Storchenkamera
Storchentagebuch 2009
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
Teil 3
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16. Apr. 09 |
Alles hat einmal ein Ende, auch die über 14
Tage anhaltende Schönwetterperiode! Am Abend dieses Tages kamen
Gewitter auf, die erstens den lang ersehnten Regen und zweitens eine
merkliche Abkühlung brachten.
Als kleiner Nebeneffekt tauchte die
Gewitterstimmung unser Nest bereits eine Stunde früher als normal in
Dunkelheit, so dass ein möglicher Einflug des Bewohners zur
Übernachtung von der Kamera nicht mehr eingefangen werden konnte.
Eine feste Partnerin hat der Storchenmann aber
auch an diesem Gewittertag nicht an Land gezogen. Außer einem
heftigen Droh- und Abwehrverhalten in den Minuten kurz vor bis kurz
nach 15 Uhr war es für alle ein eher langweiliger Tag. Am Morgen gab
es zunächst keinen Abflug vom Nest, sondern ein langes Relaxen
verbunden mit einem neuerlichen Dachspaziergang. Als das verspätete
Frühstück kurz vor 10 Uhr auf dem Stundenplan stand, ahnte noch
niemand, dass fast 5 Stunden vergehen mussten, bis der schon
erwähnte Angriffsversuch anstand. Der Herr des Hauses konnte auch
diese Situation meistern, bevor es zu Handgreiflichkeiten kommen
konnte.
Drei Stunden später hieß es erneut „Servus“,
doch die Gewitterfront hüllte alles Weitere in ein
undurchdringliches Dunkel.
In der zweiten Hälfte des gestrigen Tages
musste unser Platzhirsch bei der Nahrungssuche einen abgelassenen
Teich in der Umgebung Dinkelsbühls aufgesucht haben und in diesem
ein Stück herumgewatet sein. Anders lassen sich die mit getrocknetem
Schlamm verkrusteten Füße nicht erklären. Immerhin sollte die Jagd
dort erfolgreich verlaufen sein!
Kleiner
Dreckspatz |
Vom Dachfirst ist die
Aussicht ebenfalls prima |
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Das Dohlenvolk |
Schon wieder droht Ungemach! |
Ich nutzte den vorläufig letzten Frühsommertag
zu einem kurzen Ausflug an die Altmühl.
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In Großenried trägt das
Dach unterhalb des Storchennestes seit kurzem deutliche
Storchenspuren. Es sollte also auch einen regelmäßigen Gast
beherbergen.
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In Ornbau ist man weiter
am Brüten, ebenso in beiden Nestern in Triesdorf.
Heute standen und lagen jeweils beide Partner in ihren
Wohnungen.
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Auch in Merkendorf
bereitet sich das Paar auf eine Brut vor.
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Ein Stückchen weiter ist das Paar in
Altenmuhr mit seiner Brut, während sich die
Adebars in Neuenmuhr schon in der zweiten
Bruthälfte befinden und in spätestens 2 Wochen Nachwuchs
verkünden können.
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17. Apr. 09 |
Das Temperaturniveau hat mit dem heutigen Tag
einen großen Schritt nach unten, d.h. in Richtung April genommen.
Die höchsten Werte erreichten an der Feuchtwanger Wetterstation
gerade mal 9 Grad (am Vortag waren es noch 21°). Dabei regnete es
auch zeitweise, so dass in der Summe knappe 5 Liter auf den
Quadratmeter zusammenkamen.
Unser Single-Mann änderte einen weiteren Tag an
seinem Zustand nichts. Außer einer unruhigen Phase am Nachmittag
zwischen 15:30 Uhr und 16 Uhr, in der sicher erneut Überflieger am
Werke waren, gab es wenig Neues zu erleben. „Er“
werkelte eher lustlos am Nest herum, inspizierte selbiges
wiederum vom Dachfirst aus und unternahm auch einige Flüge, nach
deren Ende er mit etwas Nistmaterial auf der Bildfläche erschien. So
kann man einen Tag umschreiben, der ähnlich verlief wie das schon
beschriebene Wetter.
Nasse Impressionen
Im Fluge erwischt! |
Ein neuer Spaziergang |
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18. Apr. 09 |
Am Tag als der Regen kam. Von Mitternacht bis
gegen 16 Uhr fielen im Garten Ihres Tagebuchschreibers immerhin 16
Liter/m². Dabei wehte ein strammer Wind und mit erneut nur 9 Grad
Höchsttemperatur war die einzige Empfehlung: Zu Hause bleiben!
Unser „Weiter-Single“ hielt sich so nicht ganz
an diese Marschroute3, aber davon einmal abgesehen, zeigte sich
erneut keine Partnerin. Es blieb bei einer ganz kurzen Droh- und
Abwehrphase, die sich just in dem Moment einstellte, als der Regen
nachließ bzw. aufhörte. Wer wollte schon bei einem solchen Sauwetter
auf Wohnungssuche gehen? Ansonsten gab es die üblichen Aktionen:
Etwas Nestbau, Außenaufenthalte auf dem Dachfirst sowie Tätigkeiten,
die der Nahrungssuche dienten.
Eigenbrötler, verschmähter Liebhaber oder
eingefleischter Junggeselle? In welche Richtung wird sich das Pendel
in den nächsten Tagen bewegen? Oder kam die richtige Partnerin
einfach noch nicht vorbei? Als gelernter Optimist bin ich dennoch
guter Hoffnung, dass sich das Blatt in den nächsten 5 Wochen – und
so viel Zeit gebe ich dem Einzelkämpfer noch – wenden wird. Auch
wenn in vielen Kameranestern inzwischen Paare das Herz erfreuen,
darf bei uns noch gehofft werden! Dinkelsbühl ist und war halt schon
immer etwas Besonderes! Und so wollen wir es auch weiter halten.
Unsere Bildergalerie (Link unterhalb des
Bildfensters der Webcam:
http://www.bn-ansbach.de/storchcam/archiv.htm) ist mit
den Tageszusammenfassungen von KaiserPingi aus dem Jahr 2008 und dem
laufenden Jahr bereichert worden. Dies ermöglicht es Ihnen nun, sich
leichter und ohne uns von der Seite zu weichen, die Bilder
des Tages in aller Ruhe zu Gemüte zu führen. Viel Freude dabei!
Hau ab! |
Baumeister |
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Außenarbeiter |
Treffer!? |
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19. Apr. 09 |
Wieder strahlender Sonnenschein! Nach kalter
und selbst in zwei Metern Höhe frostiger Nacht (-0,1°) hat uns der
Frühling wieder voll im Griff und brachte immerhin eine
Höchsttemperatur von 19°.
