Storchenkamera

Storchentagebuch 2009
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 5

16. Mai 09

Ich nutze das Wochenende, um mir einen ersten Gesamtüberblick über die Besetzungsverhältnisse an den Storchennestern im westlichen Mittelfranken zu verschaffen. Dazu klapperte ich 34 Nester ab und legte dabei immerhin 220 Kilometer zurück. Hier die erfreuliche Bilanz:


  • Feuchtwangen: Dies ist ein neuer Neststandort, die beiden Störche auf dem Kamin des Rathauses setzten ihre Bautätigkeit fort und zeigten damit erste Erfolge. Die ganze Stadt nimmt regen Anteil an den neuen Gästen.

  • Schopfloch: Hier könnten kleine Junge geschlüpft sein. Ein Altvogel hudert, während das Weibchen zwischen Schopfloch und der Pulvermühle völlig durchnässt der Nahrungssuche nachging. Übrigens: Das Weibchen von Schopfloch ist unsere französische Ringstörchin „APIE“,  die vom 16. bis 21. März 2009 auf dem Dinkelsbühler Altrathaus mit dem dortigen Männchen liiert war.

  • Dinkelsbühl: Bei der Durchfahrt war unser neues Paar gerade ausgeflogen.

  • Wilburgstetten: Die erste traurige Nachricht des Tages! Hier wird es in diesem Jahr keine Brut mehr geben. Nachdem das überwinternde Weibchen nach Weiltingen übersiedelte, ist nun auch das Männchen wohl abgezogen und das Nest damit verlassen.

  • Löpsingen: Hier sind Junge geschlüpft! Ein Altstorch hudert mindestens ein etwa 1 Woche altes Junge.

  • Deiningen: Die Nisthilfe wird auch heuer nicht angeflogen.

  • Alerheim: unbesetzt

  • Bühl im Ries: unbesetzt

  • Rudelstetten: Hier fand gerade bei meinem Besuch eine Ablösung statt. Mindestens zwei, etwa 14 Tage alte Junge befinden sich im Nest,

  • Holzkirchen: Nisthilfe nicht besetzt

  • Munningen: Männchen steht im Nest, mindestens 3 Junge, etwa 3 Wochen alt

  • Oettingen: Männchen hudert, nach Verhalten ganz kleine Junge vorhanden

  • Westheim: Eine erfreuliche Überraschung! Seit einer Woche besetzt ein Einzelstorch das schon länger leer stehende Nest. Auch wenn hier ebenfalls keine Brut mehr stattfinden wird, meldet sich vielleicht doch noch ein Partner am Nest.

  • Trommetsheim: Ablösung am Nest, Weibchen füttert, sicher kleine Junge

  • Gundelsheim: Brutpaar auch hier! Noch keine Jungen geschlüpft, Brutbeginn erst um Mitte April

  • Windsfeld: Brutpaar mit Jungen, nach Hausbesitzer mindestens 2 kleine Junge, ein Partner beringt mit Elsa-Ring der Vogelwarte Helgoland

  • Aha: Ein Storch im Nest, hudert ebenfalls kleine Junge

  • Gunzenhausen: Drei Junge zwischen 2 und 7 Tage alt

  • Laubenzedel: Ein Altstorch im Nest, brütet oder hudert kleine Junge

  • Neuenmuhr: 1 Altstorch, Junge mind. 14 Tage alt, Männchen beringt, stammt aus Linkenheim, Nordbaden, dort 2003 beringt, auch 2007 und 2008 in Neuenmuhr

  • Altenmuhr: Auch dort wird es keine erfolgreiche Brut geben, 1 Storch lag bei meinem Besuch im Nest, dieses scheint aber nicht regelmäßig besetzt zu sein.

  • Heglau: Neuansiedlung 2009! Hier wird gebrütet.

  • Merkendorf: Das Paar dort ist verschwunden, das Nest verwaist! Meine Vermutung, dass die Störche nach Heglau ausgewichen sind, scheint sich zu bestätigen.

  • Wolframs-Eschenbach: Brut oder kleine Junge

  • Triesdorf I: Mindestens 2 Junge im Alter von 3 Wochen

  • Triesdorf II: Ringstorch-Weibchen im Nest scheint zu hudern, noch nicht ganz sicher, ob Junge geschlüpft

  • Ornbau: Auch hier wird gebrütet oder es sind bereits kleine Junge im Nest

  • Großenried: Hier wartet ein Einzelstorch seit Anfang Mai auf einen Partner, immer wieder zweiter Storch im Ort, aber noch keine Paarbildung

  • Herrieden: Kleine Junge (14 Tage alt) im Nest

  • Neunstetten: Brut

  • Leutershausen: Mindestens ein kleines Junges

  • Meuchlein: kein Anflug

  • Colmberg: Brut, Ringstorch von 2 Jahren

  • Aurach: Mindestens 2 Junge im Alter von 3 Wochen

  • Mosbach: 3 Junge, drei Wochen alt


Nach acht Stunden war ich wieder zu Hause und konnte mich etwas intensiver um die Stars in Dinkelsbühl kümmern.

Sehr hilfreich bei der Bearbeitung sind nach wie vor – und sie werden es auch hoffentlich über die gesamte Anwesenheitsdauer unserer Störche bleiben – die Bildzusammenfassungen von KaiserPingi (http://picasaweb.google.com/KaiserPingi09). Studieren Sie, so oft Sie Lust und Zeit haben, die täglich zwischen 300 und 400 Bilder und Sie werden nicht enttäuscht! So ergaben sich in den ersten Minuten und Stunden des Tages wieder aufregende Einzelheiten. Warum „Er“ - und nur „Er“ - erneut zwischen 6 Uhr und 8 Uhr sage und schreibe zwölf Mal das Dach als zusätzliches Terrain wählte, kann nicht allein mit Nestbauarbeiten erklärt werden. Mindestens zehn Paarungen erhöhten abermals das Zusammengehörigkeitsgefühl des Paares. Ebenso trug auch weiteres Nistmaterial dazu bei, dass das Nest an Schönheit zunahm. An diesen Arbeiten war auch mal wieder das Weibchen mit einer Ladung Gras beteiligt. Mehrmals über den Tag verteilt, hatte das Paar heftige Attacken mit einem für die Seher nicht erkennbaren Feind zu tun. Heftigstes Drohen und Flügelpumpen waren die sichtbaren Anzeichen für die herrschende dicke Luft. Dass man neben der überwiegenden Zeit des Tages auch die Nacht gemeinsam im Nest zubrachte, sei nur am Rande noch erwähnt.


