Storchenkamera
 
Storchentagebuch 2008
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 6

23. Mai 08

Die Beringung der Jungstörche an Wörnitz und Altmühl ging heute in die zweite Runde.

Dabei kam die ausgesprochen liebenswerte Freiwillige Feuerwehr Dinkelsbühl mit ihrer Drehleiter und ihrem umsichtigen und gekonnt agierenden Maschinisten und Fahrer Friedrich Hirsch zum Einsatz. Er löst seit diesem Jahr Günter Rödel ab, der mich über Jahrzehnte in dieser Funktion an viele Storchennester herangefahren und dafür viel Freizeit geopfert hat. Aus Altersgründen musste er im Herbst des vergangenen Jahres aus dem aktiven Feuerwehrdienst ausscheiden und hat nahtlos einen Feuerwehrkameraden gefunden, der ihn in gleicher Weise ersetzen kann.

Unsere erste Dinkelsbühler Gästebuchdame Carola und ihr aus Hürth ein geflogener Gast Gisela, ebenfalls durch das Gästebuch bestens bekannt, waren eingeladen, der Feuerwehr und ihrem Tagebuchschreiber an die Storchennester zu folgen. Unsere erste Station galt dem Storchennest von Weiltingen an der Wörnitz (rund 10 km südöstlich von Dinkelsbühl gelegen) und seinen etwa 4 Wochen alten Jungen. Mindestens fünf Junge hatten dort das Licht der Welt erblickt, ein Junges war vor einiger Zeit tot unter dem das Nest tragenden Kamin aufgefunden worden.

Als sich die mutige Carola und der Beringer heute dem Nest näherten, fanden sich immerhin noch vier kräftige Jungstörche. Der Wache schiebende Storchenpapa umkreiste während der Zeit unseres Aufenthaltes misstrauisch und scharf die Situation beobachtend Nest und Leiter und landete unmittelbar nach dem Rückzug des Feuerwehrfahrzeuges wieder bei seinen Jungen. Die hatten sich während der kurzen Zeit der Störung am Nest tot gestellt und alles seelenruhig mit sich geschehen lassen. Ein solches angeborenes, Akines oder Bewegungslosigkeit genannte Verhalten, hilft jungen Störchen zu Zeiten einer wirklichen Gefahr durch einen fremden Artgenossen zu überleben. An einem sich tot stellenden Jungstorch verliert ein möglicher Angreifer bald das Interesse, so dass er von ihm ablässt und sich lieber anderen Dingen zuwendet. Ein heftig um sich schlagender und sich wehrender Jungvogel wird dagegen umso mehr attackiert und erleidet dann schon mal Verletzungen, die auch seinen Tod zur Folge haben können.

Fazit für Weiltingen: Die Jungen haben alle zusammen eine gute Chance in knapp fünf Wochen ihre ersten Flüge an der Wörnitz zu unternehmen.


Einsatz in Weiltingen

Nur drei Kilometer weiter in östlicher Richtung gelangte der kleine Fahrzeugkorso nach Wittelshofen. Dort war vor etwas über einer Woche ebenfalls ein Junges aus dem Nest geworfen worden und war im Schneefanggitter des Daches unterhalb der Storchenburg hängen geblieben. Heute durfte ich unter Mitwirkung des örtlichen Storchenbetreuers Hansjürgen Wölfinger die verbliebenen drei Jungen beringen. Sie lagen altersmäßig ein wenig über den vier Jungen des Weiltinger Paares und waren vor einem Monat aus den Eiern geschlüpft.


Die Feuerwehr am Nest in Wittelshofen

Kurzfristig ergab sich heute sogar noch ein dritter Feuerwehreinsatz. Diesmal durfte ich auf die Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr meiner Heimatstadt Feuchtwangen unter ihrem Kommandanten Holger Frohwieser zurückgreifen. Es ging nach Mosbach an den Oberlauf der Wörnitz, rund 12 Kilometer nordwestlich von Dinkelsbühl. Dort waren Ende April sechs Junge geschlüpft, von denen nach 14 Tagen eines, das Nesthäkchen verschwand. Die erstaunliche Zahl von 5 Jungen blieb während der dann folgenden Zeit unverändert erhalten und auch heute, als die Drehleiter sich dem Nest näherte, fielen sage und schreibe fünf Junge in die schon beschriebene Akinese.


Das Mosbacher Quintett

Dass bei Anrücken der Drehleiter die Jungen bereits ohne Aufsicht der Eltern alleine im Nest verharrten, beweist, dass sie mit rund 30 Tagen ein Alter erreicht hatten, in dem solches durchaus als normal gelten kann. Während der Aktion am Nest erschien zunächst das Weibchen, kenntlich am Aluminiumring am linken Fuß, mit einem Brocken Mist im Schnabel. Es drehte einige Runden um das Nest, landete schließlich auf einer Nachbarscheune, ließ das Mitbringsel zur Ausgestaltung des Nestes fallen und landete unmittelbar nach Abschluss der Aktion wieder im Nest.

Ein erfolgreicher Storchentag für Ihren Tagebuchschreiber war danach fast zu Ende, doch erst nach der Chorprobe als Mitglied der Kantorei fand er die Entspannung wieder, die für die nächsten Aufgaben erforderlich sind.

Schorsch und Nummer 7 absolvierten ihren 30. Bruttag und so langsam kann man sich mit dem großen Ereignis anfreunden. Meine Vorhersage für die Geburt des ersten Kükens lautet am Tag der Ablage des ersten Eies: 25.5. oder 26.5.!

Warum sich Schorsch & Co. auch heute wieder reichlich mit Plastikmüll eindeckten, ist wenig plausibel. Vielleicht wissen Sie von unserer Neugierde in Erwartung ihres Nachwuchses und wollen uns die Sache etwas erschweren und vielleicht auch vermiesen? Was sie so alles mit den verschiedenen Plastikteilen trieben, konnte einen schon fast ein wenig zum Lächeln bringen. Es gab Momente, in denen nichts mehr von einem Gelege zu sehen war und bereits im nächsten Augenblick leuchteten wieder drei Eier aus der Nestmulde und dies nur, weil einer der beiden Brütenden kurz einmal an einem Teil gezogen und dieses neu platziert hatte. So wird es auch bleiben, bis alles sich in Wohlgefallen aufgelöst hat, d.h. bis alle Fremdkörper irgendwo ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Bis dahin muss sich niemand aufregen, dass deswegen schon wieder ein Katastrophenfall eintreten könnte. Es war eindeutig der Müll, der heute die Gemüter erregte, weniger das Brut- und Ablöseverhalten von Schorsch und Nummer 7.

Einen Schnappschuss will ich aber noch besonders bewerten. Er zeigt unseren Schorsch mit weit geöffnetem Schnabel. Dies wird uns in den Sommermonaten sicher noch öfters beschäftigen und nicht nur bei den Alten, sondern auch bei den zu erwartenden Jungen. Ein weit geöffneter Schnabel dient bei Vögeln, ähnlich wie bei Hunden, der Wärmeabgabe durch die Mund- bzw. Schnabelschleimhaut. Vögel und Hunde verfügen nicht über Schweißdrüsen und werden durch das Hecheln einen Teil überschüssiger Wärme los.


Auf der Suche nach den Eiern

Versteckspiele
   

Hechel..Hechel

Es geht doch! Weg mit dem Müll!
   

Schorsch wird zugedeckt

Ein toller Verhau!
 
24. Mai 08

Es ist passiert!!! Im Nest auf dem Dach des alten Rathauses ist am Nachmittag das erste Küken geschlüpft. Ein solches Ereignis war zuletzt im Jahre 2005, genau am 18. Juni, zu erleben. (http://www.bn-ansbach.de/storchcam/Chronik_05/chronik2005_10.htm)

Nachdem das erste Ei, das heute sein Geheimnis preisgab, in der Nacht vom 22. auf den 23. April gelegt wurde, ergibt sich, wenn man die Legezeit mit Mitternacht annimmt, eine Gesamtbrutdauer von 31 Tagen und 12 Stunden. Einigen vergrößerten Schnappschüssen, für die sich unser KaiserPingi verantwortlich zeichnet, konnte man entnehmen, dass bereits am Morgen gegen 7 Uhr das Ei an einem Pol aufgebrochen war und sich ein kleiner Storchenkörper herauszuschälen begann.

 
In der Vergrößerung ganz deutlich: Küken Nr. 1
beginnt sich aus dem Ei zu schälen.

Sieben Stunden später hatte er sich dann gänzlich von der ihn bisher schützenden Schale befreit. Küken 1 war geboren! Ich habe mir nach dem Schlüpfen noch diverse Schnappschüsse des Vortages vorgenommen, ob auf diesen Hinweise auf den bevorstehenden Schlüpfvorgang zu erkennen sind. Zu einem ganz eindeutigen Ergebnis bin ich nicht gekommen, da sehr oft das Gelege vom Plastikmüll mehr oder weniger zugedeckt war. Ich füge hier aber dennoch einen Beleg vom 23. Mai um 15 Uhr bei, auf dem in der Eischale ein deutliches, kreisrundes Loch zu sehen ist.


Schnappschuss von gestern!

Dieses Loch entsteht durch die Arbeit des Eizahns auf der Oberseite des Oberschnabels nahe der Spitze. Bis dann von dieser ersten Öffnung weiterführend neue herausgearbeitet werden und letztlich durch den Druck des kleinen Storches die Eikappe abspringt, vergehen schon 24 Stunden. Dieser immensen Anstrengung hat sich unser Kleiner also in den letzten 24 Stunden unterzogen und befindet sich nun erst richtig auf der Welt. Er ist nun den äußeren Einflüssen im Bereich des Nestes voll ausgesetzt und hat sich in einigen Tagen auch noch mit mindestens zwei Geschwistern herumzuschlagen. Auf Nahrung ist der Jungstorch am ersten Lebenstag noch nicht angewiesen. Zu sehr zehrt er noch von den Nahrungsvorräten, die der Eiinhalt bis zum Schluss für ihn bereitgestellt hat.

