Storchenkamera
Dinkelsbühl
Storchentagebuch 2011
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
Teil 6
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01. Jun. 11 |
Ein krasser Wetterwechsel hat sich in der Nacht
eingestellt. Die Temperaturen stürzten in den Keller und es hat
wieder einmal geregnet. 10 Liter nur, aber man darf ja nicht
meckern, nachdem die vergangenen drei Monate in dieser Beziehung
sehr sparsam verlaufen waren. Da taten die 12 Grad Höchsttemperatur
schon deutlich mehr weh!
Die heutige Regenwetterlage machte wunderschön
deutlich, wie schwer es für einen Altvogel jetzt schon ist, seine
zwei, gut 3 Wochen alten Jungen unter die Haube – sprich unter seine
Flügel – zu bringen, um sie vor dem Regen zu schützen. Dieser
Schutzreflex ist noch voll vorhanden, wenngleich er nur mehr
teilweise gelingt. In diesem Alter beginnen sich die zunächst
bleibenden Federn zu entwickeln und verdrängen mehr und mehr die
Reste des Dunengefieders. Diese bleibende Federgeneration kann zwar
Feuchtigkeit besser abweisen, bei Dauerregen und kühlen Temperaturen
können wegen der ausbleibenden Deckung und Wärmung durch die
Altstörche dennoch Probleme auftreten. An dieser Stelle ist jedoch
auch zu vermerken, dass Vögel und ihre Jungen und somit auch Störche
und deren Nachwuchs seit Jahrmillionen der Witterung ausgesetzt sind
und somit auch mit Extremsituationen fertig werden müssen. Also nur
Mut und wegen des Wetters nicht
schon wieder jammern.
Wie bringe ich meine Jungen unter den
Regenschirm?
Geht noch! Aber mit Schwierigkeiten
Füttern muss aber trotzdem sein!
Trotz der Regenfälle und der kühlen
Temperaturen hatte ich am heutigen Mittwoch mein Beringungsprogramm
fortzuführen. Am Nachmittag ließ der Regen nach, so dass die
Unternehmung zwar unterkühlt, aber wenigstens einigermaßen trocken
verlief.
Das Rathaus von Aurach trägt seit rund 15
Jahren ein Storchennest, das aber erst seit einigen Jahren
regelmäßig von Störchen besetzt ist. Eine energetische Sanierung
sowie eine Runderneuerung von Dach und Gebäude erforderten in den
vergangenen zwei Brutzeiten eine behutsame Vorgehensweise bei den
Bauarbeiten. Diese Einschränkungen wurden seitens der Bauleitung
penibel eingehalten, so dass in diesen Tagen auch das Gerüst
komplett abgebaut werden konnte. Nun erstrahlt das 500 Jahre alte
Gebäude, ein ehemaliges Wasserschloss, zu den an diesem Wochenende
anberaumten Feierlichkeiten in neuem Glanz.
Auracher Rathaus – in neuem Glanz
Das Storchenpaar belohnte die Rücksichtnahme
auf seine Weise, indem heuer im Nest drei Junge heranwachsen und nun
ihre Ringe erhielten. Den drei Jungstörchen missfielen das kalte
Wetter und die von mir herbeigeführte Störung sichtlich und hörbar.
Sie klapperten und gaben deutlich Missfallenslaute von sich. Bald
danach ließ sich der Altvogel, der während der Aktion auf dem nahen
Kirchendach ausharrte, wieder im Nest nieder und die Stimmung
besserte sich schlagartig.
Das Auracher Nest
Die Drillinge
Mein nächster Halt galt den Nestern um
Gunzenhausen. Mit der Drehleiter der dortigen Feuerwehr ging es
zunächst nach Muhr am Altmühlsee. Auf dem Turm der Kirche im
Ortsteil Neuenmuhr befindet sich das erste Ziel der kleinen
Rundreise. Vor einem Jahr war das mächtig gewachsene Nest bis auf
einen kleinen Rest entfernt und von den Störchen danach umgehend
wieder in Besitz genommen worden. Das gut 2 Meter hohe und mit einem
ebensolchen Durchmesser ausgestattete Nest wog 800 Kilogramm, ein
selbst für Storchennester stolzes Gewicht. Nun kann man wieder
einige Jahrzehnte warten, bis die nächste Korrektur nötig wird. Das
Nest in 30 Metern Höhe erfordert von der Drehleiter das Äußerste.
Hier wurde jeder Zentimeter genutzt, um das Nest zu erreichen. Es
klappte! Ursprünglich hatte das Paar auf dem hohen Kirchturm 5 Junge
zu versorgen. Heute lebten allerdings nur noch drei von ihnen. Zwei
weniger gut entwickelte Nachzügler lagen tot im Nest und wurden von
mir bei der Gelegenheit gleich mit entsorgt. Eines der toten
Storchenkinder war wohl bereits vor zwei bis drei Tagen verstorben,
während das Geschwisterchen erst einen Tag tot im Nest lag. Den drei
verbliebenen Küken im Alter von gut 4 Wochen sollte ein ähnliches
Schicksal nicht mehr drohen. Sie sind wohlauf!
In Muhr am See
Im Nachbarort Laubenzedel steuerte die
Drehleiter das nächste Nest an. Auf einem Wohnhauskamin hatte sich
vor einigen Jahren nach langer Pause wieder einmal ein Storchenpaar
angesiedelt und seitdem auch stets für Nachwuchs gesorgt. Dass heuer
nur 1 Jungstorch heranwächst, hat seine Ursache sicher auch in
Nahrungsengpässen zu suchen. Schon vor einiger Zeit wurden an diesem
Nest mindestens zwei Junge abgeworfen und somit die Jungenzahl nach
unten korrigiert.
In Laubenzedel
Die Reise ging wieder nach Süden und an
Gunzenhausen vorbei bis in die kleine Altmühlgemeinde Windsfeld.
Dort befindet sich ein altes Traditionsnest des Weißstorchs, das
auch in Zeiten des Niedergangs der Storchenpopulation Mitte der
80er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts stets besetzt war. Die drei
Jungen, die heute beringt werden konnten, sprechen eine deutliche
Sprache über den Zustand des Nahrungsgebietes. Dennoch musste auch
an diesem Nest der Verlust eines Kükens beklagt werden. Den
Schlusspunkt der heutigen Beringungstour setzten wir im
Gunzenhausener Ortsteil Aha. Zwei Junge von ursprünglich mindestens
drei standen an diesem Ort zur Beringung an.
In Aha
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02. Jun. 11 |
Das gestrige schlechte Wetter blieb nur eine
Eintagsfliege. Bereits heute zeigte das Thermometer wieder über 20
Grad und es blieb einen weiteren Tag trocken.
Unser Jungenduo auf dem Dach des alten
Rathauses steht nun mühelos auch über längere Zeit. Die hinteren
Extremitäten verlängern sich täglich um einige Millimeter und auch
das Wachstum der vorderen Extremitäten ist an der steten
Längenzunahme des Großgefieders deutlich abzulesen. Nach den
Regenfällen des Vortages lag das Hauptaugenmerk der Eltern auf einer
verstärkten Trockenlegung des Nestinneren. Bei den Fütterungen ist
stets der Kampf um die beste Position im Nest feststellbar. Sobald
sich der Schnabel des Altstorchs in die Nestmulde senkt und damit
das baldige Auswürgen von Futter angekündigt wird, beziehen die
Jungen Stellung und wollen möglichst gleichzeitig nahe am
Futterspender zu liegen kommen. Wer zuerst kommt, malt zuerst,
könnte man da sagen. Die besten Futterbrocken ergattert eben der,
der sich am eindringlichsten in Stellung bringt und als erster an
der Futterquelle zuschlägt.
„Doppelstand“ mit Ei |
Da kommt einer aber mit Schmackes! |
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Nach dem Regen
ist Nestpflege besonders wichtig! |
Seltene Begegnungen
am Nest |
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03. Jun. 11 |
Ein weiterer, trockener Sommertag mit
Temperaturen von knapp über 25 Grad!
Im Dinkelsbühler Storchennest tat sich nicht
viel.
Ihr Tagebuchschreiber nahm einen
Beringungstermin wahr, der ihn nach Wilburgstetten - ein Stück
wörnitzabwärts vor den Toren der Stadt Dinkelsbühl – führte. Dieses
Nest auf dem 32 Meter hohen Kirchturm ist weder für Feuerwehrleitern
noch für anderes schweres Gerät erreichbar, da der Turm auch noch
von einem Friedhof umgeben ist. So ist hier echte Handarbeit
angesagt, die der Ortspfarrer alljährlich für mich organisiert.
Darin ist auch eingeschlossen, dass sich ein Spenglermeister des
Ortes dieser Aufgabe annimmt, das Dach aufdeckt und das Nest
schließlich auch erklettert und mir die Jungstörche zureicht, um
diese anschließend unter Dach zu beringen. Danach gehen die Jungen
wieder den umgekehrten Weg ins Nest. Dass uns dabei stets einige
Ortsbewohner begleiten und ihren Störchen für einige Augenblicke
ganz nahe sind, versteht sich dabei fast von selbst. So ging es auch
an diesem Tage über die Bühne. Zwei schon sehr große Junge von 5
Wochen traten nach den umfangreichen Vorarbeiten schließlich in
einem Jutesack den Weg aus dem Nest durch die Dachöffnung bis zu
Ihrem Tagebuchschreiber an. Sie wurden dann im Beisein einer
größeren Gruppe Ortsbewohner beringt und wieder zurückverfrachtet
ins sichere Nest. Ein unbefruchtetes Ei wurde bei der Besteigung des
Nestes ebenfalls vorgefunden, aus dem Nest entfernt und dem
Heimatmuseum in Wassertrüdingen für Ausstellungszwecke übergeben.
Aus dem Nest in Dinkelsbühl füge ich einige
Schnappschüsse bei:
Siesta
Gemeinsame Fütterung der Raubtiere
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04. Juni 2011 |
27 Grad! Der Regen blieb auch heute wieder aus!
Ein paar Tropfen auf den heißen Stein war die Ausbeute des Tages.
