Storchenkamera
Dinkelsbühl
Storchentagebuch 2013
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
Teil 1
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27. Apr.13 |
Aller Anfang ist (wieder) schwer! Lassen Sie
mich heute nach einer fast einjährigen Denkpause einen neuen
Tagebuchjahrgang beginnen.
Nach vielen Jahren konsequenter und fast
täglicher Einträge auf dieser Website konnte ich mich natürlich
damit aus der Affaire ziehen, dass fast alles im Leben der Störche
schon einmal beschrieben, gedeutet und damit auch gesagt war.
Dass in der Zwischenzeit die Seherinnen und
Seher sowie die User allgemein über einen ständig wachsenden
Wissensschatz verfügen und diesen auch im Gästebuch kommunizierten,
hat meine Trägheit in Sachen Tagebuch natürlich nicht wesentlich
reduzieren können. Dafür bitte ich alle um Verständnis!
Das Team der Storchenkamera Dinkelsbühl steht
nach wie vor unverändert. Die Technik in bewährten Händen von
Andreas Kamm liefert uneingeschränkt ein lückenloses Bild vom
Nestgeschehen, Ausfälle kamen nicht vor und wenn, dann nur für kurze
Zeit und stets durch Vorgänge bedingt, die innerhalb des
Nestgebäudes lagen und somit hausgemacht waren.
Unsere Kamera ist inzwischen auch in die Jahre
gekommen und nun ununterbrochen seit 2001 im Einsatz. Dennoch kam
man sagen, dass das Bild, das sie liefert, immer noch im weiten Feld
der Webcams – und im Besonderen der Storchenwebcams – eine gute
Figur abgibt. Dass ein Livestream – obwohl immer mal angekündigt –
nie zustande kam, lag einzig an der mangelnden Überrtagungskapazität
der Internetverbindung im Nestgebäude und mittlerweile geht sie uns
auch gar nicht mehr so ab.
Wenn Sie einmal auf der Website
www.storchencam.eu schmökern, werden Sie schnell
feststellen, in welchem Maße Storchenkameras wie Pilze aus dem Boden
geschossen sind und weiter schießen. Gerade diese Tatsache hat nun
meinen Entschluss, das Tagebuch weiterzuführen, wieder aufleben
lassen. War unser Ansatz und eine wesentliche Daseinsberechtigung
für unsere Einrichtung doch der Anspruch, uns in einer begleitenden
und helfenden Form von fast allen anderen „Werbeveranstaltungen“ in
Sachen Storch abzuheben. Mit anderen Worten: Wer Lebensabläufe in
der Natur in dieser entlarvenden Nähe und manchmal auch Grausamkeit
darstellt, kann dies nach meiner Meinung nur in Verbindung mit
erklärenden Texten tun, die Einblicke in biologische
Verhaltensabläufe geben und für deren Verständnis werben Ich habe
dies fast 12 Jahre getan und bin zwischendurch auch manchmal müde
geworden. Da man es nie allen Recht machen kann, bleiben manchmal
auch verletzende Beschimpfungen und Anfeindungen nicht aus. Dies ist
mir in diesen Jahren auch passiert. Diese Tatsache war aber nicht
der Grund für meine „Denkpause“, die ich hiermit für beendet
erkläre. Die Eintragungen in der nun folgenden Phase der
Dinkelsbühler Storchengeschichte werden aber nicht mehr die
Ausführlichkeit und Intensität der vorherigen Berichtsjahre
erreichen.
Seit Bestehen der Storchenkamera Dinkelsbühl,
die – wie Sie vielleicht wissen – auf eine Initiative des Ortsgruppe
Dinkelsbühl im Bund Naturschutz zurückgeht, hat sich storchenmäßig
in Bayern und in vielen anderen Bundesländern sehr Erfreuliches
getan. Allein im Landkreis Ansbach, dem Heimatlandkreis der
Dinkelsbühler Störche, hat sich der Brutbestand von 2001 bis 2012
von 14 Paaren auf 28 verdoppelt. Geht man auf das Jahr 1984 -
zugegeben das allerschlechteste in der Geschichte – zurück, muten
die Zahlen sogar unglaublich an. Sie stiegen vom zuletzt genannten
Jahr bis heute von 4 auf 28 Brutpaare, eine Steigerung um 700%. Dies
ist nun nicht mein Verdienst (vielleicht ein paar Prozent nehme ich
auf meine Kappe!), aber diese Zahlen zeigen, wie anpassungsfähig
Freund Adebar ist oder weiter geworden ist! Was habe ich schon alles
über Lebensraumansprüche dieser Vogelart gesagt und gelesen. Doch
komme ich immer mehr ins Zweifeln, wenn ich Orte als vom Storch
besiedelt besuche und mit großen Augen bewundere, in denen ich vor
Jahren um keinen Preis der Welt mit einem Storchenvorkommen rechnen
wollte. Man lernt eben nie aus und die Natur ist manchmal
unberechenbar. Wie oft habe ich in Vorträgen erzählt, dass in
fränkischen Ortschaften ein Storchenpaar pro Ort das höchste der
Gefühle sei. Zu sehr würden sich brutwillige Störche um den
Nistplatz streiten und die fehlenden Nahrungsressourcen letztlich
nur einem Paar das Überleben sichern. Inzwischen muss ich mich
vielfach revidieren: Es gibt eine ganze Reihe von Orten, in denen
heute dicht beieinander 2, 3, 4 oder noch mehr Paare in einem Ort
innerhalb Bayerns brüten. Das Maximum liegt derzeit bei 9!
Interessantes dazu finden Sie unter folgendem Link:
http://www.lbv.de/unsere-arbeit/vogelschutz/weissstorch/tagebuch.html
Mit diesen sehr erfreulichen Entwicklungen
stieg im gleichen Zeitraum auch der Arbeitseinsatz für mich. Allein
in Sachen „Storch“ hat sich die Zahl der Storchennester, an denen
ich in irgendeiner Weise aktiv bin und die in meinem Arbeitsgebiet
liegen, annähernd verdreifacht! Und da es noch viele andere
Vogelarten gibt, die von Ihrem Tagebuchschreiber beachtet, bemerkt,
erfasst und einfach auch beobachtet werden, kam das Tagebuch
vielfach zu kurz und blieb ganz auf der Strecke.
Zum Schluss noch ein weiterer kleiner Grund der
Entschuldigung für das lange Schweigen: Zu allem Unglück bin ich
auch noch berufstätig. Zwar nur als Lehrer, denen man ja eh die
meiste Freizeit zusagt und neidvoll mehr oder weniger solche auch
zubilligt, aber immerhin! Und in diesem Berufsfeld durfte ich in den
vergangenen 36 Berufsjahren manche Veränderung erfahren, die an mir
auch nicht spurlos vorübergegangen ist. So lasse ich zunehmend Kraft
in der Schule, die dann anderswo fehlt. Dies einzugestehen oder
eingestehen zu müssen, fiel und fällt mir noch nicht leicht. Ich
werde im Frühjahr 2014 mit dann fast 65 Lebensjahren in den
verdienten (?) Ruhestand gehen.
Nun zurück zu den Hauptdarstellern auf dem
Altrathausdach zu Dinkelsbühl. Ich teile die Einschätzung meiner
Gästebuchschreiber, die der Meinung sind, bei unserem diesjährigen
Brutpaar handle es sich um dasselbe des vergangenen Jahres.
Am 25. März lag das erste Ei im Nest, dem im
Abstand von 2 Tagen weitere Eier folgten. Mit Sicherheit befinden
sich – und dies wahrscheinlich auch schon nach Vollendung des
Legeprozesses – 5 Eier im Nest. Da das „richtige“ Brüten so mit dem
zweiten Ei beginnt, können wir den 27. März als Tag des Brutbeginns
annehmen. Von diesem Zeitpunkt an werden also die Eier
kontinuierlich mit Wärme versorgt und jeweils ein Partner bleibt für
die Aufgabe des Bebrütens im Nest.
So 32 bis 33 Tage währt nun die Brutphase,
wobei die zuletzt gelegten Eier gegenüber dem „Erstei“ im Laufe des
Brütens etwas an Zeit aufholen. So ist es normal, wenn das fünfte Ei
am Ende die geringste Entwicklungszeit beansprucht. Da kommen dann
schon mal nur noch gerade 30 Tage zusammen. Bei einem Fünfergelege
sicher eine vernünftige Einrichtung, damit nicht zwischen der Geburt
des ersten und des letzten Kükens gleich mehr als eine Woche
vergeht. Da sind dann vier Tage schon genug und manchmal auch schon
zu viel. Wir werden es beobachten und ändern können wir es ja auch
nicht ! Sie verstehen vielleicht, was ich meine?
An dieser Einstellung in Sachen
„Storchenschutz“ wird sich auch im Brutjahr 2013 nichts ändern!
Geändert hat sich aber am 25. April die
Einstellung der Kamera. Sie soll in den nächsten Wochen dazu
beitragen, das Nestgeschehen um Schlupf und kritische erste
Lebensphase der Jungen besser zu studieren. Als Nestbegleiter haben
Sie ja jetzt für alle Fälle wieder Ihren Tagebuchschreiber und er
wird – wenn nötig – seine Sicht der Ereignisse kommentieren.
Warten wir nun gespannt auf die nächsten Tage.
Wann erblickt das erste Küken das Licht der Welt? Vielleicht
passiert es ja schon am Sonntag, aber es wird wohl der Montag werden
und das letzte wird als Geburtsmonat mit Sicherheit den Mai ins
Geburtsregister eintragen können.
Ich freue mich, den Neuanfang für heute
bewältigt zu haben. Es gibt noch sehr viel zu berichten, aber dafür
bleibt mir sicher noch im Laufe der nächsten Monate Gelegenheit.
Das erste Ei... |
Nummer 2.. |
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Wer zählt die Eier? |
Die neue Einstellung zeigt die 5 |
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30. Apr. 13 |
Heute sind die ersten beiden Küken unseres
Paares geschlüpft. Unser Storchenpaar scheint sich ganz gut an
die Regeln zu halten. Ich meine, das mit der Brutzeit kommt ganz gut
hin. Zur Erinnerung: Das „Erstei“ lag am Morgen des 25. März bei
einer Tiefsttemperatur von minus 5 Grad und einer leichten
Schneedecke im Nest. Zwei Tage später, wir schrieben den 27. März,
war es in der Nacht mit minus sechs Grad sogar noch etwas kälter und
auch tagsüber blieb die Temperatur unter der Null-Grad-Marke
hängten, es gab also einen echten Eistag Ende März. Aber wenn die
Hormone auf Eiablage und Brutbeginn stehen, kann Meister Adeabar
nicht aus seiner Haut. Die biologischen Abläufe beginnen zu laufen
und niemand käme auf die Idee mit dem Brutgeschäft auf bessere –
sprich wärmere Tage – zu warten. Warum auch? In den letzten 150
Millionen Jahren gab es bestimmt schon eine ganze Reihe kälterer
Märztag und die Vogelart „Weißstorch“ hat dennoch bis heute
überlebt. Ganz ohne Mensch und ganz allein! Also seit dem 27. März –
ab dem zweiten Ei eben – führten beide werdenden Elternteile ihrem
Gelege regelmäßig die erforderliche Wärme zu. Von einigen Denk- und
Pflegepausen von täglich wenigen Minuten abgesehen lag man also auf
dem Gelege, das am 29. März und mit großer Sicherheit auch am 31.
