Storchenkamera
Dinkelsbühl
Storchentagebuch 2011
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
Teil 2
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3. Apr. 11 |
Sondermeldung aus dem Nest!! In der
vergangenen Nacht zwischen Einbruch der Dunkelheit und dem
Morgengrauen des heutigen Tages legte unser Storchenweibchen ihr
erstes Ei. Vielleicht geschah es erst kurz vor Sonnenaufgang, aber
fest steht, dass es beim Aufscheinen der Morgendämmerung bereits im
Nest lag. Da hat sich unser Paar doch genau an die Lehrbuchmeinung
gehalten und sich so ein bis zwei Wochen nach der Paarbildung zum
Beginn des Brutgeschäftes entschlossen. Zusätzliche Stimulanz könnte
der ausgesprochen warme, gestrige Tag gewesen sein, der in
Dinkelsbühl 21 Plusgrade und in anderen Teilen Deutschlands mit bis
zu 26 Grad neue Rekordwerte für einen 2. April brachte. Auch an
unseren Nestbewohnern ließ sich das bevorstehende Großereignis mehr
und mehr ablesen. Das Nest nahm mit jedem Tag mehr Gestalt an. Ich
beziehe mich dabei besonders auf den „Grünanteil“ der Behausung.
Dieser zeigte – gerade in den letzten zwei, drei Tagen – eine sich
deutlich abzeichnende Minimulde, die genau zu erkennen gab, an
welcher Stelle das zukünftige Gelege platziert werden würde. Durch
lange Liegephasen im Vorfeld wurde diese Mulde immer deutlicher
ausgeprägt. Außerdem ließ unser Paar das Nest in dieser Zeit immer
weniger lange unbesetzt. Beide flogen immer nur noch kurz zusammen
ab und ließen ihr Zuhause kaum alleine. Dies waren bereits deutliche
Anzeichen für die baldige Eiablage. Bei unserem Paar – ich habe es
gerade vergessen zu erwähnen – passierte es am 11. Tag ihres
gemeinsamen Lebensweges, also durchaus im erwarteten Zeitrahmen.
Ich darf Ihnen noch den weiteren Verlauf der
kommenden Ereignisse an die Hand geben: Ein Storchengelege besteht
in der Regel aus drei bis 5 Eiern. Auch zwei oder 6 und auch gar
sieben werden regelmäßig beobachtet. Der Durchschnitt lässt
allerdings vier Eier erwarten, die im Abstand von jeweils zwei Tagen
gelegt werden. Auch Abstände von bis zu drei Tagen kommen
ausnahmsweise vor. Halten wir uns aber erst einmal an die Regel. Am
Morgen des 5. April sollte Ei Nummer 2 aus der Nestmulde leuchten,
am 7. April das dritte Ei und am 9. April sollte das Gelege
vollständig sein. Bei weiteren Fortpflanzungsprodukten rechnen Sie
bitte selbst die weiteren Legetermine aus. Für die Eltern bedeutet
das große Ereignis ebenfalls eine gewaltige Umstellung in ihrem
bisherigen Verhaltenscodex. Auch wenn es Storchenpaare hin und
wieder tun, nämlich ihr Gelege (und besteht es auch nur aus einem
Ei) zu verlassen (wenn auch nur kurz), so rechne ich damit, dass sie
es nicht tun, also ab jetzt ständig beaufsichtigen und ab dem
zweiten Ei auch ständig warm halten. Mit anderen Worten heißt dies,
dass mit dem heutigen Tag das Nest bis zum Ausfliegen möglicher
Junge immer mit wenigstens einem Storch besetzt sein wird.
Auch für mich war der heutige Blick ins Nest ein besonderes Ereignis und
ich freue mich auch nach 40 Jahren wie ein kleiner Schneekönig über
diesen wichtigen Schritt im Leben meiner Störche.
Weil es so schön ist!
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5. Apr. 11 |
Die Mission „Gelege“ schreitet voran. Wie
erwartet, zeitigte unser Storchenweibchen, kopulativ vom Männchen
kräftig unterstützt, das zweite Ei. Erneut geschah dies in den
Nachtstunden, diesmal in der Nacht vom 4. auf den 5. April, so dass
wir erneut einen 24-Stunden-Rhythmus erleben konnten. In diesem
Stile wird es nun noch ein Weilchen weiter gehen. Mit mindesten
einem Ei rechne ich noch. Seit vorgestern hat sich allerdings der
Außenaufbau und die Innenausstattung des Nestes extrem intensiviert.
Der Reiz „Ei“ scheint bei unseren kommenden Eltern den Bautrieb
extrem angefacht zu haben. Nicht nur, dass „Er“ Zweige und Äste
anschleppt und diese wie im Vorjahr
öfter mal von außen einbaut und deren Platzierung von außen
korrigiert, sondern auch, dass Altgras in großen Mengen in der
angedeuteten Nestmulde zum Liegen kommt. Dies hat allerdings für uns
Webcam-Gucker einen kleinen Nachteil. In der Fülle an Gras verlieren
wir nun immer öfter den freien Blick auf das Gelege, so dass wir uns
bei den noch kommenden Eiern etwas schwerer tun werden, einen freien
Blick auf das Gesamtgelege zu werfen. Aber viele Augen sehen ja
bekanntlich mehr und wir haben ja nach Komplettierung des Geleges
noch vier Wochen Zeit, uns über die Gelegezahl Gedanken zu machen.
Da werden sich – wenn es nicht schon vorher gelingt – manche Chancen
ergeben, das Versteckspiel von Vater und Mutter Storch zu
durchschauen.
So kann es weitergehen! Werben Sie ein wenig
weiter für unsere Webcam mit den vielen Hintergrundinformationen.
Bald feiert unsere Einrichtung „Storchenkamera Dinkelsbühl“ den 10.
Geburtstag und gehöret damit unter den zahllosen Einrichtungen
dieser Art zu den ältesten und zu den erfolgreichsten. Vielen Dank
an dieser Stelle für Ihre Treue und Ihre vielen positiven
Reaktionen. Die folgenden Schnappschüsse lassen alle noch einmal an
den freudigen Ereignissen dieses Tages teilhaben.
Morgenstund hat Gold im Mund
undVorbereitungen für das dritte Ei |
Gemeinsames Feiern
über das Ei-Duo |
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Versteckspiele |
Da sind sie wieder zu sehen |
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6. Apr. 11 |
Kaum hatte die Eiablage begonnen und das zweite
Ei liegt seit gestern im Nest, überschlugen sich heute die
Ereignisse in besonderer Weise. Über Stunden musste sich unser
Storchenpaar gegen zwei Angreifer, sog Fremdstörche, erwehren. Was
da abging, konnte in eindrucksvollen Schnappschüssen, die ich zum
großen Teil der Gästebuchschreiberin „EinStörchlein“ zu verdanken
habe. Ich lege Ihnen einige bei, rate aber jedem, diese sich unter
folgendem Link in ihrer Gesamtheit zu Gemüte zu führen.
http://img20.imageshack.us/g/20110406195529.jpg/
Doch zunächst schön langsam der Reihe nach: Die
Nestbautätigkeit schreitet rasant voran. So sah man Papa Storch
reihenweise mit jeder Menge Nistmaterial anfliegen. Dazu gehörten
sperrige Äste genauso wie Schwaden von Altgras, die nach der
Platzierung im Nest immer wieder dafür sorgten, dass die Eier
zeitweise regelrecht untergingen und erst nach einem Weilchen ganz
oder nur teilweise zum Vorschein kamen.
Nestbaumeister |
Diesmal mit Polstermaterial |
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Die nächste Astladung |
Zwischendurch ein Außeneinsatz |
Und die nächste Fuhre Gras
Diese Vorliebe für altes Gras zu Beginn der
Brutzeit ist bei vielen Storchenpaaren immer mal zu beobachten. Sie
erhalten sich damit vielleicht die Option, bei Gefahr die weithin
sichtbaren Eier vor feindlichen Blicken (fremde Störche) schnell zu
verbergen. Ein kurzer Schnabeleinsatz, die Eier „verschwinden“ im
Handumdrehen und jeder Angreifer lässt sich somit vielleicht
täuschen und sich ein leeres Nest vorgaukeln. So könnte es
geschehen, dass aggressive Besucher oder Überflieger von der letzten
Konsequenz abgehalten werden, nämlich Nest und Gelege in ihre Hand
zu bekommen. Landet ein feindlicher Storch nämlich im Nest und
behält er zumindest vorübergehend die Oberhand, ist es um das Gelege
geschehen. Zu den ersten „Amtshandlungen“ bei einer feindlichen
Übernahme gehört es nämlich, das Nest leerzuräumen. Sind Eier
vorhanden, fliegen diese über den Nestrand und fallen somit aus der
weiteren Entwicklung heraus und dieses beabsichtigt der Feind
ausschließlich.
