Storchenkamera
Storchentagebuch 2008
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
Teil 7
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3. Jun. 08 |
Nach den gestrigen Höchstwerten bei der
Temperatur in diesem Jahr mit über 30 Grad, blieb das Thermometer
heute bereits bei 18 Grad hängen. Man konnte die Temperaturentwicklung
allein am Verhalten von Schorsch und Nummer 7 erkennen und musste das
Thermometer nicht extra in Betracht ziehen.
War am gestrigen Tag ein Hudern der Jungen wenig
angebracht und auch kaum zu beobachten, lagen heute die Verhältnisse
komplett anders. Die Jungen waren immer nur kurz sichtbar, wenn sich
einer der Altvögel kurz erhob, die meiste Zeit wurden die Küken
zusätzlich von einem Elternteil gewärmt, denn bei Temperaturen
zwischen 15 und knapp 20 Grad ist eine zusätzliche Wärmezufuhr
unerlässlich.
Die drei Küken dürfen heute auf ein Alter von 10,
9 und 7 Tagen zurückblicken. Sie tragen noch immer ihr erstes
Dunenkleid, das von der Farbgebung ein dunkles Grau aufweist und sie
bei Regen und nassem Nestuntergrund noch dunkler erscheinen lässt. In
wenigen Tagen wechseln alle der Reihe nach ins zweite, helle oder
weiße Dunenkleid, aus dem dann schließlich die erste bleibende
Federgeneration erwächst, deren prominenteste Vertreter die Hand- und
Armschwingen – sie bilden die Tragfläche des Flugzeuges „Vogel“ –
darstellen. Achten Sie deshalb bitte in den nächsten Tagen auf diese
deutlich sichtbare Veränderung im Aussehen unserer Kleinen.
Hinweisen darf ich noch auf einen neuen
Spendenaufruf unserer Kreisgruppe im Bund Naturschutz. Vor den Toren
Dinkelsbühls ist es erneut gelungen, in den Besitz einer Feuchtwiese
in der Nähe Dinkelsbühls zu kommen. Besagte Wiese befindet sich 2,5
Kilometer vom Stadtzentrum entfernt im Bereich des Ortsteiles
Segringen. Allein die relative Nähe zu Schorsch und Nummer 7 zeigt die
Wichtigkeit der Maßnahme zur Verbesserung der Lebensraumqualität. Eine
genauere Beschreibung der geplanten Maßnahme finden Sie unter
http://www.bn-ansbach.de/storchcam/ankaufwoernitz.htm
3500 Euro müssen aus Eigenmittel durch den Bund
Naturschutz noch beigesteuert werden. Beteiligen Sie sich deshalb
sofort – wie schon einmal vor einigen Jahren – an der Realisierung
eines neuen Biotopprojektes und unterstützen Sie Schorsch und Nummer 7
im Verbund mit vielen anderen Bewohnern der Feuchtwiese! Mit einem
Euro an Spendengeldern helfen Sie mit, 3 Quadratmeter Wiesenfläche zu
erwerben. Sie sollten keinen Moment zögern, für unsere Lieblinge jede
Gelegenheit beim Schopfe zu packen und das Auskommen eines
Storchenpaares in Dinkelsbühl auch für die Zukunft wenigstens nicht zu
verschlechtern. Bitte bedenken Sie, dass auch auf Dinkelsbühler
Stadtgebiet täglich wertvolle Fläche durch ausgewiesene Neubaugebiete
verloren gehen oder durch einen intensiven Straßen- und Wegebau
zerschnitten und damit für Störche weniger attraktiv werden.
Somit bleibt der Erwerb eines relativ kleinen
Grundstückes von rund 9000 Quadratmetern eher ein Tropfen auf den
heißen Stein, er sollte aber für alle Verantwortlichen der Stadt
Signalwirkung besitzen und damit auch die Verantwortlichen ein wenig
sensibilisieren, nach Ersatzflächen Ausschau zu halten und somit den
Lebensraum von Schorsch und Nummer 7 nicht weiter zu verschlechtern.
Packen wir es also an und setzen wir erneut ein Zeichen der
Solidarität für unser Storchenpaar. Es bedarf erfahrungsgemäß einer
langen Überzeugungsarbeit, bis man auch Entscheidungsträger mit ins
Boot bekommt, doch Hartnäckigkeit und Optimismus hat noch nie
geschadet und solche Eigenschaften sind in Sachen Naturschutz
unabdingbare Charakterzüge. Plündern Sie ein wenig Ihr Konto oder
begleiten Sie unser Projekt wenigstens wohlwollend in Ihren Gedanken.
Wer den Link mit allen Einzelheiten noch einmal zur Erinnerung
betätigen will, ist hier bestens aufgehoben:
http://www.bn-ansbach.de/storchcam/ankaufwoernitz.htm
Mit einigen gelungenen Schnappschüssen von heute
verabschiede ich mich von Ihnen. Unser Nesthäkchen hält weiter den
Anschluss, auch wenn es in der Größe deutlich hinter seinen
Geschwistern zurückbleibt. Wünschen wir allen Mitgliedern des Trios
weiterhin alles Gute.
Der Nestausbau geht weiter |
Mit Blumen überschüttet |
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Was Großes wird verschluckt |
Von Angesicht zu Angesicht |
Die kleine Rasselbande | |
4. Jun. 08 |
Es ist weiter Schreibtischarbeit angesagt, die
nicht unbedingt mit Störchen etwas zu tun hat. Daneben laufen weitere
Planungen für die noch anstehenden Beringungen. Termine müssen
gefunden und koordiniert werden und es sind erneut Fahrten zu
bewältigen, die den richtigen Beringungszeitpunkt herausfinden sollen.
So zwischen der dritten und sechsten Lebenswoche sollte es schon sein.
Größere Spielräume gibt es für mich nicht und da Ihr Tagebuchschreiber
nichts riskieren will, bleibt ihm nicht anderes übrig, als sich selbst
ein Bild von der Situation an jedem Nest zu machen. Auf Mitstreiter
und zuverlässige Kontaktpersonen vor Ort kann man sich leider nur in
den seltensten Fällen verlassen. Da gibt es ernsthafte Aussagen, die
sich später bei eigenem Augenschein mit der Realität überhaupt nicht
vereinbaren lassen. Da hilft nur das eigene Auge, (fast) dem einzigen,
dem ich traue. Vielleicht hat es auch ein wenig mit meinem Vornamen
Thomas zu tun, dem aus biblischer Sicht ja oft der Beiname „Der
Ungläubige“ zuerkannt wird.
Unser Trio hält nach wie vor unangefochten die
Stellung und wächst und gedeiht. So sieht es wenigstens aus! Bei den
meisten Tragödien in den verschiedenen Nestern schien wenige Minuten
vor einem Gau auch noch alles in Ordnung zu sein und plötzlich nahmen
die Ereignisse ihren dramatischen Verlauf.
Aus dem Nest zu berichten, fällt auch an diesem
Mittwoch wieder leicht. „Keine besonderen Vorkommnisse!“, lautet dabei
die Devise.
An Nachschub von oben fehlt es nicht!
Man reckt und streckt sich |
Man sucht die Futterquelle |
Man sucht Unterschlupf | |
5. Jun. 08 |
20 Grad und immer wieder Regenschauer! Nicht
unfreundlich, aber auch nicht richtig sommerlich! Die 7 Liter Regen
werden natürlich dringend gebraucht und bedeuten für Alt und Jung im
Storchennest keine Gefahr für Leib und Leben. Im Gegenteil! Das Nass
hilft, die Nahrung schneller und leichter zu finden, als es in den
letzten Tagen der Fall war.
Um die Mittagszeit konnte man an den kurzen
Abflügen von Schorsch leicht erkennen, dass wieder einmal Gefahr in
Gestalt fremder Störche im Verzug war. Zu Körperkontakten zwischen den
Nestbesetzern und den Fremden kam es aber augenscheinlich nicht.
Anderes ist bei einem Schnappschuss vom
Kameranest auf der evangelischen Kirche in Bornheim zu vermuten. Ob
die offenkundige Verletzung durch einen Unfall (wie von der örtlichen
Meldestelle vermutet) mit nachfolgenden inneren Blutungen oder aber
durch eine andere Ursache ausgelöst wurde, kann bisher nicht gesagt
werden. Solange der verletzte Storch aber das Nest anfliegen kann und
seine Jungen bewacht, ist keine Aufregung nötig.
Bornheim Kirchendach
Bitte seien Sie mit vorschnellen Befürchtungen
und Aufgeregtheiten immer sehr zurückhaltend! Beobachten Sie lieber
erst etwas und, wenn es sein muss, auch etwas länger und vermeiden Sie
jegliche Art von Panik! Ob ein Storch seine Jungen noch versorgt oder
nicht, kann erst nach Stunden ununterbrochener Beobachtung – da darf
man sich aber auch nicht für kurze Zeit vom Bildschirm entfernen! –
gesagt werden. Man hätte sich im Falle von Darany manche Aufregung
ersparen können, obwohl es hier zum Tod eines weiteren Jungen kam. Die
Ursache lag aber nicht darin begründet, dass manche glaubten, die
Eltern würden die Jungen nicht mehr versorgen. Sicher lag es an den
kühlen Temperaturen und den Regenfällen, die es den Altstörchen
erschwerten, in kurzer Zeit viel Futter herbeizuschaffen. Bitte auch
an unserem Nest in Dinkelsbühl zuerst einmal die Ruhe bewahren. Junge
können einmal für längere Zeit wie tot aussehen, doch plötzlich
erkennt man, dass sie sich doch noch bewegen und ganz munter sind.
Meine Bitte: Erst den Fall sicher abklären und dann die Polizei rufen!
Ich denke, sie haben mich verstanden und können im Fall des Falles
auch richtig reagieren.
Tote oder sterbende Jungvögel werden so und so
nicht aus dem Nest geholt, wenn beide Altstörche die volle Kontrolle
über ihr „Reich“ ausüben! Ausnahme: Wenn ein Altstorch nachweislich zu
Tode kommt, flugunfähig ist oder ein Jungstorch nachweislich mit einem
Fremdkörper in Kontakt kommt, der ihm die Nahrungsaufnahme nicht mehr
erlaubt oder die Bewegungsfreiheit raubt (so wie beim Jungstorch von
Wittelshofen).
Dieses Eingreifen muss unterlassen werden, wenn
dadurch die Gefahr besteht, dass andere Nestgeschwister Schaden
nehmen. Dies kann der Fall der Fall sein, wenn sich das Ereignis nach
der sechsten bis siebten Lebenswoche einstellt und ein Eingriff durch
das mögliche Abspringen der Jungen vom Nest mit deren Tod in
Verbindung gebracht werden muss.
Die obligatorischen Bilder des Tages beenden
meinen Eintrag.
Wohl geborgen |
Augen geradeaus |
Küken Nummer 1 wird in die Mitte genommen | |
6. Jun. 08 |
Ein schöner Tag, mit knapp 25 Grad nicht zu warm,
dazu keine Regen und kein Donnerwetter in Sicht! Ich nutzte meine
Freizeit nach der Schule, um letzte Vorbereitungen für weitere
Beringungsaktionen zu starten. Dazu gehörte eine weitere Storchenfahrt
an Wörnitz und Altmühl!
Ich begann die Runde in Dinkelsbühl, grüßte kurz
zu Schorsch hinüber, sah mein Jungenquartett in Weiltingen gesund und
munter im Nest, nahm Kenntnis vom Vorhandensein der beiden im
Wittelshöfer Nest übrig gebliebenen Jungen (vom Drama um die dortige
Nummer 3 habe ich am 1. und 2. Juni im Tagebuch berichtet), sah in
Gerolfingen einen Altstorch im Nest stehen und zwei Junge in
Wassertrüdingen um Futter betteln.
Hinter Wasssertrüdingen wechselte ich hinüber ins
Altmühltal. Kurz vor Gunzenhausen unternahm ich einen Abstecher nach
Aha, Die mindestens drei Jungen im Nest sind beringungsfähig und
werden in der nächsten Woche einen Besuch von mir erhalten. Auch in
Gundelsheim präsentierte sich mir ein volles Nest. Vier ebenfalls
schon über drei Wochen alte Junge drängen sich im Nest. Ob das Paar in
Trommetsheim noch zu Nachwuchs kommt, konnte ich auch bei meinem
heutigen Besuch nicht zweifelsfrei klären. Wenn schon Junge geschlüpft
sind, müssen sie aber noch sehr klein sein. Mit Trommetsheim vor den
Toren von Weißenburg hatte ich mein südlichstes Ziel erreicht und fuhr
nun wieder nach Norden, genauer gesagt nach Nordwesten. Gunzenhausen
stand nun auf dem Kontrollplan. Eine Kamera überträgt dort die Bilder
aus dem Nest in eine Gaststätte mit großem Biergarten direkt unterhalb
des Nestes. Der Wirt führt trefflich Buch über die Geschehnisse, so
dass die Gäste stets im Bilde sind. Aus fünf Eiern, die ein neues
Weibchen gelegt hatte, schlüpften auch fünf Junge. Doch nach wenigen
Tagen wurden die beiden Nesthäkchen von der Storchenmutter gefressen.
Drei Überlebende wuchsen dagegen problemlos auf und zählten heute
zwischen 16 und 19 Tage. In Laubenzedel, einem Ortsteil von
Gunzenhausen stieß ich wider Erwarten auf ein verlassenes Nest, ein
sicheres Zeichen dafür, dass sich kein Leben mehr im Nest regt. Über
die Gründe kann ich keine Aussagen machen, nur dass bei meinem letzten
Besuch vor etwas über einer Woche noch mindestens zwei 14-tägige Junge
im Nest zu sehen waren. Die beiden Brutstörche in Laubenzedel standen
mit jeweils erst zwei Jahren am Anfang ihrer Karriere als Brutvögel.
Verluste bei solchen Paaren gehören dabei eigentlich zur Tagesordnung
und sind daher verschmerzbar.
Weiter ging es nach Altenmuhr. Auf dem dortigen
Pfarrhaus regt sich ebenfalls Storchenleben. Ich sah bei einem kurzen
Blick durchs Fernglas, dass sich mindestens ein etwa 10 Tage alter
Jungstorch im Nest befindet. Hinter Muhr am See verlasse ich die
unmittelbare Nähe der Altmühl und erreiche Merkendorf, das ein paar
Kilometer abseits des Flusses liegt. Auf dem Rathaus der Krautstadt
räkelt sich ebenfalls mindestens ein kleines Storchenjunge. Noch
einmal vier Kilometer weiter grüßt mir das mittelalterliche
Wolframs-Eschenbach aus der Ferne entgegen. Auf dem alten Rathaus und
heutigem Heimatmuseum hat sich seit zwei Jahren nach langer
Unterbrechung wieder ein Storchenpaar eingenistet. Nachdem es im
vergangenen Jahr erstmals seit etwa 40 Jahren Nachwuchs gegeben hatte,
zeigt sich bis heute noch kein Junges. Es ist aber – wenn überhaupt -
wegen des späten Brutbeginns in den nächsten Tagen damit zu rechnen.