März und 2. April auf die endgültige Größe von 5 Eiern anwuchs. Der
Rest bis heute ist schnell erzählt. Es tat sich seither wenig
Aufregendes! Gott sei Dank! Darauf konnten wir auch gut und gerne
verzichten. Keine feindlichen Angriffe bedrohten das Nest und seine
Bewohner (die noch nicht zu sehenden und im Ei verborgenen Jungen
eingeschlossen). Man sollte bei der Besprechung vielleicht noch
einmal auf die Wettergeschehnisse während der Brutzeit blicken. Die
gesamte erste Aprilwoche blieb frühwinterlich mit täglichen
Nachtfrösten und einer Durchschnittstemperatur von knapp einem
Plusgrad. Vielleicht führte dieser mühsame Start dazu, dass sich die
Brutzeit insgesamt doch ein wenig verlängerte. Als ich heute zum
ersten Mal kurz nach Mittag, das erste Küken im Nest sah, konnte es
sich noch nicht allzu lange im Licht geräkelt haben. Das Ei mit der
mit dem Eizahn aufgebrochenen Kappe lag noch fast unverändert im
Nest. Wenig später hatte es einer der Altstörche an den Nestrand
gezogen und sicher kurz darauf gefressen. Dies ist nämlich bei
vielen Vögeln und damit auch beim Storch so Brauch. Kein
Energiehappen – und als ein solcher ist die Kalkschale anzusehen –
wird einfach so verschwendet oder entsorgt. Außerdem möchte man
natürlich einem möglichen Feind nicht unbedingt ein besetztes Nest
signalisieren, wenn am Boden Eischalen liegen, die vielleicht auf
fette Beute hoffen lassen. Diese Variante trifft nun aber bei
Gevatter Storch weniger zu!
Es hat also gut 34 Tage gedauert – gerechnet
vom 27.3. an – bis das erste Küken heute geschlüpft war. Weniger
überraschend darf die Tatsache angesehen werden, dass das erste
Geschwisterchen nur wenige Stunden später im Nest lag. Diese
Schlupffolge hat damit zu tun, dass mit dem ersten Ei noch nicht
richtig gebrütet wird, vielleicht etwas halbherzig nur. So kommt es
natürlich leicht zu einer Zwillingsgeburt an einem Tag. In dieser
Phase, den ersten Lebensstunden außerhalb der schützenden Eihülle,
nehmen die Jungen noch keine Nahrung auf, sie zehren noch vom
Dottervorrat, der ihnen bis zuletzt die einzige Energiequelle war.
Wichtiger als eine sofortige Nahrungszufuhr ist allerdings die
wärmende Komponente, die je nach Temperatur, mehr oder weniger durch
das Hudern beider Elternteile gewährleistet wird. Achten Sie aber
bitte ab sofort auf Fütterungen! Dieser Moment des Fütterns ist auch
für die Beobachter und Ihren Tagebuchschreiber eine ganz wichtige
Angelegenheit. Lassen sich so mit etwas Glück doch wesentliche
Erkenntnisse über die Zusammensetzung der Nahrung gewinnen. Bei
kleinen Jungen spielen Regenwürmer eine wichtige Grundlage bei der
Jungenaufzucht. Erst später werden auch die Beutetiere größer,
wenngleich auch schon jetzt die Eltern alles verschlucken, was sie
im Nahrungsgebiet erbeuten. Wenn man dann nach der Rückkehr am Nest
seinen Mageninhalt von sich gibt, bedient sich das Jungvolk
selbstständig vom Angebot. Das von der Größe passende (jetzt kleine
Beutetiere) wird von den Kleinen gefressen, zu Großes wird
verschmäht, bleibt zunächst im Nest liegen und wird abschließend von
den Eltern wieder gefressen und verschluckt. Gerade diese
„Nestaufräumaktion“ bietet dem Beobachter den besten Einblick in die
mitgebrachten Beutetiere. Zeigen Sie also etwas Geduld beim
Beobachten und seien Sie nicht enttäuscht, wenn anfangs nur wenig
von der mitgebrachten Beute erkennbar ist. Vieles ist zu einem
tennisballgroßen Knäuel gepresst und wird erst nach und nach besser
sichtbar, am besten aber beim erneuten Fressen durch die Eltern am
Nest. Nach Abschluss einer Fütterung befinden sich keinerlei
Beutetiere mehr im Nest. Fische und große Nager sind zwangsläufig am
besten erkennbar, Insekten und Gewürm dagegen schlecht. Meist kann
man sagen, dass es sich um Kleintiere (Würmer, Käfer, Insekten etc.)
handelt, wenn man keine Einzelheiten erkennt. Und Solches geschieht
natürlich sehr oft. Wenn ein Altstorch Futter mitgebracht hat, senkt
er wenig später seinen Schnabel in Richtung Nestinneres bzw. Junge,
er macht kurz darauf - durch Laute oder Schnabelpicken der Jungen
dazu veranlasst - würgende Bewegungen, bis der Mageninhalt
schließlich meist komplett ins Nest plumpst. Alles weitere können
Sie dann beobachten. Dazu viel Freude und Entdeckergeist und scheuen
Sie sich nicht, ihre Beobachtungen in Wort und vielleicht auch im
Bild ins Gästebuch zu stellen.
Es kann also weitergehen! Freuen wir uns
gemeinsam schon jetzt auf Küken Nummer 3 bis 5! Aber ganz
selbstverständlich ist diese Hoffnung nicht. Wir werden sehen, ob
unser Paar seine Vorgabe aus dem letzten Jahr (ebenfalls 5 Eier und
anfangs auch 5 Junge) und am Schluss 4 ausfliegende Junge auch heuer
wiederholen kann. Darüber würden wir ganz bestimmt nicht meckern!
Einem Ei fehlt die Kappe!
Wo hat sich der „Übeltäter“ versteckt? |
Da ist er ja! Zwischen Papas
Beinen ist wohl ruhen! |
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Nummer 2 hat sich auch schon gemeldet!
Das ging aber schnell |
Auf zu neuen
Entdeckungen! |
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01. Mai 13 |
3. Küken heute in den frühen Morgenstunden
geschlüpft.
Wie bereits im Gästebuch richtig angemerkt
wurde, verläuft das Schlüpfen der Jungen wie am Schnürchen. In
dieser kurzen zeitlichen Abfolge wird ganz sicher die Gewähr oder
sollte ich doch besser sagen die Chance für ein besseres Überleben
einer großen Zahl von Jungen geschaffen. Lassen sich mich die Geburt
der drei Küken noch einmal Revue passieren! Nummer 1 konnten wir am
30.4. um die Mittagszeit bewundern, Nummer 2 kam gut sechs Stunden
später auf die Welt und höchstens weitere 12 Stunden später durften
wir Nummer 3 in den frühen Morgenstunden des Maifeiertages begrüßen.
Innerhalb von 18 Stunden also erlebten wir die Geburt von drei
kleinen Störchen. Vom Legetag für Ei 3, dem 29. März also, bis heute
früh vergingen gerade mal noch 32 Tage. So kann es weitergehen! Wann
schlüpfen die nächsten Jungen? Vielleicht morgen und übermorgen oder
morgen gleich zwei?
Ein Schnappschuss von Carola zeigt, dass
mittlerweile auch gefüttert wird. Große Beutetiere, die für die
Kleinen noch nicht fressbar sind, bleiben im Nest liegen und werden
abschließend vom Fütterer wieder gefressen und zum eigenen Verzehr
verwendet. Bei der im Bild sichtbaren Beute handelt es sich mit
großer Sicherheit um einen Fisch aus der Karpfenfamilie. In der
Heimat der Dinkelsbühler Spiegelkarpfen ist diese Beute sicher eine
gute Wahl, sollte aber in seiner Gesamtheit keine Existenzbedrohung
für die heimische Teichwirtschaft darstellen.
Fette Beute! Zu groß für die Jungen!
Zum Gästebucheintrag von Thomas W. über den
Bericht im Bayrischen Fernsehen am 1. Mai mit dem Thema „Frankens
Störche“ einige Bemerkungen in eigener Sache: Fernsehschaffende und
Redakteure haben ihren eigenen Zugang zum Thema „Storch“. Da spielte
Ihr Tagebuchschreiber eben keine Rolle und ich habe davon auch
nichts erfahren oder wurde auch nicht um eine Mitwirkung gebeten. Im
Übrigen war fast das gesamte Material altes Archivmaterial, das man
zum wiederholten Male einem begeisterten Publikum servierte. Der
alte Mann mit der Gießkanne am Storchennest mit gerade schlüpfenden
oder gerade geschlüpften Jungen, der wirres Zeug über Plastikfolien,
Schnüre und ähnliches faselt, es aber tunlichst vermeidet, diese
Teile dem staunenden Publikum vor Ort zu präsentieren oder – was
auch schon geschah – solche Teile schnell mal aus einer mitgeführten
Aldi-Plastiktüte hervorzuzaubern. Ich habe mich zu diesem Treiben
immer mal im Tagebuch geäußert und auch jede Menge Prügel bezogen -
nicht von Ihnen, die besser Bescheid wissen über biologische Abläufe
als der im Bild gezeigte Michael Zimmermann aus Erlangen. Da ich
wusste, wie der Hase läuft, habe ich mich über die Inhalte des
Berichts weder gewundert noch geärgert. Leider kamen die
Verantwortlichen des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern, über
die sich besagter Herr schon länger nur mehr lustig macht, zu kurz
oder wurden eben einfach aus dem Bericht geschnitten. Fernsehen
eben! Eine wie auch immer geartete Rettungsaktion verkauft sich
besser, auch wenn wegen der Skurrilität des Gezeigten für
Eingeweihte alle Alarmglocken zu schrillen beginnen. Vergessen wir
und Sie das Gesehene und Gezeigte schnell wieder und deshalb
aufregen, lohnt sich so und so nicht! Wer es gesehen hat, soll den
Kommentar von Thomas W unter der Nummer 70946 im Gästebuch nachlesen
und sich seine Meinung bilden. Besser kann man es nicht ausdrücken!
Ich muss mich jetzt doch wieder beherrschen,
nicht in alte Wunden zu schlagen und Verarbeitetes ernuet zur
Diskussion zu stellen. Bleiben Sie bei unserer Website und unserem
Storchenpaar und Sie werden erleben, wie die Eltern es schaffen,
ohne Fön und ohne Gießkanne und neues Nistmaterial zwischen 1 und 5
Junge zum Ausfliegen zu bringen. Sie werden dabei sein und von Ihrem
Tagebuchschreiber hoffentlich umfassend und zurückhaltend in der
Betrachtung und Bewertung der Ereignisse informiert.