Küken 1 hat heute ein Gewicht von 70 bis 75 g vorzuweisen. Innerhalb der nächsten vier Tage hat es sich bereits verdoppelt und legt danach weiter eine rasante Entwicklung hin. Bitte beobachten Sie ab sofort besonders die Fütterungen und versuchen Sie dabei festzuhalten, welche Beutetiere Schorsch und Nummer 7 verfüttern und welche Sie anschließend vielleicht wieder aufnehmen, denn nach jeder Fütterung wird das Nest sauber hinterlassen. Sie wissen dass in solchen Fällen gilt: Viele Augen sehen mehr!

Schorsch und Nummer 7 haben zur Begrüßung des neuen Ehrenbürgers alles schön dekoriert. Ein weißes „Tischtuch“ war vom frühen Morgen an um die Nestmulde herum platziert und sollte wohl als Willkommensgruß gedacht sein.

 
Geburtsvorbereitungen

Gegen Abend zu gab es schließlich deutliche Hinweise, dass sich auch Küken Nummer 2 anschickt, die schützende Eischale zu durchbrechen. Ein deutliches, kreisrundes Loch tat sich am nächsten Ei auf und lässt das zweite Küken im Verlauf des morgigen Tages erwarten.


Da wird der nächste Coup vorbereitet

Was passiert mit der leeren Eischale? Sie blieb zunächst neben Küken Nr. 1 liegen. Schnabelbewegungen des Altstorchs veränderten ihre Lage immer wieder, dabei wurde sie mehr und mehr zerdrückt. In den meisten Fällen nimmt sie schließlich einer der Elternvögel auf, frisst sie (damit alles einer Verwertung zugeführt wird) oder - im schlechteren Falle - wirft er sie einfach über Bord.

Eine kleine Bilderfolge soll das Großereignis noch ein wenig aus der Normalität herausheben.


Erste Animation mit Küken Nr. 1

 
Alles Gute!!
 

 
25. Mai 08

Die Sache mit dem Müll hat sich mit dem heutigen Tag deutlich entspannt! Einige gesammelte Teile sind aus dem Blickfeld der Kamera verschwunden und neue sind nicht dazu gekommen. So bleibt ein bescheidener Rest im äußeren Bereich der Nestmulde, der nun wirklich niemanden mehr behindert oder einschränkt. Eine Gefahr für Leib und Leben des kleinen Kükens bestand aber zu keiner Zeit. Aus der Perspektive der Kamera sieht manches schlimmer aus als es ist, denn die Dreidimensionalität des Nestes wird durch die Optik nicht so sehr verdeutlicht. In Wirklichkeit ist der Platz in der Nestmulde größer und wird nur durch die Kamera und ihre Teleeinstellung „verdichtet“. Ich muss aber zugeben, dass ich auch ein wenig erschrocken war und ich mir Sorgen machte, dass Sie sich in diesem Moment aufregen und um das Küken bangen.

Sehr viel deutlicher entwickelten sich heute die Geschehnisse im Nest von Vetschau. Dort kam es zum Tod von zwei acht bis zehn Tage alten Jungen. Eines der Küken wurde von einem Altvogel – noch lebend – gepackt, geschüttelt und schließlich aufgefressen, das zweite muss wohl über Bord geworfen worden sein. Leider konnte ich mir im Forum von Vetschau die langen Diskussionen nicht alle durchlesen, so dass ich hier letztlich nur auf Vermutungen angewiesen bin. Vom Verspeisen des einen Jungen liegen eindeutige Bildbelege vor.

 
Die Geschehnisse in Vetschau nehmen ihren Lauf

Ebenfalls ohne Zweifel leben jetzt nur noch zwei Junge und nicht wie vor den Ereignissen vier. Hier wurden viele mehr oder weniger mit der Natur vertraute Mitmenschen mehr oder weniger geschockt und für viele sind solche Geschehnisse nicht verständlich. Dazu ist zu sagen, dass Ähnliches fast in jedem Nest des Weißstorchs in jedem Jahr passiert. Aus vier oder fünf Eiern eines Geleges werden nun nicht automatisch auch vier oder fünf kräftige Junge, die dann auch noch gesund und munter ausfliegen und zum Schluss glücklich und zufrieden ins Winterquartier streben. Wie ich Ihnen schon oft erzählt habe, liegen die durchschnittlichen Jungenzahlen bei „meinen“ Störchen, das sind etwa 30 Paare an den Flüssen Altmühl und Wörnitz, um den Wert 2! Das können in guten Jahren auch mal Werte sein, die an die 3 herankommen, in schlechten allerdings (und das passiert in der Mehrzahl der Jahre) liegen diese Werte sogar unter 2. Wenn man nun von der Zahl der gelegten Eier ausgeht, bringt es meine Teilpopulation der Störche (30 Paare) auf 120 Eier im Jahr. Viele Paare legen 5 Eier, viele Paare legen vier Eier, einige Paare legen 3 Eier (so wie Schorsch und Nummer 7) und weniger (es gibt auch Paare, die kein Gelege produzieren!) und einige Paare legen sogar sechs Eier (wie in Markt Schwaben und in Mosbach). Ein Durchschnittswert von vier Eiern pro Gelege ist sicher nicht zu hoch gegriffen. Aus diesen 120 Eiern schlüpfen mindestens 110 Junge. Unbefruchtete Eier sind bei Störchen sehr selten und bei 30 Paaren sind 10 eine eher hohe Zahl. Also sollten – wenn keine Verluste auftreten – aus diesen 110 zum Schlupf gekommenen Eiern meiner Population von 30 Paaren rein rechnerisch 110 Junge zum Ausfliegen kommen. In meiner Modellrechnung wäre dies so zu erwarten. Vielleicht passiert solches in 1000 Jahren einmal? Aber es ist höchst unwahrscheinlich! Statt dessen erreichen im Jahresdurchschnitt aber nur 60 Junge das Ausfliegealter, manchmal (im letzten Jahr) weniger als 30, ganz selten mehr als 60 (vielleicht in diesem Jahr). Was passiert denn dann mit den fehlenden Jungen? Sie enden schlicht und einfach so, wie man es in Darany/Ungarn, gestern in Vetschau, morgen in..., im letzten Jahr in weiten Teilen Frankens erlebt hat. Erlebt heißt in diesem Falle: Wie man es durch die Kamera miterleben darf, kann und muss! Dies passiert aber genauso in den 170.000 Nestern, die von keiner Kamera beäugt werden und kein Hahn kräht danach. Die Öffentlichkeit, die mit den Einblicken ins Nest gewonnen wird, ist meistens den Ereignissen nicht gewachsen, sie hat nicht die Haltung, die es braucht, Geschehnisse um das Leben eines Wildtieres mit der nötigen Distanz und Distanziertheit zu betrachten. Dies soll kein Vorwurf gegen Tierliebe und Anteilnahme um das Wohlergehen eines Tieres sein, ich möchte aber erreichen, dass meine Leser zumindest den Versuch wagen, den Todeskampf eines Tieres oder das langsame Sterben eines Lebewesens anders zu erleben als Tod und Krankheit eines Mitmenschen oder eines Familienangehörigen oder eines geliebten Haustieres. In mir vermitteln sterbende oder tote Störche ebenfalls unendliche Trauer und Mitgefühl, jedoch muss ich respektieren, dass Storcheneltern und andere Tiereltern Geschehnisse um ihre Jungen besser beurteilen und einzuschätzen vermögen als der beste Tierarzt oder Naturfreund. Wenn Junge gefressen oder aus dem Nest geworfen werden, darf ich doch nicht das Tier verdammen, das solches tut, handelt es doch nicht verstandesmäßig, sondern ausschließlich vom Instinkt geleitet. Kranke oder sterbende Junge verhalten sich anders als gesunde Junge. Dies erkennt ein Elterntier doch eher als ein aus der Ferne beobachtender Mensch. Das Fressen seines eigenen Jungen ist dabei die beste Lösung. Denn als zusätzlicher Energielieferant hat der Körper wenigstens noch eine sinnvolle Verwendung gefunden.

Dass ein zweites Küken nicht erst zwei Tage nach dem ersten Küken auf die Welt kommt, war mir eigentlich schon vorher klar. Dass dies aber schon nach 30 Tagen und 18 Stunden Brutzeit passiert, ist doch eine kurze Erwähnung wert.

Dass sich der Müll deutlich reduziert hatte, habe ich bereits erzählt. Immer wenn Papa oder Mama Storch sich von ihrem Erstling und den verbliebenen Eiern erhoben, reckte der kleine Racker seine Kopf munter in die Höhe und versteckte sich keinesfalls unter dem eingetragenen Unrat. Wie sehr die Eltern ihren Nachwuchs umsorgten, zeigten auch die ersten sicheren Fütterungen, die während des Tages durch Schorsch und Nummer 6 erfolgten. Paul aus dem Gästebuch fragte bei mir an, ob denn Schorsch so in der Lage sein wird, die entsprechende Beute für die Kleinen zu besorgen. Sein im Bereich der Bruchstelle wild zerklüfteter Schnabel könne beim Erbeuten kleiner und kleinster Nahrungstiere einfach überfordert sein. Dies ist sicher gut möglich, hat Schorsch doch durch seinen Unfall die Pinzettenstruktur der Schnabelspitze komplett verloren. Insekten, ja selbst sich windende Regenwürmer oder glitschige Egel sind von Schorschs Schnabel nur schwer zu erbeuten. Ist Schorsch dann mehr der Mann für das Grobe? Ich denke, dass er da weniger Probleme bekommen wird und für größere Säuger und Fische die angeborene Technik sicher umsetzen kann. Also doch Probleme bei der Jungenaufzucht? Ich möchte ein wenig beruhigen! Erstens können wir ja maximal nur drei Junge erwarten, wobei wir nicht sicher sein können, ob auch alle drei die ersten Lebenswochen überstehen. Ob im Falle des Ablebens eines Jungen dann Schorsch die Schuld tragen muss, wird nicht nachzuweisen sein, für mich ist er stets schuldlos.