Von der spannenden Situation in Triesdorf habe
ich im Tagebuch schon einige Male berichtet. Dort kam es neben dem
bestehenden alten Nest zu einer Neuansiedlung eines zweiten Paares.
Nach mehrmaligem Partnerwechsel blieb das neue Paar schließlich ohne
Brut, während ein ebenfalls neu formiertes Paar auf dem alten Nest mit
Erfolg brütete. Mit mindestens drei Jungen sollten die Triesdorfer
insgesamt zufrieden sein.
In Ornbau - und damit zurück an die Altmühl -
gibt es leider in diesem Jahr ebenfalls keinen Nachwuchs. Auch hier
liegen die Gründe für mich im Dunkeln. Erfreulich dagegen die
Erntwicklung in Großenried. Hier verlief die Brutzeit des Paares
störungsfrei und alles deutet darauf hin, dass das Schlüpfen der
Jungen unmittelbar bevorsteht. Es wären die ersten Jungen seit dem
Jahre 1999.
Beim Nachwuchs im Altrathausnest nimmt die
Entwicklung ihren Gang. Das Seniorküken setzt sich nun doch etwas
deutlicher von seinen beiden Geschwistern ab. Am deutlichsten erkennt
man an ihm, dass sich das weiße Dunenkleid mehr und mehr ausbildet,
während die Kleinen noch gräulich schimmern. Der dreizehnte Lebenstag
lässt solches ja auch schon erwarten.
Ich werde weiß! |
Einmal durchzählen |
Noch etwas hat Nummer 1 den beiden Letztgeborenen
voraus. Es kann sich in den Fersensitz begeben. Dabei sonderte es sich
heute mehrmals deutlich von den Nestmitbewohnern ab und setzte sich in
Pose, so als ob es seine dominante Stellung ein wenig unterstreichen
wollte. Der nächste wichtige Schritt im Leben eines Jungstorches wäre
in naher Zukunft das Aufrichten in den Stand. Deshalb von hier meine
neue Hausaufgabe: Achten Sie in den nächsten Tagen auf dieses große
Ereignis. Ich vergleiche es ein wenig mit den ersten Schritten eines
Menschenkindes!
Ich beherrsche den Fersensitz und das Betteln!
So ganz aus dem Schneider sind die beiden Kleinen
noch nicht. Ich rechne nicht damit, dass wir noch zwei Junge verlieren
könnten, aber mit dem Tod des Nesthäkchens, nachdem es erst 10
Lebenstage hinter sich hat, ist immer noch täglich zu rechnen.
Welch kuriose Situationen sich an einem normalen
Tag sonst noch ereignen können, sollen die beiden letzten
Schnappschüsse aufzeigen.
Kopfstand |
Abgetaucht |
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7. Jun. 08 |
Der späte Nachmittag stand ganz im Zeichen eines
einstündigen Gewitters, das bei mir in Feuchtwangen die nicht
unerhebliche Regenmenge von 30 Litern auf den Quadratmeter brachte.
Während des Unwetters, das mit leichtem Hagelschlag verbunden war,
sank die Temperatur von 22 auf nur mehr 11 Grad. Ob sich im 12
Kilometer entfernten Dinkelsbühl Ähnliches ereignete, kann ich nicht
mit Sicherheit sagen, doch Schorsch und Nummer 7 zeigten sich während
des Ereignisses als überaus umsichtige und gekonnt agierende Eltern.
Dazu später etwas mehr!
Nach 15 Tagen – zuletzt war es am Tage der
Beringung der Jungen – kam ich heute wieder einmal nach Mosbach. Dort
konnte ich am 23. Mai 5 junge Störche im Nest mit Ringen der
Vogelwarte Radolfzell kennzeichnen. Schon von der Straße aus ließ ein
übervolles Nest erhoffen, dass sich an der Zahl 5 nichts verändert
hatte. Die Sicht vom Kirchturm aus brachte dann letztendlich die
Bestätigung. Fünf kerngesunde Storchenkinder lagen und standen im Nest
und es besteht kein Zweifel, dass sie auch die nächsten Wochen
überleben und alle ausfliegen sollten. Ich freue mich schon auf die
Bilder, wenn erstmals in der knapp 50-jährigen Geschichte dieses
Nestes ein Quintett das Nest verlassen wird. Ich werde Sie an diesem
Ereignis Anteil nehmen lassen. So wie es jetzt aussieht, wird es an
Altmühl und Wörnitz keine weitere Fünferbrut mehr geben.
Eine Lehrstunde gaben am späten Nachmittag
Schorsch und Nummer 7 während des heftigen Gewitters mit Starkregen.
Schon im Vorfeld konnte der aufmerksame Beobachter feststellen, dass
Schorsch sich nach der Ablösung in der Nestbetreuung durch seine
Partnerin nicht gleich wieder aus dem Staub machte und zur
Nahrungssuche abflog. Als sich das Bild zu verfinstern begann, war
klar, dass sich da etwas zusammenbraute. Schorsch hatte instinktiv den
Ernst der Lage erkannt und seine weitere Anwesenheit für notwendig
erachtet. Als der Regen einsetzte, war es zunächst Nummer 7, die als
Regenschirm fungierte und sich schützend über ihre Jungen legte.
Schorsch stand nun aber nicht irgendwo am Nestrand, sondern er baute
sich, Gesicht und Schnabel nach Osten dem Regen entgegengerichtet vor
Nummer 7 auf, um so schon im Vorfeld einen Teil des Regens sowie
vereinzelte Hagelkörner abzuhalten. Auf dem Höhepunkt des Unwetters
geschah Erstaunliches (und dies machen alle Storcheneltern!): Schorsch
trat einen Schritt nach hinten in Richtung seiner in der Nestmitte
liegenden Partnerin, knickte im Fersengelenk etwas ein und fungierte
ein paar Sekunden lang quasi als zweiter Regenschirm. Doch schon bald
nahm er die erste Position wieder ein und wartete in dieser Stellung
das Ende des Gewitters ab. Erst nach einer Stunde flog Schorsch ab und
er konnte sicher sein, dass er einen wesentlichen Beitrag zum Schutz
seiner Familie geleistet hatte.
Ich wünsche mir, dass viele meiner LeserInnen
diese Sequenz live und in voller Länge am Monitor mitverfolgen
konnten. Nachher blieb das Bild leider sehr dunkel, obwohl die
Gewitterfront weitergezogen war.
Auf dem Höhepunkt des Unwetters
Nummer 7 entwickelte sich in den Morgenstunden
erneut als Müllsammlerin. Wohl aus gleicher Quelle wie die anderen
Plastikteile erschien sie abermals mit einem größeren „Beutestück“,
das nach mehrmaligem Hin und Her endlich am Nestrand abgelegt war.
„Hier stört es niemanden, aber es gefällt mir eben!“, mag sich Nummer
7 bei der Aufnahme des Teils sowie bei seinem Transport gedacht haben.
Die Müllsammlerin
Dass man sich auch weiterhin fleißig am Eintrag
von Gras verschiedensten Alters und Konsistenz sowie am Heranschaffen
neuer Äste beteiligte, zeigt die Wichtigkeit, sein Haus für etwaige
Wetterkapriolen vorzubereiten.
Grasregen von oben |
Grandioser Anflug von Nummer 7 |
Küken 1 versuchte wiederum erfolgreich den
Fersensitz und stellte den deutlichen Weißschleier seines zweiten
Dunenkleides zur Schau. Der Größenabstand zu den Geschwistern ist
geblieben, unterstreicht aber, dass man mit genau 14 Tagen anders
aussehen darf als mit 13 oder gar erst 11.
Nummer 1 im Fersensitz |
Das zweite Dunenkleid sprießt |
Wer kommt als erster ans Futter?
Beim Durchstöbern der Bilder aus dem Hause
KaiserPingi fiel auf, dass man zwischen 14.30 Uhr und 15.10 Uhr sehr
viel Unruhe am Nest zeigte. Nummer 7 riskierte mehrere Abflüge in
kurzen Abständen, man drohte und Schorsch bewachte den Nachwuchs. Da
trifft es sich gut, dass fast zeitgleich Carola auf dem Dach der
Georgskirche, knapp 50 Meter vom Nest entfernt, ein zweites
Storchenpaar stehen sah. Ihr gelangen auch mehrere Bilder, von denen
ich zwei hier beifügen darf. Man erkennt, dass der linke Storch rechts
über dem Fersengelenk einen ELSA-Ring trägt. Der rechts stehende
Storch war mit großer Sicherheit unberingt. Es könnte gut sein, dass
die Besucher mit dem Paar vom Kirchturm in Wilburgstetten identisch
sind, denn erstens trägt das Weibchen dort einen ELSA-Ring rechts,
während das Männchen unberingt ist und außerdem hat dieses Paar, weil
jungenlos, im Augenblick sehr viel Zeit und kann immer wieder Ausflüge
in die Nachbarschaft unternehmen. Einen Beweis kann ich mit dieser
Einschätzung nicht liefern, aber möglich wäre dieser Zusammenhang
doch!
Die beiden Besucher auf dem dach der Georgskirche
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8. Jun. 08 |
Welch ein Sonntag! Was Schorsch und Nummer 7 an
diesem Tag abspulten, verdient unsere Anerkennung! Beide brachten es
heute zusammen auf insgesamt 18 Ablösungen, wobei diese mit jeweils 9
auch noch gerecht verteilt waren. Weshalb sie es aber so eilig hatten,
wieder ans Nest zurückzukehren, konnte dabei nicht ermittelt werden.
So ging es im Stundentakt hin und her und unser Trio wusste manchmal
gar nicht, wie ihm geschah. Kaum hatte sich Schorsch am Nest
eingerichtet, musste er seiner Partnerin schon wieder weichen.
Der Größenunterschied von Küken Nummer 1 ist nun
doch schon deutlicher ausgeprägt als in den ersten beiden
Lebenswochen. Für unseren Senior hat die dritte begonnen und der
Entwicklungsunterschied zu Nummer 2 und Nummer 3 beträgt mehr als
einen respektive drei Tage. An der beginnenden Weißfärbung des zweiten
Dunenkleides konnte man dies schon kürzlich auch sichtbar erkennen und
heute durfte ein großer Schritt für den Erstling gemeldet werden. Er
stand für kurze Zeit im Nest!
Der erste Stehversuch
Am 15. Lebenstag war es also so weit! Warten wir,
wann es das zweite Küken seinem großen Geschwisterchen gleich tun
wird?
Vom Wetter gibt es zu berichten, dass die
Nachttemperatur bei 10 Grad, die Tageshöchsttemperatur bei 24 Grad
lag. Während eines kurzen Gewitters am Nachmittag sank die Temperatur
um 10 Grad und es ergossen sich innerhalb einer halben Stunde satte 10
Liter Niederschlag auf den Quadratmeter.
Ein heißhungriges Trio |
Abgesetzt?. |
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Auf eigenen Wegen? |
Wo sind die Jungen? |
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Regenpause |
Der Bettelstudent |
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9. Jun. 08 |
Ein schwüler Tag, mit viel Sonnenschein und nur
vereinzelten Gewittern. Für Ihren Tagebuchschreiber ging es heute
abermals auf Tour. Von den vergeblichen Brutversuchen der beiden Paare
in Wilburgstetten und in Gerolfingen habe ich Ihnen bereits berichtet.
Konnte im ersten Ort kein Nachweis über geschlüpfte Junge erbracht
werden, stellen sich die Verhältnisse in Gerolfingen ganz anders dar.
Dort gab es ziemlich sicher drei Jungstörche, die vom einen auf den
anderen Tag nicht mehr lebten. Der Storchenbesitzer bringt die
Todesfälle mit einem schweren Gewitter am 6. Juni in Verbindung. Ich
kann dies nicht bestätigen, neige aber eher zu einer anderen Ursache.
Wenige Stunden vor dem Unwetter stellte ich in Gerolfingen schon ein
abnormales Verhalten eines Altstorches fest. Während meiner mehrere
Minuten dauernden Kontrolle mit dem Fernglas sah ich keine Jungen und
außerdem erweckte der Wache schiebende Elternteil einen sehr
teilnahmslosen Eindruck und sah nicht ein einziges Mal in die
Nestmitte. Dies tun Störche an sich unentwegt, wenn sich dort Leben
regt.
In Oettingen warteten am späten Nachmittag die
drei Jungstörche auf ihre Ringe. Mit der örtlichen Freiwilligen
Feuerwehr ging alles wie geplant. Während des Feuerwehreinsatzes
beäugte mich einer der Altstörche von einem Nachbardach aus, während
das Jungvolk in Akinse verfiel und so lange still hielt, bis die
kleine Störung vorüber war.
Da kommt die Drehleiter! Nichts wie weg!
Das Oettinger Trio
Danke, Feuerwehr!
Knappe 15 Kilometer entfernt durfte ich zum
dritten Male in der jüngeren Nördlinger Stadtgeschichte die
erfolgreiche Storchenbrut bestehend aus drei geschlüpften Jungen mit
Ringen der Vogelwarte Radolfzell kennzeichnen.
Dort oben befindet
sich die Webcam
Das Nest auf dem Tanzhaus
Der Beringer naht!
Seit diesem Frühjahr besteht auch in der
mittelalterlichen Stadt im Ries eine Storchencam, die vom 90 Meter
hohen Turm der Georgskirche herrliche Einblicke ins Nest auf dem
Tanzhaus erlaubt.
http://www.noerdlingen.biz/cms/front_content.php?idcat=24
Die Seher der Webcam konnten die Ablage der Eier,
heftige Storchenkämpfe und schließlich auch das Heranwachsen des
Nachwuchses erleben. Heute kam es zu einer direkten Begegnung Ihres
Tagebuchschreibers mit dem Nördlinger Storchentrio. Die Drehleiter der
Freiwilligen Feuerwehr war zur Stelle und hievte ihn auf 30 Meter
Höhe. Damit war die gesamte Drehleiterlänge ausgereizt und das Nest
gerade noch nicht Reichweite. Den Rest kennen Sie ja schon zur Genüge!
Während Ihr Tagebuchschreiber „fremd“ ging, durften Sie, liebe
Beobachter, das Nest auf dem Altrathausdach zu Dinkelsbühl im Auge
behalten. Nun merkt man doch schon deutlich, dass sich das älteste
unserer drei Küken vom Rest der Familie immer weiter absetzt. Dies
passierte erneut mehrmals am Tag im wahrsten Sinne des Wortes. Während
die kleineren Geschwister sich weiterhin weitgehend im Zentrum des
Nestes aufhalten, sieht man „Ihn“ regelmäßig kleinere Ausflüge in
Richtung Nestrand machen. Dort hockt er dann meist ein Weilchen im
Fersensitz, bis er sich nach einigen Sekunden abermals in den Kreis
seiner Lieben zurückbewegt. Diese Ausflüge haben aber noch eine
tiefere Bedeutung. Sie dienen bevorzugt dem treffsicheren Absetzen des
Kotstrahles über den Nestrand. Dass sich Nummer 1 dabei immer häufiger
sogar in den Stand aufrichtet, muss noch einmal erwähnt werden.