Kein
Zweifel! 3 Küken um 6:51 Uhr
Da staunen gleich beide Elternteile
aus unterschiedlichem Blickwinkel!
Friedliche Idylle |
Hier geblieben! |
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02. Mai 13 |
Am gestrigen Abend waren Spuren an einem der
beiden verbleibenden Eier zu erkennen, die auf ein baldiges
Schlüpfen von Küken Nummer 4 hindeuteten. Dieser Vorgang, der durch
Laute aus dem Eiinneren begleitet wird und den Eltern die Situation
auch akustisch vermittelt, dauert schon mindestens einen kompletten
Tag. In der Endphase kann dies schließlich auch durch
Hilfestellungen der Eltern unterstützt und begleitet werden, indem
diese selbst ein wenig Hand oder besser Schnabel anlegen und die
Angelegenheit dadurch etwas beschleunigen. Der erste Beleg, dass wir
uns nun über 4 Storchenküken freuen dürfen, liegt mir mit einem
Schnappschuss um die Mittagszeit vor. Ich nehme aber stark an, dass
die Geburt da schon einige Stunden zurücklag, also als Geburtstermin
ungefähr der frühe Morgen angenommen werden darf. Unser Paar liegt
also wunderbar im Soll, will heißen, dass innerhalb von 48 Stunden 4
Junge das Licht der Welt erblickten. Da liegen zwischen dem 1. April
als Legetag für das 4. Ei und dem heutigen 2. Mai 31 Tage Brutzeit.
Dieser schnelle Abstand des Schlüpfens gibt nach wie vor vier Jungen
eine hohe Überlebenschance, vorausgesetzt, die weiteren
Begleitumstände entwickeln sich ebenfalls optimal. Dazu gehört an
erster Stelle die Verfügbarkeit und Erreichbarkeit der für das
Lebensalter wesentlichen Nahrung, weiter auch das gewünschte
Ausbleiben extremer Wettersituationen und schließlich noch die
Konstitution und Tüchtigkeit des Elternpaares. Wenn wir
voraussetzen, dass das Storchenpaar auch in den Vorjahren in
Dinkelsbühl gebrütet hat, sollte es reich an Erfahrung sein und
Nahrungsquellen im Umgriff um die Stadt bis in eine Entfernung von
mindestens 5 Kilometern kennen und solche, meist temporär zur
Verfügung stehenden Plätze in relativ kurzer Zeit finden und nutzen
können.
Dieses war der vierte Streich |
Alle bereit für eine Portion Wurm |
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03. Mai 13 |
Das Warten auf das Nesthäkchen ging heute ohne
Erfolg in eine weitere Runde. Mit jeder Stunde, die jetzt noch
vergeht, verringert sich die Überlebenschance des Nesthäkchens
gewaltig. Auch wenn ein solches nur als biologische Reserve bei
besten Voraussetzungen gedacht ist, schmerzt natürlich jeder
Verlust. Natürlich ist seit der Geburt des ersten Kükens auch
Füttern angesagt. Die Eltern erheben sich dabei zwangsläufig öfters
vom Gelege. Dies geht selbstverständlich immer etwas auf Kosten der
verbliebenen Eier. Das fünfte Ei hat diese Nachteile deshalb auch am
längsten zu verkraften. Mal sehen, ob es morgen dann so weit ist?
Bei den augenblicklichen Tageshöchsttemperaturen von unter 15 Grad
Celsius hudern die Altvögel ihre Jungen die meiste Zeit des Tages.
Der Wärmebedarf der neuen Erdenbürger ist immens, da das flauschige
erste Dunenkleid in vornehmem Grau noch nicht die isolierende
Wirkung des späteren zweiten Dunenkleides in weißer Farbe hergibt.
An den Küken ist ebenfalls gut die Bildung einer Wärmepyramide zu
erkennen. Durch dieses Aneinanderkuscheln vergrößert sich für die
Jungen insgesamt ihre Körperoberfläche, der Wärmeverlust für jedes
einzelne wird deutlich verringert. So überstehen sie selbst kühlere
Wetterperioden, wenn Altvogel und Wärmepyramide gut funktionieren.
Warten auf den letzten Erdenbürger im Nest |
Das scheint heute nichts mehr zu werden! |
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04. Mai 13 |
Es ist so weit! Nummer 5 ist geschlüpft! Spät,
jedoch nicht zu spät, schälte sich das letzte unserer Storchenkinder
aus dem Ei. Es musste wieder in den frühen Morgenstunden passiert
sein und damit ziemlich genau 4 Tage nach der Geburt des ersten
Kükens. In der Bilanz nicht schlecht, aber die beiden Erstgeborenen
haben doch schon einen Altersvorsprung von 3 bis 4 Tagen und dies
ist gerade am Anfang eines Storchenlebens schon nicht zu verachten.
Nun bleibt uns nur die Hoffnung auf einen guten Verlauf in der
weiteren Entwicklung der Storchenfamilie. Die Eltern haben heute
eine nicht alltägliche Lösung eines möglichen Nahrungsproblems
gefunden. Wer schon nicht selbst auf Beutejagd gehen möchte oder
einfach zu viele Schnäbel stopfen muss, hat ja immer noch die
Möglichkeit bei McDonald´s vorbeizuschauen. So praktizierte es ein
Altstorch unseres Storchenpaares und ließ sich im örtlichen
Schnellimbiss-Restaurant eine Überraschungstüte für die Jungen
schnüren. Der Inhalt wurde vollkommen verfüttert, nur die Verpackung
blieb noch ein Weilchen am Nestrand zurück, um später ganz verschämt
Bestandteil des Nestes zu werden und den Blicken der neugierigen
Beobachter dadurch entzogen zu werden. Vielleicht nutzen unsere
beiden erfahrenen Eltern immer wieder mal dieses Spezialangebot. Von
gesunder Ernährung sollte man in solchen Fällen aber nicht ausgehen.
Da ist einmal eine Sonderunterweisung durch Ihren Tagebuchschreiber
angesagt! Einmal im Monat oder einmal während der Jungenaufzucht sei
ein Besuch in besagtem Restaurant aber schon erlaubt und gerade zur
Feier des Tages: Geburt des 5. Kindes von Familie Storch!
Es ist passiert: 5 Junge! |
Bei McDonald´s eingekauft? |
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Zwischendurch ist wieder
eine Wärmespende nötig |
Meine Einkaufstüte lass ich
nicht aus dem Auge! |
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7. Mai 13 |
Vier Tage ist es her, seit das
Nesthäkchen unsere Storchenfamilie vervollständigte Temperaturen um
die 20 Grad und nur sehr wenig Regen bildeten dabei eine wichtige
Voraussetzung für eine gute Nahrungsversorgung sowie für eine
gefahrlose Zeit in Blick auf Unwetterereignisse und dergleichen.
Dass ein Größenunterschied gerade zum Kleinsten der Familie bereits
deutlich sichtbar ist, ist nicht verwunderlich und durchaus normal,
den kleinen Unterschied zwischen Leben oder Tod werden die nächsten
Tage bis Mitte Mai erbringen. Bei Temperaturen, die noch immer nicht
sommerlich sind und in der nächsten Zeit wieder einen Rückfall zu
kühleren Tagen erwarten lassen, wird sich einiges im Leben der
Familie entscheiden. Gerade die Kombination Regen/Kälte birgt die
größten Risiken. Solange die Jungen noch klein sind, funktioniert
die Wärmeabgabe beim Hudern noch einigermaßen gut. Bei einer
fünfköpfigen Jungenschar schon ein ziemlich heikles Unterfangen,
auch schon im jetzigen Stadium der Jungenentwicklung. Also beide
Eltern – und dies funktioniert rein instinktgesteuert – legen sich
bei den angesprochenen miesen Wetterbedingung – überwiegend
ununterbrochen auf die Jungenschar. Sie erheben sich nur
gelegentlich, um selbst das Gefieder zu pflegen oder den Darm zu
entleeren. Auch in den vergangenen Tagen lagen die Altstörche fast
pausenlos über ihren Jungen. Dies wird sich fortsetzen und auch
später immer wieder versucht. Doch wenn wir noch etwas warten, tritt
folgende Problematik auf, bei 5 Jungen eben in fünffacher Weise. Die
immer größer werdenden Körper können selbst bei größter Umsicht
nicht mehr komplett bedeckt werden, sie entgleiten den Fittichen der
Eltern zusehends. Die Folge ist, dass zumindest zeitweise ein oder
mehrere Junge nicht mehr ausreichend bedeckt werden können. So
verendeten vor einigen Jahren während zweier Schlechtwettertage um
Pfingsten bei knapp 10 Grad Höchsttemperatur und kräftigem
Dauerregen gerade die größeren, gut 4 Wochen alten Jungen in
zahlreichen Nestern. Sie konnten selbst unter Einsatz aller Versuche
der Eltern nicht mehr ausreichend vor dem Regen geschützt werden.
Kleinere Junge, die den Vollschutz noch genießen konnten, überlebten
dagegen meist. Und ein zweiter Punkt kam und kommt dazu. In einem
Alter ab der dritten Lebenswoche ist der Nahrungsbedarf der Jungen
schon immens. Ist die Nahrungsbeschaffung bei starkem Regen
eingeschränkt – Störche fliegen bei Regen auch nicht sehr gern und
besonders nicht sehr weit – kann es hier schnell zu Engpässen
kommen, die die Konstitution der Jungen weiter einschränken.
Sie sehen also, wie kompliziert die
Zusammenhänge sich manchmal darstellen. Man muss sich aber dabei von
allzu menschlichen Denkweisen lösen können und Vorgänge im Leben von
Vögeln und in der Aufzucht von Vogeljungen distanzierter angehen und
betrachten. Ein Vogelpaar, das die volle Kontrolle über Nest und
Junge besitzt – und dies ist in unserem Fall auf dem Rathausdach bei
Storchens der Fall – reagiert eben nur auf Signale, die in ihrem
genetisch vorgegebenen Programm enthalten sind. Eigene
Denkleistungen dürfen von einem Storchenelternpaar nicht erwartet
werden. So beschließt ein Elternvogel nicht von sich aus, einem
seiner Jungen, der bei einer Fütterung zu kurz gekommen war, noch
mit einer Sonderration an Nahrung zu versorgen.
Also freuen wir uns, wenn sich die Lage weiter
positiv darstellt und offenbar noch keine traurigen Ereignisse
gemeldet werden müssen.
Die letzten Schnappschüsse mit 5 Jungen? |
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08. Mai 13 |
Ich finde noch keine rechte Erklärung, weshalb
unsere Storchenküken seit einigen Tagen einen farblich auffälligen
Eindruck hinterlassen. Von einer leicht grauen bis weißen
Gefiederfarbe ist seit dem 6. Mai nichts mehr geblieben. Alle Fünfe
sind deutlich „verölt“, ich meine, sie wirken wie mit Schmieröl
eingerieben. Ich habe eine solche Situation einmal vorgefunden und
zwar vor einigen Jahren bei der Beringung gut 4 Wochen alter Jungen.