Volle Ladung

Vom Spaziergang zurück

 
Für den Zusammenhalt wichtig

 
Drohgebärden

 
17. Mai 09

Der bislang wärmste Tag des Jahres mit sommerlichen 25 Grad! Gewitter brachten danach etwas Abkühlung, erhöhten aber die Regenmenge im Verlauf des Mai für unseren westmittelfränkischen Raum auf über 80 Liter/m². Um die Jungen in den Storchennestern brauchen wir uns indes keine Sorgen zu machen, wenn sie von erfahrenen Storcheneltern erbrütet wurden. Andere, wie z.B. Erstbrüter, müssen in Dingen der Jungenaufzucht eben erst lernen und diese Lernphasen bedingen auch, dass man nicht alles richtig macht oder schlichtweg gravierende Fehler fabriziert. Die Folge davon sind dann auch Verluste an Jungen, die einem erfahrenen Brutpaar nicht passieren.

Auch von „meinem“ Storchennest in meiner Heimatstadt muss ich kurz berichten: Dort erschienen vorgestern (siehe Tagebucheintrag vom 15.Mai) erstmals seit sechs Jahren wieder Störche, die sich sofort für den Kamin des alten Rathauses als möglichen Standort für ein Nest interessierten. Dort hatte auch das letzte Storchenpaar eine Brutstätte errichtet. Seit dem Ankunftstag wird von beiden Partnern nun Ast für Ast und Zweig für Zweig herbeigeschafft, so dass sich inzwischen schon ein nestähnliches Gebilde entwickelt hat und kein Zweifel mehr besteht, dass es den beiden nicht gelingt, ein tragfähiges Nest zu gründen. Bei derartigen spontanen Neuansiedlungen muss man nicht gleich wieder nach einer Nisthilfe schreien, zumal Störche immer die besseren Baumeister sind. Menschliche Sichtweisen sollten dabei stets außen vor bleiben. Das Ding, das da entsteht, hält garantiert ein Storchenleben lang, ohne herunterzufallen. Einzige Voraussetzung ist natürlich, dass es regelmäßig bewohnt ist. Verlassen die Störche ein gebautes Nest, wird dieses durch die Witterungseinflüsse innerhalb von vielen Jahren immer kleiner, bis es letztlich im Extremfall auch wieder von selbst verschwindet. Die Feuchtwanger Neubürger werden also keine Mühe habe, ihr Nest in den nächsten Tagen noch zu komplettieren.

Die beiden Dinkelsbühler Rathausbewohner zeigten sich erstmals im Morgengrauen der zahlenmäßig noch geringen Seherschar auf unserer Website. Man machte weiter Liebe, ehe „Er“ sein tägliches Gymnastikprogramm abspulte, das daraus bestand, dass er erneut ungezählte Dachspaziergänge meisterte. Dabei bezog er in sehr ausgewogener Weise die Dachpartien vor und hinter dem Nest ein. War ein Spaziergang auf der Vorderseite beendet und er wieder ins Nest zurückgekehrt, ging das Spiel auf der hinteren Seite exakt genauso weiter. So kam in der Zeit zwischen 6 Uhr und 7:30 Uhr die erstaunliche Zahl von 27 Außeneinsätzen zustande. Ununterbrochen bewegte sich „Er“ in den Morgenstunden – wie auch schon an vielen Tagen vorher – zwischen Nest und Dach hin und her. Warum dies ausschließlich am Morgen und danach so gut wie nie mehr abläuft, bleibt eine weiterhin ungeklärte Frage.

Über 10 Paarungen über den Tag verteilt stellten sicher, dass eine Eiablage und erfolgreiche Brut noch möglich, aber mit jedem Tag weniger wahrscheinlich ist. Sollte es bis zum 20. Mai mit dem ersten Ei nicht werden, müssen wir uns leider vom letzten Fünkchen Hoffnung verabschieden.

Ebenso - wie an vielen Tagen zuvor - gab es am späten Nachmittag eine längere  Storchenpause. Von kurz vor 17 Uhr bis 21:13 Uhr – dem letzten Bild des Tages von KaiserPingi – stattete kein Storch dem Nest einen Besuch mehr ab. Dass Bewohner aber danach doch noch eintrafen, darf mit größter Sicherheit angenommen werden.

 
Außendienstmitarbeiter


Gemeinsamkeiten

Gut so!...
   

...und so!

Freudensprünge


Ein Künstler am Werk!

In Mosbach, meinem nach Dinkelsbühl liebsten Nest, konnte ich heute die drei vor rund drei Wochen geschlüpften Jungstörche zusammen mit ihren Eltern im Nest fotografieren. Anlass für diese „Generalversammlung“ war das Auftauchen eines Fremdstorches, der allerdings bei dieser Übermacht ohne Murren abdrehte und Richtung Osten verschwand.


So muss ein Toppnest aussehen!

Im Jahre 1993 wurde dieses Nest – sein Vorgänger war in Jahren der Storchenvakanz total vom Kamin verschwunden – vom damaligen Paar neu erbaut. Es hat also inzwischen 16 Jahre auf dem Buckel und avancierte in dieser Zeit zu einer richtigen Storchenburg. Allzu eifrige Storchenliebhaber glauben dagegen, alljährlich die Nester zu sanieren und an ihnen herumzufummeln. Nester mit einer Höhe von 50 Zentimetern sind da schon eine Seltenheit! Wie man aus Bornheim vernimmt – und ich teile die dazu abgegebenen Kommentare 100%-ig – starben im Nest auf der Storchenscheune alle fünf Junge, obwohl im Frühjahr alle „Maßnahmen“ getroffen wurden, die Storchenbehausung wasserdurchlässig zu machen. Dennoch kam es zum Totalverlust! Damit sollte man sich wohl endgültig von der einfachen und volksverdummenden Behauptung lösen, Nestsanierungen seien für das Überleben der Störche notwendig! Mosbach hatte im letzten Jahr fünf Junge und es lag nicht am Nest, sondern einzig an der Erfahrenheit seiner elterlichen Bewohner. Ein Erstbrüter – und hier wiederhole ich mich – hat in einer Edelstahlnestunterlage mit Wärmekissen und automatischer, solarbetriebener Drainage ebenfalls nur einen geringen Bruterfolg, wenn er überhaupt zur Brut schreitet.

