Storchenkamera Dinkelsbühl

Storchentagebuch 2013
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 1

27. Apr.13

Aller Anfang ist (wieder) schwer! Lassen Sie mich heute nach einer fast einjährigen Denkpause einen neuen Tagebuchjahrgang beginnen.

Nach vielen Jahren konsequenter und fast täglicher Einträge auf dieser Website konnte ich mich natürlich damit aus der Affaire ziehen, dass fast alles im Leben der Störche schon einmal beschrieben, gedeutet und damit auch gesagt war.

Dass in der Zwischenzeit die Seherinnen und Seher sowie die User allgemein über einen ständig wachsenden Wissensschatz verfügen und diesen auch im Gästebuch kommunizierten, hat meine Trägheit in Sachen Tagebuch natürlich nicht wesentlich reduzieren können. Dafür bitte ich alle um Verständnis!

Das Team der Storchenkamera Dinkelsbühl steht nach wie vor unverändert. Die Technik in bewährten Händen von Andreas Kamm liefert uneingeschränkt ein lückenloses Bild vom Nestgeschehen, Ausfälle kamen nicht vor und wenn, dann nur für kurze Zeit und stets durch Vorgänge bedingt, die innerhalb des Nestgebäudes lagen und somit hausgemacht waren.

Unsere Kamera ist inzwischen auch in die Jahre gekommen und nun ununterbrochen seit 2001 im Einsatz. Dennoch kam man sagen, dass das Bild, das sie liefert, immer noch im weiten Feld der Webcams – und im Besonderen der Storchenwebcams – eine gute Figur abgibt. Dass ein Livestream – obwohl immer mal angekündigt – nie zustande kam, lag einzig an der mangelnden Überrtagungskapazität der Internetverbindung im Nestgebäude und mittlerweile geht sie uns auch gar nicht mehr so ab.

Wenn Sie einmal auf der Website www.storchencam.eu schmökern, werden Sie schnell feststellen, in welchem Maße Storchenkameras wie Pilze aus dem Boden geschossen sind und weiter schießen. Gerade diese Tatsache hat nun meinen Entschluss, das Tagebuch weiterzuführen, wieder aufleben lassen. War unser Ansatz und eine wesentliche Daseinsberechtigung für unsere Einrichtung doch der Anspruch, uns in einer begleitenden und helfenden Form von fast allen anderen „Werbeveranstaltungen“ in Sachen Storch abzuheben. Mit anderen Worten: Wer Lebensabläufe in der Natur in dieser entlarvenden Nähe und manchmal auch Grausamkeit darstellt, kann dies nach meiner Meinung nur in Verbindung mit  erklärenden Texten tun, die Einblicke in biologische Verhaltensabläufe geben und für deren Verständnis werben Ich habe dies fast 12 Jahre getan und bin zwischendurch auch manchmal müde geworden. Da man es nie allen Recht machen kann, bleiben manchmal auch verletzende Beschimpfungen und Anfeindungen nicht aus. Dies ist mir in diesen Jahren auch passiert. Diese Tatsache war aber nicht der Grund für meine „Denkpause“, die ich hiermit für beendet erkläre. Die Eintragungen in der nun folgenden Phase der Dinkelsbühler Storchengeschichte werden aber nicht mehr die Ausführlichkeit und Intensität der vorherigen Berichtsjahre erreichen.

Seit Bestehen der Storchenkamera Dinkelsbühl, die – wie Sie vielleicht wissen – auf eine Initiative des Ortsgruppe Dinkelsbühl im Bund Naturschutz zurückgeht, hat sich storchenmäßig in Bayern und in vielen anderen Bundesländern sehr Erfreuliches getan. Allein im Landkreis Ansbach, dem Heimatlandkreis der Dinkelsbühler Störche, hat sich der Brutbestand von 2001 bis 2012 von 14 Paaren auf 28 verdoppelt. Geht man auf das Jahr 1984 - zugegeben das allerschlechteste in der Geschichte – zurück, muten die Zahlen sogar unglaublich an. Sie stiegen vom zuletzt genannten Jahr bis heute von 4 auf 28 Brutpaare, eine Steigerung um 700%. Dies ist nun nicht mein Verdienst (vielleicht ein paar Prozent nehme ich auf meine Kappe!), aber diese Zahlen zeigen, wie anpassungsfähig Freund Adebar ist oder weiter geworden ist! Was habe ich schon alles über Lebensraumansprüche dieser Vogelart gesagt und gelesen. Doch komme ich immer mehr ins Zweifeln, wenn ich Orte als vom Storch besiedelt besuche und mit großen Augen bewundere, in denen ich vor Jahren um keinen Preis der Welt mit einem Storchenvorkommen rechnen wollte. Man lernt eben nie aus und die Natur ist manchmal unberechenbar. Wie oft habe ich in Vorträgen erzählt, dass in fränkischen Ortschaften ein Storchenpaar pro Ort das höchste der Gefühle sei. Zu sehr würden sich  brutwillige Störche um den Nistplatz streiten und die fehlenden Nahrungsressourcen letztlich nur einem Paar das Überleben sichern. Inzwischen muss ich mich vielfach revidieren: Es gibt eine ganze Reihe von Orten, in denen heute dicht beieinander 2, 3, 4 oder noch mehr Paare in einem Ort innerhalb Bayerns brüten. Das Maximum liegt derzeit bei 9! Interessantes dazu finden Sie unter folgendem Link:   http://www.lbv.de/unsere-arbeit/vogelschutz/weissstorch/tagebuch.html

Mit diesen sehr erfreulichen Entwicklungen stieg im gleichen Zeitraum auch der Arbeitseinsatz für mich. Allein in Sachen „Storch“ hat sich die Zahl der Storchennester, an denen ich in irgendeiner Weise aktiv bin und die in meinem Arbeitsgebiet liegen, annähernd verdreifacht! Und da es noch viele andere Vogelarten gibt, die von Ihrem Tagebuchschreiber beachtet, bemerkt, erfasst und einfach auch beobachtet werden, kam das Tagebuch vielfach zu kurz und blieb ganz auf der Strecke.

Zum Schluss noch ein weiterer kleiner Grund der Entschuldigung für das lange Schweigen: Zu allem Unglück bin ich auch noch berufstätig. Zwar nur als Lehrer, denen man ja eh die meiste Freizeit zusagt und neidvoll mehr oder weniger solche auch zubilligt, aber immerhin! Und in diesem Berufsfeld durfte ich in den vergangenen 36 Berufsjahren manche Veränderung erfahren, die an mir auch nicht spurlos vorübergegangen ist. So lasse ich zunehmend Kraft in der Schule, die dann anderswo fehlt. Dies einzugestehen oder eingestehen zu müssen, fiel und fällt mir noch nicht leicht. Ich werde im Frühjahr 2014 mit dann fast 65 Lebensjahren in den verdienten (?) Ruhestand gehen.

Nun zurück zu den Hauptdarstellern auf dem Altrathausdach zu Dinkelsbühl. Ich teile die Einschätzung meiner Gästebuchschreiber, die der Meinung sind, bei unserem diesjährigen Brutpaar handle es sich um dasselbe des vergangenen Jahres.

Am 25. März lag das erste Ei im Nest, dem im Abstand von 2 Tagen weitere Eier folgten. Mit Sicherheit befinden sich – und dies wahrscheinlich auch schon nach Vollendung des Legeprozesses – 5 Eier im Nest. Da das „richtige“ Brüten so mit dem zweiten Ei beginnt, können wir den 27. März als Tag des Brutbeginns annehmen. Von diesem Zeitpunkt an werden also die Eier kontinuierlich mit Wärme versorgt und jeweils ein Partner bleibt für die Aufgabe des Bebrütens im Nest.

So 32 bis 33 Tage währt nun die Brutphase, wobei die zuletzt gelegten Eier gegenüber dem „Erstei“ im Laufe des Brütens etwas an Zeit aufholen. So ist es normal, wenn das fünfte Ei am Ende die geringste Entwicklungszeit beansprucht. Da kommen dann schon mal nur noch gerade 30 Tage zusammen. Bei einem Fünfergelege sicher eine vernünftige Einrichtung, damit nicht zwischen der Geburt des ersten und des letzten Kükens gleich mehr als eine Woche vergeht. Da sind dann vier Tage schon genug und manchmal auch schon zu viel. Wir werden es beobachten und ändern können wir es ja auch nicht ! Sie verstehen vielleicht, was ich meine?

An dieser Einstellung in Sachen „Storchenschutz“ wird sich auch im Brutjahr 2013 nichts ändern!

Geändert hat sich aber am 25. April die Einstellung der Kamera. Sie soll in den nächsten Wochen dazu beitragen, das Nestgeschehen um Schlupf und kritische erste Lebensphase der Jungen besser zu studieren. Als Nestbegleiter haben Sie ja jetzt für alle Fälle wieder Ihren Tagebuchschreiber und er wird – wenn nötig – seine Sicht der Ereignisse kommentieren.

Warten wir nun gespannt auf die nächsten Tage. Wann erblickt das erste Küken das Licht der Welt? Vielleicht passiert es ja schon am Sonntag, aber es wird wohl der Montag werden und das letzte wird als Geburtsmonat mit Sicherheit den Mai ins Geburtsregister eintragen können.

Ich freue mich, den Neuanfang für heute bewältigt zu haben. Es gibt noch sehr viel zu berichten, aber dafür bleibt mir sicher noch im Laufe der nächsten Monate Gelegenheit.


Das erste Ei...

Nummer 2..
   

Wer zählt die Eier?