Aus Schopfloch erreichten mich heute keine
guten Storchennachrichten! Dieser Storchenort – genau in der Mitte
zwischen meiner Heimatstadt Feuchtwangen und Dinkelsbühl gelegen –
erlebte in diesem Frühjahr eine turbulente Storchengeschichte mit
zahllosen Horstkämpfen und Storchenwechseln in unmittelbarer
zeitlicher Abfolge. Schließlich konnten sich zwei beringte Störche
durchsetzen, über deren Herkunft und Alter ich aber noch keine
Angaben machen kann. Sie brüteten allerdings vorher noch nicht in
Schopfloch und stehen vom Alter her sicher erst am Anfang einer
hoffentlich langen Storchenkarriere. Als ich das Schlüpfen der
Jungen eigentlich erwarten konnte, verhielt sich das Paar jedoch
anders und brütete stets weiter.
Ein aufmerksamer Anwohner und
Storchenbeobachter konnte außerdem in letzter Zeit immer nur einen
Altstorch beobachten, so dass ich mir schon Sorgen machte. Als der
Storch heute das Nest sogar verließ und somit die Aufgabe der Brut
signalisierte, war ich geneigt, seine Vermutung zu bestätigen. Eine
sofortige Nachkontrolle in Schopfloch brachte das selbe Ergebnis.
Das Nest war verlassen, kein Altstorch in Sicht. Die einzige
Erklärung konnte da nur lauten: Brutaufgabe! Keine Jungen mehr! Am
Abend fuhr ich noch einmal in meine Nachbargemeinde und sah das
Weibchen im Nest stehen. Es machte einen reichlich uninteressierten
Eindruck, ordnete das Gefieder, wandte sich nicht einmal dem
Nestinneren zu und jeder kundige Beobachter musste wegen dieses
Eindrucks zu der Ansicht kommen: Da gibt es keine Jungen mehr, die
am Leben sind! Und dennoch täuschte dieser Eindruck! Denn am
Nestrand tauchte plötzlich ein kleiner Körper auf, bewegte seinen
Kopf und seine Stummelflügel und sank bald darauf wieder zurück.
Völlig unbeachtet vom Elternvogel! Schon ungewöhnlich, was sich mir
da zeigte! Ein Jungstorch im Alter von vielleicht drei Tagen wird
bei Anwesenheit eines Altstorchs überhaupt nicht beachtet, der
Altstorch verlässt sogar das Nest ohne einen erkennbaren Grund.
Sendet das Junge überhaupt noch Signale aus, die den Bruttrieb der
Eltern anregen? Scheinbar nicht mehr! Die Eltern haben ihren
Nachwuchs ganz offensichtlich abgeschrieben, ihn bereits für tot
erklärt. Was ist mit dem Partner des scheinbar so lieblosen Storchs?
Ist er wirklich verunglückt und liegt das Schicksal der Brut in
seinem möglichen Tod begründet. Die einbrechende Nacht brachte hier
aber schnell Klarheit: Beide, an ihren Ringen identifizierbaren
Altstörche übernachteten im Nest, hatten also beide stets Kontrolle
über ihren Nachwuchs. Weshalb sie letztlich mindestens ein Junges
aufgaben und die Brut abbrachen, entschieden die Eltern alleine und
so darf es auch sein. Auch Storcheneltern müssen erst Erfahrungen
bei der Aufzucht ihres Nachwuchses sammeln. Krankheiten, die den
Nachwuchs schwächen oder Mangel an geeignetem Futter können Auslöser
für das beschriebene Verhalten der Eltern gewesen sein. Tatsache
bleibt, dass es in Schopfloch in diesem Jahr keine Jungstörche mehr
geben wird.
Das letzte Bild aus Schopfloch mit dem Jungstorch
Die Jungen im Nest auf dem alten Rathaus
dagegen entwickeln sich weiter prächtig:
Ablösung am Nest |
Das gute Futter lässt die Jungen
wachsen |
Hand- und Armschwingen entwickeln wachsen schnell:p>
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05. Jun. 11 |
Ein Sommertag mit Gewittern, die für Abkühlung
sorgten und endlich wieder das ersehnte Nass brachten.
Morgen steht unseren Dinkelsbühler Jungstörchen
der Tag der Beringung bevor. Sie werden dieses Ereignis anstandslos
und ohne Schaden überstehen und damit zusätzlich einen kleinen
wissenschaftlichen und naturschützerischen Beitrag leisten. Also
bitte im Terminkalender dick anstreichen! Morgen 18 Uhr Beringung in
Dinkelsbühl.
Unser Duo durfte heute schon mal das Alleinsein
wieder kurz üben. Sicher ging ein Elternteil in dieser Phase schnell
zum Wasserholen, denn bei 27 Grad darf man als Jungvogel schon mal
etwas durstig sein, wenn das dargereichte Futter nicht den
benötigten Wasserhaushalt decken kann.
Wieder mal kurz allein |
Sonne nach dem Gewitter |
Es gibt noch Abendbrot
Ich machte mich am Vormittag noch schnell über
den Entwicklungsstand der Jungen in einigen Nestern meines
Arbeitsgebietes kundig, an denen ich in der kommenden Wochen aktiv
sein werde. So sind die beiden Jungstörche in Leutershausen und das
Jungentrio in Colmberg bereits jetzt bereit, Besuch von Ihrem
Tagebuchschreiber zu bekommen. Die Jungvögel in Merkendorf dagegen
brauchen noch etwa 14 Tage, ehe auch für sie das große Ereignis
ansteht. In Altenmuhr gab es für mich lediglich einen Jungvogel zu
bestaunen, während in Großenried erfreuliche 3 Junge groß werden
dürfen. Besonders betonen muss ich an dieser Stelle den gelungenen,
hervorragenden Nestbau eines neuen Paares in Sommersdorf. Dort
gelang es den Störchen, auf einer geköpften Linde vor einem Gasthaus
des Ortes ein perfektes Nest zu errichten. Für eine Brut war und ist
es in diesem Jahr schon zu spät, aber die Anzeichen für das nächste
Jahr stehen hier besonders gut.
Der gelungene Nestbau in Sommersdorf >
In Bechhofen tut sich ein weiteres neues Paar
in der Zwischenzeit schwer, einen geeigneten Platz für die Anlage
seines Nestes zu finden. Auf der Feuersirene des Rathauses will ein
Nestbau aus verständlichen Gründen einfach nicht gelingen, auch wenn
es das Paar stets vergeblich versucht. Ihr Tagebuchschreiber hat
indessen die Initiative ergriffen und wird den Störchen
diesbezüglich in den nächsten Wochen unter die Arme greifen.
Vielleicht gibt es dann wieder einen Storchenort mehr im Landkreis
Ansbach und Bechhofen würde dann nach etwa 50 Jahren Pause wieder
dazugehören. Sie sehen an den letzten Beispielen, dass im Augenblick
immer noch Störche versuchen, neue Orte und Plätze für sich zu
besetzen und damit die Storchenfähigkeit dieser Bereiche
unterstreichen. Ungezählte Neuansiedlungen besonders im westlichen
Teil Bayerns lassen diesen augenblicklichen Storchenboom mehr als
deutlich werden. Nutzen wir also die Gelegenheit, unseren
Neuansiedlern ihre Wahl schmackhaft zu machen und alles daran zu
setzen, den Lebensraum in den nächsten Jahren keinesfalls zu
verschlechtern.
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06. Jun. 11 |
Ein schöner Tag, um die Jungen im Dinkelsbühler
Storchennest zu beringen. Etwas über 20 Grad warm und weitgehend
trocken!
Die altbewährte und routinierte Mannschaft der
Freiwilligen Feuerwehr Dinkelsbühl um Friedrich Hirsch war – wie
immer – pünktlich zur Stelle, so dass man die Aktion zügig vom
Ledermarkt aus angehen konnte. Um den Verkehrsfluss nicht allzu sehr
einzuschränken, lief alles wie am Schnürchen ab. Die Leiter wurde in
Position gebracht und Ihr Tagebuchschreiber konnte ans Werk gehen.
Die Drehleiter bezieht Position
Bald ist das Nest
erreicht
Das Duo lässt alles mit sich ergehenpan>
Kurz vor Erreichen des Nestes strich der
Altstorch ab, umkreiste mehrmals das Nest und hatte dabei stets die
beiden Jungen im Auge. Schließlich landete er auf dem Dach eines
Hauses am Altrathausplatz und wartete dort die weitere Entwicklung
ab. Nach wenigen Minuten war alles vorüber. Das unbefruchtete Ei
wurde für Lehrzwecke dem Nest entnommen, so dass es fortan nicht
mehr im Nest aufgefunden werden kann. Außerdem entnahm ich eine
aufgesammelte Mac Donald´s- Papiertüte, eine alte
Zigarettenschachtel sowie die Reste eines Düngersackes. Diese
Maßnahme wäre nun nicht dringend nötig gewesen, aber wenn man schon
mal dort oben ist, kann dieser kleine Service zur Nestpflege nicht
schaden. Einige Minuten nach Ende der Veranstaltung, bezog der
Altstorch wieder sein Nest und das Jungvolk beendete seine während
der Beringung eingenommene Akinese-Stellung (Sich-Tot-Stellen) und
ging nach der Entwarnung vor dem Feind wieder zur Normal-Stellung
über. Diese Bewegungslosigkeit der Jungen bei einer Störung am Nest
bewährt sich bei einem richtigen Feind (z.B. bei einem in böser
Absicht auftretenden Artgenossen) und lässt Aggressionen weniger
deutlich in Erscheinung treten. Vor einigen Jahren geschah eine
solche Aggressionshandlung durch einen fremden Storch am Nest, der
die Abwesenheit der Eltern nutzte, um Unruhe zu stiften. Er landete
bei den Jungen im Nest auf dem Altrathausplatz. Diese fielen in
Akinese, was der Eindringling dennoch nicht davon abhielt, einige
Schnabelhiebe zur Probe gegen den fremden Nachwuchs auszuteilen.
