Storchenkamera
Storchentagebuch 2009
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
Teil
7
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10. Jun. 09 |
Wetter stimmig! Alles läuft rund! Ihr
Tagebuchschreiber im Einsatz!
Der Tag begann mit einer Fahrt nach Oettingen
im Ries. Im Nest gab es ein Junges zu bestaunen, das sich der kurzen
und schmerzlosen Prozedur der Beringung anstandslos unterzog. In
zwei Minuten war alles vorbei und die Wache habende Storchenmutter
sogleich wieder zur Stelle.
Einzelkind aus Oettingen
Die Beringung als wichtiges Instrument des
Storchenschutzes ist heute dringlicher denn je. Die gute
Ablesbarkeit der neuen Ringe bringt es mit sich, dass immer mehr
Details aus dem Storchenleben und damit auch einmalige
Lebensgeschichten einzelner Individuen bekannt werden, die wichtige
Quellen für den Schutz oder die Ausweisung neuer, besonders
wichtiger Rast- und Überwinterungsplätze liefern. Dabei ist es nicht
mehr nötig, auf den Fund
eines toten Storchs zu warten, sondern über 90% der Meldungen
betreffen jeweils Störche, die lebend und unversehrt vor das Spektiv
einiger verrückter Zeitgenossen (Ihr Tagebuchschreiber
eingeschlossen) geraten. Ohne die sehr zeitaufwändige
Beringungsarbeit wüssten wir noch nichts von den dramatischen
Veränderungen in der Storchenpopulation der letzten 20 Jahre
hinsichtlich der Überwinterungsgebiete, des Reifealters, des mit dem
Reifealter zusammenhängenden Bruterfolgs, des Populationsaufbaus
sowie der Nutzung und der Sicherung verschiedener Rastgebiete
einzelner Teilpopulationen.
Überhaupt keinen Einfluss auf die
Storchenpopulation hat beispielsweise das Entfernen verstorbener
Storchenküken oder das Trocknen und Föhnen ganzer Nestbesatzungen
bei Schlechtwetter. Führen Sie sich deshalb wieder einmal das
Merkblatt der Natur- und Umwelthilfe Erlangen zu diesem Thema zu
Gemüte und bedenken Sie, dass das Brutergebnis in der
Hugenottenstadt in diesem Jahr trotz perfekter Neststruktur wieder
einmal als niederschmetternd bezeichnet werden muss.
Trauriger Anblick vom Nest in Erlangen
Woran das nur liegen mag? Hat hier die genannte
Hubsteigerfraktion kläglich versagt? Bilden Sie sich selbst ein
Urteil und machen Sie aus Ihrer Erfahrung Vorschläge, wie die Natur-
und Umwelthilfe zukünftig ein solches Debakel vermeiden könnte?
Waren hier die 3000 Euro für eine
Nirosta-Stahl-Edelnestunterlage mit feuerverzinkten Nippeln und
Noppeln nebst integrierter Wasserstandsanzeige wirklich gut
angelegt? Hätte man nicht besser in einen größeren warmen Eimer
investieren oder auf Eintagskükenaktien setzen sollen? Schwamm
drüber! So hat jeder sein Päckchen zu tragen! Das kann jedem mal
passieren! Freuen wir uns eben über die Erfolge der Umwelthilfe, die
es natürlich gibt und die aller Ehren wert sind!
http://www.worldofanimals.de/html/world_of_animals_-_merkblatt_z.html
Die nächste Station der Beringungsreise führte
mich nach Trommetsheim an die Altmühl vor die Tore von Weißenburg.
Hier hat ein 9-jähriges Männchen aus Salem mit einem dreijährigen
Weibchen immerhin drei knackige Junge bis ins beringungsfähigen
Alter gebracht.
Die Trommetsheimer Storchenmutter...
...und ihre Drillinge
Vor allem die bisherige Lebensgeschichte des
Weibchens zeigt die Erfolgsgeschichte, die die Beringung erbringen
kann. Geboren und beringt in Wilburgstetten, Kr. AN im Sommer des
Jahres 2006, erreichte die junge Dame bereits am 29. August 2006 die
Gemeinde Vich bei Barcelona in Spanien. Sicher zog sie noch etwas
weiter ins Landesinnere, möglicherweise sogar bis Andalusien.
Bereits im folgenden Jahr erschien sie mit anderen Störchen als
Frühreife wieder in die Nähe ihres Geburtsgebietes. Zunächst hielt
sie sich am 24. Mai 2007 mit 7 anderen Störchen in der Nähe von
Rohrbach in Südwürttemberg auf. Wie lange sie dort blieb, wird nicht
berichtet. Ende August konnte sie erneut mehrere Tage im Nördlinger
Ries bei Alerheim in einem aus bis zu 26 Störchen bestehenden Trupp
beobachtet werden. Am 31. August konnte sie letztmalig gesichtet
werden. Danach verschwand der Trupp und man muss kein Hellseher
sein, dass man Richtung Spanien verduftete. Am 31. März 2008 gab es
die nächste Nachricht. In Gelnhausen-Hailer im Hessischen wurde
meine Störchin beim Nestbau mit einem ebenfalls beringten
Storchenmann gesichtet. Eine neue Nachricht vom 20. April 2008
bestätigte die Brutabsicht. Ob es dann zu einer erfolgreichen Brut
kam oder nicht, kann Ihr Tagebuchschreiber nicht bestätigen. Die
Umsiedlung in diesem Jahr nach Trommetsheim legt aber den Verdacht
nahe, dass es in Gelnhausen-Hailer zu keiner erfolgreichen Brut kam.
Am 7. April 2009 schließlich konnte ich die Störchin erstmals in
Trommetsheim identifizieren. Sie musste ein paar Tage vorher
angekommen sein.
Die drei Jungen befanden sich alle in bester
Verfassung und es besteht die gute Hoffnung, dass sie auch alle
Ausfliegen werden. Das kann man leider von anderen Jungstörchen
nicht behaupten.
In Gunzenhausen lebten bei meinem letzten
Besuch am 29. Mai noch drei Junge, heute waren sie alle
verschwunden, das Nest verlassen.
In Aha lebt von mindestens drei Jungen nur noch
eines.
In Laubenzedel ist ebenfalls nur noch ein
Junges am Leben, die beiden Nestgeschwister hingen tot über den
Nestrand und gammeln dort vor sich hin.
Trauriger Anblick in Laubenzedel
In Altenmuhr wird offensichtlich noch gebrütet.
In Wolframs-Eschenbach kam es ebenfalls zur
Aufgabe der Brut oder zum Totalverlust der Jungen.
In Merkendorf hat sich das Paar verabschiedet
und
in Heglau eine Brut gestartet, die mit dem
Schlüpfen kleiner Junge bisher auch erfolgreich war.
In Gundelsheim – und das mal wieder ein
erfreulicher Einwand – gibt es immerhin drei einwöchige Junge. Das
Weibchen dort ist mit 14-Jahren ein Garant für erfolgreiche Bruten.
Früher war die Sächsin Teil des Paares in Gunzenhausen. Als sie dort
nicht mehr zum Zuge kam, ist sie erfolgreich nach Gundelsheim
umgesiedelt.
Die beiden Jungen in Neuenmuhr leben noch,
ebenso die drei in Triesdorf.
Nächste Station meiner Beringungsreise war
Rauenzell, ein kleiner Ortsteil von Herrieden. Drei Junge bewiesen,
dass es trotz Nässe und Kälte Nachwuchs geben kann und man sich die
Sache im Einzelfall genau ansehen sollte, ehe man über die Ursache
von Verlusten vollmundig palavert.
Die Storchenmutter von Rauenzell...
...und ihre Drillinge
Alle Feuerwehrleute, die bislang in ein
Storchennest geblickt haben, sagten übereinstimmend: „Da können ja
gar keine Jungen ertrinken!“
Das steht aber immer in der Zeitung! Richtig!
Aber nicht alles, was in der Zeitung steht, muss stimmen!
Seien Sie also mit vorschnellen Äußerungen zur
Todesursache sehr vorsichtig. Es ist manchmal sogar bei in
ärztlicher Behandlung befindlichen Personen äußerst vage, wie schwer
ist es aber dann, wenn man das Todesopfer überhaupt nicht gesehen,
geschweige denn untersucht hat! Es gibt
sicher viele Störche, die im Nest einen anderen Tod gefunden
haben als den durch Ertrinken. Dabei möchte ich es für heute
belassen, bin mir aber sicher, dass es dazu später einmal noch
Kommentare geben wird.
In Rauenzell gab es in diesem Jahr ein neues
Männchen am Nest. Das ebenfalls beringte Männchen aus dem Vorjahr
wurde durch einen anderen Ringstorch ersetzt. Seine Wiege stand 2006
in Aurach, Kr. AN, nur wenige Kilometer von Rauenzell entfernt. Aus
seinem früheren Leben gibt es ebenfalls bereits eine Nachricht.
Demnach hielt sich fraglicher Storchenmann Anfang September 2008 in
der Provinz Girona in Spanien und Ende September 2008 in der Provinz
Ciudad Real, ebenfalls in Spanien, auf. Es ist anzunehmen, dass er
im Sommer 2008 unerkannt in seiner näheren Geburtsheimat zugebracht
hat und er erst auf dem Heimzug in Spanien erfolgreich abgelesen
wurde. Im Frühjahr 2009 startete er von dort erneut und erreichte
mit Rauenzell den ganz engen Bereich um sein Geburtsnest. Eine Woche
vor seiner Ankunft dort konnte ihn ihr Tagebuchschreiber schon
einmal auf den Altmühlwiesen bei Gunzenhausen aufspüren.
Weiter führte mich die Fahrt mit der
Freiwilligen Feuerwehr aus Herrieden die Altmühl aufwärts nach
Neunstetten. Auch dort hat im Vergleich zum Vorjahr
ein Männchenwechsel stattgefunden. Während das Männchen der Vorjahre
ins benachbarte Herrieden übersiedelte, musste die Dame des Hauses
auf einen neuen Ehegespons hoffen und der stellte sich auch ein. Mit
einem 2006 in Nidderau-Eichen, Regierungsbezirk Darmstadt, geborenen
Partner zieht man augenblicklich drei Junge auf. Das Kleinste des
Trios ist sicher noch nicht über den Berg, ein viertes Küken war
schon im Vorfeld abgeworfen worden.
