Storchenkamera
Dinkelsbühl
Storchentagebuch 2014
...was bisher geschah
Zum aktuellen Tagebucheintrag
*Zu den Tagebüchern
ab 2001*
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
Teil 1
Seit den letzten Maitagen des vergangenen Jahres
haben Sie an dieser Stelle im Tagebuch nichts mehr von mir gehört. Die
Eintragungen endeten mit traurigen Ereignissen und ebenso traurigen
Bildern zum Geschehen in den Storchennestern. Dabei handelte es sich
um zum größten Teil witterungsbedingte Abläufe, die viele von uns
fassungslos zurückließen und die dennoch durchaus in die Lebensabläufe
einer Tierart gehören und gehörten.
So mussten wir auch mit ansehen, wie das Leben im
Nest auf dem alten Rathaus in Dinkelsbühl erlosch und danach dennoch
alles so weiterlief wie wir es in den letzten Monaten über die Webcam
sehen konnten.
Unser Storchenpaar hat wieder einmal das
komplette Winterhalbjahr vor Ort verbracht und – soweit ich es
überblicke – kaum einen Tag an anderer Stelle verbracht als im Nest.
Die milde Witterung dieses Winters gab ja nun auch überhaupt keinen
Anlass, den Ort zu verlassen. Die Erreichbarkeit der Nahrung war also
diesmal überhaupt kein Problem. Nach ähnlichem Rezept versuchte allein
im Landkreis Ansbach bei etwa 25 Brutpaaren im Brutjahr 2013 knapp die
Hälfte aller Störche zu verfahren. Das bedeutet, dass an 12
Neststandorten fast durchweg Störche – meist die des Jahres 2013 –
angetroffen werden konnten. Auch in anderen Landesteilen von Bayern
und Baden-Württemberg nahm die Zahl überwinternder Störche zu. Und
wenn sich doch zum Abzug entschloss, führte die Reise meist nur bis
Frankreich und Spanien. Afrikaflieger sind mittlerweile unter den
„Weststörchen“ große Raritäten.
Nun zum aktuellen Geschehen und gleichzeitig zum
Anlass meiner „Wiederauferstehung“ an dieser Stelle.
|
21. Mrz 14 |
|
Unser Storchenpaar hat in der Nacht zum
heutigen Tag sein erstes Ei gelegt.
Das gute Stück
Wen wundert es, dass ein Überwinterer-Paar die
Gunst der Stunde nutzt und so früh wie möglich mit dem Brutgeschäft
beginnt. Für Dinkelsbühl ist der Beginn der Eiablage in der Nacht
vom 20. zum 21. März ein ausgemachter Rekordwert. Aber auch
mitteleuropäische Rekordwerte liegen da nicht viel anders. Seit der
Einrichtung von Webcams, die das Storchenleben so ziemlich lückenlos
übertragen können und häufig auch einen Blick auf das Gelege
ermöglichen, kennen wir früheste Legebeginne, die so um den 10. März
lagen. In Bornheim geschah dies heuer an einem Nest bereits am 9.
März und einige andere Brutstätten liegen ebenfalls in einem solchen
Bereich. Wir können also festhalten: Alle Bruten freilebender
Weißstörche, die noch in der ersten Märzdekade beginnen, sind
absolut rekordverdächtig. Und wenn wir die Entwicklung der letzten
Jahre und Jahrzehnte kurz überblicken, verschiebt sich dieser Wert
langsam, aber sicher immer weiter nach vorne:
Die Gründe liegen auf der Hand. Zug findet – wenn überhaupt – nur noch
über kürzere Distanzen statt. Konnte man vor 40 Jahren mit der
Rückkehr erster Störche ins fränkische Brutgebiet frühestens Ende
März, meist aber erst in der ersten Aprilhälfte rechnen, so kehren
heute die ersten „Zugstörche“ ab Mitte Februar in ihre Brutgebiete
zurück. Dies setzt einen völlig neuen Lebenszyklus voraus, der sich
in nur wenigen Jahrzehnten bei Storchens auch genetisch verankert
hat. Wer früher da ist, kann in der Folge auch früher mit der
Eiablage beginnen und wer überhaupt nicht wegzieht, hat natürlich
noch einmal bessere Karten. Ob sich das mit dem früheren Legebeginn
letztlich auch durchsetzt, werden die nächsten Jahrzehnte und
Jahrhunderte weisen. Wenn das mit der Klimaerwärmung stimmt und
sogar noch größere Ausmaße annimmt, wird dieser eingeschlagene Weg
sicher zum Erfolg führen und sich weiter etablieren und festsetzen.
|
31. Mrz. 14 |
|
Das Gelege in unserem Nest sollte mit dem
heutigen Tag komplett sein! Da Störche im Durchschnitt alle 2 Tage
ein neues Fortpflanzungsprodukt zu Wege bringen, käme ich damit auf
5, maximal 6 Eier im Gelge. Einige „Schnappschützen“ konnten in den
vergangenen Tagen diverse Bilder dem Gästebuch hinzufügen, auf denen
das Ansteigen der Eizahl mehr oder weniger deutlich sichtbar war.
Die im Augenblick – und dies geschieht ja in diesem Umfange schon
längere Zeit – gewählte Kameraeinstellung, lässt aber immer nur ganz
kurz und dann auch nicht immer in Gänze einen freien Blick auf die
Eier zu. Sei´s drum! Wir dürfen – denke ich – Carolas Scharfblick
und Carolas Beweisstück eines Schnappschusses vertrauen, auf dem
ziemlich eindeutig 5 Eier zu sehen sind. Das kommt auch den
Erwartungen und Werten eines potenten und erfahrenen Storchenpaares
sehr nahe. Die meisten unserer Weißstörche produzieren so um die 4
Eier. Dass auch 6 Eier in einem Gelege keine große Ausnahme
darstellen, ist ebenso bekannt und ein Dreiergelege kommt natürlich
auch recht häufig vor. Alles andere hingegen wäre dann aber schon
bemerkenswert. Weniger als 3 Eier und mehr als 6 sollten es eben
nicht gerade sein!
Sind es 5 Eier? Lupe bereithalten!
Hinter all diesen Überlegungen steht bei
Störchen und anderen Vögeln immer der Gedanke, seine
Eierlege-Kompetenz bestmöglich ins Spiel zu bringen, um die Zahl der
Nachkommen nicht schon bei Beginn der Fortpflanzungszeit unnötig zu
verringern. Das soll heißen, dass der Dinkelsbühler Storch – ohne
Wissen um den Verlauf der nächsten Monate (wie sollte er auch?) –
schon einmal so viele Eier, wie es seine momentane Verfassung,
Konstitution, Reifezustand etc. erlaubt, in sein Nest legt. Er
bringt also alle Kraft und alle vorhandenen Ressourcen ein, die ihm
dann in einem Monat einen zahlenmäßig optimalen Start ins
kindergemäße Elternleben erlauben.
Und danach beginnt der Ernst des Lebens! Da wir
alle wissen, dass fünf und mehr ausfliegende Jungstörche zu den
ornithologischen Kostbarkeiten – im Durchschnitt kommt dies bei
weniger als 1% aller Fälle vor – gehören, müssen und werden
biologische Konstanten einsetzen, die hier deutlich regulierend
eingreifen. Witterungsbedingte Katastrophen mussten die aufmerksamen
Webcamgucker schon mehrmals an diversen Storchennestern erleben.
Einzelschicksale konnten immer mal verschmerzt werden, doch
Totalausfälle – wie gerade im vergangenen Brutjahr – trafen viele
unter uns besonders hart und ließen Emotionen aufleben und nicht
selten aufkochen. Da kann es im Affekt verletzende oder
unverständliche Reaktionen geben, die durch brutale Bilder noch
verstärkt werden. Seien Sie versichert, dass auch mir solche
Erfahrungen und Erlebnisse nahe gehen, doch ich versuchte und
versuche nur, diese zu erklären und für Sie verständlicher zu
machen. Gehen wir also weiterhin vom besten Fall der Fälle aus und
drängen den Super-GAU des letzten Jahres weit nach hinten. 5 Eier
liegen also im Nest und die Chancen sind gut, dass auch 5 Junge aus
den Eiern schlüpfen werden.