Dabei fügte er einem Jungen auch Verletzungen zu. Da aber seitens
des Nachwuchses keine weitere Gegenwehr erfolgte, ließ er von seinem
Vorhaben schließlich ab und verschwand. Bei der kurz darauf
stattfindenden Beringung konnte ich mich überzeugen, dass die
Verletzungen nicht wesentlich waren und die Geschichte für die
Störche ein glimpfliches Ende genommen hatte.
Gleich kommt der Tagebuchschreiber |
Seine Hände sind schon sichtbar! |
Doch ein netter Kerl!
Der Herr der
Ringe in Aktion!
Und am Ende noch ein wenig Hausputz!
Wer sich alles noch ausführlicher zu Gemüte
führen möchte, sei folgender Link empfohlen:
http://imageshack.us/g/263/20110606175027.jpg/
Apropos Beringung: Ich habe Ihnen versprochen,
über Fundmeldungen Dinkelsbühler Störche hier zu berichten. Es gibt
seit kurzem wieder Neuigkeiten, die die beiden Jungstörche des
Jahres 2009 betreffen. Diese beiden waren extreme Nachzügler und
stammten aus einer Brut, deren Brutbeginn Ende Mai lag und damit so
spät wie bei Weißstörchen nur einige Male überhaupt beobachtet
wurde. Beringen konnte ich das damalige Duo erst am 8. August, also
rund zwei Monate später als in diesem Jahr. Der Ausflug wurde in den
ersten Septembertagen festgestellt. Bereits am 13. September 2009
wurde einer des Duos (der zweite war sicher nicht weit entfernt) an
den Ismaninger Speicherseen nördlich von München beobachtet.
Derselbe Vogel befand sich schließlich am 12. November 2009 in
Zahara de los Atunes, in der Provinz Cadiz in Spanien und damit rund
1500 km von seinem Geburtsnest entfernt. Damit kann vermutet werden,
dass der Dinkelsbühler Jungstorch auch das Winterhalbjahr
2009/2010cin Andalusien verbracht hat. Die vorläufig letzte Meldung
dieses Vogels stammt vom 23. April 2011. Vor knapp 2 Monaten also
wurde der nun fast 2-jährige Storch in Neuwied, Urmitzer-Werth, in
der Nähe von Koblenz abgelesen. Der Ableser traf ihn dort
nahrungssuchend in einem ausgetrockneten Flussbett und in Begleitung
eines unberingten Storchs an. Also befindet sich der gebürtige
Dinkelsbühler mit 2 Jahren schon wieder „im Lande“. Ob er bereits
brütet oder Brutabsichten verfolgt, werden vielleicht zusätzliche
Ablesungen ergeben. Auch vom Nestgeschwister liegen einige
Ablesungen vor. Während der erste hier aufgelistete Ringstorch am
12. November 2009 bereits in Andalusien anzutreffen war (siehe
oben), hatte sein Nestkollege zur gleichen Zeit seinen Zug bereits
in Südfrankreich unterbrochen und dort sogar vielleicht überwintert.
Sein Ring konnte erstmals am 3. November 2009 im Departement Bouches-de-Rhone
in St. Martin de Crau abgelesen werden. Hier, unweit des
Mündungsdeltas der Rhone, konnte der Dinkelsbühler erneut am 6.
November 2009 sowie am 14. März 2010 festgestellt werden. Ob sich
der Ringstorch zwischenzeitlich aus dem Gebiet entfernt hatte oder
ob er das gesamte Winterhalbjahr in Südfrankreich verbrachte, lässt
sich nach den Daten nicht zweifelsfrei entnehmen. Weitere Ablesungen
dieses Vogels liegen nicht vor.
Mal sehen, welche Erkenntnisse uns die beide
heute Beringten in den nächsten Jahren noch bescheren werden?
Was sonst noch an diesem ereignisreichen Tag im
Nest geschah, soll der weitere Eintrag verdeutlichen. Wenn unser Duo
ab und zu alleine zu Hause war, gab es als Erklärung bislang eine
Beunruhigung durch fremde Störche, die Notwendigkeit, Wasser zu
holen und heute den ersten Beweis für die dritte Theorie. Der
wachhabende Altstorch ist einfach kurz mal auf den
Dachfirst neben dem Nest gewechselt.
Schnell
weg! |
...aber nicht weit! Auf
dem First hab ich auch meine Ruhe! |
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Allerlei Zierrat als Mitbringsel |
Unser „Großer“ auf dem Gang zur
Toilette |
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Nicht schlecht, kleiner Specht! |
Abgesetzt aufs Dach |
Schaut mal unsere schönen Ringe an!
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07. Jun. 11 |
Ein weiterer Sommertag mit ein paar Tropfen
Regen! Im Nest mehren sich die Phasen, in denen die Jungen sich
selbst überlassen bleiben. Mit dem heutigen Tag feiert Küken Nummer
1 seinen 1-monatigen Geburtstag, es ist also 31 Tage alt. Küken
Nummer 2 bringt es auf 30 Tage. Damit liegt die Hälfte der
Nestlingszeit hinter den beiden, die andere Hälfte allerdings noch
vor ihnen. Wir werden weiter beobachten und hoffentlich auch
weiterhin viel Freude am Geschehen entwickeln können.
Jetzt kann ich meine
Sprösslinge wieder alleine lassen |
Juchhu,
wir sind allein! |
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Endlich ist Platz für unsere
Leibesübungen |
Da wird man aber hungrig |
Für mich gab es die Fortsetzung der
Beringungsarbeit. Da ich ja noch einem geregelten Beruf nachgehe,
bedeuten die Wochen von Mitte Mai bis Mitte Juni einen lockeren
15-Stunden-Tag. Die Sache vereinfacht sich, wenn es Feuerwehren und
Mitmenschen gibt, die ebenfalls viel Zeit für ehrenamtliche
Tätigkeiten aufbringen. So wie zum Beispiel die Freiwillige
Feuerwehr aus Herrieden mit der ich heute abermals unterwegs war.
Wir besuchten zuerst das Nest in Leutershausen, in dem der momentan
älteste Ringstorch Bayerns als Weibchen des dortigen Paares seit dem
Jahre 2001 ununterbrochen die Stellung hält. Seit 6 Jahren ist
dieses Weibchen bereits mit demselben Männchen, einem 9 Jahre alten
Wassertrüdinger, liiert. Sie selbst wurde 1984 in Hunawihr im Elsass
geboren, zählt also mittlerweile 27 Jahre. Nur wenige Störche wurden
nachweislich noch älter. Einer meiner Ringstörche und damit mein
bislang Ältester erreichte 32 Lebensjahre, ehe er – immer noch
Brutvogel – 2009 in Erlangen-Frauenaurach tot gefunden wurde. In
Baden-Württemberg erreichten einige Störche ein Alter zwischen 28
und 36 Jahren. Momentan ist der Alterspräsident dort 35 Jahre alt.
Dass das älteste bayerische Storchenweibchen heuer immerhin 2 Junge
aufzieht, kann als erfreuliche Tatsache konstatiert werden. Ähnlich
wie im vergangenen Jahr verließ die Storchenmutter auch bei der
diesjährigen Beringung Nest und Nachwuchs zunächst nicht. Im
Gegenteil: Sie legte sich – ähnlich wie ihre Jungen – bei Erscheinen
der Leiter mit ins Nest und konnte erst sanft von mir aus demselben
bugsiert werden. Ebenso schnell war sie nach „Ablegen“ der Leiter
wieder im Nest zurück.
Das 27jährige
Storchenweibchen
mit ihrem Nachwuchs in Leutershausen..
Unser nächstes Ziel galt dem Storchennest von
Colmberg. Dieser Neststandort ist der nördlichste am gesamten
Flusslauf der Altmühl und damit schon eine kleine Besonderheit.
Nicht weit entfernt bei Hornau an den Ausläufern der Frankenhöhe
liegt die Quelle des schönen fränkischen Flusses. In Colmberg gab es
die nächsten Drillinge zu beringen. Schon seit längerer Zeit bleiben
3er-Bruten das höchste der Gefühle, ein Zeichen, dass das
Nahrungsangebot in der Frühzeit der Jungenaufzucht an den meisten
Storchenorten nicht mehr als maximal drei Junge zuließ.
Anfahrt der Herrieder
Drehleiter in Colmberg
Wir kommen
Die Colmberger Drillinge
Als die Feuerwehrbesatzung mit Ihrem Tagebuchschreiber in der zum
Storchennest gehörenden Wirtschaft gerade die Ereignisse der letzten
Stunden besprachen, erreichte mich ein Anruf, den ich zunächst für
einen der üblichen, wenig sachkundigen Beiträge mancher
Storchenbeobachter halten wollte. Der Anrufer und Übermittler der
Nachricht war der Kommandant der Wassertrüdinger Feuerwehr. Dieser
zitierte die Beobachtung eines Augenzeugen, die erst wenige Minuten
alt war. Dieser Augenzeige ist gleichzeitig Anrainer des neuen,
zweiten Storchennestes in Wassertrüdingen im Landkreis Ansbach. Dort
hatte Ende März ein Storchenpaar ohne menschliche Hilfe in der
Wörnitzaue im Bereich der Stadtmühle des Ortes ein Nest auf einer
Pappel gebaut. Von seinem Wohnhaus aus hat dieser Augenzeuge stets
Nest und Störche beobachtet. So auch an diesem Abend. Obwohl die
Jungen noch relativ klein waren (so 16-18 Tage alt) wurden sie an
diesem Tag alleine gelassen. Deshalb wartete der Augenzeuge zu
besagter Stunde auf das Wiedererscheinen der Storchenmutter. Sie
kündigte sich mit Geklapper an, ohne zunächst schon im Blickfeld des
Beobachters zu sein. Doch was dann geschah, verschlug allen, wie
auch mir, die Sprache. Der zurückkehrende Storch setzte zur Landung
an, bremste seinen Flug direkt über dem Baumnest ab und stürzte
genau in diesem Moment senkrecht ab. Er fiel leblos ins Nest und
blieb danach reglos im Nest und auf den Jungen liegen, wobei ein
Flügel etwas über den Nestrand hing. An dieser Situation änderte
sich bis zum Einbruch der Dunkelheit nichts mehr. Am Tod des
Altstorchs bestand also kein Zweifel. Ich versprach, mich am
kommenden Tag – ein Termin zur Beringung am anderen Nest in
Wassertrüdingen war mit der Feuerwehr schon längst terminiert – um
den Fall zu kümmern. Mit einem flauen Gefühl im Magen sah ich dem
morgigen Tag entgegen. |
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08. Jun. 11 |
Wieder ein kleiner Temperatursturz auf 18 Grad
Höchsttemperatur! Ab Mittag Dauerregen, der 10 Liter erbrachte und
am Abend Wetterbesserung und trocken.