In Neunstetten
Zum Abschluss und als Krönung der ganzen
Geschichte ging es nach Leutershausen. Dort brütet die derzeit
älteste Störchin Bayerns, eine mittlerweile 25-jährige Französin aus
Hunawihr im Elsass. Da sie erst im Jahre 2000 in unserer Gegend
auftauchte (im alter von bereits 16 Jahren) ist es anzunehmen, dass
sie in diesem Jahr aus der großen Storchenzuchtanstalt im Elsass
entkam oder entflog. Seit 2001 bildet sie den weiblichen Part des
Leutershausener Brutpaares, allerdings meist mit nur mäßigem
Bruterfolg. Anfangs wechselte sie die Partner wie ihre Bluse, seit
2005 allerdings hält sie einem 2002 in Wassertrüdingen geborenen
Männchen die Treue. Da sind ihre beiden heute beringten, fast
sechswöchigen Jungen schon ein sehr überdurchschnittlicher Wert.
Dass das hohe Alter hier ein Grund für die häufigen Nullnummern des
Paares verantwortlich zeigen, kann nur vermutet werden. Während der
Beringung wich die kleine Französin nicht vom Nest, sondern fiel wie
ihre beiden Jungen ebenfalls in Akinese. Dennoch wollte ich mich vor
möglichen gezielten Schnabelhieben etwas in Sicherheit bringen und
schubste die Unerschrockene mit sanften Stockhieben vom Nest. Nach
mehrmaliger „Aufforderung“ kam sie diesem Begehren widerwillig nach
und schwebte unter laut hörbarem Drohklappern ab. Noch während die
Drehleiter wieder eingefahren wurde, landete Madame bereits wieder
bei ihren Jungen.
Die älteste Störchin Bayerns mit Nachwuchs...
...und in Akinese bei ihren Jungen
Die bislang älteste bayerische Storchendame,
von mir 1977 in Oberreichenbach, Kr. ERH, beringt und fast drei
Jahrzehnte in Erlangen-Frauenaurach beheimatet, wurde in diesem
Frühjahr unweit ihres Nestes auf einer Wiese liegend gefunden. Sie
starb wenige tage später im Tiergarten Nürnberg im gesegneten Alter
von 32 Jahren. Damit aber noch nicht genug. Der älteste, derzeit
noch lebende Storch, ebenfalls eine Störchin, brütet nach wie vor im
Alter von 35 Jahren in Riedlingen in Oberschwaben erfolglos mit
einem 30-jährigen Storchenmann. Hier besteht mehr als nur der
Verdacht, dass dieses Paar wegen seines hohen Alters auch weiterhin
ohne Nachwuchs bleiben wird. Der älteste Storch, der allerdings in
der Aufzuchtstation Altreu in der Schweiz lebte, wurde 38 Jahre alt.
Das war mein heutiges Storchenprogramm. Doch
nun noch kurz ans Dinkelsbühler Nest zurück, an dem sich heute
wieder Normalkost einstellte, was aber durchaus kein Nachteil sein
muss. „Er“ hatte erneut die erste Schicht übernommen und „Ihr“ das
Vorrecht auf das Frühstück eingeräumt. Um 7:15 Uhr durfte
schließlich „Er“ von dannen fliegen, nicht ohne dass er vorher noch
kurz seinem geleibten Dachfirst einen Besuch abgestattet hätte. Zwei
Stunden später traf man sich erneut am Nest, „Er“ glänzte zur
Begrüßung mit dem mitgebrachten Nistmaterial, man wechselte sich ab,
„Sie“ blieb noch ein Weilchen stehen, ehe „Sie“ sich um 9:41 Uhr
verabschiedete. Fast vier Stunden benötigte „Sie“, um ihren Ausflug
zu beenden und den Staffelstab an „Ihn“ zu übergeben. Er ließ seine
Angebetete allerdings danach nur 100 Minuten warten, um schon wieder
zur Stelle zu sein. Doch wer gedacht hätte, es bahne sich ein
Wechsel an, sah sich getäuscht. Nicht „Sie“ durfte weichen, sondern
„Er“ startete nach zwei Minuten Rast am Nest zu einem neuen Ausflug
und der dauerte dann noch einmal sechs Stunden. Unsere geduldige
Brüterin nutzte die letzten Minuten des Tages dann doch noch zu
einem Abflug um 21:29 Uhr. So endete die Tageszusammenfassung im
Dunkel der Nacht.
Dachgänger |
Begrüßung |
|
|
Verdreht |
Bestandsaufnahme |
„Sie“ mit Mauserfeder
|
|
11. Jun. 09 |
Der Sommer kommt einfach nicht in die Gänge! 16
Grad und immer wieder Regenschauer lasse n einfach nicht die rechten
sommerlichen Gefühle aufkommen. Hier ein kurzes Bulletin des
heutigen 12. Brutttages:
5:03 Uhr Männchen brütet
7:54 Uhr Weibchen erscheint, Ablösung
Weibchen übernimmt das Gelege
7:58 Uhr Männchen wechselt auf das Dach, fliegt
um
8:24 Uhr von dort ab
9:41 Männchen da, wechselt erneut auf das Dach
fliegt um
10:09 Uhr ab, ohne das Weibchen abzulösen
15:57 Uhr Männchen kommt zur Ablösung, immerhin
erst nach 8 Stunden
15:58 Uhr Weibchen fliegt ab
21:13 Uhr Weibchen da, Ablösung nach 5:15
Stunden
21:15 Uhr Männchen auf Dachfirst
21:22 Uhr Männchen ab, Rückkehr im Dunkel der Nacht
Immer noch 2 Eier! |
Wir können uns auch verteidigen |
|
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Abseits |
Ablösung |
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12. Jun. 09 |
Sollte KaiserPingi diese Zeilen lesen, kann er
unserer Sehergemeinde vielleicht auf die Sprünge helfen? Für den
heutigen Tag liegen unter
http://picasaweb.google.com/KaiserPingi09 keine Bilder
einer Tageszusammenfassung vor. Sie sind zwar angezeigt, es
erscheinen aber unter dem Datum des 12.6. noch einmal die des
Vortages, des 11.6. 2009. Dies bitte nur als kleiner verschämter
Hinweis und als höfliche Bitte zu verstehen, ob der fleißigste
Schnappser der Welt hier noch eine Möglichkeit sieht, das zu
korrigieren und die entsprechenden Bilder nachzuliefern? Wenn nicht,
bleibe ich Ihnen eben einen Tag im Leben des Dinkelsbühler
Storchenpaares schuldig. Sie sehen aber daran, wie sehr das Tagebuch
und sein Schreiber von dieser wichtigen Informationsquelle
„KaiserPingi“ abhängig ist und ich hoffe in unser aller Namen, dass
dies auch möglichst lange so bestehen bleibt.
Wie ich an meinen Lifebildern am Computer sehen
konnte, brüten unsere Störche auch weiterhin, sie blieben vor
Schaden und Gefahr bewahrt und nähern sich so langsam der Halbzeit
ihres Brutgeschäftes. Für mich persönlich standen an diesem Freitag
erneut mehrere Beringungseinsätze auf dem Programm.
Ich startete in Schopfloch auf halben Wege
zwischen Feuchtwangen und Dinkelsbühl gelegen. Die Freiwillige
Feuerwehr Dinkelsbühl mit dem Cheffahrer der Drehleiter, Herrn
Friedrich Hirsch, stellte Freizeit und Know-how in den Dienst der
Störche. Die Zufahrt zum Rathaus von Schopfloch, hoch über dem
Wörnitztal, bedeutet für jeden Chauffeur eine Herausforderung. Herr
Hirsch meisterte alles mit Bravour, so dass die beiden, 5 Wochen
alten Storchenkinder ihrer Kennzeichnung ohne Widerrede
entgegensehen durften. Ein unbefruchtetes Ei gab einen späten
Hinweis, dass die Storchendame wenigstens drei Eier hervorgebracht
hatte.
In Schopfloch
Zwei Junge mit Ei
Apropos „Storchendame“! Regelmäßige Beobachter
der Storchenkamera in Dinkelsbühl und regelmäßige Leser des
Tagebuches werden die Schopflocher Storchendame sicher kennen. Sie
erschien nämlich zuerst am Dinkelsbühler Nest. Dort tauchte, die
durch einen besonderen Kennring markierte Störchin am 16. März auf
und heiratete sofort den wartenden Storchenmann. Doch nach fünf
Tagen endete diese Liebesbeziehung der jungen französischen
Eroberung recht unspektakulär. Was diese Disharmonie ausgelöst haben
mochte und den Wechsel der jungen Lothringerin „APIE“ (diese
Buchstaben stehen auf ihrem Ring) ins benachbarte Schopfloch
verursacht haben könnte, weiß niemand zu sagen. Festzustellen
bleibt, dass mit dem Schopflocher Storchenmann immerhin eine
erfolgreiche Brut mit hoffentlich zwei ausfliegenden Jungen
gezeitigt wurde.
Der Tross der Feuerwehr sowie Ihr
Tagebuchschreiber wechselten daraufhin den Standort und begaben sich
in die Wörnitzgemeinde Weiltingen. Auf dem hohen, bereits
ausgedienten Sägewerkskamin von Familie Ströhlein hat ein
Storchenpaar ebenfalls zwei Junge erbrütet.
Weiltinger Duo
Aus luftiger Höhe
Während Papa Storch das Nest bereits im zweiten
Jahr bewohnt (er wurde 2003 in Ostrach/Südwürttemberg geboren), hat
„Sie“ ihr Nest gewechselt. Als sie 2004 in Trommetsheim, Kr. WUG von
Ihrem Tagebuchschreiber beringt wurde, ahnte noch niemand, welch
wechselvolle Geschichte einmal von „Ihr“ zu berichten sein würde.
Das erste Lebenszeichen nach ihrem Abzug im August 2004 kam zwei
Jahre später aus der Schweiz. Im Kanton Aargau, genauer gesagt in
Möhlin, hatte sie mit einem Schweizer Ringstorche ein Paar gebildet
und erfolgreich ein Junges erbrütet. Dieses kam jedoch bereits kurz
nach dem Schlupf ums Leben. Im August trieb sie sich, ohne
elterliche Aufgaben erfüllen zu müssen, in Süddeutschland herum. Bei
Aulendorf in Südwürttemberg wurde sie erkannt und abgelesen, später
noch einmal in Schötz, im Kanton Luzern. Hier schien sie sich
bereits auf dem Flug ins spanische Winterquartier befunden zu haben.