Dies ist bis heute (bis zum Schlüpfen vergehen
schon noch einige Wochen!) so passiert, ohne dass ein treu sorgender
Storchenfritze, -vater, - papst oder – gockerer etwas hätte tun
müssen. Auch bei unseren Storchenfreunden wurde im Vorfeld der
Eiablage der leise Ruf laut, das Nest müsse gesäubert, ausgeräumt,
ja eben mal ausgeputzt werden. Frühjahrsputz im häuslichen,
menschlichen Umfeld mag ja im einen oder anderen Fall ganz hilfreich
und nützlich sein, aber sind solche Denkweisen auch auf unsere
Weißstörche übertragbar? Was würden Sie sagen, wenn ohne
Vorankündigung und ohne Sie zu fragen, Ihr lieber Nachbar anfinge,
bei Ihnen so richtig auszumisten und Ihre Sachen auf den Sperrmüll
brächte, um anschließend Ihre Wohnung nach seinen Vorstellungen
einzurichten? Sollte man einer seit rund 150 Millionen Jahren
existierenden Vogelart oder auf alle Vögel übertragen, einer seit
Jahrmillionen erfolgreich überlebenden Tierklasse, nicht zutrauen
dürfen, dass sie ihr eigenes Nest besser in Schwung hält als der
Storchenexperte?
Natürlich sieht ein Storchennest nach dem
Winterhalbjahr, in dem die Störche ja keinen Nestbautrieb ausleben
und damit nichts am Hut haben, ungepflegt und unwirtlich aus. Aber
diese dann wenig einladende Behausung erfüllt dennoch ganz und gar
ihren Zweck: Sie steht einfach nur so da! Lässt sich beregnen oder
beschneien oder - wie bei unseren Überwintererstörchen auf dem
Rathausdach – bietet schlicht und einfach einen Lande- und
Übernachtungsplatz. Mehr muss auch nicht sein und das wissen die
Störche. Deshalb investieren sie auch keine Sekunde in die
Nestpflege und verschwenden damit auch keine unnötige Energie in
einer Zeit, in der es seine Kräfte gut einzuteilen gilt.
Nun begann am 21. März die Dinkelsbühler
Storchendame mit der Eiablage! Da lag das arme Ei doch richtig auf
dem Präsentierteller! Ich gebe zu bedenken, dass viele Vögel ihre
besten Stücke auch dauerhaft mal auf den blanken Boden, auf
Felsgesims oder sogar auf den blanken Ast eines Baumes legen
(Feenseeschwalbe)! Doch nicht die Störche! Stimmt! Aber schon beim
zweiten Ei geschah in Dinkelsbühl Erwartetes! Die Eltern besannen
sich Ihres angeborenen Verhaltensmusters und umgaben ab dem zweiten
Ei den Brutbereich verstärkt mit Nistmaterial. Nun wächst auf dem
Nest der Vorjahre ein neues, kleineres Nest 2014. Es erfüllt schon
nach einem Tag „Bauzeit“ die Aufgaben, die es in dieser Brutzeit zu
erledigen gilt. Was hätte da ein vorheriger Nesteingriff bewirken
sollen? Nur Aktionismus und Beruhigung eines nicht vorhandenen
schlechten Gewissens? Wem gegenüber?
Inzwischen sieht das Nest vorzüglich aus. Kein
menschlicher Macher hätte das so hinbekommen. Hätten wir nicht schon
seit Wochen das Nest im Auge gehabt, käme jetzt doch keiner mehr auf
die Idee, am Nest etwas richten zu müssen oder zu sollen. Was ich
sagen will: Die besten Storchennestbauer und –renovierer sind die
Störche selbst! Da beißt die Maus keinen Faden ab!
Hier die wesentlichen Daten und Fakten des
bisherigen Brutgeschehens:
Ab dem 4. Ei sind die Daten nicht ganz
eindeutig durch Fakten belegt, doch genießen die erbrachten Belege
eine hohe wissenschaftliche Wahrscheinlichkeit.
Das 2. Ei |
Das 3. Ei |
Auch
hier sind die 3 Eier gut zu erkennen ..
Längere oder – selten – auch kürzere
Legeabstände ( 1 Tag oder 3 Tage und mehr) sind bekannt und belegt.
Die Regel sind aber 2 Tage.
Wie Sie längst wissen, brütet das Storchenpaar
abwechselnd, d. h. Männchen und Weibchen übernehmen grob jeweils zur
Hälfte die Aufgaben des Eierwärmens. Die Abwechslungen am Nest
vollziehen sich in einem meist mehrstündigen Turnus. Während der
„Nestschicht“ erhebt sich der Brüter etwa alle 20 bis 30 Minuten für
kurze Zeit, wendet die Eier, damit diese auch eine
Rundum-Wärmezufuhr erfahren und vertritt sich etwas die Beine, um
den Darm zu entleeren oder die eine oder andere Feder zu ordnen.
Erscheint die Ablösung, erfolgt eine kurze Begrüßung (kurzes
Schnabelgeklapper oder auch nicht), meist mitgebrachtes Nistmaterial
unterschiedlichster Ausstattung wird eingebaut, der diensthabende
Storch erhebt sich mehr oder weniger zeitnah vom Gelege und übergibt
formlos das Brüten an die Ablösung. So geschieht dies während der
Stunden des Tages in loser Abfolge, während der Nachtstunden
schließlich obliegt der Störchin die Aufgabe des Brütens. Da unsere
beiden Störche unberingt sind, ist die eindeutige Unterscheidung der
Rathausstörche geschlechtermäßig so im regelmäßigen Betrieb am Nest
nicht möglich. Wäre einer wenigstens beringt und hätten wir bei den
Paarungen gut aufgepasst, wären wir jetzt schlauer und könnten
sagen, dass der bei der Paarung unten stehende, beringte Storch das
Weibchen ist oder eben umgekehrt. Wären beide Störche – der eine
links, der andere rechts beringt – wäre die Sache ebenfalls klar.
Doch leider müssen wir die Gegebenheiten so hinnehmen, wie sie sind.
Auch vom Habitus, von der Physiognomie her, kann ich ebenfalls nur
wenig Unterscheidbares erkennen. Ich denke hier an die Körpergröße
generell, im Besonderen an die Schnabelhöhe und Schnabellänge usw.
Auch hat mindestens einer der Brutpartner (Männchen ?) eine
Angewohnheit, die er schon seit Jahren praktiziert: Er steht häufig
in den Brutpausen weniger im Nest als knapp daneben. Ich meine, dass
er häufig etwas Abstand nimmt und sich (von der Webcam aus
betrachtet) mal hinter, mal vor das Nest auf den Dachfirst des alten
Rathauses stellt. Von dort ordnet er auch schon die Zweige des
Nestes und vollführt seinen Nestbau von dieser ungewohnten Position
aus.
Dass unser Nest und sein Brut auch in den
nächsten Wochen immer mal bedroht werden können, liegt an Störchen,
die selbst kein Nest besitzen und auch keine Brutabsichten hegen
(Halbstarke!) und mal hier oder dort vorbeischauen, meist keine
bösen Absichten hegen und nur kurz für Unruhe sorgen. Ein
funktionierendes Paar hat solche Besucher stets im Griff. Doch gibt
es genug Beobachtungen, dass ein Fremdstorch ein schlecht
verteidigtes Nest erobert oder zumindest dort einen nicht
unerheblichen Schaden anrichten kann. Eiverluste oder Verletzungen
an Angreifer oder Verteidiger sind keine Seltenheit. Ein
Schnappschuss aus der Anfangszeit der Brut (21. März) zeigt eine
solche kurze Begegnung eines Fremdstorchs in unmittelbarer Nestnähe.
Ein fremder Besucher am Nest
Noch so viel als kleinen Appetitanreger: Den
Störchen geht es in diesem gerade begonnenen Brutjahr 2014 ganz,
ganz prächtig. Fast alle Nester des Vorjahres sind wieder besetzt
und in den meisten hat die Brut bereits begonnen oder steht kurz
davor. An manchen Orten, speziell an der Aisch, einem bedeutenden
Fluss in Mittelfranken, sind unsere Lieblingsvögel gerade dabei,
wahre Kolonien zu bilden. So sind in Uehlfeld derzeit 7 Paare fest
ansässig, ein achtes baute vor einigen Tagen an einem neuen Nest
herum. In Gerhardshofen und einem weiteren Teilort dieser Gemeinde
ist die Zahl der Brutpaare auf 6 emporgeschnellt. Zum Vergleich die
Zahlen der Brutpaare vor 3 Jahren an diesen Orten: 2, in Worten
zwei!