Vielleicht gibt es bei unserem Storchenpaar in Dinkelsbühl ähnliches zu vermuten? Irgendwann muss ein Storch ja zum ersten mal sein Glück versuchen. Beginnt er im zweiten Lebensjahr, ist damit noch nicht gleich eine Brut zu erwarten. Erst trifft er spät am Nest ein (unser Weibchen), dann tun er oder sie sich schwer mit Nestbau und Paarung und schließlich geben sie ganz auf. Sie bleiben zwar dem Nest und seiner Umgebung einen Sommer lang treu, lernen die Verhältnisse im Nahrungsraum bestens kennen, machen sich mit den Besonderheiten vertraut und können mit diesen Informationen im kommenden Jahr einen ganz anderen Start hinlegen. Dann sind sie auf der besseren Seite und andere „Jungspunde“ treten andernorts an ihre Stelle.

 
18. Mai 09

Der Morgen graute und die Spätheimkehrer tauchten aus dem Dunkel der Nacht auf. Sie waren also doch noch zurückgekommen, um wenigstens die dunkle Zeit in gewohnter Umgebung zu verbringen. Hätte mich doch gewundert, wenn es anders gekommen wäre! Und warum „Er“ auch gleich wieder anfing, das Dach in allen Richtungen zu begehen, haut nun auch keinen mehr um! Immerhin zwölfmal zwischen 7 Uhr und 8 Uhr begab sich der Storchenmann auf Wanderschaft. Dass da nur wenig Zeit für Paarungen blieb, versteht sich von selbst! Lediglich zwei konnten im Verlauf des Tages beobachtet werden. Nach den Spitzenwerten der Vortage doch ein extremer Abfall. Kein Wunder, denn das Weibchen war kurz nach Mittag letztmalig am Nest und erschien erst wieder um 20:17 Uhr zeitgleich mit „Ihm“. Da Paarungen ausschließlich im Nest stattfinden, die dazu notwendige Person aber heute meist andernorts weilte, erklärt die niedrige Quote. Als mancher schon mit dem Ausbleiben oder mit dem erneuten Abzug der Storchendame (der vierten) rechneten, schwang sie sich zur Übernachtung doch noch in ihr Reich. Und die Hoffnung erhielt einen kleinen Auftrieb! Nach der Landung versuchte „Sie“ den sofortigen Annäherungsversuchen von „Ihm“ aus dem Weg zu gehen. Sie zeigte überraschend keine Lust auf Sex mehr! War da vielleicht eine Wende in der Beziehung der beiden zu erkennen?

Wir werden die weitere Entwicklung gespannt und mit viel Interesse verfolgen! Dazu darf ich Sie herzlich einladen!

 
Aua!
Runter von meinem Rücken!


Wo „Sie“ nur bleibt?

Ich habe sie wieder gefunden!

Die Feuchtwanger Störche legen dagegen ein Tempo vor, dass einem regelrecht schwindelig werden kann. Das Nest – auch wenn nicht mehr darin gebrütet werden sollte – ist fast fertiggestellt und wird jedem Sturm trotzen, auch wenn es „nur“ auf die blanke Kaminabdeckung aufgebracht wurde. Die Flüge zur Beschaffung des Nistmaterials verteilten sich auf den Grüngürtel im Westen der Stadt, wobei beide Störche bevorzugt Gärten entlang der Sulzach (des Heimatflüsschens) aufsuchten oder sogar innerhalb der Stadtmauer gelegene kleine Obstgärtchen nach Baumschnittmaterial absuchten. Eine interessante Beobachtung gelang mir nebenbei noch. Als der Storchenmann mit einem riesigen Zweig einer Lärche, die schon teilweise benadelt und mit Zapfen besetzt war, am Nest erschien, dauerte es nicht lange, bis er sich erneut aufmachte. Er flog in Richtung Seniorenstift am Sulzachpark und landete dort auf einer mächtigen Lärche, der einzigen weit und breit. Während einer Minute versuchte er, von seinem Standplatz aus, einen weiteren Zweig abzubrechen. Dies gelang ihm nicht! Daraufhin startete er erneut und flog niedrig in westlicher Richtung davon. Später kam er von dort mit einem anderen Zweig zurück. Dass Störche bei der Suche nach Nistmaterial auch versuchen, Äste von Bäumen abzureißen, war mir bislang auch noch nicht bekannt.


Da waren welche aber ganz schön fleißig!

 
19. Mai 09

Der erste Tag seit langem, der ohne einen Tropfen Regen blieb! Auch die Höchsttemperatur von 22 Grad ließ sich sehen, ohne gleich wieder zu warm zu erscheinen. Unser Paar lässt uns weiter auf einen möglichen Brutbeginn warten und es erscheint nun auch mir als Berufsoptimisten äußerst unwahrscheinlich, dass sich in dieser Beziehung noch irgend etwas Entscheidendes tun wird. Eigentlich schade! Aber so bleiben uns wenigstens die obligatorischen Schreckensmeldungen und damit zusammenhängende Expertenstreitigkeiten erspart! In vielen Kameranestern, in denen in der großen Mehrheit bereits Junge geschlüpft waren, hat das große Sterben indes erneut begonnen. Über den Tod der gesamten Nestbesatzung auf der Storchenscheune in Bornheim habe ich schon berichtet und Martin Grund hat in seinem ausführlichen Kommentar dazu in hervorragender Weise Stellung bezogen. Die dort gemachten Äußerungen hätte ich bei einem ähnlichen Brutverlauf an unserem Nest nicht besser tätigen können. Lesen Sie einfach unter dem Eintrag vom 16. Mai nach und entscheiden Sie für sich selbst, ob Sie sich damit identifizieren können! (http://pfalzstorch.blogspot.com)

Wenn ja, dann sehen Sie biologische Abläufe bei Wildtieren entspannt und realistisch, wenn nein, dann sind Sie überwiegend haustierorientiert und neigen dazu, biologische Abläufe vermenschlichend und unter dem Tierschutzgedanken zu sehen. 