Mein Ausflug am späten Vormittag war zunächst
anders geplant. Durch die Vorkommnisse des gestrigen Abends nahm er
allerdings unerwartet dramatische Züge an. Zunächst zum Geplanten:
Die Kinder des Wassertrüdinger Kindergartens hatten sich gewünscht,
bei der Beringung des Jungstorches im Nest auf dem Lagerhaus dabei
zu sein. Deshalb durfte ich mir an meiner Arbeitsstelle eine Stunde
früher eine Auszeit nehmen, um noch vor der Mittagspause und vor dem
Kindergarten-Schluss vor Ort zu sein. Das tat ich auch und kurz vor
11 Uhr näherte ich mich dem Ort und dem Nest der gestrigen
Katastrophe. Kein Zweifel!
Ein toter Altstorch lag im Nest und seitlich
des toten Körpers lugten drei Köpfchen heraus, die sich dem noch
lebenden Partner entgegenstreckten. Dieser war offenbar erst vor
wenigen Minuten von der Nahrungssuche zurückgekehrt und hatte seine
Kinder gerade gefüttert, ohne am toten Partner irgendwie Anstoß zu
nehmen. Könnte es der überlebende Storch schaffen, seine drei Jungen
in diesem Alter zu versorgen und zum Ausfliegen zu bringen. Im
Idealfall wäre solches möglich, aber wo gibt es schon solche
Idealfälle und sind diese planbar? Nach diesem ersten Eindruck begab
ich mich zum Lagerhaus, wo bereits rund 100 Kindergartenkinder und
die Feuerwehr auf mich warteten. Allerdings weniger hatte ich mit
dem Auftauchen eines Fernsehteams und einer Rundfunkreporterin
gerechnet. Letztere waren offenbar von einer Zeitungsmeldung in der
Lokalpresse aufgeschreckt worden, in der heute morgen vom Tod eines
Altstorchs die Rede war. Sie waren erschienen, um darüber von mir
Auskünfte zu bekommen und nahmen zuerst die länger geplante
Beringungsaktion einfach mal schnell mit. Dabei erwies sich der
beteiligte Kameramann unversehens als überaus nützliche Randfigur
der Geschichte. Um für die Kinder den Vorgang sichtbar und besser
erlebbar zu machen, waren in einem benachbarten Geschäft ein großer
Flachbildschirm sowie die Einrichtungen für eine Direktübertragung
von der Leiter der Feuerwehr mittels Videocam vorbereitet worden.
Nun stellte der Kameramann des Bayerischen Fernsehens eben seine
Utensilien zur Verfügung und ermöglichte den Kindern auf diese Weise
eine qualitativ viel bessere Übertragung der Geschehnisse. Dass es
nur ein Storchenküken zu beringen und zu bestaunen gab, lag sicher
auch am jugendlichen Alter des Paares. Der Storchenmann wurde 2008
in Triesdorf geboren, das Weibchen dagegen erst 2009 im nur 7
Kilometer entfernten Gerolfingen. In diesem Alter überhaupt
Nachwuchs hervorzubringen, verdient allein schon Respekt genug. Für
die Kinder war es sicher ein großes Erlebnis, das sie über ihre
Kindergartenzeit hinaus begleiten wird.
Ein Teil der Zaungäste vom
Kindergartenn>
An diesem Nest war die Welt noch in Ordnung
Nun stand der zweite Teil meines
Wassertrüdinger Einsatzes – und zwar der unangenehmere – noch bevor.
Dazu bewegte sich eine größere Menschenmenge, angeführt vom
Bürgermeister und der Feuerwehrspitze, in Richtung Stadtmühle und
damit zum Unglücksort im Nest auf der Pappel. Für eine
Feuerwehrdrehleiter ist und war der Baum unerreichbar. Wer käme für
eine Bergung des Unglücksopfers und möglicherweise auch des
Nachwuchses in Frage. Viele Drähte liefen heiß, viele Ratgeber
versuchten ihr Glück. Offenbar waren die Jungen gegen 11 Uhr
letztmalig durch den verbliebenen Altvogel mit Nahrung versorgt
worden. Auch hatte das Storchenmännchen bereits versucht, seinen
Partner noch mehr an und über den Nestrand zu zerren. Der dabei
entstandene Nebeneffekt war, dass die drei Jungen nunmehr
frei lagen und somit auch versorgt werden konnten. Aber
könnte einer der Alten die nun anstehende Aufgabe alleine
unternehmen. Die ersten dunklen Regenwolken zogen auf, vom
Storchenvater keine Spur. Über dem Nest kreiste ein Schwarzmilan,
der von Rabenkrähen attackiert wurde. Könnte der Milan nicht auch
die Gunst der Stunde nutzen und sich der Storchenküken bedienen. Ich
war hin- und hergerissen. Nach der ersten Gesprächsrunde war man
übereingekommen, bis zu einer Lösung des logistischen Problems Nest
und Bewohner rund um die Uhr zu beobachten und danach über das
weitere Vorgehen zu entscheiden. Zwischendurch fuhr die Drehleiter
aus der Distanz mehrmals über Nestniveau hinaus, um die vorliegende
Situation richtig einschätzen zu können. Die Jungen lagen frei und
machten einen gesunden und fidelen Eindruck, obwohl über drei
Stunden lang kein Altvogel mehr am Nest aufgetaucht war.
Der Unglücksbaum in
Wassertrüdingen
...mit dem toten
Altstorch
Das gesamte Ensemble
Die N-ERGIE im Hilfseinsatz
Das Trio ist
hoffentlich gerettet!?
Doch als man schließlich an Gerätschaften des
Energieversorgers dachte, die zum Leitungsbau und zur
Leitungskontrolle oft auch große Höhen und schlechten Untergrund zu
meistern hätten, nahm die Runde eine überraschende Wendung. Einige
Telefonate später war klar, dass ein Unimog mit einer Hebebühne von
25 Metern Reichweite unweit von Wassertrüdingen im Einsatz sei und
kurzfristig an das Storchennest beordert werden könne. Das Geschehen
nahm seinen Lauf . Die Leitung von N-ERGIE schaltete sich ein und
das Fahrzeug setzte sich in Richtung Wassertrüdingen in Bewegung.
Unter diesen neuen Gegebenheiten veränderte sich auch meine
Einstellung hinsichtlich der weiteren Vorgehensweise. Nun konnte man
plötzlich doch noch das Nest erreichen und vielleicht ohne
Aufregungen von Tag zu Tag das Schicksal der Jungen im Auge
behalten. Mein guter Draht und meine guten Erfahrungen mit der
Wildvogel-Pflegestation des NABU in Ellwangen machten mir den
nächsten Schritt noch einfacher. Deren Leiter, Reinhold Schuster,
erklärte sich nach einem kurzen Anruf sofort bereit, die Aufzucht
von drei Jungstörchen zu übernehmen. So nahmen die Dinge ihren Lauf.
Das schwere Gerät des Energieversorgers kämpfte sich eine knappe
Stunde später den Weg durch die Wörnitzwiesen bis zur
Unglückspappel. Die Hebebühne wurde vorbereitet und Ihr
Tagebuchschreiber konnte die
Tragödie zu einem hoffentlich guten Ende bringen. Der tote
Altstorch (es handelte sich um das beringte Weibchen) wurde geborgen
wie auch der nun halbwaise Nachwuchs dem Nest entnommen. Kurz nach
Anschluss des „Rettungseinsatzes“ begann es stark zu regnen, so dass
sich meine Vorgehensweise spätestens jetzt schon fast gänzlich als
gerechtfertigt erwies. Vom Witwer des Storchenpaares war nämlich weit
und breit nichts zu sehen. Für mich hatte die Geschichte noch immer
kein Ende. In einer Blumenschale verpackt traten nun die drei Jungen
im Fußraum meines Autos die rund 50 Kilometer lange Reise nach
Ellwangen an. Zugedeckt mit einer Decke verhielten sich die
Geretteten die meiste Zeit sehr ruhig. Von Zeit zu Zeit jedoch galt
es, einen Kopf, der sich unter der Decke hervorgearbeitet hatte, mit
sanftem Druck wieder unter dieselbe zu bugsieren. Eine knappe Stunde
nach Abfahrt aus Wassertrüdingen erreichte die Reisegruppe ihr Ziel.
Von Herrn Schuster freundlich empfangen kamen die drei Aufrechten in
ihr zukünftiges Nest in einer Voliere. Bereits am Abend berichtete
das Bayerische Fernsehen über die Rettungsaktion und den Weg der
Jungen nach Ellwangen.
http://www.br-online.de/bayerisches-fernsehen/frankenschau-aktuell/wassertruedingen-aufzucht-von-storchenjungen-video-ID1307713145318.xml
Ihr Tagebuchschreiber jedoch befand sich
bereits kurz darauf wieder auf der Autobahn Richtung Mittelfranken.