Die neue Einstellung zeigt die 5

 

 
30. Apr. 13

Heute sind die ersten beiden Küken unseres Paares geschlüpft. Unser Storchenpaar scheint sich ganz gut an die Regeln zu halten. Ich meine, das mit der Brutzeit kommt ganz gut hin. Zur Erinnerung: Das „Erstei“ lag am Morgen des 25. März bei einer Tiefsttemperatur von minus 5 Grad und einer leichten Schneedecke im Nest. Zwei Tage später, wir schrieben den 27. März, war es in der Nacht mit minus sechs Grad sogar noch etwas kälter und auch tagsüber blieb die Temperatur unter der Null-Grad-Marke hängten, es gab also einen echten Eistag Ende März. Aber wenn die Hormone auf Eiablage und Brutbeginn stehen, kann Meister Adeabar nicht aus seiner Haut. Die biologischen Abläufe beginnen zu laufen und niemand käme auf die Idee mit dem Brutgeschäft auf bessere – sprich wärmere Tage – zu warten. Warum auch? In den letzten 150 Millionen Jahren gab es bestimmt schon eine ganze Reihe kälterer Märztag und die Vogelart „Weißstorch“ hat dennoch bis heute überlebt. Ganz ohne Mensch und ganz allein! Also seit dem 27. März – ab dem zweiten Ei eben – führten beide werdenden Elternteile ihrem Gelege regelmäßig die erforderliche Wärme zu. Von einigen Denk- und Pflegepausen von täglich wenigen Minuten abgesehen lag man also auf dem Gelege, das am 29. März und mit großer Sicherheit auch am 31. März und 2. April auf die endgültige Größe von 5 Eiern anwuchs. Der Rest bis heute ist schnell erzählt. Es tat sich seither wenig Aufregendes! Gott sei Dank! Darauf konnten wir auch gut und gerne verzichten. Keine feindlichen Angriffe bedrohten das Nest und seine Bewohner (die noch nicht zu sehenden und im Ei verborgenen Jungen eingeschlossen). Man sollte bei der Besprechung vielleicht noch einmal auf die Wettergeschehnisse während der Brutzeit blicken. Die gesamte erste Aprilwoche blieb frühwinterlich mit täglichen Nachtfrösten und einer Durchschnittstemperatur von knapp einem Plusgrad. Vielleicht führte dieser mühsame Start dazu, dass sich die Brutzeit insgesamt doch ein wenig verlängerte. Als ich heute zum ersten Mal kurz nach Mittag, das erste Küken im Nest sah, konnte es sich noch nicht allzu lange im Licht geräkelt haben. Das Ei mit der mit dem Eizahn aufgebrochenen Kappe lag noch fast unverändert im Nest. Wenig später hatte es einer der Altstörche an den Nestrand gezogen und sicher kurz darauf gefressen. Dies ist nämlich bei vielen Vögeln und damit auch beim Storch so Brauch. Kein Energiehappen – und als ein solcher ist die Kalkschale anzusehen – wird einfach so verschwendet oder entsorgt. Außerdem möchte man natürlich einem möglichen Feind nicht unbedingt ein besetztes Nest signalisieren, wenn am Boden Eischalen liegen, die vielleicht auf fette Beute hoffen lassen. Diese Variante trifft nun aber bei Gevatter Storch weniger zu!

Es hat also gut 34 Tage gedauert – gerechnet vom 27.3. an – bis das erste Küken heute geschlüpft war. Weniger überraschend darf die Tatsache angesehen werden, dass das erste Geschwisterchen nur wenige Stunden später im Nest lag. Diese Schlupffolge hat damit zu tun, dass mit dem ersten Ei noch nicht richtig gebrütet wird, vielleicht etwas halbherzig nur. So kommt es natürlich leicht zu einer Zwillingsgeburt an einem Tag. In dieser Phase, den ersten Lebensstunden außerhalb der schützenden Eihülle, nehmen die Jungen noch keine Nahrung auf, sie zehren noch vom Dottervorrat, der ihnen bis zuletzt die einzige Energiequelle war. Wichtiger als eine sofortige Nahrungszufuhr ist allerdings die wärmende Komponente, die je nach Temperatur, mehr oder weniger durch das Hudern beider Elternteile gewährleistet wird. Achten Sie aber bitte ab sofort auf Fütterungen! Dieser Moment des Fütterns ist auch für die Beobachter und Ihren Tagebuchschreiber eine ganz wichtige Angelegenheit. Lassen sich so mit etwas Glück doch wesentliche Erkenntnisse über die Zusammensetzung der Nahrung gewinnen. Bei kleinen Jungen spielen Regenwürmer eine wichtige Grundlage bei der Jungenaufzucht. Erst später werden auch die Beutetiere größer, wenngleich auch schon jetzt die Eltern alles verschlucken, was sie im Nahrungsgebiet erbeuten. Wenn man dann nach der Rückkehr am Nest seinen Mageninhalt von sich gibt, bedient sich das Jungvolk selbstständig vom Angebot. Das von der Größe passende (jetzt kleine Beutetiere) wird von den Kleinen gefressen, zu Großes wird verschmäht, bleibt zunächst im Nest liegen und wird abschließend von den Eltern wieder gefressen und verschluckt. Gerade diese „Nestaufräumaktion“ bietet dem Beobachter den besten Einblick in die mitgebrachten Beutetiere. Zeigen Sie also etwas Geduld beim Beobachten und seien Sie nicht enttäuscht, wenn anfangs nur wenig von der mitgebrachten Beute erkennbar ist. Vieles ist zu einem tennisballgroßen Knäuel gepresst und wird erst nach und nach besser sichtbar, am besten aber beim erneuten Fressen durch die Eltern am Nest. Nach Abschluss einer Fütterung befinden sich keinerlei Beutetiere mehr im Nest. Fische und große Nager sind zwangsläufig am besten erkennbar, Insekten und Gewürm dagegen schlecht. Meist kann man sagen, dass es sich um Kleintiere (Würmer, Käfer, Insekten etc.) handelt, wenn man keine Einzelheiten erkennt. Und Solches geschieht natürlich sehr oft. Wenn ein Altstorch Futter mitgebracht hat, senkt er wenig später seinen Schnabel in Richtung Nestinneres bzw. Junge, er macht kurz darauf - durch Laute oder Schnabelpicken der Jungen dazu veranlasst - würgende Bewegungen, bis der Mageninhalt schließlich meist komplett ins Nest plumpst. Alles weitere können Sie dann beobachten. Dazu viel Freude und Entdeckergeist und scheuen Sie sich nicht, ihre Beobachtungen in Wort und vielleicht auch im Bild ins Gästebuch zu stellen.

 

Es kann also weitergehen! Freuen wir uns gemeinsam schon jetzt auf Küken Nummer 3 bis 5! Aber ganz selbstverständlich ist diese Hoffnung nicht. Wir werden sehen, ob unser Paar seine Vorgabe aus dem letzten Jahr (ebenfalls 5 Eier und anfangs auch 5 Junge) und am Schluss 4 ausfliegende Junge auch heuer wiederholen kann. Darüber würden wir ganz bestimmt nicht meckern!


Einem Ei fehlt die Kappe!
Wo hat sich der „Übeltäter“ versteckt?

Da ist er ja! Zwischen Papas
Beinen ist wohl ruhen!
   

Nummer 2 hat sich auch schon gemeldet!
Das ging aber schnell

Auf zu neuen
Entdeckungen!
 
01. Mai 13

3. Küken heute in den frühen Morgenstunden geschlüpft.

Wie bereits im Gästebuch richtig angemerkt wurde, verläuft das Schlüpfen der Jungen wie am Schnürchen. In dieser kurzen zeitlichen Abfolge wird ganz sicher die Gewähr oder sollte ich doch besser sagen die Chance für ein besseres Überleben einer großen Zahl von Jungen geschaffen. Lassen sich mich die Geburt der drei Küken noch einmal Revue passieren! Nummer 1 konnten wir am 30.4. um die Mittagszeit bewundern, Nummer 2 kam gut sechs Stunden später auf die Welt und höchstens weitere 12 Stunden später durften wir Nummer 3 in den frühen Morgenstunden des Maifeiertages begrüßen. Innerhalb von 18 Stunden also erlebten wir die Geburt von drei kleinen Störchen. Vom Legetag für Ei 3, dem 29. März also, bis heute früh vergingen gerade mal noch 32 Tage. So kann es weitergehen! Wann schlüpfen die nächsten Jungen? Vielleicht morgen und übermorgen oder morgen gleich zwei? 

Ein Schnappschuss von Carola zeigt, dass mittlerweile auch gefüttert wird. Große Beutetiere, die für die Kleinen noch nicht fressbar sind, bleiben im Nest liegen und werden abschließend vom Fütterer wieder gefressen und zum eigenen Verzehr verwendet. Bei der im Bild sichtbaren Beute handelt es sich mit großer Sicherheit um einen Fisch aus der Karpfenfamilie. In der Heimat der Dinkelsbühler Spiegelkarpfen ist diese Beute sicher eine gute Wahl, sollte aber in seiner Gesamtheit keine Existenzbedrohung für die heimische Teichwirtschaft darstellen.


Fette Beute! Zu groß für die Jungen!

Zum Gästebucheintrag von Thomas W. über den Bericht im Bayrischen Fernsehen am 1. Mai mit dem Thema „Frankens Störche“ einige Bemerkungen in eigener Sache: Fernsehschaffende und Redakteure haben ihren eigenen Zugang zum Thema „Storch“. Da spielte Ihr Tagebuchschreiber eben keine Rolle und ich habe davon auch nichts erfahren oder wurde auch nicht um eine Mitwirkung gebeten. Im Übrigen war fast das gesamte Material altes Archivmaterial, das man zum wiederholten Male einem begeisterten Publikum servierte. Der alte Mann mit der Gießkanne am Storchennest mit gerade schlüpfenden oder gerade geschlüpften Jungen, der wirres Zeug über Plastikfolien, Schnüre und ähnliches faselt, es aber tunlichst vermeidet, diese Teile dem staunenden Publikum vor Ort zu präsentieren oder – was auch schon geschah – solche Teile schnell mal aus einer mitgeführten Aldi-Plastiktüte hervorzuzaubern. Ich habe mich zu diesem Treiben immer mal im Tagebuch geäußert und auch jede Menge Prügel bezogen - nicht von Ihnen, die besser Bescheid wissen über biologische Abläufe als der im Bild gezeigte Michael Zimmermann aus Erlangen. Da ich wusste, wie der Hase läuft, habe ich mich über die Inhalte des Berichts weder gewundert noch geärgert. Leider kamen die Verantwortlichen des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern, über die sich besagter Herr schon länger nur mehr lustig macht, zu kurz oder wurden eben einfach aus dem Bericht geschnitten. Fernsehen eben! Eine wie auch immer geartete Rettungsaktion verkauft sich besser, auch wenn wegen der Skurrilität des Gezeigten für Eingeweihte alle Alarmglocken zu schrillen beginnen. Vergessen wir und Sie das Gesehene und Gezeigte schnell wieder und deshalb aufregen, lohnt sich so und so nicht! Wer es gesehen hat, soll den Kommentar von Thomas W unter der Nummer 70946 im Gästebuch nachlesen und sich seine Meinung bilden. Besser kann man es nicht ausdrücken!

Ich muss mich jetzt doch wieder beherrschen, nicht in alte Wunden zu schlagen und Verarbeitetes ernuet zur Diskussion zu stellen. Bleiben Sie bei unserer Website und unserem Storchenpaar und Sie werden erleben, wie die Eltern es schaffen, ohne Fön und ohne Gießkanne und neues Nistmaterial zwischen 1 und 5 Junge zum Ausfliegen zu bringen. Sie werden dabei sein und von Ihrem Tagebuchschreiber hoffentlich umfassend und zurückhaltend in der Betrachtung und Bewertung der Ereignisse informiert.