Das Jahr 2007 brachte neue Kontakt mit der Trommetsheimer Störchin.
Nach den schlechten Bruterfahrungen im Vorjahr
in der Schweiz zog sie diesmal weiter nach Osten und erreichte ihre
nähere Geburtsheimat. In Wilburgstetten fand sie Gefallen an einem
neuen Mann und einem neuen Nest. Leider schlug auch diese Brut fehl.
Im Juni besuchte das Paar, weil „arbeitslos, auch einmal das Nest
von Schorsch und seiner Partnerin, die in jenem Jahr ebenfalls
kinderlos geblieben waren. Offenbar durch ihren Gemahl veranlasst,
blieb die Dame auch im Winter 2007/08 in Wilburgstetten. Die neue
Brutzeit des Jahres 2008 endete - wie die vorangegangenen - erneut
ohne Bruterfolg. Den Winter über blieb man der Wörnitz treu und auch
am Nest auf dem Kirchturm von Wilburgstetten konnte man beide den
Winter über immer wieder beobachten. Es kam das Frühjahr 2009. Die
Dame und ihr Mann standen auf dem Kirchturmnest und alles deutete
auf eine beginnende Brut hin. Da entdeckte Ihr Tagebuchschreiber sie
im benachbarten Weiltingen auf dem Kamin des ehemaligen Sägewerkes
mit einem weiteren, neuen Partner. Was zunächst wie ein Kurzbesuch
erschien, entwickelte sich zum Dauerbrenner und zu einer
erfolgreichen Brut. Die Trommetsheimerin wurde zum ersten Mal in
ihrem Leben Storchenmutter. Der Wilburgstettener Storchenmann blieb
zunächst Single und zeitweise verschwunden. Seit etwa drei Wochen
hat er sich allerdings eine „Neue“ Ringstörchin angelacht und
verbringt mit ihr nun ruhige Sommermonate ohne den Stress der
Jungenaufzucht.
Wie wird die Geschichte weitergehen? Wird die
„Neu-Weiltingerin“ mit ihrem „Neuen“ im Herbst nach Spanien abziehen
oder doch wieder zum „Ex“ zurückfinden? Sie werden es erfahren und
miterleben! Wo? Es wird im Tagebuch zu lesen sein!
Ich fuhr weiter ins Altmühltal Richtung
Altmühlsee. In Altenmuhr konnte ich erneut nichts Stichhaltiges über
das dortige Nest in Erfahrung bringen. Offensichtlich hat sich nach
blutigen Kämpfen und einem anzunehmenden Partnerwechsel doch noch
eine Brut etabliert. Der im Nest befindliche Storch vollführte ganz
offensichtlich Bewegungen im Nest, die sehr an Eirollbewegungen
erinnerten. Danach nahm er vorsichtig auf dem Gelege (?) Platz. Eine
Spätbrut, die vielleicht auch erst nach Mitte Mai begann, würde uns
im Wissen um die Ereignisse in diesem Jahr überhaupt nicht mehr
verwundern! Mal sehen!
In Gunzenhausen ist das Jungentrio nicht mehr
am Leben. In der Nacht vom 16. auf den 17. Mai verschwanden nach nur
mäßigen Regen die 2 bis 7 Tage alten Jungen aus dem Nest. Als man am
Morgen des 17. Mai die Kamerabilder aus dem Nest aufrief, war das
Nest leer. Auch unterhalb des Nestes gab es keine Spuren von
abgeworfenen Jungen. Nun sind den Spekulationen Tür und Tor
geöffnet! Was geschehen? Die Jungen sind ertrunken, erfroren und was
sonst noch für ein Käse erzählt wird! Wenige Tage alte Junge werden
an sich gehudert, also von den Eltern gewärmt! Dies gelingt bei drei
sehr kleinen Jungen eigentlich mühelos, denn sonst gäbe es in keinem
Storchennest der Welt jemals Junge oder nur ganz wenige. Ertrunken
könnten sie noch sein! Aber über den Quatsch, den man da immer
wieder hört, habe ich schon mehrfach berichtet. Nicht ertrunken,
nicht erfroren, nicht verhungert? Keine Spur? Keine Anzeichen
vorher, dass sich da was Schreckliches anbahnen könnte? Was sagen
uns die Daten der Herkunft des Brutpaares? Das Männchen ist neu! Das
Weibchen ist neu! Das Männchen war nach Horstkämpfen über und über
mit Blut besudelt, hat sich aber durchgesetzt! In Gunzenhausen hat
es noch nicht gebrütet, denn im Vorjahr
war ein anderes Männchen am Nest und hatte Junge zum Ausfliegen
gebracht. Mit dem Weibchen steht es ähnlich. Es trägt einen Ring!
Demnach wurde es 2005 in Baiersdorf, Kr. ERH beringt. Beim ersten
Wegzug konnte Ihr Tagebuchschreiber die jetzige Storchendame aus
Gunzenhausen unweit ihres Brutnestes 2009 schon einmal ablesen. Sie
gehörte damals, am 10. August 2005,
einem Trupp aus 11 Individuen an, der sich auf den Zug nach
Spanien gemacht hatte. Dort wurde die Störchin im April 2006 in der
Nähe von Lerida erneut abgelesen. On sie damals noch nach
Mitteleuropa flog, ist nicht bekannt. Im folgenden Jahr tat sie es
auf alle Fälle. Ende April 2007 trieb sie sich in einem größeren
Nichtbrütertrupp in Fambach in Thüringen herum. 2008 blieb sie ganz
verschollen. Nun sitzt sie also in Gunzenhausen und hat ihre gesamte
Brut verloren. Warum? Sollte Unerfahrenheit eines oder beider
Brutpartner eine Rolle spielen? Ich halte eine solche Möglichkeit
stets für die plausibelste! Sie sollte mit vier Jahren schon in der
Lage sein, erfolgreich zu brüten, aber war ihr Gatte vielleicht
überfordert? War er ein junger Erstbrüter? Nicht ganz von der Hand
zu weisen wären auch kämpferische Auseinandersetzungen in der Nacht
des Tages des Verschwindens der Jungen? Haben fremde Störche, hat
vielleicht der letztjährige Storchenmann (er
brütet heuer in Aha, in Sichtweite des Nestes) eine
nächtliche Attacke geritten und reinen Tisch gemacht? Wir wissen es
trotz Kamera und Kamerabeobachtung am Nest nicht! Vielleicht ist es
auch gut so? Hat der Storchenpapa seine drei Jungen infolge einer
Übersprunghandlung selbst aus dem Nest befördert oder einfach
verschluckt? Zu groß für eine solche Aktion waren sie sicher noch
nicht!
Es ging weiter nach Aha. Hier ist von
ursprünglich mindestens drei Jungen ebenfalls nur noch eines am
Leben. Diesem galt heute mein Besuch mit der Freiwilligen Feuerwehr
aus Gunzenhausen. Das verbliebene Storchenkind war in bester
Verfassung und über 5 Wochen alt.
In Aha
Einzelkind
Der Storchenvater trägt einen Ring und auch
seine Lebensgeschichte ist es wert, kurz aufgezeigt zu werden.
Geboren wurde dieser Storch 2005 in Gremsdorf auf dem Dach der
Kirche. 2007 stattete er dem Nest in Ornbau einen Kurzbesuch ab,
brütete dann aber erfolglos in Laubenzedel (einige Kilometer
entfernt). Im vergangenen Jahr zog er erneut einige Kilometer weiter
und brachte in Gunzenhausen 2 Junge zum Ausfliegen. Nach heftigen
Kämpfen im Frühjahr 2009 musste er nun abermals seinen Brutplatz
wechseln und sich nach Aha begeben. Es hat sich gelohnt. 1 Junges
wächst heran.
Auf dem Rückweg konnte ich in Heglau, erstmals
in der Geschichte des Ortes überhaupt, im neuen Nest auf der Scheune
von Familie Schindler mindestens zwei, etwa eine Woche alte
Jungstörche beobachten. Hier wird sich der Besuch durch die
Feuerwehr in einigen Wochen anmelden!
In Großenried sind die Störche noch da, aber
sie haben sich nicht zu einer späten Brut mehr entschlossen, so dass
in diesem Jahr dort keine Jungen ausfliegen werden.
Die Zusammenfassung des Tages aus
Dinkelsbühl kann noch nachgereicht werden. Vielen Dank an unser
fleißiges Heinzelmännchen im Hintergrund mit Namen KaiserPingi.
Führen Sie sich in einer ruhige Minute immer mal einen Tag aus dem
Leben unserer Störche zu Gemüte und lassen Sie die Bilder an sich
vorbeiziehen!
http://picasaweb.google.com/KaiserPingi09
Es lohnt sich in jedem Fall. Einiges habe ich
aus den Tagesverläufen während der Bebrütung auch neu gelernt. Die
Ablösungen erfolgen seltener als ich es bisher jedem erzählt habe,
ohne dies je selbst über einen so langen Zeitraum beobachtet zu
haben.
„So alle zwei bis drei Stunden lösen sich die
Partner eines Paares während der Bebrütung am Nest ab.“, lautete
bislang meine Antwort. Dies muss ich nun doch etwas korrigieren.
Gerhardt Creutz schreibt zu diesem Thema in seiner „Storchenbibel“
„DER WEISS-STORCH“, erschienen als Band 375 in der feinen Reihe „Die
Neue Brehm-Bücherei“, auf Seite 126:
...Beide Gatten sind am Brüten beteiligt., doch
kann der Anteil im Hinblick auf Dauer und Tageszeit recht
unterschiedlich sein und scheint keiner festen Regel zu unterliegen.
Männchen und Weibchen lösen sich tagsüber mehrmals ab, so dass der
freigewordene Partner der Nahrungssuche nachgehen kann. Eine
Fütterung des Weibchens am Horst erfolgt nicht. Oftmals übernimmt es
das Brüten während der Nacht und das Männchen trägt den Hauptanteil
bei Tag.......