Damals war das gesamte Gefieder wie mit einem Film überzogen, der
sich leicht klebrig anfühlte. Dabei roch alles deutlich nach Fisch.
Ich vermutete damals, dass die Hauptnahrung zum großen Teil aus
Fisch bestand. Die im Magen der Eltern leicht angedaute „Fischsuppe“
ergoss sich beim Auswürgen auch über das Gefieder der Jungen und
brachte dann die festgestellte Verfärbung. Die Jungen flogen aber
vier Wochen später alle gesund aus. Ich zeige Ihnen hier zwei
Schnappschüsse aus unserem Nest: den ersten vom 5.5. den zweiten
genau einen Tag später.
Weiße Pracht... |
...und 24 Stunden später! Bäh |
Drastischer könnte der Unterschied in der
Färbung kaum gezeigt werden. Junge im Alter unserer Störche sollten
allerdings mit dem Verlauf der Nestlingszeit, also jetzt, immer
weißer werden, unsere wurden und werden immer dunkler. Hier kann
etwas nicht stimmen! Der einzige Fall, dass sich im Alter unserer
Storchenküken das grau/weiße Dunenkleid einmal dunkler verfärbt, ist
bei einem Regenschauer. Das nasse Gefieder wirkt dann mal kurz
schmutzig, beim Trocknen gewinnt es aber die ursprüngliche Farbe
wieder. Nun hat es aber in den vergangenen Tagen im gesamten Monat
Mai gerade mal 5 Liter Niederschlag auf den Quadratmeter gegeben, so
dass klimatische Faktoren für eine derartige Verfärbung ausscheiden.
Ich bin gespannt!
So sahen unsere Storchenkinder vor einem Jahr aus! (Gleiches Alter
wie jetzt!)
und so sehen sie heute aus!
5 Küken habe ich heute auf keinem meiner und
Ihrer Schnappschüsse mehr identifizieren können. Vielleicht hat
unser Meisterbeobachter Rolf oder eine andere fleißige Kraft solche
Bilder mit 5 Jungen vorliegen. Sie dürfen mir diese gerne zukommen
lassen oder im Gästebuch veröffentlichen. |
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09. Mai 13 |
Dramatische Ereignisse am heutigen Feiertag
Christi Himmelfahrt! Irgend etwas stimmt nicht im Hause Adebar. Die
Situation ist bereits für den gelegentlichen Beobachter an der
Webcam spürbar. Die Jungstörche sind eindeutig krank und zwar hat
sich die Situation heute in den Vormittagstunden so zugespitzt, dass
ich bereits mit einem Totalverlust der Brut rechnete.
Die Altstörche wirken reichlich irritiert, sie
beginnen die enge Bindung zu den Jungen in irgendeiner Form
abzubauen. Liegt es am merkwürdigen Aussehen ihrer Kinder, von denen
sie anderes zu sehen gewohnt sind? Aber auch umgekehrt spielen sich
einige Sonderheiten ab. Warum robbte heute Vormittag eines der Küken
Richtung Nestrand, verließ den schützenden Hafen bei seinen
Geschwistern, wurde nicht gehudert und verblieb über eine halbe
Stunde meist völlig reglos am Nestrand, um dann in einer Huderpause
doch wieder Anschluss an die Geschwisterschar zu nehmen.
Ein Küken verlassen am Nestrand!
Links liegengelassen!
..und wieder auf dem Rückmarsch!
Von einem richtigen Bettelverhalten ist am
Vormittag ebenfalls keine Spur mehr zu bemerken. Wenn nicht
gebettelt wird, gibt es auch kein Futter, wenn es kein Futter
gibt......Sie merken, dass sich hier ein Kreislauf in Bewegung
setzt, dessen Ende völlig ungewiss bleibt. Wenn jemand irgendwelche
Beobachtungen gemacht hat, dann helfen Sie mir und uns, Licht in das
Dunkel zu bringen. Natürlich denke ich bei meinen
Erklärungsversuchen auch an den Verlauf einer infektiösen
Erkrankung. Solche Erkrankungen erreichen die Jungen über die
mitgebrachte Nahrung, in unserem Falle also bevorzugt über
Regenwürmer. Diese Beutetiere sind manchmal Träger eines Parasiten,
der sich im Körper der jungen Störche verbreitet, vor allem die
Atemwege befällt und schnell zum Tod führen kann. Ist hier so etwas
im Gange? In der Eltern-Jungen-Beziehung spielen auch akustische
Signale eine wesentliche Rolle. Klingen die Stimmen der Jungen durch
ihre Krankheit anders, so dass sie für die Eltern nicht mehr die
entsprechenden Reaktionen auslösen können?
Zwei Mitglieder unseres Fünferteams sind auf
alle Fälle zur Stunde - und auf meiner Uhr ist es 14 Uhr am 9. Mai –
nicht mehr am Leben und auch höchstwahrscheinlich nicht mehr im
Nest. Junge dieser Größe werden nach oder kurz vor ihrem Ableben
entweder aus dem Nest geworfen oder einfach von den Altstörchen
gefressen.
Was passierte also zwischen dem 5. und 6. Mai,
dass unsere Küken eine derartige negative Entwicklung genommen
haben? Auch bei den Altstörchen könnte man am Hals- und
Brustgefieder Spuren einer angetrockneten Flüssigkeit, ich nenne sie
hier einmal Dreck- erkennen der eine ähnliche Farbe zeigte, wie
später auch die der Jungen?
Beachten Sie das Halsgefieder des Altstorchs!
Verschmutzte Beine mit angetrocknetem Schlamm
sind weiter ein Hinweis, dass die Störche in den Maitagen regelmäßig
einen oder mehrere ausgelassene oder nur spärlich mit Wasser
gefüllte Fischteiche der Umgebung besucht haben. Liegt dort der
Schlüssel des Geheimnisses? Was haben sie dort gefressen? Wir können
nur abwarten und das Geschehen als Beobachter registrieren. Über
alles genau Bescheid zu wissen und Todesursachen zu ermitteln oder
zur Diskussion zu stellen, ist nicht mein Ding. Es muss nicht alles
erklärbar und wissenschaftlich belegbar sein! Wer aber meinen
Beitrag liest und sich dazu äußern möchte, darf dies gerne tun oder
wenn jemand einen anderen Storchenmann kennt, der eine Erklärung
weiß oder einen anderen Ansatz hat, darf sich gerne in die
Diskussion einklinken.
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10. Mai 13 |
Ich hätte mir meine Rückkehr zur
Tagebucharbeit wahrlich anders vorstellen wollen, am besten mit fünf
ausfliegenden Jungstörchen und ohne die geringsten Komplikationen,
doch nun kam alles ganz anders und sogar in Form eines Super-Gaus.
Wer sich aber mit Lebewesen beschäftigt – und Vögel sind da ein
Paradebeispiel – weiß, dass solche Katastrophen schon immer an der
Tagesordnung waren und keineswegs überraschend eintreten.
5 wenige Tage alte Jungstörche sind tot, nicht
mehr und nicht weniger. Für die Vogelart „Weißstorch“ eine
vollkommen unbedeutende Randerscheinung. Kein Hahn würde krähen,
befände sich nicht eine dieser Webcams in Nestnähe. Nun dürfen und
müssen wir dieses Drama live miterleben. Wer es nicht mit ansehen
kann, muss halt die Website schnellstmöglich verlassen und einige
Tage warten. Danach sind die Spuren des Todes verschwunden und man
geht fast zur Tagesordnung über. Wie es aussieht – und da gebe ich
einigen Beobachtern recht – scheint mir zumindest einer der
Altstörche ebenfalls nicht ganz auf der Höhe zu sein. Dass er fast
den gesamten Tag auf seinen toten Jungen liegt, ist alles andere als
normal. Vielleicht hat er sich dieselbe Krankheit eingefangen oder
diese mit an seine Jungen übertragen. Wir müssen abwarten, bis er
tot im Nest liegt oder doch wieder abfliegt und sich selbst
versorgen kann.
Über die Ursachen des Todes schießen die
Spekulationen mächtig ins Kraut! Eine angesprochene Ursache ist aber
völlig auszuschließen, nämlich die der Staunässe im Nest. Staunässe
ohne Regen – ich habe seit dem Schlüpfen der Jungen in 11 Tagen
lediglich 5 Liter Regen auf den Quadratmeter zu melden – kann ja
beim besten Willen nicht im Entferntesten in Frage kommen. Da
geistern nach wie vor die unsäglichen Horrorgeschichten über
Plastikfolien und andere Müllutensilien, die den Nestboden
verdichten sollen, durch die Medien und werden dann noch in völlig
unqualifizierter und verdummender Weise einem erstaunten
Fernsehpublikum als Berechtigung für einen Nesteingriff bei frisch
geschlüpften Jungen präsentiert. Der Filmbeitrag des Bayrischen
Fernsehens über Frankens Störche war dafür ein abstoßendes Beispiel.
Ich möchte noch eine Vermutung anschließen.
Eingetragenes Nistmaterial war mit Schimmel infiziert und die
freigesetzten Schimmelsporen haben zum Tod der Jungen geführt. Und
schließlich halte ich auch die Möglichkeit einer Vergiftung für
denkbar. Diese Vermutung würde an Gewicht gewinnen, wenn auch
zumindest einer der Altstörche – vermutlich im Nest – stirbt. Ein
Eingreifen während der Phase der Veränderung am Nest – und die
begann am 6. Mai – ist und war nie vorgesehen, da beide Altstörche
sich um die Brut kümmerten und auch beide am Leben waren.
Wer beklagt eigentlich die vielen toten
Vogeljungen und Vogeleltern, die von unseren geliebten Hauskatzen
alljährlich abgeschlachtet werden, wer beklagt, die jungen
Kormorane, die von tüchtigen Waidmännern in Naturschutzgebieten aus
den Nestern geschossen werden, wer beklagt Tausende von Wildgänsen,
die eine schießwütige Jägerschaft mit Erlaubnis durch das Jagdrecht
vom Himmel holt?
Sollen die Jungen geborgen werden? Selbst wenn
sie durch Gift umkamen, wird es schwer möglich sein, den Täter zu
finden und ihn gar zur Rechenschaft zu ziehen. Er konnte ja nicht
wissen und hatte auch nie vor, dass Gevatter Storch den Köder
schnappte, der eigentlich zur Abwehr gegen Kormorane gedacht war.
Die Liste ließe sich beliebig verlängern.
Jetzt brauche ich erst mal eine Pause. Auf
Bilder vom Nestgeschehen verzichte ich heute ausnahmsweise einmal! |
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11. Mai 13 |
Dass Sie alle traurig sind, kann ich gut
nachvollziehen, denn ich bin es selbst mindestens genauso wie Sie.