Am 19. Mai waren auch 5 Junge in Biberach a.d. Riss tot bzw. aus dem Nest verschwunden, in Adelsdorf leben nur noch 2 von 5 Jungen, in Aulendorf schlüpften aus einem 5er-Gelege vier Junge, im Augenblick gibt es dort noch drei. Während eines Hagelunwetters starben in Bad Saulgau und Moosheim, beide Orte ebenfalls in Oberschwaben, jeweils alle vier Jungen. Das Schwulenpaar in Bad Waldsee konnte von Anfang an nicht mit Jungen rechnen. In Diedorf bei Augsburg blieb das Kameranest gänzlich unbesetzt, in Forchheim auf dem Kamin des Berufschulzentrums belebt ein Paar zeitweise das Nest, gebrütet wird aber dort auch nicht mehr. In Gebesee liegen die Verhältnisse ähnlich wie bei uns in Dinkelsbühl. Häufig wechselnde Besetzungsverhältnisse verhinderten auch dort eine Brut. Das Sportplatznest in Bornheim und das Nest auf der in der Nähe befindlichen Zeiskamer Mühle sind mit jeweils drei Jungen besetzt, aber auch dort sind nicht mehr alle Junge am Leben. In Gieboldehausen gibt es ebenfalls keinen Nachwuchs.

Ich werde in den nächsten Tagen immer wieder einmal einen Blick in andere Kameranester werfen, um Ihnen erneut vor Augen zu führen, dass die Zahl der abgelegten Eier in einem Vogelnest in den seltensten Fällen mit der der ausfliegenden Jungen gleichzusetzen ist. Das liegt nicht am Zustand des Nestes, den die Störche ja am allerbesten selbst beurteilen können und über den Sie sich seit 150 Millionen Jahren auch ohne menschliche Eingriffe ein Bild machen konnten.

In Dinkelsbühl ging alles seinen gewohnten Gang! Man liebte sich (12 Paarungen konnten nachgewiesen werden), man trug etwas Nestmaterial ein (dreimal, nicht gerade üppig!) und „Er“ tätigte seine ungezählten Dachspaziergänge (man konnte sie schon zählen, es waren nur 6!). Dass zwischenzeitlich dicke Luft am Nest herrschte, bestätigten mehrere Phasen, in denen unser Paar heftigst und lange drohte. Ganz sicher hielten sich in diesen Momenten Fremdstörche im Luftraum über Dinkelsbühl auf. Ansonsten war der Tag geprägt von viel Gemeinsamkeit am Nest, sicher auch ein Indiz für die sich über Stunden hinziehenden Drohgebärden. Heute war also wieder einmal Nestpräsenz angesagt, um nicht doch noch das Feld, nein das Nest!, anderen zu überlassen.

 
Nestbau mit Gras – einmal alt und einmal neu!...


Immer noch Liebe

Immer noch Außenarbeit

 
Immer noch Attacken

Bis die Nacht sich über das Nest senkte, war aber nur ein Teil des Paares zur Übernachtung eingeflogen. Ich schätze, dass es sich dabei um das Männchen gehandelt haben dürfte. Ob das Weibchen noch kam oder an anderer Stelle nächtigte, wird der morgige Tag weisen.

Die Liebe des neuen Paares in meiner Heimatstadt Feuchtwangen hält dagegen unvermindert an! Das Nest ist weiter gewachsen und könnte bereits jetzt ein Gelege aufnehmen, wenn es überhaupt dazu kommt. Ähnlich wie in Dinkelsbühl wird die späte Ankunft ein solches Unterfangen wohl verhindern.

 
20. Mai 09

Der schönste und in der Tagessumme wärmste Tag des Jahres! So ganz zu entscheiden ist an diesem Morgen die Frage nicht, ob „Sie“ die Nacht bei „Ihm“ verbracht hat? Denn das erste Morgenbild um 5 Uhr zeigte nur einen Storch im Nest. Ob „Sie“ vor 5 Uhr bereits abgeflogen war oder doch nicht mehr erschienen war, kann nicht eindeutig geklärt werden. Dass „Er“ der einsame Übernachtungsgast war, beweisen die Dachspaziergänge, die „Er“ bereits im Morgengrauen abzog! Zwischen 5 Uhr und 7 Uhr – seiner Hauptzeit für solche Unternehmungen – fanden 11 derartige Ausflüge statt. Zwischendurch erschien um 6:26 Uhr Madame am Nest, was „Ihn“ sofort veranlasste, „Sie“ zu besteigen. Im Tagesverlauf blieb es nicht bei dieser Einmaligkeit, sondern man zeigte sich weitere sieben Mal seine ungebrochene Liebe. Dass in der Beziehung dennoch nicht mehr alles so läuft, wie es laufen müsste und sollte, beweist die Tatsache, dass „Sie“ immer mehr ihre eigenen Wege geht und dem Nest über Gebühr lange fern bleibt. Dazu zählt auch die sehr späte oder möglicherweise  ausbleibende abendliche Rückkehr zum Nest. Bereits um die Mittagszeit war um die Präsenz von Madame am Nest geschehen und sie tauchte auch am Abend nicht mit „Ihm“ am Nest auf. Wenigstens dies sollte man als leibende Ehefrau und angehende Mutter tun. Tut „Sie“ es nicht – wie heute Abend erneut – wird es mit einer Brut nichts mehr!

Fazit: Man hat sich auseinandergelebt! Die Partner gehen über weite Strecken des Tages eigene Wege! Selbst Attacken, ausgelöst durch überfliegende Fremdstörche, musste „Er“ alleine abwehren. Seine Droh- und Imponierstellungen reichten diesmal jedoch aus und bedurften nicht der Unterstützung durch ihre Gegenwart.


Kopula

Gemeinsamkeit
   

Außendienst

Grastransport
   

Attacke

„Er“ alleine!

Das neue Feuchtwanger Paar schuftet immer noch am Nest. Als Beweis für den großen Fleiß und die Situation an diesem Tag sollen die letzten Bilder dienen.


Nicht schlecht, was da in kurzer Zeit geschah!

 
21. Mai 09

Offenbar ist das Weibchen am Abend nicht mehr zur Übernachtung am Nest erschienen. Denn heute in den ersten Stunden des Tages blieb einzig unser Storchenmann am Nest präsent. „Sie“ tauchte erst um 15:23 Uhr erstmals auf, man paarte sich zweimal, blieb für 90 Minuten vereint und verschwand. Für unser Weibchen waren es die einzigen 90 Minuten am Nest, danach erschien „Sie“ nicht mehr, auch die Nacht blieb sie abermals dem Nest fern. Damit steht nun ganz eindeutig fest, dass es nun endgültig in diesem Jahr zu keiner Brut mehr kommen wird. Zu sehr haben sich die Verliebten bereits auseinandergelebt. Es wird selbstverständlich auch weiterhin Störche am Nest geben, jedoch kann es jederzeit dabei zu weiteren Wechseln kommen und die Zahl der Besucher sollte in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten sogar wieder zunehmen. Am wahrscheinlichsten ist es jedoch, dass unser Solist am ehesten die Stellung hält und wohl täglich am Nest auftauchen sollte, jedoch mit abnehmender Nestpräsenz. Das Ding ist also gelaufen, aber dennoch hat das Nest nun auch schon über neun Wochen hindurch ständig Störche „an Bord“. Da kann man nicht meckern und unzufrieden sein.