So weit das Zitat aus dem sehr zu empfehlenden
Buch, auch wenn es bereits 1985 erschienen ist und zwangsläufig die
neuesten Erkenntnisse nicht mehr aufnehmen konnte. Aber dafür haben
Sie ja das Tagebuch und Ihren Tagebuchschreiber!
Nun also die Nachlieferung der Vorgänge an
unserem Nest von heute:
5:01 Uhr
Weibchen brütet, Männchen in der Dämmerung abgeflogen
5:43 Uhr
Männchen erscheint mit Nistmaterial
Ablösung
5:44 Uhr
Weibchen ab
9:52 Uhr
Weibchen da, nach knapp 4 Stunden
10:00 Uhr
Ablösung, Weibchen nimmt die Eier unter ihre Fittiche
10:03 Uhr Männchen
ab
12:06 Uhr
Männchen da
12:14 Uhr
Männchen ab, keine Brutablösung
21:48 Uhr
Weibchen hat immer noch Brut-Dienst und diese Schicht dauert
schon fast 12 Stunden
Männchen erscheint sicher erst im letzten
Licht! Ob das Weibchen da noch einmal zur Nahrungssuche abgeflogen
ist, darf sehr bezweifelt werden.
Sie sehen also – auch aus den Erkenntnissen der
letzten Tage – dass zwischen den Brutablösungen auch mehr als 10
Stunden zusammenkommen können. Dass es heute nur drei Ablösungen
gab, hätte ich früher für sehr unglaubhaft gehalten. Man lernt nun
wirklich nicht aus, vor allem, wenn man sich mit Störchen
beschäftigt!
Morgengruß |
Lass mich bitte ran, Herr Storch! |
Da hat jemand den Kopf ganz schön tief!
|
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13. Jun. 09 |
So langsam kommt System in den Tagesablauf
unserer beiden Marathonbrüter. Die Ablösungen bleiben äußerst
spärlich, beschränken sich lediglich auf die Zeit bis Mittag und
beinhalten danach eine acht bis neun Stunden dauernde Phase, in der
sich nichts mehr ereignet und entweder „Er“ oder „Sie“ zum
Dauerbrüter werden. Dass bei so viel Sesshaftigkeit auch der
Kalorienbedarf sehr gering ausfällt, liegt auf der Hand. Da kann man
schon mal 10 Stunden – und wenn man die Nacht noch mit einrechnet –
vielleicht 20 Stunden ohne Nahrungsaufnahme aushalten. Vögel von der
Größe eines Storchs können noch viel länger hungern. Nach Verlust
seiner Partnerin blieb das Storchenmännchen des Jahres 2005 über 120
Stunden ununterbrochen auf dem Gelege sitzen, ehe es zum ersten mal
zur Nahrungssuche abflog und die Eier im Stich ließ. Von ziehenden
Störchen sind ebenfalls Hungerphasen von ein bis zwei Wochen belegt.
Deshalb sollte – es tut ja auch keiner – niemand unsere beiden
Brüter in irgendeiner Weise bedauern, wenn er oder sie nicht zum
Fressen kommt und er oder sie keine geregelten Mahlzeiten
einzunehmen in der Lage ist.
5:02 Uhr
Männchen brütet, Weibchen sicher im Morgengrauen abgeflogen
7:54 Uhr
Weibchen da, das Weibchen übernimmt, das Männchen bleibt am
Nest
8:23 Uhr
Männchen übernimmt wieder das Gelege, ohne abgeflogen zu sein
8:52 Uhr
erneut Wechsel, Weibchen übernimmt die Eier
8:58 Uhr
Männchen fliegt ab, Weibchen brütet weiter
13:09 Uhr
Männchen da, Weibchen fliegt nach über vier Stunden ab
21:42 Uhr
Weibchen zurück, Männchen hat 8 ½ Stunden am Stück gebrütet
21:43 Uhr
Männchen steigt aufs Dach, scheint dort zumindest anfangs
auch zu bleiben
Weibchen brütet |
Eine der seltenen Ablösungen |
„Er“ bei Lockerungsübungen
|
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14. Jun. 09 |
Der schönste und auch wärmste Tag im bisherigen
Verlauf des Monats Juni! Sehr interessant war schließlich an diesem
Sonntag auch die Brutverteilung unter den Partnern des Paares.
Weniger geht nimmer!, kann da als Tagesmotto gelten!
5:01 Uhr
Das erste Bild zeigt unser Männchen als Brutstorch am Nest,
das Weibchen
sollte so um 4:30 Uhr die Storchenwohnung verlassen haben.
10:01 Uhr
Weibchen zurück, Ablösung, Weibchen brütet, Männchen wandert
aufs Dach
10:05 Uhr Männchen
verlässt Dach
10:11 Uhr
Männchen bringt Nistmaterial
10:13 Uhr
Männchen ab
21:36 Uhr
Männchen da, Weibchen hat 11 ½ Stunden am Stück gebrütet
21:38 Uhr
Weibchen fliegt noch einmal ab, sie kehrt erst zurück, als es
für Bilder schon zu
dunkel ist.
„Er“ beim Zählen |
Da kommt sie ja! |
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Abstandssuche |
„Er“ mit Nistmaterial |
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15. Jun. 09 |
Worauf ich bislang im Tagebuch noch keinen
Bezug genommen habe, was aber im Nest nicht zu übersehen ist, ist
die Saat, die dort aufgegangen ist. Im linken Teil des Nestes grünt
und sprießt es vor sich hin. Samen, die mit dem Nistmaterial ins
Nest getragen wurden, haben offenbar einen guten Nährboden gefunden
und sich inzwischen zu einer grünen Wiese von beachtlicher Höhe
entwickelt. Da auch schon auf Schnappschüssen aus dem April an
gleicher Stelle ein grüner Fleck erkenntlich ist, dürfte es sich um
eine „Altlast“ aus dem vergangenen Jahr handeln, die nun wieder
ausgetrieben hat. Unser Paar hat an diesem zusätzlichen Schmuck
nichts auszusetzen und kann ihn in den nächsten Tagen vielleicht
sogar als zusätzlichen Schattenspender verwenden. Normalerweise
haben solche Auswüchse im Nest bei Vorhandensein von Jungen keine
Überlebenschance mehr und werden durch die Bewegungstätigkeit des
Nachwuchses mehr und mehr verdrängt. Richten Sie also verstärkt ihr
Augenmerk auf diesen Bereich des Nestes und beobachten Sie die
weitere Entwicklung!
Die Zahl der Ablösungen war heute so niedrig
wie nie! Fast den gesamten Tag brütete das Weibchen ununterbrochen
und erst nach über 14 Stunden am Nest, es wurde langsam schon
dunkel, kam „Er“ zurück und „Sie“ schwang sich von dannen. Für mehr
als eine Stunde zur Nahrungssuche hat es da aber nicht mehr
gereicht.
Zuvor konnte sie vom Morgengrauen bis 7:18 Uhr
ihren Kalorienbedarf decken, bis sie anstelle des Männchens das
Brutgeschäft übernahm. Das war es dann auch schon für den gesamten
tag. Irgendwie schon etwas wenig Bereitschaft sein Ding zu machen.
Wenn Junge im Nest sein sollten und die Ablösungen ziehen sich
ebenso in die Länge, wird es mit einer erfolgreichen Jungenaufzucht
schlecht bestellt sein. Hoffen wir also, dass bei Vorhandensein des
Nachwuchses der durch das Betteln der Jungen ausgelöste
Fütterungstrieb die Anflüge intensiviert und zahlenmäßig in die Höhe
schnellen lässt. Wenn sich der Storchenmann in einer solchen
Situation ebenso viel Zeit lässt, bis er wieder am Nest erscheint,
gibt es sicher Probleme.
Alles da! |
Warten |
|
|
Lüften |
Verfrühter Luftsprung |
|
|
16. Jun. 09 |
Lassen Sie mich trotz aller „Wenn“ und „Aber“
ein wenig in die Zukunft blicken! Am 30. Mai wurde das erste Ei
gelegt, aber zum damaligen Zeitpunkt noch nicht durchgehend
bebrütet. Am 31. Mai war wenigstens immer einer der beiden Partner
am Nest, das Ei aber auch noch nicht konsequent durchgängig gewärmt.
Erst mit Ablage des zweiten Eis am 1. Juni setzte die Brut richtig
ein. Aus dieser Erkenntnis heraus und im Wissen um eine etwa
32-tägige Brutzeit rechne ich mit dem Schlüpfen des ersten Jungen –
immer vorausgesetzt es schlüpft überhaupt etwas – um den
Monatswechsel Juni/Juli. Am 2. Juli sollte sich also spätestens
etwas im Nest regen. Wir aber also in etwa Halbzeit im
Brutgeschäft!! Beginnen wir mit Hälfte 2!
Heute ging es am Nest etwas turbulenter zu als
gestern. Das Paar fand wenigstens ein paar Mal am Nest zusammen und
gönnte sich wieder etwas Zweisamkeit.
5:02 Uhr
Männchen hat den ersten Innendienst, nachdem „Sie“ im
Morgengrauen zur
Nahrungsaufnahme abgeflogen ist.
9:36 Uhr
Weibchen kommt zurück, löst ab
Männchen macht Zwischenstation auf dem Dach
10:02 Uhr Männchen kehrt ins Nest zurück
10:05 Uhr
Männchen fliegt ab
11:10 Uhr Männchen erscheint mit Nistmaterial
am Nest
11:19 Uhr
Ablösung, Männchen übernimmt Gelege
11:20 Uhr
Weibchen fliegt ab
14:03 Uhr
Weibchen kommt ans Nest zurück
14:31 Uhr
Weibchen übernimmt nach über drei Stunden die Eier
14:36 Uhr
Männchen fliegt ab
21:31 Uhr
Männchen da, es sind sieben Stunden vergangen
21:32 Uhr
Weibchen darf noch einmal Kalorien zu sich nehmen, sie fliegt
ab
ca. 22:30 Uhr Weibchen
kehrt zurück, kein Bildbeleg mehr
Alle Neune, nein Zweie |
Zeit für Ruhe |
|
|
Ablösung |
Begrüßung |
„Er“ brütet und „Sie“ nimmt sich eine Auszeit
|
|
17. Jun. 09 |
Ein wunderschöner Tag, nicht zu warm, nicht zu
kalt, kein Niederschlag!
