Storchenkamera
 
Storchentagebuch 2008
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 4

7. Apr. 08

Nichts Neues um Schorsch! Er spulte an diesem Tag erneut sein Programm ab, bescherte uns am Vormittag jede Menge Aufenthalt und zog sich kurz nach Mittag zurück. Seine Rückkehr um 20:25 Uhr bedeutete acht Stunden „Warten auf Schorsch“.


Der Spätheimkehrer

Dass der Winter heute einen neuen Anlauf unternahm und auch in Dinkelsbühl Schnee bescherte, macht die Aussicht auf einen baldigen Einflug weiterer Störche in ihre Brutheimat eher unwahrscheinlich.


Schnee vor der Scheibe

Wieder Durchblick

 
Ein neuer Schneeschauer


Feindliche Übernahme des Nestes

Ob wir in dieser Brutzeit Schorsch noch einmal im Schnee erleben werden, bleibt abzuwarten. Doch ganz andere Dimensionen ergaben sich an anderen Kameranestern. In Lindheim in Hessen zog tiefster Winter ein, doch Sorgen braucht sich in diesem Stadium der Brut niemand zu machen!


Lindheim im Schnee

Das Gelege erhält durch beide Altvögel selbst bei frostigen Temperaturen und Schnee die nötige Temperaturzufuhr. Die Probleme mit winterlichen Wetterkapriolen ergeben sich momentan in Ungarn nicht. Dort zeitigte ein Storchenpaar in Darany mittlerweile ein zweites Ei und das „Nest auf dem Nest“ nimmt immer solidere Züge an und das ganz ohne menschliche Hilfe.


Das Gelege wächst

 
8. Apr. 08

Technisches Doppelproblem bei der Übertragung der Bilder vom Storchennest! Als erstes schloss sich erneut die Blende der Webcam nicht, so dass mit steigender Helligkeit auch das Storchennest mit Schorsch immer heller wurde, bis sich beides in einem milchigen Weiß auflöste. Ein Unglück kommt selten allein!


Da war noch alles in Ordnung
 

Die Uhr zeigte genau 10:10 Uhr, als einer der Arbeiter im alten Rathaus abermals in einem Sicherungskasten auf der Baustelle den Kippschalter für die Stromzufuhr unserer Geräte bediente und Schluss war es mit der Herrlichkeit. Einige Telefonate sowie ein Besuch vor Ort konnten das Problem nicht lösen. Andere Termine meinerseits verhinderten es, dass Sie an diesem Tag noch einmal mit Schorsch in Kontakt treten konnten. Er lebt aber und ich konnte ihn kurz nach Mittag persönlich in seinem Domizil begrüßen. Offensichtlich hat er auch in der stromlosen Zeit keinen Partner gefunden, der mit ihm eine Ehe hätte schließen wollen!

So bleibt die Hoffnung, dass es wenigstens morgen gelingen wird, wieder eine Verbindung zwischen Ihnen, meine verehrten Leserinnen und Leser, sowie unserem Hauptdarsteller geben wird. Ein größeres Kontingent an Elektrikern wird morgen der Baustelle ihre Aufwartung machen. Vielleicht findet sich danach eine gute Seele und lässt einen großen Werbeträger der Stadt wieder ins Rampenlicht treten.

 
9. Apr. 08

Es hat länger gedauert als erwartet! Ich meine das mit dem Strom und dem Schorsch! Nun ist wenigstens klar, was die Ausfälle verursacht hat und wie man sie in Zukunft beheben kann. Dass zum Schluss auch der Server des Providers streikte, bedeutete aber schon eine Verkettung unglücklicher Umstände.

Nun sollten wir aber endlich aus dem Tal der Tränen sein und Schorsch sollte uns endlich mit einem Partner für die Leiden der letzten Tage etwas entschädigen. In dieser Beziehung tut sich aber leider überhaupt nichts. Alle Störche scheinen das Nest auf dem alten Rathaus konsequent zu meiden. So kann es sich der Singlestorch leisten, viele Stunden ungestraft außer Haus zu sein und alle Fünfe gerade sein zu lassen. Auch kein schlechtes Leben, aber zur Hauptaufgabe der Störche gehört es leider doch, sich fortzupflanzen und in eine zahlreiche Nachkommenschaft zu investieren.

Als man heute Schorsch erstmals zu Gesicht bekam, hielt er sich gegen 14:45 Uhr dankenswerterweise im Nest auf und blieb sogar noch rund eine Stunde, bis er sich verabschiedete. Als die Dämmerung hereinbrach und der Server kurzfristig seine Mitarbeit aufkündigte, strahlte uns bereits das dunkle Nachtbild entgegen. Schorsch wird sicher im Nest und sich seiner Einsamkeit bewusst gewesen sein.

 
Der lange Unsichtbare!

Ich hatte versprochen, den Fortgang des Brutgeschäftes im ungarischen Darany zu verfolgen. Das neueste Bild zeigt, dass das Gelege weiter gewachsen ist und nun aus drei Eiern besteht.

 
10. Apr. 08

So langsam kommt wieder Normalität in unsere Übertragungsarbeit. Zwar kündigte heute gegen Abend unser Server noch einmal für kurze Zeit seine Mitarbeit auf, aber letztendlich hatte die Technik auch diese neue Misere bestens im Griff. Selbst wenn ich mich wiederhole, besteht die berechtigte Hoffnung, dass Sie in Zukunft bestens bedient werden können und Sie sich vielleicht auf die eine oder andere Überraschung in puncto Bildübertragung freuen dürfen. Drücken Sie uns und unserem, für solche Spezialitäten bestens gerüsteten, Techniker Andreas Kamm die Daumen, dass es auch gelingen möge!