Jede Beobachtung, die unseren Storchenmann auf
dem Dachfirst und da ganz in der Nähe des Nestes zeigt, erinnert uns
an den genauso agierenden Storchenmann des letzten Jahres (sicher
dasselbe Exemplar), der häufig Nestbau und Reperaturarbeiten am Nest
vom Dachfirst aus durchführte. Wenn Herr Storch mit Nistmaterial
gelandet ist und war, schloss sich auch heute fast regelmäßig und
fast überfallartig auch gleich eine Paarung an.
Na bitte! |
Da hab ich jetzt meine Ruhe |
Während des Legevorgangs sind solche Aktionen
ausgesprochen wichtig, da sie die Befruchtung des reifenden Eies
erst ermöglichen und damit die Voraussetzung für Nachwuchs schaffen.
Bei Vögeln – ich habe schon öfters darüber berichtet – sind solche
Aktionen nicht gerade einfach durchzuführen und müssen deshalb
häufig wiederholt werden. Ist die Eiablage abgeschlossen – rechnen
wir mal mit vier Eiern – lassen die Paarungen nach, sie klingen aber
erst nach Tagen aus.
Unruhe kam am Nachmittag auf und die Attacken,
an denen mindestens zwei Fremdstörche beteiligt waren, dauerten –
mit Unterbrechungen - genau drei Stunden. Sie begannen kurz nach
15:30 Uhr und endeten erst um 18:30 Uhr. Dazwischen gab es auch
Phasen der Erholung für unser Paar, in denen der kommende
Storchenpapa ebenso wie die Storchenmutti alles taten, um das für
Morgen erwartete Ei zu befruchten. Die heißen Phasen dazwischen
ließen für den aufmerksamen Beobachter schon das eine oder andere
Mal die schlimmsten Befürchtungen hochkommen. Wird es dem jeweiligen
wachhabenden Storch gelingen, die beiden Fortpflanzungsprodukte vor
den wütenden Angriffen der Angreifer zu schützen? Oft war in der
fraglichen Zeit nicht zu erkennen, ob da zwei oder drei Störche
ineinander verkrallt und verschlungen um das Nest kämpften? Aber
offenbar gelang es den Nest- und Gelegebesitzern, eine Eroberung des
Nestes zu verhindern. Mit aller Macht wurde bei vollem Körpereinsatz
das Gelege erfolgreich vor einem fremden Zugriff bewahrt. Gut
gemacht! Doch immer wieder versuchten es die zwei Fremden, ihr Ziel
zu erreichen, ehe sie dann doch ihre Ambitionen zurücksteckten und
wenigstens vorübergehend das Weite suchten. Nochmal gut gegangen!
Jeden Tag müssen wir und unsere Störche eine solche Aufregung nicht
haben!
Die dramatischen Bilder:
Die erste Phase der Angriffe gegen 15:30 Uhr
Die zweite Angriffswelle gegen 17 Uhr
Die schwerste Welle gegen 18:30 Uhr..
Die Schlacht ist erfolgreich geschlagen
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7. Apr. 11 |
Die beiden Eier haben – wie ich gestern
berichten durfte – die Gefahr des gestrigen Tages überstanden. Da
lautete heute die Frage: Gibt es das dritte Ei? Es war noch relativ
dunkel, als ich meinen Laptop hochfuhr und vor dem Unterrichtsbeginn
an meiner Schule darauf wartete, dass sich der brütende Storch noch
erheben würde. Er tat mir denn auch den Gefallen und in voller Größe
leuchteten d r e i Leuchtkugeln oder sollte ich doch besser sagen
drei Eier aus der klar umrissenen kleinen Nestmulde. Es geht also
munter weiter mit dem Eierlegen! Ob übermorgen ein viertes Ei
dazukommt, werden wir wahrscheinlich auch noch sehen können,
wenngleich es mit zunehmender Eizahl schon immer schwieriger wird,
ein Gesamtbild des Geleges zu bekommen.
Steh auf! Ich will sehen,
ob es drei Eier sind? |
Ja, es sind drei! |
Gemeinsame Freude!
Alle anderen Aktivitäten während des Tages
verliefen weit weniger dramatisch als am gestrigen Tag. Auch häufige
Paarungen lassen vermuten, dass man in puncto Eiablage noch etwas
vorhat. Deshalb mein Tipp! Legen Sie sich am Samstag, dem 9. April
in aller Frühe auf die Lauer und seien Sie bei den ersten Besuchern,
die ein prächtiges Vierergelege bestaunen dürfen. Wer fabriziert den
ersten Schnappschuss, auf dem die Bescherung sichtbar ist?
Friede, Freude, Eierkuchen |
Ich hol mir noch mein Abendessen! |
Carola fragt heute, woher die fremden Störche
kommen oder wohin sie gehören, die uns sicher nicht das letzte Mal
in Aufregung versetzt haben. Es sind ganz sicher Störche, die erst
jetzt in unser Gebiet einfliegen, also erst jetzt aus ihrem
Winterquartier einfliegen. So fehlen von den sog. Ostziehern, das
sind die Störche, die östlich einer Linie Oberpfalz,
Schleswig-Holstein beheimatet sind, noch sehr viele. Ihr
Winterquartier liegt bevorzugt im Gebiet zwischen dem Sudan und dem
Tschad, zum Teil auch in Ost- bzw. Südafrika. Solche Störche kommen
auf ihrer Suche nach Nistplätzen auch regelmäßig in Gebiete, die
bevorzugt von Westziehern, das sind unsere Dinkelsbühler und die
meisten fränkischen Störche, besiedelt werden. Da sie später die
möglichen Brutgebiete erreichen als ihre Artgenossen, haben sie
Kämpfe auszufechten, die sich dann so äußern, wie wir es gestern
erleben mussten. Eine andere Möglichkeit der Herkunft der gestrigen
Störer und weiterer, die da vielleicht noch kommen, kann auch darin
begründet liegen, dass es sich um verspätet heimkehrende Weststörche
handelt, die noch nicht voll geschlechtsreif sind, vielleicht gar
erst Einjährige und auf ihrem ersten „Zug“ bereits in die Nähe ihrer
späteren Brutgebiete gelangen. Solche Einjährigen konnte ich in den
letzten Jahren immer Mal als Störer ausmachen, sie hatten aber nie
die Absicht, bereits ein Nest zu besitzen oder gar zu brüten.
Solches tun – in den letzten 10 Jahren verstärkt – immer mehr
zweijährige Störche. Noch vor 20 Jahren waren die frühesten
Brutstörche in seltenen Fällen dreijährig, meist sogar bereits vierjährig
und älter. Da hat sich Gewaltiges verändert, vielleicht auch dies
ein Grund für den gegenwärtigen rasanten Bestandsanstieg der
Weststörche und somit auch eines Großteils der bayrischen Störche.
Die dritte von Carola angesprochene Möglichkeit, dass es sich bei
den Fremden um Störche von Nachbarnestern handeln könnte, halte ich
für die unwahrscheinlichste. Erstens brüten die Störche in
Wilburgstetten und Schopfloch ebenfalls schon oder stehen
unmittelbar(so wie unsere) gerade am Anfang der Legephase und somit
hat allenfalls einer mal sein Gebiet weiträumig zu verlassen. Aber
selbst Ausflüge über fast 10 Kilometer Entfernung dürften da die
Ausnahme bilden. Es bleibt dabei: Alles, was sich jetzt noch so im
Nestumfeld zeigt, kommt aus östlicher Zugrichtung oder ist noch
minderjährig oder halbstark.
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9. Apr. 11 |
Traumhaftes Wetter! Ein einziger
richtiger Regentag und sonst Höchsttemperaturen zwischen 15 und 25
Grad kennzeichnen die erste Dekade des Monats April. Auch die Nächte
blieben frostfrei, so dass die Apriltage bislang eher an den
Wonnemonat Mai erinnern als an einen klassischen April. Auch manche
Blüten haben sich bereits entfaltet und die Blätter vieler Büsche
und Bäume zeigen ein zartes Grün. Einfach herrlich diese vergangenen
Tage und wenn dann noch unser Storchenpaar diese Wetterlage zum
eifrigen Eierlegen nutzt, kann das Glück vollkommen sein.