Ich bin erneut unterwegs, um mein
Beringungsprogramm weiter voranzutreiben. Es geht nun mit Volldampf
in das letzte Viertel. Wie lange sich die Angelegenheit noch
hinziehen wird, hängt vom weiteren Verlauf der Bruten in
Feuchtwangen und Dinkelsbühl ab. Sollte es an beiden Orten noch zur
Aufzucht von Jungen kommen – und damit rechnen wir aber felsenfest!
– werde ich erstmals in meiner privaten Beringungsstatistik noch im
August Jungstörche zu kennzeichnen haben. Dabei begann es in diesem
Jahr schon in der zweiten Maihälfte mit den ersten Markierungen.
Erste Station war an diesem Mittwoch das Nest
auf dem Tanzhaus der mittelalterlichen Stadt Nördlingen im Ries. Ich
fahre immer gern in diese Stadt, vor allem seit in ihr Störche
brüten. Vom 90 Meter hohen Turm der gotischen Hallenkirche Sankt
Georg, dem so genannten „Daniel“, hat man einen wunderschönen
Einblick ins Nest, den man aus halber Höhe auch im Internet erleben
kann. (http://www.noerdlingen.biz/cms/front_content.php?idcat=24)
Dort hat ein Jungstorch bislang überlebt und
wurde nun heute unter Mithilfe der Freiwilligen Feuerwehr Nördlingen
von Ihrem Tagebuchschreiber beringt
Altstorch in Nördlingen...
...beobachtet Ihren
Tagebuchschreiber
Über die Herkunft der Storcheneltern ist leider
keine Information zu geben, da sie
als Jungstörche nicht das Glück hatten, in die Hände eines
Storchenflüsterers zu geraten.
Unmittelbar im Anschluss an den Termin in
Nördlingen wartete in 25 Kilometer Entfernung der nächste Einsatz
auf mich. Die nagelneue Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr aus
Wassertrüdingen kam in ihrem Heimatort erstmals im Rahmen einer
Storchenberingung zum Einsatz. Drei kräftige Junge bedeuteten eine
feine Sache. Besonders wenn man bedenkt, dass zumindest das Weibchen
zum erstenmal in der Stadt am Hesselberg brütete. Ihre Wiege stand
2006 in Holzhausen in Südbaden. Im Februar 2008 gab es eine erste
Sichtung unseres Weibchens und zwar in Inneren Spaniens, in der
Provinz Toledo. Bereits Mitte April erreichte sie Deutschland und
wurde in Nidderau-Windecken im Regierungsbezirk Darmstadt
festgestellt. Die näheren Umstände der Sichtung sind leider nicht
bekannt. Und schließlich gab es den Nachweis am 7. April 2009 in
Wassertrüdingen und die darauf folgende Brut.
Annäherung
Die Wassertrüdinger
Drillinge
Das Brüten in Dinkelsbühl nahm seinen gewohnten
Gang. Lange Brutphasen der einzelnen Partner bleiben in unserem Fall
die Regel. Über diesen Aspekt haben ich in früheren Einträgen schon
ausführlich berichtet.
5:00 Uhr
Männchen hat die erste Schicht
10:06 Uhr
Weibchen ist zurück, sie war über 5 Stunden auf Achse, es
folgt eine Ablösung
10:10 Uhr
Weibchen übernimmt das Gelege
10:14 Uhr
Männchen fliegt ab
18:07 Uhr
Männchen zurück, Weibchen hat 8 Stunden gebrütet
18:08 Uhr
Weibchen ab
21:31 Uhr
Weibchen zurück, Männchen hat 3 ½ Stunden gebrütet
Bestandsaufnahme |
Begrüßung |
Randstand
|
|
18. Jun. 09 |
Der bislang schönste und wärmste Junitag des
Jahres!
Ich habe wieder Nachricht von Schorsch erhalten
und bin am Abend der Sache noch persönlich nachgegangen, ohne
allerdings bereits zu einer Begegnung mit dem alten Haudegen
gekommen zu sein.
Schorsch hat seit längerem ein neues
Standquartier. Unmittelbar vor den Toren der Stadt, direkt an der B
25 und an der Abzweigung der Dinkelsbühler Nordumfahrung befindet
sich die Ölmühle.
Zum Nest auf dem alten Rathaus sind es genau
1130 Meter Luftlinie. Wahrlich ein Katzensprung und außerdem mit
Blickkontakt zu Schorschs früherer Behausung. Hier auf dem Wohnhaus
der Ölmühle scheint Schorsch schon ein ganzes Weilchen seine Nächte
zu verbringen. Die deutlichen Spuren unter seinem Standplatz auf dem
Dach verraten weiter, dass er meist seinen Blick nach Norden
richtet, also mit dem Rücken zur Stadt steht. Die Besitzerin der
Ölmühle konnte ihren nächtlichen Gast sehr gut beschreiben. Sie
schilderte ihn als sehr verschmutzt und hatte dafür sogar die
plausibelste Erklärung parat. Wegen seiner Schnabelverletzung könne
er sein Gefieder sicher nicht mehr so gut pflegen wie es vielleicht
nötig wäre. Da kann ich ihr nur zustimmen!
Vielleicht kann sich Carola wieder einmal auf
Schorschs Fersen heften und an der Ölmühle einmal vorbeischauen. Als
ich gegen 21 Uhr den Ort verließ, war Schorsch noch nicht zum
Übernachten eingetroffen und außerdem hatte ich keine Zeit mehr,
noch länger zu warten. Es wartete zu Hause auch noch die strapaziöse
Tagebucharbeit auf mich!
Während Ihr Tagebuchschreiber auf Achse war,
konnte KaiserPingi erneut die besten Schnappschüsse für seine
Tageszusammenstellung aufbereiten. Aus seinen Bildern ergibt sich
folgender Ablauf des 17. Bruttages:
5:00 Uhr
Männchen brütet, Weibchen im Morgengrauen abgeflogen
8:55 Uhr
Weibchen nach mindestens 4 Stunden am Nest zurück
8:57 Uhr
Männchen fliegt ab
10:05 Uhr Männchen mit Nistmaterial zurück
10:12 Uhr
Männchen abermals ab
13:12 Uhr
Männchen da, Ablösung nach über 4 Stunden
13:15 Uhr Weibchen ab
21:34 Uhr
Männchen brütet mindestens 7 ½ Stunden
Immer noch 2 Eier |
Punktlandung |
|
|
Lass mich; Männe! |
Nistmaterialtransport |
|
|
19. Jun. 09 |
Der 20. Bruttag ist vergangen, an der
Aufgabenverteilung hat sich nichts geändert. Nach wie vor
überraschen die langen Zeitintervalle von einer Ablösung zur
anderen.
In nackten Zahlen liest sich dieser Abschnitt
in etwa so:
5:00 Uhr
Männchen brütet. Das Weibchen, das sicher wieder während der
Nachtstunden
zum Brüten eingeteilt war, sollte sich ein ganzes Weilchen
vor 5 Uhr zur
Nahrungssuche begeben haben.
10:18 Uhr Weibchen zurück, nach etwa 6 Stunden
10:19 Uhr Weibchen brütet, Männchen fliegt ab
10:28 Uhr Männchen erscheint mit Nistmaterial
und fliegt um
10:29 Uhr erneut ab
21:12 Uhr Männchen da, es hat immerhin 11
Stunden bis zum nächsten Wechsel gedauert
21:13 Uhr Weibchen ab
21:40 Uhr Weibchen wieder zurück
Erneut lag an diesem Tag die Hauptlast des
Brütens – auch tagsüber – beim Weibchen. „Er“ beteiligte sich bei
einem 24-Stunden-Tag lediglich mit rund 6 Stunden am Brutgeschäft,
das entspricht etwa 25%. Dem Weibchen können demnach 75%
gutgeschrieben werden.
Männchen mit voller Ladung |
Zwei Eier, kein Zweifel |
|
|
Zwei Dohlen auf Tuchfühlung |
Lange erwartet! |
|
|
20. Jun. 09 |
Wie sich die Bilder doch gleichen! Man könnte
schon fast die Uhr danach stellen, so ähnlich verlief auch dieser
21. Bruttag im Leben unseres Storchenpaares. Damit hat das dritte
Drittel der Brutzeit begonnen und wir nähern uns mit Riesenschritten
dem großen Ereignis! Beginnen Sie schon jetzt mit den Werbemaßnahmen
für unsere Website. Während an einigen Nestern die Jungen drauf und
dran sind, ihre Kinderstube zu verlassen, beginnt sich auf dem alten
Rathaus neues Leben zu regen.
5.00 Uhr
Männchen brütet, Weibchen hat das Nest im Morgengrauen
verlassen
10:07 Uhr Weibchen kommt, brütet, es war
mindestens 5 ½ Stunden auf Nahrungssuche
10:12 Uhr Männchen fliegt ab
21:38 Uhr Männchen kommt zurück, es war 11 ½
Stunden auf Nahrungssuche
21:39 Uhr Weibchen startet noch einmal,
vielleicht für ein knappes Stündchen?
Guten Morgen |
So begrüßen sich zwei Verliebte |
|
|
Lüftung |
Beine vertreten |
Endlich da!
Ich erzähle Ihnen dies, obwohl noch vieles
passieren kann. Längst ist der Nachwuchs noch nicht geschlüpft und
erst recht sind die Jungen noch nicht ausgeflogen! Spätbruten sind
in dieser Hinsicht besonders gefährdet und nicht von ungefähr hat es
mit dem Brutbeginn so lange gedauert. Dass es damit sogar fast
Anfang Juni wurde, bezeichne ich weiterhin als eine Riesensensation.
Besonders hohe Bruterfolge sind solchen Unternehmungen nie
beschieden. Für Brutbeginne Ende Mai/Anfang Juni gibt es allerdings
so gut wie kein Vergleichsmaterial. Wenn es an manchen Nestern stets
keinen oder nur einen unterdurchschnittlichen Bruterfolg gibt, liegt
dies so gut wie nie am Zustand des Nestes, sondern in der Regel am
„Zustand“ der an der Brut beteiligten Eltern. In Leutershausen am
Oberlauf der Altmühl brütet seit 2001 in ununterbrochener Reihe eine
nunmehr 25-jährige Storchendame aus dem Elsass mit unterschiedlichen
Partnern, seit 2005 jedoch mit demselben Männchen. In diesen 9
Brutjahren brachte „Sie“ lediglich
8 Junge zum Ausfliegen. Mit ihrem achtzehn Jahre jüngeren
Partner gelang es in 5 Jahren, vier Junge großzuziehen. Bei zwei
Totalausfällen gab es zweimal 1 Junges und in diesem Jahr mit zwei
Jungen das bislang beste Ergebnis.