Schorsch hat ja eine Partnerin und das ist gut so. Wenn Schorsch teilweise bei der Nahrungsbeschaffung ausfällt, wird seine Partnerin für ihn in die Bresche springen. Sie tut das nicht aus Überzeugung, sondern wenn die Jungen hungrig sind, wird zunächst gebettelt. Dies löst den Fütterungsinstinkt aus und das bedeutet Futter auswürgen. Ist kein oder das falsche Futter da, geht die Bettelei weiter. Diese Bettelei veranlasst den Partner entsprechend zu reagieren und der hat dann eben Mehrarbeit zu leisten. Eine kleine Spekulation: Der Futterbedarf ist in den ersten Tagen noch nicht so immens. Die Jungen brauchen kleine Beutetiere (Regenwürmer, Insekten, Egel...). Schorsch fällt weitgehend dabei aus. Nummer 7 trägt die Hauptlast. Drei Junge alleine zu füttern, schafft ein einzelner Storch locker, wenn man zu zweit ist, geht das erst recht. Nach zwei Wochen Mehrarbeit kommt nun Schorsch ins Spiel. Ein Großteil seiner Beute (Mäuse, große Fische..) ist jetzt für die Kleinen zu bewältigen, sie müssen nicht mehr ewig betten, bis etwas kommt, nun sind sie endgültig über den Berg!

So könnte es laufen. Aber wir haben uns in Schorsch schon einige Male getäuscht und sind jedes Mal positiv überrascht worden. Warum nicht auch dieses Mal? Auch wenn man die einzelnen Futtergaben nur schwer ausmachen oder gar identifizieren kann, bitte ich Sie doch weiterhin, darauf besonders zu achten und Bildbelege zu sammeln.

Zurück ins Nest, denn da tat sich erneut Großartiges und ich habe eingangs schon kurz darauf hingewiesen. Nach 30 Bruttagen und weiteren 18 Stunden kämpfte sich heute kurz nach 19 Uhr Küken Nummer 2 aus der Eischale. Bereits Stunden vorher konnte man zusehen, wie das Loch in Ei Nummer 2 ständig größer wurde., bis es dann zur Absprengung des Deckels im Ei kam und Küken Nummer 2 endgültig geboren war.

Während mehrerer Fütterungen am heutigen tag gelangen verschiedenen Schnapsern bereits schöne Belege. Es gab auf alle Fälle reichlich „Kleinkram“ von sehr dunkler, fast schwarzer Farbe, der zweimal sogar auf dem Plastikteil im Nest wie auf einer Tischdecke serviert wurde. Nach kurzer Zeit war die Decke wieder sauber, das Küken Nummer 1 hatte gut gegessen. Einige Male konnte man „Fischiges“ als Nahrung ausmachen, die allerdings nicht von den Kleinen verspeist, sondern nach dem Auswürgen von den Alten wieder gefressen wurden. Ich vermute mal, dass es sich in zwei Fällen um kleine Weißfische gehandelt hat, in einem weiteren Fall vielleicht um einen kleinen Hecht. Allerdings lege ich für diese Identifikation meine Hand nicht ins Feuer. Wer die Bilder betrachtet und ein Kenner von Fischen ist, darf mich gerne in meiner Anschauung (und auch sonst) korrigieren.

Nun sind es schon zwei kleine Störche und wenn mich nicht alles täuscht werden Morgen Drillinge den Anblick unseres Nestes verschönern.

Bitte sagen Sie es allen, die Sie kennen und lieben weiter, dass es nun in Dinkelsbühl echt gute Beobachtungen zu machen und dass es reichlich Informationen zu erhalten gibt. Deshalb bedeutet es für alle Storchenfreunde und erst recht für alle Storchenfans, unbedingt auch auf unserer Seite vorbeizuschauen. Bilder in dieser Qualität und mit dieser kurzen Bildfolge gibt es so gut wie nicht, Informationen in dieser Qualität und Dichte ganz sicher im weiten Netz überhaupt nicht.


Guten Morgen, Küken Nummer 1

Deutliches Loch in Ei Nummer 2
   

Weißfische als Nahrung?

Egel auf der Tischdecke?


Vielleicht ein Hecht?

   
Küken Nummer 2
 

Wenn Sie die Tagebucheinträge der letzten Tage noch nachlesen wollen, blättern Sie bitte zurück auf Teil 5.

 
26. Mai 08

Küken Nummer 2 durfte heute den ersten Sonnenaufgang erleben, sich das erste Mal mit Geschwisterchen Nummer 1 um die besten Nahrungsbrocken streiten und sehenden Auges die Nestumgebung erkunden. Dass dieser letzte Punkt noch sehr eingeschränkt zu gelten hat,  versteht sich von selbst. Ins Auge fielen der neuen Nummer 2, dass sich immer noch Plastikreste in ihrer unmittelbaren Umgebung auftürmen und dass sehr oft während des Tages ein sehr langes rotes Ding, das einmal etwas deformiert aussieht, ein anderes Mal vorne spitz zuläuft, sich vorsichtig in seine Nähe bewegt und es zärtlich berührt. Mehrmals täglich entströmen diesem auffälligen Organ große und weniger große Nahrungsbrocken, von denen Nummer 2 instinktiv weiß, dass diese zum Überleben wichtig sind. Deshalb nimmt sie alle Kraft zusammen, einige von diesen Teilen in den Schnabel zu bekommen und unter manchmal großer Anstrengung hinabzuwürgen.

Dies muss es stets in Konkurrenz mit Nummer 1 versuchen, doch heute hat es schon mal ganz gut damit geklappt. Nicht nur Schorsch, sondern auch Nummer 7 konnten dabei ertappt werden, dass sie nicht jeweils die entsprechende Beutetiergröße für ihre Jungen parat hatten. Wie sollten sie auch? Als nicht mit Vernunft begabte Wesen sammeln sie bei der Nahrungssuche eben alles auf, was entweder leicht zu erbeuten oder in großer Stückzahl vorhanden ist. Wählerisch darf man als Storch nicht sein. Wer sich darauf einlässt, erleidet sicher schnell Schiffbruch! Also nimmt man mal alles mit und sortiert dann eben im Nest noch einmal aus. Das wäre so die Nummer sicher!

Irgendwie werden Schorsch und Nummer 7 die hungrigen Schnäbel schon stopfen. Einigkeit macht stark! Bitte diese Aussage aber nicht politisch zu verstehen!

Das Loch im Ei Nummer 3 deutet stark darauf hin, dass sich hier in allernächster Zeit wieder Erfreuliches tun wird. Wir bleiben auf jeden Fall dabei und Sie doch auch?


Mal
durchzählen

Ein Ei hab ich noch!
Also nichts wie drauf!
   

Ein Loch ist im Ei(mer)

Vorwitzig, vorwitzig
   

Schorsch mit einer Maus

Auch zu groß für die Jungen


 Dieser Fisch hat auch nicht gepasst!

 
27. Mai 08

Der Morgen brachte die Bestätigung! In der Nacht zwischen 21 Uhr und 5 Uhr war Küken Nummer 3 geschlüpft und hatte das bisherige Duo zum Trio erweitert. Schorsch und Nummer 7 hatten damit ihre erste Aufgabe zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht und drei befruchtete Eier jeweils etwas über 30 Tage bebrütet.

Dabei verkürzten sich diese Zeiten von einem Ei zum nächsten. Beim ersten Ei lag die Brutdauer (auch schon ein Wert, der zu den kürzeren gerechnet werden muss!) bei 31 Tagen und 18 Stunden, beim zweiten bei 30 Tagen und 18 Stunden und beim dritten nur noch bei genau 30 Tagen. Die Abweichungen liegen in einem Toleranzbereich von wenigen Stunden! Also bei glatten 30 Tagen hatte es unser Benjamin nun doch sehr eilig und das ist auch gut so, denn unser Dreiergespann liegt nun altersmäßig viel enger zusammen, als es die rein empirische Forschung erwarten ließ. So hat auch Ihr Tagebuchschreiber in den 40 Jahren mit engeren Kontakten zu Weißstörchen lernen und erfahren müssen, dass das, was er einmal für richtig erachtete, eines Tages neu geschrieben und neu interpretiert werden muss. Das fing beim Reifealter der Störche an, setzte sich über eine inzwischen vollkommen andere Zugstrategie fort und findet seit Jahren eine Entsprechung, dass auch die Brutdauer neu gefasst werden muss. Denn 33 und 34 Tage dauert es wohl nie mehr, dass ein Storchenpaar ein einzelnes Ei bebrütet. Bei Küken Nummer 3 waren es exakt 30! Also über 10 Prozent weniger und dies ist schon erheblich. Welch positiven Auswirkungen die schnellere Entwicklung der Embryonen mit wachsender Gelegegröße mit sich bringt, sieht man bereits an unserem Trio. Statt der möglichen Altersdifferenz von 4 Tagen oder 96 Stunden, hat sie sich in unserem Fall auf nur noch etwa 58 Stunden reduziert. Mit dieser Reduzierung erhöhen sich die Überlebenschancen eines Nesthäkchens ganz gewaltig, denn der Vorsprung des Erstgeborenen kann fast halbiert werden. Bei einem Fünfergelege – und solche Beobachtungen gibt es – sinkt die Brutdauer für das zuletzt gelegte Ei – sogar auf nur noch 29 Tage. Hier haben viele Storchenkameras sicher ganz wesentlich dazu beigetragen, dass man neue Erkenntnisse gewonnen und Zusammenhänge erkannt hat. Ob diese Daten zur Brutdauer allerdings – ähnlich wie andere Faktoren im Leben des Weißstorchs – eine neue Entwicklung sind, die mit dem Reifealter, anderen Zugstrategien usw. in Verbindung stehen, also genetisch fixiert und somit auch ein Beitrag zur Optimierung des Überlebens einer Vogelart darstellen, kann ich nicht beweisen, will es aber auch nicht gänzlich ausschließen.