Wie erwartet, nein, wie erhofft, gaben Herr und
Frau Storch ihr „zweitägliches“ Geheimnis am frühen Morgen preis.
Der erste Blick auf das Eierquartett im Morgengrauen
Kein Zweifel! Abermals zwei Tage nach dem
dritten Ei konnten wir heute Ei Nummer vier begrüßen. Ob es die
werdenden Eltern damit gut sein lassen, wird sich am 11. April
heraus kristallisieren?
Große Freude über das vierte Ei!
Warum sollte diese Möglichkeit nicht ganz
ausgeschlossen werden? Auch wenn ich persönlich nicht so recht daran
glaube, würde ich mich schon freuen, wenn sich unser Paar zu dieser
Sonderschicht entschließen könnte. Leider sind mit jedem Ei
zusätzlich auch gleich Verluste mit einkalkuliert, die meine
Lesergemeinde möglicherweise erneut vor schwere Prüfungen stellen
wird. Aber seit Beginn meiner Aufzeichnungen kennen Sie ja meine
Einstellung und somit auch die Einstellung aller Naturschutzverbände
und schließlich auch die aller echten und wahren Naturfreunde und
Naturversteher. Nämlich Eingriffe in
das Brutgeschehen auf ein Mindestmaß – und hier gibt es ganz
eindeutige Kriterien – zu beschränken. Ich werde zu gegebener Zeit
sicher noch einmal darauf zu sprechen kommen.
Ein zweiter Eingriffspunkt, zwar weniger
gravierend, aber dennoch umso überflüssiger, bezieht sich auf reine
Nestmanipulationen. Ich spreche nicht von der Schaffung neuer
Nestunterlagen oder von Nisthilfen aller Art, die rührige
Naturfreunde allerorten in geeigneten Lebensräumen und auf
geeigneten Gebäuden außerhalb der Brutzeit anbringen, um
ansiedlungswilligen Störchen Anreize für eine Ansiedlung zu bieten.
Bei solchen Aktionen ist Ihr Tagebuchschreiber stets mit von der
Partie. Kritisch wird es für mich – und ich erhebe keinen Anspruch
darauf, dass man meine Meinung uneingeschränkt teilt – wenn in
Nestern herumanipuliert wird, die bereits besetzt sind und in denen
im Vorjahr erfolgreich, wenn nicht
sogar überaus erfolgreich Junge aufgezogen wurden. Bei solchen
Aktionen wird dann der gesamte Innenraum eines Nestes entkernt,
stets mit der Begründung, dort
Staunässe verursachende
Plastikteile zu finden und zu entfernen, die während der
Jungenaufzucht Schuld am Tod des Nachwuchses sein könnten. Warum man
solcherlei Nestkosmetik erst dann betreibt, wenn die Störche bereits
ihr Nest bezogen haben und sie den Ausbau ihrer Behausung doch
wirklich besser selbst übernehmen könnten, weiß der Kuckuck. Warum
man erst einmal den Innenbau des Nestes komplett entfernt und danach
in einer weiteren Aktion recht planlos Reste eines Weihnachtsbaums
darauf verteilt, verstehe, wer will. Solches geschah jüngst in
Forchheim und konnte über die dortige Webcam leider verfolgt werden.
Mein Freund Michael Zimmermann konnte sich da mal wieder nicht ganz
im Zaume halten und schlug ein wenig über die Stränge. Dass er
seiner gesamten Tat schließlich noch durch eine „Nesttaufe“ mit
einer handelsüblichen Gießkanne einen quasi kirchlichen Segen gab,
verdient Respekt und Mitleid. Das entsprechende Bilddokument belegt
den Moment der kirchlichen Handlung.
Zimmermann bei der Taufe
Wie wir alle wissen, war solches Vorgehen an
diesem Nest wirklich völlig überflüssig und die Neuankömmlinge
hätten auf diese menschliche Mithilfe weiß Gott verzichten können.
Nie und nimmer hätten die Nesteigentümer solches Nistmaterial
freiwillig eingetragen und in dieser Weise im Nest positioniert.
Aber die Störche sind eben auch nicht mehr das, was sie einmal
waren. Sie nehmen inzwischen auch mit wesensfremden Angeboten
vorlieb. Der Storch, das besondere Wesen! Doch zum Glück darf ich
Ihnen in Dinkelsbühl ein Nest anbieten, an dem in den letzten 20
Jahren nur einmal außerstörchische Hand angelegt wurde und dies
geschah anlässlich der Umbauarbeiten des alten Rathauses zum „Haus
der Geschichte“. Damals wurde die marode Nestunterlage durch eine
neue ersetzt, das Nest jedoch dabei in großen Teilen erhalten und in
seiner Gesamtheit einfach umquartiert. Das war's schon! Keine
alljährlichen Aktionen und Fummelei! Übrigens: In 99 % aller
Storchennester gibt es solch Gebaren auch nicht und kein
ungarischer, polnischer oder russischer Storchennestbesitzer käme
auf die Idee, alljährlich das Nest auszuputzen oder sonstigen
Schabernack zu treiben. Die Menschen dort haben ganz andere Sorgen
als unsere Aktionisten, denen nichts anderes einfällt, als
blindwütigen Aktionismus als Naturschutzarbeit zu verkaufen. Schluss
mit der Debatte! Wie gesagt: Sie dürfen diese Haltung auch ganz
anders sehen und ich würde dies vollkommen respektieren.
Seit einigen Tagen erfreut uns „EinStörchlein“
im Gästebuch mit Tageszusammenfassungen aus unserem Storchennest auf
der Website von „imageshack“. Ich finde dies großartig und möchte
mich bei Ihm/Ihr ganz herzlich bedanken und bitten, dies nach
Möglichkeit und Lust und Laune auch weiter fortzuführen. Nachdem uns
KaiserPingi vor Jahren mit solchen Zusammenfassungen beglückt hat
und dann nicht mehr zu hören und zu sehen war, habe ich Ähnliches
sehr herbeigesehnt! Also nochmals ganz herzlichen Dank an das
Heinzelmännchen hinter den Kulissen!
Auf den Schnappschüssen war auch wieder zu
erkennen, dass es immer wieder einmal Alarm gab und sich geliebt und
am Nest und seiner Ausstattung weiter gearbeitet wurde.
Die Liebe hält noch an |
Nestbau einmal konventionell... |
...und von außen!
Bleibt mir noch, darauf hinzuweisen, sicherheitshalber darauf
hinzuweisen, dass morgen vielleicht ... Wir werden es sehen! |
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11. Apr. 11 |
Spannung im Morgengrauen! Gibt es
noch ein fünftes Ei? Dies wäre für das Dinkelsbühler Nest ein
einmalige Novum. Seit den Zeiten einer Webcam gab es diesen Fall
noch nie. Aber es ist ja immer das erste Mal und außerdem hat noch
nie ein Dinkelsbühler Storchenpaar seit der Wiederbesiedelung des
Rathausnestes im Jahr 1993 so früh mit dem Legen von Eiern begonnen
wie heuer. In diesem Falle – einem so frühen Legebeginn - greift
eine alte biologische Regel, die da heißt. Die Gelegegröße
verringert sich mit fortschreitender Jahreszeit signifikant. Im
Umkehrschluss hieße dies: Je früher desto doller! Dies gilt für
Störche und für viele andere Vogelarten in gleicher Weise. Beträgt
die Gelegegröße bei Gelegen, die zwischen Mitte März und Mitte April
gezeitigt werden im Durchschnitt über vier pro Gelege, sinkt sie im
weiteren Verlauf durchschnittlich um über ein Ei pro Gelege ab. Es
ist stets das Bestreben von sich fortpflanzenden Individuen je nach
Konstitution und Umgebung die maximal mögliche Eizahl zu
produzieren, um ja keine Chance zu verpassen, möglichst viele
Nachkommen hervorzubringen und groß zu ziehen.