Die Feuerwehr aus Bechhofen mit ihrer
Drehleiter stand für den nächsten Einsatz schon bereit. In
Wolframs-Eschenbach gab es nach zweijähriger Pause in diesem Jahr
wieder Storchennachwuchs zu beringen. Immerhin wird hier ein
Jungstorch flügge, wenn man bedenkt, dass der Papa mit nur 2 Jahren
ein ganz junger Hupfer ist und die Mama, aus Frankreich zugezogen,
im sechsten Lebensjahr steht. Wer sich über den Zustand und die
weitere Entwicklung des Einzelkindes regelmäßig informieren möchte,
sei auf die Webcam aus Wolframs-Eschenbach verwiesen.
http://www.really.de/kunden/kamera/webcam.html
Den Abschluss des Tages bildete dann noch der
Einsatz in Großenried. Dort galt es, die drei Jungstörche mit den
Ringen der Vogelwarte Radolfzell zu kennzeichnen.
Beim Einsatz in Großenried
Da blieb nur noch wenig Zeit, sich auch noch um
das Dinkelsbühler Nest zu kümmern. Dort geht alles aber seinen
gewohnten Gang und bleibt deshalb ein wenig ohne Aufsehen. Unsere
mediale Gesellschaft braucht eben leider von Zeit zu Zeit einen
Aufreger, um sich mit voller Kraft darauf zu stürzen und die Sache
auszuschlachten, ob es jedem gefällt oder nicht!
So bleibt es mir nur noch übrig, meiner Chronistenpflicht mit zwei
Schnappschüssen nachzukommen.
Immer Hunger! |
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09. Jun. 11 |
Ins Schwitzen kommt heute niemand! Dennoch sind
17 Grad und kein Regen ganz gute Voraussetzungen für naturbelassene
Freiluft-Veranstaltungen.
Ich hoffe, dass sich der Wirbel um die
gestrigen Ereignisse schnell wieder legen wird. Waren es doch nicht
nur die dramatischen Begebenheiten um den Tod des Storchenweibchens
von Wassertrüdingen, die mich voll auf Trab hielten, sondern ein
Pflichttermin, allerdings zu Hause im Sofa, war gestern Abend auch
noch die Ausstrahlung der „Bayerntour“ im 3. Programm des
Bayerischen Fernsehens um 20:15 Uhr aus Feuchtwangen. In dieser
Sendung nahm unter anderem auch Ihr Tagebuchschreiber und „seine“
Störche einen gewissen Raum ein. Zum Schluss darf man sagen, dass
alle Beteiligten ihre Sache ausgezeichnet gemacht haben.
So ganz störungsfrei begann dieser Tag für mich
jedoch wieder nicht. Noch in der Schule erhielt ich die Nachricht
über einen neuen Todesfall bei Adebars. Nur dieses Mal konnte man
trotz aller Trauer schon gleich wieder aufatmen, war dadurch nicht
gleich wieder eine ganze Storchenfamilie betroffen. Der zu Tode
gekommene Storch – ohne Ring – konnte Gott sei Dank keinem der in
der Umgebung besetzten Storchennester zugeordnet werden. In
Schopfloch, Mosbach und Dinkelsbühl war zu diesem Zeitpunkt noch
alles in Ordnung, so dass es sich bei dem toten Storch wohl um einen
noch nicht brutreifen „Halbstarken“ gehandelt haben dürfte, der als
Streuner mal hier und mal dort angetroffen werden konnte. In seinem
speziellen Fall endete sein Leben allerdings zwischen Schopfloch und
Zwernberg, Kr. AN, kurz
nach der Landung auf einem Abspannmast einer 20 kV-Leitung. Während
alle anderen Masten zweier sich kreuzenden Trassen abgesichert
waren, trug der Unglücksmast, an dem sich die beiden Trassen
kreuzen, keine Absicherung.
Der einen Übernachtungsplatz suchende Storch
musste schließlich nach oder bei der Landung mit einem
stromführenden Leiterseil in Berührung gekommen sein. Die Leiche des
Opfers trug an Beinen und Zehen deutliche Brandspuren, die zum
Verlust von Zehenteilen und Zehennägeln führten. Ebenso war die Haut
oberhalb des Fersengelenkes total verbrannt und hatte sich sogar vom
Fleisch gelöst. An Hand dieser gravierenden Verletzungen kann
vermutet werden, dass der Unglücksstorch als lebende Fackel vom Mast
stürzte und sofort tot war. Der Energieversorger sollte sich diesen
Vorfall dringendst als Mahnung nehmen - auch wenn die Kosten dafür
etwas höher liegen - schwerer abzusichernde Masttypen nicht aus dem
Sicherungsprogramm auszunehmen, sondern im Gegenteil bevorzugt und
noch schneller vogelsicher zu machen. Ich fürchte jedoch, dass ich
in den nächsten Jahren immer wieder über solche oder ähnliche
Unglücksfälle berichten muss, obwohl die Energieversorger nach dem
Bundesnaturschutzgesetz bis 2012 verpflichtet sind, a l l e Masten ihrer Versorgungsleitungen vogelsicher auszurüsten.
Wenn ich da schon an den bald erforderlichen Neubau ungezählter
Trassen denke, den uns das neue Energiekonzept der Bundesregierung
bescheren wird und bescheren muss, bleiben weitere Stromopfer nicht
aus. Im Gegenteil wird sich ihre Zahl mit Sicherheit gewaltig
steigern. Die einzig wirksame Alternative wäre da nur die Forderung
nach einer Verkabelung sämtlicher neu zu bauender Stromtrassen.
Technisch machbar wäre eine solche Forderung allemal, aber die
Betreiber und Energieversorger werfen dann stets die Kosten ins
Gefecht und wer möchte da schon für seine eigenen Energiekosten noch
tiefer in die Tasche greifen müssen? Denken Sie einmal darüber nach,
ob Sie persönlich 20 Euro Mehrkosten (ich nenne diesen Betrag nur
als Größenordnung) im Jahr für Ihre Stromkosten aufzubringen bereit
sind, nur wenn die Kabel unterirdisch verlegt werden?
Der tote Storch und sicher noch weitere
unentdeckte Großvögel sind bestimmt schon jetzt einige Opfer zu viel
- allein an dem einen Unglücks-Abspannmast in der Einsamkeit einer
Flussaue zwischen Dinkelsbühl und Schopfloch/Zwernberg.
Der Todesmast
Das Opfer
Deutliche Brandspuren an Zehen und Beinen
Seit sich „EinStörchlein“ mit ihren
wunderschönen Tageszusammenstellungen von Schnappschüssen aus unserm
Storchennest in Dinkelsbühl zurückhält und sich seit der Beringung
nicht mehr gemeldet hat, muss sich Ihr Tagebuchschreiber in dieser
Beziehung – Sie haben es längst gemerkt – etwas zurückhalten. Ich
kann nicht mehr auf das Material von „EinStörchlein“ zurückgreifen
und kann damit den Tag nicht mehr so schön resümieren. Deshalb geht
mein heutiger Appell auch an die, die sich mit Schnappschüssen aus
dem Nest vielleicht etwas bedeckt gehalten haben - Rolf, das gilt
nicht für dich! – und die Sache lieber an „EinStörchlein“ delegiert
haben. Ich möchte alle auffordern, ihrem Herzen einen Stoß zu
versetzen und den einen oder anderen Schnappschuss im Gästebuch
einzustellen.
Für heute bleibt mir nur ein einziger
Schnappschuss aus dem Nest, der beweist, dass es den Jungen gut geht
und dass ihre Eltern alles tun, um diesen Zustand nicht zu ändern.
Kleiner Hausputz
Nach der Aufregung um den toten Storch und um
die damit zusammenhängenden Recherchen, ging es gleich weiter auf
die Fortsetzung meiner Beringungsreisen. Dass als Helfer schon seit
vielen Jahren auch die Weißenburger Feuerwehr dazugehört, versteht
sich von selbst. Als treuer Fahrer fungiert hier stets der
Gerätewart Reinhold Faltermeier. Gab es bisher mit ihm nur einen
einzigen Einsatzort, nämlich den in rommetsheim, standen heute
gleich drei Einsatzorte zu Buche. In der Kreisstadt selbst siedelte
sich im vergangenen Jahr auf dem hohen Kamin einer ehemaligen
Brauerei erstmals ein Storchenpaar an, ohne gleich eine Brut zu
beginnen. In diesem Jahr erschien in den letzten Märztagen ein neues
Paar, bestehend aus einem Schweizer Storch aus dem Kanton St. Gallen
und einem Partner aus dem schönen Bundesland Hessen aus der Nähe von
Rüsselsheim. Diese beiden Neuvermählten begannen eine Brut und zogen
2 Junge groß, obwohl die Partner mit 2 bzw. 3 Jahren Lebensalter
noch sehr jung für eine erfolgreiche Brut zu sein schienen. Ihren
Nachwuchs konnte ich heute beringen, während eine 3. Schulklasse der
benachbarten Volksschule mir dabei „über die Schulter“ blicken
durfte. Diese Klasse verfolgte in den vergangenen Wochen aufmerksam
und mit Begeisterung das Leben im Weißenburger Storchennest.
Erwähnenswert ist noch die bemerkenswerte Leistung von Drehleiterfahrer Faltermeier, der
das tonnenschwere Gefährt auf den letzten 50 Metern rückwärts über
ein Abbruchgelände steuern musste. Dabei blieben links und rechts
des „Weges“ jeweils nur wenige Zentimeter Spielraum.