Heute sei mir ein kurzer Blick über die
bayerische Landesgrenze hinaus gestattet. Da unser Nest auf dem
alten Rathaus sowie der Wohnort Ihres Tagebuchschreibers jeweils nur
wenige Kilometer (so 6 km) von der baden-württembergischen Grenze
entfernt sind, interessiert natürlich auch, was sich storchenmäßig
so im Nachbarländle abspielt. Dass der Storchenbestand dort in der
Zwischenzeit geradezu explodiert, hat viele Gründe, die ich nicht in
jedem Falle unterstütze. Da heißt es in einer Pressenotiz einer
Lokalzeitung zum Beispiel:
„....damit sie wachsen [gemeint sind die Jungen
im genannten Nest] und im Sommer das Nest verlassen können, lässt
ihnen Storchenbetreuer Linus W. über die Altvögel täglich Nahrung in
Form von 45 Eintagsküken zukommen. Das ist auch dringend notwendig,
denn im Jagsttal gibt es für die Störche nicht genügend Nahrung...“
Derlei Praxis ist nicht nur im genannten
Flusstal Allgemeingut, sondern auch andernorts gäbe es ohne diese
Art Zufütterung keinen Storch. Befürworter werden sagen: „Lieber
solche Störche als überhaupt keine.“ Gegner werden sagen: „Solches
Vorgehen konterkariert jegliche Art von Naturschutzbemühen und
erschwert die Argumentation gegenüber Mandatsträgern und
Entscheidungsgremien bei Fragen, die einer Verbesserung des
Lebensraumes dienen sollen.“
Jedem ist es dabei überlassen, welcher
Glaubensrichtung er oder sie seitens seines oder ihres
Naturverständnisses folgt. Als Nebeneffekt des Aufschwunges des
Storchenbestands in Bade-Württemberg haben sich nun im Grenzgebiet
zwei Storchenpaare etabliert, die Orte besetzen, die noch nie
Störche hatten oder schon Jahrzehnte kein Brutpaar mehr vorweisen
konnten. So brütet beispielsweise nach der ersten erfolgreichen Brut
im vergangenen Jahr ein Storchenpaar im Crailsheimer Ortsteil
Jagstheim, sehr zur Freude der Bevölkerung. Damit hat der Landkreis
Schwäbisch Hall (SHA) seit Jahrzehnten wieder Störche. Eine ähnliche
Entwicklung zeichnet sich auch für den Ostalbkreis (AA) ab, der
unweit von Dinkelsbühl beginnt. In Tannhausen versucht ebenfalls ein
Storchenpaar eine Brut in Gang zu bringen.
Davon sind die Dinkelsbühler noch ein ganzes
Stück entfernt, denn unser Solist blieb einen weiteren Tag ohne
Partnerin. In ähnlichen Schwierigkeiten ist auch der Storchenmann im
benachbarten Wilburgstetten. Nachdem seine Partnerin nach Weiltingen
umgezogen ist, hält er ebenfalls als Single die Stellung.
Damit wir nun nicht gänzlich ein leeres Nest
bewundern müssen, lässt sich der Dinkelsbühler Singlemann wenigstens
stundenweise am Nest blicken, er macht weiterhin seine
Firstspaziergänge und trägt gelegentlich mal einen neuen Zweig zur
Verschönerung der Wohnung ein. Das war es dann auch schon in groben
Zügen! Höhepunkte bleiben aber die täglichen Attacken und
Drohgebärden, wenn sich mal mehr oder weniger lang ein fremder
Storch am Himmel zeigt.
Wo lege ich den Zweig nur hin? |
Dachausflug |
Obligatorisches Drohen
Folgende Pressenotiz, die mir heute auf den
Schreibtisch flatterte, muss ich Ihnen – obwohl die schrecklichen
Folgen keinen Weißstorch betrafen – leider noch zur Kenntnis geben.
Die darin geschilderten Vorgänge beweisen in eindrucksvoller Weise,
wie immer noch gegen bestimmte Vogelarten als vermeintliche
Konkurrenten des Menschen vorgegangen wird. Der Vorfall ereignete
sich unweit von Colmberg am Oberlauf der Altmühl. Dort hat sich im
vergangenen Jahr auch ein Storchenpaar angesiedelt, das heuer leider
oder Gott sei dank noch nicht zum Nest zurückgekehrt ist. Vielleicht
hätte es das gleiche Schicksal ereilt wie die Silber- und Graureiher
in diesem schrecklichen Fall. Wenn man von einer Dunkelziffer
ausgeht und ausgehen muss, bedeutet der angesprochene Fund sicher
nur die Spitze eines Eisberges und es bleibt zu hoffen, dass die
Täter ermittelt und – was noch viel wichtiger ist – eine angemessen
hohe Bestrafung erhalten, die vielleicht Nachahmer abschreckt.
Colmberg: Unbekannte vergiften
Silberreiher
2000 Euro Belohnung für Hinweis– Warnung an Hundehalter
Ansbach.
Vogelschützer sind entsetzt. Im Landkreis Ansbach wurden in den
letzten Wochen mehr als ein Dutzend Reiher, darunter fünf streng
geschützte Silberreiher, Opfer illegaler Nachstellungen. Die
Staatsanwaltschaft Ansbach ermittelt gegen Unbekannt. Wie das Bonner
Komitee gegen den Vogelmord mitteilt, wurden drei Silber- und ein
Graureiher am 18. März von Zeugen auf einem Feld zwischen Colmberg
und
Bieg entdeckt. „Die Tiere wiesen deutliche Anzeichen einer
Vergiftung
auf und wurden noch am selben Tag dem Veterinäramt in Ansbach zur
weiteren Untersuchung überstellt“, berichtet Komiteepräsident Heinz
Schwarze.
Jetzt liegen die Untersuchungsergebnisse vor: Die vier Vögel hatten
kurz vor ihrem Tod kleine Fische gefressen, die mit dem hochgiftigen
Insektizid E605 (Parathion) getränkt waren. Damit steht fest, dass
die
geschützten Tiere Opfer einer Straftat wurden. Der Fall wurde am
Freitag
bei der zuständigen Staatsanwaltschaft in Ansbach zur Anzeige
gebracht,
wo sofort ein Strafverfahren gegen Unbekannt eingeleitet wurde. Als
mögliches Motiv für die Tat führt das Komitee
fischereiwirtschaftliche
Interessen an. „Reiher gelten bei vielen Anglern und Teichbesitzern
als
unerwünschte Konkurrenz und Schädlinge. Wir haben die
Staatsanwaltschaft
darauf aufmerksam gemacht, dass sich in der Nähe des Fundortes bei
Colmberg eine Fischzucht befindet“, so Schwarze. Ob der Besitzer der
Anlage etwas mit den Giftködern zu tun hat, muss nun von der Polizei
geklärt werden. Da das in den Reihern nachgewiesene Gift auch für
Säugetiere hochgefährlich ist, bittet das Komitee alle Hundehalter,
ihre
Schützlinge bei Spaziergängen im Bereich Colmberg an die Leine zu
nehmen.
Dass die illegale Verfolgung von Reihern im Landkreis Ansbach kein
Einzelfall ist, belegt auch ein weiterer Fund aus Wallersdorf. Dort
wurden Anfang Februar bereits 9 tote Reiher (2 Silber- und ein
Graureiher) gefunden, denen die Brustmuskeln fachmännisch entfernt
worden waren. Auch hier gehen die Vogelschützer aufgrund der
Fundumstände „mit Sicherheit“ (Schwarze) von menschlicher Verfolgung
aus.
Silber- und Graureiher stehen in Deutschland unter dem Schutz des
Bundesnaturschutz- und des Tierschutzgesetzes. Wer einen der
seltenen
und deshalb streng geschützten Silberreiher tötet, begeht eine
Straftat
und kann mit hohen Geldstrafen und sogar mit Freiheitsentzug bis zu
5
Jahren bestraft werden. Um bei der Suche nach den Vogelhassern im
Landkreis Ansbach zu helfen, hat das Komitee gegen den Vogelmord
jetzt
eine Belohnung von 2000 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur
Ergreifung
der Täter führen. Wer etwas Verdächtiges beobachtet hat, kann sich
bei
der Telefonhotline des Komitees unter (0700)864356673 oder direkt
bei
der Polizei in Ansbach melden.
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20. Apr. 09 |
Was ist nur mit unserem Storchenmann los? Er
hat in den letzten Tagen seine Taktik grundlegend geändert und sich
zu einer untreuen Seele entwickelt. Ich meine damit, dass er sich
vermehrt außer Haus aufhält und seinem Nest immer häufiger den
Rücken kehrt. Legt er vielleicht größere Ausflüge zurück, in der
Hoffnung, irgendwo in der Ferne eine Partnerin zu finden und ins
traute Heim nach Dinkelsbühl zu entführen?