Freuen Sie sich also auf weitere schöne
Erlebnisse am Dinkelsbühler Nest! Was es sonst noch Interessantes
aus der Welt der Störche zu berichten gibt, lesen Sie natürlich
wieder aktuell in diesem Tagebuch!
|
17. Apr. 14 |
|
Wir nähern uns einem großen, manchmal aber auch
leidvollen Ereignis! An der neuen Kameraeinstellung konnten Sie
sofort erkennen, dass etwas Besonderes bevorsteht. Nachdem das erste
Ei bereits am 21. März im Nest lag, ab dem zweiten Ei (23. März) das
Brüten so richtig begann, kommen wir genau einen Monat später in die
Nähe des zu erwartenden Schlüpftermins. Da die Brutzeit mit genau
einem Monat etwas knapp berechnet ist, gebe ich noch zwei Tage dazu
und komme somit auf den 25. April als ungefähren Schlüpftermin für
Küken eins und/oder sogar Küken zwei. Die restlichen Jungen werden
dann in den Folgetagen das Licht der Welt erblicken. Also Ende
nächster Woche sollte das erste der im Ei heranwachsenden Küken dann
endlich auch für die Kamera sichtbar werden. Wir werden sehen! Was
in den 8 bis 9 Wochen danach im Nest geschieht, entzieht sich zum
Glück schon jetzt unserer Kenntnis. Und so werden wir es auch
belassen: Wir sind stille Beobachter und überlassen dem erfahrenen
Storchenpaar getrost seine Versuche, möglichst reichen Kindersegen
zu Wege zu bringen.
Die Kinderstube baut und richtet der Storch
selbst, das Futter beschafft Meister Adebar ebenfalls selbst und
ohne jegliche menschliche Unterstützung usw...Sie kennen die immer
wieder aufflammenden Wünsche und Anregungen, hier mal mehr, mal
weniger nachzuhelfen. Ein solches Unterfangen ist schlicht und
einfach sittenwidrig und bei der gegenwärtigen Situation des
Storchenbestandes durch nichts und gar nichts zu rechtfertigen. Im
Gegenteil: Durch übertriebene menschliche Hilfe im Bereich
Nest/Jungenaufzucht werden die Störche, die bereits einen Großteil
ihrer Distanz zum Menschen verloren haben weiter gestärkt gegenüber
der Gruppe, die bisher das Glück hatten von solchen Bedrohungen
verschont geblieben zu sein.
Noch ein paar Worte zur Kameraeinstellung: Es
werden nicht alle den gewählten Ausschnitt für der Weisheit letzten
Schluss halten. Da gebe ich Ihnen recht! Jedoch gibt es bei der Wahl
der Einstellungen keine stufenlosen Übergänge beim Zoomen, sondern
es existieren im Prinzip nur drei Wahlmöglichkeiten: Die
Naheinstellung, so wie sie im Augenblick läuft, dann die mittlere
Möglichkeit, so war es in den vergangenen Monaten und schließlich
noch eine sehr totale Möglichkeit, bei der das Nest und unsere
Hauptakteure lediglich winzig erscheinen und sehr viel von der
Nestumgebung zu sehen ist.
Dennoch werden Sie jetzt mit Freude den
Ereignissen entgegensehen und das Schlüpfen ganz hautnah erleben.
Die Brutzeit verlief bislang – von wenigen
Ausnahmen abgesehen – recht ruhig und komplikationslos. Einmal
erhielt ich Kenntnis von heftigen Kämpfen, jedoch wurden diese von
einem Fremdstorch verursachten Auseinandersetzungen um das Nest vom
angestammten Paar ohne Verluste pariert. Solche Raufereien gehen
meist ohne große Blessuren ab, aber gerade in Zeiten eines
steigenden Bestandes -
wie in den letzten Jahren – häufen sich solche Begegnungen. Für
später eintreffende Störche bleiben in der Regel nur noch die
zweitklassigen Satndorte für eigene Brutanstrengungen. Bessere
Karten haben häufig die Störche, die den ganzen Winter im Brutgebiet
zugebracht haben und damit den Störchen, die artgemäßes Verhalten an
den Tag legen, auch noch die besten Plätze vor der Nase
wegschnappen. Das Leben ist schon manchmal ungerecht!
Vom weiteren Aufwärtstrend der Störche - gerade
in Bayern - habe ich schon früher gesprochen. Vom Tiefststand in den
80er Jahren
des vergangenen Jahrhunderts bis heute sind noch nicht einmal
30 Jahre vergangen und dennoch hat sich der Bestand um über 500 %
erhöht. Gab es in den angesprochenen Achtzigern gerade noch so um
die 60 Paare in Bayern, waren es im vergangenen Jahr schon 325 und
auch 2014 wird es neue Rekordzahlen geben, die sicherlich deutlich
über dem Wert des letzten Jahres liegen werden. Auch „mein“
Landkreis Ansbach, der bayernweit 2013 mit 31 HPa (Horstpaare
allgemein) an der Spitze lag, wird 2014 weiter im Bestand steigen.
Mir sind bislang allein im Landkreis Ansbach weitere 4 neue
Brutpaare bekannt geworden. In Rothenburg haben sich heuer schon 2
Paare neu angesiedelt, weitere kommen in Haslach (Gemeinde
Dürrwangen) und in Neumühle (zwischen Weiltingen und Wilburgstetten)
noch dazu. Und so geht es landkreisweise weiter. Das Erfolgsmodell
„Weißstorch“ zeigt sich als ausgesprochener Opportunist. Ob es hier
nicht in absehbarer Zeit zu einem Umschwung kommen wird, der auch im
spanischen Überwinterungsgebiet zu suchen ist? Am Aufwärtstrend der
letzten Jahre und Jahrzehnte waren eindeutig die besseren
Überlebenschancen unserer Störche schuld. Außerdem ist in den
letzten Jahren eine weitere Entwicklung auffallend deutlich
geworden. Es gibt immer mehr Brutstörche, die bereits im Alter von 2
Jahren zur ersten Brut schreiten. Es gibt immer mehr einjährige
Störche, die bereits im weiteren Umfeld um ihr Geburtsgebiet
anzutreffen sind und im Jahr vor ihrer ersten Brut schon einmal die
Lage sondieren und nach geeigneten Nistpätzen Ausschau halten.
Solche Verhaltensmuster gab es bis in die schon mehrmals
angesprochenen Achtziger nicht zu beobachten. Da brüteten Störche
frühestens ab dem dritten, meist jedoch erst ab dem vierten
Lebensjahr. Und im Alter von erst 1 Jahr war man noch nicht im
späteren Brutgebiet anzutreffen. Da hielt man sich überwiegend in
Nord- und Westafrika auf, ein Überwinterungsgebiet der Weststörche,
das heute vollkommen aus der Mode gekommen ist. Nur noch sehr
vereinzelt überfliegen Weißstörche die Meerenge von Gibraltar
zwischen Europa und Afrika.
Eine kleine Auswahl von Schnappschüssen aus dem
Dinkelsbühler Storchennest soll die beiden vergangenen Wochen auch
optisch noch etwas bereichern.