Wir fuhren anschließend nach Trommetsheim Hier
sollte der das Nest tragende Kamin im Frühjahr wegen Einsturzgefahr
abgebrochen werden. Das Nest wurde entfernt, doch die Bevölkerung
startete einen Gegenangriff. Ein neues Gutachten wurde erstellt, der
Kamin blieb stehen. Das Storchenpaar bedankte sich bei den Anwohnern
auf seine Art. Es baute erneut auf dem Kamin ein neues Nest und half
immerhin zwei Jungen groß zu werden. Heute erhielten sie ihre
Kennringe und es bleibt die Hoffnung, dass auch in den kommenden
Jahren der Kamin stehen bleibt und stehen bleiben kann. Neben dem
Nest in der Kreisstadt Weißenburg konnte Herr Faltermeier am Steuer
der Drehleiter noch ein neues Nest in einem neuen Storchenort
anfahren. Im nur 2 Kilometer von Trommetsheim entfernten Ort
Alesheim wurde im Winterhalbjahr 2009/10 auf Privatinitiative hin
eine Nisthilfe auf dem Dach des Gemeindehauses errichtet. Obwohl
sich bereits im Frühjahr 2010 immer wieder einzelne Störche für das
neue Angebot interessierten, kam es damals noch zu keiner Brut. Dies
änderte sich jedoch in diesem Frühjahr. Das neue Nest war heiß
umkämpft, bis sich Ende März ein unberingtes Paar durchsetzte und
mit der Brut begann. Drei Junge schlüpften, von denen zwei den
heutigen Tage erleben durften. Diese wurden heute beringt. Als
kleines Bonmot sei am Rande erwähnt: Die Gemeinde Alesheim, zu der
auch Trommetsheim gehört, lud zum Abschluss alle bei der Beringung
Beteiligten zu einem Vesper ins Gasthaus ein.
Eine kleine Bildnachlese soll meinen
Tagesbericht abschließen:
Die halsbrecherische Zufahrtsstraße zum Weißenburger
Storchennest
Schulkinder als Zaungäste auf dem Parkdeck
Das Weißenburger Jungenduo
Über den Dächern von Weißenburg
In Trommetsheim
Das neue
Nest in Alesheim
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10. Jun. 11 |
Mein letzter Schultag vor den Ferien gestaltete
sich mit 18 Grad leicht unterkühlt und wenig einladend, auch wenn
sich kein Niederschlag einstellte!
Gibt es etwas Neues von der Wassertrüdinger
Storchenfront? Der zu Tode gekommene Altstorch des Paares von der
Pappel wurde inzwischen fachlich untersucht. Die ersten
Obduktionsergebnisse aus dem Landesgesundheitsamt in Erlangen
sprechen von einem akuten Herz- Kreislaufversagen.
http://www.nordbayern.de/nuernberger-nachrichten/region-bayern/bei-anflug-tod-storchendrama-in-franken-1.1289919
Neuere Obduktionsergebnisse gehen mittlerweile
auch von einem vorhandenen Lungenödem aus. Ob dies auch eine
Spätfolge heftiger Kämpfe um das Nest Anfang April gewesen sein
kann, muss wenigstens in Erwägung gezogen werden.
http://www.br-online.de/studio-franken/aktuelles-aus-franken/storch-wassertruedingen-drama-ID1307532305123.xml
Dass es den geretteten Küken bei Herrn Schuster
in Ellwangen sehr gut geht, mögen die unter folgenden Links
erreichbaren Videos von heute beweisen:
http://www.youtube.com/watch?v=i0sOY3LssJM&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=YMnzXnPLIwI
Es ging für mich am frühen Abend erneut auf
Reise. So langsam nähert sich die Saison zur Storchenberingung ihrem
Ende. Vom heutigen Tage abgesehen werden es danach nur noch einige
wenige Nachzügler sein. So wie es aussieht, wird es aber bei fast 40
Bruten ein vorzügliches Ergebnis werden und im Hinblick auf die
Beringungszahlen auch kein schlechtes. Wenn dennoch die hohen
Durchschnittswerte ausbleiben, so gibt es nur ganz vereinzelte
Totalausfälle bei begonnenen Bruten. In meinem Arbeitsgebiet kenne
ich lediglich die Paare von Schopfloch und Gunzenhausen/Turm, die
alle Jungen ihrer Brut verloren
oder aus dem Nest geworfen haben.
Meine Reise führte mich noch einmal nach
Gunzenhausen. Dass nicht immer alle Nester zu einem Termin
angefahren werden können, liegt am unterschiedlichen Brutbeginn und
damit später auch an der unterschiedlichen Größe der Jungen. Während
der frühest mögliche Brutbeginn alljährlich so um die Mitte März
liegt, wissen wir von unserem Nest aus dem Jahre 2009, dass selbst
Ende Mai noch manchmal mit einer erfolgreichen Brut begonnen werden
kann. Das sind so grob gerechnet mal 10 Wochen, über die sich allein
der Brutbeginn hinziehen kann. Dementsprechend verhält es sich mit
der Jungenentwicklung ebenso. Da man aber für die Beringung gerade
mal drei Wochen Spielraum hat, in dem nämlich die Jungen in den
einzelnen Nestern zwischen 3 und 6 Wochen alt sind, zieht sich auch
das Beringen im Extremfall über 10 Wochen hin.
Wir starteten heute in dem hoch über dem
Altmühltal gelegenen Theilenhofener Ortsteil Gundelsheim. Hier hat
vor einigen Jahren ein Hausbesitzer auf dem Dach seiner Scheune eine
sensationelle Nisthilfe errichtet, die entgegen dem Spott seiner
Mitbewohner im Dorf bereits wenige Tage nach ihrer Vollendung von
den Störchen angenommen wurde. Der Spott verstummte und die
Anerkennung wuchs. Seither ist das Nest alljährlich besetzt und zu
einer festen Bestandsgröße geworden. Ich konnte drei Junge in bestem
Ernährungszustand beringen und vielen Zaungästen eine große Freude
bereiten.
In Gundelsheim
Die nächste Haltestelle befand sich in der
Stadt Gunzenhausen selbst. Auf dem Kamin der ehemaligen Mälzerei
Lehner und direkt über dem wunderschönen Biergarten mit Gasthaus
thront seit über 20 Jahren das stets besetzte Storchennest von
Gunzenhausen. Sie können es unter folgendem Link stets beobachten
und bewundern. Die Bilder mit ihrem Tagebuchschreiber und der
Feuerwehr über die Beringung stammen ebenfalls von dieser Webcam.
Bilder der Beringung
mit dem Tagebuchschreiber. Sie dürfen raten, wer er ist?
http://www.lehner-zumstorchennest.de/storchennest.html
Mit zwei hoffentlich flügge werdenden Jungen
liegt das Paar eindeutig im diesjährigen Trend.
Wie sich das Geschehen aus der Sicht der
beteiligten Personen ausnahm, sollen die beiliegenden Fotos
dokumentieren:
Die Feuerwehr bereitet den Einsatz in Gunzenhausen vor
Zwei Junge vor prächtiger Kulisse
Die Feuerwehr Gunzenhausen beendete danach
ihren Einsatz für die Störche im Jahr 2011 mit Anfahren des letzten
Nestes im Ortsteil Altenmuhr der Gemeinde Muhr am See. Auf dem
dortigen Pfarrhaus hat heuer nach einer kleinen Pause ein neues Paar
wieder mal erfolgreich gebrütet. Auch an diesem Nest zählten beide
Partner des Paares gerade mal drei Lebensjahre. So darf es nicht
verwundern, wenn man da mit einem Jungstorch im Nest zufrieden sein
muss. Dieser gebärdete sich gegenüber dem Beringer als äußerst
aggressiv und überaus ungezogen, indem er es konsequent vermied, die
sonst übliche Akinese-Stellung einzunehmen und stattdessen
unablässig mit dem Schnabel die Hände des Eindringlings zu
bearbeiten. Selbst als die Leitung bereits ihren Rückzug einleitete,
hörte Junior nicht auf, hinter allen herzuschimpfen. Auch eine
Möglichkeit, sich unbeliebt zu machen.
In Altenmuhr
Der aufmüpfige Dreikäsehoch
Aus dem heimischen Nest muss ich Ihnen alles schuldig bleiben. Die beiden
Jungen leben allerdings nach wie vor und wissen sich zu benehmen. |
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11. Jun. 11 |
Wochenende! Wenn Sie denken, ich verlasse Sie,
um in Urlaub zu fahren, dann darf ich Sie enttäuschen. Ihr
Tagebuchschreiber bleibt natürlich für Sie vor Ort und er findet das
gar nicht so schlimm und er verzichtet dabei auch auf nichts!
Dennoch werden Sie in den nächsten Tagen nichts von mir im Tagebuch
lesen, denn der, der alles immer so problemlos, zügig und kompetent
ins Netz stellt, unser Webmaster also, darf sich für einige Zeit in
seinen verdienten Urlaub zurückziehen. Also lehnen Sie sich einfach
etwas zurück und freuen Sie sich auf die Zeit um Ende Juni. Bis
dahin sollte Ihnen Entgangenes wieder lesefähig zur Verfügung
stehen.
An dieser Stelle wieder einmal einen großen
Dank an die Technik und an Andreas Kamm,
der es jetzt schon über
Monate hinweg geschafft hat, die Webcam am Laufen zu halten
und keinerlei Bildausfälle zu produzieren. Allein diese Tatsache
spricht Bände, arbeiten doch andere Einrichtungen dieser Art längst
nicht so zuverlässig. Vieles, was man da zu sehen bekommt, verdient
nicht einmal das Wort „Bild“.
Nicht zu dieser Sorte Storchenwebcam gehört die
in Nördlingen. Dort habe ich vor einigen Wochen die 3 Jungen
beringt. Mittlerweile haben sie sich prächtig weiterentwickelt und
werden bald ihre ersten Flugversuche starten. Frau Källner, die gute
Seele der Nördlinger Störche und engagierte Storchenschützerin, hat
mir heute wieder einige großartige Fotos des Nestgeschehens
überspielt, die so vom Umgang des benachbarten Münsters St. Georg
„geschossen“ hat. Ich erlaube mir, Ihnen zwei aus dieser Serie in
meinem Tagebuch zugänglich zu machen.
Impressionen aus Nördlingen
Auch an anderen Nestern stehen demnächst erste
Ausflüge an. Bemerkenswert bleibt bislang auch, dass seit den
Beringungen keine Nestlingsverluste mehr aufgetreten sind. Verluste
traten also gerade wieder ausschließlich in den ersten beiden
Lebenswochen an.