Durch Schorschs lange Abwesenheit und den Ausfall des Servers zur Zeit des abendlichen Einfluges liegen für heute nur wenige Bilder aus dem Leben unseres Adebars vor. Es ist momentan sehr still um unseren Wonneproppen geworden! Da wird es endlich wieder einmal Zeit, dass er sich vermehrt um die Verteidigung des Nestes kümmern muss. Morgen erwarten die Meteorologen einen Zustrom warmer Luft, so dass es für Schorsch nach langen Tagen des Müßiggangs erneut eng werden könnte.


Vor dem Abflug am Morgen

Mittagsschicht
   

Die Nässe nervt allmählich

Taubenflüsterer Schorsch


Schönheitswettbewerb

 
11. Apr. 08

Schorsch bleibt weiter ohne Partner! 46 Tage harrt er nun schon relativ unangefochten auf seinem Stammnest aus, ohne dass ihm ein Konkurrent dieses hätte streitig machen können. Sharona fragt im Gästebuch, ob dies eventuell an seinem andersartigen Schnabel liegen könnte und deshalb alle Mitbewerber um das Nest vor ihm Reißaus nehmen? Sicher ein guter gedanklicher Ansatz. Ich neige eher zu der Annahme, dass unser Schorsch durch seine Schnabelverletzung eher einen Nachteil gegenüber seinen Artgenossen zu verzeichnen hat. Bei der Futtersuche ergeben sich durch diese vorhandene Behinderung ganz selbstverständlich Probleme, die Schorsch jedoch durch seine Lernfähigkeit größtenteils kompensiert hat. Dies beweist schon allein die Tatasche, dass er nun schon fast ein komplettes Jahr damit zurechtkommt. Im Vergleich zu seinen Artgenossen sollte Schorsch mit dem kurzen Schnabel keine Vorteile erzielen. Wenn die Länge seines Greiforgans einen Einfluss auf die Partnerfähigkeit und Fruchtbarkeit des Vogels hätte, sollte er schon längst aus dem Nest gejagt worden sein. Offenbar wartet Schorsch bei der Verteidigung seines Territorium mit anderen Qualitäten auf, denn der Größte seiner Zunft, was die Körpergröße anbetrifft, ist er ebenfalls nicht. Seine Vorteile liegen sicher auf der Kenntnis des Nestumfeldes und auf dem richtigen Timing bei Anflug und Landung im Nest. Nach wie vor bin ich aber bei Bedenken aller Misslichkeiten der Ansicht, dass der oder die Richtige bei Schorsch trotzdem noch landen kann, wenn er oder sie denn in nächster Zeit über Dinkelsbühl auftauchen sollte. Alles, was später als am 20 Mai noch erscheint, führt allerdings dann zu keiner Brut mehr. Bei Schorschs Beteiligung an einem möglichen Paar ist eine solche, in die Aufzucht von Jungen mündende Phase der Arterhaltung, jedoch ebenfalls nicht automatisch zu erwarten.

Heute war es am Nachmittag wenigstens wieder einmal so weit, dass ein Besucher dem Nest seine Aufwartung machte. Schorsch weilte zu diesem Zeitpunkt – es war gegen 15:26 Uhr – außer Haus. So verwunderte es nicht, dass die Übernahme des Nestes ohne Eingreifen des Hausbesitzers ablief. Der Neue fiel sofort durch seine überragende Größe, seine langen hinteren Extremitäten und seinen ebenso ausgebildeten Schnabel auf. Dass der Fremde beim zuletzt genannten Merkmal die Überhand gegenüber Schorsch an den Tag legte, ist nun aber wirklich keine Überraschung. Gehört unser Freund doch weltweit unter seinen Artgenossen zu denen, die den kürzesten Schnabel aufzuweisen haben.

Der Gast fühlte sich sichtlich wohl in Schorsch Absteige. Er ging zielgerichtet ans Aufräumen und platzierte die wenigen, von Schorsch eingetragenen Nistmaterialien neu. Entspannt legte er einige Arbeitspausen ein, die er mit der Pflege seines Gefieders überbrückte. Blieb nur noch die Frage, wie sich Schorsch bei seiner Rückkehr dem Eindringling gegenüber verhalten und ob und wann es überhaupt zu einer Begegnung zwischen den beiden kommen würde. Knapp 45 Minuten später wurden alle Fragen auf einmal beantwortet. Der Ablauf der Ereignisse war auch jetzt nahezu identisch mit denen, die in den letzten Wochen abgelaufen waren. Schorsch erschien im Umfeld des Nestes und wurde somit für den heimlichen Nestbesetzer sichtbar. Noch ehe Schorsch zur Landung ansetzte, gab der ungebetene Gast seine kurzzeitige Eroberung auf, flog kampflos vom Nest und überließ Schorsch die Regie. Der spulte kurz seine gekonnten Drohgebärden ab, klapperte einige Male und schon war es vorbei mit der Herrlichkeit des Aggressors. Die Hoffnung, Schorsch könnte endlich einem Partner erliegen, verflog schnell und machte dem Alltag Platz. Schorsch räumte nach einigen Minuten, die er zum Stressabbau mit Gefiederpflege nutzte, das Feld und ward bis zum Einbruch der Dunkelheit nicht mehr gesehen.  