Creutz (1988) schreibt in seinem Buch  „Der Weiss-Storch“, erschienen als Band 375 in der Reihe „Die Neue Brehm-Bücherei“ erwähnt eine Brutdauer von meist 32 Tagen und verweist aus die von Max Bloesch in der Schweiz vorwiegend an Gefangenschaftsvögeln gewonnenen Erkenntnisse. Im ersten Band des Handbuches der Vögel Mitteleuropas aus dem Jahr 1966 wird für den Weißstorch eine Brutdauer von 33 (nach Siewert) oder 34 Tagen (nach Skovgaard) angegeben. Da diese genannten Herren in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts aktiv waren, gehen die ermittelten Werte auch in diese Zeit zurück. In einem Update des großen Werkes „Birds of the Western Palaearctic“ aus dem Jahre 1998 steht unter dem Stichwort „Incubation“: „32 (29-34) days. One egg of replacemant clutch in captivity hatched after 26 days (Gebauer 1988)……” 

Gefangenschaftsvögel – und das zeigen alle Untersuchungen – haben noch einmal kürzere Brutdauern als Wildvögel. Geben wir uns nun mit den Tatsachen zufrieden und freuen uns, dass das Trio auf der Welt ist und da spielt es letztlich keine Rolle, ob dies nach 30 oder 32 Tagen geschieht. Unsere Nummer 3 hat sich also ab heute den harten Lebensbedingungen zu stellen. Bei Schorsch müssen wir – so viel ich gesehen habe – keine Sorgen haben, dass er seiner Aufgabe nicht gewachsen ist und nur „falsches Futter“ bei seinen Jungen abliefert. Er ist sicher der Partner, der mehr „Großformatiges“ heranschleppt, aber immer wieder tauchen bei den Schnappschüssen wurmartige, dunkelfarbene Gebilde auf, die mir sehr nach Regenwurm und Egel aussehen und sicher auch von den neuen Erdenbürgern bewältigt werden können und auch schon bewältigt wurden. Bei Nummer 7 scheint mir und anderen die Vorauswahl draußen im Nahrungsgebiet schon ein wenig gezielter vorgenommen zu werden, denn bei ihren Fütterungen bleibt kaum etwas zur „Nachsorge“ im Nest zurück. 

Dies kann aber einfach auch nur Zufall sein und muss für die weitere Entwicklung der Jungen nichts bedeuten.

Sehen wir deshalb in dieser Beziehung gelassne in die Zukunft. Ein Größenunterschied ist bei den ersten Aufnahmen des Trios logischerweise zu sehen, denn nach einem bzw. gut zwei Tagen Leben sieht man den Unterschied dennoch. Es bleiben aber noch gut 9 bis 10 Wochen, diesen Unterschied auszugleichen oder doch weiter zu vergrößern.

Für 5:34 Uhr liegt das erste Belegfoto unseres Trios vor.


Das erste Bild mit Dreien!

Der Kleinste hatte es geschafft. Sicherlich geschah dies schon früher, allerdings hüllte dazu die Dunkelheit ihren Mantel des Schweigens über das Geschehen. Um 6:49 Uhr – Nummer 7 hielt gerade Wache – nahm die Storchenmutter die leere Eischale von Küken Nummer 3 auf und verspeiste sie. Die beiden folgenden Bildbelege zeigen das Geschehen. Es lagen genau 7 Sekunden zwischen den beiden Schnappschüssen und die Schale war danach nicht mehr im Bilde.

 
Eine Eischale verschwindet

Das nächste Bild zeige ich als Beweis, dass es auch Schorsch vermag, kleine Beutetiere zu fangen und anschließend als Futter im Nest auszuwürgen.


Das adäquate Futter!

In den nächsten Wochen wird uns eine weitere angeborene Verhaltensweise der „Alten“ beschäftigen. Ich spreche von der Notwendigkeit, Schatten zu spenden. Bei frisch geschlüpften Jungen, die noch einen erheblichen Wärmebedarf haben, ist diese Stellung mit dem Rücken zur Sonne und mit vom Körper abgespreizten Flügeln (zwecks Vergrößerung der zu beschattenden Fläche) noch nicht so besonders wichtig. Doch jetzt, wo bereits alle Eier ausgebrütet sind, ist das Wärmen zum Zwecke des Brütens nicht mehr nötig und bei der momentanen Hitze – heute wurden erstmals bei uns 30 Grad im Schatten erreicht – gibt und gab es immer wieder längere Pausen, in denen Schorsch und Nummer 7 es vorzogen, lieber zu stehen und Schatten zu spenden als die Jungen zusätzlich mit Wärme zu versorgen. Die Anteile werden beim Wachsen der Jungen immer mehr in Richtung „Bewachen im Stehen“ verschoben und sind ausschließlich von der herrschenden Außentemperatur abhängig. Bei lediglich 10 Grad würden wir unsere Kleinen nur beim Füttern zu Gesicht bekommen und den Rest des Tages würden sie unter den Fittichen ihrer Eltern gänzlich verschwinden. So hat alles in der Natur seinen Sinn und geschieht völlig automatisch und ohne dass man den Eltern dafür irgendwelche Hilfestellungen geben müsste.


Der Schattenspender

Auch im Liegen winkeln Störche, die Junge unter der Haube haben ihre Flügel seitlich deutlich ab. Dies ist ebenfalls ein sicherer Hinweis auf Junge im Nest. Wenn dann noch einer der Kleinen vorwitzig seinen Kopf zwischen Körper und Flügel hindurchstreckt, ergeben sich höchst amüsante Bilder.


Der Vorwitzige

An was Schorsch hier zu schlucken hatte, beweist ein letzter Schnappschuss aus dem Dinkelsbühler Nest für heute.


Zu groß für die Jungen

Geprägt war mein restlicher Tag von einer ausgiebigen Beringungsfahrt und zusätzlicher Alterskontrolle an vielen Storchennestern entlang von Wörnitz und Altmühl. Ich gehe nur auf wesentliche Punkte ein und erspare mit aus Zeitgründen eine genauere Berichterstattung. Seit Jahren pflege ich ein fast freundschaftliches Miteinander mit dem Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Oettingen Thomas Fink. Ihm und seinem Maschinisten sei auch einmal von dieser Stelle für seinen selbstlosen Einsatz herzlichst gedankt.


Das Objekt der Begierde

Wir trafen uns am Nachmittag unter dem Storchennest von Rudelstetten im Ries. Ein eingespieltes Team beringte die drei knapp vier Wochen alten Jungstörche in kürzester Zeit. Während der wenigen Minuten wurden wir vom Storchenmann, der auf einem nahen Silo gelandet war,  neugierig beäugt. Ein viertes Küken, das dem Ei noch entsprungen war, war schon vor vielen Tagen verschwunden.  


Das Rudelstetter Trio

Nun ging es der Wörnitz entlang flussaufwärts und der nächste Halt wurde in Munningen eingelegt. Die drei Jungen im dortigen Nest auf einem Wohnhauskamin neben der Kirche mit dem schiefen Turm waren bereits deutlich größer und damit auch älter als ihre Artgenossen in Rudelstetten. Als Schlüpftermin errechnete ich auf Grund der Erfahrungswerte den 20. April Damit gehörten die Munninger in die Reihe der Storchenpaare, die ihre Brut heuer extrem früh begonnen hatten.  


In Munningen

Viel Zeit blieb nicht, um ins benachbarte Altmühltal zu wechseln und mein Treffen mit der Freiwilligen Feuerwehr von Gunzenhausen nicht zu verpassen. Für Erich Liefländer, den dortigen Kommandanten gilt das Gleiche, was ich oben über Thomas Fink gesagt hatte. Für meine Anliegen hat er immer ein offenes Ohr und die Gegend um Gunzenhausen gehört zu den storchenreichsten Bayerns, so dass auf seine Feuerwehr immer gleich mehrere Einsätze in Sachen Storchenberingung zukommen. Dennoch murrt er nie, teil seine Leute stets verantwortungsbewusst ein und nimmt aus seiner Begeisterung für die gute Sache häufig auch persönlich an den Aktionen teil. So auch heute gegen Abend. Auf dem Plan stand  der schwierigste aller meiner Einsätze, nämlich die Markierung der Jungstörche auf dem Kirchturm im Muhrer Ortsteil Neuenmuhr. Obwohl es die Drehleiter auf satte 30 Meter bringt, ist sie eigentlich für die geplante Maßnahme zu kurz. Es fehlt einfach ein Meter. So ist das richtige Anfahren das A und O der Aktion und das dauert eben seine Zeit. Aber die Mühe sollte sich lohnen.

Die Leiter stoppte genau an der Stelle, dass die Augen des Tagebuchschreibers mit der Höhe des Nestrandes übereinstimmten. Mehr war mit 30 Metern nicht zu erreichen.

Nun ist es in einem solchen Falle von Vorteil, wenn der Beringer sehr groß ist, sehr lange Arme hat und außerdem einen hölzernen Spazierstock mitführt. Mit viel Geduld „angelte“ sich ihr Tagebuchschreiber die vier gut vier Wochen alten Jungen mit Hilfe des Griffes des mitgeführten Spazierstockes. Man brauchte diesen nur im Fersengelenk der liegenden Jungen einzuhaken und konnte so die fehlenden knapp zwei Meter überbrücken. Am Ende trugen alle den kleidsamen Ring der Vogelwarte Radolfzell.


In Neuenmuhr in charmanter Begleitung

Nach dieser echt schwierigen Übung, die mit ungezählten, vom stacheligen Nistmaterial verursachten Kratzern an den Oberarmen ihres Tagebuchschreibers begleitet waren (er trug kürzärmelige Kleidung!), zog die kleine Karawane weiter an der Altmühl entlang nach Windsfeld. Dort wurden wir bereits von vielen Kindern und von Frau Kleemann, Besitzerin des Storchennestes und ihres Zeichens Gastwirtin in Windsfeld, erwartet. Dennoch wurde die Aktion keine Volksbelustigung, denn in dieser Frage legt Ihr Tagebuchschreiber wert auf eine seriöse und zielorientierte Beringungsarbeit.


Frau Kleemann bei ihren Störchen

Auch hier gab es erfreuliche vier Jungstörche, deren Schlupf sicher so um den 20. April liegen musste und die damit zu den größten in ganz Bayern zu rechnen waren. Ein unbefruchtetes Ei wurde dem Nest entnommen und diente nach Abschluss des Feuerwehreinsatzes der rührigen Gastwirtin als Anschauungsmaterial für die zahlreichen anwesenden Jugendlichen. Ich zog danach noch zwei Stunden an der Altmühl aufwärts und konnte dabei feststellen, dass in den meisten Nestern ebenfalls schon kleine Junge auf ihre große Stunde warten, die etwa ab Mitte

Juni auf sie zukommen wird. In nur drei Fällen (Wilburgstetten, Löpsingen und Ornbau) wird es im Jahre 2008 keinen Nachwuchs geben. Eine Einschränkung muss ich noch machen: Wenn alles auch weiterhin so glatt verläuft wie bisher!!