Aber bei aller Trauer sollte man doch etwas gelassener über die
Vorfälle sprechen als manche es jetzt zu tun meinen. Ohne jemandem
zu nahe treten zu wollen und ohne mich im Entferntesten selbst loben
zu wollen (das liegt mir schon gar nicht!), muss ich doch noch etwas
klarstellen.
Wenn ich das Wort Staunässe höre, schwillt mir
noch immer der Kamm! Ich habe von 5 Litern Regen auf den
Quadratmeter gesprochen und habe auch erwähnt, dass diese
unglaubliche Regenmenge nicht an einem Tag, sondern im gesamten
Monat Mai (bis 9. Mai um 24 Uhr) fiel. Am besagten Tag und zwar
zwischen dem 5. und 6. Mai fiel kein einziger Tropfen Regen! Und
dann der Gedanke an Staunässe! Unglaublich und arrogant ignorant.
Die Bewertung von Bildmaterial sollte man eben doch etwas genauer
angehen und sich nicht derart blamieren. Aber so ist es eben! Ich
habe mich schon immer gegen Nesteingriffe zur Wehr gesetzt und dazu
gehören auch „Säuberungsaktionen“ und „Entsumpfungsaktionen“ während
der Brutzeit. Solche sind verboten und strafbar.
Da ist unser Storchennest, auch wenn es viele
nicht glauben wollen, doch gerade ein Trockenoase und mitnichten
auch nur annäherungsweise ein Grund für den Verlust der Brut. Das,
was die Jungen geschädigt hat, kam eindeutig mit einem oder beiden
Elternteilen ins Nest. Was war das klebrige braune Zeug, das da nach
der Rückkehr eines Altvogel oder nach einer Fütterung durch ein
Elterntier an den Jungen und auch in der Nestmulde kleben blieb.
Darin wälzten sich die Jungen auch weiterhin und es gelangte beim
Putzen des Gefieders sicher auch in den Verdauungstrakt der Jungen
usw. Auch einer der Altvögel hat dieses Zeug an Brust und Bauch.
Doch bei ihm betrifft es lediglich einen kleinen Teil der
Körperoberfläche, während die Jungen komplett damit zugedeckt
wurden. Ein kräftiger Regensturm hätte vielleicht in dieser Zeit die
Jungen sogar gerettet. Weil es aber trocken blieb, nahm der Vorgang
das bekannte tragische Ende. Noch etwas zum Nest: Ein Bild aus der
Zeit vor Brutbeginn, in unserem Fall aus der Zeit des Nachwinters,
als Beleg für ein durch Staunässe gefährdetes Nest zu platzieren,
zeugt von der totalen Unkenntnis in Sachen Storchennest. Die
Betrachter dürfen nicht glauben, dass ein Storchennest aus einem
Kranz von Zweigen besteht, der anschließend - damit die Eier nicht
sofort durch diesen Kranz plumpsen - mit einigen Lagen Stroh
ausgefüttert wird. So verfahren Aktionisten, die glauben, ein
Storchennest sollte der „Mensch“ bauen, weil er ja mehr Ahnung in
Sachen Storchennestbau besitz als die blöden Störche selbst. Dabei
müssen Sie sich ein Storchennest – eines das schon mehrere Jahre
ungestört und ohne Fummelisten überdauern durfte – wie einen großen
Komposthaufen vorstellen, der sich nur nicht im eigenen Vorgarten
befindet, sondern eben auf dem Rathausdach in Dinkelsbühl. Dass
dabei Gewichte von bis zu einer Tonne zustande kommen, sei nur am
Rande erwähnt. Das Dinkelsbühler Storchennest sollte es mittlerweile
auch schon auf gut 250 Kilogramm bringen. Das Storchenpaar einer
neuen Storchensaison findet also bei seiner Rückkehr aus dem
Winterquartier – wenn es überhaupt das Gebiet seiner Brut verlassen
hat – ein für eine Brut wenig einladendes Äußeres vor. Doch kein
Storch würde in ein solch unvorbereitetes Nest irgendwelche Eier
ablegen. Sie bauen das Nest aus und an! Dabei wächst das Nest einige
Zentimeter in die Höhe (mindestens 20-30 Zentimeter), indem beide
Partner immense Mengen an Zweigen und vor allem weiteres
Pflanzenmaterial (Altgras, Stroh...) einbauen. Also entsteht jedes
Jahr auf dem alten Nest ein neues Nest. Diese „Neunest“ hat zwar als
Unterlage das „Altnest“ ist aber für sich autonom und eine eigene
Heimat für Eier und Junge. Wie Sie sicher alle Wissen, wird fast bei
jeder Ablösung am Nest, Nistmaterial aller Form und Größe mit
eingebracht und eingebaut. Bei Staunässe (ist doch eigentlich ein
tolles Wort!) verhalten sich Störche, die das noch selbst tun
dürfen, ganz sinnvoll. Sie tragen Material ein das die Staunässe
aufnimmt und minimieren hilft. Nun gießen Sie mal in Gedanken mit
einer 20 Liter Gießkanne Wasser in das im Durchmesser gut 1,80 m
große Storchennest, das gleichzeitig rund 1,5 m Höhe aufweist.
Gießen Sie aber so, dass der Inhalt der Kanne im Verlauf einer
Stunde ins Nest rieselt. Dann haben Sie ungefähr eine
Niederschlagsleistung von 10 Litern auf den Quadratmeter.
Wiederholen Sie diesen Vorgang in den nächsten vier Stunden noch
jeweils einmal, dann hätten wir eine Niederschlagssumme von 50
Litern auf den Quadratmeter erreicht. Eine gewaltige Summe, die in
den letzten Jahren nie auf unser Gebiet niederprasselte.
Wasser fließt, wie Sie sicher wissen, stets
bergab! Sie befinden sich zudem noch in 20 Metern Höhe und nun kommt
schon wieder der Gedanke an die Staunässe. Störche verzichten aus
dummer Angewohnheit beim Nestbau auf eine tiefe Nestmulde. Sie tun
dies in weiser Vorsicht, soll doch eine Mulde bitte nicht mit Wasser
volllaufen und somit dazu führen, dass das Gelege aufschwimmt oder
die Jungen komplett in der Kuhle versinken und innerhalb weniger
Minuten ertrinken. Fast alle Menschen, denen ich begegnete und die
zum ersten Mal ein Storchennest aus der Nähe betrachteten, wunderten
sich i m m e r darüber in besonderer Weise, dass solche Nester oben
vollkommen flach sind und in diesem Zusammenhang noch einmal, dass
die Jungen dann nicht herausfallen. Das mit der Staunässe und dem
Tod von Jungen stammt eindeutig aus diesem Irrglauben heraus, sehen
doch fast alle Menschen ein Storchennest als eines mit einer tiefen,
napfartigen Mulde, in dem beim ersten Gewitterguss alles Leben
erlischt. Eine kleine Mulde existiert, wenn die Eiablage einsetzt
und wenn das Gelege bebrütet wird. Später – mit dem Heranwachsen der
Jungen - wird diese kleine Vertiefung immer mehr nivelliert, bis zum
Ende der Nestlingszeit das Nest in vielen Fällen eine konvexe
Struktur annimmt. Ob das wohl etwas mit der Verhinderung von
Staunässe zu tun hat? Aber im Nest befindet sich doch unser gesamter
Plastikmüll? Richtig! Da Störche als Brautgeschenk und bei der
Ablösung am Nest auch Gegenstände mitbringen, die sie so in ihrem
Lebensraum vorfinden und zu denen sie zeitweise auch eine gewisse
Appetenz entwickeln, gehören auch die immer wieder genannten
Plastikabfälle dazu. Haben wir auf dem Rathausdach auch! Ich komme
zu der Gießkanne, die wir ausgießen wollen, zurück. Das Nest hat
eine Fläche von 1,5 m² (grob geschätzt). Ich denke Ihr größter
Esstisch zu Hause sollte bei weitem nicht über eine so beachtliche
Fläche verfügen. Adebar hat wieder Plastikmüll mitgebracht und
diesen ins Nest eingebaut. Das Teil war grob geschätzt immerhin
beachtliche 30x30 cm groß. Es wurde an den Nestrand gezerrt, eine
ganze Weile bearbeitet und schrumpfte dabei auf immerhin noch 10x10
cm. In den Folgetagen ging das so weiter, immer nach dem gleichen
Muster. Erst lag das Teil gut sichtbar für einige Stunden, wanderte
aber mit der Zeit immer weiter nach außen, veränderte dabei auch
Form und Größe und war in den nächsten Tagen nicht mehr zu sehen.
Wie groß muss nun ein mitgebrachter Müllsack sein, um ein 1,5 m²
großes Storchennest abzudichten und Staunässe zu verursachen? Zweite
Frage: Wie kommt dieses Teil ins Storchennest? Für die richtige
Beantwortung der Fragen steht eine Grundausbildung zum
Staunässeexperten ins Haus!
Unter all den genannten Voraussetzungen gieße
ich weiter aus meiner grünen Gießkanne ins Storchennest Wasser. Es
läuft und läuft! Wann ertrinken die Jungen? Ende des Kurses!
Unsere Storcheneltern haben in der Nacht
Hausputz gemacht. Alles, was sie nun störte, ging in den Nacht- und
Morgenstunden über Bord und damit den Weg alles Sterblichen. Ich
werde natürlich die Jungen nicht aus der Dachrinnen bergen und auch
das Nest keiner wie auch immer gearteten Säuberungsaktion
unterziehen. Ich plädiere aber schon seit Jahrzehnten für das
keimfreie, waschbare Kunstnest mit dem für alle Zeit und ewiglich
die Staunässe beseitigt wäre. Auch eine Wasser abstoßende Kunstfaser
mit doppelt verstärkter Schraubmuffe käme bei der engeren Wahl in
Betracht. Entwickler der Firma Siemens, Abteilung Kernenergie, in
Erlangen arbeiten bereits seit 30 Jahren an der Entwicklung eines
Prototypen. Sollte er noch in diesem Jahr zur Verfügung stehen, käme
er natürlich umgehend in fast alle Storchenorten zum Einsatz. Leider
liegt mir bislang noch kein Bericht über einen Feldversuch der
Entwickler vor. In einem Fernsehbericht über Frankens Störche (viele
meiner Lesen haben ihn gesehen) gab es aber bereits erste Anzeichen
eines solchen. Chefentwickler außer Diensten Zimmermann konnte
wenigstens dabei seine grüne Minigießkanne zum Einsatz bringen, die
aber weniger Staunässe suggerieren wollte als als kleine Dreingabe
zur Beruhigung der gerade geschlüpften Storchenküken gedacht war.
Seit dieser Zeit folgen junge Störche einer grünen Gießkanne als
Leittier und wollen dieser auch ins Winterquartier folgen. Nun
arbeitet die Arbeitsgruppe an einer motorisierten Form der Kanne, in
der zumindest ein Passagier (Pilot) als Begleitperson mitfliegen
darf. Wer Interesse hat, soll sich einfach bei mir melden oder eine
Mail an
patschnass.hurra@t-online.de richten.