 
Ein neues Gesicht im Nest!
    ....


Schorsch zeigt, wo es lang geht!

In den Vormittagsstunden deutete noch nichts auf diesen Besuch hin, selbst wenn feststellbar war, dass Schorsch kaum sein Haus verließ und lieber in allen möglichen Stellungen im Nest ausharrte. 


Aufstehen

Schorsch im Fersensitz
   

Blick in die Ferne

Bruttäuschung
 
12. Apr. 08

Ein Tag, an dem wieder einmal kleinere Frühlingsgefühle erwachen konnten. In der Nacht zog eine schwere Gewitterfront über unser Gebiet, brachte reichlich Regen und heute Sonne mit einer leichten Abkühlung auf immerhin noch 14 Grad.

Es gibt leider keine Neuigkeiten von Schorsch. Vielleicht eine kleine Steigerung im Nestbauverhalten konnte angemerkt werden. Dennoch bietet Schorschs Nest nach nunmehr 48 Tagen Anwesenheit noch immer fast den gleichen Anblick wie am Tage seines Einzugs. Ansonsten blieb der Nestinhaber seiner Maxime treu, nämlich am Vormittag im Nest auszuharren und erst in den Nachmittagstunden für längere Zeit zu entfleuchen. Auf eine kleine Bilderfolge zum Tagesablauf sollen sie aber trotzdem auch heute nicht verzichten müssen.


Schorsch
kommt zurück

Eigentlich sollte ich mein Nest
auf Vordermann bringen
   

Start ins Ungewisse

Auf Wiedersehen


Anflug mit Polstermaterial

 
13. Apr. 08

Was ist heute bloß in unseren Schorsch gefahren? Da lungert er fast sieben Wochen in unserem Nest herum und tut so gut wie nichts für den Hausbau! Am Morgen des 13. April legt er aber plötzlich los, als sei heute der Stichtag, an dem die Zuschüsse für die Altbausanierungen gestrichen werden. Von frühester Stunde an war Schorsch im Pendelverkehr zwischen Nest und Nistmaterialsammelstelle unterwegs. Er schleppte im Eiltempo alles herbei, was nicht niet- und nagelfest war. In Sonderheit handelte es sich um Material, das zur Ausgestaltung des Nestinneren Verwendung fand. Aber auch fürs Gröberes fand Schorsch Zeit. Das Ergebnis konnte sich aber auf alle Fälle sehen lassen. Ein Bildvergleich vom Nest im Zustand von gestern und dem von heute macht deutlich, wie fleißig der Nestinhaber da zur Sache ging. Schon komisch, dass es ihm ausgerechnet an diesem sonnigen Sonntag so wichtig war, sein Heim in einem guten Zustand präsentieren zu können.


So sah das Nest am 12.4. aus....


....und so sieht es heute aus!

Der braune Fleck auf Schorschs Brust  - eine Frage im Gästebuch hatte diese farbliche Variante ins Gespräch gebracht – rührt vom häufigen und intensiven Kontakt des Dauerbrenners mit dem Nestboden her. Die Niederschläge der letzten Zeit haben dazu geführt, dass der Nestuntergrund – in unserem Falle Teile des Nestinneren unseres Vorgängernestes – nie komplett abtrocknen konnte und dazu auch keine Notwendigkeit bestand. Der enge Kontakt mit dem Nestuntergrund führte so zu der momentan sichtbaren Braunfärbung des Gefieders im Brust- und Bauchbereich. Kein Grund zur Aufregung! Dies passiert beim Brüten in regenreichen Witterungsphasen immer wieder und wird später auch stets bei der Gefiederpflege „herausgeputzt“. Beim Fliegen hat diese Verschmutzung so und so keinen negativen Einfluss und kann damit auch leicht vernachlässigt werden. 

Von diesen, meist nur wenige Minuten dauernden Flügen – und hiermit komme ich zu Schorschs regem Bautrieb zurück – einmal abgesehen, entfernte sich Schorsch heute so gut wie nicht aus seiner Wohnung. Wenn er schon kurz nach dem Abflug wieder im Nest auftauchte, bewies dies, dass er nur mal so um die Ecke flog, um ganz gezielt - und sicher oft an derselben Stelle - Nistmaterial aufzunehmen. Für diese Tätigkeit werden bevorzugt ortsnahe Sammelstellen aufgesucht, an denen Gartenabfälle vom Vorjahr abgelagert oder nach den ersten Wiesenarbeiten Altgras gesammelt oder Treibgut von der letzten Überschwemmung der Wörnitz angespült wurde.

 
Baumeister in Aktion
 

Dabei ist es energetisch günstiger, das Material nicht über mehrere Kilometer einzufliegen, sondern lieber gleich vor der „Haustür“ abzuholen.

Offenbar habe ich mich in den Einträgen vom 11. und 12. April bei der Zahl der Anwesenheitstage unseres Schorschs ein klein wenig verzählt. Heute sind es erst 47 Tage, seit er am 26. Februar plötzlich im Nest auftauchte. Einen Tag hin oder her ist aber nicht so entscheidend. Sie werden es mir sicherlich nachsehen!