Die
Gesamtfamilie mit 5 Eiern
Da war einer wieder beim Müllsammeln! |
Man findet Gefallen an der Nestausstattung |
|
|
Das Nest verändert täglich sein
Aussehen! Kaum noch Müll |
Und ab zur
Futtersuche |
|
|
Nest wieder sauber! Bis zum nächsten Mal |
Jetzt in Übergröße! 5 Eier! |
Das erste Nah-Bild
Störche bringen zu den Ablösungen stets Nistmaterial zur weiteren
Verbesserung des Nestklimas mit. Dabei stolpern sie im
Nahrungsgebiet natürlich häufig auch über unseren achtlos
weggeworfenen Zivilisationsmüll. Dass er Meister Adebar auch mal
reizt und zur vorübergehenden Verschönerung des Nestes als
Mitbringsel dient, kann man niemandem verübeln. Verpackungsmaterial
aller Art darf da getrost vernachlässigt werden. Ein alter
Zeitungsrest, Plastikbecher, Strumpfhosen, Arbeitshandschuhe, Tüten
aller Art gehören ebenso zu den lässlichen „Sünden“ wie
Plastikfetzen und größere oder kleinere Folienstücke. Solche Teile
geraten durch die Bewegungen des brütenden Vogels schnell wieder an
die Peripherie des Nestes, werden in den äußeren Bereich des Nestes
eingebaut und übernommen. Einzig Schnüre aller Art und Bindegarn aus
der Landwirtschaft können ernsthafte Verletzungen beim Nachwuchs und
auch bei den Eltern verursachen. Hier sind einzig die Landwirte in
der Pflicht, sorgsamer mit solchen Resten umzugehen und diese doch
bitte gefälligst zu Hause zu entsorgen. Leider fehlt manchem
Landmann hier die Umsicht und auch das nötige Verständnis für die
Folgen seiner „Taten“. Wer von Ihnen etwas Positives in dieser
Richtung tun möchte, sei dazu aufgefordert, sich bei seinen
Rundgängen in der manchmal vergewaltigten Natur mit einer Tüte zu
bewaffnen und ihm gefährlich Erscheinendes einfach mit heimzutragen
und selbst zu entsorgen. Viele Tiere werden es Ihnen danken! |
26. Apr. 14 |
|
Den aufmerksamen Beobachtern ist es natürlich
nicht entgangen! Es regt sich Nachwuchs in unserem Storchennest.
Wenn wir zurückrechnen bis zur Ablage des ersten Eies am 21. März
und dem dann folgenden „Zweitei“ am 23. März liegen unsere
Storcheneltern mit einer Brutzeit (vom 2. Ei an gerechnet) von 33-34
Tagen gut im Trend. Dass an einem Tag – wie nun geschehen – gleich 2
Küken schlüpfen, erhöht natürlich die Überlebenschancen aller
Beteiligten. Je geringer nämlich die Altersunterschiede innerhalb
der Jungenschar einer Brut sind, desto eher lässt sich der
Konkurrenzdruck innerhalb der Geschwisterchen ertragen. Schlüpft ein
Küken – in unserem Fall die Nummer 5 – erst eine Woche nach dem
„Erstling“, sind dessen Chancen im Überlebenskampf bereits am ersten
Lebenstag nahe Null. Je geringer dieser Abstand nun ausfällt, desto
besser sind die Chancen der zuletzt geschlüpften Jungen, mit den
anderen einigermaßen mitzuhalten. Kommen in dieser Zeit aber noch
andere negative Faktoren dazu, ich denke hier vor allem an
Nahrungsengpässe oder manchmal auch Witterungseinflüsse, ändert sich
das Zustandsbild sehr schnell in dramatischer Weise. So liegt es auf
der Hand, dass im Durchschnitt alle brütenden Storchenpaare
lediglich 2,5 Junge zum Ausfliegen bringen. Und das trotz einer
Gelegegröße von durchschnittlich fast 5 Eiern.
Berücksichtigt man die Lebenserwartung der
Weißstörche und das Durchschnittsalter der Brutpopulation, reichen 2
Junge pro Brutpaar aus, um den Bestand auf gleichem Niveau zu
halten. Liegen die Nachwuchsziffern höher, kann es zu einem
Bestandsanstieg kommen oder aber die überzähligen Probanten müssen
sich neue Lebensräume erschließen und abwandern. Liegen die
Nachwuchsziffern deutlich unter einem Durchschnittswert von 2,0
Jungen pro Brut, sollte der Bestand zurückgehen oder durch
Zuwanderer aus anderen Regionen aufgefrischt werden. Alle Varianten
haben die vergangenen Jahrzehnte mit sich gebracht. Im Moment sieht
es so aus, dass gerade die Jahrgänge zwischen 2009 und 2012 sehr
stark ausfielen und außerdem gerade die Jungen der genannten Jahre
eine sehr hohe Rückkehrrate und damit eine sehr geringe Verlustrate
bis zum Eintritt der Brutreife aufweisen. Im Klartext: Es haben in
den vergangenen Jahren (mit Ausnahme von 2013 – dieses Jahr ist aber
für den Bestand im Augenblick noch nicht spruchreif) viele Junge die
Nester verlassen und bis zum Eintritt der Geschlechtsreife (momentan
im Alter von 2 Jahren) überlebt. Diese Neueinsteiger besetzen nun
Plätze, die schon lange von den Störche geräumt waren oder sie
erschließen sich suboptimale Lebensräume mit allen damit verbundenen
Widrigkeiten (daraus resultierender schlechterer Bruterfolg).
In den nächsten Tagen werden die restlichen
Küken schlüpfen! Beobachten Sie bis dahin weiter so aufmerksam wie
bisher das Geschehen und achten Sie – auch mit Schnappschüssen zu
belegen! – die Zusammensetzung der von den Eltern eingetragenen
Nahrungstiere. Dies ist nicht immer ganz leicht, aber oft genügt es
ja schon, allein über die Größe der Beute etwas sagen zu können. Da
könnte es dann heißen: Kleintiere gefüttert, Junge haben gefressen –
oder Mäuse und Fische wurden gebracht, Altvögel haben die Nahrung
ausgewürgt, Junge haben nicht gefressen, Altstörche haben nach einer
Weile große Brocken wieder aufgenommen.
Sollten aus allen Eiern Junge schlüpfen,
bedeutet dies – wie Sie alle längst wissen – nicht automatisch, dass
auch 5 Junge ausfliegen werden. Das passiert so seit Millionen
Jahren, unabhängig davon, ob Nester jährlich einer meist völlig
unnötigen Reinigung unterzogen oder gar – was noch schlimmer ist –
durch gezielte Futterungen während der Jungenaufzucht eine heile
Welt vorgegaukelt wird und damit gegenüber Politikern und
Entscheidungsträgern in den Kommunen ein Argument aus der Hand
gegeben wird, nämlich in den Lebensraum zu investieren. Dann heißt
es in den Rathäusern: Was wollt ihr Naturschützer denn? Der Bau
weiterer Umgehungsstraßen, weiterer Industrieansiedlungen, weiterer
Gewerbeparks im Umfeld des Storchennestes kann doch gar nicht so
schlimm gewesen sein. Die Störche auf dem Rathausdach haben doch
heuer wieder 4 Junge zum Ausfliegen gebracht! Da füttern wir doch
munter weiter und bauen gleichzeitig ein zusätzliches
Industrieprojekt an den Stadtrand! Bei einer Vogelart wie unserem
Weißstorch, der eine durchschnittliche Lebenserwartung von etwa 10
Jahren aufzuweisen hat und dessen Höchstalter in Einzelfällen bis zu
35 (in Gefangenschaft bis 38 Jahre) reichen kann, bedeuten
Gelegegrößen von 5 Eiern, dass diese hohe Zahl bei den genannten
Konditionen auch gleichzeitig schon Verluste impliziert. Im
Vergleich dazu reicht verschiedenen Albatrossarten ein einziges Ei
und das nur alle zwei Jahre gelegt, um die Arten überleben zu
lassen. Im Umkehrschluss haben kleine Vogelarten (vor allem Meisen
und viele kleine Singvogelarten) mit einer sehr viel geringeren
Lebenserwartung und ungleich höheren Verlustraten durch Beutegreifer
und andere Einflüsse bis zu 10 und mehr Eier in einem Gelege und
dann bei sogar 2 Bruten im Jahr 20 und mehr gelegte Eier.
Machen Sie sich bitte diese Zusammenhänge bei
Ihrer Betrachtung der weiteren Vorgänge in unserem und in allen
anderen Storchen- und Vogelnestern bewusst. Es sind Verluste in der
Biologie eines Vogels einkalkuliert!