Dennoch kann ich Ihnen heute einen neuen Rekord vermelden, was die Dachspaziergänge des Storchenmannes betrifft. Zwischen 7 und 8 Uhr pendelte der Ausflügler sage und schreibe 29 Mal zwischen Nest und Dach hin und her. Dies bedeutete, dass er praktisch ununterbrochen seinen „Sitz“ wechselte und mehr Zeit auf dem Dach als im Nest zubrachte. Bei seinem Abflug machte er allerdings noch einmal Station auf anderen Dächern im Umfeld des Nestes. Dies belegen einige Schnappschüsse in schöner Weise. Solches war bisher in acht Jahren Storchenkamera auch noch nicht beobachtet und belegt worden. Der Eintrag von Nistmaterial erfolgt seit dem Fast-Verschwinden der Storchenfrau ebenfalls nur noch sporadisch und beweist, dass wichtige Hormone als Auslöser des Nestbautriebes ihren Dienst immer weiter einstellen.

Das war ein etwas trauriger Tag, an dem wir uns von der Hoffnung auf eine Brut verabschiedet haben. Dennoch werden Sie weiter nichts versäumen. Hier bei uns und in meinem Tagebuch werden Sie umfassend unterrichtet über das Dinkelsbühler Nest, über andere Storchennester sowie über alles Wissenswerte zum Thema „Störche“.

 
Außenarbeit und ihre Folgen

 
Abgerückt!
 


Nestbau

Paar kurz vereint


...und die Folgen

 
22. Mai 09

Wo hält sich das Weibchen in den Nachtstunden auf? Im Nest jedenfalls ist es nicht anzutreffen. Hat es einen anderen Platz abseits von Dinkelsbühl gefunden oder will der Storchenmann aus nicht zu ermittelnden Gründen, Bett bzw. Nest nicht mit einer zweiten Person teilen? Dies wäre etwas überraschend, hat er ihr doch über eine Woche lang den Hof gemacht und sie auch jede Nacht ins Nest gelassen! Aber mit der Lockerung ihrer Bindung, die sich in immer weiter abnehmender Präsenz am Nest manifestierte, blieb die Dame des Hauses auch nachts aus. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sie auf einem Dach in der Umgebung des Nestes nächtigt oder sogar auf dem Nestgebäude selbst. Dagegen spricht allerdings die Tatsache, dass sie dann in den ersten Stunden des Tages nicht zu „Ihm“ ins Nest wechselte, sondern auch weiterhin durch Nicht-Erscheinen glänzte, So passierte es, dass Madame während des gesamten Tages und auch in den Nachtstunden nur 4 Minuten, ich wiederhole, nur 4 Minuten am Nest zubrachte. Ein einsamer Negativrekord seit der neuen Zweisamkeit am Nest. Vor und nach dem kurzen Auftauchen von „Ihr“ gab es Klappern und Drohgebärden durch „Ihn“. Ob „Er“ damit „Ihr“ imponieren oder sie sogar etwas einschüchtern wollte, vermag ich nicht zu entscheiden. Beides wäre möglich und die kurze Anwesenheit von Madame könnte dafür ein Beleg sein, dass die Harmonie im Augenblick etwas gestört ist und „Er“ „Sie“ nicht mehr so gut leiden mag!

Dachspaziergänge gehörten am Morgen jedoch abermals zu den vertrauten Szenarien am und um das Nest. Da störte es unseren Galan wenig, dass er diesmal wieder keine Zuschauerin vor Ort hatte. Er beließ es deshalb vielleicht auch nur bei 4 Unternehmungen dieser Art und düste danach einmal ab. Er kam mit Nistmaterial zurück und blieb bis kurz vor 10 Uhr allein. Danach war man – wie geschildert - vier Minuten lang ein Paar und genoss später den ganzen Tag das Singleleben. Gefiederpflege löste sich während des Nachmittag mit kurzen Abflügen und heftigen Drohgebärden ab. Es konnte gut möglich sein, dass immer wieder fremde Störche ins Blickfeld des Nestbesitzers gerieten.


Nestbau

Kurzbesuch des Weibchens


Unruhe

Es gab heute nach mehreren Tagen des Schweigens eine Nachricht von Schorsch. Dass er aus den vergangenen Jahren den Dinkelsbühlern wegen seines Schicksals bestens bekannt ist, wird er auch immer wieder entdeckt . Dies allein genügt allerdings nicht, um diese Tatsache publik zu machen. Erst wenn beispielsweise Ihr Tagebuchschreiber oder Carola aus Dinkelsbühl auf der Hut sind, werden Sie auch darüber etwas erfahren. Am späten Nachmittag erhielt ich einen Anruf eines Bürgers aus Botzenweiler vor den Toren Dinkelsbühls, der mir, nachdem ich seine Frage, ob ich der mit den Störchen sei, bejaht hatte, folgende Geschichte erzählte. Auf seiner Terrasse stehe seit den Vormittagsstunden ein Storch, nein d e r  Storch mit der Schnabelverletzung. Ob er sich deshalb Sorgen machen müsse, war die nächste Frage des Anrufers? Ich konnte ihn in dieser Beziehung beruhigen, da der Terrassen-Storch sicher keine geringerer als unser Schorsch sein musste. Ich gab die Meldung an Carola weiter, die sich ihrerseits an die Fersen Ihres speziellen Freundes heftete, ein Date mit ihm hatte und zahlreiche Bilder als Beleg seiner Existenz schießen konnte. Ich füge einige für meine treuen Leser bei.


Schorsch als Gartenbesucher
 

 
23. Mai 09

Ein herrlicher, sonniger Tag, der gänzlich trocken blieb und mit 23 Grad Höchsttemperatur zudem sehr angenehm verlief.