Selbst ein Storch kann beim besten Willen
Anfang April nicht abschätzen, wie sich die Wetterlage und die
Nahrungsbedingungen im Frühsommer darstellen werden und ob es da
dann zu einem Engpass in der Jungenversorgung kommen wird. Also gilt
die Devise: Ich richte alles darauf ein, um für alle Eventualitäten
gerüstet zu sein. Wie es dann letztlich kommt, ergibt sich zu einem
späteren Zeitpunkt. Diese biologischen Naturgegebenheiten wurden
schon vor der Zeit angewandt, als es noch keine Webcams gab und
keine irgendwie entarteten Tierschützer sich für berufen fühlten,
den Storcheneltern, die sich bei der Jungenaufzucht zu dumm
anstellten, mal kräftig unter die Fittiche zu greifen, ob diese es
wollten oder nicht! „Wir werden solchen Versagerstörchen, die nicht
in der Lage sind fünf Junge groß zu ziehen, mal gehörig
Nachhilfeunterricht erteilen!“, so die Grundhaltung der schon
gelegentlich angesprochenen Storchenhysteriker. Dann werden bei
Regenwetter und Kühle Jungstörche Nestern entnommen, in menschlicher
Obhut in weiche Bademäntel gehüllt, geföhnt und getrocknet, mit
köstlicher Speise versehen und später wieder in Nester
zurückgeführt, es muss ja nicht unbedingt das Geburtsnest sein. Zum
Glück hat man derlei Umtrieben von Seiten der Justiz und aller
Naturschutzverbände und der Bundesarbeitsgruppe „Weißstorch“ einen
Riegel vorgeschoben, aber im Dunkeln ist immer noch gut Munkeln und
außerdem wird man schnell zum Storchenmärtyrer hochsterilisiert, ach
nein hochstilisiert!
Zurück zum Ausgangsthema: Ich stellte eingangs
die Frage, ob es heute das mögliche fünfte Ei gab oder nicht?
Anfangs war man sich nicht ganz im Klaren!
Vier oder fünf Eier?
Zu sehr verstellte eingetragenes Altgras den
freien Blick auf die Eierflut und als solches stellte sich der
heutige Anblick der Fortpflanzungsprodukte heraus. Mir war dabei
schnell klar, dass es sicher mehr als vier Eier sein mussten. Und
die eingestellten Schnappschüsse sowie meine eigenen Beobachtungen
erbrachten schließlich den unzweifelhaften Beweis: Es liegen sage
und schreibe f ü n f
Eier im Nest. Unglaublich, aber wahr!
Kein Zweifel- 5 Eier |
5 Eier |
Zum Staunen!
Wie es zu dieser Zahl kommt, habe ich in meinen
obigen Ausführungen bereits ausführlich dargelegt. Dass nun fünf
Eier aber nicht automatisch fünf ausgeflogene Jungstörche ergeben,
dürfte meinen treuen Lesern eigentlich bekannt sein und nicht einmal
ein geistig wenig flexibler Zeitgenosse hat daran jemals irgendeinen
Zweifel gehegt, mit Ausnahme der schon öfters beschriebenen
Hysteriker. Für sie gilt nach wie vor die Gleichung: 5 Eier = 5
ausfliegende Junge!
Dass fünf Junge im Dinkelsbühler Nest – trotz
des geringen Nestdurchmessers – genug Platz haben, ist unbestritten.
Sollte sich das eine oder andere Junge aus dem Nest stoßen (was nie
passiert), hätten die Eltern die alleinige Schuld und würden somit
für ihr Fehlverhalten eines auf den Deckel bekommen. Sollten fünf
Junge für die Nahrungsversorgung durch die Eltern eine Überforderung
darstellen, werden Junge auf der Strecke bleiben. Eine Zufütterung
würde in einen biologischen Prozess eingreifen, der durch nicht
gerechtfertigt wäre und wird. Also lassen wir den Eltern ihren
freien Willen und spielen uns nicht wie Gott Vater auf.
Fünf Junge, die schließlich sogar ausfliegen,
sind in mitteleuropäischen Nestern eine ausgesprochene Rarität und
bewegen sich in einer statistischen Häufigkeit von 1-2 % - und dies
in guten Mäusejahren etwas häufiger als in schlechten
Nahrungsjahren. Wer junge Störche bald nach dem Schlüpfen aus dem
Nest entnimmt, sie anschließend in Stallungen groß zieht, wird eine
fast durchgängig nahe 5Junge/pro Brut liegende Ausflugquote
erzielen. Wollen Sie das wirklich? Bei einem Vogel, dessen rasante
Aufwärtsentwicklung in den beiden letzten Jahrzehnten fast
unglaubliche Züge angenommen hat und den Storch zu einem wahren
Erfolgsmodell in Sachen Naturschutz gemacht hat! Ein solcher Vogel
braucht keinen Individualschutz und keine Einzelbehandlung wie es
bei Vögeln und deren Nachwuchs geschieht, die am Rand des
Aussterbens stehen und deren Weltbestand nur noch aus wenigen
Individuen besteht. Beim Weißstorch verlassen zum Ende der Brutzeit
etwa 800.000 Individuen die Brutplätze im gesamten
Verbreitungsgebiet (etwa 200.000 Brutpaare mit insgesamt etwa
400.000 Jungen). Bei einem solchen Vogel spielt und spielte es noch
nie eine Rolle, ob von 5 geborenen Jungen mindestens 2 bis 3 auf der
Strecke bleiben. So sollte es auch im Dinkelsbühler Nest geschehen!
Alles, was darüber liegt, muss als großartig betrachtet werden und
ist dann ausschließlich den Eltern, die der Sache gewachsen waren,
dem Lebensraum und der Nahrungssituation geschuldet. Lassen wir uns
also überraschen! So ganz glaube ich nicht an ein sechstes Ei. Die
Paarungen sind bereits fast auf den Nullpunkt gesunken, ein sicheres
Indiz, dass „Sie“ „Ihm“ wohl signalisiert hat, dass er sich nicht
mehr zu bemühen braucht. Auch bei Störchen sollte man manchmal
Kräfte sparen und sein Pulver nicht sinnlos verschießen. Wer weiß,
wann man noch einmal an seine Reserven gehen muss?
Was unser stolzer 5-Eier-Produzent jedoch nicht
vernachlässigt, wäre die weitere Ausstattung der Behausung. Hier gab
es erneut Äste und Zweige in Hülle und Fülle und ebenso weiteres
Altgras für die Nestmulde.
Großartiger Baumeister
Weiterer Nachschub
Da hat einer den Schnabel
ganz schön voll genommen! |
Kampf
mit dem Riesenast! |
Der letzte Beweis: 5 Eier
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13. Apr. 11 |
Es hat seit gestern merklich abgekühlt. Statt
20 Grad Höchsttemperatur kann ich Ihnen nur noch die Hälfte
vermelden. Auch in der Nacht sank die Quecksilbersäule nahe Null
Grad. Nun entspricht das Temperaturniveau etwas mehr der Jahreszeit,
für unser Storchenpaar hat dies natürlich keinerlei Auswirkungen.
Sind sie doch stets in der Lage, ihr Gelege – selbst bei Frost und
Schnee – durchgehend zu wärmen. Schwieriger wäre es bei
Vorhandensein kleiner Junge, aber bis dahin haben wir ja noch gut
vier Wochen Zeit.
Die Eierzahl hat sich seit Ablage des fünften
Eies vorgestern nicht mehr verändert. Rein theoretisch hätte heute
noch einmal eine kleine Chance auf ein sechstes Ei bestanden, aber
ganz ehrlich! Wir wären sicherlich mehr erschrocken, als dass wir
uns über alle Maßen gefreut hätten! Denn mit jeder Zahl an Eiern
über vier hinaus steigen naturgemäß die Verluste an. Da ist es uns
viel lieber, wenn von den zum Schlupf gelangten Jungen möglichst
viele überleben. So bleibt es also voraussichtlich bei fünf Eier,
die man während des Tages einige Male wunderschön zu Gesicht bekam.
Eindeutig 5!
Schnell wieder zudecken!
Ich bedanke mich in erster Linie bei den
schönen Tagezusammenfassungen von „EinStörchlein“, die den Link
stets im Gästebuch platziert, so dass die Schnappschüsse des Tages
einen kompletten Überblick über den Bruttag erlauben. Eindrucksvolle
Bilder gab es dabei von einem sich heftig gegen Luftfeinde wehrenden
Paar, das sich besonders gegen 19:25 Uhr noch einmal mit aller Kraft
zu verteidigen hatte. Zeitgleich meldete auch Carola im Luftraum
über Dinkelsbühl 2
Fremdstörche, die sicher die Auslöser für die heftige Unruhe gewesen
sein dürften.