Auch heute kann ich nur mit einem neuen
Schnappschuss aus dem Nest in Dinkelsbühl dienen. Vielleicht liegt
es auch daran, dass die beginnende Ferienzeit auch bei Ihnen einige
Lücken gerissen hat, die nun im Gästebuch offen zu Tage treten.
Letztes Muskeltraining vor Einbruch der
Nacht
Den Wassertrüdinger Waisenkindern geht es bei
Herrn Schuster in Ellwangen ausgezeichnet. Die Vorgeschichte konnten
Sie unter dem Tagebucheintrag vom 8. Juni hier ausführlich lesen.
Ein Video soll Ihnen die augenblickliche Situation des Trios in der
Pflegestation in Ellwangen verdeutlichen:
http://www.youtube.com/watch?v=i0sOY3LssJM&feature=player_embedded#at=11
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12. Jun. 11 |
Pfingstsonntag! Heute hatten wir mal wieder etwas über 20
Grad und keinen Regen! Ein echter Ruhetag für mich und die ganze
Storchenfamilie. Na, ja! So ganz ohne Störche blieb auch dieser Tag
nicht! Einen Kurzausflug gab es dennoch. Dieser führte mich an einen
Ort, an dem es meinen letzten Beringungseinsatz in etwa zwei Wochen
geben wird. Auch dort im Leutershäuser Ortsteil Weißenkirchberg gibt
es die erste erfolgreiche Brut eines Storchenpaares überhaupt. Am 2.
Juni durfte ich anlässlich eines Grillfestes des Männerchores schon
einmal über das Storchenpaar und seine Geschichte berichten. Dabei
entstand die Idee anlässlich der Beringung möglicher Jungstörche
noch einmal zu feiern und ein kleines Storchenfest zu begehen.
Dieser Plan scheint sich nun zu konkretisieren, wachsen doch zwei
Junge im Nest heran. Auch in Aurach, hier sind die Jungen schon ein
Stückchen größer und auch schon stolze Ringträger, machte ich einen
Kurzbesuch, bei dem ich mich über das Wohlergehen der drei Jungen
erneut überzeugen konnte. |
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13. Jun. 11 |
Pfingstmontag Die Tage bleiben
unterkühlt. Knapp 20 Grad Höchsttemperatur
und kein Niederschlag. Ganz angenehm! Ich kann Ihnen auch
heute aus dem Nest keinen Schnappschuss anbieten. „Ein Stoerchlein“
meldet sich leider nicht mehr und auch meine sonst so zuverlässigen
Schnappser sind wohl in die Pfingstferien abgedüst oder haben sich
ganz einfach auch einmal eine verdiente Auszeit genommen. Ich weiß,
wie das ist, wenn man regelmäßig und über viele Jahre hinweg aus und
über das Storchennest in Dinkelsbühl berichtet. Wenn da einmal der
Faden reißt, also wenn man da einige Tage auslässt, dann wird es
immer schwieriger, wieder einzusteigen und den Faden erneut zu
spinnen. Mir ist das in den vergangenen 10 Jahren - so lange gibt es
das Tagebuch schon – einige Male passiert. Auch in den vergangenen
14 Tagen konnte ich mich nach langen Stunden außerhalb des Hauses
nicht auch noch aufraffen, mich weitere Stunden an den Schreibtisch
zu setzen, um das Geschehen auch noch schriftlich aufzuarbeiten. So
fasse ich mich eben im Augenblick wieder etwas kürzer! Unser beiden
Dinkelsbühler Küken haben die 6. Lebenswoche begonnen und sollten
nun wirklich „außer jeglicher Gefahr“ sein. Blieben nur noch
Unwetter oder ähnliche Ereignisse, die einen so großen Jungstorch
noch aus der Bahn werfen könnten.
Von der fehlgeschlagenen Storchenbrut in
Schopfloch (auf halber Strecke zwischen Dinkelsbühl und
Feuchtwangen) habe ich Ihnen im Tagebuch kürzlich schon berichtet.
Die genauen Hintergründe sind nicht mehr zu ermitteln. Heute stand
das Paar mal wieder lange gemeinsam im Nest und weil man weder Eier
noch Junge zu versorgen hat, gedachte man an die Zeit im frühen
April und schritt eifrig in Sachen Liebe voran. Mehrere Paarungen
waren aber nur angestauter Lustabbau und weniger die Absicht, eine
neue Brut einzuleiten. Solche „Zweitbruten“ sind bei Störchen nicht
bekannt. Eiverluste in einem frühen Stadium der Brutzeit können
durch ein Nachgelege desselben Paares ausgeglichen werden, jedoch
werden nach dem Schlüpfen von Jungen oder nach fortgeschrittener
Brut keine Eier mehr nachgelegt. Hier spielen dann die hormonellen
Voraussetzungen nicht mehr mit und verhindern somit einen
Zeitkonflikt, der dann eintritt, wenn die Brut noch im Gange wäre,
auf der anderen Seite aber bereits eine Zugunruhe sichtbar würde,
die die Störche dann zum Verlassen von Nest und Nachwuchs animieren
sollten. Das geht nicht gut und wird deshalb auch unterlassen.
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14. Jun. 11 |
Ein wenig Regen von 2 Litern auf den
Quadratmeter und lauschige 22 Grad sind Wetterverhältnisse so ganz
nach Adebars Geschmack.
Die junge Familie im Dinkelbühler Nest zeigt
sich heute mal wieder in voller Größe. So ganz stimmt das jedoch
nicht! Es fehlt ein Elternvogel, der sich gerade auf Futtersuche
befindet und die beiden Jungen sitzen – wie meist – auf ihren
Fersengelenken im Nest. Wenn sie aber stehen und sie tun dies
ebenfalls ausgiebig, wachsen sie so langsam bereits wieder aus dem
Bild. Dies bedeutet auch, dass sie langsam ihren Eltern an Größe
nicht mehr viel nachstehen. Ein neuer Kameraausschnitt, der das
Geschehen noch totaler ins Blickfeld rückt, steht also bald wieder
an.
Sie wachsen bald wieder
aus dem Bild
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15. Jun. 11 |
Ein Sommertag! 25 Grad Höchsttemperatur und ein
paar Tropfen Regen!
Über die Wassertrüdinger Jungstörche, die ihre
Mutter durch plötzlichen Tod verloren haben und von mir aus dem Nest
geborgen und nach Ellwangen in eine Vogelauffangstation gebracht
wurden (siehe Tagebuch vom 8.6.) gibt es ein neues Video im
Internet. Sie können es unter nachfolgendem Link betrachten und
Herrn Schuster bei seiner Arbeit zusehen.
http://www.youtube.com/watch?v=oIuovVS7FmQ
Meine Berichte über das Beringen junger Störche
sind in letzter Zeit spärlicher geworden. Es gibt eben auch nur noch
drei Nester, in denen kleinerer Storchennachwuchs heranwächst. Der
Kontrolle dieser „Nachzügler“ galt meine heutige Ausfahrt. Ziel der
Reise war Treuchtlingen an der Altmühl. Dieser Ort liegt praktisch
am Endpunkt dieses Flusses, der für Störche noch geeignete
Lebensräume bietet. Kurz danach durchfließt die Altmühl ein immer
engeres Flusstal, das von steilen Felshängen begrenzt wird und bis
zur Mündung in die Donau bei Kelheim diesen Charakter auch bewahrt.
Vor einigen Jahrzehnten gab es in Treuchtlingen schon einmal ein
Storchennest, heuer hat sich ein neues Paar in Markt Berolzheim
angesiedelt, das nur 7 Kilometer entfernt liegt und somit bereits
den nächsten Schritt vorbereitet, nämlich die Wiederbesiedelung
Treuchtlingens durch die Störche. Dass in Markt Berolzheim ein
Storchenpaar brütet das Ringe trägt, ist bemerkenswert, dass aber
beide Ringträger ihre Ringe als nestjunge Störche von Ihrem
Tagebuchschreiber erhalten haben, ist in dieser Konstellation noch
erwähnenswerter. Das Berolzheimer Storchenmännchen wurde 2009 im
Gunzenhäuser Ortsteil Aha beringt, während das Weibchen 2008 in
Herrieden seinen Ring bekam. Mit 2 bzw. 3 Jahren sind die beiden
Neubürger in Berolzheim noch vergleichsweise jung. Dass aber
immerhin 1 Junges aufgezogen wird, ist dennoch erfreulich und für
eine Erstbrut an einem neuen Standort durchaus sehenswert. Herr
Andreas Dollinger aus Berolzheim hat mir beiliegendes Foto „seiner“
Störche zur Verfügung gestellt, das die augenblickliche Situation um
das Nest illustriert.
Markt Berolzheim
Für die geplante Beringung dieses einen
Jungstorchs holte ich mir heute bei meinem Besuch in Treuchtlingen
die Genehmigung von Stadt und Feuerwehr. Für die Ortsfeuerwehr wird
die Beringung eine Premiere darstellen, denn bisher musste ich ihre
Drehleiter noch nicht für „Storchenangelegenheiten“ erbitten. Auf
meiner kleinen „Dienstreise“ durch fränkische Lande beriet ich
vorher noch die Marktgemeinde Bechhofen in Fragen einer Nisthilfe
für das seit einigen Wochen im Ort anwesende Storchenpaar und fuhr
weiter in den Bechhöfer Ortsteil Großenried, in dem die dortigen
drei Jungstörche die Aufsicht durch die Eltern schon gar nicht mehr
nötig haben. Immer wieder gerne schaue ich auch in Sommersdorf
vorbei, wo das neue Storchennest auf der Dorflinde immer weiter
wächst und zu einer stattlichen Storchenburg herangewachsen ist.
Sommersdorfer Linde
In Merkendorf schließlich erwarteten mich im Nest auf dem Rathaus drei
Junge, die ebenfalls in der nächsten Woche ihrer Beringung harren. |
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16. Jun. 11 |
Ein weiterer Sommertag mit nachfolgendem
Gewitterregen und deutlicher Abkühlung. 6 Liter auf den Quadratmeter
kamen zusammen und unterbrachen das kurze sommerliche Intermezzo.