Margret gebührt der Dank, die ersten
Schnappschüsse des Nachwuchses ins Gästebuch gestellt zu haben. Ich
liefere hier die fotografischen Belege der vergangenen Tage:
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste |
Lass sehen, was du da versteckst! |
|
Ergänzung |
|
Das hätte ich heute am späten Vormittag noch
nicht erwartet! Nämlich, dass ich meinen heutigen Tagebucheintrag
einige Stunden später noch ergänzen darf. Es ist etwas nicht ganz
Alltägliches passiert! Im Laufe des 26. April ist es gleich noch zur
Geburt von Küken Nr. 3 gekommen. Aller guten Dinge sind also seit
heute Nachmittag 3! Nicht schlecht, Herr Storch! Das hätte ich in
dieser Massierung selbst nicht erwartet. Aber diese Verdichtung des
Schlüpfvorganges hat natürlich die im ersten Teil meines Eintrages
von heute Vormittag geweckten positiven Überlebenschancen noch einmal
deutlich erhöht. Drillinge an einem Tag stellen natürlich einen
optimalen Start ins Leben dar und wenn morgen – wie „margret“ im
Gästebuch orakelt – noch ein Zwillingspärchen dazustößt, wäre unser
Glück fast schon komplett! Aber wir wollen ja nicht das Unmögliche
erwarten. Auch jetzt schon lässt sich über die Ereignisse des
heutigen Tages nicht meckern! Das wollte ich am Abend auf alle Fälle
ebenfalls noch zum Ausdruck bringen.
Unverhofft kommt oft! Die Drillinge machen sich
auf den folgenden Schnappschüssen ganz hervorragend!
Hurra! Es sind schon Drillinge!!
|
29. Apr. 14 |
|
Aufregende Stunden liegen hinter uns. Der
Freude über die Drillinge vom 26. April folgte tags darauf das böse
Erwachen. Am Sonntagmorgen zeigte ein Blick zum Storchennest über
die Webcam, dass sich die Kamera – wie üblich – um 23 Uhr
abgeschaltet hatte, am nächsten Morgen aber ihren Betrieb nicht
wieder aufgenommen hatte. Dies kam in den vergangenen 13 Jahren
immer wieder mal vor, allerdings waren dies stets Einzelfälle, die
stets mit Misslichkeiten im und um das Nestgebäude selbst begründet
lagen. Als ich Carolas Gästebucheintrag – und von Carola weiß ich,
dass sie in Dinkelsbühl zu Hause ist –am frühen Sonntagvormittag
las, war mir schnell klar, dass der Kameraausfall mit dem von ihr
genannten Hagelunwetter vom Samstagabend in
direktem Zusammenhang stehen musste. Da die Kamera danach noch bis
23 Uhr sendete, konnte sie somit keinen Schaden genommen haben.
Aber was war wohl mit der Storchenfamilie
geschehen? Diese Ungewissheit ließ mir keine Ruhe. Da ich eh für den
Sonntag einen Termin in Ulm vor mir hatte, nutzte ich diese
Gelegenheit, um zur Museumseröffnung um 10 Uhr im Nestgebäude zu
sein. Auf dem Weg dorthin, waren die Spuren des Unwetters, das sich
genau über Dinkelsbühl ausgetobt hatte, noch deutlich zu sehen. Auf
Rasenflächen, am Rande der Straße und zwischen den eng
zusammengebauten Häusern der Altstadt türmte sich 14 Stunden nach
dem Unwetter noch der Hagel. In weniger als einer Stunde waren über
der Stadt 50 Liter Niederschlag auf den m² niedergegangen. Das kann
sich mal sehen lassen. Die mit dem Niederschlag verbundene
Gewitterzelle hatte dabei im Nestgebäude, dem heutigen Museum der
Geschichte, für diverse Stromausfälle gesorgt, die
vom Hausmeister am Sonntag nach und nach beseitigt werden konnten,
jedoch konnten er und ich, sowie später auch noch Andreas Kamm,
verantwortlich für die Technik der Webcam, die Stromversorgung unter
dem Dach des alten Rathauses nicht wiederherstellen. Da am Sonntag
auch kein Elektriker so ohne Umschweife zu organisieren war, stand
schnell fest, dass wir für mindestens einen Tag kein Bild aus dem
Nest werden sehen können. Von der Straße aus war am Verhalten der
Elternstörche in den wenigen Minuten meiner
Beobachtungsmöglichkeiten nichts Auffälliges zu erkennen. Ein Storch
lag im Nest – es regnete nur noch ganz leicht – er erhob sich
einmal, schaute konzentriert in die Nestmulde und signalisierte
damit, dass sich auf alle Fälle noch Leben im Nest regen musste.
Doch weitere Schlüsse waren aus dem Verhalten des Altstorches nicht
zu entnehmen. Also mussten wir alle hoffen, dass sich wenigstens am
Montag, dem 28. April, wieder Licht ins Dunkel bringen ließ. Es
dauerte dann aber doch bis zum Nachmittag. Die Bilder wurden wieder
sichtbar und als sich der diensthabende Altstorch zum ersten Mal
erhob, sah man, dass alle das Unwetter heil überstanden
hatten. Und mehr noch! In der Zeit der Dunkelheit war Küken
Nummer 4 geschlüpft (sicher nicht überraschend) und hatte
die Familie auf 6 Köpfe erhöht. Ei Nummer 5 lag und liegt auch heute
noch ziemlich unbeeindruckt neben den 4 Küken. Die Prognose könnte
lauten, dass dieses Ei wohl unbefruchtet geblieben ist und zu keinem
Nachwuchs mehr führt. Wenden wir uns also den verbliebenen
Vierlingen zu. Sie haben alle überlebt (beim Schlupf von Nummer 4
war allerdings das Unwetter bereits gelaufen)!
Da sage noch einmal irgend jemand etwas zum
Nest und seinen Zustand! Man hätte es reinigen und eine Drainage
legen müssen und manch anderer Blödsinn wurde da schon geäußert und
dann wird gefummelt auf Teufel komm raus! Dabei wissen die Störche
es allemal besser, wie man sein Zuhause gestalten muss. Wenn hier in
einer Stunde bei 50 Liter/m² Niederschlag soeben geschlüpfte Junge
keinen Schaden nehmen, dann kann doch nichts falsch gemacht worden
sein! Also freuen wir uns über diesen wunderschönen Ausgang einer
schlimmen Nacht. Ein Storchennest bei Regenwetter muss nicht einer
gefließten Doppelgarage gleichen. Da wird man schon mal dreckig!
Auch die Eltern bringen von ihren Nahrungssuchausflügen häufig
schmutzige Beine mit. Dies spricht dann dafür, dass sie zur
Nahrungssuche in einem der nicht ganz mit Wasser gefüllten
Fischteiche der Umgebung auf Nahrungssuche waren. Doch der Regen hat
im Augenblick auch positive Auswirkungen auf die Brut gebracht. Es
gibt wieder Regenwürmer und es haben sich wieder Pfützen gebildet.
An sanft geneigten Ackerflächen am Stadtrand von Dinkelsbühl sind
kleine Muren abgegangen, die zeigen mit welcher Gewalt sich an
manchen Stellen das Wasser Bahn gebrochen hat. Viele Keller liefen
außerdem voll und mussten leergepumpt werden. Meister Adebar jedoch
war bei alledem stets im Bilde und umschiffte die heikle Situation
bravourös.
Ich bleibe bei meiner Linie, was die
Nestkosmetik und Nesthygiene angeht! Egal ob es regnet oder nicht!
Ohne Grund wird nichts, aber auch gar nichts herumgepfuscht. Alle,
die in Nestern herumgraben und das entnommene Material durch
„Fremdstoffe“ ersetzen und die riesigen Kuhlen anschließend
zustopfen, tun dies so und so gegen bestehende Gesetze und sollten
mit einem ordentlichen Bußgeld belegt werden.
Sie sehen, dass ich mich schon wieder wegen
dieses Themas tierisch aufrege! Sorry! Es bringt ja leider nichts,
deshalb schnell zum Erfreulichen. Vier Junge sind nicht schlecht!
Sollte es bei dieser Zahl für den Augenblick bleiben, könnte man
nicht meckern. Werden es im Laufe der Aufzucht der Jungen weniger,
liegt es sicher nicht am Zustand des Nestes. Über dieses haben – wie
wir alle beobachten können – 2 erfahrene und gesunde Elterntiere das
Regiment und sie bedürfen weder guter Ratschläge noch sind sie auf
irgendeine Unterstützung wohlmeinender Tier- oder Vogelschützer im
Umkreis ihres Nestes angewiesen.