Wenn man – wie Sie – 47 Tage auf das Erscheinen eines zweiten Storches warten muss, hofft man bei jedem Hochfahren des Computers auf eine Überraschung und gerade bei Sonnenschein und gutem Flugwetter sind die Hoffnungen besonders groß. Ich saß also auch heute während des Nachmittags hoffnungsfroh am Schreibtisch, sagte einen Pflichtspaziergang mit der Familie ab und beobachtete unseren Schorsch. Seine Unruhe war unübersehbar. In kurzen Abständen erhob er sich und legte sich nach Sekunden schon wieder ins Nest. Dies führte er über längere Zeit so durch. Drohen und Klappern gehörten dabei nicht zu seinem Repertoire, aber irgend etwas lag eindeutig in der Luft! Um 16:16 Uhr zog Schorsch schließlich alle Register und zwar in einer Weise, wie er es in diesem Jahr noch nicht auf die Bühne gebracht hatte. Wie er sich, seine Flügel, seinen Kopf und seinen Schwanz im Nest ausbreitete und sein kontrastreiches Gefieder in allen Schattierungen zur Geltung brachte, versprach einen baldigen Besucher.


Das letzte Bild von Schorsch als Junggeselle

Auf dem Höhepunkt der Erregung – die Kamerauhr zeigte 16:17:57 Uhr - stand ein zweiter Storch neben Schorsch im Nest. Deutlich größer als der bisherige Alleininhaber der Wohnung und mit einem mächtigen Schnabel ausgestattet (kein Wunder im Vergleich zu Schorsch!!) hatte der „Grund der Aufregung“ im Nest Fuß gefasst.


Schorsch ist nicht mehr solo!

Dass ihm dies von Georg gestattet wurde, war schon das erste gute Anzeichen. Alle anderen, die ähnliches in den letzten Wochen schon versucht hatten, waren bereits vorher abgeblitzt und von Schorsch des Feldes verwiesen worden. Körpergröße und Form und Ausmaße des Schnabels sprachen in meinen ersten Gedanken sofort dafür, dass sich Schorsch ein Männchen geangelt haben muss. Also wäre Schorsch ein Weibchen oder auch ein Männchen??!!


Keine schlechte Wahl!

Meine Aufmerksamkeit galt in zweiter Linie der Suche nach einer Markierung, einem Ring, an einem der beiden Storchenbeine. Auch Sie, meine lieben Leserinnen und Leser, geschult durch das intensive Studium der Tagebucheinträge, versuchten ebenso, beim Neuen einen Ring auszumachen. Sollte es gar unsere Nummer 6 sein, die Schorsch so anstandslos ins Nest gelassen hatte, ohne sie auch nur einmal daraus zu vertreiben. Stimmte die Chemie deshalb, weil beide sich aus den Vorjahren kannten? Es wäre auf alle Fälle eine gute Erklärung.

Nun wissen wir, dass unsere Nummer 6 einen nur wenige Millimeter hohen Aluring über den Zehen des rechten Beines trug und sie als Jungvogel des Jahres 2000 aus dem Pfauengarten in Gaxhardt unweit Dinkelsbühls auswies. Von dort war sie „unabsichtlich“ im April 2005 entflogen. Nun sind Ringe dieser Art sehr schwer zu entdecken und noch schwerer abzulesen. Wie Sie geriet ich bei meinen Recherchen am Computer von einem Bild zum anderen auch immer wieder in Zweifel, ob der Neue nun beringt oder unberingt ist. Über dem Fersengelenk trägt er mit Sicherheit keine Kennzeichnung. Aber über den Zehen? Schorsch hat in letzter Zeit einige kleine weiße Federchen aus seinem Hals- oder Brustgefieder verloren. Diese zieren nun den Nestboden und suggerieren je nach Stellung der Vogelbeine mal das Vorhandensein eines Ring, mal wieder nicht. Dennoch bin ich mir nach Abschluss dieses Tages 100%-ig sicher, dass der Neue keinen Ring trägt., auch keinen sehr kleinen.

Folglich war es zwischen unserem Paar wohl Liebe auf den ersten Blick. Man verstand sich sofort blind und Schorsch – und nun zum nächsten Teil unserer Geschichte – machte sich gleich über die Neue/den Neuen her. Bis der oder die sich versah, hatte er sie schon besprungen und eine nicht erfolgreiche Kopulation versucht.

 
Nicht schlecht, Herr Specht!

Schau mal unseren Schwerenöter an!, dachte ich bei mir. Was dann noch weiter passierte, stärkte in mir die Hoffnung, dass es in diesem Jahr doch noch zu einem Gelege kommen könnte. Schorsch ist ein Jahr reifer geworden und damit etwas „differenzierter“ als im Vorjahr, seine Partnerin heißt nicht mehr Nummer 6, sondern allenfalls Nummer 7. Vielleicht war es ja seine Liebe des Jahres 2007, die in Liebesdingen nichts auf die Reihe brachte und Schorsch nur wegen ihr nach Schwulenart reagierte.

Alle Versuche in den nächsten Stunden, mit der Neuen zu kopulieren, ließen meine Erwartungen höher schlagen: Schorsch benahm sich wie ein echter Kerl und die Neue ließ ihn gewähren und trug ihren Teil dazu bei, sich wie ein Weibchen zu verhalten. Sie ließ Schorsch seine Pflicht tun und er benahm sich so, dass man meinen musste, sie sei ein Weibchen. Ich hoffe, Sie verstehen, was ich meine. Kurzum: Es schaut gut aus! Schorsch, der Kerl, auch wenn  er kleiner und kurzbeiniger ist, Nummer 7 eine „Sie“, auch wenn sie von der Statur viel größer ist als ihr Partner.