Der (fast) tägliche Alarm
Carola ist es auch, die in letzter Zeit im
Gebiet um Neustädtlein regelmäßig 2 Störche beobachten kann, die sie
momentan noch keinem weiteren Brutpaar in der Umgebung Dinkelsbühls
zuordnen kann. Aber wer weiß? Vielleicht können wir demnächst eine
Neuansiedelung im Umfeld der Stadt vermelden. In diesem verrückten
Storchenjahr 2011 würde mich nichts mehr wundern, purzeln doch im
Augenblick im westlichen Bayern die Störche geradezu vom Himmel. So
viele neue Störche gab es wohl in den letzten 50 Jahren noch in
keinem Jahr und die Zahl der Orte, die mittlerweile 2 und mehr
Storchenpaare besitzen, steigt stetig weiter. Gab es vor 25 Jahren
keinen einzigen Ort in Bayern, der mehr als 1 Storchenpaar aufwies,
gibt es – grob geschätzt – mittlerweile deren 20 Ortschaften mit
mehr als einem Storchenpaar. Die Obergrenze liegt im Augenblick bei
6 Paaren in einem Ort, ein weiterer Anstieg nach oben ist nicht
ausgeschlossen. Für mich ist diese Entwicklung im Moment sehr
bewegend, musste ich doch bei meiner Storchenarbeit zuerst einen
dramatischen Rückgang auf knapp 60 Paare Mitte der
80-er Jahre in ganz Bayern miterleben und knapp 25 Jahre später
werden wir uns heuer wohl bei 250 Paaren wiedersehen, einem Wert,
der in über 100 Jahren nicht erreicht wurde und einem Allzeit-Hoch
für Bayern sehr nahe kommt.
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14. Apr. 11 |
12 Grad Höchsttemperatur und weiterhin
ausgesprochen trocken. Nach den niederschlagsarmen Vormonaten droht
nun auch der April ein größeres Niederschlagsdefizit mitzubringen.
So fielen bislang in Feuchtwangen - und das lässt ich auch auf den
Raum Dinkelsbühl übertragen - lediglich 13 Liter Niederschlag und es
werden im Restmonat nicht mehr viele Liter dazukommen. Für unsere
Störche, die jetzt so langsam bereits Junge im Nest haben (wie in
Donauwörth) oder in den nächsten Tagen Kinderfreuden entgegensehen
(Nördlingen, Wittelshofen und viele andere) wird die große
Trockenheit vielleicht zum Problem bei der Ernährung ihrer Jungen.
Regenwürmer stellen gerade in den ersten Lebenstagen eine
fundamentale Nahrungsbasis für den kleinen Nachwuchs dar. Doch was
geschieht, wenn sich diese potentielle Beute bei großer Trockenheit
in tiefere Erdschichten zurückzieht? Sie ist dann für die Eltern
nicht erreichbar und fällt somit für die Ernährung der Kleinen aus.
Große Beute – wie Mäuse und andere – sind aber für kleine Junge
nicht fressbar! Bleibt zu hoffen, dass es nicht so dramatisch wird
und die Storchenfamilien diese vielleicht kritische Phase gut
überstehen! Für unser Nest steht diese Phase erst zum Ende der
ersten Maiwoche an, so dass bis dahin doch Hoffnung auf den einen
oder anderen Regentag bleibt. Es muss ja nicht gleich ein
unwetterartiger Regen sein. Sie sehen aber schon allein an den
Bemerkungen zur Witterung, dass
so ein Vogelleben nun wirklich kein Zuckerschlecken ist.
Dabei gibt es noch andere Bedrohungen, von
denen wir uns heute wieder live überzeugen konnten. Es sind die
einfach nicht nachlassenden Bedrohungen aus der Luft, die jederzeit
zum Verlust eines Geleges und zur Übernahme eines Nestes durch die
Angreifer führen können. Doch mit fortschreitender Jahreszeit werden
diese Bedrohungen immer seltener und stellen dann kein so großes
Bedrohungspotenzial mehr dar. Heute kam es offensichtlich zu einer
höchst gefährlichen Situation im Zusammenhang mit Fremdstörchen.
Kurz nach Mittag war die Lage am prekärsten! Obwohl man keine
Fremden über die Webcam zu Gesicht bekam, waren die Reaktionen
unseres Paares umso dramatischer. Als sogar beide Partner gemeinsam
das Nest verließen (und damit fünf Eier gefährdeten), drohte die
Lage zu eskalieren. Eine Minute blieb das Gelege insgesamt ohne
Bewachung und erst als danach die angehenden Eltern gemeinsam wieder
im Nest landeten, war die direkte Bedrohung überstanden. Die
Angreifer konnten im Zaume gehalten werden und entfernten sich
anschließend mehr und mehr aus der Gefahrenzone. Das Gelege
überstand die Zeit der einminütigen Vakanz und es durfte wieder
durchgeatmet werden.
Der obligatorische Alarm! |
Nest ohne Bewachung!!! |
Wieder zurück nach einer Minute!
Noch etwas fiel am Nest manch aufmerksamen
Beobachter ins Auge. Da hatte – ob Mann oder Frau – jemand etwas
Müll mit ins Nest gebracht. Es sah stellenweise so aus, als sei es
ein Plastikfetzen, wie sie leider landauf
landab unsere Landschaft zieren. Da rutscht bei der Aufnahme
von Nistmaterial schon mal ein Teil unseres Zivilisationsmülls mit
ins Nest. Dies ist nicht weiter tragisch, denn die ständigen
Bewegungen und Durchlüftungen des Nistmaterials sorgen schnell
dafür, dass solche Teile an den Rand der eigentlichen Nestmulde
geraten und von dort schon mal über Bord geblasen werden oder mit
neuem Nistmaterial einfach eingebaut werden. Eine Versiegelung des
gesamten Nestes und damit ein Verhindern des Wasserabflusses ist
damit nicht zu realisieren. Vor Jahren hatten wir in Dinkelsbühl
einmal ein richtiges Müllsammel-Paar. Nichtsdestotrotz gab es eine
erfolgreiche Jungenaufzucht! Auch die heutigen kleinen
Müllhinterlassenschaften verflüchtigten sich schnell wieder. Sie
wurden vom Wind entweder hinuntergeblasen oder wurde ins Nest mit
eingebaut.
Klare 5 Eier |
Eine Fuhre Gras |
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Nestbau geht munter weiter |
Ein wenig Müll darf es sein! |
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15. Apr. 11 |
Frost in der Nacht und lediglich 11 Grad
Höchsttemperatur waren die bescheidene Ausbeute des Tages. Im Leben
unseres Storchenpaares blieb es heute einmal verhältnismäßig ruhig.
Man durfte sich erneut über etwas Müll im Nest freuen oder aufregen.
Ich darf Sie diesbezüglich aber beruhigen: Es besteht keine Gefahr
für Eier und Junge. Im Laufe einer gesamten Brutzeit kommt stets
neues Nistmaterial hinzu, so dass der eine oder andere Fetzen
Plastikmüll wahrlich keine Beeinträchtigung darstellt. Ich sehe
allerdings auch die, die schon in den Startlöchern stehen, mit
manchen Hufen scharren und nach einem Nesteingriff, nach einer
sofortigen Nestsäuberungsaktion rufen. Vor allem unser Storchenmann
erwies sich – und er trägt in dieser Beziehung eindeutig die
Hauptlast – während der Vormittagsstunden als unermüdlicher
Baumeister, dem kein Ast zu sperrig und keine Fuhre Gras und Stroh
zu umfangreich gewesen wäre, als dass er sie nicht bewältigt hätte.
Immer wieder eindrucksvoll sind die Bilder, auf denen sich das
Gelege in seiner ganzen Pracht zeigt. Da verstärkt sich der
Eindruck, wie wichtig das Wenden und das ständige Umgruppieren der
Eier ist, sollen doch alle gleichmäßig mit Wärme versorgt werden.
Das jeweilige fünfte Ei, das natürlich immer ein anderes ist,
scheint mir manchmal nur schwer unter die Fittiche zu kommen. Zu
wenig Platz ist da im Bereich des Brutflecks der Eltern, so dass
sicher einmal für eine halbe Stunde das ordnungsgemäße Bebrüten
erschwert sein könnte.
Das schaut wieder nach Müll aus!
Die ganze Eierpracht!
Nistmaterial der natürlichen Art
Synchronarbeit |
Er wurde mal wieder ausquartiert |
Eier satt!
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16. Apr. 11 |
Von Regen weiter keine Spur! In der Nacht gab
es erneut leichten Frost und Höchsttemperaturen bis 12 Grad. Für
unsere beiden Brüter gab es endlich mal
einen stressfreien Tag, der außer den elterlichen Pflichten
keinerlei Aufregungen brachte.