  
Kein Zweifel! 3 Küken um 6:51 Uhr


Da staunen gleich beide Elternteile
aus unterschiedlichem Blickwinkel!


Friedliche Idylle

Hier geblieben!

 

 
02. Mai 13

Am gestrigen Abend waren Spuren an einem der beiden verbleibenden Eier zu erkennen, die auf ein baldiges Schlüpfen von Küken Nummer 4 hindeuteten. Dieser Vorgang, der durch Laute aus dem Eiinneren begleitet wird und den Eltern die Situation auch akustisch vermittelt, dauert schon mindestens einen kompletten Tag. In der Endphase kann dies schließlich auch durch Hilfestellungen der Eltern unterstützt und begleitet werden, indem diese selbst ein wenig Hand oder besser Schnabel anlegen und die Angelegenheit dadurch etwas beschleunigen. Der erste Beleg, dass wir uns nun über 4 Storchenküken freuen dürfen, liegt mir mit einem Schnappschuss um die Mittagszeit vor. Ich nehme aber stark an, dass die Geburt da schon einige Stunden zurücklag, also als Geburtstermin ungefähr der frühe Morgen angenommen werden darf. Unser Paar liegt also wunderbar im Soll, will heißen, dass innerhalb von 48 Stunden 4 Junge das Licht der Welt erblickten. Da liegen zwischen dem 1. April als Legetag für das 4. Ei und dem heutigen 2. Mai 31 Tage Brutzeit. Dieser schnelle Abstand des Schlüpfens gibt nach wie vor vier Jungen eine hohe Überlebenschance, vorausgesetzt, die weiteren Begleitumstände entwickeln sich ebenfalls optimal. Dazu gehört an erster Stelle die Verfügbarkeit und Erreichbarkeit der für das Lebensalter wesentlichen Nahrung, weiter auch das gewünschte Ausbleiben extremer Wettersituationen und schließlich noch die Konstitution und Tüchtigkeit des Elternpaares. Wenn wir voraussetzen, dass das Storchenpaar auch in den Vorjahren in Dinkelsbühl gebrütet hat, sollte es reich an Erfahrung sein und Nahrungsquellen im Umgriff um die Stadt bis in eine Entfernung von mindestens 5 Kilometern kennen und solche, meist temporär zur Verfügung stehenden Plätze in relativ kurzer Zeit finden und nutzen können.


Dieses war der vierte Streich

Alle bereit für eine Portion Wurm
 
03. Mai 13

Das Warten auf das Nesthäkchen ging heute ohne Erfolg in eine weitere Runde. Mit jeder Stunde, die jetzt noch vergeht, verringert sich die Überlebenschance des Nesthäkchens gewaltig. Auch wenn ein solches nur als biologische Reserve bei besten Voraussetzungen gedacht ist, schmerzt natürlich jeder Verlust. Natürlich ist seit der Geburt des ersten Kükens auch Füttern angesagt. Die Eltern erheben sich dabei zwangsläufig öfters vom Gelege. Dies geht selbstverständlich immer etwas auf Kosten der verbliebenen Eier. Das fünfte Ei hat diese Nachteile deshalb auch am längsten zu verkraften. Mal sehen, ob es morgen dann so weit ist? Bei den augenblicklichen Tageshöchsttemperaturen von unter 15 Grad Celsius hudern die Altvögel ihre Jungen die meiste Zeit des Tages. Der Wärmebedarf der neuen Erdenbürger ist immens, da das flauschige erste Dunenkleid in vornehmem Grau noch nicht die isolierende Wirkung des späteren zweiten Dunenkleides in weißer Farbe hergibt. An den Küken ist ebenfalls gut die Bildung einer Wärmepyramide zu erkennen. Durch dieses Aneinanderkuscheln vergrößert sich für die Jungen insgesamt ihre Körperoberfläche, der Wärmeverlust für jedes einzelne wird deutlich verringert. So überstehen sie selbst kühlere Wetterperioden, wenn Altvogel und Wärmepyramide gut funktionieren.


Warten auf den letzten Erdenbürger im Nest

Das scheint heute nichts mehr zu werden!
 
04. Mai 13

Es ist so weit! Nummer 5 ist geschlüpft! Spät, jedoch nicht zu spät, schälte sich das letzte unserer Storchenkinder aus dem Ei. Es musste wieder in den frühen Morgenstunden passiert sein und damit ziemlich genau 4 Tage nach der Geburt des ersten Kükens. In der Bilanz nicht schlecht, aber die beiden Erstgeborenen haben doch schon einen Altersvorsprung von 3 bis 4 Tagen und dies ist gerade am Anfang eines Storchenlebens schon nicht zu verachten. Nun bleibt uns nur die Hoffnung auf einen guten Verlauf in der weiteren Entwicklung der Storchenfamilie. Die Eltern haben heute eine nicht alltägliche Lösung eines möglichen Nahrungsproblems gefunden. Wer schon nicht selbst auf Beutejagd gehen möchte oder einfach zu viele Schnäbel stopfen muss, hat ja immer noch die Möglichkeit bei McDonald´s vorbeizuschauen. So praktizierte es ein Altstorch unseres Storchenpaares und ließ sich im örtlichen Schnellimbiss-Restaurant eine Überraschungstüte für die Jungen schnüren. Der Inhalt wurde vollkommen verfüttert, nur die Verpackung blieb noch ein Weilchen am Nestrand zurück, um später ganz verschämt Bestandteil des Nestes zu werden und den Blicken der neugierigen Beobachter dadurch entzogen zu werden. Vielleicht nutzen unsere beiden erfahrenen Eltern immer wieder mal dieses Spezialangebot. Von gesunder Ernährung sollte man in solchen Fällen aber nicht ausgehen. Da ist einmal eine Sonderunterweisung durch Ihren Tagebuchschreiber angesagt! Einmal im Monat oder einmal während der Jungenaufzucht sei ein Besuch in besagtem Restaurant aber schon erlaubt und gerade zur Feier des Tages: Geburt des 5. Kindes von Familie Storch!


Es ist passiert: 5 Junge!

Bei McDonald´s eingekauft?
   

Zwischendurch ist wieder
eine Wärmespende nötig

Meine Einkaufstüte lass ich
nicht aus dem Auge!
 
7. Mai 13

 Vier Tage ist es her, seit das Nesthäkchen unsere Storchenfamilie vervollständigte Temperaturen um die 20 Grad und nur sehr wenig Regen bildeten dabei eine wichtige Voraussetzung für eine gute Nahrungsversorgung sowie für eine gefahrlose Zeit in Blick auf Unwetterereignisse und dergleichen. Dass ein Größenunterschied gerade zum Kleinsten der Familie bereits deutlich sichtbar ist, ist nicht verwunderlich und durchaus normal, den kleinen Unterschied zwischen Leben oder Tod werden die nächsten Tage bis Mitte Mai erbringen. Bei Temperaturen, die noch immer nicht sommerlich sind und in der nächsten Zeit wieder einen Rückfall zu kühleren Tagen erwarten lassen, wird sich einiges im Leben der Familie entscheiden. Gerade die Kombination Regen/Kälte birgt die größten Risiken. Solange die Jungen noch klein sind, funktioniert die Wärmeabgabe beim Hudern noch einigermaßen gut. Bei einer fünfköpfigen Jungenschar schon ein ziemlich heikles Unterfangen, auch schon im jetzigen Stadium der Jungenentwicklung. Also beide Eltern – und dies funktioniert rein instinktgesteuert – legen sich bei den angesprochenen miesen Wetterbedingung – überwiegend ununterbrochen auf die Jungenschar. Sie erheben sich nur gelegentlich, um selbst das Gefieder zu pflegen oder den Darm zu entleeren. Auch in den vergangenen Tagen lagen die Altstörche fast pausenlos über ihren Jungen. Dies wird sich fortsetzen und auch später immer wieder versucht. Doch wenn wir noch etwas warten, tritt folgende Problematik auf, bei 5 Jungen eben in fünffacher Weise. Die immer größer werdenden Körper können selbst bei größter Umsicht nicht mehr komplett bedeckt werden, sie entgleiten den Fittichen der Eltern zusehends. Die Folge ist, dass zumindest zeitweise ein oder mehrere Junge nicht mehr ausreichend bedeckt werden können. So verendeten vor einigen Jahren während zweier Schlechtwettertage um Pfingsten bei knapp 10 Grad Höchsttemperatur und kräftigem Dauerregen gerade die größeren, gut 4 Wochen alten Jungen in zahlreichen Nestern. Sie konnten selbst unter Einsatz aller Versuche der Eltern nicht mehr ausreichend vor dem Regen geschützt werden. Kleinere Junge, die den Vollschutz noch genießen konnten, überlebten dagegen meist. Und ein zweiter Punkt kam und kommt dazu. In einem Alter ab der dritten Lebenswoche ist der Nahrungsbedarf der Jungen schon immens. Ist die Nahrungsbeschaffung bei starkem Regen eingeschränkt – Störche fliegen bei Regen auch nicht sehr gern und besonders nicht sehr weit – kann es hier schnell zu Engpässen kommen, die die Konstitution der Jungen weiter einschränken.

Sie sehen also, wie kompliziert die Zusammenhänge sich manchmal darstellen. Man muss sich aber dabei von allzu menschlichen Denkweisen lösen können und Vorgänge im Leben von Vögeln und in der Aufzucht von Vogeljungen distanzierter angehen und betrachten. Ein Vogelpaar, das die volle Kontrolle über Nest und Junge besitzt – und dies ist in unserem Fall auf dem Rathausdach bei Storchens der Fall – reagiert eben nur auf Signale, die  in ihrem genetisch vorgegebenen Programm enthalten sind. Eigene Denkleistungen dürfen von einem Storchenelternpaar nicht erwartet werden. So beschließt ein Elternvogel nicht von sich aus, einem seiner Jungen, der bei einer Fütterung zu kurz gekommen war, noch mit einer Sonderration an Nahrung zu versorgen.

Also freuen wir uns, wenn sich die Lage weiter positiv darstellt und offenbar noch keine traurigen Ereignisse gemeldet werden müssen.

 
Die letzten Schnappschüsse mit 5 Jungen?