Nun beginnen für uns Beobachter entscheidende Tage und Wochen. Im Normalfall sollte es innerhalb der nächsten 10 bis 12 Tage zur Ablage des ersten Eies kommen. Geht es sehr schnell, ist es in 6 Tagen so weit, geht es langsam, kann es natürlich auch 14 Tage und länger dauern. Dies ficht aber einen hart gesottenen Beobachter des Dinkelsbühler Storchennestes nicht an, geduldig und mit großer Fachkompetenz den Dingen zu lauschen. Es muss ja nicht wieder über 70 Tage dauern, bis alle Hoffnungen zerstoben sind.

Gehen wir freudig erregt die nächsten Tage an! Mein Tipp für das anstehende Brutjahr lautet: Es gibt endlich wieder einmal ein Gelege!!

Dass sich die beiden verstehen, war schon nach wenigen Minuten klar und erst recht, als sie zur Übernachtung kurz nach 20 Uhr eintrafen. Vorher hatten sie ihre verdiente Abendmahlzeit eingenommen, denn so lange noch keine Eier im Nest sind, darf man sich noch ungestraft und zu zweit aus der Wohnung entfernen.

 
14. Apr. 08

Wir haben ein Paar! Dies steht mit dem heutigen Tag endgültig fest! Es kann nämlich durchaus passieren, dass es selbst nach erfolgter Eheschließung wieder zur Trennung kommt.

Man hatte vielleicht gar keine ernste Absicht, man ließ die Sache einfach laufen und bemerkte erst dann, dass „Er“ oder „Sie“ doch nicht der Richtige war. Bei Schorsch und Nummer 7 stand die Entscheidung – wie schon gestern erwähnt – vom ersten Augenblick an fest. Auch der heutige Tag verlief so, wie man es als eingespieltes und auf eine Brut bedachtes Paar zu tun pflegt. Die Paarungen erwiesen sich zum größten Teil als gelungen, Schorsch nahm die Position, die man von ihm erwartet, ein, nämlich die des Obermannes und seine Partnerin ließ ihn stets gewähren. Und schließlich stellte er sich alles andere als ein in Liebesdingen unerfahrener Partner dar. Was will man mehr? Die Sache hat Zug und läuft! Wenn man sich an das vergangene Jahr und an Nummer 6 erinnert, sahen die Paarungen wesentlich anders aus und der Verdacht verstärkt sich mehr und mehr, dass das ausbleibende Gelege nicht Georgs „Schuld“ war, sondern das Weibchen Nummer 6 aus dem Pfauengarten. Ich kann mich des Eindrucks nach wie vor nicht erwehren und werde deshalb vielleicht wieder eine Schelte ernten, dass es vorwiegend von Menschen aufgezogene und auf menschliche Hilfe angewiesene Tiere sind, die sich als Brutversager oder als solche mit einer besonderen Macke erweisen. Da fügt es sich gut, dass mir heute ein Artikel aus dem „Erlanger Tagblatt“ vom 12. April 2008 in die Hände gespielt wurde. Auch wenn die darin geäußerten Meinungen und Schlussfolgerungen für alle Storchenfreunde nicht so recht nachvollziehbar sind, so stehen sie doch für die große Mehrheit der Bevölkerung und das sind alle, die uns Natur- und Tierfreunde eher belächeln als bewundern.

Erlanger Tagblatt vom 12.4.2008

Flockige Störche

 Flockige Störche

Der Rummel um dieses Tier wird immer verrückter: Schon ist in Erlangen die erste Biersorte danach benannt worden, und in einem neu eingerichteten Museum zählt es zu den Hauptattraktionen. Es soll sogar Menschen geben, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, sich um nichts anderes als um das Wohl dieses Tieres zu kümmern. Damit nicht genug: Manch einer schreibt dieser Kreatur gar mystische Fähigkeiten zu, die biologische Gesetzmäßigkeiten außer Kraft setzen können!

Wenn Sie jetzt Angst haben, dass wir schon wieder von Eisbären sprechen, kann ich Sie be(un)ruhigen. Nicht Flocke ist gemeint, sondern Adebar. Noch hat der Storchen-Kult ja nicht ganz Flock’sche Züge angenommen, doch in den vergangenen Jahren stürzte man sich teilweise mit so viel Energie auf Gevatter Storch, dass dem Unbeteiligten regelrecht schwindlig wurde.

Da werden Störche nach der Rückkehr aus dem Süden feierlich auf ihren Schornsteinen begrüßt, mit Kameras im Big-Brother-Stil ihre Nester ausspioniert und im Internet über tote Tiere berichtet, als ob Jack the Ripper wieder sein Unwesen triebe (bei www.worldofanimals.de: «Schwedischer Senderstorch im Wiesengrund bei Erlangen Bruck ermordet»).