Ebenfalls erwähnenswert sind die Bettelbewegungen, die stets der
Vorschrift entsprechen, intensiv ausgeführt werden und am meisten
überzeugen. Küken Nummer 2 kann da noch einigermaßen mithalten,
während das kleinste aus dem Trio in dieser Beziehung einige Defizite
vorzuweisen hat.
Zwei bleiben etwas zurück |
Nesthäkchen auf Abwegen |
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Der Senior auf Abwegen |
Bussi für Mami |
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Meister im Betteln |
Trio infernal |
Er steht schon wieder | |
10. Jun. 08 |
Das Auto Ihres Tagebuchschreibers, ein 17 Jahre
alter Toyota Previa mit einer Fahrleistung von 325 000 Kilometern,
gibt heute am Mittag seinen Geist auf. Er wird nach Dinkelsbühl
abgeschleppt und dort in gute Hände gegeben. So ganz aussichtslos ist
die Sachlage nicht, wenngleich wenig Hoffnung auf Heilung besteht. An
dieser Tatsache wird einem wieder einmal klar, wie sehr man auf dem
flachen Lande auf einen fahrbaren Untersatz angewiesen ist. Vor allem
dann, wenn ich für den Nachmittag und Abend Termine mit Feuerwehren
vereinbart habe. Meine Autowerkstatt greift mir helfend unter die Arme
und stellt mir einen Toyota Prius zur Verfügung! Da kann man schnell
sehen, wie sparsam und umweltschonend man sich damit fortbewegen kann.
Sicher stellt dieser Fahrzeugtyp eine echte Alternative für Ihren
Tagebuchschreiber dar. So kann ich am Nachmittag – nach all der
Aufregung – doch wie geplant loslegen.
In Triesdorf treffe ich mich mit der Freiwilligen
Feuerwehr aus Bechhofen und ihrer 30 Meter langen Drehleiter. Auf dem
hohen Molkereikamin erwartet mich eine Überraschung. Es befinden sich
vier Junge im Nest. Nun ist an dieser Tatsache noch nichts Besonderes
dabei. Wenn man aber die Größenunterschiede zwischen dem kleinsten
Jungen und seinen drei Geschwistern betrachtet, muss ich sehr lange
zurückdenken, um mich an etwas Vergleichbares erinnern zu können. Was
gab es da zu sehen? Ein Kükentrio hatte entsprechend seinem Alter von
etwa 25 Tagen die richtige Größe vorzuweisen. Das Nesthäkchen
allerdings hinkte so weit in der Entwicklung gegenüber seinen
Nestgeschwistern hinterher, dass es erstens nicht zu beringen war und
es zweitens keinerlei Überlebenschance mehr hatte. Es war schon eine
große Überraschung, dass es nicht bereits vor meinem Erscheinen von
den Eltern aus dem Nest befördert worden war. Dies werden die
Altstörche an einem der nächsten Tage aber sicherlich noch nachholen.
Anfahrt der Feuerwehr
Die drei Jungen mit dem Nachzügler
Am Stadtrand von Gunzenhausen, in Sichtweite zu
den Nestern in Gunzenhausen selbst sowie zu dem in Windsfeld, hat im
Ortsteil Aha in diesem Jahr ein Storchenpaar eine erfolgreiche
Jungenaufzucht hingelegt. Diese Tatsache ist erwähnenswert, da es erst
2005 nach fast 30jähriger Pause erstmals Storchennachwuchs in dieser
kleinen Gemeinde gegeben hatte und sich heuer nun zum zweiten Mal eine
erfreuliche Entwicklung abzeichnete. Bereits vor über 14 Tagen
erfolgte leider der Abwurf eines Nesthäkchens, während die drei
verbliebenen Jungen gesund und munter heranwuchsen. Die Freiwillige
Feuerwehr Gunzenhausen samt Drehleiter stellte sich erneut zur
Verfügung, um die Markierung der Jungen auf dem Dach des Pfarrhauses
vorzunehmen. In Begleitung des Ortspfarrers, der just an diesem Tag im
Kreise seiner Gemeinde seinen 60. Geburtstag feiern durfte, ging es
zum Storchennest hinauf. Für Herrn Steinlein war es – wie er mir
gestand – das schönste Geburtstagsgeschenk.
Die Jungen von Aha
Viele Geburtstagsgäste
Bereits in Aha begleitete mich ein Vertreter des
Bayerischen Rundfunks vom Korrespondentenbüro in Ansbach, um für eine
Rundfunksendung im ersten Programm einen Beitrag zur Storchenberingung
aufzunehmen. In Gundelsheim, ein Stückchen weiter die Altmühl abwärts,
lief während der Storchenberingung die Live-Aufnahme mit einem
Situationsbericht über die Vorgänge im dortigen Nest Meister Adebars.
Dass es hier sogar vier Störche zu beringen gab, stellt für den
kleinen Ort einen neuen Rekord dar. Eine größere Menschenmenge wohnte
der Aktion bei, darunter sehr viele wissbegierige und neugierige
Kinder. Sicher gelingt es durch derartige eindrucksvollen Erlebnisse,
Kindern die Natur schmackhaft und interessant zu machen. Umso leichter
werden diese Eindrücke später einmal Nachwirkungen zeigen, denn nur
das, was man kennt und liebt, wird vielleicht auch bewahrt und
erhalten. Hoffen wir es zumindest.
Kurz vor dem Abflug in Gundelsheim
Einige kleinere Abstecher zu Nestern, die ich in
nächster Zeit noch mit der Feuerwehr anfahren werde, rundeten meinen
Arbeitstag lange nach Einbruch der Dunkelheit ab.
In Dinkelsbühl nahm in der Zwischenzeit alles
seinen gewohnten Gang. Beinahe! Denn der Vormittag war erneut von
großer Unruhe und Hektik geprägt. Ein ständiges Kommen und Gehen von
Schorsch und Nummer 7 war zu verzeichnen, das schließlich in einem
heftigen Drohen und Flügelpumpen kurz vor der Mittagszeit seinen
Höhepunkt fand. Beide Partner des Brutpaares hatten sich eingestellt,
um den für die Kamera unsichtbaren Feind zu vertreiben. Es dauerte
über 10 Minuten, ehe wieder ruhe einkehrte und sich die Abstände zur
Ablösung wieder auf Normalmaß vergrößerten. War es am Vormittag
maximal eine Stunde, bis Schorsch Nummer 7 und Nummer 7 ihren Schorsch
zum Abflug verhalf, so steigerte man sich später wieder auf gute zwei
Stunden. Übrigens: Mir fällt auf, dass Schorsch – belegbar ist es
wegen der Bildfrequenz von doch vielen Sekunden aber nicht – deutlich
weniger Futter von seinen Ausflügen mitbringt als Nummer 7. Vielleicht
liegt es aber auch an der uns zur Verfügung gestellten Bildauswahl
unseres fleißigen KaiserPingi (hier noch einmal in aller Form und in
aller Namen ein herzliches Dankeschön!!!), dass dieser Eindruck
entsteht? Während Nummer 7 bei ihrer Schicht am Nest immer wieder auch
zwischendurch durch das Betteln der Jungen zu weiteren Futterabgaben
aufgefordert wird und diesem Drängen auch nachkommt, habe ich solches
bei Schorsch in letzter Zeit nicht mehr gesehen. Das Betteln der
Jungen schon, aber dass er zu wiederholtem Auswürgen von Futter bereit
gewesen wäre, habe ich lange nicht mehr beobachtet. Mag ein Zufall
sein, aber es wäre nur allzu verständlich!
Dass ein richtiger Jungstorch im Stehen pinkelt,
bewies Küken Nummer 1 erneut zur Genüge. Auch sonst hat der
Erstgeborene eindeutig das Kommando im Nest übernommen und die beiden
Geschwister stehen eindeutig in seinem Schatten.
Drei Bettler |
Ein eindrucksvolles Trio |
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Gepinkelt wird im Stehen |
Der Ohrwurm |
Alle mir nach! | |
11. Jun. 08 |
Ein herrlicher Tag! Nach einer milden Nacht
kletterten die Temperaturen auf Höchstwerte von 22 Grad. Es blieb
zudem trocken und ein angenehmer Wind ließ den Aufenthalt im Freien zu
einem regelrechten Genuss werden.
Nach einem anstrengenden Schultag mit meiner 1.
Grundschulklasse ging es ab Mittag zu unserem schon traditionellen
Lehrerausflug, so dass heute für mich das Thema Storch einmal ganz
hinten anzustellen war. Dies lag auch am Ziel unserer Fahrt, denn an
der Grenze von Mittel- und Unterfranken im Fränkischen Weinland an der
Bocksbeutelstraße um den Weinort Bullenheim sind Störche – zum Glück?!
– (noch) nicht vertreten. So konnte ich mich im Bus zurücklehnen und
den Tag in anderer Weise genießen als sonst. Ein Besuch von Seinsheim
mit seinen interessanten Kirchengaden, der kleinsten Brauerei
Unterfrankens und viel Wein war auf jeden Fall einen Besuch wert, der
am späten Nachmittag seinen Abschluss in einem Lokal in Bullenheim
fand. Der Tag bewies, dass die Behauptung, Lehrer würden sich unter
Ihresgleichen nur über die Schule unterhalten, nicht ganz zutreffend
sein muss.
Was sich unterdessen im Dinkelsbühler Nest bei
Schorsch und Co. zutrug, durfte ich in der Nacht noch KaiserPingis
Diaschau entnehmen.
Unsere beiden Eltern waren zur Normalität
zurückgekehrt. Darunter verstehe ich die Tatsache, dass sich die
Ablösungsintervalle vom Beginn des Tages an in mehrstündigen Phasen
abspielten. „Wäre ja gelacht, wenn wir das nicht auch hinbekämen!“,
mögen sich Schorsch und Nummer 7 gedacht haben.
Wie sehr die Sonne doch schon wärmt, zeigte das
Trio, als es unter der liegenden Mama hervorkroch und sich lieber
„oben ohne“ präsentierte. Am Wachstum von Schulterfedern, Hand- und
Armschwingen sieht man weiterhin auch den Entwicklungsstand unserer
drei Wonneproppen. Bei Küken Nummer 1 sind die schwarzen Federsäume an
den Flügelchen schon am weitesten gediehen. Diese signalisieren das
Wachstum der Schwungfedern, das nun täglich um einige Millimeter
voranschreitet. Bei Küken Nummer zwei ist es ein etwas schmälerer
Saum, während Küken Nummer 3 in dieser Beziehung noch nichts vorweisen
kann. Eine zweite schwarze Wachstumszone liegt am Flügelansatz, also
dort, wo Flügel und Körper aneinander stoßen. Die dort zu findenden
Schulterfedern haben bisher, was das Längenwachstum betrifft, am
deutlichsten zugelegt.
Guten Morgen! |
Küken 1 auf Abwegen |
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Orgelpfeifen |
Im Stehen noch größer |
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Auf
Schattensuche |
Deplaziert! Mama
liegt etwas daneben |
In der Abendsonne | |
12. Jun. 08 |
Erneut ein sehr angenehmer Tag. Es ist aber seit
gestern deutlich kühler geworden. Keine 20 Grad mehr, aber nach wie
vor trocken. Erst in der Nacht setzt leichter Regen ein und bringt in
meinem Garten 3 Liter auf die Waage.
Zwei Ereignisse prägten den Tag in Dinkelsbühl.
Erneut kam es zu Feindkontakten zwischen dem Nest und dem Himmel
darüber. Dies zeigte unser Paar ganz deutlich in der Zeit zwischen
10:20 Uhr und 10:30 Uhr, als Schorsch und seine Partnerin heftigst mit
den Flügeln schlugen und sich noch größer machten als sie ohnehin
schon sind. Der Spuk verflog so schnell, wie er begonnen hatte, danach
blieb es für den Rest des Tages ruhig. Ein zweites geschah! Unser
Küken Nummer 2 übte sich erstmals im freien Stand. Dass es dabei noch
kräftig die Schnabelspitze sowie die Flügelstummel einsetzen musste,
um das Gleichgewicht zu halten, versteht sich von selbst. 18 Tage nach
seiner Geburt kann man solches erwarten, bei Nummer 1 geschah dies
bereits am 15. Lebenstag. Vielleicht – und hier schränke ich mich
bewusst ein – hatte der angesprochene „Vorfall“ schon einen Vorgänger,
der aber von allen unbemerkt an uns vorüberging.
Ein kleiner Alterscheck sei zum Schluss noch
angemerkt! Nummer 1 hat ein Alter von 19 Tagen erreicht, vollendet
also bald die dritte Lebenswoche, Nummer 2 hat das stolze Alter von 18
Tagen und Küken Nummer 3 – unser Benjamin – auch schon 16 mal 24
Stunden hinter sich.
Flattermänner |
Alarm..Alarm! |
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Verschwindet endlich! |
Küken Nummer 2 im freien Stand!! |
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Man beachte das unterschiedliche Federwachstum |
Bettelunterricht für Nummer 3 |
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13. Jun. 08 |
Ich wage heute schon einmal einen kleinen
Ausblick auf die diesjährige Storchensaison in Bayern. Bei noch
unvollständigen Ergebnissen ist in diesem Jahr mit etwa 180
Storchenpaaren zu rechnen. Ein einsamer Rekord, der seit mehr als 30
Jahren nicht mehr annähernd erreicht wurde und selbst die Zahlen von
vor 50 Jahren erreichen könnte. Von diesen zu erwartenden Höchstzahlen
betreffen „mein Gebiet“ knapp 40 Paare, von denen etwa 30 Nachwuchs
herbrachten und bei denen mit ausfliegenden Jungen zu rechnen ist.
Noch erfreulicher als diese nackten Zahlen steht es aber mit den
Nachwuchszahlen! Bei 20 Nestern, in denen ich bis heute Beringungen
vorgenommen habe, gab es 66 Junge. Noch ausstehende 10 Nester lassen
vielleicht noch einmal 20 Jungstörche erwarten. Damit käme die
unglaubliche Zahl von beinahe 90 Jungen zu Tage. Überträgt man nun
diese Zahlen auf Gesamtbayern, sind locker zwischen 300 und 400
ausfliegende Junge zu erwarten, eine sensationelle Entwicklung, die
die schweren Jungenverluste des vergangenen Jahres auf einen Schlag
beseitigt und in Vergessenheit geraten lässt. Wer hätte dies nach den
vielen Katastrophenmeldungen 2007 so schnell erwartet?