 
08. Mai 13

Ich finde noch keine rechte Erklärung, weshalb unsere Storchenküken seit einigen Tagen einen farblich auffälligen Eindruck hinterlassen. Von einer leicht grauen bis weißen Gefiederfarbe ist seit dem 6. Mai nichts mehr geblieben. Alle Fünfe sind deutlich „verölt“, ich meine, sie wirken wie mit Schmieröl eingerieben. Ich habe eine solche Situation einmal vorgefunden und zwar vor einigen Jahren bei der Beringung gut 4 Wochen alter Jungen. Damals war das gesamte Gefieder wie mit einem Film überzogen, der sich leicht klebrig anfühlte. Dabei roch alles deutlich nach Fisch. Ich vermutete damals, dass die Hauptnahrung  zum großen Teil aus Fisch bestand. Die im Magen der Eltern leicht angedaute „Fischsuppe“ ergoss sich beim Auswürgen auch über das Gefieder der Jungen und brachte dann die festgestellte Verfärbung. Die Jungen flogen aber vier Wochen später alle gesund aus. Ich zeige Ihnen hier zwei Schnappschüsse aus unserem Nest: den ersten vom 5.5. den zweiten genau einen Tag später.


Weiße Pracht...

...und 24 Stunden später! Bäh

Drastischer könnte der Unterschied in der Färbung kaum gezeigt werden. Junge im Alter unserer Störche sollten allerdings mit dem Verlauf der Nestlingszeit, also jetzt, immer weißer werden, unsere wurden und werden immer dunkler. Hier kann etwas nicht stimmen! Der einzige Fall, dass sich im Alter unserer Storchenküken das grau/weiße Dunenkleid einmal dunkler verfärbt, ist bei einem Regenschauer. Das nasse Gefieder wirkt dann mal kurz schmutzig, beim Trocknen gewinnt es aber die ursprüngliche Farbe wieder. Nun hat es aber in den vergangenen Tagen im gesamten Monat Mai gerade mal 5 Liter Niederschlag auf den Quadratmeter gegeben, so dass klimatische Faktoren für eine derartige Verfärbung ausscheiden. Ich bin gespannt!


So sahen unsere Storchenkinder vor einem Jahr aus! (Gleiches Alter wie jetzt!)

und so sehen sie heute aus!
 

5 Küken habe ich heute auf keinem meiner und Ihrer Schnappschüsse mehr identifizieren können. Vielleicht hat unser Meisterbeobachter Rolf oder eine andere fleißige Kraft solche Bilder mit 5 Jungen vorliegen. Sie dürfen mir diese gerne zukommen lassen oder im Gästebuch veröffentlichen. 

 
09. Mai 13

Dramatische Ereignisse am heutigen Feiertag Christi Himmelfahrt! Irgend etwas stimmt nicht im Hause Adebar. Die Situation ist bereits für den gelegentlichen Beobachter an der Webcam spürbar. Die Jungstörche sind eindeutig krank und zwar hat sich die Situation heute in den Vormittagstunden so zugespitzt, dass ich bereits mit einem Totalverlust der Brut rechnete.

Die Altstörche wirken reichlich irritiert, sie beginnen die enge Bindung zu den Jungen in irgendeiner Form abzubauen. Liegt es am merkwürdigen Aussehen ihrer Kinder, von denen sie anderes zu sehen gewohnt sind? Aber auch umgekehrt spielen sich einige Sonderheiten ab. Warum robbte heute Vormittag eines der Küken Richtung Nestrand, verließ den schützenden Hafen bei seinen Geschwistern, wurde nicht gehudert und verblieb über eine halbe Stunde meist völlig reglos am Nestrand, um dann in einer Huderpause doch wieder Anschluss an die Geschwisterschar zu nehmen.


Ein Küken verlassen am Nestrand!

 
Links liegengelassen!


..und wieder auf dem Rückmarsch!

Von einem richtigen Bettelverhalten ist am Vormittag ebenfalls keine Spur mehr zu bemerken. Wenn nicht gebettelt wird, gibt es auch kein Futter, wenn es kein Futter gibt......Sie merken, dass sich hier ein Kreislauf in Bewegung setzt, dessen Ende völlig ungewiss bleibt. Wenn jemand irgendwelche Beobachtungen gemacht hat, dann helfen Sie mir und uns, Licht in das Dunkel zu bringen. Natürlich denke ich bei meinen Erklärungsversuchen auch an den Verlauf einer infektiösen Erkrankung. Solche Erkrankungen erreichen die Jungen über die mitgebrachte Nahrung, in unserem Falle also bevorzugt über Regenwürmer. Diese Beutetiere sind manchmal Träger eines Parasiten, der sich im Körper der jungen Störche verbreitet, vor allem die Atemwege befällt und schnell zum Tod führen kann. Ist hier so etwas im Gange? In der Eltern-Jungen-Beziehung spielen auch akustische Signale eine wesentliche Rolle. Klingen die Stimmen der Jungen durch ihre Krankheit anders, so dass sie für die Eltern nicht mehr die entsprechenden Reaktionen auslösen können?

Zwei Mitglieder unseres Fünferteams sind auf alle Fälle zur Stunde - und auf meiner Uhr ist es 14 Uhr am 9. Mai – nicht mehr am Leben und auch höchstwahrscheinlich nicht mehr im Nest. Junge dieser Größe werden nach oder kurz vor ihrem Ableben entweder aus dem Nest geworfen oder einfach von den Altstörchen gefressen.

Was passierte also zwischen dem 5. und 6. Mai, dass unsere Küken eine derartige negative Entwicklung genommen haben? Auch bei den Altstörchen könnte man am Hals- und Brustgefieder Spuren einer angetrockneten Flüssigkeit, ich nenne sie hier einmal Dreck- erkennen der eine ähnliche Farbe zeigte, wie später auch die der Jungen?


Beachten Sie das Halsgefieder des Altstorchs!

Verschmutzte Beine mit angetrocknetem Schlamm sind weiter ein Hinweis, dass die Störche in den Maitagen regelmäßig einen oder mehrere ausgelassene oder nur spärlich mit Wasser gefüllte Fischteiche der Umgebung besucht haben. Liegt dort der Schlüssel des Geheimnisses? Was haben sie dort gefressen? Wir können nur abwarten und das Geschehen als Beobachter registrieren. Über alles genau Bescheid zu wissen und Todesursachen zu ermitteln oder zur Diskussion zu stellen, ist nicht mein Ding. Es muss nicht alles erklärbar und wissenschaftlich belegbar sein! Wer aber meinen Beitrag liest und sich dazu äußern möchte, darf dies gerne tun oder wenn jemand einen anderen Storchenmann kennt, der eine Erklärung weiß oder einen anderen Ansatz hat, darf sich gerne in die Diskussion einklinken.
 

 
10. Mai 13 

 Ich hätte mir meine Rückkehr zur Tagebucharbeit wahrlich anders vorstellen wollen, am besten mit fünf ausfliegenden Jungstörchen und ohne die geringsten Komplikationen, doch nun kam alles ganz anders und sogar in Form eines Super-Gaus. Wer sich aber mit Lebewesen beschäftigt – und Vögel sind da ein Paradebeispiel – weiß, dass solche Katastrophen schon immer an der Tagesordnung waren und keineswegs überraschend eintreten.

5 wenige Tage alte Jungstörche sind tot, nicht mehr und nicht weniger. Für die Vogelart „Weißstorch“ eine vollkommen unbedeutende Randerscheinung. Kein Hahn würde krähen, befände sich nicht eine dieser Webcams in Nestnähe. Nun dürfen und müssen wir dieses Drama live miterleben. Wer es nicht mit ansehen kann, muss halt die Website schnellstmöglich verlassen und einige Tage warten. Danach sind die Spuren des Todes verschwunden und man geht fast zur Tagesordnung über. Wie es aussieht – und da gebe ich einigen Beobachtern recht – scheint mir zumindest einer der Altstörche ebenfalls nicht ganz auf der Höhe zu sein. Dass er fast den gesamten Tag auf seinen toten Jungen liegt, ist alles andere als normal. Vielleicht hat er sich dieselbe Krankheit eingefangen oder diese mit an seine Jungen übertragen. Wir müssen abwarten, bis er tot im Nest liegt oder doch wieder abfliegt und sich selbst versorgen kann.

Über die Ursachen des Todes schießen die Spekulationen mächtig ins Kraut! Eine angesprochene Ursache ist aber völlig auszuschließen, nämlich die der Staunässe im Nest. Staunässe ohne Regen – ich habe seit dem Schlüpfen der Jungen in 11 Tagen lediglich 5 Liter Regen auf den Quadratmeter zu melden – kann ja beim besten Willen nicht im Entferntesten in Frage kommen. Da geistern nach wie vor die unsäglichen Horrorgeschichten über Plastikfolien und andere Müllutensilien, die den Nestboden verdichten sollen, durch die Medien und werden dann noch in völlig unqualifizierter und verdummender Weise einem erstaunten Fernsehpublikum als Berechtigung für einen Nesteingriff bei frisch geschlüpften Jungen präsentiert. Der Filmbeitrag des Bayrischen Fernsehens über Frankens Störche war dafür ein abstoßendes Beispiel.

Ich möchte noch eine Vermutung anschließen. Eingetragenes Nistmaterial war mit Schimmel infiziert und die freigesetzten Schimmelsporen haben zum Tod der Jungen geführt. Und schließlich halte ich auch die Möglichkeit einer Vergiftung für denkbar. Diese Vermutung würde an Gewicht gewinnen, wenn auch zumindest einer der Altstörche – vermutlich im Nest – stirbt. Ein Eingreifen während der Phase der Veränderung am Nest – und die begann am 6. Mai – ist und war nie vorgesehen, da beide Altstörche sich um die Brut kümmerten und auch beide am Leben waren.

Wer beklagt eigentlich die vielen toten Vogeljungen und Vogeleltern, die von unseren geliebten Hauskatzen alljährlich abgeschlachtet werden, wer beklagt, die jungen Kormorane, die von tüchtigen Waidmännern in Naturschutzgebieten aus den Nestern geschossen werden, wer beklagt Tausende von Wildgänsen, die eine schießwütige Jägerschaft mit Erlaubnis durch das Jagdrecht vom Himmel holt?

Sollen die Jungen geborgen werden? Selbst wenn sie durch Gift umkamen, wird es schwer möglich sein, den Täter zu finden und ihn gar zur Rechenschaft zu ziehen. Er konnte ja nicht wissen und hatte auch nie vor, dass Gevatter Storch den Köder schnappte, der eigentlich zur Abwehr gegen Kormorane gedacht war. Die Liste ließe sich beliebig verlängern.

Jetzt brauche ich erst mal eine Pause. Auf Bilder vom Nestgeschehen verzichte ich heute ausnahmsweise einmal!