Junge Storchenküken haben in der ersten
Lebenswoche kein weißes Dunenkleid, sondern ein graues! Das ist
immer so! Wenn es nass ist, ist es dunkelgrau. Beim Trocknen wird es
schon wieder heller. Nach den ersten Lebenstagen wechseln unsere
neuen Erdenbürger schnell mal in ein zweites Dunenkleid. Dieses kann
man dann – verglichen mit dem ersten – schon als weiß gefärbt
bezeichnen. Wird es irgendwann einmal schwarz – so ähnlich wie im
vergangenen Jahr – dann stimmt etwas nicht! Doch mit dem Wetter und
dem Zustand des Nestes hatte diese Verfärbung – und ich sage es zum
letzten Mal – überhaupt nichts zu tun. Das Nest war in der
fraglichen Zeitz nämlich strohtrocken und es hatte keinen Tropfen
geregnet! So! Woher dieser klebrige und wie Teer anmutende „Kleber“
kam, wird ein Geheimnis der Störche bleiben! Und das ist auch gut
so! Man muss nicht alles wissen und erklären können, um sich dennoch
über das Wachsen und Gedeihen oder Nicht-Gedeihen der Storchenküken
zu freuen oder auch mit ihnen zu leiden.
Einige Bilder, die nach dem Unwetter und nach
Wiederbeginn der Übertragung nach 36 Stunden Sendepause entstanden,
sollen die Großfamilie in aller Form würdigen. Noch ein Rat an alle
lieben Beobachter: Seien Sie ganz entspannt bei Ihrem Tun. Regen Sie
sich bitte nicht auf! Einige Plastikteile richten keinen Schaden an.
Sie sind mal zu sehen, dann sind sie wieder verschwunden. Vom Winde
verweht, von den Störchen an den Nestrand bugsiert, ins Nest
eingearbeitet oder ähnlich. Mehr kann da nicht passieren. Und wenn
die sie erregenden Teile wieder verschwunden sind, kann es
passieren, dass bei der nächsten Landung schon wieder die nächste
Aufregung in Form neuer Mitbringsel droht. Und diese gehen dann
einen ähnlichen Weg! Hier bedeutet also mehr Gelassenheit auch für
sie mehr Gewinn an der Beobachtung. Es passiert durch Plastikfetzen
rein gar nichts.
An den großen Müllplätzen in Spanien werden
unsere Vierlinge – sollten sie überleben – im Herbst einige Monate
zubringen. Sie werden durch Berge von Müll waten, sie werden sich
mit Abfällen vollstopfen, sie werden die Brühe trinken, die den
Müllbergen entströmt, einige ihrer Reisebegleiter werden sich auch
an Flaschenverschlüssen oder Scherben verletzen, sich die eine oder
andere Plastiktüte um den Kopf wickeln und ihr nicht mehr entkommen,
aber insgesamt werden sie an diesem für uns so unwirtlichen Platz
dick und fett wie die Made im Speck und sie werden insgesamt aus
dieser Art der Überwinterung mehr Nutzen ziehen als Schaden nehmen.
Was machen bei 10000 Müllplatzbesuchern die wenigen Opfer oder
Verletzten? Der Opportunist Weißstorch weiß um seinen Vorteil und da
sind einige Verluste nebensächlich und leicht verschmerzbar. Aber
dies hatten wir schon bei einem anderen Thema! Wenn sie von einer
spanischen Müllkippe eine Liveübertragung erleben könnten, würden
sie die Geschehnisse am Dinkelsbühler Storchennest mit anderen Augen
sehen.
Seien Sie also entspannter – und hier
wiederhole ich mich gerne! Bei uns liegen Sie auf alle Fälle
richtig! Hier darf Storch noch Storch sein! Er darf sein Nest selber
bauen, er darf bei Regen seine Jungen selbst aufziehen, er darf sie
sogar ganz alleine füttern, er wird bei Kälte nicht gewärmt und bei
Hitze nicht mit einem Dächlein beschattet, er muss keine
Eintagsküken fressen und er wird auch nicht gezwungen, seinen
Nachwuchs mit Gewalt und unter Zwang großzuziehen. Sie fragen sich,
was erzählt der Tagebuchschreiber da? Es sind nur Begebenheiten, die
dort passieren und passierten, wo man sich über Gesetze und
Naturschutzgedanken hinwegsetzt!
Freudiges Ereignis! 4
Junge und 1 Ei
Trotz Unwetters keine
Verluste
|
Das kleinste Küken auf Abwegen!?
|
Unter doppelter Beobachtung
|
Viele Beine!
|
.
Den dicken Fisch esse ich lieber selbst
|
Da will sich einer verstecken!
|
Schon
besser!
|
7. Mai 14 |
|
10 Tage sind vergangen, seit unser Trio die
schützende Eischale verlassen hat, 9 Tage sind es bei Küken Nummer
4. Zeit, wieder einen kleinen Zwischenbericht zu geben. Die 50 Liter
Niederschlag auf den Quadratmeter in Form von Hagel hat die Familie
– zum Erstaunen vieler – ohne Blessuren überstanden. Danach fielen
bis heute zwar weitere 15 Liter Regen, jedoch auf viele Tage
verteilt und bei „angenehmen“ Temperaturen von knapp unter 10 bis
knapp über 20 Grad. Und dann gibt es ja auch noch die beiden
Altstörche, die bei kleinsten Niederschlagsmengen und kühlen
Temperaturen sofort ihren Nachwuchs bedecken und dadurch natürlich
auch wärmen. Ein spärlicher befiederter Bauchbereich gibt da 41 Grad
Wärme ab! Das dürfen Sie bei allen Wetterkapriolen nicht vergessen!
So schnell unterkühlen Jungstörche, die von ihren Eltern noch locker
bedeckt werden können, nicht. Im vergangenen Jahr, einem so
genannten Katastrophenjahr, litten besonders die Jungen im Alter von
3-4 Wochen unter Dauerregen und Dauerkälte. Der Nachwuchs war
bereits so groß, dass bei einer Brutgröße von 3 oder 4 Jungen nie
mehr die gesamte Nestbesatzung unter die Fittiche genommen werden
konnte und auf der anderen Seite hatte das Federwachstum noch nicht
in dem Maße eingesetzt, dass die Federn alleine den Wärmeschutz
besorgen konnten. Dumm gelaufen! Ein hoher Prozentsatz des
Nachwuchses starb. Dies war schon immer so und es werden wieder
solche Jahre kommen. Was ich im Gästebuch noch so las, bezog sich
auf die Farbe der jungen Störche. Ich wiederhole mich hier gerne:
Das erste Dunenkleid – man trägt es eine gute Woche – ist nicht
weiß, sondern grau. Graue Küken sind deshalb nicht von einer
Krankheit bedroht, sondern schlicht und einfach noch so jung, dass
sie gar nicht anders aussehen können. Und selbst wenn dies ein
Zeichen von Krankheit wäre, ändert es am Umstand unserer
Beobachtungs- und Sichtweise nichts. Dann sterben sie im schlimmsten
Fall. Es sind keine Menschen und auch keine Haustiere, die man in
solchen Fällen in der Regel einer ärztlichen Versorgung zuführen
würde. Alles, was Sie an anderen Nestern in dieser Beziehung lesen
oder sehen mussten, dürfen Sie getrost als schwerwiegende, von
keinem Gesetz gedeckte Manipulation an wildlebenden Tieren abhaken
und als Beitrag zur Verhausschweinung des Weißstorchs anerkennen.
Ich habe solche Begriffe immer wieder in meinem Tagebuch einfließen
lassen, sie stammen keineswegs von mir, sondern sind von namhaften
Biologen und anerkannten Wissenschaftlern in diesem Zusammenhang in
die Literatur eingeführt worden. Der Weißstorch ist bereits durch
die vielen Missgriffe auf dem Wege in diese Richtung, nämlich ein
Haustier zu werden. Man gestaltet
die Nester unter menschlichen Aspekten (sauber und
ordentlich), man bringt viele Weißstorcheltern durch Zugabe von
Mastfutter zu optimalen Nachwuchsergebnissen, man meint, den
Nachwuchs vor Witterungsunbilden durch Aushorstung schützen oder
retten zu müssen, man führt ihm Arzeimittel zu, man züchtet ihn
(teilweise immer noch) in dubiosen Wildparks und Zoos, um durch
seine Zur-Schau-Stellung ein Einnahme-Plus zu erzielen, man hält ihn
sich also als Einnahmequelle, man verändert dadurch seine
ursprüngliche genetische Ausstattung, man schlachtet ihn bislang
(noch) nicht.