In einem Bereich hat Erlangen beim Tierkult jedoch schon jetzt die Nase vorn. Nun dürfen sich die schon gestern in «Hugos Welt» geehrten und derzeit im Kollegienhaus versammelten Präparatoren wieder freuen: Ausgestopfte Störche kreisen stolz über den Köpfen der Gäste bei der Brauerei Steinbachbräu, wenn diese mit frisch gezapftem Storchenbier anstoßen. Prost! smö

Dass der Verfasser sich gerade über die Erlanger Verhältnisse lustig macht und Erlangen als im Tierkult führende Stadt bezeichnet, beweist wieder einmal, welch katastrophalen Auswirkungen ein blinder Aktionismus „Marke Zimmermann“ für die Anliegen des Naturschutzes zeitigt. Wer junge Störche bei Regenwetter aus ihren Nestern holt, die Küken fönt, ihnen Medikamente verabreicht und ihnen mit „warmen Eimern“ während der Jungenaufzucht auf die Sprünge hilft, gehört mit einer saftigen Geldbuße zu Gunsten einer Naturschutzorganisation bestraft. Dass sich auch ein renommierter Berufsornithologe in Gestalt eines Prof. Dr. Peter Berthold dieser Haltung anschließt und sogar zur Fütterung von Vögeln mittels Hubschrauber aufruft, muss als eine einmalige Entgleisung oder – im positiven Sinne – als meisterliche Persiflage auf das Getue um Adebar & Co. gelten. Wer je in die verschmitzen Augen des Gurus der Vogelzugforschung geblickt hat, weiß sehr schnell, wie er dies gemeint haben könnte.

Wir von der Storchenkamera Dinkelsbühl bleiben also unserer bisherigen Linie treu und werden weiter so verfahren wie die letzten acht Brutzeiten auch. Nämlich als stille und staunende Beobachter der Brutabläufe einer sehr populären, aber nicht seltenen und schon gar nicht vom Aussterben bedrohten Vogelart. Die Vorgänge im Leben eines Vogels – und da gibt es neben schönen Momenten auch grausame und aus menschlicher Sicht höchst erschreckende - Ihnen nahe zu bringen, sehe ich als meine wesentlichen Aufgaben als Tagebuchschreiber an. Ich will dabei die nötige Distanz zwischen Mensch und Tier bewahren und vermeiden, dass allzu vermenschlichende Sichtweisen die Oberhand gewinnen. Nur wenn dies konsequent durchgehalten wird  - und dies sollte von allen Kameraprojekten so praktiziert werden – wird es gelingen, eine derart zynische, aber aus der Sicht eines „normalen“ Menschen mehr als verständliche Betrachtungsweise des Kults um den Storch zu vermeiden.

Nur gut, dass das Erlanger Tagblatt endlich auch einmal einer anderen Sichtweise Raum gegeben hat, statt ständig einer Selbstbeweihräucherung Marke Zimmermann zu erliegen und letztlich dafür verantwortlich zu sein, dass das Thema „Storchenschutz“ zum Gespött einer breiten, dem Naturschutz wenig Liebe entgegenbringenden Masse verkommt.

Zum Glück bekommen unsere beiden Helden von derartiger Diskussion nichts mit und das ist gut so! Auch Ihr Tagebuchschreiber muss sich vorhalten lassen – mit Recht – dass er einen in der Klatsche hat. Jede freie Minute rast er durch die Gegend, kümmert sich in Sachen Storch um dies und jenes und erlaubt es sich sogar, ein (fast) tägliches Tagebuch zu verfassen. Dabei ficht es den rührigen Storchenschützer nicht an, für diesen Einsatz nicht nur nichts an materiellem Ersatz zu bekommen, sondern im Gegenteil, er investiert seine gesamten Ersparnisse (hat er aber gar nicht!) und Tausende von Euro im Jahr, um zu tun, worum ihn niemand bittet und wozu ihn niemand zwingt.

Also: Schorsch und Nummer 7 werden sicher in der nächsten oder übernächsten oder....Woche ein Gelege zeitigen. Dass beide die dafür nötigen Voraussetzungen getroffen haben und weiter treffen werden, sieht jeder von Ihnen auch selbst. Der Nestbau – hauptsächlich von Schorsch durchgeführt – kam am Tag des Eintreffens von Nummer 7 so richtig auf Touren und wird weiter anhalten. Auch die Paarungen werden weiter gehen und erst nach Ablage des letzten Eies so langsam nachlassen. Meist flog und fliegt das Paar noch gemeinsam vom Horst. Schorsch als Impulsgeber als erster, Nummer 7 als Reagierende gleich hinterher. Nur wenn Schorsch zum Einholen weiteren Nistmaterials abfliegt, bleibt „Sie“ in Wartestellung am Nest, so als ob sie wüsste, dass der Gemahl nicht lange auf sich warten lässt. Sicher habe unser beiden Neu-Verliebten in dieser Frage ein Verständigungssystem, das dem jeweils Anderen die Absicht „Nistmaterial“ signalisiert.

Dazwischen liegen aber auch mehr oder weniger längere Phasen, in denen das Nest komplett geräumt ist (man muss ja noch kein Ei bebrüten!) oder mal Schorsch (selten) oder Nummer 7 alleine das Haus bewachen.

Georg – und achten Sie einmal darauf – entpuppt sich bei allen Aktionen als der Herr im Hause, der das Sagen hat und die Hosen anhat. Sie folgt ihm schön brav und so soll es auch sein (zumindest im Hause „Storch“!).