Bei dieser Gelegenheit darf ich Sie auch einmal an die heute so
richtig begonnene Festspielzeit in meiner Heimatstadt Feuchtwangen
erinnern und ein wenig Werbung für diese bedeutende kulturelle
Einrichtung machen. Sie können einen Besuch des Feuchtwanger
Storchennestes durchaus mit einem Besuch eines der angebotenen
Stücke verbinden und mit etwas Glück das Klappern der Störche
während der Aufführungen der Kreuzgangspiele hören. Ich denke, dazu
gibt es nirgends einen Vergleich, am ehesten noch bei einem ähnlich
gelagerten Freilichtangebot in der Nachbarstadt Dinkelsbühl.
Folgende Links sollen auch einmal auf aktuelle Kulturangebote in
meiner Heimatstadt sowie in der Stadt der Dinkelsbühler Störche
verweisen. Das soll nun nicht heißen, dass Störche mit Kultur nichts
zu tun haben. Auch sie gehören zu wichtigen Kulturträgern mancher
Stadt und manchen Ortes.
http://www.kreuzgangspiele.de/
http://www.dinkelsbuehl.de/ISY/index.php?get=290
Die regelmäßigen Attacken fremder Störche haben
in letzter Zeit deutlich nachgelassen. Die meisten Störche sind
selbst mit der Aufzucht der Jungen beschäftigt, so dass ein
bedeutender Teil brutfähiger Störche an seinen Nestern gebunden ist.
Bleibt noch die Gruppe der Halbstarken und noch nicht brutreifen
Störche. Dieser Teil der Storchenpopulation konzentriert sich gerne
an Orten, an denen die Nahrungssituation zeitweise besonders gut und
aussichtsreich ist. Dazu gehören Lebensräume, an denen weite
Wiesenbereiche bewässert werden. Die dadurch sich enorm verbessernde
Nahrungssituation und die damit verbundene Mund-zu-Mund-Propaganda
unter den Störchen führt dann zu regelrechten Massenversammlungen.
Da sind schon mal 10 und mehr Störche für unsere Verhältnisse eine
große Zahl. Am Dinkelsbühler Nest zumindest herrschte heute immer
mal große Aufregung. Offenbar sichteten die Eltern der zwei
Heranwachsenden solche Halbstarke, die – wie Ringablesungen immer
bewiesen – meist erst ein Jahr alt sind und bereits den ersten
„Rückzug“ in die Nähe ihrer Geburtsgebiete vollzogen haben, aber
frühestens erst im Folgejahr ihre erste Brut versuchen.
Da liegt was in der Luft!
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17. Jun. 11 |
Ein warmer Regentag! Das Gras wächst, die
Regenwürmer kommen wieder zum Vorschein bei 22 Grad und 10 Litern
kostbaren Nasses!
Was ich gestern über die Geschehnisse am Nest
berichtet habe, gilt unvermindert weiter! Die Störer waren auch
heute da und sahen sich am Nest ein wenig um!
Da kommt Ärger auf uns zu |
Nun ist aber ein kleines Päuschen
angesagt |
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18. Jun. 11 |
Der Regen blieb, die Temperaturen erinnerten
mehr an den Herbst!
Erinnert sei einmal wieder an ein weiteres Nest
im Landkreis Ansbach, in das man über eine Webcam Einblick gewinnen
kann. Ich meine das in Wolframs-Eschenbach! Das eine Junge – das
Storchenmännchen ist hier ebenfalls erst 2 Jahre alt (schwarzer
Elsa-Ring links oberhalb des Fersengelenkes) – steht in der
Zwischenzeit problemlos und versucht, die Eltern in der Körpergröße
bald einzuholen. Das ebenfalls beringte Weibchen - auf dem
beiliegenden Schnappschuss in der Bildmitte - trägt eine völlig
andere Beringung. Am rechten Bein ebenfalls über dem Fersengelenk
ist ein noch höherer, weißer Kunststoffring (40 mm) zu erkennen, der
als Inschrift vier
schwarze Buchstaben trägt, über die der Herkunftsort und damit der
Geburtsort ermittelbar sind. Zusätzlich gibt es am linken Bein noch
einen schmalen Aluminiumring der zuständigen Vogelwarte „Paris“.
Demzufolge stammt das Storchenweibchen aus unserem westlichen
Nachbarland. Sie wurde beringt im Jahre 2005 in Hindlingen
(Departement 68).
Das Nest in Wolframs-Eschenbach
Einen kurzen Abstecher machte ich ein weiteres
Mal nach Weißenkirchberg in der „Bruuschd“. So nennen die
Einheimischen das wunderschöne Wiesengebiet in der Umgebung des
neuen Storchennestes im besagten Leutershäuser Ortsteil . Dort
wachsen zwei Storchenjunge heran, die ich zum Monatsende als letzte
in diesem Jahr noch beringen werde.
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19. Jun. 11 |
Mit 16 Grad sehr kühl und dazu ein wenig Regen!
Wahrlich kein Badewetter!
Unser Jungstörche haben mit dem heutigen Tag
ihre 6. Lebenswoche vollendet. Küken Nummer 1 bringt 43, sein
Nestnachbar 42 Tage „auf die Waage“. An einem solchen Tag stellt
sich schon einmal die Frage: Wann startet das Duo zu seinem
Jungfernflug? Als Nestlingszeit gilt als Faustregel: 2 Monate. Damit
kämen wir so auf gut 60 Lebenstage. In diesem Alter also ist der
erste Ausflug zu erwarten. Doch die Toleranz bei einer solchen
Zeitangabe kann im Einzelfall sehr groß sein. Da sind schon mal
einige Tage – besonders nach oben – drin. So 65 bis 70 Tage kann es
allemal dauern, während nach unten kaum Luft sein wird. Warten wir
also ab, es dauert schon noch ein ganzes Weilchen.
Doch auch schon jetzt können Sie ihr Augenmerk
auf die Fortschritte im „Flugtraining“ richten! Wann erfolgt der
erste, echte Hüpfer im Nest, bei dem sich das Junge komplett mit
beiden Beinen vom Nestboden löst? Bitte den dazu gehörenden
Schnappschuss gleich mitliefern. Bei meinen heutigen Schnappschüssen
überzeugt vor allem ein „Liegebild“ der beiden Jungen mit einem
Altstorch, bei dem es im ersten Moment gar nicht mehr so leicht
fällt „Alt“ und „Jung“ zu unterscheiden. Dass auch jetzt schon
fleißig mit den Flügeln gearbeitet wird, beweist Schnappschuss
Nummer 2.
Who is who? |
Beginnen bald die großen Sprünge? |
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20. Jun. 11 |
Mit 15 Grad Höchsttemperatur reichlich
unterkühlt und immer wieder etwas Regen.
Ihr Tagebuchschreiber war erneut auf großer
Fahrt, um „Restbestände“ bei der Beringung „seiner“ Störche
aufzuarbeiten. Wie schon früher angedeutet, galt es, mit zwei noch
ausstehenden Nachzügler-Nestern das Kontingent fast auszuschöpfen.
Der Start lag in der Krautstadt Merkendorf, wohin mich die
Drehleiter der FFW Bechhofen unter ihrem Fahrer Thomas Böse
begleitete. Der Rest blieb Formsache! Immerhin drei Junge durfte ich
im Nest auf dem historischen Rathaus mit dem Krautbrunnen am Eingang
kennzeichnen. Ein dreijähriges Männchen aus Muhr am See hat dort mit
einem unberingten Weibchen dieses gute Ergebnis zustande gebracht.
Der Krautbrunnen vor dem
Rathaus in Merkendorf
Anfahrt zum
Storchennest
Das Merkendorfer Storchentrio
Ein schöner Abschluss stand dann noch in Markt
Berolzheim an. Die dortige Premiere der ersten Beringung und der
ersten Brut überhaupt seit Menschengedenken passte wunderbar zum
ersten Einsatz der Drehleiter der FFW Treuchtlingen in
Storchenangelegenheiten. Dass dieses Gefährt erst seit drei Jahren
im Dienst ist, zeigte der Einsatz in höchst angenehmer Weise. Der
Blick ins Nest sah einen Jungstorch sowie drei unbefruchtete Eier.
Ob an dieser Besonderheit das erst zweijährige Männchen des Paares
auf seine Wiese beteiligt war, kann und darf vermutet werden. So
muss jeder irgendwann einmal seine Erfahrungen sammeln und mit dem
Alter wachsen. Auch die Partnerin ist mit ihren drei Jahren noch
kein Methusalem unter Ihresgleichen. Zu gratulieren hätte ich an
dieser Stelle noch dem Initiator und „Hausherren“ des Berolzheimer
Storchenpaares, der Familie Wittmann, die entgegen einiger
Widerstände und Bedenken (es gibt noch eine zweite Nisthilfe im Ort)
ihr Projekt durchzog und bereits wenige Tage nach Fertigstellung mit
dem Erscheinen der Störche belohnt wurde.
Die Feuerwehr parkt ein
Der
Jungstorch und die 3 Eier
Schnabelfechtereien
Ein Jungstorch wird beringt
Das Beringungsteam
v.l.
Feuerwehrmann, Gerhard Wittmann (Nestkonstrukteur) und
Thomas Ziegler
An allen anderen Nestern, an denen ich auf dem
Rückweg noch schnell vorbeischaute, hat sich nichts Nachteiliges
ereignet, seit ich zum letzten Mal nach dem Rechten gesehen hatte.
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21. Jun. 11 |
23 Grad und trocken, lautet heute der kurze
Wetterbericht! Für mich einmal Gelegenheit, von Störchen nur zu
träumen.
Zum Träumen über das Nestgeschehen des Tages
soll dieses Filmchen von Rolf anregen!
Der Tag
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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere
Spenden
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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