Nach einer sehr kühlen Nacht brachten die Morgenstunden das schon gewohnte Programm. „Er“ als einziger Übernachtungsgast im Nest unternahm die obligatorischen Spaziergänge über das Dach, diesmal waren es zwischen 5 und 7 Uhr immerhin 8 Ausflüge. Nach Abflügen ins Nahrungsgebiet erschien bis 11:05 Uhr erstmals auch die Dame des Hauses und das Paar war wieder einmal zusammen. Dies nutzte „Er“ sogleich für eine erfolgreiche Paarung. 10 Minuten später kam Unruhe auf, die sich bis zur Mittagszeit steigerte und von heftigstem Drohen und Flügelschlagen begleitet war. Noch einmal fand man für eine knappe Stunde zusammen, man paarte sich erneut und die anhaltende Bedrohungszeit machte deutlich, dass sicher auch Fremde im Luftraum zugegen waren. Ein weiteres Liebesintermezzo half, die Spannungen abzubauen und kurz hintereinander abzufliegen. Am Nachmittag war – wenn überhaupt – nur er am Nest zugegen. Was dann am Abend ab 18:20 Uhr geschah, lässt sich nicht eindeutig. Für mehr als eine halbe Stunde herrschte ein munteres Kommen und Gehen. Ob daran nur Mitglieder unseres Paares beteiligt waren oder der eine oder andere Fremdstorch, kann wegen des flotten Wechselspieles und der oft nur wenige Sekunden dauernden Anwesenheit nicht geklärt werden. Am Abend zur Übernachtung erschien auf alle Fälle nur „Er“ alleine und bezog gegen 21:04 Uhr seine Schlafstätte, ohne dort aber gleich zur Ruhe zu kommen. Das Drohen und nochmalige An- und Abflüge begleiteten den Storchenmann in die Nacht.

 
Einzelgänger


Hier herrsche ich!

Das ist die Richtige!
   

Innige Liebe

Synchronputzen


Synchrone Nestverteidigung

Von einer weiteren Neuansiedlung eines Storchenpaares im Landkreis Ansbach habe ich heute erfahren. Nach Heglau und Feuchtwangen kommt nun als dritter neuer Storchenort Weißenkirchberg, ein Ortsteil von Leutershausen, dazu. Hier war nach einer wahren Storcheninvasion im Jahre 1999 der Gedanke aufgekommen auf einem hohen Lagerhaus eine künstliche Nisthilfe zu schaffen. In Gemeinschaftsarbeit einiger Dorfbewohner zusammen mit Ihrem Tagebuchschreiber konnte diese Hilfe im Jahre 2000 installiert werden. Es kam immer mal zu einem Anflug einzelner Störche, eine dauerhafte Ansiedlung blieb aber in den vergangenen Jahren aus. Bis an Christi Himmelfahrt 2009 erneut eine kleine Storcheninvasion, bestehend aus etwa 15 Exemplaren, die kleine Gemeinde heimsuchte. Zwei Störche kristallisierten sich aus dem Trupp heraus und interessierten sich fortan nicht für die bereitgestellte Nisthilfe, sondern für den Kamin des alten Schulhauses gegenüber der Kirche. Nach Aussagen von Anwohnern begannen sie sogleich, Zweige auf die Kaminabdeckung zu tragen. Die meisten fielen wieder herab, aber so richtig „Zug“ stand nicht hinter ihren Absichten. Als ich heute dem Ort einen Besuch abstattete, stand das unberingte Storchenpaar auf dem Kamin, weniger als 10 Meter über dem Erdboden und man konnte spärliche Nestanfänge erblicken. Nach wenigen Minuten schwangen sich beide Richtung Eckartsweiler davon und ich konnte sie vor den Toren des Ortes noch ein Weilchen bei der Nahrungssuche beobachten. Wie man in allen Fällen der Neuansiedlungen erkennt, muss man nur ein wenig Geduld haben – und da können schon viele Jahre ins Land gehen – bis die Störche einen Ort für sich entdecken und sich zum Bleiben entschließen. Günter Möbus, Vorsitzender der Kreisgruppe Ansbach im Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V., stellte mir die ersten Aufnahmen des neuen Standortes zur Verfügung. Auch hier wird es den Störchen mühelos gelingen, ohne Eingreifen des Menschen ein tragfähiges Nest zustande zu bringen.


Die Störche von Weißenkirchberg

Auch mit der Feuchtwanger Storchenherrlichkeit geht es sehr erfolgreich weiter. Das Nest steht und hat bereits den ersten Gewittersturm leidlich unbeschadet überstanden. Einige Zweige gerieten zwar aus dem Lot, haben aber an der Stabilität des Nestes keinen Schaden verursacht. Es würde mich nicht wundern, wenn die beiden noch zur Brut schreiten würden, aber das habe ich beim Dinkelsbühler Storchenpaar ebenfalls lange Zeit gedacht.

 
24. Mai 09

Kein Storch im ersten Licht des Tages zu erkennen! Also ist „Er“ bereits ab 5 Uhr unterwegs in die Nahrungsgründe. Um 5:58 Uhr geht es dann allerdings Schlag auf Schlag und erklärt vielleicht die frühe Abwesenheit. Ein Storch landet und benimmt sich in etwa so, als ob er ein schlechtes Gewissen hätte. Ganz sicher keiner der angestammten Nestbesitzer!


Ein Fremder?

Nur wenige Augenblicke später steht unser Paar laut klappernd und drohend im Nest, so dass sich für einen Moment lang ein äußerst selten zu sehendes Trio im Nest präsentiert.


Die Richtigen kommen zurück!

Dies genügte allerdings an Drohpotenzial, um den überzähligen, unberingtem Storch aus dem Felde zu schlagen. In der darauf folgenden unruhigen Phase kam es als Übersprunghandlung innerhalb einer knappen Stunde zu vier Paarungen, die wenigstens zeigten, dass man in Sachen Liebe doch noch keinen Schlussstrich gezogen hatte.

 
Paarungen

Ehe beide sich mal kurz verzogen, vollführte „Er“ seine gewohnten Dachausflüge und brachte es dabei auf vier Außeneinsätze.


Ein weiterer Außeneinsatz

Noch einmal erschien das Paar gemeinsam am  Nest und es kam zu einer fünften Kopula. Wenige Minuten später trennten sich aber die Wege der beiden erneut und ein fremder Besucher nutzte den Leerstand am Nest für eine etwa 40 Minuten dauernde Inspektion. Als das Paar erneut erschien, hatte der Fremde keinen Grund mehr zu bleiben.


Erneute Bedrohung

Und wieder friedlich!