Zur Entspannung und zum Genießen lege ich wieder schöne Schnappschüsse vom Tage bei und bedanke mich dabei wieder einmal bei allen, die durch ihren Fleiß und ihre Sachkenntnis dafür sorgen, dass die Bilder im Gästebuch oder Forum zur Veröffentlichung kommen.


Wo ist Nummer 7?

In trauter Eintracht

   
Schorsch stets in richtiger Position..


Eineiige Zwillinge?

Warum nicht auch mal so?


Die Rückkehrer

Als Hausaufgaben für die nächsten Tage behalten Sie noch folgendes im Gedächtnis:

  • Achten Sie auf die Entwicklung des Nestbaus! 

  • Verfolgen Sie aufmerksam die Paarungen zwischen Schorsch und Nummer 7!

  • Gibt es hier erneut ein Wechselspiel wie im vergangenen Jahr? Einmal Schorsch oben, beim nächsten Mal Nummer 7 und umgekehrt?

  •  Notieren Sie, wie sich die Phasen der paarweisen sowie der singulären An- und Abwesenheiten entwickeln

  • Wann liegt das erste Ei im Nest?

Während wir noch um das erste Ei kämpfen, sind andere Paare (es sind erst zwei, von denen man es weiß und via Kamera auch sieht) schon einen Schritt weiter.

In Bornheim im Nest am Sportplatz sind ebenso bereits Junge geschlüpft wie in Valcalent/Spanien.


Nachwuchs in Valcalent

 
15. Apr. 08

Haben Sie es schon bemerkt? Seit gestern gibt es ein feines Geschenk zur Ankunft von Schorschs Partnerin an Sie, meine verehrten Leserinnen und Leser. Das Bild unserer Webcam präsentiert sich in besserer, ich möchte behaupten in hervorragender Qualität. Unser Techniker hat die Komprimierung der Bilddateien wesentlich verringert. Dadurch hat sich die Größe einer Datei von etwa 20 KB auf beachtliche 100 KB im Durchschnitt gesteigert. Wenn man zusätzlich noch das Bildfenster auf 125% oder 150% vergrößert, sieht man die Verbesserung noch deutlicher, auch wenn dadurch die Brillanz naturgemäß wieder zurückgeht. Noch wesentlich überzeugender wird allerdings das Ergebnis ausfallen, wenn wir im Falle einer Eiablage einmal versuchen,  noch näher an das Geschehen heranzuzoomen, um Ihnen die Fortpflanzungsprodukte unseres Paares noch besser vor Augen führen zu können. Sie sehen schon, dass wir uns weiter Mühe geben, Sie bestens zu unterhalten und noch besser zu informieren.

Nun sind Sie stets vorzüglich im Bilde und man erkennt jetzt mühelos, ob Nummer 7, damit meine ich Schorschs Neue, beringt ist oder nicht. Das war ja am Tag ihrer Ankunft gar nicht so einfach zu ermitteln.

Wir wissen es mittlerweile ganz genau: Sie ist nicht beringt! Folglich ist es eine neue Partnerin, die sich Schorsch da so problemlos angelacht hat. Warum ihre Vorgängerinnen in diesem Jahr bei ihm gar nicht „landen“ konnten und sich statt dessen einem Männchen in Gerolfingen bzw. in Schopfloch angeschlossen haben, kann nicht eindeutig erklärt werden. Sicher gehen von jedem Storch ganz bestimmte „Signale“ aus, die ein Partner empfangen und entschlüsseln kann. Passen die Signale ins jeweilige „Schloss“ werden ganz bestimmte Mechanismen ausgelöst, die in unserem Fall bei Nummer 7 eben signalisierten, dass ein aggressives Vorgehen gegen besagten Storch zu unterbleiben hat. Danach gehen weitere Reize vom jeweils Anderen aus, die besagen, dass man es mit ihm und ihr ruhig einmal versuchen soll, gegenseitig Gene auszutauschen, ein Paar zu bilden und eine Brut und Jungenaufzucht zu versuchen.

Bei all der Freude, die das Erscheinen eines zweiten Storchs an unserem Nest ausgelöst hat, habe ich glatt vergessen, Sie an noch etwas Besonderes zu erinnern. Auch heuer möchte ich den Versuch wagen, Sie um eine kleine oder auch größere Begrüßungsprämie für das Storchenpaar zu bitten. Klicken Sie mal zwischendurch auf folgenden Link: http://www.bn-ansbach.de/storchcam/Spenden.htm

Sie gelangen damit automatisch auf unsere Spendenseite und können nach deren Studium schon mal entscheiden, wie viel es Ihnen bedeutet, täglich kostenlos mit Schorsch und unserer neuen Nummer 7 verbunden zu sein. Natürlich erhält jeder von Ihnen auch weiterhin freien Zutritt zur Webcam „Storchennest Dinkelsbühl“ und jeder darf sich an den Tagebucheinträgen freuen oder gelegentlich auch schon mal ärgern und jeder darf sich im Gästebuch und Forum mit Gleichgesinnten austauschen, neue Freundschaften schließen und alte Beziehungen festigen.