Noch ist nicht aller Tage Abend und es kann immer
noch viel passieren! Als erstes möchte ich Sie noch bei meinen
Beringungsaktivitäten auf den neuesten Stand bringen. Ich war nämlich
schon wieder unterwegs zu meinen Störchen. Es begann in Aurach! Auch
dort gab es vor zwei Jahren erstmals in der Ortsgeschichte
Storchennachwuchs. Im letzten Jahr kam es im Nest auf dem Auracher
Rathaus zum Verlust aller Jungstörche. Doch heuer bewegt man sich auch
in Aurach im allgemeinen Aufwärtstrend. Mit drei Jungen, die bereits
kurz vor Vollendung ihrer vierten Lebenswoche standen, begann die
Beringungstour abermals richtig erfolgreich. Dass die Freiwillige
Feuerwehr Feuchtwangen unter ihrem Kommandanten Holger Frohwieser die
Aktion erst ermöglichte, sei an dieser Stelle lobend erwähnt. Das
Rathaus befindet sich in einem ehemaligen Wasserschloss, die Zufahrt
zum Gebäude ist nur über eine Obstwiese, die vor dem Haus gelegen ist,
möglich. Bei einem Gewicht von 15 Tonnen ist es für die Drehleiter der
Feuerwehr nur möglich, das Rathaus anzufahren, wenn der Untergrund für
das Feuerwehrfahrzeug nicht zu weich ist. Vorausgehende Regenfälle
oder eine feuchte Witterungsperiode würden eine Beringung verhindern.
Doch wir hatten Glück! Eine von mir schon gestern durchgeführte
Erstinspektion wurde durch die Prüfung des Untergrundes am heutigen
Tag in Person des Feuerwehrkommandanten bestätigt. Dieser brachte das
schwere Fahrzeug schließlich unter Verursachung lediglich kleinerer
Flurschäden in Position.
Der Rest blieb wie immer Formsache. Die kräftigen
Jungen konnten markiert werden und unter den Augen des Bürgermeisters
als Hausherrn und einiger Kinder des benachbarten Kindergartens, die
stets einen Blick auf Nest und Störche werfen, war die Aktion in
wenigen Minuten vorbei. Als besonderen Service gab es anschließend
noch die Säuberung der Dachrinne des Rathausgebäudes.
Holger Frohwieser in Aktion
Das Auracher Storchentrio
Zaungäste
Nun ging es über 50 Kilometer immer an der
Altmühl entlang zum südlichsten Storchennest an diesem Fluss vor den
Toren von Weißenburg. In Trommetsheim brüten Störche schon seit langen
Jahren zuerst auf einem Hausdach, später dann, als die Molkerei
aufgelöst war, auf deren hohen Kamin. Heuer blieb die Situation an
diesem Nest über Wochen undurchsichtig. Häufige Kämpfe und die
Anwesenheit verschiedenster Nestinhaber ließen zunächst keine Brut
zustande kommen. Erst in der zweiten Aprilhälfte (der erste Storch war
schon im Februar aufgetaucht) fanden sich ein Männchen und ein
Weibchen, das aber in der Folge weiterhin mit Störungen durch
Fremdstörche zu rechnen hatte. Der Storchenmann besetzte in den
letzten Jahren die Nester in Altenmuhr bei Gunzenhausen sowie auch das
in Laubenzedel. Heuer verschlug es ihn also nach Trommetsheim, wo er
mit einer ebenfalls beringten Partnerin (sie trägt einen ELSA-Ring der
Vogelwarte Wilhelmshaven) letztlich erfolgreich brütete. Was ich
allerdings bei der Beringung mit Hilfe der Drehleiter der Freiwilligen
Feuerwehr Weißenburg zu sehen bekam, war auch für Ihren
Tagebuchschreiber nicht alltäglich und gab einen kleinen Einblick in
die Verhältnisse an diesem Nest bei Brutbeginn. Ein Junges im Alter
von gut drei Wochen lag einsam und verlassen in der riesigen
Storchenherberge. Am Nestrand, aber noch nicht zerbrochen, hing ein
unbefruchtetes Ei, im Nest selbst und bereits ein wenig in den
Nestboden eingearbeitet fanden sich weitere vier Eier, die ebenfalls
keinen Embryo enthielten, also genauso unbefruchtet geblieben waren.
Ein erwähnenswertes Bild: 5 unbefruchtete Eier sowie ein Jungvogel.
Sachen gibt es!
Trommetsheim und seine Eier
Auf direktem Wege strebte ich anschließend
heimatlichen Gefilden entgegen und erreichte nach gut einer Stunde
Fahrt und weiteren 60 Kilometern Fahrtstrecke wieder meinen Heimatort.
Dort galt mein erster Griff dem Power-Knopf
meines PCs. Und so erfuhr ich mit einiger Verzögerung, was sich in den
späten Vormittagsstunden bei Schorsch und Nummer 7 ereignet hatte.
Nicht dass ich überrascht gewesen wäre, aber ein wenig traurig war ich
dann schon, als ich las, dass Schorsch es war, der unser Küken Nummer
3 aus dem Nest gefördert hatte. Direkte Anzeichen gab es definitiv
nicht! Allein die Tatsache, ein Nesthäkchen zu sein, bedeutet noch
nicht automatisch den Tod. Unser drittes Küken hatte gerade seinen 17.
Lebenstag vollendet, als ihn das grausige Schicksal traf. Was Papa
Schorsch weiter an Informationen über den Zustand seines Jüngsten
vorfand, um so zu handeln, wissen wir nicht. Es sind aber Nachrichten,
die einen Elternvogel veranlassen instinktive Handlungen ablaufen zu
lassen, die für viele Naturbeobachter als grausam und lieblos gelten.
Schorsch greift sich also nicht Küken Nummer 1 oder 2, sondern genau
das richtige, das kleinste. Waren seine Bewegungen in den letzten
Tagen anders als vorher? Waren die Laute, die junge Störche von sich
geben nicht mehr wie vorher? Lag es am Bettelverhalten, das dem Vater
signalisierte, sich von seinem Benjamin zu trennen? Warum griff er
sich nicht Küken Nummer 2? So viel Unterschied lag nicht zwischen den
beiden Nachzüglern. Oder werden wir uns noch von einem zweiten Küken
trennen müssen? Möglich ist alles! Aber besonders gefreut hat mich bei
all der Trauer Ihre Reaktion! Sie war biologisch fundiert und ohne
jegliche Sentimentalität. Daran erkenne ich, dass Sie es verstanden
haben, mit Selbstverständlichkeiten im Leben einer Vogelart richtig
umzugehen und sie auch aus der Sicht des Tieres zu betrachten. Sie
haben sich erfolgreich von Vergleichen mit menschlichen Handlungen
gelöst und werten diese nun ausschließlich aus Storchensicht. Schorsch
war da heute Vormittag kein Mörder! Es gab etwas und dieses „Etwas“
ging ganz offensichtlich von Küken Nummer 3 aus, das Schorsch
veranlasste, seinen noch lebenden Jüngsten urplötzlich mit dem
Schnabel zu packen. Die Kamerauhr zeigte 11:36:10 Uhr. Sieben Sekunden
später sehen wir unseren Schorsch, wie er den Unglücklichen fest am
Kopf gepackt Richtung Paulskirche hält. In der nächsten Einstellung
blickt der Storchenmann in die Kamera, das Küken bis zum Halsansatz im
Schnabel haltend. Ganz sicher lebt der Jungstorch immer noch. 30
Sekunden nach dem ersten Griff in Richtung Küken blickt Schorsch zum
Ledermarkt hinunter, von der Kameraposition aus gesehen also nach
rechts. Er wendet sich anschließend noch einmal direkt zur Webcam und
liefert so einen dramatischen Einblick in den Ablauf. Nach weiteren
acht Sekunden ist es dann geschehen. Schorsch hat seinen festen Griff
gelöst und den Jungstorch noch lebend einfach über den Nestrand fallen
lassen. Benjamin muss in Richtung Ledermarkt über das Dach abgeworfen
worden sein. Es folgt noch ein letzter, intensiver Blick von Schorsch
über den Nestrand, so als er sich noch einmal vergewissern wolle, dass
seine Tat von Erfolg gekrönt sei. Hier die Bilddokumentation des
beschriebenen Geschehens:
So hört und sieht sich das Protokoll der
Aussonderung eines Kükens durch einen Elternvogel an. Vor und nach
dieser knappen Minute ging alles seinen gewohnten Gang. Doch was in
dieser Minute geschah, geschah nicht aus Mordgier, sondern es musste
aus Sicht von Schorsch so ablaufen. Er wurde durch äußere Signale dazu
veranlasst, die Handlungskette so ablaufen zu lassen. Da gab es für
ihn keine Alternative. Über den Berg ist Küken Nummer 2 auch noch
nicht. Ich will damit nicht sagen, dass es als nächstes ein ähnliches
Schicksal erleidet wie das Nesthäkchen, aber ausschließen möchte ich
es nicht.
Es kann sein, dass der heutige Fall und mögliche
Vergleichsfälle auch mit der Schnabeldeformation von Schorsch zu tun
haben. Wenn es also eine durch Nahrungsmangel hervorgerufene
Folgeerscheinung war, dass Küken Nummer 3 aus dem Nest entfernt wurde,
reagierte Schorsch nur auf das, was er sah. Er kam aber nicht bei sich
zu dem Schluss: Wenn ich jetzt ein Junges entferne, habe ich es in der
Folge leichter bei der Nahrungsbeschaffung!
Vielleicht sind die Verdächtigungen gegenüber
Schorsch aber auch völlig haltlos und ein Küken verhielt sich auf
Grund einer für uns Außenstehende nicht erkennbaren Erkrankung
abnormal, was bei Papa die entsprechende Reaktion auslöste. Ich
persönlich tendiere stark zu einer solchen Version und ziehe mich nun
als stiller Beobachter und staunender Chronist wieder zu den Bildern,
die die Webcam völlig wertfrei liefert, zurück. Machen Sie es wie ich!
Unserem Kleinsten war nicht zu helfen. Er hätte
nur überlebt, wenn man das Gelege aus dem Nest entnommen hätte und die
Eier künstlich erbrütet hätte und die Jungen künstlich aufgezogen
hätte...
Ich spinne den Faden lieber nicht weiter. Sie
kennen meine Haltung in dieser Frage.
Vor dem Rauswurf und nach dem Rauswurf verhielten
sich Schorsch und seine Partnerin ganz normal. Um 8:53 Uhr hatte
Nummer 7 die Wache am Nest übernommen. Bei der folgenden Fütterung gab
es für alle etwas zu fressen. Schorsch begab sich anschließend auf die
Futtersuche. Er blieb schon ziemlich lange aus und erschien erst
wieder nach 151 Minuten am Nest. Seine Partnerin flog sofort ab, er
fütterte nicht viel und griff sich 12 Minuten nach der Landung seinen
Jüngsten. Die weiteren Ereignisse kennen Sie bereits.
Schorsch blieb nach seiner Tat eine lange
Wartezeit nicht erspart, ehe er um 14:21 Uhr endlich abgelöst wurde.
Ob zwei oder drei Junge im Nest liegen, dürfte bei den Eltern keine
Rolle spielen. Ich glaube nicht, dass der Zahlbegriff im Leben eines
Storches eine Rolle spielt. So gesehen herrscht auch keine Trauer bei
Storchens über den Verlust. Vernunftbegabte Menschen tun sich da schon
schwerer! Aber Sie wissen ja: Wir betrachten im Dinkelsbühler Nest und
auch anderswo eine wild lebende Tierart und nicht eine Haustier- oder
gar Menschenfamilie. Machen Sie sich das immer wieder klar, wenn
Emotionen allzu sehr in Ihre Überlegungen mit einfließen.
Dass sich die Geschehnisse an einem Freitag, dem
13. ereigneten halte ich bei aller Freundlichkeit für nichts anderes
als reinen Zufall. Nicht dass schon wieder irgendetwas
hineininterpretiert wird!
Noch zu dritt! |
Zum letzten Mal: 3 Küken |
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Ein Duo |
Nummer 2 im Stand |
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14. Jun. 08 |
Küken Nummer 1 feiert die Vollendung der dritten
Lebenswoche in kleinem Kreis. Zusammen mit seinem verbliebenen
Nestgeschwister, das 20 Lebenstage aufweisen kann, bildet es fortan
ein Nestlings-Duo.
Die Ereignisse des Vortages wirken in uns allen
noch nach. Da kann es kein Trost sein, wenn man die Schicksale anderer
Storchenjungen in ungezählten Nestern dagegenhält. Kaum ein
Kameranest, in das man einen unverstellten Blick werfen kann, blieb
von ähnlichen Verlusten verschont. Es ist – so hart es klingen mag –
die Realität in einem Storchenleben. In Markt Schwaben und in Mosbach
- hier erfolgte die Kontrolle auch ohne Nestkamera durch Ihren
Tagebuchschreiber – schlüpften erstaunliche sechs Junge, von denen im
ersten Beispiel bis heute vier, respektive in Mosbach immerhin 5 Junge
überlebten. In Adelsdorf haben bislang alle geschlüpften Jungen (es
sind 5) überlebt, ebenso in Höchstadt deren 4.
In Darany haben bislang 2 Junge überlebt, in
Vetschau ebenfalls. Ausgangspunkt war in beiden Fällen das
Vorhandensein von 4 Jungen. Diese wenigen Beispiele zeigen schon, dass
es im Verlaufe der Nestlingszeit in den meisten Nestern zu Todesfällen
kommt. Erfreulich aber auch, dass es gerade in diesem Jahr relativ
vielen Paaren möglich war, alle erbrüteten Küken großzuziehen. Allein
schon durch die Beobachtungen an unseren zahlreichen Kameranestern
wird deutlich, dass wir uns einem Rekordjahr nähern! Hoffentlich
betrifft diese Einschätzung auch die Ostpopulation unserer
Weißstörche, die bisher vom Bestandsanstieg (in Bayern seit dem
Tiefststand von 1988 eine Verdreifachung!) nicht oder noch nicht
profitieren konnte.
Ein Kontrollgang führte mich am Nachmittag kurz
nach Mosbach am Oberlauf der Wörnitz. Von der Straße aus und ohne auf
den Kirchturm zu steigen, konnte ich erkennen, dass die fünf Jungen
allesamt noch am Leben sind, sich bester Gesundheit erfreuen und so um
die 55 Tage alt sind. Bald werden sie das Nest verlassen.