 
11. Mai 13

Dass Sie alle traurig sind, kann ich gut nachvollziehen, denn ich bin es selbst mindestens genauso wie Sie. Aber bei aller Trauer sollte man doch etwas gelassener über die Vorfälle sprechen als manche es jetzt zu tun meinen. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen und ohne mich im Entferntesten selbst loben zu wollen (das liegt mir schon gar nicht!), muss ich doch noch etwas klarstellen.

Wenn ich das Wort Staunässe höre, schwillt mir noch immer der Kamm! Ich habe von 5 Litern Regen auf den Quadratmeter gesprochen und habe auch erwähnt, dass diese unglaubliche Regenmenge nicht an einem Tag, sondern im gesamten Monat Mai (bis 9. Mai um 24 Uhr) fiel. Am besagten Tag und zwar zwischen dem 5. und 6. Mai fiel kein einziger Tropfen Regen! Und dann der Gedanke an Staunässe! Unglaublich und arrogant ignorant. Die Bewertung von Bildmaterial sollte man eben doch etwas genauer angehen und sich nicht derart blamieren. Aber so ist es eben! Ich habe mich schon immer gegen Nesteingriffe zur Wehr gesetzt und dazu gehören auch „Säuberungsaktionen“ und „Entsumpfungsaktionen“ während der Brutzeit. Solche sind verboten und strafbar.

Da ist unser Storchennest, auch wenn es viele nicht glauben wollen, doch gerade ein Trockenoase und mitnichten auch nur annäherungsweise ein Grund für den Verlust der Brut. Das, was die Jungen geschädigt hat, kam eindeutig mit einem oder beiden Elternteilen ins Nest. Was war das klebrige braune Zeug, das da nach der Rückkehr eines Altvogel oder nach einer Fütterung durch ein Elterntier an den Jungen und auch in der Nestmulde kleben blieb. Darin wälzten sich die Jungen auch weiterhin und es gelangte beim Putzen des Gefieders sicher auch in den Verdauungstrakt der Jungen usw. Auch einer der Altvögel hat dieses Zeug an Brust und Bauch. Doch bei ihm betrifft es lediglich einen kleinen Teil der Körperoberfläche, während die Jungen komplett damit zugedeckt wurden. Ein kräftiger Regensturm hätte vielleicht in dieser Zeit die Jungen sogar gerettet. Weil es aber trocken blieb, nahm der Vorgang das bekannte tragische Ende. Noch etwas zum Nest: Ein Bild aus der Zeit vor Brutbeginn, in unserem Fall aus der Zeit des Nachwinters, als Beleg für ein durch Staunässe gefährdetes Nest zu platzieren, zeugt von der totalen Unkenntnis in Sachen Storchennest. Die Betrachter dürfen nicht glauben, dass ein Storchennest aus einem Kranz von Zweigen besteht, der anschließend - damit die Eier nicht sofort durch diesen Kranz plumpsen - mit einigen Lagen Stroh ausgefüttert wird. So verfahren Aktionisten, die glauben, ein Storchennest sollte der „Mensch“ bauen, weil er ja mehr Ahnung in Sachen Storchennestbau besitz als die blöden Störche selbst. Dabei müssen Sie sich ein Storchennest – eines das schon mehrere Jahre ungestört und ohne Fummelisten  überdauern durfte – wie einen großen Komposthaufen vorstellen, der sich nur nicht im eigenen Vorgarten befindet, sondern eben auf dem Rathausdach in Dinkelsbühl. Dass dabei Gewichte von bis zu einer Tonne zustande kommen, sei nur am Rande erwähnt. Das Dinkelsbühler Storchennest sollte es mittlerweile auch schon auf gut 250 Kilogramm bringen. Das Storchenpaar einer neuen Storchensaison findet also bei seiner Rückkehr aus dem Winterquartier – wenn es überhaupt das Gebiet seiner Brut verlassen hat – ein für eine Brut wenig einladendes Äußeres vor. Doch kein Storch würde in ein solch unvorbereitetes Nest irgendwelche Eier ablegen. Sie bauen das Nest aus und an! Dabei wächst das Nest einige Zentimeter in die Höhe (mindestens 20-30 Zentimeter), indem beide Partner immense Mengen an Zweigen und vor allem weiteres Pflanzenmaterial (Altgras, Stroh...) einbauen. Also entsteht jedes Jahr auf dem alten Nest ein neues Nest. Diese „Neunest“ hat zwar als Unterlage das „Altnest“ ist aber für sich autonom und eine eigene Heimat für Eier und Junge. Wie Sie sicher alle Wissen, wird fast bei jeder Ablösung am Nest, Nistmaterial aller Form und Größe mit eingebracht und eingebaut. Bei Staunässe (ist doch eigentlich ein tolles Wort!) verhalten sich Störche, die das noch selbst tun dürfen, ganz sinnvoll. Sie tragen Material ein das die Staunässe aufnimmt und minimieren hilft. Nun gießen Sie mal in Gedanken mit einer 20 Liter Gießkanne Wasser in das im Durchmesser gut 1,80 m große Storchennest, das gleichzeitig rund 1,5 m Höhe aufweist. Gießen Sie aber so, dass der Inhalt der Kanne im Verlauf einer Stunde ins Nest rieselt. Dann haben Sie ungefähr eine Niederschlagsleistung von 10 Litern auf den Quadratmeter. Wiederholen Sie diesen Vorgang in den nächsten vier Stunden noch jeweils einmal, dann hätten wir eine Niederschlagssumme von 50 Litern auf den Quadratmeter erreicht. Eine gewaltige Summe, die in den letzten Jahren nie auf unser Gebiet niederprasselte.

Wasser fließt, wie Sie sicher wissen, stets bergab! Sie befinden sich zudem noch in 20 Metern Höhe und nun kommt schon wieder der Gedanke an die Staunässe. Störche verzichten aus dummer Angewohnheit beim Nestbau auf eine tiefe Nestmulde. Sie tun dies in weiser Vorsicht, soll doch eine Mulde bitte nicht mit Wasser volllaufen und somit dazu führen, dass das Gelege aufschwimmt oder die Jungen komplett in der Kuhle versinken und innerhalb weniger Minuten ertrinken. Fast alle Menschen, denen ich begegnete und die zum ersten Mal ein Storchennest aus der Nähe betrachteten, wunderten sich i m m e r darüber in besonderer Weise, dass solche Nester oben vollkommen flach sind und in diesem Zusammenhang noch einmal, dass die Jungen dann nicht herausfallen. Das mit der Staunässe und dem Tod von Jungen stammt eindeutig aus diesem Irrglauben heraus, sehen doch fast alle Menschen ein Storchennest als eines mit einer tiefen, napfartigen Mulde, in dem beim ersten Gewitterguss alles Leben erlischt. Eine kleine Mulde existiert, wenn die Eiablage einsetzt und wenn das Gelege bebrütet wird. Später – mit dem Heranwachsen der Jungen - wird diese kleine Vertiefung immer mehr nivelliert, bis zum Ende der Nestlingszeit das Nest in vielen Fällen eine konvexe Struktur annimmt. Ob das wohl etwas mit der Verhinderung von Staunässe zu tun hat? Aber im Nest befindet sich doch unser gesamter Plastikmüll? Richtig! Da Störche als Brautgeschenk und bei der Ablösung am Nest auch Gegenstände mitbringen, die sie so in ihrem Lebensraum vorfinden und zu denen sie zeitweise auch eine gewisse Appetenz entwickeln, gehören auch die immer wieder genannten Plastikabfälle dazu. Haben wir auf dem Rathausdach auch! Ich komme zu der Gießkanne, die wir ausgießen wollen, zurück. Das Nest hat eine Fläche von 1,5 m² (grob geschätzt). Ich denke Ihr größter Esstisch zu Hause sollte bei weitem nicht über eine so beachtliche Fläche verfügen. Adebar hat wieder Plastikmüll mitgebracht und diesen ins Nest eingebaut. Das Teil war grob geschätzt immerhin beachtliche 30x30 cm groß. Es wurde an den Nestrand gezerrt, eine ganze Weile bearbeitet und schrumpfte dabei auf immerhin noch 10x10 cm. In den Folgetagen ging das so weiter, immer nach dem gleichen Muster. Erst lag das Teil gut sichtbar für einige Stunden, wanderte aber mit der Zeit immer weiter nach außen, veränderte dabei auch Form und Größe und war in den nächsten Tagen nicht mehr zu sehen. Wie groß muss nun ein mitgebrachter Müllsack sein, um ein 1,5 m² großes Storchennest abzudichten und Staunässe zu verursachen? Zweite Frage: Wie kommt dieses Teil ins Storchennest? Für die richtige Beantwortung der Fragen steht eine Grundausbildung zum Staunässeexperten ins Haus!

Unter all den genannten Voraussetzungen gieße ich weiter aus meiner grünen Gießkanne ins Storchennest Wasser. Es läuft und läuft! Wann ertrinken die Jungen? Ende des Kurses!

 

Unsere Storcheneltern haben in der Nacht Hausputz gemacht. Alles, was sie nun störte, ging in den Nacht- und Morgenstunden über Bord und damit den Weg alles Sterblichen. Ich werde natürlich die Jungen nicht aus der Dachrinnen bergen und auch das Nest keiner wie auch immer gearteten Säuberungsaktion unterziehen. Ich plädiere aber schon seit Jahrzehnten für das keimfreie, waschbare Kunstnest mit dem für alle Zeit und ewiglich die Staunässe beseitigt wäre. Auch eine Wasser abstoßende Kunstfaser mit doppelt verstärkter Schraubmuffe käme bei der engeren Wahl in Betracht. Entwickler der Firma Siemens, Abteilung Kernenergie, in Erlangen arbeiten bereits seit 30 Jahren an der Entwicklung eines Prototypen. Sollte er noch in diesem Jahr zur Verfügung stehen, käme er natürlich umgehend in fast alle Storchenorten zum Einsatz. Leider liegt mir bislang noch kein Bericht über einen Feldversuch der Entwickler vor. In einem Fernsehbericht über Frankens Störche (viele meiner Lesen haben ihn gesehen) gab es aber bereits erste Anzeichen eines solchen. Chefentwickler außer Diensten Zimmermann konnte wenigstens dabei seine grüne Minigießkanne zum Einsatz bringen, die aber weniger Staunässe suggerieren wollte als als kleine Dreingabe zur Beruhigung der gerade geschlüpften Storchenküken gedacht war. Seit dieser Zeit folgen junge Störche einer grünen Gießkanne als Leittier und wollen dieser auch ins Winterquartier folgen. Nun arbeitet die Arbeitsgruppe an einer motorisierten Form der Kanne, in der zumindest ein Passagier (Pilot) als Begleitperson mitfliegen darf. Wer Interesse hat, soll sich einfach bei mir melden oder eine Mail an patschnass.hurra@t-online.de richten.