Ob unser Paar nach der geglückten
Säuberungsaktion noch einen weiteren Brutversuch startet, halte ich
persönlich für nicht mehr denkbar! Aber ich lasse mich hier auch
wieder gerne verbessern! |
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12. Mai 13 |
Ich hoffe und wünsche es mir zutiefst, dass
sich die Emotionen schnell wieder zurückschrauben lassen und die
allgemeine Trauer und Betroffenheit bald wieder von einem normalen
Storchenleben begleitet wird. Wer mich kennt, weiß, dass ich in
manchen Punkten sicher ebenfalls etwas überreagiere und dabei
Menschen leicht verletzen kann. Ich beabsichtige dies schon gar
nicht, sondern ich versuche nur durch meine scheinbare Coolness in
Sachen Storchentod das Thema für Sie und für mich aufzuarbeiten.
Dass auch zu einem Vogelleben das Vogelsterben gehört, will ich
vielen somit nahe bringen oder ein wenig verständlich machen. Nicht
mehr, aber auch nicht weniger. Wer ein Spanferkel oder nur einen
gemeinen Schweinebraten zu sich nimmt, bedenkt oft gar nicht, welch
nicht immer tiergerechten Weg der Braten vor seinem Verzehr gehen
musste. Auch ein kleines Spanferkel muss sein Leben häufig abrupt
und scheinbar sinnlos beenden. Ich bin nun wahrlich kein Vegetarier
und will auch keinen meiner Leser zum Vegetariertum verpflichten.
Auf unsere Storchenküken übertragen ist deren Schicksal dagegen ja
noch weitaus humaner zu sehen als das in meinem Schweinevergleich
und viele andere Vergleiche ließen sich ebenfalls anführen.
Auch wenn wir die Todesursache nicht kennen und
durch meine Einstellung wohl auch nicht erfahren, können Sie sich
trösten, denn auch das menschliche Sterben wird oft nicht durch eine
Obduktion erklärbarer. Millionen Menschen, auch nächste Angehörige,
sterben, ohne dass es eine eindeutige Ursache gibt. Der Opa war halt
krank, die Oma hat halt ein schwaches Herz gehabt! War es
tatsächlich immer die wirkliche Ursache? Will man das wirklich immer
wissen? Und jetzt rufen viele in unserem Falle gleich nach einer
Todesursachenanalyse. Es werden weitere Storchenküken sterben, auch
in Dinkelsbühl, aber die weitaus größte Mehrheit wird überleben und
den Bestand unserer Vogelfavoriten weiter anheben. Das sollte uns
doch genügen. Nicht das Ausschöpfen aller technisch und
kriminalistisch denkbarer Möglichkeiten muss das Ziel unserer Arbeit
sein, sondern das Schaffen von verstärkter Bewusstheit und Kenntnis
in Lebensabläufe. War es eine Erkrankung der Jungen, ein ungewolltes
Mitbringsel der Eltern? |
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13. Mai 13 |
Konnte mich heute erstmals nach dem
Verlust der Jungen in Dinkelsbühl vor Ort umsehen. Im
Schneefanggitter unterhalb des Storchennestes auf beiden Dachseiten
waren keine Überreste eines abgeworfenen Jungstorches auszumachen.
Auch wenn diese noch sehr klein waren, sollten sie meinen Blicken
nicht entgangen sein. Von Museumsmitarbeitern war bereits am Freitag
und Samstag der vergangenen Woche der Umgriff um das Museum, um das
Nestgebäude also, zusätzlich abgesucht worden, so dass davon
auszugehen ist, dass keines der Jungen auf der Straße ankam. Bleibt
natürlich die Möglichkeit, dass nächtliche Räuber der Innenstadt
solche Kadaver in den Nachtstunden bereits beseitigt hatten, ehe die
Nachsuche einsetzte. Und schließlich bleibt auch die als gering
einzuschätzende Möglichkeit eines Verschlingens der verstorbenen
Brut durch einen Altstorch. Seien Sie mir bitte nicht böse, wenn nun
die Möglichkeit einer mehr oder weniger sicheren Klärung der
Todesursache ausbleiben wird.
Unser Storchenpaar hat sich mit der neuen
Situation ohne Nachwuchs gut abgefunden. Ich glaube nicht, dass
Vögel – wie von einigen meiner Leser angedeutet – wegen des
Jungenverlustes so etwas wie Trauer empfinden. Solche Reaktionen
sollte man mehr vernunftbegabten Wesen attestieren wie zum Beispiel
dem Menschen. Auch wenn manch menschliche Verhaltensäußerung nicht
unbedingt immer vernunftbegabt aussieht. Störche reagieren auf
Reize, die von außen auf sie einwirken. Fallen diese Reize – in
unserer Geschichte die Bettelbewegungen und Bettellaute der kleinen
Jungen – aus, werden die darauf ausgerichteten Reaktionen (die
Futtersuche und das Füttern) nicht mehr ausgelöst, es kommt somit zu
einer Verhaltensänderung, die so abläuft, als wäre das Paar
jungenlos (war es ja dann auch!).
Ob es jetzt eine neue Brut gibt, ob das Paar
also ein Nachgelege zeitigt, halte ich persönlich für sehr
unwahrscheinlich, aber Störche haben mich in der Vergangenheit schon
so oft überrascht, dass ich nichts mehr für unmöglich halte.
Allerdings muss dazu die biologische Uhr mächtig zurückgedreht
werden, denn um ein neues Gelege zu produzieren muss der
Hormonhaushalt fast 8 Wochen zurückgepolt werden, es müssen wieder
Paarungen stattfinden usw. Wenn dies alle passieren sollte, vergehen
schon noch mindestens 10-14 Tage. Dann hätten wir die letzte
Maiwoche erreicht, ein Datum, zu dem in Dinkelsbühl schon einmal
eine Brut begann, aber halt mit einem Erstgelege. Bisher sieht es
mit dem Verhalten des jungenlosen Paares noch ganz hoffnungsfroh
aus. Die Bindung zum Nest ist nach wie vor sehr stark, kein
fluchtartiges Verlassen der so unseligen Niststätte. Also von Trauer
keine Spur (siehe oben!). Warum auch?
Ich habe heute auch bei meinem Besuch im Museum
die Einstellung der Nestkamera verändert, um wieder einen besseren
Überblick über die Sachlage zu bekommen. Leider lässt dabei die
Schärfe etwas zu wünschen übrig. Ich habe es mehrfach versucht, hier
zu einer besseren Wiedergabe zu kommen. Die Technik setzte mir aber
dabei Grenzen! Das Bild wird in dieser etwas totaleren Variante
einfach nicht mehr besser.
Ich denke, wir können und sollten mit den
heutigen Darstellungen meiner Beweggründe sowie meiner Sichtweise
wieder einigermaßen beruhigt und friedlich zueinander sein. Jeder
poltert einmal heraus und bedauert solches im nächsten Moment. Auch
ich bitte Rolf sehr herzlich, mit seinen ungemein wichtigen
Beiträgen zum Nestgeschehen fortzufahren und weiter auch über seine
Erlebnisse im Berliner Raum mit Störchen & Co. zu berichten. Ich
habe seine Sichtweise zur Ursache des Todes der Küken nicht geteilt
und mich vielleicht in meiner Wortwahl nicht im Zaum gehalten.
Nehmen Sie meine Entschuldigung an dieser Stelle bitte an!
Beginnen wir also nun ein neues Kapitel am
Dinkelsbühler Storchennest |
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14. Mai 13 |
Konnte gestern am Abend im letzten Licht der
Webcam nach der Landung des Männchens am Nest eine fast
Vergewaltigung des jungenlosen Brutpaares beobachten und auch heute
gelangen bereits wieder Paarungen der Eltern ohne Arbeit, die
beweisen, wie schnell in den Verhaltensabläufen eine komplette
Änderung eingetreten ist. War man vorher konsequent auf Fütterungen
und Jungenaufzucht programmiert, scheint nun eine erneute
Rückbesinnung erfolgt zu sein, die das Paar nun bereits wieder
veranlasst, es vielleicht sogar mit einem Nachgelege zu versuchen.
Dies wäre wirklich eine tolle Sache, an die ich aber immer noch
nicht so recht glauben kann.
Am Nachmittag ereignete sich noch eine
bemerkenswerte Geschichte. Für über zwei Stunden hielt sich in
Abwesenheit unseres Stammpaares ein fremder rechts oben beringter
Storch am Nest auf. Dieser nutzte die Gunst der Stunde und machte es
sich im Nest sehr gemütlich. Mit großer Ausdauer erlaubte er sich
sogleich kleinere Nestkorrekturen. Doch als der rechtmäßige
Eigentümer der Storchenbehausung von seinem Nahrungsausflug
zurückkehrte war es schnell mit dem neuen Nestinspizienten
geschehen. Ohne den Hauch einer Chance, räumte er das Feld und ward
nicht mehr gesehen.
Fremder Storch im Nest fühlt sich gleich heimisch...
Der Hausherr ist zurück |
Beide wieder da! Und wie! |
Diese Beobachtung zeigt, wie schnell einzelne
Störche, ohne eigenes Nest und ohne eine Brut eingegangen zu sein,
leer stehende Nester okkupieren können oder für einen ausgefallenen
Partner eines Brutpaares einspringen können.
Es lohnt sich also weiter unserer Website treu
zu bleiben, Tagebuch zu lesen und wer weiß...? |
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31. Mai 13 |
Lassen Sie mich die Ereignisse in unserem Nest
seit meinem letzten Eintrag vom 14. Mai kurz Revue passieren.
Dass es leider nicht mehr zu einem Nachgelege
gereicht hat, haben Sie ja längst bemerkt und letztlich glaubte auch
so recht keiner von uns mehr daran. Die Brutzeit und die ersten Tage
der Jungenaufzucht bis in den Mai hinein haben es nicht mehr
erlaubt, die innere Storchenuhr um 6 Wochen wieder zurückzudrehen.
Wären bei Kämpfen oder anderen Ereignissen Eier
kurz nach der Ablage verloren gegangen, wäre das Storchenweibchen
und ebenso der dafür unabkömmliche Storchenmann sicher in der Lage
gewesen, statt der üblichen 4-5 Eier auch die doppelte Anzahl zu
produzieren. Dieser Fall war für unser Nest in diesem Jahr eh nicht
relevant, aber vielleicht ergibt sich ja eine solche Möglichkeit in
einem der folgenden Jahre und Sie erinnern sich dann eventuell an
diese Zeilen im Tagebuch. Apropos Tagebuch!
Ich habe zu vielen Punkten aus dem
Storchenleben in den vergangenen Jahren Stellung bezogen und
Informationen geliefert, so dass (fast) alles schon einmal gesagt
wurde, jedoch die entsprechenden Stellen zu finden, bedeutet bei
einigen tausend Seiten Text ohne Register eine wahrlich ehrenvolle
Aufgabe. Dennoch darf ich den einen oder anderen immer wieder dazu
ermuntern, im Tagebuch-Archiv zu blättern und so immer mal was Neues
oder Interessantes aus dem Storchenleben zu entdecken.