Da darf es Sie nicht verwundern, wenn auch Ihr
Tagebuchschreiber anderen Störchen nachstellte und sich über die
positive Storchen-Entwicklung an der Altmühl freuen durfte. So gibt
es in Gunzenhausen in diesem Jahr zum ersten Mal nach 32 Jahren
wieder ein Brutpaar auf dem Storchenturm. Dort konnte ich letztmals
1979 vier junge Störche beringen, danach brach die Tradition
schlagartig ab und kein Paar war seitdem dort gesichtet, bis eben
2011. In einem anderen, seit Urzeiten besetzten Storchendorf
ereignete sich in diesem Jahr zunächst wenig Erfreuliches. In
Trommetsheim brüten Störche schon Jahrzehnte über. Zunächst auf
einem Wohnhauskamin, danach - und das sind auch schon 50 Jahre – auf
dem Kamin der ehemaligen Molkerei. Ein riesiges Nest krönte zuletzt
diesen ortsprägenden hohen Schlot. Doch irgendjemand glaubte, der
Kamin sei nun baufällig geworden und müsse abgerissen werden. Der
jetzige Besitzer – die örtliche Raiffeisenbank- fand einen
Gutachter, der diesen Befund auch bestätigte. So war guter Rat
teuer, obwohl das Storchenpaar bereits im Februar wieder am Nest
anzutreffen war. Zunächst suchte man nach einem Ersatzstandort für
ein neues Nest und fand ihn auch am Turm des nahe gelegenen
Feuerwehrgerätehauses. Innerhalb weniger Tage war eine künstliche
Nisthilfe geschaffen und alles für einen möglichen Umzug gerüstet.
Das alte mächtige Storchennest auf dem Kamin wurde schließlich
entfernt, die Störche jedoch ließen sich nicht beirren und begannen
an gleicher Stelle mit dem Neubau eines Nestes. Nun rebellierte die
Bevölkerung, die den das Ortsbild prägenden Kamin und ihre Störche
behalten wollten. In einer großen Pressekampagne wurde die
Geschichte überregional bekannt, so dass ein neues Gutachten
eingeholt wurde, das zu dem Schluss kam, dass im Augenblick keine
konkrete Einsturzgefahr bestehe und überlegt werde, das Bauwerk
vielleicht auch sanieren zu wollen. Nun konnte aufgeatmet werden und
die Störche durften bleiben. Sie vollendeten in wenigen Tagen ihr
neues Nest und begannen mit der Eiablage. Die neue Nisthilfe auf dem
Schlauchtrocknungsturm der Feuerwehr blieb weiterhin unbeachtet.
Seit wenigen Tagen jedoch interessiert sich nun ein zweites
Storchenpaar für die Ersatznisthilfe und hat diese auch für sich in
Besitz genommen. Eine sehr erfreuliche Wendung, nachdem es zunächst
nach einem Totalverlust an Störchen für Trommetsheim aussah. Ob es
im neuen Zweitnest zur Brut kommt, wird sich bald entscheiden. Sie
werden auf jeden Fall davon erfahren.
Trommetsheim:
links das neue Nest auf dem Turm der Feuerwehr,
rechts das Nest auf dem Kamin, der abgerissen werden sollte
Nur 2,5 km von den beiden Nestern in
Trommetsheim entfernt liegt der Ort Markt Berolzheim. Er war in
geschichtlicher Zeit noch nie von Störchen besiedelt. Doch in diesem
Jahr änderte sich auch dies. Anfang April interessierte sich ein
Paar für die neu geschaffene Nisthilfe auf der Scheune eines
Anwesens unweit der Kirche. Auf Eigeninitiative des Hausbesitzers
entstand nach Vorlage und Konstruktion der Nisthilfe in Gundelsheim
ein annähernd baugleiches Prachtstück, das wenige Tage nach seiner
Fertigstellung von einem Storchenpaar okkupiert wurde. Nun gilt es
auch hier, auf eine vielleict erfolgreiche Brut zu hoffen.
Nest in Markt Berolzheim
Aller guten Dinge sind bekanntlich drei! In
Alesheim, gerade 2 km in nördlicher Richtung von Trommetsheim
entfernt, brüteten vor etwa 50 Jahren zum letzten Mal Störche. Im
vergangenen Jahr schuf der Landesbund für Vogelschutz ebenfalls eine
künstliche Nisthilfe. Und bereits kurz darauf interessierten sich
Störche für sie. Zu einer dauerhaften Neuansiedelung kam es aber
nicht. Doch heuer ist – wie gesagt – alles anders. Bereits im März
wurde das Angebot von einem Paar angenommen, es gab Kämpfe und
mehrfach einen Wechsel in der Zusammensetzung des Paares und seit
einigen Tagen wird gebrütet.
Nest in Alesheim
Drei Neuansiedelungen in einem Gebiet von
gerade mal 20 km² in einem Jahr ist schon beachtlich!
Mit dem zweiten Nest in Gunzenhausen sind es
schon vier neue Storchenpaare. Allein an der Altmühl sind es bislang
24 besetzte Storchennester beginnend am Oberlauf in Colmberg bis
nach Trommetsheim in der Nähe von Weißenburg. In den schlechtesten
Storchenjahren – das schlechteste war bei uns 1984 - gab es dagegen
nur zwischen 4 (1984) und 9 Storchenpaare in den Landkreisen AN und
WUG zusammen. Zur Stunde sind es im selben Gebiet 40 Brutpaare und
diese Vervierfachung bis Verzehnfachung gibt es auch in anderen
Teilgebieten im westlichen Bayern (z. B. an der Aisch). Der Anstieg
in 25 Jahren kann sich also durchaus sehen lassen und die Rückkehrer
unter den Störchen sollten noch gar nicht vollständig eingetroffen
sein. Gibt es also demnächst weitere positive Nachrichten aus der
Region?
Zurück nach Dinkelsbühl: Kurz nach Mittag kam
es zu einem kleinen Aufreger, als vermutlich in deutlicher Distanz
zum Nest fremde Störche vorüberzogen. Das Paar beruhigte sich
schnell und ging zur Tagesordnung über. Danach blieb es bei einem
munteren Eierwenden, wobei manchmal die Eier kurzzeitig übereinander
zu liegen kamen oder sich bestens dem Betrachter präsentierten.
Eierwenden, zweistöckig
Heftiges Drohen
Beruhigung!
Da hebt einer ab!
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17. Apr. 11 |
Es wird wieder wärmer, aber die Trockenheit
bleibt! Es gab mal wieder 16 Grad, die Nacht blieb frostfrei.
„The Eagle has landed“ |
Etwas mehr Dynamik, bitte! |
Baumeister
Im Nest gab es dagegen manchen Aufreger. Ich
denke, dass es noch nie so schlimm war wie an diesem 17. April,
schlimm in Bezug auf fremde Störche und deren Penetranz. Fast den
gesamten Nachmittag über ging es hoch her in und um das Nest. Auch
wenn wir keinen Angreifer zu Gesicht bekamen, war die Situation
zeitweise sehr ernst. Insgesamt zwei Mal verließen beide Partner
gleichzeitig das Nest und ließen ihr Gelege allein. Dies tun Störche
sehr ungern und wirklich nur, wenn es keine Alternative gibt. Dass
diese Zeiten der Schutzlosigkeit der Eier nur kurz blieben, kann als
kleiner Trost verstanden werden, aber für viel Stress unter unseren
Brütern war dadurch dennoch gesorgt. Einmal war das Nest – von den
Eiern abgesehen – für 20 Sekunden leer, beim zweiten
Verteidigungsflug immerhin etwas über eine Minute. Es gab dadurch
aber keine Beeinträchtigungen und es wird auch keine Folgen für das
Gelege haben. Noch einmal Glück gehabt!, lautet da das Fazit und es
bleibt zu hoffen, dass diese Glückssträhne weiterhin anhält.
Alarm!
Alarm!
Nest ohne Schutz |
So gehört es sich |
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Es geht wieder los |
Erneut allein gelassen! |
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Wieder da |
Friede am Abend |
Noch etwas fiel uns heute ins Auge! „Mann“ hat
sein Heim wieder verschönt. Papa Storch muss seiner Liebsten von
seinen Nahrungsflügen Zierrat mitgebracht haben. So leicht ließen
sich die mindestens drei kleinen „Schwarzen“ nicht identifizieren.