Zur „Sauberkeit“ des Nestes: Das Nest verändert
sein Aussehen täglich. Wie manche richtig bemerken, gibt es da von
Neststandort zu Neststandort Unterschiede im Erscheinungsbild
(menschlich betrachtet!). Aber diese menschliche Sicht ist leider im
Umgang mit Wildtieren und auch sonst eine völlig verfehlte
Sichtweise. Nicht was Sie für angenehm und schön empfinden ist gut,
sondern das, was die Storcheneltern durch ihr Handeln zeigen,
entspricht ihren angeborenen Verhaltensrichtlinien. Muss ein Nest
immer sauber sein? Was ist in diesem Zusammenhang sauber? Störche
bringen nun von sich aus nie einen Ballen Stroh (nicht am Stück) ins
Nest. Da sind schon immer mal Bestandteile trockenen Grases,
Altschilfhalme etc. darunter. Aber wenn beim „Nestputz“ weite Teile
der Nestmulde entnommen und durch Fremdmaterial (riesige Mengen
Stroh) ersetzt werden, ist das Nest wieder ordentlich und sauber,
aber ob es den Störchen so gefällt? Störche bauen jedes Jahr auf die
Nester der Vorjahre ein neues Nest. Sie konnten das schon oft
erleben. Im Winterhalbjahr sieht das Nest anders aus als während der
Brutzeit. So kommen auf das Altnest ab März bis zu einem halben
Meter neues Material. Im Nest der Vorjahre wird kein zweites Mal
gebrütet. Das alte Nest dient nur als Unterlage und Verankerung für
die neue Nestgeneration. Den Storch interessiert nicht, was da unter
ihm passierte, wie viele tote Junge da schon begraben liegen oder
welches Material er oder seine Vorbrüter schon alles hinterlassen
haben. Ihn interssiert nur die letzte Schicht. Selbst die verändert
sich täglich. Sie sackt durch Witterungseinflüsse natürlich wieder
zusammen und wird später durch die Aktivität der Jungen mehr und
mehr verdichtet, so dass am Ende der Brutzeit vielleicht 20
Zentimeter Zuwachs verbleiben. Und dies wiederholt sich schließlich
über Jahre und Jahrzehnte. Lässt man die Störche gewähren, werden
solche Niststätten locker mal 2 Meter hoch und 1 Tonne schwer. Wenn
dadurch niemand gefährdet wird, ist dies eine feine Sache und darf
so bleiben. Leidet das Gebäude, auf dem das Nest sich befindet unter
der Last oder besteht die Gefahr des Absturzes, darf natürlich
außerhalb der Brutzeit korrigiert werden. Ein Abtragen der
Storchenburg auf ein ungefährliches Maß hat noch nie geschadet und
wird auch von mir unterstützt und durchgeführt. Aber das reicht alle
20 bis 30 Jahre einmal. Übrigens: Das höchste Storchennest – es
steht oder stand in Spanien – maß von der Nestunterlage bis zum
Oberrand des Nestes 3,50 Meter. Und es wurde erfolgreich darin
gebrütet. Es muss doch einen Grund geben, warum Störche ihr Nest
stets weiter ausbauen und sich nicht in jedem Jahr einen neuen
Neststandort suchen und ein neues bauen? Wer am Nest herumfummelt
und dieses in jedem Jahr ausputzt oder reinigt (warum auch immer?),
handelt diesem Storchen-Verhalten entgegen. In solchen Fällen hört
man als Begründung oft das Wort „Plastik“! Gemeint ist die Tatsache,
dass Meister Adebar sein Nest mit Material ausstattet, das wir für
nicht geeignet halten. Da gehören offensichtlich Tüten und
Behältnisse großer Fastfood-Ketten ebenso dazu wie
Verpackungsmaterial großer Discounter, Folien aus der Landwirtschaft
und eben alles, was „Mensch“ draußen so wegwirft. Wir konnten dies
heuer auch schon mehrmals an unserem Nest beobachten. Das war am
einen Tag regelrecht zugemüllt, am nächsten sah man von alledem
schon nichts mehr. Dass Adebar damit seine Jungen zudeckt oder ihnen
eine saubere Unterlage bieten möchte, steht bestimmt nicht in seiner
Absicht. Im Laufe weniger Stunden wandern die „Fremdkörper“ fast
immer an den Nestrand, werden dort ins Nistmaterial eingearbeitet
und somit aus dem Bereich der Jungen entfernt. Gleiches geschah
jüngst mit einer blauen Schnur oder einem Stück Bindegarn, das ins
Nest gebracht wurde, nach einigen, bei manchen Angst verbreitenden
Stunden geriet es immer mehr an den Nestrand und wurde dort mit
mitgebrachtem Nistmaterial verbaut. Heute Mittag ragt gerade noch
ein wenige Zentimeter langes Stückchen aus dem Gewirr der Zweige am
Nestrand. Ein solches Teil kann natürlich auch gefährlich werden.
Junge können sich darin verheddern, Extremitäten ab- und
einschnüren! Ich habe solches schon mehrmals erlebt. Es sind keine
schönen Anblicke! Kann man es durch ein Ausputzen des Nestes
verhindern? Nein! Solche Mitbringsel kommen fast täglich neu ins
Nest und dann müsste der Aktivist unter den Tierschützern schon
tägliche Reinigungsarbeiten ausführen! Oder es kommt doch zum Fall
der Fälle! Störche werden gleich in Stallungen gehalten..
Verhausschweinung des Weißstorches (siehe frühere Einträge und
oben!).
Wer sich vermüllte Nester mit allen nur
erdenklichen Fischfangutensilien einmal ansehen möchte, besuche eine
der großen Seevogelkolonien im Atlantik oder sonstwo auf der Welt!
Es genügt auch schon ein kleiner Rundgang über den Klippen auf
Helgoland. Was sich da in den Nestern der Basstölpel
beobachten lässt, ist Grauen pur. Von Nestsäuberungen dort ist mir
nichts bekannt, man kann dort auch schlechter agieren als an einem
leicht zugänglichen Storchennest.
In einem Storchennest ertrinken bei Regen nach
landläufiger Meinung viele Storchenjunge. Schuld daran sei der
schlechte Wasserabfluss bei Extremwetterereignissen. In unserem
ungesäuberten Nest bei 50 Liter Niederschlag in einer Stunde ist
nachweislich keines der Küken ertrunken. Glück gehabt? Vielleicht!
Aber wohin soll denn das Wasser fließen. Wasser fließt immer nach
unten! Da das Storchennest keine tiefe Nestmulde besitzt, fließt es
immer durch das Innere des Nestes oder über den Nestrand. Da bildet
sich kurzzeitig eine kleine Pfütze, die Jungen werden nass, aber sie
ertrinken nicht. Der Tod tritt stets als Folge der Nässe, der Kälte,
der Inaktivität der Eltern (eingeschränkte Nahrungssuche etc.) ein.
Seit 1993 flogen in unserem Nest zweimal 4
Junge aus (2003 und 2012), in allen anderen Jahren war die
Ausflugrate stets geringer. In 21 möglichen Brutjahren (1993-2013)
flogen insgesamt 30 Junge aus. Dabei verteilen sich die
Nachwuchsziffern wie folgt: kein Bruterfolg/also keine Jungen/8 mal
– 1 Junges/2 mal – 2 Junge/7 mal – 3 Junge/2 mal – 4 Junge/2 mal
Es fällt auf, dass es immerhin 8 Bruten gab, in
denen die Paare keine Jungen zum Ausfliegen brachten. Berechnen wir
noch die durchschnittliche Jungenzahl pro begonnener Brut (JZa)
ergibt sich ein Wert von 1,48. Nehmen wir nur die erfolgreichen
Bruten (13) errechne ich eine Jungenzahl/pro erfolgreiche Brut (JZm)
von 2,48.