Bis dahin muss unser Dinkelsbühler Duo noch ein
Weilchen wachsen. Im direkten Vergleich gibt es zwischen beiden Küken
schon einen beträchtlichen Größenunterschied, den Nummer 2 bei weitem
noch nicht wett machen konnte. Im Gegenteil sollte sich dieser sogar
in den letzten Tagen noch verstärkt haben. Ein Phänomen habe ich bei
meinen Einlassungen in dieser Brutzeit noch nicht erwähnt. Es ist die
Wärmepyramide, die bevorzugt kleinere Junge bis gut drei Wochen
praktizieren, um sich gegenseitig zusätzlich zu wärmen. Dabei legen
sie sich eng aneinander, schlingen auch Kopf und Hals in- und
umeinander und bilden so ein scheinbar einziges Individuum. Durch eine
Reduktion der Körperoberfläche eines jeden an der Pyramide beteiligten
Individuums verringert sich automatisch der Wärmeverlust. Unser
Turnlehrer ließ uns beim Sportunterricht im Freien in der kalten
Jahreszeit stets eine Bienentraube bilden und erreichte dadurch
denselben Zweck wie unsere Störche durch die Wärmepyramide.
Die Ablösungen von Schorsch und Nummer 7 am Nest
ließen vor allem ab dem Vormittag lange auf sich warten. Heute
zeichnete sich Nummer 7 in dieser Hinsicht besonders „negativ“ aus.
Als Schorsch um 9:30 Uhr anflog, hatte er eine Schicht von 160 Minuten
durchzustehen. Er ließ seine Partnerin beim nächsten Turn „nur“ 130
Minuten Freiraum, während sie ihn dann von 14:18 Uhr bis 18:07 Uhr
knappe vier Stunden sitzen ließ. Die Nacht verbarg, wann sich Schorsch
abschließend einstellte. Aber 150 Minuten sollten es erneut gewesen
sein.
Ein deutlicher Größenunterschied |
Nummer 2 steht erneut |
Wärmepyramide zu zweit
Alles hält Siesta
So groß bin ich schon | |
15. Jun. 08 |
Die Trauer über den Verlust unseres Nesthäkchens
sitzt noch tief! Ich konnte mich aus Zeitgründen erst am gestrigen
Samstag vor Ort auf die Suche nach dem Abwurfopfer machen. In den
Innenhof des alten Rathauses gelangte ich wegen des Wochenendes nicht.
Die Tür dorthin war wegen der ruhenden Bauarbeiten verschlossen. Ich
denke aber, dass auf Grund der Bilder unserer Webcam der Unglückliche
mehr auf die Straßenseite zum Ledermarkt hin abgeworfen wurde. Ein
schwerer Körper, wie ihn ein Jungstorch von knapp drei Wochen
darstellt, mit einem Gewicht von knapp drei Pfund sollte vom unter dem
Nest befindlichen Schneefanggitter aufgefangen werden. Dort fand ich
aber nichts, was nach einem toten Storch ausgesehen hätte.
Also fiel er vielleicht doch auf die Straße oder
auf den am Gebäude entlang verlaufenden Gehsteig? Aber dort musste er
doch um die Mittagszeit für Aufsehen gesorgt haben oder es musste sich
herumgesprochen haben, dass dort ein Storchenküken zu Tode gekommen
sei. Aber nichts dergleichen erfolgte. Hat Schorsch vielleicht seinen
Jüngsten doch verschluckt? Die Bilder der Webcam geben dafür keinerlei
Hinweise. Das Nachblicken und Hinunterschauen, das Schorsch
unmittelbar nach dem Verschwinden des Kükens aus dem Schnabel in
Richtung Ledermarkt praktizierte spricht eindeutig dafür, dass es über
den Nestrand gehievt und danach fallen gelassen wurde.
Vielleicht gibt es ja in den nächsten Tagen doch
noch einen Hinweis auf den Verbleib, denn ganz in Luft kann sich ein
kleiner Adebar nicht aufgelöst haben.
Die Nacht zum heutigen Sonntag war mit 6 Grad
etwas wärmer als die vergangene, in der lediglich vier Grad zu
verzeichnen waren. Am Abend setzte leichter Regen ein, der bis
Mitternacht 5 Liter auf den Quadratmeter erbrachte. Mit einer
Höchsttemperatur von 17 Grad blieb es auch in diesem Bereich eher
unterkühlt. Eine typische Wetterlage, die den Namen Schafskälte in
vollen Zügen verdient.
Heute konnte ich beim Studium der
Tageszusammenfassung von KaiserPingi feststellen, dass Schorsch stets
sehr lange unterwegs ist und Nummer 7 dadurch leider stark ans Nest
gebunden bleibt und dadurch für die Nahrungsbeschaffung unnötig viel
Zeit verliert. Erwachsene Störche verlassen das Nest in den ersten
vier Lebenswochen ihrer Jungen erst, wenn der Partner zur Ablösung
erschienen ist. Dies ändert sich gegebenenfalls ab der fünften
Lebenswoche, selten schon früher.
Den ersten Abflug verzeichnete im Morgengrauen
Nummer 7. Sie erschien bereits um 5:49 Uhr wieder am Nest und Schorsch
machte sich auf die Socken. Dass er über vier Stunden ausblieb und
seine Partnerin unverrichteter Dinge so lange sitzen ließ, verwundert
mit der Zeit schon ein wenig. Dazu kommt schließlich noch, dass er bei
seiner anschließenden Fütterung wenig hervorbrachte. Mir drängt sich
mit Fortschreiten der Jungenaufzucht und mit dem steigenden
Nahrungsbedarf der Jungen der Verdacht auf, dass Schorsch gerade mal
in der Lage ist, sich selbst zu versorgen, die Quantität seines
Futters jedoch nicht ausreicht, um die Jungen ausreichend zu ernähren.
Es entsteht ein Teufelskreis, der einerseits in
Schorschs geringem Beitrag zur Nahrungsversorgung und andererseits
zeitgleich auch in einer Beschneidung der Nahrungsaufnahme durch
Nummer 7 begründet ist. Solange Schorsch unterwegs ist, kommt auch
seine Partnerin nicht in die Gänge.
Heute sah das so aus, dass „Er“ annähernd 12
Stunden unterwegs war, während „Sie“ es bei insgesamt auch nur 3
Fütterungen auf lediglich 5 Stunden im Nahrungsgebiet brachte. Was
will ich mit diesen Einlassungen erzählen? Die Jungen bekommen im
Augenblick offensichtlich zu wenig Futter. Entweder gibt es nicht
genug zu fressen (halte ich für eher unwahrscheinlich) oder aber
Schorsch fällt doch weitgehend als Nahrungsbeschaffer aus und Nummer 7
findet durch das Wachehalten am Nest einfach zu wenig Zeit, ihrerseits
die Lücke, die durch Schorsch entsteht, zu schließen. Solches scheint
sich nun nach dem Verlust des Kükens Nummer 3 als eine Möglichkeit
herauszukristallisieren. Es wäre schade, wenn es so ist, weil wir den
tapferen Kerl doch für etwas verantwortlich machen könnten, für das er
aber keine Schuld trägt.
An einigen Schnappschüssen werden die immensen
Größenunterschiede zwischen Nummer 1 und Nummer 2 sehr deutlich. Das
lässt für die nächsten Tage keine gute Prognose zu. Dass zwischendurch
immer wieder Regenschauer niedergingen und die Temperatur weiter in
den Keller drückten, entspannt sie Lage keinesfalls.
Der Größenunterschied ist doch sehr erheblich
Was wird denn da verfüttert? |
Regenschauer |
Wenig Durchblick! | |
16. Jun. 08 |
Lag es mit am schlechten Wetter? Die
Temperaturkurve reichte von 9 Grad in den Morgenstunden bis 16 Grad am
Nachmittag. Sicher kann man diese Temperaturverteilung nicht unbedingt
als extrem für diese Jahreszeit bezeichnen, zumal sich der
Niederschlag doch in einem vertretbaren Rahmen bewegte. Was heißt aber
hier schon vertretbar? Von Mitternacht bis zum Mittag des heutigen
Tages regnete es in Feuchtwangen nur zwei Liter, schön verteilt über
mehrere Sunden. Kein Starkregen oder ein unwetterartiges
Regenereignis! Und dennoch geschah in den Vormittagsstunden etwas, was
ich ein wenig befürchtet, aber nie in dieser Schnelligkeit erwartet
hatte.
Küken Nummer 2 verlor an diesem Tag und auf die
Minute zeitgleich mit Küken Nummer 3 (dies passierte am 13.6.) sein
Leben. Sogar der Handlungsverlauf und der „Täter“ glichen sich wie ein
Ei dem anderen! Alles nur Zufall? Lag oder liegt bei unserem Trio als
weitere Erklärungsvariante eine ansteckende Erkrankung vor und alles,
was bisher über Schorsch gemutmaßt wurde, könnte sich damit in
Wohlgefallen auflösen? Oder betrafen die von mir beim Verlust unseres
Nesthäkchens am 13.6. geäußerten Vermutungen auch den heutigen
Todesfall.
Als ich vor Schulbeginn noch einen kurzen Blick
ins Nest auf dem alten Rathaus warf, machte mir Küken Nummer 2 einen
schlechten Gesamteindruck und auch Nummer 1 hatte sich durch die Nässe
in ein schmutzig braunes Bündel verfärbt. Nichts mehr vom strahlenden
Weiß der Vortage, kein keckes Aufrichten oder Betteln, kein munteres
Rutschen an den Nestrand.
Der Tag begann im Morgengrauen mit dem Abflug von
Schorsch. Um 6:39 Uhr wurde er von Nummer 7 abgelöst, was Schorsch zu
einem fast 5-stündigen Ausflug nutzte. Er tauchte erst wieder zehn
Minuten, bevor die dramatischen Ereignisse ihren Lauf nahmen, am Nest
auf. Er fütterte, wobei Nummer 1 sich an der Nahrungsaufnahme
beteiligte, Nummer 2 aber apathisch und unbeteiligt, aber noch lebend
nichts zu sich nahm.
Ich stellte mir ebenfalls – so wie es auch einige
Einträge im Gästebuchbuch vermerkten - die Frage, weshalb in diesen
kritischen Stunden der jeweilige Elternvogel die Jungen nicht hudern
wollte. Wie leicht wäre es am Vormittag gewesen, sich wärmend über die
Jungen zu legen, zumal sie vom Alter und damit auch noch von der
Körpergröße her leicht zu bedecken gewesen wären. Doch nichts
dergleichen geschah. Da nahm das seinen Lauf, was kommen musste.
Ausgerechnet zur gleichen Zeit - und zwar
minutengleich wie am vergangenen Freitag - machte sich wiederum
Schorsch daran, sich auch von Küken Nummer 2 zu trennen. Er ging
genauso vor wie am Freitag, also vor drei Tagen.
Die Situation stellte sich wenige Minuten vor dem
Ereignis wie folgt dar. Schorsch hatte Futter mitgebracht und Nummer 1
fraß einige Nahrungstiere. Die Uhr zeigte 11:27:14. Küken Nummer 2 lag
apathisch mit seitlich gelegtem Kopf neben seinem Geschwisterchen und
nahm nicht an der Fütterung teil. Um 11:34:46 Uhr wandte sich Schorsch
seinem nunmehr kleinsten Küken zu und musterte es scharf mit den
Augen. Dabei hielt er den Schnabel wenige Zentimeter über dem
Halsansatz, ohne zuzustoßen. Beim nächsten Schnappschuss – 11:34:54
Uhr – kam es zum ersten Kontakt zwischen dem Kopf des Kükens und
Schorschs Schnabel. Er packte den Kopf knapp hinter den Augen, zerrte
kurz und ließ den Griff wieder locker, so dass der Kopf erneut auf den
Boden sank. Der Jungstorch lebte jetzt und auch noch bis zum
endgültigen Abwurf.
Um 11:35:02 sah man Nummer 2 mit leicht erhobenem
Kopf, lediglich die Schnabelspitze stützte das gesamte System etwas
ab. Schorsch ließ seinen neuen Jüngsten weiterhin nicht aus den Augen.
Um 11:35:47 Uhr schien sich der Storchenvater wieder beruhigt zu
haben. Er stand mit dem Rücken zur Kamera und hatte den Blick zu Küken
2 etwas gelöst. Dieses kuschelte sich in diesem Augenblick an Küken 1
und suchte offenbar Körperkontakt zur Aufnahme von Wärme. Die Flügel
waren etwas abgespreizt.
Um 11:35:56 Uhr sah man Schorsch eine Runde im
Nest drehen, während sein kommendes Opfer reglos im Nest lag. Um
11:36:06 Uhr wandte er sich abermals Küken 2 zu und packte es mit dem
Schnabel zum zweiten Mal am Kopf hinter den Augen. Schorsch löste
seinen Griff danach erneut und ließ seinem Nachwuchs eine neue Chance.
Aber wie sollte er weiteren Attacken ausweichen. Es gab keine
Entkommen. Um 11:36:38 Uhr holte Schorsch zum entscheidenden Schlag
aus. Immer noch das Opfer mit den Augen fixierend stieß er um 11:36:49
Uhr zum dritten und letzten Mal zu. Diesmal saß der Griff mit dem
Schnabel besser, nämlich direkt am Übergang von Kopf und Hals. Ohne
lange zu fackeln, nahm er das Küken hoch, machte mit ihm im Schnabel
eine Vierteldrehung im Nest und ließ es in Richtung Innenhof des alten
Rathauses fallen. Nach 70 Sekunden vom ersten Kontakt zwischen
Schorsch und Küken Nr. 2 war alles vorbei. Schorsch sah dem
abgeworfenen Jungen noch ein Weilchen nach, ehe er wieder zur
Tagesordnung überging.
Anschließend hatte ich Zeit, das anschließende
Geschehen im Nest am PC zu verfolgen. Ich muss gestehen, dass ich so
ab 13 Uhr auch für Nummer 1, für unseren Senior also, schwarz zu sehen
begann. Ohne von einem Elternteil gehudert zu werden, verschlechterte
sich sein Zustand von Minute zu Minute, wenigstens hatte ich diesen
Eindruck.
Doch gegen 14:45 Uhr hatte das Bangen ein Ende.
Nummer 7, Schorschs Partnerin also, machte endlich das, was man
eigentlich schon längst erwarten musste und erhoffen wollte. Sie legte
sich auf ihr einziges verbliebene Kind. Damit war Küken Nummer 1
gerettet (vorläufig wenigstens!). Fast schlagartig, weil wieder
trocken, sahen wir ein Küken mit einem strahlend hellen Federkleid,
das sich wieder munter und aufmerksam zeigte. Geschafft! Vielleicht –
und es wäre so zu wünschen – bringen wir – besser doch Schorsch und
Nummer 7 – unseren Single-Storch auch über die nächsten schwierigen
Tage.
Noch etwas fällt mir an unserem Solisten auf. Für
seine 23 Lebenstage ist er nun wirklich kein Riese, noch nicht! Es
gilt also möglichst schnell kräftig zuzulegen! Es folgen die Bilder zu
den oben chronologisch verzeichneten Abläufen des zweiten
Kükenabwurfes durch Schorsch:
Die letzten Schnappschüsse, die noch zwei Junge
im Nest zeigen folgen im nächsten Bildteil:
Nummer 2 schwach |
Da bahnt sich was an! |
Ein schwaches Lebenszeichen
Fast kein Tag ohne einen Beringungseinsatz! So
auch an diesem Nachmittag! Der Ort des Geschehens lag diesmal in
Wassertrüdingen. Auf dem Dach des Lagerhaus von Familie Würth galt es,
den Storchennachwuchs zu beringen. Mit von der Partie war erneut die
Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Dinkelsbühl unter ihrem
bewährten Maschinisten Friedrich Hirsch. Gut, dass wir die beiden
Jungen heute beringen konnten, denn recht viel länger hätte ich damit
nicht warten sollen oder wollen. Mit knapp sechs Wochen hatten sie ein
Alter erreicht, in dem das Akinese-Verhalten nicht immer abrufbar ist.