Über die Mittagszeit kam es noch einmal zu einer längeren Anwesenheit des Paares am Nest mit einigen Paarungen und immer wieder herrschte helle Aufregung, ein sicheres Indiz für weitere Fremdstörche im Bereich um das Nest. Für den weiteren Verlauf der Tageszusammenstellung musste man auf das Weibchen komplett verzichten und nur „Er“ legte eine größere Nestpräsenz hin. Bis die letzten Bilder über die Bildschirme liefen, war noch kein Storch als Übernachtungsgast am Nest erschienen.  

 
25. Mai 09

Die Sensation gleich vorweg! Das Feuchtwanger Storchenpaar, das am 15. Mai in meiner Heimatstadt erschienen war, hat das erste Ei gelegt. Genau genommen hat es natürlich das Weibchen ins Nest gleiten lassen, aber meine freudige Erregung hat mir diesen kleinen Fehler erlaubt. In gerade mal neun Tagen – sicherlich ist es bereits in der Nacht vom 24. auf den 25. Mai gelegt worden – seit dem erstmaligen Auftauchen haben beide ein komplett neues Nest an einer Stelle gebaut, an der sich keine Nisthilfe befand und somit ein Bau frei Schnauze oder frei Schnabel entstand. Dieses Ei ist das erste in Feuchtwangen seit genau 40 Jahren. Damals – Ihr Tagebuchschreiber hatte gerade sein Abitur gebaut – erbrütete auf dem Kamin eines anderen Hauses in der Unteren Torstraße ein Storchenpaar drei Junge, von denen zwei ausflogen. Eine schöne Geschichte mit viel persönlichen Bezügen zu meiner Storchen-Vergangenheit. Vom Kranzturm der Stiftskirche konnte ich beobachten, wie die Storchenmutter ihr erstes Fortpflanzungsprodukt umsorgte und es keine Minute aus dem Auge ließ. Ihr Gemahl flog einmal kurz an, überzeugte sich, dass alles in Ordnung ist, stand für einige Minuten auf der benachbarten Feuersirene und machte sich noch einmal davon. Hier herrscht also eitel Sonnenschein und ein blindes Verständnis, sonst hätte man sich ganz sicher nicht zu einer derart späten Eiablage hinreißen lassen. Der 25. Mai als Termin für das erste Ei, sollte nicht so schnell wieder überboten werden und geht in die Geschichte als einer der spätesten Legetermine fränkischer und sonstiger Weißstörche ein! Mein bisheriger Rekordtermin war der 20. Mai! Es gibt also nach wie vor nichts, was es nicht gibt, wenn man sich intensiv mit einer Tierart – und hier dem Weißstorch – beschäftigt.

Gleich die nächsten aufregenden Szenen kommen vom Dinkelsbühler Rathausdach! Ein Storch, ganz sicher unser Storchenmann, schälte sich ab 5 Uhr als Einzelkämpfer aus dem Dunkel der Nacht. Kurz darauf entschwand er für drei Stunden zur Nahrungssuche. Als er kurz nach 8 Uhr wieder erschien, konnte man noch nichts von den kommenden Ereignissen ahnen. Es wurde wieder turbulent. Häufige An- und Abflüge und dazwischen immer wieder Droh- und Aggressionsverhalten ließen einen regen Luftverkehr über dem Nest erahnen. Als dann auch noch überraschend „Sie“ auftauchte und sich ins Geschehen mit einband, versüßte ihr Gemahl durch eine überraschend hohe Zahl von Begattungen, die latent weiter eine Beziehung zwischen den beiden Liebenden unterstrichen. Um die Mittagszeit flogen beide wieder ab. Sie überließen aber damit dem Grund Ihrer Drohungen das Nest, denn ein unberingter Fremder schmuggelte sich still und heimlich ins Nest, was unser Stammpaar nicht mehr mitbekam.


Schon wieder der Fremde!

So durfte sich der Nestbesetzer ohne Mietanspruch zwei Stunden im Nest sonnen und sich über seine Eroberung freuen. Doch dann war es mit der Herrlichkeit schnell wieder vorbei, denn unvermittelt tauchten die rechtmäßigen Eigentümer des Nestes auf und bildeten für einen Augenblick – so wie auch gestern – einen seltenen Dreierpack bestehend aus drei Altstörchen im Nest.


Schluss mit lustig! – Drei Störche im Nest!

Es besteht die berechtigte Annahme, dass auch diesmal derselbe Storch wie gestern das Terzett vervollständigte. Heftiges Abwehrverhalten begleitete den Eindringling aus dem Dunstkreis des Nestes.


Gemeinsame Feindabwehr

Nichts als Trouble


Harmonie

Man blieb anschließend so lange wie schon lange nicht mehr vereint im Nest und krönte den Aufenthalt immer wieder durch eingeschobene Paarungen. Was ist wohl in die beiden gefahren?, dachte ich mir. Doch damit nicht genug! Zum ersten Mal seit vielen Tagen erschien man bei einbrechender Dunkelheit sogar wieder vereint und schickte sich auch an, die Nacht im gleichen Bette zu verbringen. Gut gemacht, ihr beiden!


Vereint zur Übernachtung!

 
26. Mai 09

Experten können sich irren! Meist suchen Sie – sollte der Irrtum publik werden – nach mehr oder weniger fadenscheinigen Ausflüchten, um ja nicht ihr Gesicht zu verlieren. Nun muss sich Ihr Tagebuchschreiber mit dem heutigen Tag ebenfalls einen Irrtum zugestehen, doch er geht nun nicht reumütig in sich und bejammert sich, sondern sieht die ganze Angelegenheit mit zwei lachenden Augen. Was ist geschehen? Wie Sie sich als eifrige Tagebuchleser erinnern, nannte besagter Tagebuchschreiber als „seinen“ spätesten Brutbeginn für Störche den 20 bis 22. Mai. Noch nie konnte der betagte Storchenmann in 40 Jahren einen noch späteren Legebeginn feststellen und auch sonst in der Literatur wird als Brutperiode nur „ganz ausnahmsweise bis Anfang Juni“ erwähnt. ohne dafür allerdings Belege anzuführen. Ob sich diese Aussage auf Gehegestörche oder auf solche in freier Wildbahn bezieht, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht kann der eine oder andere Leser in dieser Beziehung auch etwas beitragen? Nun musste ich dieses Datum bereits gestern nach hinten korrigieren, denn „mein“ Storchenpaar in meiner Heimatstadt Feuchtwangen hat gestern begonnen, ein Gelege zu zeitigen und hat das erste Fortpflanzungsprodukt ins Nest gelegt. Überraschung Nummer 1 war perfekt!