Was ich damit sagen will: An vielen Brutorten,
für die langjährige Statistiken vorliegen, sieht es ähnlich aus.
Wenn die Datenreihen sogar noch länger sind (es gibt einige Orte in
meinem Umfeld, in denen fast 50 Jahre durchgehend überblickt werden
können), sind die daraus gewonnenen Erkenntnisse noch wertvoller. In
optimalen Biotopen, also an optimalen Storchenorten, liegen die für
Dinkelsbühl genannten Werte deutlich besser. Eine Jungenzahl
allgemein (JZa) von 2,5 und höher ist für solche Orte möglich. Und
bei Berücksichtigung nur der erfolgreichen Bruten (JZm) finden wir
Werte von über 3,0.
Im Gegensatz dazu bieten auch viele Orte noch
wesentlich schlechtere Ergebnisse. Sie sind beispielsweise nicht
einmal regelmäßig besetzt, liegen in einem nahrungs- und damit
biotopmäßig noch schlechteren Umfeld als es Dinkelsbühl zu bieten
vermag. Da sind dann schon JZa-Werte unter oder knapp über 1 möglich
oder JZm von unter 2.
Das sieht sehr nach Statistik aus! Ich möchte
Ihnen aber nur aufzeigen, dass im Dinkelsbühler Nest seit 1993 nur
in 4 Jahren mehr als 2 Storchenjunge zum Ausfliegen kamen. In 17
Jahren lag der Wert zwischen 0 und 2. Heuer liegen nun bislang 4
Junge im Nest. Das 5. Ei war wohl unbefruchtet und ist nicht mehr im
Blickfeld der Kamera. Wahrscheinlich ist es – wie so vieles im Nest
– längst überbaut, d. h. von eingetragenem Nistmaterial zugedeckt.
Häufig wird es auch durch die Aktivität der Jungen aus dem Sichtfeld
gerückt. Macht nichts! Bleiben also 4 geschlüpfte Küken. Nummer 1-3
geben sich an Größe wenig, sind sie doch alle am selben Tag (26.4.)
geschlüpft. Küken Nummer 4 folgte (leider gab es in dieser Phase den
beschriebenen 36 Stunden-Bildausfall) im Verlauf des 27.4.,
spätestens aber in den Vormittagsstunden des 28. April. Das genaue
Datum ist für unsere Erkenntnisse zweitrangig. Fakt ist aber, dass
Küken Nr. 4 in der Entwicklung ganz eindeutig gegenüber seinen
Geschwistern zurückliegt. Für Nr. 1 bis Nr. 3 sind die
Überlebens-Prognosen eindeutig besser als für unseren Benjamin.
Überlebt er auch die nächsten Wochen, wäre dies eine Sensation und
Freude für die gesamte Nestgemeinde. Sie erinnern sich: Nur in 2
Jahren (von 21) gab es 4 ausfliegende Junge im Dinkelsbühler
Storchennest und 3 Junge gab es ebenfalls nur in 2 weiteren
Brutjahren.
Verschwinden Junge im Alter von wenigen Tagen
bis vielleicht zur 3. Lebenswoche, sind sie nie aus dem Nest
gefallen! Junge fallen nicht aus dem Nest, sie begehen also weder
Selbstmord noch passiert dies durch einen irgendwie gearteten
Unfall. War ein Junges gestern noch am Leben und fehlt plötzlich,
haben es die Eltern aus dem Nest geworfen oder – bei kleinerer Größe
– einfach gefressen. So hat der Tod wenigstens noch eine Nutzen,
denn Kalorien und Ressourcen werden in der Tierwelt nicht so einfach
verschleudert. Das Hinauswerfen passiert also in der Regel bei
Jungen, die nicht mehr so leicht hinunter zu würgen sind. Ab der
dritten Lebenswoche wird dies aber für die Eltern schwierig, sie
zerren den Kadaver an den Nestrand und versuchen ihn über Bord zu
werfen. Sperrige Äste verhindern nicht selten das Abwerfen, der
Kadaver hängt dann halb im Nest halb außerhalb und geht dann dort
den Weg des Vergänglichen. Haben größere Junge das Zeitliche
gesegnet, verbleiben sie einfach im Nest und der Verwesungsprozess
setzt eben dann dort ein. Nach wenigen Tagen erledigt sich der Fall
bei Sommerhitze wie von selbst. So lange es noch lebende Junge im
Nest gibt, werden diese selbstverständlich von ihren Eltern
weitergefüttert, egal ob tote Geschwisterchen im Nest verbleiben
oder nicht. Man muss sie nicht herausholen, man darf es auch gar
nicht! Weshalb auch? Stirbt die gesamte Nestbesatzung auf einmal,
sinkt bei den nun kinderlosen Paaren die Bindung zum Nest und man
hat (vermenschlicht) den Eindruck, sie würden sich ekeln! Dem ist
aber sicher nicht so! Sie sind einfach von heute auf morgen
„arbeitslos“ geworden und stellen ihren Lebensrhythmus eben um.
Vom Wetter her brauchen wir uns die nächste
Zeit keine Sorgen zu machen. Wenn es nicht ununterbrochen regnet,
gibt es keinen Grund zur Sorge. Wenn es tagsüber mehr als 10 Grad
Höchsttemperatur und mehr hat, ist ebenfalls alles in Ordnung.
Selbst eine Kombination aus Regen und Kälte, die nicht von sehr
langer Dauer ist und/oder immer mal von Trockenphasen unterbrochen
wird, gibt ebenfallls nicht zur Sorge Anlass. Der eingebrachte Müll
sieht manchmal bedrohlich aus, wird aber verarbeitet und
verschwindet auch wieder im riesigen Nest. Bei einigen Kubikmetern
Nistmaterial dürfen Sie einiges an Zivilisationsmüll gerne
vernachlässigen! Junge ertrinken deswegen nicht im Nest!
Und schließlich fallen Junge – es sei denn, sie
stehen unmittelbar vor dem Ausfliegen – nie aus dem Nest. Das
besorgen die Eltern schon selbst! Tote Junge, die im Nest
verbleiben, stellen keine Gefährdung für die überlebenden
Geschwister dar!
Drei ausfliegende Junge in Dinkelsbühl sind
eine Zahl, die über dem Durchschnitt der vergangenen 21 Jahre liegt.
Küken Nummer 4 ist noch lange nicht über dem Berg, mit seinem
Ableben kann und muss jederzeit gerechnet werden. Dies bedeutet
jedoch keine Katastrophe, sondern passiert in (fast) jedem
Storchennest in (fast) jedem Jahr.
Immer wieder mal etwas Regen erleichtert den
Eltern sogar die Nahrungsbeschaffung!
Nun sind Sie wieder umfassend informiert!
Schreiben Sie weiter eifrig ins Tagebuch und fügen Sie auch weiter
Schnappschüsse aus dem Nestgeschehen bei. Sie helfen dabei mir,
meine Beiträge informativ und aussagekräftig zu illustrieren. Manche
„Motzer“ und „Beleidiger“ straft man am besten durch Ignoranz. Ich
musste das in den vergangenen Jahren auch erst lernen und habe
deshalb nicht selten gelitten. Manchen Schreibern geht es nur darum,
Unruhe zu schüren oder zu stiften, mehr nicht! In diesem Sinne Kopf
hoch und unverzagt ans Werk!
Zum Schluss einige Schnappschüsse von
verschiedenen Usern! Das macht einen Tagebucheintrag erst zum
Gewinn.
Die Jungenschar am 1. Mai |
Wärmepyramide am 1. Mai |
Im
Nest am 3. Mai vormittags weit und breit keine blaue Gefahr!
Einige
Stunden später leuchtet das blaue Band!
Am 4.5. wurde wohl gemäht |
Tschüss, Papa! |
Wir haben
Hunger!
Da will einer am 5. Mai hoch
hinaus! |
Die Jungenschar wird langsam weiß!
So am 6. Mai |
Jeden Tag ein wenig wei(s)ßer! So am 7. Mai
|
Zum aktuellen Tagebucheintrag
*Zu den Tagebüchern
ab 2001*
Zur
Storchenkamera
Hier können Sie unsere
Seiten bewerten!
Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere
Spenden
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
|