Doch dieses Mal taten mir die Halbstarken noch den Gefallen. Ein
unbefruchtetes Ei verbleib im Nest und darf weiter vor sich hin
stinken.
Impressionen aus Wassertrüdingen
Seit Freitag war ausgesprochen viel los mit und
um meine Störche. Jede Woche halte ich solches nicht immer aus. Doch
wenn ich mir das kommende Wochenende so betrachte, gibt es wieder viel
zu tun. Ob es dabei auch zu einer Beringung in Dinkelsbühl kommt,
steht noch nicht endgültig fest. Beabsichtig war es, am
Samstagvormittag damit zu starten, doch die Ereignisse der letzten
Tage haben daran einige Zweifel aufkommen lassen. Ich werde Sie auf
alle Fälle rechtzeitig über Tag und Zeitpunkt informieren. Merken Sie
sich aber schon einmal als erste Möglichkeit den kommenden Samstag
vor. Wir müssen auch ein wenig darauf achten, ob der Innenhof des
alten Rathauses zu diesem Zeitpunkt mit einem schweren
Feuerwehrfahrzeug überhaupt befahrbar ist. Also diktiert auch ein
wenig der Fortgang der Bauarbeiten dort den Einsatz der Feuerwehr und
damit auch eine mögliche Beringung. Wenn alle Stricke reißen sollten,
wird unser Solist eben auch unberingt sein Nest verlassen. Hauptsache
er überlebt, ob mit oder ohne Ring ist dabei „schnurzegal“!
Also einfach in den nächsten Tagen das Tagebuch
aufmerksam studieren und Sie werden das Ereignis auf keinen Fall
versäumen. | |
17. Jun. 08 |
Tag 1 nach der zweiten Katastrophe im Nest!
Vielleicht ist der Ausdruck Katastrophe doch falsch gewählt! Ich
sollte mich nach einem anderen Wort für die Bezeichnung des Geschehens
umsehen. Vielleicht eignet sich der Begriff „instinktgesteuerte
Verringerung der Jungenzahl“ besser? Das nun einzig verbliebene Küken
werde ich in der Folge einfach „Senior“ nennen und im Augenblick noch
ein wenig abwarten, bis wir uns vielleicht zu einer Namensgebung
durchringen sollten. Die Chancen für Senior zu überleben, haben sich
seit gestern deutlich gebessert. Er hat zugelegt und die alte
Vitalität wieder erlangt. Sicher war die Verringerung der Jungenzahl
eine notwenige Handlung, um einen Totalausfall der Brut zu verhindern.
Dass Schorsch häufig so lange unterwegs ist und dadurch auch Nummer 7
an der Nahrungsbeschaffung gehindert wird, könnte im speziellen
Dinkelsbühler Fall mit Schuld an unserem Dilemma sein.
In den vergangenen Tagen kam es zu kaum mehr als
drei Fütterungen durch Schorsch und dadurch auch nur zu vier durch
Nummer 7. Dies ist sicher nicht die Welt! Wenn dann Schorsch bei
seinen Fütterungen kaum etwas auf den Tisch legen kann, sind drei
Junge eindeutig zu viel. Mit einem Küken entspannt sich die Gesamtlage
ganz gewaltig, denn nun ist auch ein Partner (in unserem Falle Nummer
7) allein in der Lage, für ausreichend Nahrung zu sorgen. Das
Wachehalten am Nest, Voraussetzung für eine geregelte Ablösung, kann
unser Kurzschnabel ja problemlos leisten. Sie sehen, dass ich schon
wieder voll mit Spekulationen beschäftigt bin. Aber ich suche eben
auch nach Erklärungen und gerate zu schnell in einen
Erklärungsnotstand. Tatsache ist, dass Schorsch zwei seiner Kinder aus
dem Nest befördert hat und wir ihn eben nicht fragen können, weshalb
er dies getan hat. Aus Jux und Tollerei hat er es nicht getan und
seine Gründe sind ganz bestimmt auch schwerwiegend. Belassen wir es
einfach dabei! Es ist geschehen und so wollen wir es auch akzeptieren.
Die Verteilung der Fütterungen über den Tag ergab
drei durch Schorsch und vier durch Nummer 7 erfolgte Nahrungsgaben.
Bereits um 5:45 Uhr kam Nummer 7 wieder zum Nest zurück, hatte sich
also etwa eine Stunde zur Nahrungssuche Zeit gelassen. Bis zum
erneuten Auftauchen von Schorsch vergingen lediglich 85 Minuten, für
ihn eine gute Zeit. Nummer 7 hatte es ebenfalls eilig und kam in
Stundenfrist wieder. Der folgende Turn durch Schorsch hatte dann aber
schon wieder „Schorsch-Qualität“. Annähernd vier Stunden benötigte er,
um seine Partnerin abzulösen und seine Nahrungssuche zu beenden. 140
Minuten blieb Nummer 7 aus und Schorsch danach 180. Um 18.32 Uhr
schwang sich Nummer 7 für heute zum letzten Mal aufs Nest und konnte
auf 90 Minuten Nahrungssuche zurückblicken. Wann Schorsch bei
einbrechender Dunkelheit noch einmal Futter brachte, lässt sich nicht
eindeutig klären. Drei Stunden sollten aber schon mindestens ins Land
gezogen sein. So stehen heute rund 11 Stunden für Schorsch und knappe
6 Stunden für unsere Nummer 7 als Zeiten, die sie für die
Nahrungssuche aufwenden mussten. Ein erhebliches Ungleichgewicht und
meiner Meinung nach doch durch die Schnabelverletzung von Schorsch mit
verursacht.
Senior in guter Gesellschaft |
Schorsch hat gefüttert |
|
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Was Langes und Dünnes im Schnabel! |
Es geht doch wieder |
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Man sucht Wärme |
Man bettelt |
Man.....!? | |
18. Jun. 08 |
Die Schafskälte ist
überwunden. Es wurde an diesem Mittwoch deutlich wärmer als an den
vergangenen Tagen. Mit 24 Grad Höchsttemperatur wurden fast
sommerliche Werte erreicht und die Nacht war mit 12 Grad längst nicht
mehr so frisch. Dass es zwischen fünf und sechs Uhr 2,5 Liter Regen
gab, fiel dabei nicht besonders ins Gewicht.
Die Bilder des Tages begannen mit einem
Paukenschlag! Als sich unser Senior um 6:13 Uhr aus der Dunkelheit
schälte, traute ich meinen Augen nicht! Er war allein im Nest. Nun
gut, er wird am Wochenende, also in drei Tagen, vier Wochen alt. Aber
dass bereits im Morgengrauen beide Alten ihn verließen, überraschte
mich nun schon ein wenig. Gib es wirklich einen Nahrungsengpass im
Nestumfeld oder liegen andere Gründe vor? Senior blieb nachweislich 17
Minuten allein, sein Alleinsein könnte aber auch noch wesentlich
länger angedauert haben. Um 6:30 Uhr tauchte Nummer 7 auf, fütterte
und bewachte anschließend ihren Nachwuchs. In diesem Punkte sah alles
wieder normal aus und als eine gute Stunde später auch Schorsch wieder
auf der Bildfläche erschien, deutete nichts mehr auf eine Abnormalität
hin, aber so ganz schlucken kann ich diesen Vorfall immer noch nicht.
Auch was im Anschluss am Nest passierte, lässt die eine oder andere
Frage offen. Hier beziehe ich mich auf die Fütterungen. Erstens gibt
es nur ganz wenige über den Tag verteilt und zweitens scheinen sie mir
immer noch nicht intensiv genug. Man könnte jetzt sagen, dass die
Eltern auch nicht mehr agieren müssen, nachdem ja nur noch ein
Jungtier im Nest ist, aber ein bisschen mehr könnte es schon sein.
Dass Schorsch oder Nummer 7 nach dem Auswürgen übrig gebliebene
Nahrungstiere wieder aufgenommen hätten, habe ich schon längere Zeit
nicht mehr beobachten können, wenn man einmal vom gestrigen
Verschlucken einiger langer, dünner Nahrungsbestandteile einmal
absieht. Können die Eltern nicht mehr herbeischaffen oder wollen sie
nicht? Dann läge es aber am Gesundheitszustand von Senior. Dass die
Körpergröße und der Entwicklungsstand hinter den Erwartungen
zurückliegen, habe ich schon mehrmals geäußert. Deshalb habe ich mich
nun doch entschlossen, die Beringung am kommenden Samstag
durchzuführen, um vielleicht dadurch auch ein wenig Aufschluss über
die Befindlichkeit des Kükens zu gewinnen. Dass es bei der Gelegenheit
dann gleich seinen Ring verpasst bekommt, schadet nicht und kann bei
den Wettervorhersagen für Samstag ohne Risiko durchgeführt werden.
Also bitte ganz dick im Kalender anstreichen:
Beringung von Senior am Samstag, den 21. Juni 2008 um 10 Uhr unter
Mitwirkung der Freiwilligen Feuerwehr Dinkelsbühl.
Kurz nach Mittag ereigneten sich erneut
merkwürdige Geschichten am Nest. Als Schorsch seine Partnerin um 10:19
Uhr abgelöst hatte, erschien fast genau zwei Stunden später Nummer 7.
Statt zu füttern standen beide für mehrere Minuten teilnahmslos im
Nest, ehe Nummer 7, die eigentlich füttern sollte, wieder abflog.
Schorsch behauptete die Stellung und musste erleben, wie die Dame des
Hauses mehrmals an- und abflog. Ganz sicher lag der Grund der Unruhe
im Erscheinen eines oder mehrerer Fremdstörche. Dass Schorsch in dem
Trubel um 13:35 Uhr das Nest für eine Minute verließ und seinen Senior
alleine ließ, mag man in diesem Zusammenhang als mögliche
Handlungsweise verstehen. Bis nach 16 Uhr musste Schorsch warten, ehe
die Dame zurückkehrte. Doch auch diese Ablösung verlief nicht ganz
normal, denn Nummer 7 legte davor einen Zwischenhalt auf dem Dachfirst
hinter dem Nest ein, ehe sie schließlich doch noch ins Nest sprang.
Unser Seniorküken hatte seit sechs Stunden nichts mehr gefressen und
auch die kommende Ladung war alles anderes als üppig. Schorsch flog
unverzüglich ab und war 5 Stunden später noch immer nicht aufgetaucht.
Inzwischen hatte die Nacht den Schleier des Vergessens über das Nest
gelegt.
Es fällt auf: Senior ist sehr klein für sein
Alter, er bekommt nicht viel zu fressen, die Eltern halten unheimlich
lange im Nahrungsgebiet aus und lösen sich nur sehr selten ab, Senior
blieb heute bereits zweimal alleine im Nest! Insgesamt eine etwas
beunruhigende Entwicklung, die zeigt, dass selbst unser Größter noch
nicht aus dem Schneider ist.
Und bitte nicht vergessen: Beringung am Samstag,
21.6.2008 um 10 Uhr (plus/minus einige Minuten)!
Senior allein!
Keine roten Beine in Sicht! |
Das erste Futter des Tages |
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Ablösung mit Taube |
Wer schreit denn da? |
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Kein Papa und
keine Mama mehr da! |
Bald hebe ich ab |
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Mama mit einer Außenlandung |
Storchenflüsterer |
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19. Jun. 08 |
8 Grad am frühen Morgen und 25 Grad am späten
Abend! Diese Werte können sich wieder sehen lassen und entsprechen in
vollen Zügen der Jahreszeit. Da können Schorsch und Nummer 7 endlich
wieder von besseren Zieten träumen und die Aufgaben der Jungenaufzucht
mit vollem Elan angehen.
Für das Wochenende, das für mich bereits am
Freitagnachmittag beginnt stehen – einschließlich der Beringung an
unserem Nest – noch weitere Termine an. Damit neigt sich aber mein
diesjähriger Einsatz zur Markierung aller Jungstörche eines 4000 km²
großen Gebietes entlang von Wörnitz und Altmühl dem Ende entgegen.
Wenn Anfang Juli auch noch die restlichen drei Nester mit Jungen
(Großenried, Wolframs-Eschenbach und Harburg) bearbeitet sein werden,
ist es mir erneut gelungen alle Jungstörche mit Ringen der Vogelwarte
Radolfzell zu versehen.
Um diese letzten Termine zu koordinieren und für
das Wochenende keine Überraschung zu erleben, bereiste ich Teile des
Altmühltales. In Großenried sind definitiv Junge geschlüpft. Ich
entdeckte mindestens eines während einer Fütterung durch einen
Altvogel. In Merkendorf – hier werde ich morgen zur Beringung sein -
haben sich die beiden Jungstörche prächtig entwickelt. Über eine
lokale Webcam werden Live-Bilder ins Foyer des Rathauses übertragen.
Auf einem großen Flachbildschirm drängen sich manchmal Besucher der
historischen Stadt, um einen Blick ins Storchennest zu erhaschen.
Heute interessierte sich auch ein Fernsehtermin des Bayerischen
Rundfunks für das großartige Angebot. Neben den beiden Jungen sah man
auch noch zwei unbefruchtete Eier.
In Wolframs-Eschenbach sind ebenfalls Junge
geschlüpft. Von einem erhöhten Punkt etwas außerhalb der Stadt konnte
ich mindestens drei Jungstörche von etwa 14 Tagen ausmachen. Sie zu
beringen bedarf noch einer Wartezeit von 2 Wochen. So kann ich mir
einen Besuch dieser Stadt für morgen ersparen und die Feuerwehr eben
bitten, nach Ablauf einer Zweiwochenfrist noch einmal auszurücken.
Über Ansbach führte mich schließlich noch der Weg
an den Oberlauf der Altmühl. In Leutershausen gibt es nun definitiv
keinen Nachwuchs. Über die Ursachen liegen mir keine Beobachtungen
vor. Und schließlich wird auch in Colmberg, einer erstmals von einem
Storchenpaar besiedelten Gemeinde, kein Nachwuchs groß werden. Der
Storchenmann verunglückte im Straßenverkehr tödlich.