 

Ob unser Paar nach der geglückten Säuberungsaktion noch einen weiteren Brutversuch startet, halte ich persönlich für nicht mehr denkbar! Aber ich lasse mich hier auch wieder gerne verbessern!

 
12. Mai 13

Ich hoffe und wünsche es mir zutiefst, dass sich die Emotionen schnell wieder zurückschrauben lassen und die allgemeine Trauer und Betroffenheit bald wieder von einem normalen Storchenleben begleitet wird. Wer mich kennt, weiß, dass ich in manchen Punkten sicher ebenfalls etwas überreagiere und dabei Menschen leicht verletzen kann. Ich beabsichtige dies schon gar nicht, sondern ich versuche nur durch meine scheinbare Coolness in Sachen Storchentod das Thema für Sie und für mich aufzuarbeiten. Dass auch zu einem Vogelleben das Vogelsterben gehört, will ich vielen somit nahe bringen oder ein wenig verständlich machen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wer ein Spanferkel oder nur einen gemeinen Schweinebraten zu sich nimmt, bedenkt oft gar nicht, welch nicht immer tiergerechten Weg der Braten vor seinem Verzehr gehen musste. Auch ein kleines Spanferkel muss sein Leben häufig abrupt und scheinbar sinnlos beenden. Ich bin nun wahrlich kein Vegetarier und will auch keinen meiner Leser zum Vegetariertum verpflichten. Auf unsere Storchenküken übertragen ist deren Schicksal dagegen ja noch weitaus humaner zu sehen als das in meinem Schweinevergleich und viele andere Vergleiche ließen sich ebenfalls anführen. 

Auch wenn wir die Todesursache nicht kennen und durch meine Einstellung wohl auch nicht erfahren, können Sie sich trösten, denn auch das menschliche Sterben wird oft nicht durch eine Obduktion erklärbarer. Millionen Menschen, auch nächste Angehörige, sterben, ohne dass es eine eindeutige Ursache gibt. Der Opa war halt krank, die Oma hat halt ein schwaches Herz gehabt! War es tatsächlich immer die wirkliche Ursache? Will man das wirklich immer wissen? Und jetzt rufen viele in unserem Falle gleich nach einer Todesursachenanalyse. Es werden weitere Storchenküken sterben, auch in Dinkelsbühl, aber die weitaus größte Mehrheit wird überleben und den Bestand unserer Vogelfavoriten weiter anheben. Das sollte uns doch genügen. Nicht das Ausschöpfen aller technisch und kriminalistisch denkbarer Möglichkeiten muss das Ziel unserer Arbeit sein, sondern das Schaffen von verstärkter Bewusstheit und Kenntnis in Lebensabläufe. War es eine Erkrankung der Jungen, ein ungewolltes Mitbringsel der Eltern?

 
13. Mai 13

  Konnte mich heute erstmals nach dem Verlust der Jungen in Dinkelsbühl vor Ort umsehen. Im Schneefanggitter unterhalb des Storchennestes auf beiden Dachseiten waren keine Überreste eines abgeworfenen Jungstorches auszumachen. Auch wenn diese noch sehr klein waren, sollten sie meinen Blicken nicht entgangen sein. Von Museumsmitarbeitern war bereits am Freitag und Samstag der vergangenen Woche der Umgriff um das Museum, um das Nestgebäude also, zusätzlich abgesucht worden, so dass davon auszugehen ist, dass keines der Jungen auf der Straße ankam. Bleibt natürlich die Möglichkeit, dass nächtliche Räuber der Innenstadt solche Kadaver in den Nachtstunden bereits beseitigt hatten, ehe die Nachsuche einsetzte. Und schließlich bleibt auch die als gering einzuschätzende Möglichkeit eines Verschlingens der verstorbenen Brut durch einen Altstorch. Seien Sie mir bitte nicht böse, wenn nun die Möglichkeit einer mehr oder weniger sicheren Klärung der Todesursache ausbleiben wird.

Unser Storchenpaar hat sich mit der neuen Situation ohne Nachwuchs gut abgefunden. Ich glaube nicht, dass Vögel – wie von einigen meiner Leser angedeutet – wegen des Jungenverlustes so etwas wie Trauer empfinden. Solche Reaktionen sollte man mehr vernunftbegabten Wesen attestieren wie zum Beispiel dem Menschen. Auch wenn manch menschliche Verhaltensäußerung nicht unbedingt immer vernunftbegabt aussieht. Störche reagieren auf Reize, die von außen auf sie einwirken. Fallen diese Reize – in unserer Geschichte die Bettelbewegungen und Bettellaute der kleinen Jungen – aus, werden die darauf ausgerichteten Reaktionen (die Futtersuche und das Füttern) nicht mehr ausgelöst, es kommt somit zu einer Verhaltensänderung, die so abläuft, als wäre das Paar jungenlos (war es ja dann auch!).

Ob es jetzt eine neue Brut gibt, ob das Paar also ein Nachgelege zeitigt, halte ich persönlich für sehr unwahrscheinlich, aber Störche haben mich in der Vergangenheit schon so oft überrascht, dass ich nichts mehr für unmöglich halte. Allerdings muss dazu die biologische Uhr mächtig zurückgedreht werden, denn um ein neues Gelege zu produzieren muss der Hormonhaushalt fast 8 Wochen zurückgepolt werden, es müssen wieder Paarungen stattfinden usw. Wenn dies alle passieren sollte, vergehen schon noch mindestens 10-14 Tage. Dann hätten wir die letzte Maiwoche erreicht, ein Datum, zu dem in Dinkelsbühl schon einmal eine Brut begann, aber halt mit einem Erstgelege. Bisher sieht es mit dem Verhalten des jungenlosen Paares noch ganz hoffnungsfroh aus. Die Bindung zum Nest ist nach wie vor sehr stark, kein fluchtartiges Verlassen der so unseligen Niststätte. Also von Trauer keine Spur (siehe oben!). Warum auch?

Ich habe heute auch bei meinem Besuch im Museum die Einstellung der Nestkamera verändert, um wieder einen besseren Überblick über die Sachlage zu bekommen. Leider lässt dabei die Schärfe etwas zu wünschen übrig. Ich habe es mehrfach versucht, hier zu einer besseren Wiedergabe zu kommen. Die Technik setzte mir aber dabei Grenzen! Das Bild wird in dieser etwas totaleren Variante einfach nicht mehr besser.

Ich denke, wir können und sollten mit den heutigen Darstellungen meiner Beweggründe sowie meiner Sichtweise wieder einigermaßen beruhigt und friedlich zueinander sein. Jeder poltert einmal heraus und bedauert solches im nächsten Moment. Auch ich bitte Rolf sehr herzlich, mit seinen ungemein wichtigen Beiträgen zum Nestgeschehen fortzufahren und weiter auch über seine Erlebnisse im Berliner Raum mit Störchen & Co. zu berichten. Ich habe seine Sichtweise zur Ursache des Todes der Küken nicht geteilt und mich vielleicht in meiner Wortwahl nicht im Zaum gehalten. Nehmen Sie meine Entschuldigung an dieser Stelle bitte an!

Beginnen wir also nun ein neues Kapitel am Dinkelsbühler Storchennest

 
14. Mai 13

Konnte gestern am Abend im letzten Licht der Webcam nach der Landung des Männchens am Nest eine fast Vergewaltigung des jungenlosen Brutpaares beobachten und auch heute gelangen bereits wieder Paarungen der Eltern ohne Arbeit, die beweisen, wie schnell in den Verhaltensabläufen eine komplette Änderung eingetreten ist. War man vorher konsequent auf Fütterungen und Jungenaufzucht programmiert, scheint nun eine erneute Rückbesinnung erfolgt zu sein, die das Paar nun bereits wieder veranlasst, es vielleicht sogar mit einem Nachgelege zu versuchen. Dies wäre wirklich eine tolle Sache, an die ich aber immer noch nicht so recht glauben kann.

Am Nachmittag ereignete sich noch eine bemerkenswerte Geschichte. Für über zwei Stunden hielt sich in Abwesenheit unseres Stammpaares ein fremder rechts oben beringter Storch am Nest auf. Dieser nutzte die Gunst der Stunde und machte es sich im Nest sehr gemütlich. Mit großer Ausdauer erlaubte er sich sogleich kleinere Nestkorrekturen. Doch als der rechtmäßige Eigentümer der Storchenbehausung von seinem Nahrungsausflug zurückkehrte war es schnell mit dem neuen Nestinspizienten geschehen. Ohne den Hauch einer Chance, räumte er das Feld und ward nicht mehr gesehen.

 
Fremder Storch im Nest fühlt sich gleich heimisch...


Der Hausherr ist zurück

Beide wieder da! Und wie!

Diese Beobachtung zeigt, wie schnell einzelne Störche, ohne eigenes Nest und ohne eine Brut eingegangen zu sein, leer stehende Nester okkupieren können oder für einen ausgefallenen Partner eines Brutpaares einspringen können.

Es lohnt sich also weiter unserer Website treu zu bleiben, Tagebuch zu lesen und wer weiß...?

 

 
31. Mai 13

Lassen Sie mich die Ereignisse in unserem Nest seit meinem letzten Eintrag vom 14. Mai kurz Revue passieren.

Dass es leider nicht mehr zu einem Nachgelege gereicht hat, haben Sie ja längst bemerkt und letztlich glaubte auch so recht keiner von uns mehr daran. Die Brutzeit und die ersten Tage der Jungenaufzucht bis in den Mai hinein haben es nicht mehr erlaubt, die innere Storchenuhr um 6 Wochen wieder zurückzudrehen.

Wären bei Kämpfen oder anderen Ereignissen Eier kurz nach der Ablage verloren gegangen, wäre das Storchenweibchen und ebenso der dafür unabkömmliche Storchenmann sicher in der Lage gewesen, statt der üblichen 4-5 Eier auch die doppelte Anzahl zu produzieren. Dieser Fall war für unser Nest in diesem Jahr eh nicht relevant, aber vielleicht ergibt sich ja eine solche Möglichkeit in einem der folgenden Jahre und Sie erinnern sich dann eventuell an diese Zeilen im Tagebuch. Apropos Tagebuch!

Ich habe zu vielen Punkten aus dem Storchenleben in den vergangenen Jahren Stellung bezogen und Informationen geliefert, so dass (fast) alles schon einmal gesagt wurde, jedoch die entsprechenden Stellen zu finden, bedeutet bei einigen tausend Seiten Text ohne Register eine wahrlich ehrenvolle Aufgabe. Dennoch darf ich den einen oder anderen immer wieder dazu ermuntern, im Tagebuch-Archiv zu blättern und so immer mal was Neues oder Interessantes aus dem Storchenleben zu entdecken.