Lag es in den zurückliegenden Jahren am Nest,
am Wetter oder an anderen Ursachen, dass es mit dem Nachwuchs so
schlecht bestellt war? Viele Zeitgenossen machen es sich da sehr
leicht! Man schiebt eben alles aufs Wetter! Fühlt man sich selbst
nicht wohl, ist gereizt oder abgespannt, ist ja auch das Wetter
schuld. Aber warum sollte eine Vogelart, die seit 150 Millionen
Jahren schon manches Wetter überlebt hat, plötzlich nicht mehr in
der Lage sein, einen einzigen Regentag ohne Totalausfall der Brut zu
überleben? Da heißt es dann weiter, die Jungen seinen eben zu klein
gewesen und im gleichen Atemzug verlautet auch schon, dass die
Jungen bereits zu groß gewesen seien und von den Eltern nicht mehr
entsprechend gehudert und gewärmt werden konnten. Sind solche
Einschätzungen überhaupt realistisch? Gibt es dafür auch nur den
geringsten Beweis?
Aber am Nest liegt es ganz bestimmt! Viele
Millionen Jahre haben Störche ihre Nester gebaut und keiner hat
ihnen dabei in irgendeiner Weise geholfen. Ich stehe nach wie vor
auf dem Standpunkt, dass Adebar sein Nest allemal am besten selbst
baut. Aber er darf es seit einigen Jahren nur noch bedingt selbst
bauen! Da gibt es Technokraten, die am Computer die ideale
Storchennestunterlage konzipieren und auch in der Folge bestimmen,
welches Nistmaterial Freund Adebar zu gebrauchen hat. Tut der
Kinderbringer hier etwas aus eigenen Stücken und entspricht dies
nicht den Vorstellungen der Macher, wird eben korrigierend
eingegriffen.
Baut ein Storch ein Nest an einer Stelle, an
der es aus menschlicher Sicht gar nicht stehen dürfte, wird es
spätestens nach einer Brutzeit oder bereits während der Nestanlage
versetzt, durch technische Unterstützung abgesichert oder andernorts
neu gestaltet. Warum lässt man Freund Adebar nicht einfach gewähren?
Da besteht doch bei Sturm und Wind
möglicherweise und sicher bald die Gefahr, dass das Nest abrutscht.
Wir werden schnell mal wieder den Hubsteiger bemühen und ein
Geflecht aus eloxiertem und feuerverzinktem Nickel-Cadmium-Draht
anbringen und dadurch verhindern, dass der Storch mit dem Nest zu
Boden stürzt. An anderer Stelle durfte Adebar wenigstens seinen Bau
fertig stellen, aber dann wird dennoch nachgebessert. Es kann doch
nicht sein, dass ein Nest ohne die passende Nisthilfe überhaupt
existieren kann! Wir werden dies korrigieren und das Nest entfernen,
an gleicher Stelle eine Edelstahlunterlage installieren und
anschließend wieder neues Nistmaterial einbringen. Welche Gründe
gibt es für solchen blinden, völlig sinnlosen Aktivismus? Keine!
Halt! Natürlich gibt es Gründe! Aber nur zum Wohle der Aktivisten
und nicht zum Wohle der Störche!
In den letzten Jahren gab es in Bayern und
anderswo eine Reihe von Neubauten bei Storchens. Da waren Sachen
dabei, die hätte vorher keiner für möglich gehalten. Zu welchen
Nestbauleistungen Störche fähig sind, ist manchmal wirklich
unglaublich. Doch man lässt sie leider nicht immer gewähren, weil es
wohlmeinende Tierfreunde gibt, die alles so korrekt und kuschelig
aufbereiten wollen, wie sie es für ihre liebsten Muschis zu Hause
auch tun. Doch aufgepasst! Setzen Sie niemals die Liebe zu einem
Haustier mit der zu einem Wildtier auf die gleiche Ebene. Das muss
schief laufen und verursacht bei Ihnen nur schlaflose Nächte und ein
unheimliches Bauchgrimmen. Wägen Sie bitte stets ab, ob Sie als
Tierschützer oder als Naturschützer agieren wollen? Beides ist
möglich, erfordert dann aber eine unterschiedliche
Betrachtungsweise.
Bleiben wir noch etwas beim Nest. Lassen Sie
die Störche ihre Nester doch bitte selbst bauen! Eine Nisthilfe ist
dort, wo sie existiert, keine schlechte Sache, doch darf ein Storch
ein Nest auch dann bauen, wenn keine solche Hilfe besteht. Oder
vertrete ich da eine exotische Meinung? Ein Storch baut ein Nest
nicht aus Spaß und aus reinem Forscherdrang! Er will darin seinen
Nachwuchs heranziehen und solches ist die einzige Lebensaufgabe.
Also wird er versuchen, das Nest so zu gestalten, dass dieses
Vorhaben gelingt. Fallen die Zweige immer herunter, dann wird es zu
keiner Brut an dieser Stelle kommen. Er wird es an einem anderen Ort
probieren, bis es klappt. Schafft er es nicht, ein Brutnest zu
etablieren, kann er sich nicht fortpflanzen und sein Genmaterial
nicht weitergeben. Da sind in gewisser Weise auch Lernvorgänge
impliziert, die ein Storch erleben muss, um zum Erfolg zu kommen.
Wie soll er es aber lernen, wenn die Firma „Mensch“ ihm immer
dazwischenpfuscht? Und schließlich hört man als Standartantwort bei
Jungenverlusten: Die Jungen sind im Nest ertrunken! Ertrinken geht
auf Grund der Nestkonstruktion gar nicht! Da hätte der Storch kaum
Hundert Jahre seiner Existenz überstanden! Aber 100 Millionen Jahre!
Da muss es noch eine Erklärung geben! Richtig! Das Nest besteht zum
großen Teil aus Plastik- oder besser aus Kunststoffteilen. Da lernt
man schon in der Grundschule, dass Plastik wasserundurchlässig ist,
folglich gilt also, dass das auf das Storchennest einprasselnde
Regenwasser nicht mehr abfließt und damit die Störche erneut
ertrinken.
Unser Paar hat in diesem Jahr – KaiserPingis
Zusammenstellungen des Tages sei Dank! – kein einziges Plastikteil
eingetragen. Das, was da jetzt manchmal zum Vorschein kommt, sind
Altlasten. Fetzen, die durch die Tätigkeit Adebars an die
Nestoberfläche geraten und den einen oder anderen Farbtupfer setzen.
Kann ein solches Teil von vielleicht maximal 10x10 Zentimetern ein
oft mehrere Quadratmeter großes Nest hermetisch abdichten und
wasserundurchlässig werden lassen? Nur große Optimisten können
solches vermuten! Als unser Paar – und es gibt in dieser
Plastiksache einzelne Störche, die darin eine gewisse Vorliebe
entwickeln
(http://www.bn-ansbach.de/storchcam/chronik_03/chronik2003_08.htm)
– sein Nest mit Unmengen von Folien- und anderen Kunststoffteilen
ausgestattet hatte, wurden 4 Junge flügge und auch in anderen Jahren
gab es trotz „Plastik“ Nachwuchs. Wie passt das nun wieder zusammen?
Dies muss als reine Panikmache verstanden
werden und dient als vorgeschützte Maßgabe, ins Storchenleben
hemdsärmelig und forsch eingreifen zu können. Ich sage deshalb
(nicht zum ersten mal): Hände weg vom Storchennest während der
Brutzeit! Lassen Sie unseren Freunden doch einmal die Chance, ein
echte Storchenburg zu schaffen, der über Generationen Storchengeruch
anhaftet und die für Störche generell einen echten Anziehungspunkt
darstellt. Dass es nicht an eingebauten Plastikteilen liegen kann,
wenn es keinen Bruterfolg gibt, beweisen die Nester, an denen
jährlich herummanipuliert und herumgedoktort wird und dennoch keine
Jungen ausfliegen.
Da gibt es ja auch den Aspergillose-Schimmelpilz.
Ist er der Feind der Störche? In Vetschau sterben zweimal
hintereinander die Jungen! Man hat das Nest zwischen den beiden
Brutzeiten entgiftet, jeden neuen Zweig mit Sagrotan mehrmals
gewaschen und die Nisthilfe chemisch gereinigt. Trotzdem müssen die
Störche wieder das falsche Nistmaterial gebracht haben, das die
Jungen auf so grausame Art und Weise sterben lässt. Nur gut, wenn
den Altstörchen dieser Pilz nichts anhaben kann oder sind es
vielleicht doch nicht nur die Pilze, die Storchenleben töten? Wie
kann man dies verhindern?
Man untersucht eben auf 20 Quadratkilometer
Fläche um das Nest alle am Boden liegenden Zweige, Äste und anderes
als Nistmaterial in Frage kommendes Gesträuch auf das Vorhandensein
von Aspergillose. Sicher machbar! Ich schlage einen konzertierten
Einsatz mit einem Hubschrauber vor, der das von der chemischen
Industrie bereitgestellte Gegenmittel fein verteilt und gleichzeitig
auf Empfehlung des Vogelprofessors Dr. Peter Berthold Vogelfutter in
geeigneten Dosen auf derselben Fläche aufbringt. Für Störche kann da
mit warmen Eimern gearbeitet werden, allerdings muss die Bevölkerung
rechtzeitig vor dem Abwurf der Eimer gewarnt werden, um Todesfälle
unter den Menschenkindern zu verhindern. Normalerweise werden als
warme Eimer solche bezeichnet, die im Nestumfeld eines
Storchenpaares im Boden eingegraben werden und während der Aufzucht
der Jungen regelmäßig mit Zusatzfutter (Eintagsküken, Fischabfälle,
auch mal schon darin versteckt das eine oder andere Antibiotikum!!)
bestückt werden. Dies „warmen Eimer“ garantieren in ausgeräumten und
nahrungsarmen Biotopen dennoch einen erstklassigen Bruterfolg bei
Storchens. Hier bekommen Sie genauere Informationen
über diese einzigartige Möglichkeit im Storchenschutz und dies sogar
ohne jegliche satiristische Hintergedanken. Sachen gibt’s, die man
sich in seinen kühnsten Träumen nicht erwartet hätte! Doch manchmal
ist die Wirklichkeit die bessere Fiktion:
http://www.worldofanimals.de/html/world_of_animals_-_merkblatt_z.html
An die Hubschrauberfraktion ergeht die
eindringliche Bitte: Vergesst bei diesen Fütterungen während der
Sommermonate mir die Störche nicht. Vielleicht verhindern
Plastikeimer eine größere Verletzungsgefahr beim Abwurf derselben?