So könnte man seinen Ausflug an diesem Tag
interpretieren. Denn als er in aller Herrgottsfrühe davonflog,
mussten wir geschlagene neun Stunden warten, bis sich erneut am Nest
etwas regte. Ganz schön lange! Da blieben die zwei Stunden der sich
anschließenden Nestpräsenz nur ein Tropfen auf den heißen Stein! Zur
Abendvorstellung mit anschließender Übernachtung fand sich Adebar
schließlich wieder pünktlich ein.
„Er“ macht sich schön! |
„Er“ schimpft |
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Das Dohlenvolk ist wieder unterwegs |
So gefällt es uns schon besser! |
Wo bleiben die neuen Storchenwellen, die
weitere Nestinteressenten in unseren Raum spülen sollen? Der Heimzug
ist sicher noch nicht in allen Phasen abgeschlossen und bei
anhaltender Schönwetterlage werden auch wir bald unser Brutpaar
begrüßen können. (Vielleicht!)
Ein gänzlich storchenloses Jahr gab es im
Übrigen seit der Wiederbesetzung unseres Nestes auf dem alten
Rathaus im Jahre 1993 überhaupt noch nicht. Dass man in jedem Jahr
auch mit Nachwuchs rechnen darf, ist ein anderes Thema. Da gehört
Dinkelsbühl nicht zu den Spitzenreitern in Franken, sondern eher zu
den Minderbemittelten. In bislang 16 Jahren blieben die jeweiligen
Storchenpaare sieben Mal ohne Bruterfolg, d. h. es flogen keine
Jungen aus.
In 9 Jahren war man dagegen erfolgreich mit
einer Brut und brachte insgesamt 20 Junge zum Ausfliegen. Insgesamt
also ein Ergebnis, das sich aber durchaus sehen lassen kann.
(Siehe auch unter
http://www.bn-ansbach.de/storchcam/histor1.htm)
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21. Apr. 09 |
Der Solozustand am Dinkelsbühler Rathausnest
hält unvermindert an. Trotzdem ging es an diesem herrlichen Tag
wieder ein kleines Stückchen vorwärts. Die Nestbauintensität wurde
leicht gesteigert. Auffällig in dieser Beziehung waren einige
Zweige, die in ihrer Länge und Größe als überragend bezeichnet
werden mussten und vom Baumeister geschickt ins Nest manövriert
wurden. Klasse Leistung kann man da nur sagen! Die geschätzte Länge
einiger Bauteile lag dabei deutlich über zwei Meter. Zwischen 16 und
18 Uhr gab es weiter zwei Phasen, in denen man jeden Moment den
Eindruck haben könnte, es komme gleich zu einer ernsten Attacke
eines Fremdstorchs oder zu einer glücklichen Vereinigung am Nest. So
wie sich unser Storchenmann aufführte, gab es an dieser Einschätzung
keinen Zweifel. Doch wie so oft in den vergangenen Wochen erwiesen
sich die Drohgebärden und Kampfhaltungen bald als Strohfeuer und man
kehrte zur Tagesordnung zurück. Wieder keine Sondermeldung: Wir
haben ein Paar! Es wäre die vierte Bindung geworden, die unser
Storchenmann in dieser Saison einginge. Da sage noch einer, die
Störche seien ihr Leben lang treu. Sie verhalten sich eben ähnlich
wie viele Menschen auch!
Ein Riesending
Aufs Dach, bitte!
Gewaltiger Ärger!
Inzwischen hat aber ein weiterer Topf seinen
Deckel gefunden! Ich meine das bislang noch ledige Weibchen aus
Neunstetten an der Altmühl unweit von Ansbach! Es hat sich einen
Storchenmann angelacht, der stolzer Ringträger ist und seinen
„Ausweis“ im Arbeitsbereich der Vogelwarte Helgoland mit Sitz in
Wilhelmshaven erhalten hat. Damit sind von derzeit in „meinem“
Gebiet zur Beobachtung gekommenen und ein Nest besetzenden 71
Störchen 44 beringt! Das ergibt immer noch einen stolzen Prozentsatz
von 62%.
Wer diese Zeilen liest und in Bayern und
angrenzenden Gebieten wohnt und Störche kennt, die einen Ring
tragen, soll mich unbedingt informieren. Ich bin gerne bereit, bei
der Ablesung zu helfen oder mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen.
Es wäre doch gelacht, wenn es uns nicht gelänge, die meisten der mit
einem Elsa-Ring gekennzeichneten Exemplare zu identifizieren. Also:
Ein Fernglas in die Hand genommen und jeden Storch einmal
durchmustern (Geduld ist angesagt!). Man kann sich – und dies
gelingt sehr schnell – zunächst darauf konzentrieren, ob Adebar über
dem Fersengelenk (es sieht aus wie das Knie!) einen meist schwarzen,
großen Ring trägt. Nur noch wenige Störche tragen an gleicher Stelle
einen Aluring oder sind gar noch mit einem solchen oberhalb der
Zehen beringt. Vor allem sind dies schon ältere, vor dem Jahr 2000
geborene Individuen.
Allein die Feststellung, dass der Storch einen
Ring trägt, wäre schon Gold wert und eine kleine Nachricht an mich
wert. Sollte jemand im Besitz eines Spektives (eines einäugigen
Fernrohres) sowie eines Statives (damit das optische Gerät nicht ins
Wackeln kommt) sein, kann man versuchen, die Beschriftung auf dem
Ring zu lesen. Sie setzt sich aus einem oder zwei Buchstaben sowie
einer drei- bis vierstelligen Zahl zusammen. Buchstaben und Zahlen
sind um 90° verdreht von oben nach unten oder von unten nach oben
angebracht. Zum näheren Studium sei auf die angeführte Website der
Vogelwarte Radolfzell verwiesen (http://www.orn.mpg.de/~vwrado/templates/de/elsa.html).
Alle ELSA-Ringe der Vogelwarte Radolfzell
tragen momentan neben dem Vogelwartenkürzel DER (Deutschland -
DE/Radolfzell – R) den Buchstaben A und eine vierstellige Nummer:
z.B. A2446, A3374, A7240 usw.
Die ELSA-Ringe der Vogelwarte
Helgoland/Wilhelmshaven tragen neben dem Vogelwartenkürzel DEW
(Deutschland/Wilhelmshaven) eine Zahlen/Buchstabenkombination in
folgender Weise 1X234, 2X345, 3X765, 4X987...
Die ELSA-Ringe der Vogelwarte Hiddensee tragen
neben dem Vogelwartenkürzel DEH (Deutschland/Hiddensee) eine
Buchstaben/Zahlenfolge in dieser Art: H2345, H9123....
Die ELSA-Ringe der Vogelwarte Sempach/Schweiz tragen neben dem
Vogelwartenkürzel HES (für Helvetia/Sempach) noch folgende
Buchstaben/Zahlenfolge: SA234, SE345, also zwei Buchstaben (bislang
SA und SE) sowie eine dreistellige Zahl
Das sollte vorerst einmal genügen. Meine Bitte: Senden Sie mir eine kurze
Nachricht, wenn sie von einem beringten Storch Kenntnis erhalten
haben. Stöbern Sie an Ihrem Nest Ringträger auf und melden Sie diese
Beobachtung bitte weiter an meine E-Mail-Adresse:
Ziegler-Feuchtwangen@t-online.de |
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22. Apr. 09 |
„Oh, wann kommst du?“, trällerte Daliah Lavi in
einem Schlager aus dem Jahre 1970. Auch wir stellen uns täglich
diese Frage und erwarten die Ankunft eines Weibchens sehnsüchtig.
Doch nichts tut sich in dieser Frage. „Er“ blieb einen weiteren Tag
solo, auch wenn es traditionell am Nachmittag erneut den Anschein
hatte, es könnte sogleich eine Angebetete vom Himmel fallen. Aber
knapp daneben, ist eben auch daneben. Man beruhigte sich wieder und
alles Weitere kennen sie ja schon.