Nun endlich zurück zu unserem Einzelkind im
Dinkelsbühler Storchennest. Am frühen Morgen war es erneut für mehrere
Minuten allein im Nest. Daraus nun erneut etwas Abnormales
konstruieren zu wollen, halte ich dennoch für verfehlt. Natürlich
beginnt die Zeit der unbewachten Jungenaufzucht in diesem Alter und
unser Senior wird ja übermorgen 4 Wochen alt. Also nehmen wir dies als
diskreten Hinweis von Schorsch und Nummer 7, dass ihr Kind einen
weiteren Entwicklungsschritt gerade mitmacht und miterlebt und wir uns
deswegen keine Sorgen zu machen brauchen. Nun haben wir aber ebenfalls
in den verschiedenen Tagebuchjahrgängen gelernt, dass ein Küken,
solange es bettelt, auch gefüttert wird. Erscheinen die Eltern aber
und Senior bettelt nicht, weil er satt ist, bekommt er eben auch
nichts zu fressen. Ich erinnere gerne daran, auch darauf zu achten, ob
Senior nicht gefüttert wird oder nichts will, weil er bereits bei
einer der letzten Ablösungen so viel zu sich genommen hat, dass er im
Augenblick keinen Nachschub braucht. Ganz offensichtlich hat Senior
aber in den vergangenen beiden Tagen deutlich zugelegt und in dieser
Manier wird er auch die nächsten Tage und Wochen überleben und
irgendwann in den letzten Julitagen das Nest verlassen.
So erlebte unser Küken heute mindestens sieben
Fütterungen, von denen einige ganz sicher mit dem Auswürgen von Futter
begleitet waren. Leider geben die Zeitintervalle der Bildwechsel sowie
die Bildauswahl unseres überaus verdienten KaiserPingi (bitte nicht
nachlassen bei der Zusammenstellung der Tageszusammenfassungen!!) die
einzelnen Fütterungen nicht ganz korrekt wieder. Es kann zwischen
einzelnen Bildern - und hier sind 10 Sekunden schon viel an Zeit – zu
einem Würgevorgang mit anschließendem Abschlucken eines Beutetieres
kommen und wir müssen es nicht sehen. Die Geschwindigkeit, mit der
Nahrung durch die Jungen aufgenommen wird, ist manchmal regelrecht
beängstigend.
Fazit: Schorsch wächst und das tut er nur, wenn
er auch etwas zu fressen bekommt. Da er nun allein ist und Schorsch
und Nummer 7 ihn bereits alleine im Nest zurücklassen, sollte Senior
doch über dem Berg sein und nicht verhungern. Gerade die zuletzt
gemachte Bemerkung, habe ich nie ins Kalkül gezogen und es besteht
auch in den nächsten Tagen nicht die geringste Gefahr, dass es zu
einem Hungertod von Senior kommen könnte.
Senior allein!! |
Schorsch füttert! |
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Gab es vielleicht Aal? |
Zweifelnde Blicke? |
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Siesta!
Lass mich bitte schlafen, Senior! |
Mal sehen,
was Papi in der Hosentasche hat! |
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20. Jun. 08 |
Von der Wetterfront gibt es weiterhin nur gute
Nachrichten. Ein neuer traumhafter Frühsommertag Die Temperaturspanne
bewegte sich zwischen 14 und 24 Grad, dazu ein angenehmer Wind und
kein Niederschlag.
Für die Unternehmungen Ihres Tagebuchschreibers
konnte es nicht besser passen. Dazu durfte er erneut im neuen Toyota
Prius fahren und die Annehmlichkeiten dieser umweltschonenden (!?)
Limousine genießen. Dieses Fahrzeug wird wohl endgültig nächste Woche
in meinen Besitz übergehen und meinen fast volljährig gewordenen
Toyota Previa schneller vergessen lassen als ich zunächst gedacht
hatte. Es bedeutet eben doch einen großen Unterschied, ob man mit 13
Liter auf 100 Kilometer zurecht kommen muss oder mal gerade knappe 5
Liter verbraucht. Da hat sich manches von den Anschaffungskosten nach
einigen Jahren amortisiert.
Gute Fahrt!
Es ging erneut in Richtung Gunzenhausen an die
Altmühl. Am Altmühlsee angekommen informierte ich mich zuerst über den
Fortgang der Bauarbeiten an der Ortsdurchfahrt von Altenmuhr. Vor dem
Pfarrhaus, das das Storchennest trägt buddelten um 16 Uhr noch
zahlreiche Bauarbeiter mit schwerem Gerät. Doch man versprach bis zum
Eintreffen der Feuerwehr so weit fertig zu sein, dass die Drehleiter
ihren Einsatz beginnen könne. Da die Gehsteige noch nicht
aufgeschüttet waren, stand zu diesem Zeitpunkt noch zu befürchten,
dass es mit der Leiter schwierig werden könnte, das Storchennest zu
erreichen.
Mit diesem Wissen machte ich mich an meinen
ersten Einsatzort in Gunzenhausen selbst. Auf dem Schlot der
ehemaligen Mälzerei Lehner, der heutigen Gaststätte Lehner „Zum
Storchennest“ mit herrlichem Biergarten, galt es die Jungstörche zu
beringen. Da an diesem Nest ebenfalls eine Kamera die Geschehnisse auf
ein Fernsehgerät in der Gaststätte überträgt, sind alle Besucher stets
bestens über die Vorgänge informiert. Auf einer neben dem Bildschirm
angebrachten Tafel sind die wesentlichen Daten zu Brut und
Jungenaufzucht aufnotiert, so dass jeder Gast sich mühelos „bedienen“
kann.
So erfährt zum Beispiel, dass von fünf
geschlüpften Jungen ebenfalls zwei im Alter von gut einer Woche vom
Storchenmann gepackt, geschüttelt und aus dem Nest geworfen wurden.
Die drei verbliebenen hätten sich gut entwickelt und sollten am
heutigen Tage ihre Ringe erhalten. Mit vier Wochen standen sie
außerdem im besten Beringungsalter. Die FFW Feuerwehr Gunzenhausen
war, wie gewohnt, pünktlich zur Stelle, so dass der Kennzeichnung des
Trios nichts mehr im Wege stand. Die Eltern bekamen von der kleinen
Aufregung nichts mit, da sie ihre Heranwachsenden schon seit einigen
Tagen stundenweise alleine im Nest lassen, also mit der unbewachten
Jungenaufzucht begonnen haben.
Das Trio in Gunzenhausen
Der kleine Konvoi setzte sich anschließend nach
Altenmuhr in Bewegung. Die kurze Schotterstrecke in der Nähe und vor
dem anzufahrenden Pfarrhaus bereitete keine Probleme, jedoch konnte
die Drehleiter wegen der Straßenbauarbeiten nicht so nahe an die
Grundstücksgrenze heranfahren wie in den vergangenen Jahren. Die
„Auswirkungen“ waren schnell spürbar. Die Leiter erwies sich schnell
als zu kurz. Erst mit einem herbeigebrachten Regenschirm gelang es
Ihrem Tagebuchschreiber, die ebenfalls unbewachten Jungstörche in
ihrem Domizil zu angeln und zu sich an den Nestrand zu ziehen. Erst so
gelang es schließlich, die zwei im Nest befindlichen Jungen zu greifen
und den Vorgang der Beringung einzuleiten und abzuschließen.
Anfahrt an das Nest in Altenmuhr
Die Pfarrfamilie, Untermieter der
Storchenfamilie, wusste noch vom „Rauswurf“ eines Jungen zu berichten.
Bis alle Gespräche geführt und Fragen beantwortet
waren, war es schon spät geworden und es galt, den nächsten Termin
wahrzunehmen. Von Altenmuhr bis Merkendorf ist es ein Katzensprung von
gerade mal 6 Kilometern. So erreichte ich mein nächstes Ziel pünktlich
und es blieb sogar noch Zeit, mich am Nestgebäude noch ein wenig
umzusehen. Wie ich ja gestern schon erzählen konnte, wachsen im Nest
auf dem Rathaus ebenfalls zwei Junge heran, aus zusätzlich zwei
weiteren Eiern haben sich keine Jungen entwickelt.
Um die Gunzenhäuser Feuerwehr nicht zu sehr zu
strapazieren, hilft in der Stadt Merkendorf die Freiwillige Feuerwehr
aus der Pinselmetropole Bechhofen mit ihrer Drehleiter aus. Dass sie
ebenso pünktlich zur Stelle war, wie ihre Kollegen aus Gunzenhausen
muss nicht gesondert erwähnt werden. Die weiteren Vorgänge liefen
bereits wie automatisiert ab. Im Merkendorfer Fall bewachte, bis zum
Herannahen des Korbes der Drehleiter, ein Altvogel Nest und Junge. Die
Drehleiter war noch nicht ganz eingefahren, da landete Meister Adebar
wieder bei seinen Jungen und überzeugte sich davon, dass die Kennringe
dem Nachwuchs ausgezeichnet stünden.
Im zweiten Teil meines Tagebucheintrages widme
ich mich den Vorgängen um Schorsch, Nummer 7 und Senior. Der Morgen
gehörte abermals Senior ganz alleine. So ganz stimmt diese Bemerkung
nun doch nicht! Er befand sich zunächst schon unter der Obhut von
Nummer 7. Doch als sie sich um 5:33 Uhr auf und davon machte, befand
sich Senior wirklich allein im Nest. 50 Minuten dauerte dieser Zustand
schließlich an, ehe Mama Storch wieder zurückgekehrt war. Senior
nutzte seinen Freiraum weidlich aus. Er rutschte auf seinen
Fersengelenken kreuz und quer durchs Nest und erkundete mal ohne
Anweisungen von oben das Nest und seine Umgebung. Dass Nummer 7 von
ihrem Ausflug schließlich auch noch allerlei Leckereien mitbrachte,
sollte den unbewachten Zustand von Senior ein wenig versüßen helfen.
Zwanzig Minuten später kam bereits der nächste Nachschlag in Gestalt
von Schorsch ans Nest. Auch er fütterte und stellte Seniors
Nahrungsansprüche zufrieden. Es geht doch! Wenn sich in den nächsten
Tagen immer häufiger beide Alten gleichzeitig auf Nahrungssuche
befinden, ist die Durststrecke für den Jungen allemal überwunden, wenn
es sie jemals wirklich gab.
Und noch einmal hatte Senior heute eine
sturmfreie Bude. Kein Papa und keine Mama im Haus. Wenn er sich
diesmal aber etwas Besonderes in dieser Situation ausgedacht hätte, er
wäre von Papa ziemlich enttäuscht gewesen, denn er kam nach drei
Minuten schon wieder zurück mit Nistmaterial im Schnabel. Also kein
Nahrungsflug, sondern nur etwas zum Ausbessern des Hauses.
Das Wechselspiel am Nest ging während des
Vormittages munter weiter und es gab die eine oder andere Fütterung.
Allerdings sollten wir bei diesen Aussagen immer bedenken, dass wir
über die Webcam und die Bildauswahl von KaiserPingi längst nicht alles
sehen, was da so von einem Schnabel in den anderen läuft. Wie in
letzter Zeit üblich verlängerten sich bis zum Abend die
Ablöseintervalle gewaltig, so dass man mit drei Stunden stets rechnen
konnte.
Senior wieder allein |
Keckes Kerlchen |
|
|
Schorschs Schnabel gut zu sehen |
Senior erneut allein |
|
|
Papa hat Nistmaterial gebracht |
Ich habe Hunger |
Es wird gekuschelt
Morgen steigt also das Unternehmen: Beringung von
Senior durch Ihren Tagebuchschreiber.
Ich habe bereits erwähnt, dass ich mir unser
Einzelkind genau unter die Lupe nehme, dabei aber nur nach dem
Augenschein gehen kann und dieser kann natürlich sehr leicht täuschen.
Mehr ist mir nicht möglich und zu mehr muss es auch nicht reichen. Die
Fakten sprechen so und so eine eindeutige Sprache. Schorsch und Nummer
7 sind Herr ihrer Sinne und Herr der Lage am Nest. Beide beteiligen
sich an der Aufzucht ihres Jungen und sind in keiner Weise durch Tod
oder Flugunfähigkeit von der Fütterung Seniors ausgeschlossen. Dies
heißt im Klartext: Ein Eingreifen – ein solches stand aber unter den
vorliegenden Gegebenheiten nie zur Debatte – erfolgt in keinem Falle,
auch wenn Senior ernsthafte Blessuren oder Untergewicht aufweisen
würde. Auch die, allerdings nur spekulativ geäußerte, Befürchtung,
Schorsch könne seinen Pflichten wegen der Schnabelverletzung nicht
ganz nachkommen, rechtfertigt ein Eingreifen überhaupt nicht. Schorsch
ist ja da und trägt seinen Teil zur Aufzucht bei. Und zum Schluss:
Selbst wenn jetzt ein Elternteil nachweislich durch Tod oder durch
eine das Flugvermögen raubende Verletzung ausfallen würde, gäbe es
kein Eingreifen am Nest. Nichts anderes zählt und so sehen es alle
seriösen Naturschutzverbände in Europa und so sehen es alle
Naturschutzbehörden bei Landratsämtern und Regierungen und so sehen es
alle namhaften Storchenschützer, die in der Bundesarbeitsgruppe
Weißstorchschutz zusammenarbeiten.
Und noch eins: Webcams werden nicht errichtet, um
das Leben von Jungen zu retten. Wer solches denkt und danach handelt,
sollte schleunigst die Kamera entfernen und sich lieber der Rinder-
oder Schafzucht zuwenden. | |
21. Jun. 08 |
Seniors großer Tag! Mein erster Blick am Morgen
ins Nest zeigte mir, dass es keine Befürchtungen hinsichtlich seines
Gesundheitszustandes mehr gibt. So wie er sich bewegte und bettelte
musste man sich keine Sorgen mehr um ihn machen. Wenn ich in letzter
Zeit manchmal etwas vorsichtig und ein wenig pessimistisch geurteilt
habe, dann nur, um Sie schonend auf einen weiteren möglichen Verlust
eines Jungstorchs vorzubereiten.
Senior feiert heute seinen
„Vier-Wochen-Geburtstag“, er befindet sich also damit in einem
Altersfenster, in dem das Beringen durchgeführt werden kann und muss.
Dieses Fenster beginnt etwa mit Abschluss der dritten Lebenswoche und
endet mit Abschluss der sechsten. Zuvor besteht die Möglichkeit, dass
er den Ring wieder verliert, danach könnte ein Beringer Gefahr laufen,
dass die Jungen nicht mehr in Akinse verfallen, sich also während der
Beringung nicht mehr tot stellen. Dies könnte zur Folge haben, dass
sich ein Junges zu weit an den Nestrand begibt und dabei aus dem Nest
fällt, springt oder fliegt.