 
28. Mai 08 Der frühe Abend stand erneut unter dem Zeichen eines Beringungstermines. Noch nie in den vielen Jahren meiner Tätigkeit als ehrenamtlicher Mitarbeiter der Vogelwarte Radolfzell gab es im Mai bereits so viele Einsätze wie in diesem Jahr. Schon allein an diesem Punkt lässt sich erkennen, in welch dramatischer Weise sich der Brutbeginn vieler Storchenpaare auf die Mitte des Monats März vorverlegt hat. Solche Termine gehörten noch vor 20 bis 30 Jahren zu den Ausnahmen, nein, sie gab es nicht. Mit dem heutigen Tag sind es dagegen an Altmühl und Wörnitz bereits 10 Storchennester, in denen es Junge gibt, die bereits vor vier Wochen und mehr aus den Eiern geschlüpft sind. Bei geschätzten 30 Paaren mit Jungen ergibt dies immerhin ein Drittel des Gesamtbestandes. Mit 37 beringten Jungstörchen aus 10 Nestern lässt sich bislang ein Durchschnittswert von 3,7 Jungen pro Nest ermitteln, ein Traumwert, der selbst im Wissen, dass sich dieser Wert im Laufe der nächsten Wochen noch verringert, großartig zu nennen ist und mit neuen Rekorden rechnen lässt.
Heute gab es ein Stelldichein mit der Freiwilligen Feuerwehr aus Herrieden. Auf dem Gebiet dieser Gemeinde gibt es immerhin drei Storchenpaare. Zwei besuchte ich an diesem Mittwoch. Auf dem Storchenturm, dem Einfallstor in die Altstadt von Herrieden, befindet sich seit Jahrhunderten ein Storchennest. Es zählt zu den erfolgreichsten des Landkreises Ansbach und zu den in den vergangenen 40 Jahren erfolgreichsten in ganz Bayern. Wer Herrieden und sein Umland kennt, wird sich über diese Tatsache nicht wundern. Nahrungsreiche Wiesen und bereits vor Jahrzehnten von der Gemeinde geschaffene Storchenbiotope bilden ein dichtes Netz, das den Störchen auch ein Auskommen in schlechten Nahrungsjahren sichert. Vier Junge konnte Ihr Tagebuchschreiber mit Unterstützung der Feuerwehr und Lisa, der siebenjährigen Tochter des Feuerwehrkommandanten, beringen. Dass das Nesthäkchen Lisas Patenkind wurde, verstand sich beim der Schülerin ganz von selbst. Sie wird ab heute stets über den Aufenthaltsort des neuen Erdenbürgers informiert und es bleibt zu hoffen, dass diese Nachrichten viele Jahre andauern mögen.

Bitte alle hinlegen

Hoch über den Dächern von Herrieden

Im benachbarten Rauenzell stellte sich die Situation sehr ähnlich dar. Auch in diesem Nest lagen vier knapp vier Wochen alte Jungstörche im Nest.

Rauenzeller Quartett

Mama Storch beobachtet von der Sirene aus


Dieses Mal durfte sich Jonas, der fünfjährige Sohn des Maschinisten, über eine Patenschaft für einen Jungstorch freuen. Das Nesthäkchen der Viererbande trägt ab heute den Namen Jonas. Der Pate wird selbstverständlich ebenso wie Patin Lisa über den Verbleib ihres „Kindes“ informiert.
Obwohl alles zügig und zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligter ablief, dauerte es für Ihren Tagebuchschreiber inklusive An- und Abfahrt gut zwei Stunden, ehe er wieder am heimischen Schreibtisch Platz nehmen konnte.
Bei so viel Abwesenheit meiner Person von Schorsch und Co. erachte ich Ihre Schnappschüsse von Nest und Küken, die Sie im Laufe des Tages im Tagebuch veröffentlichen, für ungemein wichtig. Nur so lässt sich ein Überblick gewinnen und für alle Interessenten eine Übersicht erstellen. Mehr soll es heute auch nicht sein.
Den drei Erdenbürgern ging es an ihrem 4., 3. und 2. Lebenstag ausgesprochen gut, sie wurden bestens versorgt und von Papa und Mama beschattet und gehudert, je nachdem, ob die Außentemperaturen Kühlung oder Wärme erforderten.
Drücken Sie mit mir weiterhin die Daumen und sehen Sie zu, wie Nummer 1, 2 und 3 weiter wachsen und gedeihen.

Schorsch ist es
sichtlich heiß!

Die Küken in Reih und Glied!
Man beachte die Größenunterschiede!
Und hier können Sie noch einmal nachprüfen!
29. Mai 08

Unser Trio wächst und gedeiht! Das spricht für Schorsch und Nummer 7 und heißt, dass wir uns im Augenblick keine Sorgen zu machen brauchen. Daraus sollten wir aber auf keinen Fall ableiten, dass damit die Nahrungssituation im Raum um das Dinkelsbühler Nest bereits für alle Zeiten sicher und gesichert ist. Betrachten wir die Nachwuchszahlen am Kameranest seit der Wiederbesiedelung im Jahre 1993 (vorher war das Nest 25 Jahre unbewohnt), relativiert sich die erfreuliche Entwicklung dieses Jahres etwas.

In den Brutjahren von 1993 bis 2007 (15 mögliche Bruten) war das Nest in jedem Jahr von einem Paar besetzt. Doch statt 15 Mal Junge aufzuziehen, handelten die jeweiligen Brutpaare nur acht Mal in dieser Weise. Das bedeutet, dass sieben Mal keine Brut zustande kam und damit auch sieben Mal keine Jungen ausflogen. Acht Mal gab es Bruterfolg mit insgesamt 19 Jungen. Berechnen wir den Durchschnittswert der ausfliegenden Jungen bezogen auf die vergangenen 15 Brutjahre allgemein (JZa) errechnet sich ein Wert von 1,27. Nehmen wir nur die erfolgreichen Jahre (8) ermittelt sich ein Wert von 2,37 (JZm). Mit diesen beiden Eckwerten liegt das Dinkelsbühler Nest leider nicht im Spitzenfeld der Nester an Wörnitz und Altmühl, sondern eher im unteren Drittel. http://www.bn-ansbach.de/storchcam/histor1.htm

 

Nur als Vergleich sei das beste Nest im Vergleichszeitraum von 1969 bis 2008 hier aufgeführt. Dabei handelt es sich um das in Herrieden, das nur in einem Jahr unbesetzt geblieben war und in dem in 40 Jahren 86 Junge ausflogen. In 8 Jahren war ein Paar anwesend, es flog aber kein Nachwuchs aus. Aus diesen Daten ergeben sich für die JZa 2,2 Junge pro Jahr, für JZm 2,67. Gerade der Wert, der alle Brutjahre mit einschließt (JZa) ist für die Bewertung des Lebensraumes von entscheidender Wichtigkeit. Liegt er über 2, dann kann man nicht meckern, besonders, wenn man einen derartig langen Zeitraum von 40 Jahren überblickt.

Dass bei der Betrachtung des Dinkelsbühler Lebensraumes nicht alles Gold ist, was glänzt, versteht sich von selbst.

Unter dem Link http://www.bn-ansbach.de/storchcam/lebensraum.htm habe ich vor einigen Jahren schon Wesentliches zusammengestellt, so dass jeder dort gerne nachlesen kann, welche differenzierten Ansprüche unsere Art an ihn stellt. So muss ich nur von Zeit zu Zeit darauf zurückgreifen und differenzieren. Eine kritische Situation für die Störche tritt dann ein, wenn es sehr trocken ist, wenig Mäuse vorhanden, kaum Ausweichmöglichkeiten durch ein Wechseln an Weiher oder Gräben gegeben und die Wiesen noch nicht gemäht sind. In diesem Fall sind Nahrungsengpässe leicht möglich. In der immer stärker technisierten Landwirtschaft werden leider durch großflächiges Mähen im Mai, wie gerade vor ein bis zwei Wochen geschehen, die Wiesen im gesamten Talraum eines Flusses innerhalb weniger Tage komplett gemäht. Während der Mahd und in den wenigen Tagen danach, ist der Tisch für die Störche reich gedeckt, es dauert aber dafür wieder mehrere Wochen, bis sich der Bestand an Kleinlebewesen regeneriert hat (wenn überhaupt). Der umgekehrte Fall wäre ebenso fatal. Durch lange Regenperioden ist eine Mahd im Mai nicht möglich, sie verzögert sich. Das Gras steht sehr hoch und in den gedüngten Wiesen ist die Halmdichte so hoch, dass Störche und auch andere Wiesenbrüter sich scheuen, durch ein solches Geflecht aus vielen Halmen, die außerdem noch oft miteinander regelrecht verfilzt sind, zu schreiten. Es gäbe zwar genug Leben in solchen Flächen, sie sind aber nicht nutzbar, weil nicht begehbar. Anders sieht die Lage in so genannten Magerwiesen aus. Hier sind die Halmabstände untereinander viel größer, aber dadurch auch der Ertrag für den Bauern geringer. Um es den Landwirten dennoch schmackhaft zu machen, auf eine Düngung oder gar Überdüngung ihrer Flächen zu verzichten, erhalten sie von staatlicher Seite einen Ausgleich, der die Verluste durch den geringerer Ertrag etwas vermindert. Der Vorteil für Storch, Brachvogel und Co. liegt auf der Hand. Sie haben keine Schwierigkeiten diese Flächen zu begehen. Ein Kompromiss und damit eine Möglichkeit Landwirten und verschiedensten Tierarten gerecht zu werden, liegt nun darin, die großflächige Mahd zumindest in Wiesenbrütergebieten mit einem großen Vorkommen an gefährdeten Tierarten zu staffeln, also nicht alles auf einmal räumen, sondern zeitlich versetzt und über die gesamte Fläche verteilt. So bleibt vielen Insekten, Amphibien und Kleinsäugern die Möglichkeit, bei Mäharbeiten in nicht gemähte Bereiche zu flüchten und dort weiterhin als Beute zur Verfügung zu stehen und von dort aus die so entstandene  „Wüste“ wesentlich schneller wieder zu besiedeln. Auch solche Programme werden angeboten und mit möglichen Ausgleichszahlungen versehen, aber sicher gibt es hier noch einen großen Nachholbedarf und auch ein sehr großes Informations- und Überzeugungsdefizit bei betroffenen Landwirten. Gerade in dieser Frage der gestaffelten Mahd im Lebensraum des Weißstorchs ließe sich ohne große Kosten ein hoher Wirkungsgrad erzielen.