Was sich der Solist im Storchennest zwischen 8
und 9 Uhr dachte, als er sage und schreibe sechsmal den Dachfirst
bestieg und von dort Nestbauaktivitäten zeigte, bleibt
dahingestellt. Eine solche Massierung von Außeneinsätzen ist uns in
dieser Saison noch nicht begegnet. Dass das Nest bei einigen
Abflügen und dem darauf folgenden erneuten Auftauchen an Schönheit
in Form von Zweigen und vor allem in Form von viel Altgras gewann,
war nicht zu übersehen.
Gras, Gras!
Außeneinsätze
Attacke!
Wenn Sie der Meinung sind, der
Tagebuchschreiber informiert sie ausführlich, umfassend und
informativ und die Bilder, die Sie zu Hause empfangen, sind von
guter Qualität und werden stets zuverlässig und ohne Ausfall der
Übertragung gesendet und die zahlreichen Links bieten weitere
anschauliche und weiterführende Hintergrundinformationen und wenn
Sie finden, dass die gesamte Website einfach gut, vielleicht sogar
„Spitze“ ist, dann klicken Sie doch von Zeit zu Zeit auf das grün
unterlegte Rechteck in der Längsspalte links vom Kamerabild (oder
gleich hier unter dem letzten Tagebucheintrag). Dort finden Sie den
mit „Bewertung bei Tierwebcams.de“ bezeichneten Button. Es öffnet
sich ein Fenster. Unter „Beste WebCam“ finden Sie unsere
Dinkelsbühler Störche. Klicken Sie danach auf „diese Cam bewerten“
und vergeben Sie Ihre Punkte. Sie haben die Wahl von 1 bis 10. Ich
hoffe natürlich, dass Sie zu einer hohen Punktzahl greifen werden,
ohne Sie allerdings beeinflussen zu wollen. Bedenken Sie, dass all
unsere Arbeit ehrenamtlich geschieht und eine positive Bewertung ein
wenig als Belohnung angesehen werden kann. Danke schon jetzt im
Voraus. Vergessen Sie bei der Bewertung aber nicht, dass das
Ausbleiben eines zweiten Storchs nicht in unserem Ermessen liegt!
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23. Apr. 09 |
Wenn es schon am Nest nichts Neues gibt, lohnt sich heute
mal wieder ein Blick vor die Tore der Stadt. Dort, in Sichtweite zum
Storchendomizil auf dem alten Rathaus, dem heutigen „Haus der
Geschichte“ (siehe Button auf der Eingangsseite links unten neben
dem Kamerabild – lohnt sich!!), gab es eine erneute Begegnung von
Carola mit unserem Schorsch.
Ja, der mit dem einmaligen Schnabel! Sein
Schnabelunfall jährt sich dieser Tage zum zweiten Mal und (fast)
keiner wollte ihm damals eine Überlebenschance einräumen. Doch er
strafte alle Zweifler Lügen, kam im vergangenen Jahr zurück und
brachte mit einer unberingten Partnerin ein Junges zum Ausfliegen.
Heuer versuchte er es erneut – er hat also einen weiteren Winter
überlebt – sich auf dem Rathausnest durchzusetzen, kam aber gegen
unseren Solisten nicht zum Zuge und treibt sich nun seit fast fünf
Wochen im Umkreis seines ehemaligen Brutnestes herum. Schon einige
Male kam es zu Fototerminen zwischen ihm, Ihrem Tagebuchschreiber
und vor allem Carola. Sie traf erneut mit Schorsch zusammen und zwar
wieder an der gleichen Stelle, an der es zur letzten Begegnung am 1.
April gekommen war. Diese Stelle liegt im Bereich des Teichgutes
Freundstal, unmittelbar an der Bundesstraße 25 Richtung Nördlingen
und gerade mal zwei Kilometer vom Ortsende Dinkelsbühls entfernt.
Dass Carola erneut hervorragende Bilder gelangen, sind wir ja schon
gewohnt, dass sie aber diesmal auch noch bewegte Bilder beisteuern
konnte, verdient unsere Hochachtung. Sie erbrachte den Beweis, dass
sich Schorsch durchaus in einem guten Zustand befindet, aber
offensichtlich im Augenblick keinen ernsthaften Versuch unternehmen
will, noch einmal ein Nest zu erobern. Solche Sabbatjahre sind in
einem Storchenleben nichts Ungewöhnliches und in der Biographie
einer Störche belegt.
Schorsch – eingefangen von
Carola
Fleißig!
Regnerisch |
Aushäusig |
Warum wechselt unser Storchenmann nach wie vor
so oft auf den Dachfirst? Er tut dies besonders oft am Morgen
zwischen sechs Uhr und neun Uhr. Danach unterlässt er solche
Ausflüge in der Regel, auch wenn er dann dabei mehrere Stunden im
Nest verbringt. So verfuhr „Er“ auch an diesem Tag, brachte erneut
etwas Nistmaterial, hatte einen kurzen Feindkontakt im Luftraum über
dem Nest, flog zur Nahrungssuche und kam zur Übernachtung in seine
gute Stube zurück.
Als ein kräftiger Regenschauer am Nachmittag
niederging, traf dieser ein leeres Nest.
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24. Apr. 09 |
Ein leicht frostiger Morgen begrüßte unseren
Storchenmann, was diesen nicht davon abhielt, eine wahre Orgie in
Sachen Dachspaziergang hinzulegen. 10 solche Ausflüge in knapp drei
Stunden stellten einen neuen Weltrekord dar. Dass etwas Nistmaterial
dazukam und einige Male die Besitzansprüche gegenüber dem Nest klar
unterstrichen wurden, stellte keine große Besonderheit mehr da. Man
blieb einen weiteren Tag allein und sollte sich so langsam auf
Brautschau begeben, wenn es mit Brut und Jungenaufzucht klappen
sollte. Aber gut 14 Tage bleiben dafür ja noch Zeit!
Die Nacht verbrachte unser Einzelstorch wieder
im Nest.
Außenarbeiten
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25. Apr. 09 |
Adebar macht sich rar! Nach den obligatorischen
Nestspaziergängen am Morgen und dem Einfliegen von Nistmaterial kam
es um 10:24 Uhr zum vorläufig letzten Abflug, dem bis zum Einbruch
der Nacht kein weiteren Anflug folgte. Dies bedeutete gleichzeitig
die erste Nacht seit Wochen, in der das Nest ohne Übernachtungsgast
blieb. Für solche Fälle wünschte ich mir einen kleinen Sender, der
Auskunft über den Aufenthaltsort in diesen Stunden geben könnte.
Wenn unser bisheriger Gast nicht mehr
zurückkommen sollte, gibt es noch keinen Grund zur Panik. Das Kommen
und Gehen an einem Storchennest gehört nicht selten zu den ganz
normalen Begleiterscheinungen, die eben ohne einen Kamerablick ins
Nest selbst fleißigen Beobachtern vor Ort entgehen.
Hoppla! |
Gutes Polster |
Drohen geht noch!
So lade ich Sie eben für den morgigen Tag
abermals herzlich ein, das Nest und mögliche Besucher genau zu
beobachten und dabei auf besondere Merkmale zu achten. Es könnte
nämlich leicht passieren, dass wir demnächst einen oder mehrere
„Neue“ am Nest erleben werden.
Von einer Wiederbesetzung einer Nestunterlage,
in der aber überhaupt noch nie gebrütet wurde, darf ich Ihnen zum
Schluss noch kurz berichten:
In Heglau an der Altmühl, zwischen Ornbau und
Merkendorf, hat sich am 22. April ein unberingtes Paar eingestellt.
Bei meinem Besuch heute konnte ich feststellen, dass die beiden
wirklich drauf und dran sind, hier zu Brut schreiten zu wollen.