Vielleicht sogar Höschen für die Gemahlin oder doch etwas zum
Ausgehen für den Abend? Auch Geldbeutel oder Utensilien für die
Aufnahme von Wertsachen waren kurz im Gespräch. Da kommt Carola mit
ihrem Vorschlag, es könnten Hundekotbeutel sein, der Wahrheit ein
großes Stück näher oder meinten es die anderen Vorschlager/Innen gar
nicht ernst?
Mindestens drei kleine Schwarze
Dass in manchem Storchennest Kurioses zu finden
ist, habe ich früher schon gelegentlich erwähnt. Rekordhalter in
Beziehung „Strumpfhosen“ bleibt das vor Jahren einmal abgetragene
Storchennest von Kairlindach im Landkreis ERH, das sage und schreibe
49 Nylon-Strumpfhosen enthielt. Ob der Sammler als
Strumpfhosen-Fetischist handelte oder diese für ihn ausgelegt
wurden, konnte nicht geklärt werden. So sind sie halt, die Störche!
Am Vormittag, als man noch nicht mit so viel Ärger rechnen konnte,
widmete man sich der gekonnten Nestbauarbeit, die vorzugsweise mit
Ästen und jeder Menge Gras gefüllt wurde.
Ein Blick in andere Nester zeigte heute den
Beginn des Legevorganges in Forchheim.
1 Ei in Forchheim
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18. Apr. 11 |
Täglich wird es etwas wärmer und nach wie vor
bleibt es trocken! Ich widmete mich heute der nächsten
Bestandsaufnahme bei meinen geliebten Störchen und zwar fuhr ich
entlang der Aisch, einem bedeutenden Fluss in Mittelfranken. Sie
entspringt auf der Frankenhöhe in der Nähe von Burgbernheim und
fließt über Bad Windsheim, Neustadt/Aisch und Höchstadt/Aisch, um
schließlich nach etwa 70 Kilometern nördlich von Forchheim in die
Regnitz zu münden. Ich beschränkte mich heute auf den Flussabschnitt
von Bad Windsheim bis Höchstadt. Auf diesen etwa 40 Kilometern
Flussstrecke kam ich an immerhin 23 besetzten Storchennestern vorbei
und auch hier hat sich in den letzten Jahren Gewaltiges getan. In
den Jahren des Tiefststandes – Mitte der 80-er Jahre -
gab es auf dieser Strecke 3 Storchenpaare und so blieb es bis
in die 90-er Jahre. Verglichen mit den 23 Paaren von 2011 eine wahre
Explosion. In Bad Windsheim freut man sich seit wenigen Jahren über
2 Paare, in Ipsheim gibt es seit 2011 ebenfalls ein zweites Paar,
das sein Nest nach spanischen Verhältnissen einfach so auf das
Kirchendach gebaut hat, ebenso 2 Paare hat es seit diesem Jahr in
Diespeck unmittelbar nebeneinander auf Nachbargebäuden und in
Uehlfeld – dort gab es seit einigen Jahren zwei – gibt es seit 2011
vier besetzte Storchennester (wenn man das neue Nest in Demantsfürth
– nur 700 Meter vom nächsten Nest in Uehlfeld entfernt –
dazurechnet. In Mailach dagegen ist bislang statt der vier Nester
vom Vorjahr nur ein einziges
besetzt. Aber dennoch ist die Bilanz des Tages großartig und ein
weiterer Anstieg selbst in diesem Jahr nicht ganz ausgeschlossen.
Ipsheim/Kirche
Demantsfürth/Silo
Diespeck 1 und 2
Da konnte man sich am Dinkelsbühler Nest mal
wieder ganz entspannt zurücklehnen, die Sonne genießen und von
zukünftigen, angenehmen Storchengeschichten träumen.
Baumeister Storch |
„Er“ bei der Außenarbeit |
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Das kleine Schwarze wird
herausgeholt |
Mal wieder ausquartiert |
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19. Apr. 11 |
Das Temperaturniveau steigt wieder. Ob man dies
als glücklichen Umstand bezeichnen soll, fällt mir allerdings
schwer, erhöht sich dadurch doch zusehends das Wasserdefizit in der
Natur und die Trockenheit nimmt weiter zu. Nach kalter Nacht mit
leichtem Frost, erwärmte sich die Luft tagsüber bis auf Werte nahe
20 Grad!
Großkampftag in Dinkelsbühl ! Was da
heute in den frühen Morgenstunden abging, übertraf alles bisher
Dagewesene in diesem Bereich um Längen. Ungewöhnlich war die
Tageszeit und die Umstände am Nest. Dass man bereits um 6:37 Uhr
eine Auseinandersetzung zu bestehen hat, ließ sich unsere
Storchenfrau in der Nacht noch nicht träumen. Dass sie diese Kämpfe
außerdem noch im Alleingang zu bestreiten hätte, stellte die zweite
Problematik dar. Zu so früher Stunde hatte sich „Er“ wohl gerade
verabschiedet, um sein Frühstück zu suchen und einzunehmen und dazu
hatte er sich ganz sicher ein Stückchen weiter vom Nest entfernt.
Auf jeden Fall so weit, dass er den näheren Luftraum um das Nest
nicht mehr einsehen konnte. Da reichen schon wenige 100 Meter aus,
um im Bereich westlich der Stadt in Richtung Segringen den Kontakt
zum Nest schnell zu verlieren. Aber auch in nördlicher Richtung bis
zur Froschmühle hat man schnell Probleme, bei der Nahrungssuche noch
an mögliche Bedrohungen des Nestes zu denken. So geschah es eben,
dass die tapfere Storchenfrau, nun ja „tapfer“ darf man sie sicher
nicht nennen, urplötzlich den Kampf mit zwei Fremdstörchen aufnehmen
musste. Zwei gegen einen, das ist – so pflegen Kinder schnell zu
sagen – schon etwas unfair. Aber was ist im Tierreich schon unfair?
Hier denkt jeder zunächst nur mal an seinen eigenen Vorteil! Die
Angreifer haben nur die Eroberung eines Nistplatzes und damit die
Chance einer eigenen Brut im Sinn und der oder die Verteidiger/in
wollen natürlich um jeden Preis ihre Brut erhalten, ihre Gene
weitergeben und erfolgreich Nachwuchs großziehen. Die Hauptphase
dieses Kampfes währte zwar nur gut 6 Minuten, jedoch hatten es diese
wenigen Minuten wirklich in sich. Man sah in dieser Zeit häufig zwei
Störche im Nest Brust an Brust kämpfend und sich mit den Schnäbeln
bearbeitend, dass sogar die Federn flogen. Ein dritter Storch – der
zweite Angreifer – drehte derweil einige Nestrunden. Auf dem
Höhepunkt des Kampfes verließ das Weibchen insgesamt dreimal das
Nest, wobei sie jeweils nur 10-15 Sekunden Nest und Eier alleine
ließ. Zum Glück gelang es in diesen kurzen Phasen keinem der
Angreifer, die Vakanz am Nest auszunutzen und in einen Vorteil für
sich umzumünzen. Jedes Mal war unsere Storchendame im Vorteil.
Offenbar gaben die Angreifer nach diesen dramatischen Minuten
entnervt auf, denn die Angelegenheit beruhigte sich fortan immer
mehr, bis das Weibchen wieder zur Fortsetzung der Bebrütung schritt.
Als das Männchen eine weitere halbe Stunde später endlich am Nest
erschien, gab es sicher einiges zu berichten und vielleicht auch
zurechtzurücken. Die feine Art war dieses Verhalten nicht, da sollte
in Zukunft stärker auf solche Zwischenfälle geachtet werden, wenn
man sein Frühstück mal etwas weiter entfernt zu sich nimmt. Ende
gut, alles gut!, lautet da die Quintessenz aus den morgendlichen
Ereignissen. Man ging – nachdem die Eier nachgezählt und das Nest
wieder gerichtet war – zur Tagesordnung über und die hatte zum Glück
keine unangenehmen Überraschungen mehr parat. Dass ich Ihnen so
genau und plastisch alle Vorgänge um das Nest schildern kann,
verdanke ich und Sie unserer/unserem Protokollantin/Protokollanten „Einstörchlein“
mit den wunderschönen Tageszusammenstellungen.
http://img845.imageshack.us/g/20110419063728.jpg/
Chronologie eines Angriffs:
Es geht los: 6:37 Uhr |
Der 2. Angriff |
Abgewehrt!
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|
20. Apr. 11 |
An das Wetter hat man sich ja längst gewöhnt!