Schorsch und Nummer 7 versorgten ihre Jungen – die Wiesen um Dinkelsbühl sind längst abgemäht und oben angesprochene Flächen mit gestaffelten Mähzeiten kaum vorhanden – mit Bravour.

Ich habe einmal KaiserPingis Tageszusammenfassung an bemerkenswerten Schnappschüssen im Hinblick auf mögliche Unterschiede in der Aufgabenverteilung zwischen Schorsch und Nummer 7 hin untersucht. Um 5:32 Uhr hatte Nummer 7 die Aufgabe der Jungenbetreuung inne. Wegen der am Morgen noch vergleichsweise niedrigen Temperaturen bedeckte sie die Jungen die meiste Zeit mit ihrem Körper. Schorsch war sicher bereits im Morgengrauen zur ersten Nahrungssuche gestartet.

Auf alle Fälle stand er Punkt 6 Uhr im Nest und löste seine Partnerin ab. So wie bei allen noch folgenden Ablösungen erfolgte der Wechsel innerhalb Minutenfrist. Kaum war die Ablösung am Nest gelandet, flog der Partner vom Nest ab. Keine der kostbaren Minuten sollte vergeudet werden. Schorsch war gelandet, die Jungen streckten ihre Hälse bettelnd in die Höhe, kam es bereits zum ersten Auswürgen der mitgebrachten Nahrung. So stand und lag Schorsch während insgesamt 100 Minuten im Nest. Unterbrochen wurde diese Zeit mehrmals von erneuten Fütterungen durch Schorsch. Die Jungen bedrängten ihren Vater dabei so energisch, bis dieser Teile seines Fanges zum zweiten oder dritten Mal auswürgte. Dazwischen hatte die Nahrung bei Schorsch Gelegenheit, immer weiter verdaut und somit für die Jungen immer verträglicher zu werden. Nummer 7 löste Schorsch gegen 7:45 Uhr ab und dieser machte sich auf die Socken. Der Storchenmann ließ sich Zeit und erschien nach 150 Minuten gegen 10:15 Uhr wieder bei seinen Jungen. Dieses Mal brachte er wieder einmal frisch mit Schlamm bedeckte Beine mit. Er verriet dadurch, dass er irgendwo in einem nur mit wenig Wasser gefüllten Teich spazieren gegangen war.

Der Ablauf jeder Schicht verlief entsprechend wie alle anderen. Nach der Hauptfütterung gleich nach dem Auftauchen des Nahrungsspenders am Nest gab es immer dazwischen mehrere „Nebenfütterungen“ oder Nachtische. 130 Minuten nach Schorschs Landung kam um 12:25 Uhr die Ablösung in Gestalt von Nummer 7. Schorsch ließ sich abermals Zeit im Nahrungsgebiet und brachte seinerseits nach 190 Minuten wieder Futter, was als Signal für den Abflug von Nummer 7 zu werten war.

Die Storchenmama verbrachte danach 140 Minuten außer Haus und löste ihren Gatten um 17:55 Uhr ab. Der nutzte das ihn gesetzte Vertrauen leidlich aus und erschien – unerkannt – erst nachdem KaiserPingi seine Zusammenfassung wegen fehlender Helligkeit einstellen musste. Mindestens 180 Minuten nach seinem Abflug.

Zusammenfassend lässt sich die Beteiligung beider Eltern an Fütterung und Wacheschieben so beschreiben: Schorsch verbrachte 9 Stunden 40 Minuten, Nummer 7 sechs Stunden und 10 Minuten bei der Nahrungssuche. Bei fast 17 Stunden Beobachtungszeit am Nest verbrachte Schorsch 60 % auf Nahrungssuche, Nummer 7 nur 40 %. Ob dies an Schorschs Schnabelbehinderung, an seinen Lebensgewohnheiten oder ob es reiner Zufall ist und war, werden die weiteren Tagesbeobachtungen erweisen.


Alle Mann an Bord

Ausguck
   

Schorsch mit Schlammbeinen

Schorsch mit Außenlandung
   

Nummer 7 mit Maus

und mit Kleinvieh
 
30. Mai 08

Die niederschlagsarme Periode fand heute ein Ende! Am frühen Abend zog eine schmale Gewitterfront über unser Gebiet, hinterließ aber zum Glück keine großen Schäden. Begleitet von einigen Windböen fielen zum Beispiel in Feuchtwangen nur 2,5 Liter Regen auf den Quadratmeter. Als zweiter Nebeneffekt war ein Abfall der Temperatur von 29 Grad auf  18 Grad innerhalb weniger Minuten zu verzeichnen.

Das Kamerabild während des Gewitters sah zwar sehr bedrohlich aus und erzeugte eine Art Weltuntergangsstimmung, doch danach tauchte unser Trio unversehrt aus dem Dunkel auf. Dass gerade Hagelstürme für Großvögel (und für andere auch) nicht ungefährlich sind und durchaus ihre Opfer fordern können, beweist ein Bericht aus der Tageszeitung, dass im Zoo Krefeld neun Flamingos und einige Enten und Gänse während eines Gewitters von großen Hagelkörnern erschlagen wurden. Dr. Friedrich Hornberger bringt in seinem Buch „Der Weiss-Storch“, erschienen 1967 als Band 375 in der Reihe „Die Neue Brehm-Bücherei“, einen Bildbeleg, auf dem ein großer Haufen toter Weißstörche zu sehen ist. Die Bildunterschrift lautet: „In höheren Lagen des südafrikanischen Winterquartiers (hier im Distrikt Colesberg) können Hagelwetter schwere Verluste unter unseren Weißstörchen herbeiführen. Hier hat man einen großen Teil der 470 dort gefundenen Störche zusammengetragen (darunter je einen Ringvogel aus Polen und dem Burgenland).

Sie sehen, dass ich bei ungewöhnlichen Wetterereignissen manchmal schon etwas aufgeregt agiere, doch diesmal bestand zu keiner Zeit eine Gefahr für Mensch und Tier. Bedrohlich sah die Entwicklung aber schon aus.

Auch an diesem Tag habe ich versucht, die Beteiligung von Schorsch und Nummer 7 an den Fütterungen sowie die jeweilige Zeit, die beide Altstörche für die Nahrungssuche unterwegs sind, zu analysieren. Bei insgesamt neun Ablösungen erschien Schorsch viermal, seine Partnerin fünfmal mit Futter am Nest. Die letzte Fütterung durch Nummer 7 erfolgte dabei allerdings erst, nachdem die Bildqualität der Kamera nichts mehr sehen ließ und das ist im Augenblick so gegen 21 Uhr 20.

Die Zeiten für die Futtersuche und damit auch die Zeiten der Anwesenheit am Nest waren heute sehr gleichmäßig zwischen Schorsch und Nummer 7 verteilt. Jeder von ihnen gönnte sich 8 Stunden am Nest und acht Stunden für die Nahrungssuche. Das soll wieder einmal unterstreichen, dass auch Schorsch seinen Mann steht, wenn es um die Versorgung der Jungen geht.


Erste Fütterung des
Tages mit Regenwürmern

Da hat einer
aber Hunger
   

Mir ist heiß! Ich will hier raus!

Drei Orgelpfeifen
   

Bedrohliches am Nachmittag

und am Abend
 
31. Mai 08

Wie sich die Bilder wettermäßig doch gleichen können. Auch der heutige Samstag war gekennzeichnet von langsam sich entwickelnden Temperaturen bis 25 Grad und einer erneuten Gewitterbildung am frühen Abend, deren Folgen aber Gottlob keinerlei Auswirkungen auf das Wohlergehen von Schorsch, Nummer 7 und das Kükentrio hatten. Auch die Regenmenge war mit 2 Litern auf den Quadratmeter eher spärlich zu nennen.

Herausragendes Ereignis dieses Tages war erneut das Eintragen größerer Plastikfetzen und die vergeblichen Bemühungen, diesen „Zimmerschmuck“ in irgendeiner Weise passend zu platzieren. Schorsch und Nummer 7 fanden während des gesamten Tages einfach nicht die richtige Position, bis man sich schließlich entschloss, die Teile durch intensiven Nestbau einfach in das Nest mit einzubauen.

Vom Gewitter war bereits im Wetterbericht die Rede, auch dieses kurze Intermezzo verlief für unsere Storchenfamilie folgenlos. So kann es weitergehen, denn der Regen bei angenehmen Temperaturen bringt für sie eher eine Verbesserung als eine Verschlechterung der Nahrungssituation. Die ersten Stunden des Tagesgeschehens verliefen etwas anders als an den beiden vergangenen Tagen. Unser Küken Nr. 1 feierte seinen 1.-Woche-Geburtstag, die Geschwisterchen ihren 6. bzw. 4. Lebenstag. Betrachtet man sich die Gewichtszunahmen – soweit sie den statistischen Werten entsprechen – bringt es unser Ältester auf immerhin schon etwa 300 g, Küken 2 auf 280 g und das Nesthäkchen auf 200 g. Bitte legen Sie mich nicht aufs Gramm fest, sicherlich gibt es eine individuelle Toleranzbreite, die nicht ganz unbeträchtlich ausfällt.