Gleichzeitig musste ich aber feststellen, dass
das benachbarte Storchenpaar in Merkendorf wieder abgezogen ist.
Somit ist zu „befürchten“, dass es sich bei dem Heglauer Paar um das
aus Merkendorf verschwunden handeln könnte. So sind sie halt, die
Störche! Von wegen Treue zu Nest oder Partner! Da haben wir an
unserem Stammnest schon die tollsten Überraschungen erlebt und wir
erleben sie auch jetzt wieder.
Übrigens! Bewerten Sie doch wieder einmal
unsere Website! Sie können dies, wenn Sie uns gewogen sind und
unsere Präsentation für gut und informativ halten, über den grünen
Button am Ende des Tagebucheintrages tun, der mit „Bewertung bei
Tierwebcams.de“ überschrieben ist. Folgen Sie einfach den
Anweisungen, die Sie im sich öffnenden Fenster sehen werden.
Bedenken Sie dabei, dass eine gute oder sehr gute Bewertung die
einzige „Belohnung“ für unsere Arbeit darstellt!
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26. Apr. 09 |
So ganz wollte sich unser Solist wohl doch noch
nicht aus dem Staube machen. Obwohl er die vergangene Nacht nicht im
Nest zugebracht hat und demzufolge auch am Morgen nicht in seiner
Behausung weilte, stellte er sich am Vormittag doch wieder am Nest
ein. Die Uhr zeigte 9:10 Uhr. Wo mag er die Nacht verbracht haben?
Vielleicht sogar irgendwo
in der Nähe? Auf dem Dach des alten Rathauses sicher nicht.
Aber es gibt viele Dächer in der Stadt und seinem Umland. Da war er
also wieder und fühlte sich natürlich gleich zuhause. Es gab die
üblichen Dachfirstspaziergänge und weitere drei Abflüge in den
folgenden drei Stunden. Nach 13 Uhr blieb es erneut ruhig ums Nest.
Überraschend tauchte „Er“ jedoch am Abend zur Übernachtung wieder
auf. Er kam spät, aber immerhin. Bei meiner abendlichen Durchfahrt
durch die Stadt konnte ich ihn sogar live ein Weilchen beobachten.
Schade, dass er so gar nicht auf Frauen steht!, dachte ich mir, als
ich ihn in der Dunkelheit verließ.
Bin wieder da! |
Ich sorge für Ordnung |
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Mein nächster Dachspaziergang |
Ich genieße den Tag |
Zuvor konnte ich bei einer kleinen Kontrolle
noch folgendes Situationsbild über einige Storchennester an der
Wörnitz erheben:
-
Wittelshofen: 1Storch
brütet, die Jungen sollten in diesen Tagen schlüpfen oder schon
geschlüpft sein.
-
Gerolfingen: Hier bahnt
sich die nächste Brut an. Obwohl es schon sehr dunkel war, lag
der brütende Storch im Nest, während sein Partner noch brütete.
-
Wassertrüdingen: Hier
ergab sich das gleiche Bild. Auch in diesem Nest wird ganz
offensichtlich ebenfalls gebrütet.
-
Auhausen: Leider bisher
kein Anflug
-
Westheim: Ebenfalls noch
ohne nennenswerte Besuche
-
Weiltingen: Die Brut
schreitet voran
-
Wilburgstetten: Heute
stand zur Übernachtung ein Storch im Nest. Wegen eines fehlenden
Partners ist es mit einer Brut dort bislang noch nichts
geworden.
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27. Apr. 09 |
Heute ging es hoch her am Nest auf dem
alten Rathaus. Dieser Tag entschädigte für vieles, worauf wir in den
vergangenen Wochen manchmal verzichten mussten. Doch lassen Sie mich
der Reihe nach berichten:
Der Übernachtungsgast gab sich erst im
Morgengrauen wieder zu erkennen und er tat gleich das, was er in den
letzten Tagen stets mit Genuss zelebrierte: Dachspaziergänge
unternehmen! Lange hielt er sich auch dieses Mal nicht an dieser
Örtlichkeit auf, aber er bezog sie stets in sein
Anwesenheitsprogramm mit ein. Erst lange nach Sonnenaufgang und nach
Abbruch seiner Außentätigkeiten verabschiedete er sich fürs erste
für eine gute Stunde, um schließlich noch einmal für 45 Minuten
seinem Nest einen Besuch abzustatten. Um 10:47 Uhr beendete unser
Solist seine Anwesenheitspflicht und düste ab.
Der Storch mit der weißen Weste... |
...auf dem Dach |
Um 12:29 Uhr tauchte wieder ein Storch am Nest
auf und es bestand keine Sekunde ein Zweifel daran, dass dies nicht
der Solist des Vormittags gewesen sein konnte. Hatte sich ein neuer
Storch die Abwesenheit unseres Nestbesitzers zunutze gemacht und
sich ins leere Nest geschwungen? Massiger Schnabel, lange,
dunkelrote Beine mit leichten Spuren von Weiß im Bereich des
Intertarsalgelenkes, einfach großrahmig. Keine
Verwechslungsmöglichkeit mit unserem Hausherren. Was hatte dieser
Storch vor? Interessierte ihn das Nest und wollte er versuchen,
darin heimisch zu werden?
Ein neuer Kurzbesucher
Doch dazu kam es nicht. Gerade mal sieben
Minuten nach der Landung von Nummer 20 in der Reihe unserer
diesjährigen Besucher, wechselte erneut der momentane Nestinhaber.
Im ersten Moment dachte natürlich jeder daran, dass unser Solist den
Weg zurück ins Nest gefunden und nun das neue „Gesicht“ ohne Kampf
und nahtlos wieder in die Flucht geschlagen hatte! Doch weit
gefehlt!
Was nun ans Licht der Sonne trat, kam einer
mittelgroßen Sensation gleich und viele wollten ihren Augen zunächst
nicht trauen. Schorsch war gelandet!
Schorsch is back!!!
Nachdem er bei seinem ersten Auftauchen am 20.
März vom damaligen Nestinhaber vertrieben werden konnte, hatte er es
seitdem tunlichst unterlassen, weitere Versuche zur Nesteroberung zu
unternehmen. Stattdessen trieb er sich stets im Dunstkreis der Stadt
und des Nestes herum und schien wie ein Geier auf Aas auf eine
günstige Gelegenheit zu warten.
War seine Zeit, war die Zeit für Schorsch nun
gekommen? Den Storch, den Schorsch vor wenigen Sekunden verjagt
hatte, schien keine Gefahr darzustellen, denn auch dieser war wohl
nur auf der Suche und deshalb leicht zu vertreiben.
Schorsch, ich gebe ihm die laufende Nummer 21,
hegt da schon andere Absichten! Er kennt das Nest, hat es zu großen
Teilen ja mitgebaut und darinnen auch schon Junge großgezogen.
Außerdem ist er mit der Umgebung bestens vertraut, sicher alles
Vorteile, wenn man ein Zuhause erobern will. Da stand unser aller
Liebling endlich wieder im Nest! Zugegeben, er macht im Vergleich
zum Solisten am Nest einen etwas schmuddeligen und verwahrlosten
Eindruck. Aber Obdachlose können in ihrer Situation wegen fehlender
Gelegenheiten nicht so viel Zeit auf Körperpflege verwenden. Das
könnte sich ab jetzt ändern, vorausgesetzt, Schorsch findet zu sich
und eine Partnerin. Aber so weit sind wir leider noch nicht! Oder
doch?
Kaum hatte Schorsch etwa 45 Minuten mit
Nestinspektion, Nestrenovierung, Gefiederpflege und Probeliegen
zugebracht, schien sich abermals Unheil anzubahnen. Schorsch legte
Kopf und Schnabel nach hinten und begann ein regelrechtes
Klapperkonzert zu veranstalten, in das heftiges Flügelpumpen mit
eingeschlossen war. Als fleißige Leser meines Tagebuches kennen Sie
sicher den Auslöser solchen Verhaltens! Richtig! Fremde in der Luft!