Unsere beiden Hübschen taten anfänglich das,
was uns erfreute und wir auch als Voraussetzung für ein mögliches
Nachgelege erkannt hatten: Sie paarten sich wieder. Das tun Störche
auch gerne, wenn ihre Jungen ausgeflogen sind und sie damit einen
neuen Lebensabschnitt einläuten, der dann nach etwa weiteren 14
Tagen bis 3 Wochen mit dem Abzug der Jungen endet. Der Tod unseres
Nachwuchses hatte eine ähnliche „Wirkungsweise“. Für die Eltern
waren die Nachkommen plötzlich nicht mehr da und somit war man
arbeitslos und hatte wieder Zeit für andere Interessen.
Die Bindung zum Nest blieb außerdem bis heute –
der Kalender zeigt den 31. Mai und damit den letzten Tag des
kalendarischen Frühlings – erfreulich intensiv. Die Phasen, in denen
das Nest gänzlich leer stand, blieben eher selten. In diesen Stunden
entging es manchen von ihnen nicht, dass es dann durchaus auch
fremde Störche waren, die die Gunst der Stunde nutzten und zumindest
bis zur Rückkehr der Hausherren das Nest in Besitz nahmen und sich
fast schon wie die Eigentümer fühlen durften.
Der Spuk war aber dann stets schnell vorbei,
wenn einer der Dinkelsbühler Störche in Richtung Nest flog. Wurde er
von den Eindringlingen bemerkt, ergriffen die „Einbrecher“ stets
überstürzt die Flucht und ließen es nie (soweit von der
Kameraposition erkennbar) auf eine kämpferische Auseinandersetzung
ankommen. Mehrmals konnte so ein rechts oben beringter Besucher und
einige Male auch ein beringtes Paar für mehr oder weniger lange Zeit
im Nest gesichtet werden. Und schließlich kann auch nicht
ausgeschlossen werden, dass sich der eine oder andere unberingte
Storch gelegentlich eingeschlichen haben dürfte. Aber so richtige
Nestansprüche konnte keiner dieser Invasoren anmelden. Ohne nun ganz
schlüssige Beweise vorlegen zu können, ist mir die Identität von
drei Besuchern inzwischen bekannt. Genauere Daten fehlen mir aber
noch. Den Einzelgänger mit einem ELSA-Ring rechts oberhalb des
Fersengelenkes konnte ich einmal im Wörnitzgrund in der Nähe der
Froschmühle bei der Nahrungssuche beobachten. Als ich diesen
Ringstorch im Nest auf dem alten Rathaus bemerkte, fuhr ich in
Feuchtwangen los. Bei meiner Ankunft in Dinkelsbühl hatte er das
Nest aber schon wieder verlassen. Etwas enttäuscht zog ich wieder
von dannen und fuhr suchend die Wörnitz aufwärts. Und da stand
plötzlich mein Gesuchter am Wegesrand (vielleicht war es auch ein
ganz anderer, aber macht nichts!). Die Ablesung der Nummer ergab,
dass es sich um einen Storch des Jahrgangs 2012 handelte. Der
Beringungsort jedoch liegt jedoch nicht in meinem Arbeitsgebiet, da
ich diesen Ring nicht selbst verwendet habe. Im Falle des beringten
Storchenpaares half mir ein großer Zufall! Es war am 23. Mai. Ich
saß auf dem Turm der Stiftskirche meiner Heimatstadt Feuchtwangen
und erfreute mich am Anblick von vier etwa 14 Tage alten
Jungstörchen im Nest auf dem Kamin des alten Rathauses dort. Das
Weibchen betreute die Brut, als plötzlich neben dem Kamin auf der
Sirene ein Fremdstorch landete, dem sich kurz darauf ein zweiter
dazugesellte. Dennoch blieb die Situation überraschend entspannt.
Das diensthabende Weibchen zeigte nur wenig Aggression und machte
den zaghaften Versuch, seine Jungen mit einem Flügel zu schützen.
Aber auch beide Sirenenstörche wirkten ziemlich entspannt und nicht
angriffslustig. So blieb es etwa 15 Minuten. Genug Zeit, um die
Ringe der beiden Fremden abzulesen. Ich kannte die beiden schon aus
dem Vorjahr. Sie hatten damals versucht, im Raum Bopfingen ein Nest
zu bauen und zur Brut zu schreiten. Dies gelang nicht. So tauchten
sie 2012 – arbeitslos – an einem Tag im Juni an unserem mit 4 Jungen
besetzten Nest in Dinkelsbühl auf, landeten auf dem Dachfirst und
flogen nach wenigen Minuten davon. Auch heuer wurden sie erneut im
selben Gebiet um Bopfingen gemeldet und wieder gab es
augenscheinlich keine Brut oder zumindest keinen Bruterfolg. Also
sieht man sich eben in der Gegend etwas um und tauchte nun in
Feuchtwangen einmal auf. Doch nun der Bezug zu Dinkelsbühl.
Als ich meinen Beobachtungsposten in
Feuchtwangen schon verlassen wollte, erschien der Feuchtwanger
Storchenmann. Er landete im Nest, blieb ein Weilchen entspannt bei
seiner Partnerin und startete danach zumindest angedeutet Attacken
gegen die Fremden. Er vertrieb sie von der Sirene und nach einigem
Hin und Her verlor ich alle drei aus den Augen. Ich verließ meinen
luftigen Ausguck! Zu Hause angekommen, setzte ich mich bald an
meinen Schreibtisch und klickte auf meine Lieblings-Website:
www.storch24.de
Und was sah ich? Richtig ein links und rechts
beringtes Storchenpaar stand in Dinkelsbühl im Nest. Und nicht
genug. Einer der ELSA-Ringe – und das hatte meine Ablesung in
Feuchtwangen schwieriger gestaltet als im Normalfall – war stark
bekotet und wirkte deshalb aus der Ferne sehr hell und teilweise
weiß. Und die identischen Symptome zeigte nun auch einer der
Dinkelsbühler Ringstörche. Kein Zweifel: Als die beiden in
Feuchtwangen abflogen, nahmen sie kurzerhand Kurs auf das
Dinkelsbühler Nest. Sie hatten mehr Glück als in Feuchtwangen. In
Dinkelsbühl waren die Hausherren gerade unterwegs, so dass sie sich
wenigstens für einige Minuten als glückliche Nestbesitzer feiern
durften.
Solche Begegnungen und Geschichten werden sich
auch in Zukunft an unserem Nest abspielen. Diese Beobachtungen
zeigen, dass während des gesamten Sommers umherziehende Vagabunden
Ausschau nach möglichen Nistplätzen halten und vielleicht in einer
der nächsten Brutzeiten in unserer Region als Brutvögel auftauchen.
Der momentane Storchenboom mit abermals ungezählten
Nestneugründungen lässt sogar wieder verstärkt die Möglichkeit
aufkeimen, dass sich – vielleicht auch in Dinkelsbühl – weitere
Storchenpaare ansiedeln könnten. Solches geschah und geschieht in
diesem Jahr in sehr erfreulicher Weise. In Oettingen, von
Dinkelsbühl gut 25 km Luftlinie entfernt –brüten heuer 3
Storchenpaare (statt bisher einem Paar), in Triesdorf bei Ansbach
heuer ebenfalls 3 (statt 2 im Vorjahr), in Gerhardshofen an der
Aisch versuchen und versuchten 2013 zeitweise bis zu 6 Paare zu
brüten (statt bisher 1) und schließlich sei noch der Kran in
Kirchheim an der Mindel zu nennen, auf dem sich bereits 10 Brutpaare
angesiedelt haben! Sie sehen also, wie prächtig sich der Bestand
unserer Störche etabliert hat und nun kommt das kälteste Frühjahr
und ein regenreicher und vor allem lange sehr kalter Mai. Sind nun
die Störche bedroht? Geht es ihnen nun an den Kragen?
Ich verfolge Ihre Gästebucheinträge und
respektiere Ihre Gefühle in Bezug auf ein leidiges Thema, das mir
schon viele schlaflose Stunden eingebracht hat und weshalb ich auch
schon intensiv beschimpft und angegangen wurde. Dabei wäre doch
alles so einfach! Es gibt Gesetze, Vereinbarungen und Regeln im
Umgang mit unserem großen Problem, das gerade bei Kälte in
Verbindung mit intensivem Regen regelmäßig auftaucht. Störche sind
immer noch wildlebende Tiere, auch wenn unsere Landschaft zunehmend
vom Maisanbau geprägt wird und immer mehr von Biogasanlagen
überwuchert wird, deren moscheeartige Kuppeln deutschen Landen einen
islamischen Touch verleihen. Auch eine Form praktizierter
Integration!
Als wildlebende Tierart sucht sich der Storch
seinen Nistplatz immer noch selbst aus, auch wenn man ihm Nisthilfen
anbietet. Die meisten der neu entstandenen Nester haben die Störche
eh ohne jegliche menschliche Hilfe errichtet. Weil der eine oder
andere Nistplatz nicht so sehr den menschlichen Erwartungen und dem
deutschen Ordnungssinn entspricht, müssen solche Bauwerke aus
Storchenhand nicht selten technisch hoch gerüsteten, rostfreien,
eben ordentlichen Nisthilfen weichen. Schade! Andere Länder, andere
Sitten! Störche benötigen in Fragen Nestbau keine menschliche Hilfe,
aber wegen der Sauberkeit und .... Sie verstehen?! Ein Haufen Äste
auf einem frisch renovierten, barocken Schlossgiebel gefällt nicht
jedem. Und was passiert dann? Da muss etwas Gescheites her!
Dieses Nest könnte herunterfallen!
Versicherungsfragen, Scherereien ohne Ende! Da muss etwas Gescheites
her! Das muss sauber aussehen! Mindestens 100 Jahre halten! Sie
verstehen?
Also, wenn sich ein Storch an einem Ort
ansiedelt, liegt dies ganz bestimmt nicht primär an der
Nistunterlage! Wenn er zur Brut schreitet und Junge aufziehen will,
muss ausreichend Futter vorhanden sein! Wenn Störche zwischen den
ach so geliebten Maislandschaften noch Wiesen vorfindet, die Futter
bereithalten, wird er seinen Nachwuchs irgendwie satt bekommen. Wenn
nicht! Dann gibt es schon allein deshalb Opfer.
Störche gehören also rechtlich - und Sie werden
mir Recht geben - zu den wild lebenden Tierarten. Sie stehen damit
(noch) in krassem Gegensatz zu Haustieren. Hier denke ich besonders
an Hund, Katze oder Schwein und Rind. Diese Tierarten werden
allgemein im häuslichen Umfeld gehalten, werden meist auch
gefüttert, bei Krankheiten häufig tierärztlich versorgt und halten
sich zumindest zeitweise in von Menschen geschaffenen Behausungen
(Häusern oder Stallungen) auf. Bei Regen und Kälte sollten diese
Behausungen so beschaffen sein, dass sie zum Wohle der Tiere
gestaltet sind, Unterschlupf bieten usw.