Vom Morgengrauen bis in den späten Vormittag hinein arbeiteten Schorsch und Nummer 7 intensiv am Nest. Statt wie bisher immer gleich nach Erscheinen der Ablösung ins Nahrungsgebiet durchzustarten, flogen sie erst einmal einige Male zum Sammeln weiteren Nistmaterial in kurzen Abständen hin und her. Dass dabei auch wieder reichlich Plastik mitgebracht wurde, konnte man überdeutlich feststellen, wir werden aber nichts daran ändern können und Angst um die Jungen sollten wir deshalb schon gar nicht aufkommen lassen. Das ganze Zeug wird wieder verschwinden und in den Bereich des Nestrandes mit integriert werden.

Zwei bemerkenswerte Schnappschüsse mit zwei Nestbesuchern liegen heute ebenfalls vor. Zum einen landete eine Kohlmeise auf dem Dachfirst hinter dem Nest, zum zweiten fiel eine Dohle auf, die vermutlich Nistmaterial oder Vergleichbares im Schnabel trug.

Die Anteile der Eltern bei Fütterung und Nahrungssuche ergaben wieder nur ein leichtes Ungleichgewicht. Während Schorsch knappe neun Stunden dem Nest fernblieb, lag dieser Wert bei Nummer 7 bei knapp acht Stunden. Schorsch blieb damit dem Trend treu, es bei der Nahrungssuche etwas langsamer angehen zu lassen als seine Partnerin.

 
Die Sache mit dem Müll!
 


So ist es richtig!

 
Gewitterstimmung


Dohlenbesuch

Besuch einer Kohlmeise


Unser Trio wartet auf Futter
 

 
01. Jun. 08

Viele Termine werden es mir in den nächsten Tagen sehr erschweren, immer zeitig und ausführlich aus dem Storchennest zu berichten. Da Ihr Tagebuchschreiber unter anderem auch noch einem geregelten Beruf als Volksschullehrer nachgeht, müssen Beringungen, Beobachtungen und der Unterricht unter einen Hut gebracht werden und zudem bedürfen die Vorbereitung und Nachbearbeitung des Schulalltages ebenfalls einen immensen Kraftaufwand. Neben den genannten Aktivitäten treten außerdem die vielfältigen Aufgaben in meiner evangelischen Kirchengemeinde hinzu, die vom Vertrauensmann des Kirchenvorstandes, über die Mitwirkung im gemischten Chor der Kantorei sowie im Posaunenchor bis hin zum Amt des Lektors und des Mitgliedes im liturgischen Chor reichen. Hier höre ich lieber einmal auf, um auch für spätere Einträge noch mit weiteren Ehrenämtern aufwarten zu können.
Sie sehen also, dass auch ein Sonntag nicht allein zum Ausschlafen gedacht ist, sondern gerade an diesen Tagen wird Ihr Tagebuchschreiber stets auf kirchlichem Parkett gebraucht und zum Einsatz gebracht. Da ich dies aber aus freien Stücken tat und tue und meine gesamte Familie stets mit einbeziehen durfte, gestaltet sich der Sonntagvormittag durchweg als der Tag, an dem die jetzige Restfamilie gemeinsam etwas unternehmen kann. An den restlichen Tagen der Woche sieht dies nicht immer so aus, da meistens der Familienvater in Storchenangelegenheiten unterwegs ist. Die großen Entfernungen, die ich dabei in meinem Arbeitsgebiet unterwegs bin, bedingen einen großen Zeitaufwand. So lege ich bei einer Kontrollfahrt, bei der ich die Störche an der Altmühl sowie am Ober- und Mittellauf der Wörnitz besuche, locker 200 Kilometer zurück. Solche Fahrten finden während der Sommermonate mehrmals statt, dazu kommen ungezählte kleinere Touren sowie die Fahrten anlässlich der Beringung der Jungen. Allein für diese Aufgabe fallen mindestens noch einmal 3000 Kilometer an.

Kaum zu glauben, dass es heute für Storch und Co. keine Extratour gab. Bei großer Hitze um die 30 Grad ließ ich es einmal locker angehen und tat das, was in den letzten Tagen etwas liegen geblieben war.

Dank KaiserPingi und anderer „Schnappser“ sind wir über die Ereignisse im Nest bestens informiert. Alles geht dort seinen gewohnten Gang und niemand hat bisher auch nur ein einziges Mal über besondere Vorkommnisse geschrieben und auch kein einziges Wort über einen besorgniserregenden Zustand eines der drei Küken informiert. Schorsch und Nummer 7 haben ihre Sache bisher bestens gemacht und wir dürfen stolz auf sie sein. Dennoch wissen wir aus langjähriger Erfahrung, dass jeden Tag ein Fall eintreten kann, der alles ins Gegenteil verkehrt. 

Schorsch war es, der bereits im ersten Licht des Tages auf die Walz ging und um 6 Uhr schon  zum Nest zurückkehrte.

Die Ablösungen am Vormittag folgten auch heute – wie bereits an den Vortagen – in schnellerer Folge als in den Nachmittagsstunden. Kaum hatte es sich Schorsch ein Stündchen gemütlich gemacht, musste er seinen Platz schon wieder an Nummer 7 abgeben. So ging es im Stundenrhythmus weiter, bis Schorsch dem ganzen ein Ende setzte und erst nach über drei Stunden wieder bei seiner Partnerin auftauchte. Bis zum Abend blieb es bei diesen Intervallen, ohne dass es irgend jemandem geschadet hätte.


Alles Gute kommt von oben...

...und noch einmal
   

Das Trio wächst und gedeiht

Hier bin ich!


Ein fetter Brocken

Von Herrn Wölfinger aus Wittelshofen – dort hatte ich am 23. Mai drei Jungstörche beringt – kamen ein Hilferuf sowie einige Bilder aus dem Nest auf dem 30 Meter hohen Molkereikamin. Als geübtem und aufmerksamem Beobachter war dem örtlichen Storchenbetreuer das Verhalten eines der knapp 6 Wochen alten Jungen aufgefallen. Während die beiden Nestgeschwister bei den Fütterungen wie gewohnt mit ihren Schnäbeln das ausgewürgte Futter aufnahmen und dabei ständig in die Nestmulde blickten, verharrte der dritte Jungstorch mit verdrehtem Hals und Kopf und dabei den Schnabel ständig in die Höhe gerichtet. Ganz offensichtlich war es dem Jungen nicht möglich seinen Kopf nach unten zu drehen und Nahrung aufzunehmen. Über die Ursache konnten wir uns alle keinen Reim machen. Vergiftungen könnten sich in einer Lähmung offenbaren, die ähnliche Spasmen oder Verrenkungen hervorrufen können, aber dann sollte es alle Jungen gleichermaßen betreffen. Mit ein wenig Sorge werde ich die Entwicklung in Wittelshofen im Auge behalten und hoffe, dass es dem Jungen bald wieder besser geht.

 
Die ersten Bilder vom „merkwürdigen“ Jungstorch

 
2. Jun. 08

Ein weiterer heißer Tag begann, der für Ihren Tagebuchschreiber eine weite Beringungsreise vorsah. Am frühen Nachmittag startete ich in Richtung Donau, um in Mertingen, Lauingen und Gundelfingen den Nachwuchs in den dortigen Storchennester zu beringen. Mit den betreffenden Feuerwehren war alles abgestimmt, so dass ich zuversichtlich an die Sache herangehen konnte. Doch kaum war ich von der Schule zu Hause angekommen, erreichte mich ein weiterer dringender Notruf aus Wittelshofen. Herr Wölfinger, der örtliche Storchenbetreuer fand ebenfalls seit gestern keine Ruhe mehr und musterte am Vormittag das Nest noch einmal unter Zuhilfenahme eines Spektives. Und dieses Mal sah er schon klarer als am Vortag. Der Jungstorch – so Herr Wölfinger – hat irgendetwas Netzartiges über seinem Kopf und könne diesen deshalb nicht bewegen und auch nichts fressen oder Flüssigkeit aufnehmen. Wie lange dieser Zustand aber schon anhielt, wusste Herr Wöfinger natürlich nicht zu sagen, da er die Anomalie erst gestern entdeckt hatte.

Ich überlegte nicht lange und meldete mich kurzer Hand bei der Freiwilligen Feuerwehr Dinkelsbühl in Gestalt von Friedrich Hirsch, dem Fahrer der Drehleiter. Obwohl er sich gerade in der wohl verdienten Mittagspause befand, zögerte er keine Minute, in diesem Falle einen Rettungseinsatz zu fahren. §0 Minuten später kam es dann bereits zu einer Begegnung zwischen Herrn Wölfinger, der Feuerwehr und mir vor Ort in Wittelshofen.

Was wir dann allerdings im Nest sehen mussten, war alles andere als angenehm und verschlug selbst Hartgesottenen die Sprache. Der Unglücksstorch hatte ein langes Stück Bindegarn, das seine Eltern mit in das Nest eingetragen hatten beim Hinunterwürgen von Futter unbeabsichtigt mit abgeschluckt. Solche Teile besitzen meist einige Verdickungen (sog. Knoten), mit denen mehrere Teile aneinander gebunden werden. Im Falle des Wittelshöfener Storches war das Teil sicher einen Meter lang. Während der Storch ein Ende verschluckt hatte, hatte er sich das andere einige Male um seine Beine gewickelt, ohne dass es dort schon zu Verletzungen gekommen wäre. Schnell konnte ich die Beine aus der Umklammerung lösen, doch als ich am Ende, das der Storch verschluckt hatte, zog, musste ich leider feststellen, dass ich damit nur erreichte, dass sich der Hals zusammenzog und beim Nachlassen des Zuges wieder ein wenig entspannte. Eine Chance, das Garn aus dem Körper zu entfernen, bestand auf der Feuerwehrdrehleiter nicht. Wir entschlossen uns deshalb, den Vogel aus dem Nest zu entfernen, einem Tierarzt vorzustellen und im besten Falle wieder dem Nest in Wittelshofen zuzuführen. Beim Herausheben bemerkte ich sofort, dass der Jungstorch nur noch aus Haut und Knochen bestand – ein Hinwies darauf, dass sich das Unglück doch schon vor einigen Tagen ereignet haben musste. Ohne Gegenwehr verfrachteten wir ihn ins Auto von Herrn Wölfinger. Während ihr Tagebuchschreiber weiteren Terminen entgegenfuhr, übernahm Storchenbetreuer Wölfinger den Tierarztbesuch. Dr. Bernd Heinzler in Frankenhofen behandelte den Jungstorch unentgeltlich. Doch auch ihm gelang es nicht, den Fremdkörper aus dem Schnabel zu entfernen. Sicher war er schon vor einigen Tagen abgeschluckt und deshalb weit in den Magen vorgedrungen. Auch der Ernährungszustand erwies sich als katastrophal, so dass sich Dr. Heinzler entschloss, den Storch einzuschläfern. Die anschließende Obduktion ergab, dass sich das Bindegarn mit der daran befindlichen Verdickung im Magen befand und dort apfelsinengroß mit Gewöllteilen umgeben war, die der Storch ebenfalls nicht mehr auswürgen konnte. So brachte der Einsatz wenigstens eine positive Erkenntnis. Das Leiden durften wir wenigstens etwas verkürzen. Zu mehr reichte es aber nicht mehr.