Weiterhin fiel kein Tropfen Regen und mit 22 Grad gab es einen
ungebremsten Temperaturschub, der auch die Blätter der meisten
Laubbäume zur Entfaltung brachte und der beginnenden Apfelblüte noch
einen gehörigen Schub verlieh. Da fiel es überhaupt nicht ins
Gewicht, wenn es in den frühen Morgenstunden bei nur 1 Plusgrad
immer noch Reif gab. Für den Beginn der dritten Aprildekade nichts
Ungewöhnliches, aber wir sind in diesem April bislang sehr verwöhnt!
Das Schlüpfen der ersten Storchenjungen ist
erfolgt und weitere werden in den nächsten Tagen folgen, bis wir in
Dinkelsbühl dran sind, werden noch gut 14 Tage ins Land ziehen und
bis dahin werden schon einige Tropfen Niederschlag zu erwarten sein.
Regen bei 20 Grad ist ja für die Jungenaufzucht bei Storchens kein
Problem. So wäre allen gedient! Weniger schön ist halt nur
Dauerniederschlag bei 10 Grad oder knapp darunter! Aber ich möchte
nicht schwarz malen, sondern sehe als optimistischer Mensch ganz
positiv in diese Storchensaison.
So ganz ohne Attacken von „unsichtbaren“
Fremdstörchen über dem Nest ging es auch an diesem Tag nicht ganz.
Aber finden solche Angreife im Beisein beider Elternstörche statt,
kann sie ein gut funktionierendes Paar kinderleicht abwehren. Da
genügen deutliche Klapperstrophen und eindeutiges Drohen und
konzentriertes Nachfliegen und Abdrängen. Bei einem Wachhabenden
aber kann eine solche Situation (wie gestern erlebt) auch einmal ins
Auge gehen (gestern zum Glück nicht erlebt!). Unser Storchenmann
wählte und wählt weiterhin zwischendurch den Dachfirst vor und
hinter dem Nest als Zwischenaufenthaltsplatz. Ob er dort mehr Platz
für sich hat oder es einfach genieß, mehrAbstand von seinen
ehelichen Pflichten zu gewinnen? Vielleicht ist Ihnen schon
aufgefallen, dass der brütende Storch sich in unregelmäßigen
Abständen von den Eiern erhebt, um diese zu wenden und um dafür zu
sorgen, dass jedes auch an jeder Stelle die richtige Temperatur
abbekommt. Würde dies nicht geschehen, gäbe es an einer Stelle des
Eies einen Wärmeüberschuss, an einer anderen ein Wärmedefizit. In
Brutmaschinen werden die Eier ebenfalls kontinuierlich gedreht. Nur
geschieht dies hier mittels eines eingebauten Motors meist
elektrisch. Zusätzlich unternehmen Mama und Papa Storch noch etwas
zur Eihygiene. Sie durchlüften mit dem Schnabel den Nestboden im
Bereich der kleinen Nestmulde. Durch das ständige Liegen und Brüten
verdichtet sich an dieser Stelle nämlich der Nestboden, wird dadurch
härter und lässt demzufolge Regenwasser und andere Flüssigkeiten
schlechter durch. Der Schnabel wird dazu einige Zentimeter in den
Nestboden gestochen, dabei etwas geöffnet, mit einer schnellen
Kopfbewegung einige Male hin- und hergedreht, wieder herausgezogen
und dabei das in diesen wenigen Augenblicken am und im Schnabel
haftende Material weggeschleudert. Eine solche Szene habe ich Ihnen
als letzten Schnappschuss beigelegt.
Nachzählen erlaubt: 5 Eier |
Nestbau |
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Die nächste Kurzattacke |
Da oben ist der Feind! |
Da hat einer gerade den Nestboden durchlüftet!
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21. Apr. 11 |
Es wird jeden Tag ein wenig wärmer! Heute waren
es bereits knapp 24 Grad! Man fühlt sich echt in den Frühsommer
versetzt als in den so häufig als launisch verschrienen April. Uns
soll es recht sein! Wir können es so und so nicht ändern!
Ich erhielt heute aus dem Nachbarlandkreis
Schwäbisch Hall eine erfreuliche Mail. Schon seit jeher gehört der
nur wenige Kilometer westlich von Dinkelsbühl beginnende und in
Baden-Württemberg gelegene Landkreis nicht zu den storchenreichsten
des Landes. Die letzten Brutnachweise von Meister Adebar liegen
allesamt meist 50 bis 100 Jahre zurück und waren auch schon damals
an einer Hand abzuzählen (Crailsheim, Schwäbisch Hall). Doch auch
hier hat sich seit einigen Jahren ein kleiner Ruck eingestellt,
indem sich nämlich am Mittelauf der Jagst im Crailsheimer Ortsteil
Jagstheim ein Storchenpaar neu ansiedelte und auch regelmäßig zur
Brut schritt. Auch heuer brütet dort erneut der Storch. Dass nun aus
dem Ortsteil Wildenstein der Gemeinde Fichtenau ebenfalls ein
ansiedlungswilliges Storchenpaar gemeldet wurde, überraschte mich
schon sehr. Außer einigen kleineren und größeren Fischweihern gibt
es nämlich in diesem waldreichen Gebiet keinen Fluss mit einem
nennenswerten, storchentypischen Tal. Aber wenn man sich mit dem
Storch beschäftigt, muss man mittlerweile mit allem rechnen und darf
niemals mehr „nie“ sagen. Warum sollte es nicht möglich sein, dass
ein reiner „Weiherstorch“ in einem günstigen Jahr auch einmal
erfolgreich brüten kann?
Das Wildensteiner Rathaus mit dem möglichen Storchennest links auf
dem Kamin
Ich erwähne die Geschichte von der versuchten
Neuansiedelung eines Storchenpaares im benachbarten
Baden-Württemberg wegen der in en letzten Tagen verstärkten
Kampfhandlungen am Dinkelsbühler Nest. Es besteht nämlich der
dringende Verdacht, dass das in Fichtenau-Wildenstein ansässige
Storchenpaar wegen „Arbeitslosigkeit“ immer mal den kurzen Abstecher
nach Dinkelsbühl und Umgebung unternimmt, um etwas für Unruhe zu
sorgen. Diese These wird noch dadurch bekräftigt, dass ich die
beiden heute am Nachmittag auch als „Störer“ am Nest in Feuchtwangen
beobachten konnte. Die Ablesung des „Ringträgers“ ließ keinen
Zweifel aufkommen. Ich werde die weiteren Vorgänge im Auge behalten
und darüber berichten. So ganz traue ich der Sache nicht und denke
mal, dass es sich wohl für dieses Jahr um eine Stippvisite handeln
sollte. Die Gemeinde mit ihrem rührigen Bürgermeister jedenfalls
würde alles daran setzen, dass sich das neue Paar dauerhaft
ansiedelt.
Vielleicht war das heutige kurze Drohen und
Attackieren gegen 14 Uhr auf die angesprochenen Wildensteiner
Störche zurückzuführen? Um 15 Uhr waren sie ganz sicher in
Feuchtwangen und in dieser Stunde ist ein lockerer Flug über weitere
12 Kilometer Luftlinie kein Problem. Ansonsten blieb
der Tag friedlich und ruhig und man bebrütete sein Gelege
abwechselnd. Für den Nachschub an Nistmaterial sorgte bevorzugt der
Herr des Hauses, ebenso für die Marotte, sich gerne außerhalb des
Nestes auf dem Dachfirst die Zeit zu vertreiben und gelegentlich von
außen das Nistmaterial zu richten.
Alles Gute kommt von oben |
Außenstand mal so... |
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...und mal so! |
Da wollte eine Dohle mit aufs Bild! |
Die obligatorische Feindabwehr
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22. Apr. 11 |
Der bislang wärmste Tag des Jahres! Die
Höchsttemperatur kletterte mal wieder auf 25 Grad, also ein
richtiger Sommertag im April! Draußen zirpten bereits die
Feldgrillen und auch unter diesem Gesichtspunkt war einem eher nach
Grillen zumute als nach Schreiben eines Tagebucheintrags. Aber
dennoch soll es sein! Kurz und knapp, weil es an diesem Karfreitag
auch wenig zu berichten gab.
Das hatten wir doch schon mal: Papa Storch als
fleißiger Nestbauer, im tollen Anflug ans Nest, als Außenarbeiter,
als gemeinsames Verteidigungspaar und als erfolgreicher Eierzähler!
Übrigens: Die Bebrütungszeit befindet sich bereits dicke in der
zweiten Hälfte!
Nestbau |
Im Anflug |
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Außenstand |
Drohen |
Alle 5e!
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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere
Spenden
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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