Es dauerte auch nicht lange und es erschien ein
neuer Adebar auf der Bildfläche. Um 13:23 Uhr landete Besucher
Nummer 22 auf dem Dachfirst hinter dem Nest und somit gut zu
beobachten für alle Gucker an diesem Nachmittag. Man schien sich
trotz der Nähe zueinander zu dulden und keinen Angriff auf den
jeweils anderen starten zu wollen. Kein Aggressionsverhalten, keine
Klapperstrophen mehr! Man schien sich zumindest respektieren zu
wollen. Als auffälligstes Kennzeichen des Neuen erwies sich ein
ELSA-Ring über dem rechten Intertarsalgelenk.
Schorsch und der Ringstorch |
Schorsch in Pose |
|
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Entspanntes Miteinander |
Abflug ohne Zorn |
Als der Ringstorch mit Schorsch drei Minuten
nach der Landung eine Platzrunde gedreht hatte, kehrte nur Schorsch
ins Nest zurück, vom Ringstorch fehlte jede Spur. Dennoch begab ich
mich zwecks Kontrolle der näheren Umstände unverzüglich an den Ort
des Geschehens und fand nach dem Eintreffen vor Ort meine Vermutung
und Hoffnung bestätigt! Der Ringstorch stand auf einem Kamin des
Nestgebäudes, gerade mal 5 Meter vom Nest und damit auch 5 Meter von
Schorsch entfernt. Man drehte sich sogar zeitweise den Rücken zu,
betrieb seelenruhig Gefiederpflege und nahm buchstäblich keine Notiz
vom jeweils anderen. Wie entspannt der Storch auf dem Kamin außerdem
war, zeigte die Tatsache, dass er etwa 30 Minuten auf einem Bein
stand und das andere angezogen hatte. Natürlich war das angezogene
Bein das mit dem Ring. So musste ich eben warten, bis mein Gegenüber
mir den Gefallen tat, das Standbein zu wechseln. Ich hatte den
längeren Atem und somit Gelegenheit, die Ringnummer zu
identifizieren. Das Ergebnis zeigte, dass es sich um keinen von mir
beringten Storch handelte und auch wohl um keinen anderswo in Bayern
beringten Vogel. Bliebe da noch unser Nachbarland Baden-Württemberg!
Vermutlich liegt sein Geburtsort in diesem Bundesland, als
Geburtsjahr dürften wir wohl mit 2006 ganz gut liegen. Näheres über
die Daten erfahren Sie bei mir, sobald ich die Nachricht von der
Vogelwarte in Radolfzell erhalte.
Als ich mich wieder Richtung Feuchtwangen
verzog, stellte sich die Situation am Nestgebäude unverändert dar:
Schorsch stand im Nest, der Ringstorch auf einem Kamin des alten
Rathauses. Um 15:31 Uhr tauchte der Ringstorch erneut auf dem Kamin
auf, hielt es aber dann immer nur ganz kurz dort aus. Er drehte
einige Runden, landete erneut und wiederholte die Aktionen noch
einige Male. Als er um 15:38 Uhr wieder vom Dach aus startete, kam
es anschließend zu keiner Landung mehr auf dem First. Schorsch
verhielt sich während der gesamten Zeit völlig teilnahmslos, so als
ob er längst erkannt hatte, dass ihm von diesem Storch keine Gefahr
drohte.
Schorsch hielt stets im Nest die Stellung und
unternahm keinen Versuch, auch einmal das Nest zu verlassen. Solches
tat er aber schließlich doch etwas später!
Schorsch scheinbar kopflos |
Schorsch beim Versuch eines Kopfstandes |
Um 17:38 Uhr flog Schorsch doch endlich einmal
ab und man durfte gespannt sein, wie sich die Lage weiter entwickeln
würde. Zu einer Begegnung mit unserem treuen Solisten – so viel sei
schon verraten – kam es an diesem Tag nicht mehr. Offensichtlich hat
dieser Storch nun endgültig seine Ambitionen aufgegeben und ist
abgezogen. Aber wie würde sich Schorsch verhalten?
Die Stunden verrannen, ohne dass sich ein
Storch am Nest gezeigt hätte. Wegen der zunehmenden Bewölkung an
diesem Abend, neigte sich die Dunkelheit etwas früher über unser
Nest. Doch so viel war um 20:22 Uhr zu erkennen! Ein Storch war auf
dem Dachfirst gelandet. Ich vermute mal, dass es unser Ringstorch
von heute Nachmittag gewesen sein könnte, denn im Nest stand er noch
nie und somit war seine Anlaufstelle sicher zuerst wieder der
Dachfirst. Zwei Minuten nach der Landung kam es zum Abflug vom Dach
und anschließend zur Landung eines Storchs im Nest, dieser muss
sicher Schorsch gewesen sein, der den anderen zum Abflug gezwungen
und zur Landung an anderer Stelle veranlasst haben sollte. Zu einer
eventuellen Paarfindung an diesem Tag kam es (noch) nicht. Sicher
hat Schorsch im Nest übernachtet, der zweite Storch irgendwo in der
näheren Umgebung, vielleicht sogar in Sichtweite zum Nest. Dass er
gestern bei bewölktem und mondlosem Himmel noch eine größere Strecke
geflogen sein könnte, halte ich für schwer vorstellbar.
Fazit eines aufregenden Tages: Schorsch ist
zurück! Das ist schon mal einen Extra-Schluck wert! Mit seinem
Erscheinen und dem Verschwinden seines Vorgängers werden nun die
Karten wieder komplett neu gemischt und alle Konstellationen sind
wieder möglich, ob mit oder ohne Schorsch. Das Erscheinen zweier
weiterer Interessenten im und am Nest beweist auf alle Fälle ganz
eindeutig, dass nun auch neue Ostzieher in unseren Raum gelangen und
Plätze auffüllen und Nester übernehmen, die bislang noch
unvollständig oder überhaupt nicht besetzt sind.
Da stehen uns in den nächsten Tagen sicher
aufregende Beobachtungen bevor und Sie werden zusammen mit mir
aufmerksame Beobachter bleiben und hoffen, dass sich die Richtigen
bald finden, um für Nachwuchs sorgen zu können. Ob Schorsch in
seinem Zustand dafür in der Lage sein wird, wird sich weisen. Es
bleibt natürlich in diesem Zusammenhang die Frage, warum er so lange
gezögert hat und sich erst mal geschlagene sechs Wochen in der
Gegend herumgetrieben hat? Sind es gesundheitliche Gründe?
Vielleicht gibt er uns in nächster Zeit darauf selbst eine Antwort.
Bleibt es lediglich bei einem erneuten Versuch einer Nestübernahme
und verzieht sich Schorsch ein zweites Mal, dann stimmt mit ihm
sicher etwas nicht. Bleibt er und findet er auch eine Partnerin, die
mit ihm eine Ehe gründen will, dann müssen wir uns keine Sorgen mehr
machen. |
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28. Apr. 09 |
Das Wechselspiel am Nest
hält unvermindert an! Wer dachte, nun liefe alles in eine neue,
hoffnungsfrohe Richtung, wurde abermals enttäuscht. Denn unser alter
Schorsch konnte seine Stellung erneut nicht halten und damit auch
nicht die Gunst der Stunde nutzen. Ohne erkennbare Anzeichen einer
Gegenwehr überließ er bis zum Abend unserem Dauerbrenner, auch
Solist genannt, das Feld.