 

Unsere beiden Hübschen taten anfänglich das, was uns erfreute und wir auch als Voraussetzung für ein mögliches Nachgelege erkannt hatten: Sie paarten sich wieder. Das tun Störche auch gerne, wenn ihre Jungen ausgeflogen sind und sie damit einen neuen Lebensabschnitt einläuten, der dann nach etwa weiteren 14 Tagen bis 3 Wochen mit dem Abzug der Jungen endet. Der Tod unseres Nachwuchses hatte eine ähnliche „Wirkungsweise“. Für die Eltern waren die Nachkommen plötzlich nicht mehr da und somit war man arbeitslos und hatte wieder Zeit für andere Interessen.

Die Bindung zum Nest blieb außerdem bis heute – der Kalender zeigt den 31. Mai  und damit den letzten Tag des kalendarischen Frühlings – erfreulich intensiv. Die Phasen, in denen das Nest gänzlich leer stand, blieben eher selten. In diesen Stunden entging es manchen von ihnen nicht, dass es dann durchaus auch fremde Störche waren, die die Gunst der Stunde nutzten und zumindest bis zur Rückkehr der Hausherren das Nest in Besitz nahmen und sich fast schon wie die Eigentümer fühlen durften.

Der Spuk war aber dann stets schnell vorbei, wenn einer der Dinkelsbühler Störche in Richtung Nest flog. Wurde er von den Eindringlingen bemerkt, ergriffen die „Einbrecher“ stets überstürzt die Flucht und ließen es nie (soweit von der Kameraposition erkennbar) auf eine kämpferische Auseinandersetzung ankommen. Mehrmals konnte so ein rechts oben beringter Besucher und einige Male auch ein beringtes Paar für mehr oder weniger lange Zeit im Nest gesichtet werden. Und schließlich kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass sich der eine oder andere unberingte Storch gelegentlich eingeschlichen haben dürfte. Aber so richtige Nestansprüche konnte keiner dieser Invasoren anmelden. Ohne nun ganz schlüssige Beweise vorlegen zu können, ist mir die Identität von drei Besuchern inzwischen bekannt. Genauere Daten fehlen mir aber noch. Den Einzelgänger mit einem ELSA-Ring rechts oberhalb des Fersengelenkes konnte ich einmal im Wörnitzgrund in der Nähe der Froschmühle bei der Nahrungssuche beobachten. Als ich diesen Ringstorch im Nest auf dem alten Rathaus bemerkte, fuhr ich in Feuchtwangen los. Bei meiner Ankunft in Dinkelsbühl hatte er  das Nest aber schon wieder verlassen. Etwas enttäuscht zog ich wieder von dannen und fuhr suchend die Wörnitz aufwärts. Und da stand plötzlich mein Gesuchter am Wegesrand (vielleicht war es auch ein ganz anderer, aber macht nichts!). Die Ablesung der Nummer ergab, dass es sich um einen Storch des Jahrgangs 2012 handelte. Der Beringungsort jedoch liegt jedoch nicht in meinem Arbeitsgebiet, da ich diesen Ring nicht selbst verwendet habe. Im Falle des beringten Storchenpaares half mir ein großer Zufall! Es war am 23. Mai. Ich saß auf dem Turm der Stiftskirche meiner Heimatstadt Feuchtwangen und erfreute mich am Anblick von vier etwa 14 Tage alten Jungstörchen im Nest auf dem Kamin des alten Rathauses dort. Das Weibchen betreute die Brut, als plötzlich neben dem Kamin auf der Sirene ein Fremdstorch landete, dem sich kurz darauf ein zweiter dazugesellte. Dennoch blieb die Situation überraschend entspannt. Das diensthabende Weibchen zeigte nur wenig Aggression und machte den zaghaften Versuch, seine Jungen mit einem Flügel zu schützen. Aber auch beide Sirenenstörche wirkten ziemlich entspannt und nicht angriffslustig. So blieb es etwa 15 Minuten. Genug Zeit, um die Ringe der beiden Fremden abzulesen. Ich kannte die beiden schon aus dem Vorjahr. Sie hatten damals versucht, im Raum Bopfingen ein Nest zu bauen und zur Brut zu schreiten. Dies gelang nicht. So tauchten sie 2012 – arbeitslos – an einem Tag im Juni an unserem mit 4 Jungen besetzten Nest in Dinkelsbühl auf, landeten auf dem Dachfirst und flogen nach wenigen Minuten davon. Auch heuer wurden sie erneut im selben Gebiet um Bopfingen gemeldet und wieder gab es augenscheinlich keine Brut oder zumindest keinen Bruterfolg. Also sieht man sich eben in der Gegend etwas um und tauchte nun in Feuchtwangen einmal auf. Doch nun der Bezug zu Dinkelsbühl.

 

Als ich meinen Beobachtungsposten in Feuchtwangen schon verlassen wollte, erschien der Feuchtwanger Storchenmann. Er landete im Nest, blieb ein Weilchen entspannt bei seiner Partnerin und startete danach zumindest angedeutet Attacken gegen die Fremden. Er vertrieb sie von der Sirene und nach einigem Hin und Her verlor ich alle drei aus den Augen. Ich verließ meinen luftigen Ausguck! Zu Hause angekommen, setzte ich mich bald an meinen Schreibtisch und klickte auf meine Lieblings-Website: www.storch24.de

Und was sah ich? Richtig ein links und rechts beringtes Storchenpaar stand in Dinkelsbühl im Nest. Und nicht genug. Einer der ELSA-Ringe – und das hatte meine Ablesung in Feuchtwangen schwieriger gestaltet als im Normalfall – war stark bekotet und wirkte deshalb aus der Ferne sehr hell und teilweise weiß. Und die identischen Symptome zeigte nun auch einer der Dinkelsbühler Ringstörche. Kein Zweifel: Als die beiden in Feuchtwangen abflogen, nahmen sie kurzerhand Kurs auf das Dinkelsbühler Nest. Sie hatten mehr Glück als in Feuchtwangen. In Dinkelsbühl waren die Hausherren gerade unterwegs, so dass sie sich wenigstens für einige Minuten als glückliche Nestbesitzer feiern durften.

 

Solche Begegnungen und Geschichten werden sich auch in Zukunft an unserem Nest abspielen. Diese Beobachtungen zeigen, dass während des gesamten Sommers umherziehende Vagabunden Ausschau nach möglichen Nistplätzen halten und vielleicht in einer der nächsten Brutzeiten in unserer Region als Brutvögel auftauchen. Der momentane Storchenboom mit abermals ungezählten Nestneugründungen lässt sogar wieder verstärkt die Möglichkeit aufkeimen, dass sich – vielleicht auch in Dinkelsbühl – weitere Storchenpaare ansiedeln könnten. Solches geschah und geschieht in diesem Jahr in sehr erfreulicher Weise. In Oettingen, von Dinkelsbühl gut 25 km Luftlinie entfernt –brüten heuer 3 Storchenpaare (statt bisher einem Paar), in Triesdorf bei Ansbach heuer ebenfalls 3 (statt 2 im Vorjahr), in Gerhardshofen an der Aisch versuchen  und versuchten 2013 zeitweise bis zu 6 Paare zu brüten (statt bisher 1) und schließlich sei noch der Kran in Kirchheim an der Mindel zu nennen, auf dem sich bereits 10 Brutpaare angesiedelt haben! Sie sehen also, wie prächtig sich der Bestand unserer Störche etabliert hat und nun kommt das kälteste Frühjahr und ein regenreicher und vor allem lange sehr kalter Mai. Sind nun die Störche bedroht? Geht es ihnen nun an den Kragen?

 

Ich verfolge Ihre Gästebucheinträge und respektiere Ihre Gefühle in Bezug auf ein leidiges Thema, das mir schon viele schlaflose Stunden eingebracht hat und weshalb ich auch schon intensiv beschimpft und angegangen wurde. Dabei wäre doch alles so einfach! Es gibt Gesetze, Vereinbarungen und Regeln im Umgang mit unserem großen Problem, das gerade bei Kälte in Verbindung mit intensivem Regen regelmäßig auftaucht. Störche sind immer noch wildlebende Tiere, auch wenn unsere Landschaft zunehmend vom Maisanbau geprägt wird und immer mehr von Biogasanlagen überwuchert wird, deren moscheeartige Kuppeln deutschen Landen einen islamischen Touch verleihen. Auch eine Form praktizierter Integration!

Als wildlebende Tierart sucht sich der Storch seinen Nistplatz immer noch selbst aus, auch wenn man ihm Nisthilfen anbietet. Die meisten der neu entstandenen Nester haben die Störche eh ohne jegliche menschliche Hilfe errichtet. Weil der eine oder andere Nistplatz nicht so sehr den menschlichen Erwartungen und dem deutschen Ordnungssinn entspricht, müssen solche Bauwerke aus Storchenhand nicht selten technisch hoch gerüsteten, rostfreien, eben ordentlichen Nisthilfen weichen. Schade! Andere Länder, andere Sitten! Störche benötigen in Fragen Nestbau keine menschliche Hilfe, aber wegen der Sauberkeit und .... Sie verstehen?! Ein Haufen Äste auf einem frisch renovierten, barocken Schlossgiebel gefällt nicht jedem. Und was passiert dann? Da muss etwas Gescheites her!

Dieses Nest könnte herunterfallen! Versicherungsfragen, Scherereien ohne Ende! Da muss etwas Gescheites her! Das muss sauber aussehen! Mindestens 100 Jahre halten! Sie verstehen?

Also, wenn sich ein Storch an einem Ort ansiedelt, liegt dies ganz bestimmt nicht primär an der Nistunterlage! Wenn er zur Brut schreitet und Junge aufziehen will, muss ausreichend Futter vorhanden sein! Wenn Störche zwischen den ach so geliebten Maislandschaften noch Wiesen vorfindet, die Futter bereithalten, wird er seinen Nachwuchs irgendwie satt bekommen. Wenn nicht! Dann gibt es schon allein deshalb Opfer.

 

Störche gehören also rechtlich - und Sie werden mir Recht geben - zu den wild lebenden Tierarten. Sie stehen damit (noch) in krassem Gegensatz zu Haustieren. Hier denke ich besonders an Hund, Katze oder Schwein und Rind. Diese Tierarten werden allgemein im häuslichen Umfeld gehalten, werden meist auch gefüttert, bei Krankheiten häufig tierärztlich versorgt und halten sich zumindest zeitweise in von Menschen geschaffenen Behausungen (Häusern oder Stallungen) auf. Bei Regen und Kälte sollten diese Behausungen so beschaffen sein, dass sie zum Wohle der Tiere gestaltet sind, Unterschlupf bieten usw.