Senior war also definitiv nicht zu klein, wenn
man seine Markierung auf diesen Tag festlegte. Ich habe im Laufe
meines Lebens rund 2000 Störche markiert und weiß sicher genau
Bescheid, wann einem Jungstorch was zuzumuten ist. Auch das Wetter
sollte man nicht ganz außer Acht lassen. Bei strömendem Regen hat das
Beringen ebenso zu unterbleiben wie bei Gewittern oder ähnlichen
außergewöhnlichen Wetterereignissen. Nun war aber schon seit Tagen
abzusehen, dass heute in dieser Beziehung keinerlei Gefahr drohte und
Senior bei heiterem und leicht bewölktem Himmel beste Voraussetzungen
vorfinden würde. Zwischen 10 Uhr und 13 Uhr zeigte die
Quecksilbersäule zwischen 21 und 24 Grad im Schatten an, im Nest unter
freiem Himmel können wir noch ein paar Grade dazulegen.
Dass das Schicksal von Schorsch auch im fernen
München nicht ganz überhört und übersehen wurde, zeigte das Interesse
eines Fernsehteams des Bayerischen Rundfunks, das sich meiner
Beringungsreise heute Vormittag anschloss. So kam es gegen 9:30 Uhr
auf dem Altrathausplatz der Wörnitzstadt zur Begegnung. Herr Hirsch
und Herr Horeld von der Freiwilligen Feuerwehr hatten dafür gesorgt,
dass Teile des Platzes zur Halteverbotszone erklärt waren, um die
Zufahrt in den Innenhof des alten Rathauses zu gewährleisten. Selbst
diese Vorkehrungsmaßnahme hätte noch nicht ausgereicht, um die
Drehleiter in Stellung bringen zu können. Auch einige Aufschüttungen
im Innenhof sollten Niveauunterschiede des Bodens nivellieren und die
Anfahrt möglich machen. Friedrich Hirsch bugsierte in wahrer
Millimeterarbeit das schwere Gefährt an den Ort, an dem es stehen
musste. Große Klasse! Es war genau 10 Uhr, als Ihr Tagebuchschreiber
und ein Mann mit Kamera den Korb der Drehleiter bestiegen. Schon vom
Innenhof aus konnte man sehen, dass es Nummer 7 war, die die Nestwache
während der Beringung übernommen hatte. Langsam bewegte sich die
Leiter in luftige Höhe und näherte sich dem Nestrand. Senior hatte
zuerst neugierig zu uns herübergesehen, dann aber plötzlich sein
Akineseverhalten aus der Schublade gekramt und war auf den Nestboden
gesunken. Gleichzeitig hatte Nummer 7 das Nest verlassen und kreiste
von nun an unablässig um das Nest. Mal zog sie weitere, mal engere
Kreise, aber stets hatte sie einen Blick für die Eindringlinge in
ihren Luftraum. Dass Senior für sein Alter gewisse
Entwicklungsrückstände zu gleichaltrigen Jungen aufwies, war ja schon
durch die Bilder der Webcam augenfällig geworden und nun keine
Überraschung mehr. Alles andere entsprach dabei durchaus der Norm. Er
hatte eine gute körperliche Konstitution, war keinesfalls mager oder
ausgehungert und gab auch sonst keine abnormalen Geräusche wieder. Der
Kennring mit der Nummer A7568 war schell über dem Intertarsalgelenk
des rechten Beines angelegt, einige Bemerkungen in die Kamera
abgegeben, das Nest einer kurzen Inspektion unterzogen, der Schnabel
von Senior gereinigt und schon zogen sich Leiter und Insassen wieder
zurück. Nach einem kurzen Zwischenstopp auf halber Höhe ging es dann
wieder auf festen Boden zurück. In der Zwischenzeit hatte sich Nummer
7 nicht mehr blicken lassen und auch auf keinem der Nachbardächer
konnte ich sie ausmachen. So konnten wir es noch einmal riskieren, für
eine weitere Einstellung die Leiter ein zweites Mal ausfahren zu
lassen und noch einmal in Richtung Nest zu schweben. Dort hatte sich
Senior inzwischen wieder aus seiner Akinese gelöst und tollte auch
ohne Bewachung im Nest umher. Nach genau 30 Minuten verließ die
Drehleiter der Feuerwehr wieder den Innenhof des alten Rathauses. Zur
genannten Zeit, es war 10:30 Uhr hatte sich weder Schorsch noch Nummer
7 bei Senior blicken lassen. Es konnte gut sein, dass sie sich ein
wenig Zeit lassen wollten, um Senior schon jetzt auf das künftige
längere Alleinsein vorzubereiten.
Fernsehteam und Feuerwehr machten sich derweil
auf den Weg nach Schopfloch. Auch in diesem Nachbarort von Dinkelsbühl
waren junge Störche im Nest zu beringen. Unter Einhaltung
verschiedener Regieanweisungen konnte auch das Schopflocher Jungenduo
dem Beringer nicht entgehen. Ein totes Junge im Schneefanggitter
unterhalb des Nestes machte deutlich, dass auch Schopfloch den Verlust
mindestens eines Jungen zu beklagen hatte.
Das Duo in Schopfloch
Nun gab es für die Kameraden der Feuerwehr frei,
während Ihr Tagebuchschreiber einschließlich dem vierköpfigen
Fernsehteam noch einige arbeitsreiche Stunden vor sich hatten. Wir
befuhren von Schopfloch ausgehend den Weg entlang der Wörnitz, immer
Ausschau nach Schorsch oder Nummer 7 haltend. Zwischen der Froschmühle
und Maulmacher wurden einige Szenen gedreht und schließlich auch das
neu angelegte Biotop am Rande einer kleinen Weiherkette besucht. Da
ich etwas hinterherlief, konnte ich nicht verhindern, dass ein Storch
– Schorsch oder Nummer 7 – durch die sich nähernden Menschen zum
Abflug gebracht wurde. Ehe wir uns versahen, war er auch schon unseren
Blicken entschwunden. Eine halbstündige Nachsuche erbrachte auch kein
Ergebnis, so dass wir darauf verzichten mussten, Schorsch und Nummer 7
im Gelände vor die Kamera zu bekommen. Uns zog es in die Altstadt von
Dinkelsbühl zurück. Inzwischen zeigte die Uhr 12:39 Uhr und als ich
wieder Blickkontakt zum Nest hatte, musste ich erkennen, dass Senior
immer noch oder schon wieder ohne Bewachung über den Nestrand lugte.
Es sah fast so aus, als wäre seit unserer Beringung noch keiner der
Altstörche im Nest gelandet. Bei rund 800 Nestbesuchen in den
vergangenen Jahrzehnten ist bei mir noch nie ein Fall eingetreten,
dass die Störche ihre Jungen im Stich gelassen hätten. Warum sollte
solches ausgerechnet heute und ausgerechnet bei Senior passieren? Ein
wenig Herzklopfen hatte ich in diesem Moment aber schon. Die nächste
Kameraeinstellung galt dem Schaufenster der Adler-Apotheke, in der auf
einem Fernsehgerät für jedermann zugänglich die Bilder aus dem Nest
laufen. Da sich kurz vor 13 Uhr auch der Hunger einzustellen begann,
beschlossen alle, einen kurzen Imbiss unterhalb Schorschs Nest
einzunehmen. Während man sich am Tresen schadlos hielt, erschienen
zielstrebig beide Dinkelsbühler Störche am Nest, während Schorsch
sofort das Nest bezog, landete Nummer 7 auf dem Giebel des Cafè Hagen
am Ledermarkt. Schorsch dagegen – ich hatte mich schnell zum
Schaufenster der Apotheke begeben – konnten dem Betteln von Senior
nicht widerstehen und gab seinen Mageninhalt wieder. Mindestens vier
Mäuse verleibte sich Senior ein, dazu noch andere kleinere Beutetiere.
Im Nu waren letzte Zweifel verflogen, ehe Nummer 7 vom Giebel abstrich
und Schorsch bei Senior blieb und Schatten spendete.
Der letzte Teil des Fernsehtages geschah dann im
Hause Ihres Tagebuchschreibers. Gegen 15 Uhr war alles vollbracht, es
gab noch Kaffee und Kuchen und mit der Nachricht, dass ich über den
Sendetermin informiert werde (Ende Juni), trennten sich unsere Wege.
Sobald die Nachricht bei mir eingetroffen ist, werde ich Sie
selbstverständlich über die Einzelheiten in Kenntnis setzen. Gedulden
Sie sich einfach noch ein paar Tage und bleiben Sie meinem Tagebuch
gewogen!
Für die Bebilderung darf ich auf Carolas
Fotobericht zurückgreifen und die Geschehnisse etwas transparenter
machen.
Die weiteren Ereignisse folgen in einem zweiten
Tagesbericht, wenn auch KaiserPingis Tageszusammenfassung vorliegt.
Anfahrt der Drehleiter
Die Akteure
Nummer 7 behält die Situation im Auge
Millimeterarbeit der Feuerwehr
Im Gespräch
Nummer 7 in Erwartung der Drehleiter
Senior allein zu Haus
So sieht Senior die Georgskirche
Nest und Kamera
Zum 21.6.
In den letzten Tagen scheinen doch einige
Missverständnisse entstanden zu sein, was die Eingriffsproblematik an
Storchennestern angeht.
So schwer zu verstehen sollte die Angelegenheit
dabei doch gar nicht sein. Deshalb hier abschließend noch einmal eine
Kurzübersicht. An Nestern von Vögeln und hier speziell an
Storchennestern besteht grundsätzlich kein Handlungsbedarf. Man
beobachtet und lässt sie ganz einfach in Ruhe. Es sterben immer wieder
Junge – meist ohne große Vorankündigung - und selbst wenn es
Anzeichen für einen bevorstehenden Tod geben sollte, lässt man sie
sterben! Das klingt hart, aber die natürlichen Abläufe im Leben eines
Storches – ich bleibe bei diesem Beispiel – sehen solche Todesfälle
eben vor. Erhält man Kenntnis vom Ableben eines Elterntieres und die
Jungen befinden sich noch in der Phase der bewachten Jungenaufzucht,
kann ein Eingreifen am Nest die Jungen vor dem Verhungern retten.
In der Phase der unbewachten Jungenaufzucht –
unser Storchenpaar befindet sich bereits in dieser Phase - kann bei
Tod eines Elternteiles der verbleibende die Brut alleine großziehen,
da der Fütterungsinstinkt bereits stärker ausgebildet ist als das
Wachehalten am Nest. Dies meinte ich mit meiner Einlassung im
Tagebuch, mit der ich im Gästebuch zitiert und der Unglaubwürdigkeit
bezichtigt wurde. Ich zitiere: ....“Und
zum Schluss: Selbst wenn jetzt ein Elternteil nachweislich durch Tod
oder durch eine das Flugvermögen raubende Verletzung ausfallen würde,
gäbe es kein Eingreifen am Nest.....“ Dies habe ich schon
mehrmals geschrieben, dazu stehe ich nach wie vor und hierin hat sich
in meiner Meinung auch nichts geändert.
Da keine der genannten Voraussetzungen bei
unserem Paar je bestand, gab es auch nie einen Gedanken, in dieser
Richtung etwas zu unternehmen.
Ausfälle von Brutstörchen sind ja zum Glück
keine alltäglichen Erscheinungen und sehr oft vollziehen sie sich
total unbemerkt. Meist erscheint sogar innerhalb weniger Tage ein
neuer Partner, mit dem es dann zu einer neuen Brut kommt. Passiert der
Ausfall während der Zeit der Jungenaufzucht, sind nur die ersten vier
Wochen eine kritische Zeit, danach schafft es einer alleine. Im
schlimmsten Falle hat ein Paar in diesem Jahr eben keinen Nachwuchs,
weil Junge vielleicht gestorben sind.
Sehen Sie alles etwas entspannter und
unaufgeregter! Ich habe mich vielleicht von Ihren Beobachtungen auch
etwas verunsichern lassen, bin aber jetzt felsenfest überzeugt, dass
Senior es schafft! Wenn nicht, gibt es eben einen Storch weniger und
ich sage das nicht zynisch! Ich leide genauso mit Ihnen und verlebe
unruhige Stunden.
Senior hat den heutigen Tag überstanden. Dass
er relativ lange alleine blieb und fast genau drei Stunden warten
musste, ehe dann sogar Papa und Mama gleichzeitig im Nest auftauchten,
war so nicht abzusehen. In Gefahr war er aber zu keinem Zeitpunkt!
Deshalb findet eine Beringung stets in einem Alter statt, in der die
Jungen nicht unbedingt mehr den Schutz der Eltern benötigen.
Lassen Sie mich kurz den Tag am Nest Revue
passieren, denn der Beringungseinsatz an diesem Tag war noch längst
nicht alles.
Im Morgengrauen war Nummer 7 zuerst auf
Nahrungssuche geflogen und hatte Schorsch als Wache am Nest
zurückgelassen. Um 7:04 Uhr kam es zur ersten Ablösung des Tages, bei
der die Storchendame eine Portion Heu über Senior als Begrüßungsgabe
ausschüttete. Der beste Beweis dafür, dass unser letztes Küken
gefüttert wird, zeigt ein kräftiger Kotstrahl, den das Einzelkind
bereits am Vormittag über den Nestrand absetzte. Im Stehen – und das
geht fortan immer besser und wird in nächster Zeit immer häufiger –
wird nun das unveränderliche Kennzeichen Seniors in Gestalt des
Kennringes sein. Dass Nummer 7 um 10 Uhr das Nest mit Beginn der
Beringung verließ, habe ich schon erwähnt. Dass beide gleichzeitig
gegen 12:50 Uhr das Nest anflogen und Schorsch blieb und Nummer 7 kurz
auf dem Giebel eines Hauses am Ledermarkt fußte, wissen Sie ebenfalls
schon. Neu ist, dass ein Fremdstorch gegen 13:40 Uhr – ich hatte
gerade unsere Imbissstelle verlassen und konnte diesen Vorgang live
beobachten – das Nest mit Schorsch und Senior ohne ernste Absichten
überflog. In diesem Zusammenhang ist zu sehen, dass Schorsch
unmittelbar danach für 5 Minuten das Nest und Senior alleine ließ und
kurz eine Drohhaltung einnahm. Erst um 17:11 Uhr erschien Nummer 7 am
Nest, gute drei Stunden später löste Schorsch seine Angetraute ab. Ein
aufregender, aber sicher für alle Beteiligten folgenloser Tag ging zu
Ende.
Heuregen über Senior |
Wer verdaut, frisst auch |
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Senior
mit neuem Ring |
Zuerst kommt keiner
und dann beide gleichzeitig |
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und es gibt zu fressen |
Senior noch einmal allein |
Fütterung durch Mama | |
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Nachdem das Biotopprojekt "Wörnitzwiesen"
zur Sicherung des Lebensraumes für unsere Störche erfolgreich
abgeschlossen werden konnte, hat der Bund Naturschutz eine neue
Ankaufaktion gestartet. Wie auch Sie zur Arterhaltung und zum Schutz
unserer Natur beitragen können erfahren Sie bei den Informationen zum
neuen Projekt "Feuchtwiese
bei Segringen" | |
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Im
Naturschutztagebuch von Thomas Joas finden Sie neben
Einträgen zum Storchennest auch zahlreiche weitere Beiträge zur
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eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
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Thomas Ziegler
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