Friedrich Hirsch – der Herr der Leiter


Der Unglückliche


Beim Tierarzt


Das erlösende Ende

Wer noch mehr über die dramatischen Ereignisse erfahren, Bilder betrachten und weitere Informationen lesen will, sei an folgende Website verwiesen: http://www.wittelshofen.de/storchentagebuch/
tagebuecher/2008/storchentagebuch_2.html#06

Einen ganz ähnlichen Fall musste ich am Anfang meiner Storchentätigkeit in Erlangen-Büchenbach schon einmal erleben, er nahm aber ein glückliches Ende. Auch dort hatte ein Jungstorch ein Stück Bindegarn verschluckt. Das lange Ende hing, als ich die Tiere beringte, aus dem Schnabel heraus. Auch damals zog ich ein paar Mal kräftig an der Schnur, hatte aber ein wenig Angst, den Vogel zu verletzen. So entschloss ich mich, den Jungstorch zum Tierarzt zu bringen. Der tat nichts anderes, konnte aber nach kurzer Zeit den Fremdkörper entfernen. Ich setzte nach einer Stunde den Vogel wieder zu seinen Geschwistern ins Nest und hatte einen Jungstorch gerettet. In diesem Falle hatte ich das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. Der Vorfall hatte sich sicher erst kurz vor meinem Besuch ereignet, so dass die Schnur noch nicht in den Magen eingedrungen war.

Ein dritter Fall mit dem Teufelszeug „Bindegarn“ geschah vor einigen Jahren in Triesdorf bei Ansbach. Mit dem Fernglas konnte ich damals einen Jungstorch beobachten, der nie im Nest stand, während dies seinen Geschwistern mühelos gelang. Er schien am Nestboden fest zu hängen. Eine Kontrolle mit der Drehleiter bestätigte meine Vermutung. Ein richtiges Knäuel

hatte sich um ein Bein in endlosen Windungen gewickelt. Da im Laufe der Zeit durch den Eintrag von Nistmaterial das freie Ende immer mehr Bestandteil des Nestes wurde, wurde der Zug auf die das Bein umschließenden Windungen immer stärker, so dass die Durchblutung immer mehr unterbunden wurde. Dazu kam eine Infektion an der Scheuerstelle, die stark eiterte und starke Schwellungen im Bereich der Schnürstelle.

Der Vogel kam in eine Pflegestation und wurde dort ärztlich versorgt. Nach einigen Wochen verbrachte ich den Vogel, der nur noch leicht hinkte, zur Auswilderung in die Wiesen bei Mosbach, weil die Storchenfamilie dort noch nicht abgezogen war. Der fast geheilte Jungstorch schloss sich der Familie an, ohne von dieser so richtig akzeptiert zu werden. Einige Wochen später erhielt ich eine Fundmitteilung aus Ungarn, die besagte dass mein ehemaliger Pflegling Opfer eines Räubers geworden war. Mehr konnte ich nicht mehr in Erfahrung bringen.

Nach diesem nicht eingeplanten Intermezzo am Storchennest in Wittelshofen setzte ich meine Fahrt an der Wörnitz fort. In Gerolfingen lugten mindestens zwei Junge über den Nestrand, in Wassertrüdingen tat dies mindestens einer. In Oettingen überraschte es mich, dass die vorhandenen Jungen ebenfalls schon eine beträchtliche Größe erreicht hatten. Von Munningen darf ich berichten, dass die drei dort schon beringten Jungen weiter wachsen und gedeihen und dass in Löpsingen tatsächlich keine Jungen vorhanden sind. Bei meiner letzten Fahrt, schrieb ich noch über das Storchennest von Harburg, dass dort keine Brut stattfindet. Heute darf ich mich nun korrigieren, dass es doch eine Brut gibt, nur der Ausgang ist noch offen, weil es erst sehr spät zum Beginn der Brut kam.

Anschließend umfuhr ich die Stadt Donauwörth auf der Umgehungsstraße und erreichte nach 10 Kilometern die Stadt Mertingen, Sitz der Großmolkerei Zott. Aus organisatorischen Gründen durfte ich die Beringung wie in alten Zeiten mit einer von einem Traktor an den Beringungsort gezogenen Leiter mit Holzunterbau und Handkurbel vornehmen. Das 23 Meter lange Stück tat seine Arbeit vorzüglich und bewies die Einsatzfähigkeit der Mertinger Wehr, auch wenn man nicht das modernste Gerät zur Hand hatte. Zwei Junge im Alter von drei Wochen waren bei der nicht ganz gewöhnlichen Aktion die Ausbeute.


Die Mertinger Drehleiter


Der Tagebuchschreiber bei der Arbeit

Man saß anschließend noch etwas zusammen, ehe ich mich auf die Weiterfahrt nach Lauingen an der Donau begab. Dort bestehen seit einigen Jahren gute Kontakte zu einer an den Störchen sehr interessierten Bürgerin. Das Nest auf dem riesigen Rathaus der Stadt beherbergt heuer vier junge Störche. Bei der Beringung mussten wir wieder feststellen, dass die 30 Meter lange Drehleiter nur so knapp an das Nest heranreicht und man deshalb den „Standpunkt“ der Leiter vor dem Gebäude sehr präzise wählen muss. Es ging aber trotzdem und die langen Arme und der erneut mitgeführte Spazierstock erlaubten es mir, auch den letzten Jungen zu beringen. Auffällig an diesem Nest war, dass alle Jungen mit einer klebrigen, braunen, öligen Schmiere besudelt waren. In diesem Zustand zu fliegen, schien mir schleierhaft, doch als zum Ende unseres Feuerwehreinsatzes gleich beide Altstörche das Nest umkreisten und auf einem Nachbarkamin landeten stellte ich das gleiche Phänomen auch bei den Eltern unserer Jungen fest. Die Erklärung  - und solches habe ich einmal irgendwo gelesen – ist folgende. Bei überwiegender Ernährung mit Fischen (dies ist in Lauingen der Fall) und dem hohen Fettanteil dieser Nahrungstiere, ergibt sich bei der Vorverdauung im Magen der Störche eine ölige, tranartige Flüssigkeit, die beim Auswürgen über das gesamte Nest verbreitet wird. Gestunken hat es aber auch nicht schlecht, so dass man schnell wieder nach unten strebte.


Lauinger Dreckspatzen

Den Abschluss bildete ein letzter Besuch an einem Storchennest für heute. Im nur sechs Kilometer entfernten Gundelfingen befindet sich ebenfalls auf dem Rathausdach ein besetztes Storchennest. Dort war Ihr Tagebuchschreiber noch nie in Aktion, sein Einsatz bedeutete also eine Premiere. Während die Kühltürme des Atomkraftwerks Gundremmingen zum Greifen nahe schienen, schwang ich mich im Korb der Drehleiter zu den drei, fast sechs Wochen alten Jungen empor. Dass sie seit heute ebenfalls einen Ring der Vogelwarte Radolfzell tragen, versteht sich von selbst.


Das Nest in Gundelfingen


Das Trio

Mit der von Westen herannahenden Gewitterfront erreichte ich kurz vor 22 Uhr wieder heimatlichen Boden und konnte mich erst jetzt nach Schorsch und Co. umsehen und Bilder und Schnappschüsse durchforsten. Hier noch eine kurze Zusammenfassung:

Wie sich die Bilder doch gleichen! In den Morgen- und Vormittagsstunden wechselte man sich am Nest abermals im Stundentakt ab, später wurden die Intervalle wieder deutlich länger. Es versteht sich von selbst, dass im Nest weiterhin alles glatt läuft und niemand Angst haben muss, dass etwas passieren könnte. An Nahrungstieren, die unser Elternpaar so im Laufe eines Tages ausspeit, konnten wieder einige Mäuse nachgewiesen werden. Ich füge sie als Schnappschüsse bei.

 
Flügelspiele..


Die nächste Maus

Alle Achtung!


Was macht Papa da?

 
    
  Nachdem das Biotopprojekt "Wörnitzwiesen" zur Sicherung des Lebensraumes für unsere Störche erfolgreich abgeschlossen werden konnte, hat der Bund Naturschutz eine neue Ankaufaktion gestartet. Wie auch Sie zur Arterhaltung und zum Schutz unserer Natur beitragen können erfahren Sie bei den Informationen zum neuen Projekt "Feuchtwiese bei Segringen" 

Hier können Sie unsere Seiten bewerten!
Listinus Toplisten
Bewertung bei Tierwebcams.de

Hinweise

 

Im Naturschutztagebuch von Thomas Joas finden Sie neben Einträgen zum Storchennest auch zahlreiche weitere Beiträge zur Naturschutzarbeit.

 

Translate this page with altavista BABEL FISH

Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

Home ] Nach oben ] Storchentagebuch 1 ] Storchentagebuch 2 ] Storchentagebuch 3 ] Storchentagebuch 4 ] Storchentagebuch 5 ] [ Storchentagebuch 6 ] Storchentagebuch 7 ] Storchentagebuch 8 ]

Storchentagebuch 2001 ] Storchentagebuch 2002 ] Storchentagebuch 2003 ] Storchentagebuch 2004 ] Storchentagebuch 2005 ] Storchentagebuch 2006 ] Storchentagebuch 2007 ] Storchentagebuch 2008 ] Storchentagebuch 2009 ] Storchentagebuch 2010 ] Reisebericht ]

Webmaster