Der Storch ist eine wild lebende Tierart und aus dieser Sicht dem Naturschutzgesetz unterstehend. Andere Tierarten ( Hund, Katze, Schwein...) sind unter das Primat des Tierschutzes gestellt.

Und hier beginnt die fatale Entwicklung und Entgleisung einer Gruppe fehl geleiteter Tierschützer, die den Storch auf einem Weg zur Verhausschweinung begleiten. Ich möchte hier nicht mehr wiederholen, was ich in früheren Jahrgängen meines Tagebuches zur Thematik beigetragen habe. Jedoch sei zugegeben, dass die jüngste Entwicklung mich immer mehr in meinen kühnsten, irrealen Träumen bestätigt sieht. Wir steuern genau in die von mir schon immer vertretene Richtung einer Verhausschweinung des Weißstorches und leider tragen die Webcams ein gerüttelt Maß an Mitschuld an dieser Entwicklung.

 

Meine Vision 2020:

Störche werden in einigen Jahren in großen Stallungen gehalten. Sofort nach der Eiablage werden ihre Fortpflanzungsprodukte einem Brutschrank anvertraut, der einen 100%-igen Bruterfolg garantiert. Von  fachlich geschulten und staatlich geprüften Storchengärtnern werden die Küken in 60 Tagen zur Flugreife gebracht und danach an weitere Tochterstationen im Umland abgegeben. Ob sie anschließend auch zur Zucht freigegeben werden, entscheidet der jeweilige Bedarf: Zur Gruppe der Zuchtstörche wird eine der Vergnügungsstörche angegliedert. Letztere verbleiben bis zum Eintritt der Geschlechtsreife in Freizeitparks, wo sie speziell die Grillstationen und Imbissbereiche mit ihrer Anwesenheit bereichern. Das eine oder andere Würstchen oder allzu zähes Grillfleisch darf an die zwischen den Bankreihen vagabundierenden Adebare verfüttert werden und reduziert somit die Betriebskosten in angenehmer Weise. Im Winter werden danach die Weißstorchstallungen zur Besichtigung freigegeben und der Verkauf  überzähliger Tiere als Ersatz-Weihnachtsgans speziell an frisch verheiratete Paare abgegeben. Dabei beruft man sich auf eine Expertise eines Höchstädter Storchenterroristen, der durch einen Selbstversuch die fruchtbarkeitkeitssteigernde Wirkung eines Storchensteaks belegen konnte.

 

Zur Rechtslage: Es ist verboten - welches Gesetz da auch immer richten mag – Niststätten wild lebender Tierarten zur Zeit der Jungenaufzucht in irgendeiner Weise zu stören. Alle Aktivitäten, die in diese Richtung gehen, müssen von der Höheren Naturschutzbehörde genehmigt werden (dazu zählt auch die Beringung). Was momentan passiert, läuft alles außerhalb jeglicher Rechtsgrundlage ab. Das stört aber so ziemlich niemanden, denn alle Handelnden sehen sich ja gegenüber der Öffentlichkeit (die meist keine Ahnung von Zusammenhängen hat) voll im Recht und getragen von einer immensen Zustimmung. Mir haben vor Jahren oben angedachte Storchenattentäter aus Höchstadt und Umgebung vollen Ernstes als Begründung für ihren Einsatz zur Rettung der Storchenbabys eine denkwürdige Frage gestellt, ich zitiere: „Würdest du deine Tochter (damals 2 Jahre alt) bei diesem Sauwetter im Storchennest liegen lassen?“ Ich antwortete voller Schreck natürlich mit einem klaren: Nein!. Gesagt getan! Auf der Weiterfahrt kam mir bald die Drehleiter der Feuerwehr gefolgt von zwei Kamerateams diverser Privatsender entgegen, die die folgende Rettungsaktion in ihrer Abendsendung zur Ausstrahlung brachten. Als dann noch von erschreckender Staunässe in den Nestern die Rede war, schloss sich der Kreis. Wer wollte schon gegen so viel Heldenmut und ungemeiner Tierliebe vorgehen. Das Recht liegt eindeutig auf der Seite der Täter!

Der Fall Höchstadt entwickelt sich nun in diesem Jahr zu einer derartigen Groteske (deren Ende noch nicht absehbar ist, aber deren Skurrilität so abschreckend abläuft), dass es einem (fast) die Sprache verschlägt.

Die Geschichte nimmt jedes Jahr ihren Anfang in der Säuberung des Nestes, um Staunässe verursacht durch Plastikteile und anderen von den unfähigen – und ich vermeide bewusste das Wort dummen – Störchen eingetragenen, Unrat zu vermeiden. Gesagt, getan! Kurz nach Ankunft der Störche ist das Werk vollendet. Doch wie geht es weiter? Es wird Mai, 5 Junge sitzen im Nest und trotz Nestputz scheint die Staunässe wieder ihr Unwesen zu treiben. Hat man da nicht richtig geputzt? Haben die Störche seitdem die Frechheit besessen, das Nest wieder so herzurichten, dass erneut Staunässe auftritt? Für nächstes Jahr werden wir uns aber was anderes überlegen müssen! Es regnet, es ist dazu noch kalt! Im ganzen Land! Neue Niederschlags- und Temperatur-Minusrekorde! Der Blick ist gespannt auf die Bilder der Webcam gerichtet!  Tausende von Usern verfolgen mit den Aktivisten vor Ort das Geschehen. Während in den nahen Aischwiesen die letzten Kiebitzküken ertrinken und die Großen Brachvögel zum vierten Mal in Folge ohne jeglichen Nachwuchs bleiben (keiner hilft, es gibt auch keine Webcam!), bereitet man sich in Höchstadt auf den Eingriff vor! Man will und kann sich doch nicht in der Öffentlichkeit als Tierverächter oder Schlappschwanz bezeichnen lassen, wenn man doch moralisch und vom Herzen her betrachtet nur Gutes will! Also rauf aufs Nest, raus aus dem Nest (2 Küken sind tot, ein drittes stirbt in den Armen seines Retters, dieses hat ja noch Glück gehabt). Die weitere Vorgehensweise wird medial geschickt ausgekostet, lässt man seine Gemeinde doch in solchen Momenten nicht allein). Die Küken durften wenigstens nach dem Aushorsten erste Erfahrungen auf dem Weg zur Verhausschweinung machen. Sie kamen zum ersten Mal mit einem Fön in Berührung! Was hätte aber das Küken doch für einen richtigen Föhn gegeben. Die erste Nacht in einer häuslichen Umgebung mit einem schützenden Dach und Solarheizung ließ schnell die unwirtlichen Bedingungen in einem Storchennest unter freiem Himmel vergessen. Doch nun folgt ein Bruch in meiner Gedankenkette: Weshalb müssen die Geretteten nun wieder zurück in das blöde staunasse Nest? Da hilft zur Beruhigung auch nicht der Eintrag von Holzwolle als kleines Trostpflästerchen für die nun folgende Tierquälerei. Ein solches Nest hat die Welt am Folgetag noch nicht gesehen! Die wieder Ausgesetzten lagen tief gebettet in Holzwolle oder was das auch immer gewesen sein mag. Die Altstörche haben es schließlich geschluckt unter schrecklichen Qualen, nur um sich wieder um ihren Nachwuchs kümmern zu können. Denn dieser Trieb steht bei Störchen an erster Stelle und ist durch nichts zu unterbinden. Ich wiederhole! Warum setzt man die armen Geschöpfe wieder zurück ins Nest? Die Wettervorhersagen sagten für den kommenden Tag eh ergiebige Regenfälle voraus. Warum fährt ein Haupttäter in diesen Tagen in den Urlaub? Wollte er sich ins Ausland absetzen, um einer Verhaftung zu entgehen? Ich sehe hier leider direkte Zusammenhänge! Die Jungen sind zurück! Zwei gerettet! Großes Lob von allen Seiten. Doch es beginnt erneut zu regnen. Und hier sollte endlich das Tierschutzgesetz greifen. Wer wissentlich Tiere quält.... Sie wissen schon! Ich bezichtige in unserem speziellen Fall aus Höchstadt die Beteiligten der Tierquälerei. Unter Vorspielung falscher Tatsachen (Fön, warmes Körbchen, Streicheleinheiten. lecker Futter) haben sie Tiere wissentlich lebensbedrohenden Gefahren ausgesetzt, zeitweise der Fürsorge ihrer Eltern entzogen und außerdem gegen ihren Willen verschreibungspflichtige Medikamente verabreicht. Allein diese Aufzählung strafbarer Handlungen sollte genügen, um den Terroristen ihr Handwerk zu legen. Oder sehe ich das doch vielleicht zu optimistisch?  

Was passiert, wenn die Küken nicht mehr auftauchen? Sollten sie eventuell sogar im Tierhandel untergetaucht sein? Fragen über Fragen also! Mancher Betreiber eines Biergartens oder einer Einrichtung zur sinnvollen Gestaltung der Freizeit schreit schon jetzt nach attraktiven Schauobjekten, die bereits an menschliche Nähe gewöhnt sind und somit bald  nach Erhalt aus dem Handel sinnvoll eingesetzt werden können.

 

Bleiben Sie also bitte mit mir am Ball! Schrecken Sie vor einer Anzeige nicht zurück! Zum Schluss noch eine Schätzfrage:

Wie oft werden die Storchenküken pro Jahr aus dem Nest geholt?

a)      2mal  b) 5mal  c) öfters

Unter den richtigen Einsendern werden attraktive Preise verlost.

1.Preis: 1 Fön der Luxusklasse 
2. Preis: 10 kg Holzwolle 
3. Preis: 1 Nacht im Storchennest bei Regen

Zum Schluss noch eine kleine, unvollständige Auflistung der in meinem Arbeitsgebiet bekannt gewordenen Verluste an Störchenjungen. Dies Aufstellung schließt die Folgen der kommenden Regennächte noch nicht ein.

Mosbach: alle tot, Schopfloch: alle tot, Leutershausen: alle tot, Aurach 2 tot, Oettingen: 2 tot. Weißenkirchberg: mindestens 1 tot, Hetzweiler: mindestens 1 tot....den Rest erspare ich Ihnen

Und nun noch einige Schnappschüsse:


Wir sind die Hausherren!

Da gabs noch Hoffnung!

 
Der einsame Fremde!


Das sind die rechtmäßigen Hausbesitzer!

Auch ein Rücken kann entzücken!
   

Es liegt schon wieder Ärger in der Luft!

Fremde im Doppelpack!.


Ein letzter Versuch?


Skurriles aus Höchstadt

 

 

 

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Hinweise

Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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