In den Nachtstunden konnte Schorsch seinen
Triumph ein wenig auskosten und sich wie ein kleiner Eroberer
fühlen, denn sein Vorgänger am Nest war nicht aufgetaucht und hatte
es erneut vorgezogen, an anderer Stelle zu übernachten. So hatte
Schorsch am Morgen keine Eile, sein Domizil zu verlassen. Er tat
dies schließlich aber doch gegen 6:30 Uhr. Als er nach zwei Stunden
wieder kam, schien er einen Begleiter im Schlepptau Richtung Nest
geführt zu haben, denn kurz nach Schorschs Landung, erschien der
Fremde auf dem Dachfirst des Nestgebäudes. Ein erster Blick auf die
hinteren Extremitäten des Gastes zeigte, dass er über dem rechten
Intertarsalgelenk einen ELSA-Ring zu tragen schien und somit
möglicherweise mit dem Ringträger von gestern identisch sein könnte.
Das unverhoffte Glück währte aber nur knappe 10
Minuten, in denen beide ein Stillhalteabkommen an den Tag legten und
sich in keiner Weise gegenseitig belästigten. Als beide schließlich
ihren Standort fast gleichzeitig verließen und nach einer Platzrunde
nur Schorsch zurückkehrte, war es mit der ganzen Herrlichkeit auch
schon vorbei. Am frühen Nachmittag kündete die eine oder andere
Drohgebärde erneut eine „Feindsichtung“ an, ohne dass wir den
Auslöser zu Gesicht bekamen. Kurz nach 16 Uhr verabschiedete sich
Schorsch und es sollte die vorerst letzte Begegnung mit ihm am Nest
gewesen sein.
Seinen Part übernahm genauso lautlos wie
Schorsch am gestrigen Tag ab 17:25 Uhr unser alter bekannter Solist.
Ganz offensichtlich war unser „Dauerbrenner“ am Nest am Vortag etwas
vom rechten Weg abgekommen und irgendwo hängen geblieben. Zu gerne
erinnerte er sich aber in der Folgezeit wieder an sein geliebtes
Dinkelsbühl, das er dann am späten Nachmittag erreichte. Die sich
anschließende, sehr unruhige Phase ließ deutlich werden, dass
Schorsch beim Auftauchen des Nestinhabers nicht gleich klein
beigeben wollte, sondern eine ganze Weile versuchte, sich gegen den
offenbar dominanten Hausherren in Szene zu setzen. Es gelang aber
nicht! Selbst bei Einbruch der Dunkelheit konnte man an der Reaktion
unseres Einzelkämpfers Schorschs Gegenwart immer noch spüren.
Somit ist mit einem Tag Unterbrechung alles
erneut ins Stocken geraten! Wir stehen abermals vor einem nur halb
besetzten Nest und harren der Dinge, die da kommen werden. Von
Schorsch als Brutstorch im Dinkelsbühler Nest sollten wir nun aber
endgültig Abschied nehmen. Er scheint nicht mehr in der Lage zu
sein, sich gegen einen einzelnen Konkurrenten dauerhaft
durchzusetzen. Wünschen wir ihm jedoch das Beste und wünschen wir
Carola, dass sie ihm noch ab und zu begegnet und wir mit Bildern
belohnt werden!
Guten Morgen, Schorsch |
Da kommt gleich einer! |
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Da ist er schon |
Nichts wie hinterher |
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Das letzte Bild von Schorsch |
Der eigentliche Nestinhaber |
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Unruhe... |
...bis in die Nacht! |
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29. Apr. 09 |
So bescheiden wie das Wetter (9 Grad Höchsttemperatur und 3 Liter
Regen/m²) präsentierten sich die Ereignisse am Nest. Wie schnell
sich doch eine Situation innerhalb eines Tages ändern kann!
In den beiden letzten Tagen herrschte Highlife
am Nest und heute echt tote Hose. Keine Attacken von fremden
Störchen und erneut kein Interessent als Partner unseres Solisten.
Da waren die Dachspaziergänge eine willkommene Abwechslung, zumal
sie unser Solomann in einer nie beobachteten Häufigkeit vornahm.
Allein 14 solcher Ausflüge sind
belegt und stellten damit einen vorläufigen Höhepunkt dieser
Verhaltensweise dar.
Vom Nestbau kann berichtet werden, dass dieser
wieder beinahe vollständig eingestellt worden ist und einfach kein
richtiger Zug herrscht, der nun klar in Richtung Brutbereitschaft
deuten könnte. Da müsste mal alles komplett durchgemischt werden!
Ich meine, unser Solist sollte es bald mit einem brutwilligen Paar
zu tun bekommen, das ihn schleunigst des Feldes verweist. So kann es
doch nicht weitergehen! Er will oder kann nicht und blockiert das
Nest!
Jetzt bin ich vielleicht doch etwas zu weit
über das Ziel hinausgeschossen und habe – leider – sehr menschlich
gedacht und dies gehört zu den Kardinalfehlern in der Natur- und
speziell hier bei der Storchenbeobachtung! Störche sind eben keine
Menschen und sollten deshalb keinesfalls wie solche behandelt
werden!
Also lassen wir den Dingen ihren Lauf und
bewundern, was uns Meister Adebar so alles vorführt, kostenlos und
ohne das Haus verlassen zu müssen. Auch ohne Brut und ohne fünf
Junge im Nest kann ein Storchenjahr durchaus spannend, aufregend und
abwechslungsreich verlaufen!
Dachspaziergang im Morgengrauen |
So geht es auch |
oder so!
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30. Apr. 09 |
Es gibt wiederum Nachrichten von Schorsch!
Unser altes Storchenmännchen, das in den vergangenen beiden Jahren
Teile seines Schnabels verloren und an unserem Nest auch 1 Junges
zum Ausfliegen gebracht hatte, ist nach wie vor im Umfeld der Stadt.
Nachdem der wackere Storchenmann schon zweimal in dieser Saison
versucht hatte, unser Nest in Besitz zu bringen (zuletzt für gut 24
Stunden vom 27. bis zum 28. April)hält er sich nun erneut vor den
Toren der Stadt in der Umgebung des Teichgutes Freundstal auf. Dort
konnte ihn heute Carola wieder beobachten. Doch nicht nur dies
findet unseren Gefallen, sondern auch die Tatsache, dass er in
Begleitung eines zweiten Storchs gesehen wurde. Diese Feststellungen
dürfen getrost mit dem heutigen unruhigen Tag in Verbindung gebracht
werden, an dem unser Solist im Nest mehrmals zum Ausdruck brachte,
dass sich über ihm im Luftraum einiges zu bewegen schien. Könnten
für diese Unruhe nicht erneut Schorsch und sein Begleiter oder seine
Begleiterin verantwortlich zeichnen? Ich denke schon! Aber zu einem
ernsthaften Versuch einer Nestübernahme kam es wieder nicht.
In der ersten Stunde des neuen Tages kam es
sage und schreibe zu 10 Außeneinsätzen des Storchenmannes. Dies
sagt, dass sich Adebar unentwegt zwischen Dach und Nest hin- und
herbewegte. Für anderes blieb da kaum noch Zeit. Als zu dieser
Unruhe endlich auch noch heftiges Drohen dazukam und „Er“ auch
abflog und kurz darauf erneut erschien, war es klar, dass „Feinde“
in der Nähe waren. Nach einem etwa einstündigen Abflug beruhigte
sich die Lage, um anschließend bis über die Mittagszeit abermals zu
eskalieren. So zog sich dieser Tag bis weit in den Nachmittag
hinein. Zum Tagesausklang gönnte sich der Unsrige eine dreistündige
Fresspause, von der er kurz nach 20 Uhr mit einem kleinen
Mitbringsel als kleine Gabe zur Verschönerung des Nestes
zurückkehrte.
Morgenspaziergang
Eskalation
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1. Mai 09 |
Maifeiertag! Bei herrlichen Ausflugswetter
zogen Scharen von Familien und viele gut gelaunte und trinkfreudige
Mitglieder der jüngeren Generation durch Gottes wunderschöne Natur,
nicht immer zu deren Freude. Da wünschte man sich doch von Zeit zu
Zeit einen verregneten Feiertag ins Haus!