Warum sterben Junge? Warum verschwinden einfach
Junge? Werden sie gar nächtens aus dem Nest gestohlen? Ausschließen
kann man dies nun auch nicht ganz. Die Beliebigkeit im Umgang mit
einem Tier - wie dem Weißstorch - hat in den letzten Jahren mächtig
zugenommen. Fast jeder kann mittlerweile zu jeder Zeit, sofern er
nur einen plausiblen Grund für seinen Einsatz nennt, ein
Storchennest mit Hubsteiger oder Feuerwehr besuchen:
- Ich möchte wissen, wie viele
Junge im Nest sind?
- Ich möchte für meine
Enkeltochter ein Foto machen.
- Ich glaube, ein Storch ist tot
und muss aus hygienischen Gründen sofort entfernt
werden, weil sich sonst die Geschwister anstecken
könnten.
- Ich habe eine Aspergillose-Schimmelpilz
am Nest entdeckt.
- Der Storch hat soeben eine
Aldi-Einkaufstüte ins Nest getragen.
- Es hat in der Nacht geregnet
und ich will wissen, ob ich Junge retten kann.
- Einer der Altstörche ist seit
Stunden nicht mehr am Nest erschienen und es droht
Gefahr, dass die gesamte Brut im Nest verhungert.
- Es regnet und die Temperatur
ist gesunken. Die Jungen sind unterkühlt.
- Ich muss die Wärmflasche von
gestern wieder aus dem Nest holen und das Wasser
erneuern.
- Unsere neue Webcam
- die Lieferzeit hat länger gedauert – muss
schnellstens installiert werden.
- Die Webcam ist defekt und muss
aus dem Nestbereich abgebaut werden.
- Schon wieder liegt eine
Plastiktüte im Nest.
Wer kann solchen Bitten schon widerstehen?
Niemand kann und darf so herzlos sein! Ich wünschte mir wieder mehr
Gelassenheit in Sachen Storchenschutz. Weniger Aufgeregtheiten und
weniger Tierschutz! Ein Storch sollte wieder vermehrt als Wildtier
gesehen werden und nicht als Schoßhündchen. Jede Webcam mehr – und
hier ist der Markt noch nicht gesättigt – wird die Hysterie weiter
anheizen und die Meinungen polarisieren.
Es lebe das webcamfreie Storchennest! Was waren
das für schöne Zeiten, als Ihr Tagebuchschreiber jeden Tag das
steile Dach des Münsters Sankt Georg erklomm (von innen), um im
Sommer bei 50 Grad das Nest auf dem alten Rathaus zu beobachten. Da
bekam man zum Glück nicht alles mit! Es war sehr beschwerlich und
schweißtreibend.
Was ist daraus geworden? Behäbig sitze ich nun
im Schreibtischstuhl, in der linken Hand die Kaffeetasse und in der
rechten die frisch geschmierte Stulle! Wenn gerade nichts Besonderes
los ist, zappe ich durch das grenzenlose Angebot der Storchencams.
129 Storchenkanäle stehen zur Verfügung. Sicher mehr Schrott als
Qualität! Da gibt es zwei öffentlich rechtliche Anstalten, einige
private Sender verdienen auch das Prädikat wertvoll, der große Rest
ist eben da und mehr nicht. Warum auch nicht? Es kann doch jeder
zeigen, was er will. Und wenn sich die eigene Ehefrau nicht
ausziehen will, hängt man die Kamera an ein Storchennest. Das
erfordert dann wenigstens keine peinlichen Erklärungsversuche bei
der Nachbarschaft.
Warum sterben die Jungen? Liegt es am Nest
(Plastik oho!), am Wetter (Regen und Ertrinken der Jungen!), an den
Schimmelpilzen und anderen Mikroben, Bakterien und Mitessern? Jeder
hat seine für ihn passende Erklärung! Seit es Webcams gibt, hat sich
die Zahl der möglichen Erklärungsversuche um ein Vielfaches
gesteigert. Doch selten hört man das, was viel näher liegt und der
gesamten Misere einen wichtigen Touch gibt.
Liegt es nicht einfach an den Eltern? Im Falle
Leutershausen lässt die alte Dame aus Frankreich keine Wunderdinge
mehr erwarten. Da sind zwei Junge momentan das Maximum und dies auch
nur, wenn alle äußeren Komponenten stimmig sind. Da gibt es ein Paar
in der Stadt Riedlingen in Baden-Württemberg mit 35 und 30
Lebensjahren, die seit nahezu 10 Jahren – von einer Ausnahme
abgesehen – keine Junge großgezogen haben. Ich will damit sagen: Es
gibt individuelle Hinderungsgründe (z.B. hohes Alter), die eine
erfolgreiche Aufzucht von Jungen nicht mehr als selbstverständlich
erscheinen lassen. Selbst ein plastik- und infektionsfreies Nest
verbessern diesen Zustand keineswegs.
Genauso liegen die Verhältnisse umgekehrt:
Einer oder beide Partner sind zu jung! Da sich das Reifealter bei
Störchen in den letzten zwei Jahrzehnten in einer atemberaubenden
Geschwindigkeit verringert hat und nun bereits zweijährige
Brutstörche zu den Normalitäten gehören, darf es doch längst nicht
mehr überraschen, wenn immer mehr Brutpaare plötzlich ihre Jungen
verlieren und das Nest über Nacht leer ist. Wer als Frühreifer zur
Brut schreitet, kann nicht mit allen ihm begegnenden Schwierigkeiten
in seiner ersten Saison zurechtkommen (Ausnahmen bestätigen die
Regel!). Da klappt es ja noch mit der Bebrütung ganz gut, doch
sobald Junge schlüpfen und diese komischen Dinger immer betteln und
für die Nahrungsbeschaffung den kompletten Einsatz der Eltern
benötigen, packt sie einer ihrer Erzeuger und frisst sie oder
beseitigt sie auf andere Weise. Fallen Ihnen da nicht gewisse
Parallelen mit menschlichen Verhaltensweisen auf? Auch Störche sind
gelegentlich mit ihren Aufgaben überfordert und handeln dann für
unsere Verhältnisse ebenfalls auf grausame Art und Weise. Da sind
dann wieder Wetter und Nässe und Plastik und..... schuld.
Es ist wissenschaftlich belegt, dass jüngere
Störche geringere Nachwuchszahlen hervorbringen als ältere. Bei 20
Jahre alten und älteren Störchen liegen die Verhältnisse ähnlich. Da
bleiben die Jahrgänge, die man als die besten bezeichnet, mit
überdurchschnittlichen Ergebnisse übrig.
Seien Sie deshalb bei der Bewertung des
Bruterfolges kritisch und beziehen Sie stets auch die Frage des
Lebensalters von Storchenmutter oder Storchenvater mit ein! Es kann
durchaus passieren, dass Anfang Juli die geschlüpften Jungen unseres
Nestes spurlos verschwinden. Es hat nicht geregnet, das Wetter war
warm und sonnig, kein Schimmelpilz weit und breit! Papa oder Mama
Storch waren mit dem Vorhandensein von lebendigem Nachwuchs einfach
überfordert. Die einzige Konsequenz für Gevatter Storch ist dann das
Töten der Jungen. Kein böser Wille, keine Mordlust! Nur fehlende
Reife! Biologisch waren Paarung und Eiablage machbar. Doch die
eigentliche Aufgabe, die eine erfolgreiche Aufzucht erfordert, war
für das betreffende Individuum (noch) nicht lösbar. Totalverlust!
Ein Totalverlust kann natürlich auch bei zwei
10jährigen Störchen vorkommen. Beide haben gemeinsam schon mehrere
Bruten hochgebracht. Da erkranken die Jungen plötzlich. Mit dem
Hauptbeutetier Regenwurm eingetragene Tracheenwürmer befallen die
Atemwege der Jungstörche, führen zu Entzündungen der Bronchien und
dadurch sehr schnell zum Tod. Dass solche Erkrankungen vor allem bei
Regenwetter auftreten, liegt auf der Hand. In diesen Tagen werden
fast nur Regenwürmer verfüttert! Die Gefahr einer Infektion ist dann
besonders groß.
Lassen Sie mich für heute schließen! Bitte
machen Sie sich Ihre eigenen Gedanken und bedenken Sie bei der
Beurteilung auch das, was ich Ihnen in verschiedenen Facetten
dargestellt habe!
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21. Jun. 09 |
Im gestrigen Tagebucheintrag habe ich mich aus
meiner Sicht mit den unterschiedlichen Bruterfolgen unserer Störche
auseinandergesetzt. Die stets vorgebrachte Begründung, dass die
verschwundenen Jungen wegen der in den Nestern verbauten
Plastikfolien etc. ertrunken sind, kann zu den Akten gelegt werden.
Dem Nest darf bei der gesamten Problematik sterbender oder toter
Küken nur eine Randnotiz zuerkannt werden. Von viel entscheidenderer
Relevanz ist jedoch die Fitness der an der Brut beteiligten Eltern.
Hier spielt das Alter sowie die individuelle körperliche und auch
geistige Entwicklung eine maßgebliche Rolle. In den letzten Jahren
werden die Mitglieder der Storchenpopulation im Durchschnitt immer
jünger, also auch unreifer für die kommende Brutzeit. Wer es mit 2
Jahren erstmals versucht, eine Familie zu gründen, scheitert eben
öfter als normal an diesem Unterfangen.
