuten in keiner Weise beim Brutgeschäft stören. Selbst in der Nähe befindliche Sirenen werden bei der Auslösung eines Probealarms - und ein solcher findet einmal monatlich statt - toleriert. Um den Störchen diesen doch nicht unerheblichen Stress zuzumuten werden bei engem "Kontakt" zwischen Sirene und Storchennest die "Alarmierungsstellen" gebeten, in der Zeit der Anwesenheit der Störche auf die Auslösung der Sirene zu verzichten (Ausnahme bleibt natürlich ein Ernstfall). Auch Geräusche, die innerhalb des das Nest tragenden Gebäudes stattfinden, steckt der Storch zumindest äußerlich gut weg. So gibt es eine ganze Reihe von Fällen, bei denen während der Anwesenheit der Störche massive Umbauarbeiten durchgeführt wurden. Trotz wochenlangen Baulärms mit Presslufthämmern, Kompressoren und anderen "Krachmachern" wurde in keinem Fall die Brut aufgegeben. Selbst behutsame Arbeiten außerhalb des Gebäudes in nur wenigen Metern Entfernung zum Nest, werden akzeptiert. Auf alle Fälle ist bei solchen Maßnahmen die Genehmigung der Höheren Naturschutzbehörde einzuholen. Noch besser - und so wird es auch meist praktiziert - werden nötige Baumaßnahmen so terminiert, dass "Storchens" so wenig wie möglich gestört werden. Freie Bahn gibt es in der Regel von September bis Mitte März. Es gibt jedoch eine ganze Reihe von Störungen, bei denen die Störche panikartig reagieren und Brutaufgaben auch belegt werden konnten. Die Aufgabe des Neststandortes in Manching wurde mit dem regen Flugverkehr in der Einflugschneise eines Militärflughafens erklärt. Auch für das Böllerschießen in Nestnähe anlässlich von großen Familienfeiern sind Nestaufgaben belegt. Ich selbst war Zeuge, wie das Paar in Großenried das Storchennest fluchtartig verließ, als eine riesige Transportmaschine im Tiefflug über den Ort flog. Nach wenigen Minuten kehrten die Störche jedoch wieder zurück. Baukräne, deren Ausleger nahe ans Nest oder regelmäßig über das Nest schwenkten, führten ebenso zum Verlassen des Nestes und zur Brutaufgabe. In Oberhöchstädt im Landkreis Erlangen-Höchstadt überflog ein Heißluftballon in sehr niedriger Höhe das dortige Storchennest. Als dann noch der Brenner für kurze Zeit zündete, verließ der brütende Storch fluchtartig das Nest und erschien nicht wieder. Das Fahren mit Heißluftballonen ist zu einer sehr beliebten Betätigung geworden und offensichtlich werden dabei auch Storchennester sehr nahe an- oder überflogen, um einen Einblick ins Nest zu gewinnen. Eine Bitte an alle Ballonfahrer: Meiden sie besetzte Storchennester und sehen sie lieber Livebilder von unserer Webcam. Diese stört, wie sie sehen, die Störche in keiner Weise, gibt sie doch kein nennenswertes Geräusch von sich und bewegt sie sich doch auch nicht. Fazit: Dringendst zu vermeiden sind vor allem Bewegungen, die sich direkt über dem Nest oder in dessen Nähe ereignen. Strukturen, die während der Anwesenheit der Störche neu errichtet werden und das Nest deutlich überragen oder die sich über dem Nest bewegen können zur Aufgabe des Nestes führen. Besonders in der Zeit der Eiablage oder der Bebrütung sind diese Ereignisse besonders gefährlich. Befinden sich schon Junge im Nest, ist die Toleranzgrenze sicher höher, da hier der Bruttrieb den "imaginären Feind" überlagert und dann füttern vor fliehen kommt.
Durchnässte Vögel wirken deshalb regelrecht schmächtig gegenüber ihrem "Normalzustand", weil jegliche Luft zwischen Federn und Haut gewichen ist und das Federkleid nun wie eine eng anliegende Hose an den Körper gepresst ist. Ein Fliegen wäre unter diesen Voraussetzungen nicht möglich und selbst die Eltern haben bei dieser Wetterlage zu kämpfen, um eine größere Flugtrecke zurückzulegen. So kommt in diesen Tagen den horstnahen Wiesen und Teichen eine große Bedeutung zu. |