Der Storch ist eine wild lebende Tierart und
aus dieser Sicht dem Naturschutzgesetz unterstehend. Andere
Tierarten ( Hund, Katze, Schwein...) sind unter das Primat des
Tierschutzes gestellt.
Und hier beginnt die fatale Entwicklung und
Entgleisung einer Gruppe fehl geleiteter Tierschützer, die den
Storch auf einem Weg zur Verhausschweinung begleiten. Ich möchte
hier nicht mehr wiederholen, was ich in früheren Jahrgängen meines
Tagebuches zur Thematik beigetragen habe. Jedoch sei zugegeben, dass
die jüngste Entwicklung mich immer mehr in meinen kühnsten, irrealen
Träumen bestätigt sieht. Wir steuern genau in die von mir schon
immer vertretene Richtung einer Verhausschweinung des Weißstorches
und leider tragen die Webcams ein gerüttelt Maß an Mitschuld an
dieser Entwicklung.
Meine Vision 2020:
Störche werden in einigen Jahren in großen
Stallungen gehalten. Sofort nach der Eiablage werden ihre
Fortpflanzungsprodukte einem Brutschrank anvertraut, der einen
100%-igen Bruterfolg garantiert. Von fachlich geschulten und
staatlich geprüften Storchengärtnern werden die Küken in 60 Tagen
zur Flugreife gebracht und danach an weitere Tochterstationen im
Umland abgegeben. Ob sie anschließend auch zur Zucht freigegeben
werden, entscheidet der jeweilige Bedarf: Zur Gruppe der
Zuchtstörche wird eine der Vergnügungsstörche angegliedert. Letztere
verbleiben bis zum Eintritt der Geschlechtsreife in Freizeitparks,
wo sie speziell die Grillstationen und Imbissbereiche mit ihrer
Anwesenheit bereichern. Das eine oder andere Würstchen oder allzu
zähes Grillfleisch darf an die zwischen den Bankreihen
vagabundierenden Adebare verfüttert werden und reduziert somit die
Betriebskosten in angenehmer Weise. Im Winter werden danach die
Weißstorchstallungen zur Besichtigung freigegeben und der Verkauf
überzähliger Tiere als Ersatz-Weihnachtsgans speziell an frisch
verheiratete Paare abgegeben. Dabei beruft man sich auf eine
Expertise eines Höchstädter Storchenterroristen, der durch einen
Selbstversuch die fruchtbarkeitkeitssteigernde Wirkung eines
Storchensteaks belegen konnte.
Zur Rechtslage: Es ist verboten - welches
Gesetz da auch immer richten mag – Niststätten wild lebender
Tierarten zur Zeit der Jungenaufzucht in irgendeiner Weise zu
stören. Alle Aktivitäten, die in diese Richtung gehen, müssen von
der Höheren Naturschutzbehörde genehmigt werden (dazu zählt auch die
Beringung). Was momentan passiert, läuft alles außerhalb jeglicher
Rechtsgrundlage ab. Das stört aber so ziemlich niemanden, denn alle
Handelnden sehen sich ja gegenüber der Öffentlichkeit (die meist
keine Ahnung von Zusammenhängen hat) voll im Recht und getragen von
einer immensen Zustimmung. Mir haben vor Jahren oben angedachte
Storchenattentäter aus Höchstadt und Umgebung vollen Ernstes als
Begründung für ihren Einsatz zur Rettung der Storchenbabys eine
denkwürdige Frage gestellt, ich zitiere: „Würdest du deine Tochter
(damals 2 Jahre alt) bei diesem Sauwetter im Storchennest liegen
lassen?“ Ich antwortete voller Schreck natürlich mit einem klaren:
Nein!. Gesagt getan! Auf der Weiterfahrt kam mir bald die Drehleiter
der Feuerwehr gefolgt von zwei Kamerateams diverser Privatsender
entgegen, die die folgende Rettungsaktion in ihrer Abendsendung zur
Ausstrahlung brachten. Als dann noch von erschreckender Staunässe in
den Nestern die Rede war, schloss sich der Kreis. Wer wollte schon
gegen so viel Heldenmut und ungemeiner Tierliebe vorgehen. Das Recht
liegt eindeutig auf der Seite der Täter!
Der Fall Höchstadt entwickelt sich nun in
diesem Jahr zu einer derartigen Groteske (deren Ende noch nicht
absehbar ist, aber deren Skurrilität so abschreckend abläuft), dass
es einem (fast) die Sprache verschlägt.
Die Geschichte nimmt jedes Jahr ihren Anfang in
der Säuberung des Nestes, um Staunässe verursacht durch Plastikteile
und anderen von den unfähigen – und ich vermeide bewusste das Wort
dummen – Störchen eingetragenen, Unrat zu vermeiden. Gesagt, getan!
Kurz nach Ankunft der Störche ist das Werk vollendet. Doch wie geht
es weiter? Es wird Mai, 5 Junge sitzen im Nest und trotz Nestputz
scheint die Staunässe wieder ihr Unwesen zu treiben. Hat man da
nicht richtig geputzt? Haben die Störche seitdem die Frechheit
besessen, das Nest wieder so herzurichten, dass erneut Staunässe
auftritt? Für nächstes Jahr werden wir uns aber was anderes
überlegen müssen! Es regnet, es ist dazu noch kalt! Im ganzen Land!
Neue Niederschlags- und Temperatur-Minusrekorde! Der Blick ist
gespannt auf die Bilder der Webcam gerichtet! Tausende von Usern
verfolgen mit den Aktivisten vor Ort das Geschehen. Während in den
nahen Aischwiesen die letzten Kiebitzküken ertrinken und die Großen
Brachvögel zum vierten Mal in Folge ohne jeglichen Nachwuchs bleiben
(keiner hilft, es gibt auch keine Webcam!), bereitet man sich in
Höchstadt auf den Eingriff vor! Man will und kann sich doch nicht in
der Öffentlichkeit als Tierverächter oder Schlappschwanz bezeichnen
lassen, wenn man doch moralisch und vom Herzen her betrachtet nur
Gutes will! Also rauf aufs Nest, raus aus dem Nest (2 Küken sind
tot, ein drittes stirbt in den Armen seines Retters, dieses hat ja
noch Glück gehabt). Die weitere Vorgehensweise wird medial geschickt
ausgekostet, lässt man seine Gemeinde doch in solchen Momenten nicht
allein). Die Küken durften wenigstens nach dem Aushorsten erste
Erfahrungen auf dem Weg zur Verhausschweinung machen. Sie kamen zum
ersten Mal mit einem Fön in Berührung! Was hätte aber das Küken doch
für einen richtigen Föhn gegeben. Die erste Nacht in einer
häuslichen Umgebung mit einem schützenden Dach und Solarheizung ließ
schnell die unwirtlichen Bedingungen in einem Storchennest unter
freiem Himmel vergessen. Doch nun folgt ein Bruch in meiner
Gedankenkette: Weshalb müssen die Geretteten nun wieder zurück in
das blöde staunasse Nest? Da hilft zur Beruhigung auch nicht der
Eintrag von Holzwolle als kleines Trostpflästerchen für die nun
folgende Tierquälerei. Ein solches Nest hat die Welt am Folgetag
noch nicht gesehen! Die wieder Ausgesetzten lagen tief gebettet in
Holzwolle oder was das auch immer gewesen sein mag. Die Altstörche
haben es schließlich geschluckt unter schrecklichen Qualen, nur um
sich wieder um ihren Nachwuchs kümmern zu können. Denn dieser Trieb
steht bei Störchen an erster Stelle und ist durch nichts zu
unterbinden. Ich wiederhole! Warum setzt man die armen Geschöpfe
wieder zurück ins Nest? Die Wettervorhersagen sagten für den
kommenden Tag eh ergiebige Regenfälle voraus. Warum fährt ein
Haupttäter in diesen Tagen in den Urlaub? Wollte er sich ins Ausland
absetzen, um einer Verhaftung zu entgehen? Ich sehe hier leider
direkte Zusammenhänge! Die Jungen sind zurück! Zwei gerettet! Großes
Lob von allen Seiten. Doch es beginnt erneut zu regnen. Und hier
sollte endlich das Tierschutzgesetz greifen. Wer wissentlich Tiere
quält.... Sie wissen schon! Ich bezichtige in unserem speziellen
Fall aus Höchstadt die Beteiligten der Tierquälerei. Unter
Vorspielung falscher Tatsachen (Fön, warmes Körbchen,
Streicheleinheiten. lecker Futter) haben sie Tiere wissentlich
lebensbedrohenden Gefahren ausgesetzt, zeitweise der Fürsorge ihrer
Eltern entzogen und außerdem gegen ihren Willen
verschreibungspflichtige Medikamente verabreicht. Allein diese
Aufzählung strafbarer Handlungen sollte genügen, um den Terroristen
ihr Handwerk zu legen. Oder sehe ich das doch vielleicht zu
optimistisch?
Was passiert, wenn die Küken nicht mehr
auftauchen? Sollten sie eventuell sogar im Tierhandel untergetaucht
sein? Fragen über Fragen also! Mancher Betreiber eines Biergartens
oder einer Einrichtung zur sinnvollen Gestaltung der Freizeit
schreit schon jetzt nach attraktiven Schauobjekten, die bereits an
menschliche Nähe gewöhnt sind und somit bald nach Erhalt aus dem
Handel sinnvoll eingesetzt werden können.
Bleiben Sie also bitte mit mir am Ball!
Schrecken Sie vor einer Anzeige nicht zurück! Zum Schluss noch eine
Schätzfrage:
Wie oft werden die Storchenküken pro Jahr aus
dem Nest geholt?
a)
2mal b) 5mal c) öfters
Unter den richtigen Einsendern werden
attraktive Preise verlost.
1.Preis: 1 Fön der Luxusklasse
2. Preis: 10 kg Holzwolle
3. Preis: 1 Nacht im Storchennest bei Regen
Zum Schluss noch eine kleine, unvollständige
Auflistung der in meinem Arbeitsgebiet bekannt gewordenen Verluste
an Störchenjungen. Dies Aufstellung schließt die Folgen der
kommenden Regennächte noch nicht ein.
Mosbach: alle tot, Schopfloch: alle tot,
Leutershausen: alle tot, Aurach 2 tot, Oettingen: 2 tot.
Weißenkirchberg: mindestens 1 tot, Hetzweiler: mindestens 1
tot....den Rest erspare ich Ihnen
Und nun noch einige Schnappschüsse:
Wir sind die Hausherren! |
Da gabs noch Hoffnung! |
Der einsame Fremde!
Das sind die rechtmäßigen Hausbesitzer! |
Auch ein Rücken kann entzücken! |
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Es liegt schon wieder Ärger in der Luft! |
Fremde im Doppelpack!. |
Ein letzter Versuch?
Skurriles aus Höchstadt
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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere
Spenden
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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