In Donauwörth gibt es seit Jahren ein dort
überwinterndes Storchenpaar, das in den letzten Jahren regelmäßig
Junge produziert – meist sind es 5, die aus den Eiern schlüpfen – im
Laufe der Jungenaufzucht aber so gut wie alle nach und nach
verliert. Auffallende Hungerstreifen an den Federn der Jungen sowie
komplett fehlende Federn im Großgefieder zeigen deutlich auf, dass
das Jungvolk schlecht und sehr unregelmäßig gefüttert wird.
Unter diesen Prämissen komme ich nun zum
wichtigsten Punkt in der Beurteilung des Bruterfolges, nämlich zum
Lebensraum, den ein Storchenpaar bewohnt. Und dort, meine Damen und
Herren, liegt der Hund, nein der Storch, begraben. Im Falle der
verhungernden Jungen aus Donauwörth spielt allerdings noch ein
weiterer Aspekt in der Thematik mit. Besagtes Brutpaar sollte nach
Kenntnis der Lage durchaus fähig sein, im näheren Umfeld des Nestes
Nahrung für seine Brut zu finden, auch wenn eine Wiese mal nicht
rechtzeitig gemäht werden konnte oder wollte. Da ist der Lebensraum
einfach zu reich strukturiert. Liegt es dann an den Altstörchen?
Kann gut sein. Sie sind beide nicht beringt, aber auch nicht
beringte Störche können ein hohes Alter erreichen. Ist dies ist
vielleicht ein Grund für die fehlende Fitness. Oder liegt es daran,
dass beide während des Winters gefüttert werden und dann bei
beginnender Brut die Jagd nach Beute in so weit verlernt oder sich
abgewöhnt haben, dass es zu einer ordnungsgemäßen Versorgung einer
Brut nicht mehr reicht? Scheitern durch Verhätschelung! Ein sicher
in Teilen Bayerns sehr stark zu beachtender Hinweis. Von anderen
Bundesländern (Baden-Württemberg, Hessen) will ich gar nicht
sprechen, da dort massiv das ganze Jahr hindurch zugefüttert wird.
Zurück zur Qualität des Lebensraumes und zur
Frage: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Ergiebigkeit eines
Nestumfeldes bezüglich der Erreichbarkeit der Nahrung und einem
geringen Bruterfolg oder liegt es stets daran, dass die bösen Folien
im Nest die Jungen ertrinken lassen? Oder können Junge auch
Verhungern? Für manche ein schrecklicher Gedanke! Dann schon lieber
ertrinken! Das geht doch schneller und die arme Kreatur muss nicht
lange leiden.
Wie Sie alle wissen, hat der Storchenbestand in
den letzten Jahren enorm zugenommen! Das bedeutet für Störche, die
den Winter nicht im Brutgebiet verbringen und außerdem nicht durch
Dauerfütterungen herangemästet wurden, dass sie wegen ihres späteren
Erscheinens im Brutgebiet die besten Plätze bereits besetzt
vorfinden. Alles, was dann noch aus dem mehr oder weniger weit
entfernten Brutgebiet heranrückt, muss mit schlechteren Lebensräumen
und damit auch mit weniger ergiebigen Futterquellen auskommen. Dies
erhöht die Probleme schon von vorneherein. Ein Bestandsanstieg hat
außerdem zur Folge, dass sich die Abstände zwischen den einzelnen
Nestern verringern, dadurch häufiger Kämpfe entstehen und die
Nahrung nunmehr für zwei Paare reichen muss, wo früher nur eines
sein Auskommen suchen konnte. Damit verbunden sind weitere Flüge vom
Nest zur Futtersuche, dies geht wieder an die Substanz der
Elterntiere und die bekommen bei der Jungenaufzucht so viele
Probleme, dass eben keine fünf Jungen groß werden, sondern keines
oder nur wenige. Was hat das mit dem Nest zu tun? Nichts und absolut
nichts!
Der Lebensraum ist das A und O! Da sterben
kleine Junge innerhalb von zwei Tagen der Reihe nach, obwohl die
Eltern unermüdlich Nahrung herbeischleppen, aber leider die falsche
Nahrung! Sie ist zu groß! Was machen die viertägigen Jungen mit 30
cm langen Fischen und jeder Menge Maulwürfen und anderer großer
Nagetiere? Die Nahrungstiere bleiben unangetastet einfach im Nest
liegen und werden von den Altstörchen wieder gefressen. Was machen
die kleinen Jungen, wenn es sehr nass ist, die Eltern bei Regen aber
auch nicht gerne fliegen und zudem die Wiesen noch nicht gemäht
werden konnten? Richtig! Die Jungen sterben, weil sie Regenwürmer
bräuchten und die unter den angesprochenen Voraussetzungen nicht
erreichbar sind. Umgekehrt gilt Ähnliches.
Wenn Junge schon vier Wochen und älter sind –
in dieser Zeit ist der Nahrungsbedarf immens – und wenn im Umfeld
eines in einem suboptimalen Biotop gelegenen Nestes wegen
ausbleibender Mahd und schlechtem Wetter die Versorgung mit
entsprechender Nahrung schwieriger wird, kommt es ebenfalls zu
Verlusten bei schon größeren Jungen. Auch sie verhungern dann. Ist
das nun schlimm? Für den betroffenen Jungstorch kann dies fatale
Folgen haben, für die Gesamtpopulation sind dies allerdings nur
Peanuts.
Die Erhöhung des Bestandes hat nun nicht
automatisch und in jedem Jahr auch eine Erhöhung der Jungenzahl zur
Folge, sondern die Zunahme der absoluten Paarzahlen auf gleicher
Fläche wie vor der Zunahme hat nicht selten eine insgesamt wenig
bessere Gesamtjungenzahl oder sogar eine schlechtere zur Folge. Neu
hinzugekommene Paare sind gezwungen, in schlechtere Lebensräume
auszuweichen, in denen die Beschaffung der Nahrung viel schwieriger
und zeitaufwändiger ist oder geeignete Nahrungstiere unzureichend
oder zur falschen Zeit vorhanden sind.
Sie sehen, dass die Beurteilung eines
schlechten Bruterfolges von vielen Faktoren abhängig ist und nicht
immer das Wetter schuld ist.
Auf Wunsch ein besonderer Service für meine
Leser: In Kursivschrift Geschriebenes darf durchaus auch als fiktive
Realität oder reale Fiktion verstanden werden, ganz wie Sie wollen!
Einziger Ausweg aus der ganzen Misere mit den leidigen
Jungenverlusten ist die Überdachung des Nestgebäudes. Hierbei sind
der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Ob Eiche rustikal oder in der
bewährten Edelstahlausführung bleibt den finanziellen Möglichkeiten
vor Ort überlassen. Da auch bei der besten Überdachung noch
vereinzelt Verluste auftreten können, empfiehlt sich als
„ultima ratio“ die nestexterne Aufzucht durch so genannte
Ammenstörche. Diese Subspezies von C. ciconia – einst mit warmen
Eimern und Fön in Berührung gekommen – garantiert von nun an in
klimatisierten Stallungen einen 100%igen Aufzuchterfolg, wenn
kontinuierlich Antibiotika und Antidepressiva den Futtertieren
beigemengt werden.
Ich sehe in den nächsten Jahren eine große Flut
neuer Webcams auf uns zukommen und warne schon jetzt eindringlich
davor, solche Unternehmungen unkontrolliert durchführen zu lassen.
Hier muss – beim Storch handelt es sich um eine dem
Naturschutzgesetz unterliegende Vogelart – eine staatliche Behörde
oder eine der großen Naturschutzorganisationen regelnd eingreifen.
Auch die leidige Frage von Nestreinigungsaktionen sind so unnötig
wie ein Kropf, außerdem gefährden sie, wenn sie bereits nach dem
Erscheinen der Störche im Frühjahr oder sogar erst nach Beginn der
Brut durchgeführt werden, das Brutverhalten der Störche oder führen
sogar zur Aufgabe der Brut und zum Verlassen des Nestes.
Ferner sollten Dacharbeiten, die als
Vorbereitung für die Einrichtung einer Webcam dienen, nun wirklich
nicht dann durchgeführt werden, wenn bereits Eier abgelegt wurden.
Solches passiert leider verstärkt und jeder, ich wiederhole jeder.
kann im Umfeld eines besetzten Storchennestes oder direkt an einem
Nest tun und lassen, was er will! Nur nebenbei hört man von
Planungen einer Gemeinde oder einer Einzelperson, die in den
nächsten Tagen noch eine Webcam anbringen wollen und kann – ob auf
Dauer sei dahingestellt – gerade noch das Schlimmste verhindern.
Manches erfährt man aber nicht und wundert sich danach, warum das
Storchenpaar überraschend ohne Nachwuchs blieb oder sogar das Nest
verlassen hat.
Nach all dem Traurigen gibt es – zum Glück –
auch einige Nester, in denen sich doch noch Leben regt und Junge
ganz kurz vor den ersten Ausflügen stehen. Dabei schießen im
Augenblick die Nester in Höchstadt an der Aisch und in Zusmarshausen
in der Nähe von Augsburg mit jeweils vier Jungen den Vogel ab. In
Isny und im Sportplatznest von Bornheim stehen drei Junge vor dem
Flüggewerden, in Adelsdorf und Zeiskam sind es immerhin noch 2
Junge. Aber landauf ,landab sieht es nicht überall so positiv aus.
Die Gründe kennen Sie ja aus meinen letzten Ausführungen hier im
Tagebuch.
Adelsdorf
Isny
Zeiskam
Bornheim/Sportplatz
Höchstadt
Der Tag an unserem Nest ist schnell erzählt. Es
gab insgesamt eine einzige Ablösung. Der Rest lag im Dunkeln. Es
bleibt schon nach wie vor sehr merkwürdig, warum sich unser Paar so
selten ablöst.
5:00 Uhr
Männchen brütet, Weibchen flog im Morgengrauen zur
Nahrungssuche
Weibchen durfte sich knappe 7 Stunden anderweitig vergnügen.
11:07 Uhr Weibchen da, Brutablösung
11:08 Uhr
Männchen ab
21:48 Uhr
Männchen noch nicht erscheinen, Weibchen 11 Stunden ohne
Ablösung
Immer noch zwei Eier |
Begrüßung |
Graspolster als Ruhekissen
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Im
Naturschutztagebuch von Thomas Joas finden Sie neben
Einträgen zum Storchennest auch zahlreiche weitere Beiträge zur
Naturschutzarbeit. |
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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere
Spenden
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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