Auch Ihr Tagebuchschreiber machte seinen
Ausflug, natürlich mit dem Auto und aus rein wissenschaftlichen
Gründen!!!?? Wenn Sie mich jetzt sehen könnten, könnten Sie mein
verschmitztes Grinsen und ein Zwinkern beider Augen erkennen!
In Schopfloch – genau auf halber Strecke
zwischen meiner Heimatstadt Feuchtwangen und Dinkelsbühl gelegen –
machte ich am Storchennest kurz Halt und überzeugte mich davon, dass
das Storchenpaar auf dem Rathausdach weiter brütet.
Nun ging es hinab ins Wörnitztal und auf
schmaler Straße entlang des Flusses Richtung Dinkelsbühl. Zwischen
der Froschmühle und dem Dinkelsbühler Ortsteil Maulmacher – hier
reihen sich an Feiertagen an den Ufern der Wörnitz die Angler wie
Perlen an einer Perlenschnur – traf ich auf einen Storch, der keinen
allzu großen Abstand zu Petris Jüngern hielt. Ein Blick durchs
Fernglas brachte schnell eine Identifizierung. Schorsch hatte seinen
Maiausflug an den Bereich der Wörnitz unternommen, der ihm aus den
vergangenen Jahren bestens vertraut ist und von dem er weiß, dass
dort bei Anglern immer etwas zu holen ist. Er weiß dies vor allem,
seit er in den Wochen nach seiner schweren Schnabelverletzung dort
von besagten Anglern regelmäßig mit Fisch gefüttert wurde. Das hat
er seitdem nicht vergessen, auch wenn er im Augenblick nicht darauf
angewiesen ist. Während ich Angler und Schorsch beobachtete,
entfernte sich Letzterer aus dem direkten Umfeld der Angelfreunde
und lief Richtung Maulmacher weiter.
Auch im Teichgut Freundstal – dort konnte ihn
Carola erst gestern beobachten – sollte Schorsch mit Fisch gelockt
werden können und seine Vorliebe für diesen Ort erklären. Bliebe
noch der See innerhalb des Campingplatz-Geländes. Ob Schorsch auch
dort in diesem Jahr regelmäßig nach Futterquellen Ausschau hält,
konnte ich noch nicht überprüfen. In seinem Schicksalsjahr 2007
pflegte er auch an dieser Stelle seine Futterrationen einzusammeln
und die reichten von tief gefrorener Alaska-Forelle über Brotreste
bis zu selbst gebackenem Kuchen! Und dies alles fraß Schorsch mit
wahrem Heißhunger! Ihr Tagebuchschreiber hat es mit eigenen Augen
gesehen und er weiß seitdem, dass Störche alles fressen, was ihnen
vor den Schnabel kommt! Zugegeben! Brot und Kuchen vielleicht nur,
wenn wirklich nichts anderes zur Verfügung steht! Damals habe ich
auch dazugelernt und behaupte nun nicht mehr, dass Störche
ausschließlich tierische Nahrung zu sich nehmen. Während Schorsch
gerade mal 2 Kilometer vom Nest auf dem Dinkelsbühler Altrathaus
entfernt freundschaftliche Kontakte mit Anglern pflegte, was wegen
vermeintlicher Nahrungskonkurrenz nicht immer selbstverständlich
ist, stand der Immer-noch-Solist im Rathausnest und wusste sich vor
weiteren Attacken durch Schorsch recht sicher.
Dabei hatte der Nestbesitzer bereits am frühen
Morgen mit einem Nebenbuhler zu tun.
Nach der Morgentoilette und diversen Ausflügen
auf und über das Dach des Nestgebäudes kam es kurz nach 6:30 Uhr zum
ersten Abflug in die Nahrungsgründe.
Auf Dachspaziergang
Um 7:14 Uhr landete ein Storch nicht im Nest,
sondern auf dem First des Daches zwischen Nest und der Silhouette
der Paulskirche. Dabei handelte es sich nicht um unseren Solisten,
sondern um einen Gast, der über dem rechten Fersengelenk einen
ELSA-Ring trug. Ein derart markierter Storch stand bereits am 27.
April an gleicher Stelle, so dass es sich möglicherweise um
denselben Besucher gehandelt haben könnte. Im Unterschied zu seinem
letzten Besuch stand heute das Nest allerdings leer, so dass er nach
kurzem Zögern zu Fuß in Richtung freier Wohnung lief und schließlich
auch in die sturmfreie Bude sprang. Es blieben ihm 20 Minuten Zeit,
in denen er zuerst einmal aufräumte und sich mit dem seit Wochen
sichtbaren und aus dem Nestuntergrund herauserodierten Plastikteil
beschäftigte. Trotz großer Bemühungen gelang es ihm nicht, diesen
„Störfaktor“ zu entfernen.
Ein neuer Besucher
Weg mit dem Müll!
Alle weiteren Versuche wurden durch das
Auftauchen des Nestbesitzers jäh unterbrochen, der dabei sein
mitgebrachtes Nistmaterial brav im Schnabel behielt. Der Ringstorch
gab klein bei, verschwand ohne sich zu widersetzen und bekam danach
von „Ihm“ noch einige Drohgebärden mit auf den Weg.
Der Hausherr tritt auf den Plan |
Noch mal kurz gedroht |
Nach einer Stunde im Nest, die mit einigen
Dachausflügen garniert war, verließ uns der Hausherr wieder. Über
fünf Stunden blieb das Nest anschließend verwaist, ehe man sich
gegen 14 Uhr erneut dort einfand. Am Verhalten des Hausherrn konnte
man in der Folgezeit sicher ablesen, dass er erneut „feindliche
Begegnungen“ im Luftraum über sich zu erdulden hatte. Zu einer
Landung eines „Außerirdischen“ kam es aber nicht mehr. Um 15:45 Uhr
musste sich „Er“ mal wieder stärken und außer Haus abreagieren. Er
verduftete und ließ uns bis kurz vor 21 Uhr auf seine Rückkehr mit
anschließender Übernachtung warten.
Das Warten auf einen Partner geht also
unvermindert weiter! Ich habe noch einmal in den Annalen des
Dinkelsbühler Nestes seit 1993 geblättert und bin auf ein Datum
gestoßen, das den 5. Mai als spätesten Zeitpunkt ausweist, zu dem
ein Paar am Nest eintraf und noch erfolgreich Junge zum Ausfliegen
brachte. Alle Störche, die nach dem 5. Mai am alten Rathaus
erschienen, schritten nicht mehr zur Brut. Nun ja! Da hätten wir
noch einige Tage Zeit und jeder Rekord kann auch mal überboten
werden. „Mein“ spätester Brutbeginn überhaupt lag so um den 22. Mai
herum. Da sind wir erst mal gespannt! Aber zugegeben; Mit jedem
weiteren Tag des Wartens sinken natürlich die Chancen auf eine
erfolgreiche Brut weiter!
Andernorts sind die ersten Jungen geschlüpft
und wie im Falle von Donauwörth – das beiliegende Foto vom 27. April
verdanke ich dem dortigen Nestbetreuer Norbert Sahliger – heute
bereits zwischen 7 und 13 Tage alt (5 Junge geschlüpft zwischen dem
18. April und 24. April).
Donauwörth
Die weiteren Bilder zeigen Beispiele, die heute
„geschnappst“ wurden und Junge zeigen, die allesamt so um eine Woche
alt oder ein wenig älter sind.
Die Jungen in Lindheim
Aus Arevalo/Spanien
Zeiskamer Mühle/Südpfalz
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Im
Naturschutztagebuch von Thomas Joas finden Sie neben
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Spenden
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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