Dass das Dinkelsbühler Storchenpaar Gleiches in Angriff nehmen würde, hätte ich nach dem Verlauf der diesjährigen Storchensaison allerdings wahrhaftig nicht erwartet und setzte nun allem noch die Krone auf. Da lag doch im ersten Licht dieses Tages tatsächlich und unverkennbar ein leibhaftiges Storchenei im Nest. Von einer untreuen Storchendame war da zeitweise im Tagebuch die Rede und davon, dass „Sie“ in der Nacht gar nicht mehr am Nest aufgetaucht war und ihren Gemahl schnöde im Stich gelassen hatte. Da erscheint sie einmal wieder zur Übernachtung und da passiert es gänzlich unverhofft.


Na, so etwas!

Kurz nach fünf Uhr gab es den ersten „Eiblick“. Scheinbar liebevoll kümmerten sich die Eltern um das weiße Etwas. Befremdend war für mich allerdings der weitere Verlauf der Morgenstunden. Um 5:37 Uhr flogen beide angehenden Erziehungsberechtigten für 5 Minuten ohne Grund ab. Beim ersten Ei kommt solches sicher vor, da die Bebrütung normalerweise erst ab dem zweiten Ei einsetzt, aber ein mulmiges Gefühl hatte ich schon.


Leichtsinnig, das Ei
schon alleine zu lassen!

Das Prachtstück
wird beklappert!

Weitere fünf Minuten später nahm sich die Dame des Hauses die nächste Auszeit, während er die kommenden Minuten nutzte, um in der Zeit von 5:55 Uhr bis 6:39 Uhr insgesamt 18mal vom Nest auf den Dachfirst zu wechseln.


Außeninspektion mit Ei

Um 6:39 Uhr flog der Storchenmann ab und Nest und Ei waren erneut unbeaufsichtigt. Was dann zwei Minuten später geschah, werden viele von Ihnen (mich eingeschlossen) nicht so recht verstanden haben. Es erschien ein Storch, der kurz nach der Landung sich das neu gelegte Ei mit dem Schnabel griff, an den Nestrand trat und es einfach über das Dach in die Tiefe fallen ließ!? Das ganze Intermezzo dauerte 3 Minuten, dann verschwand der Täter unerkannt wieder.


Der Übeltäter ist gelandet

Das Ei im Schnabel


Der Rauswurf

Zehn Minuten vergingen und der Hausherr mit Nistmaterial erschien, dicht gefolgt von „Ihr“.


Kurze Zeit nach der Tat!

Wo ist unser Ei?

Man liebte sich postwendend, „Er“ spazierte wieder übers Dach, man flog gemeinsam zur Nahrungssuche, brachte Nistmaterial mit heim und blieb letztlich zwischen 16 Uhr und 20 Uhr einen langen Turn vom Neste fern. Kurz nach 20 Uhr stellte sich das Paar aber wieder zur gemeinsamen Übernachtung ein.


Wir machen weiter Liebe

Unruhe!?
   

Gewitterstimmung

Übernachtung

Natürlich interessiert die Frage: Wer war der Täter? War das Ganze ein Versehen und hatte das Weibchen in einer Art Legenot ein Ei hervorgebracht, mit dem man dann doch überfordert war und es deshalb aus dem Nest entfernt wurde? Ich denke, dass der Täter tatsächlich unser Storchenmann gewesen ist. Man hatte weder vorher noch nachher irgend etwas Auffälliges bemerkt, das dafür sprechen könnte, dass ein Fremdstorch sich in Nestnähe aufgehalten, dann im Nest gelandet sei und – wie es solche Störche zu tun pflegen – den gesamten Nestinhalt entsorgt hätte. Dieser „Normalfall scheint mir nach dem Ablauf doch etwas zweifelhaft. Wenn also der Herr des Hauses persönlich zu solchen ungewöhnlichen Handlungen greift, tritt Spekulation zwei auf den Plan. Die beiden Nestbewohner sind schlicht und einfach (noch) überfordert, mit Brut und Jungenaufzucht zurecht zu kommen. Ein Ei wird als Fremdkörper betrachtet und demnach entsorgt. Nun können Sie selbst wählen, für welche Möglichkeit Sie votieren wollen! Natürlich wäre die Sache mit dem Fremdstorch die Logischste unter allen Varianten und ich habe jetzt nur zwei Möglichkeiten etwas näher ausgeführt! Wenn es nun wirklich so gewesen ist, sollte unser Weibchen in zwei Tagen allerdings ein weiteres Ei legen (oder nicht?)!

Dank der vorbildlichen Arbeit von KaiserPingi (http://picasaweb.google.com/KaiserPingi09) sind wir erneut in die Lage versetzt worden, von einem weiteren Geheimnis unseres „speziellen“ Brutpaares des Jahres 2009 zu erfahren. Die Interpretation wird dabei allerdings nicht mitgeliefert.

Nachdem uns schon lange nichts mehr überrascht, sollten wir die nächsten Tage getrost angehen!

Bei mir stehen in naher Zukunft wieder stressige Tage und Wochen bevor. Die Jungen in den immer zahlreicher werdenden Nestern im westlichen Mittelfranken sowie im nördlichen Schwaben stehen zur Beringung an. Den Anfang machte ich am heutigen Nachmittag mit den Jungen in Mosbach am Oberlauf der Wörnitz, nur 5 Kilometer westlich von Feuchtwangen. Vom Nest und von den Geschehnissen dort habe ich zuletzt am 17. Mai im Tagebuch berichtet. Die Freiwillige Feuerwehr Feuchtwangen stellte mir erneut ihre 30-Meter-Drehleiter kostenfrei zur Verfügung so dass die Kennzeichnung der drei gut 4 Wochen alten Jungen ein Kinderspiel war. Der Zustand des Nestes und der Jungen ließ nichts zu wünschen übrig, so dass der Fahrer des Leiterfahrzeuges, Kommandant Holger Frohwieser schon nach wenigen Minuten abrücken konnte.


In Erwartung des Beringers.


Das Mosbacher Trio

Die für heute gemeldeten Unwetter blieben in unserem Raum Gott sei Dank aus. Ab 18 Uhr regnete es für rund zwei Stunden 10 Liter auf den Quadratmeter. Das war denn schon alles. Kein Sturm, kein Hagel und keine weiteren Schreckensereignisse.

 

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Hinweise

 

Im Naturschutztagebuch von Thomas Joas finden Sie neben Einträgen zum Storchennest auch zahlreiche weitere Beiträge zur Naturschutzarbeit.

 

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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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