Wenn ich Sie aber nach langer Zeit wieder einmal um eine Spende bitte, geschieht dies im Hinblick auf die weiteren Planungen um unser Storchenprojekt. Dazu gehört neben einer möglichen Neufassung der gesamten Technik natürlich erneut ein Projekt zur Verbesserung des Lebensraumes. Auf diese für unsere Arbeit primäre Aufgabe wollen wir uns verstärkt stürzen und vielleicht ein ähnlich überragendes Ergebnis erzielen wie bei unserem letzten derartigen Projekt, das Sie auf der Startseite mit dem Button „Ankaufaktion“ aufrufen können. Dazu ergeht bereits heute der Startschuss. Näheres wird in Kürze in Ihrem Tagebuch folgen. Ich verschweige es nicht, dass wir dafür einige Tausend Euro aufbringen müssen, um die Fläche in den Besitz des Naturschutzbundes zu bringen. Die Spenden unserer Sponsoren N-ERGIE, des Rotary-Clubs oder der Stadt Dinkelsbühl decken im Augenblick die jährlichen Betriebskosten, nicht aber wichtige Maßnahmen im Lebensraum. 

Deshalb möchte ich mit meinem Aufruf heute besonders an die appellieren – und ich wiederhole dies noch einmal – die sich schon jetzt mit einem Begrüßungsgeld bei Schorsch und seiner großen Liebe erkenntlich zeigen wollen. Helfen Sie mit diesem mehr oder weniger großen Betrag, dass es den Störchen auch weiterhin – nicht nur in diesem Jahr! – in Dinkelsbühl gefällt. Das wäre dann auch eine Garantie, dass wir alle auch in den kommenden Jahren unsere Lieblinge beobachten und mit ihnen Freud und Leid teilen können.

Was machen denn unsere beiden Hübschen so den ganzen Tag? Diese Frage darf ich Ihnen einmal exemplarisch für den heutigen Tag beantworten. Dabei bediene ich mich zum größten Teil der grandiosen Diaschau unseres KaiserPingi.

Nach dem gemeinsamen Abflug im Morgengrauen kurz vor 7 Uhr dauerte es immerhin drei Stunden, ehe man beide wieder zu Gesicht bekam. Sie hatten das sehr schlechte, regnerische Wetter einmal zu einer ausgiebigen Brotzeit genutzt. Danach, das heißt von kurz vor 10 Uhr an, gab es im Prinzip durchgehend Storch am Nest. Nur selten blieb dieses einmal unbesetzt, weil Schorsch gerade unterwegs war, um Nistmaterial zu holen. Wir sprechen also heute von rund 10 Stunden Aktivität am Nest. In diesen 10 Stunden gab es sage und schreibe 17 Kopulationen bzw. Kopulationsversuche, die ausnahmslos von Schorsch in Männchenposition durchgeführt wurden. Einige Male blieb es allerdings lediglich bei Versuchen, da es Schorsch nicht erwarten wollte oder konnte, bis sich seine Partnerin erhoben hatte. In liegender Stellung zu kopulieren, ist nun nicht jedermanns Geschmack und führt nur in den seltensten Fällen zum Erfolg. Diese sollten wir bei Schorschs Versuchen auch bedenken! Das Einholen von Nistmaterial blieb heute so gut wie ausschließlich Schorschs Angelegenheit. Man konnte ihn insgesamt zwanzig Mal beim Eintrag von Nistmaterial beobachten. „Sie“ beteiligte sich nur einmal an dieser Arbeit, was eindeutig die Männchenrolle von Georg unterstreicht. Meist gingen die Paarungen und das Einholen von Nistmaterial Hand und Hand. Stets nutzte Schorsch die Freude von Nummer 7 über sein Auftauchen am Nest, um seine Partnerin mit der Übertragung seines Samens in ihre Kloake zu erfreuen. Unmittelbar nach Erfüllung seiner ehelichen Pflichten machte er sich wieder aus dem Staub und so ging das – mehr oder weniger – den ganzen Tag weiter. Dass solches Tun einen ganzen Kerl und eine ganze Frau erfordert, muss nicht sonderlich betont werden. Da dürfen dann dazwischen schon mal einige Ruhepausen eingeschaltet werden und der Hunger meldet sich natürlich auch noch zu Wort. Sehen wir also entspannt weiteren Taten entgegen und vertrauen wir weiter auf eine glückliche Brutzeit.

 
Schorsch glänzend in Aktion

 
Schorsch als Baumeister
 

Das mit der Blende an unserer Kamera habe ich Ihnen schon einige Male erzählt. Die hat von Zeit zu Zeit einen Hänger und sorgt dann leider dafür, dass am Morgen die Bilder längere Zeit sehr dunkel bleiben und am Abend sehr früh nur noch schemenhafte Schorschis liefern. Da kam uns doch heute ein Heinzelmännchen in Gestalt einer leibhaftigen Dohle zu Hilfe. Diese hing für Sekunden am Gehäuse der Kamera, warf einen kurzen Blick ins Objektiv, wurde dabei geschnappst und erzeugte beim Abflug einen kurzen Ruck, der genügte um die mechanische Blockade der Blende zu lösen und danach ein einwandfreies Bild zu liefern. Manchmal kommt einem eben auch mal das Glück in Gestalt einer Dohle entgegen.   


Dohle als Helfer

 
16. Apr. 08

Es läuft doch! Von kleinen Unterschieden abgesehen verlief der heutige Tag ähnlich wie der gestrige. Hatte unser Traumpaar gestern am frühen Vormittag eine längere Vakanz am Nest vorzuweisen, so blieb es ihnen heute am Nachmittag vorbehalten, zwei Stunden zu pausieren. Ansonsten brachte es erneut Schorsch insgesamt auf eine größere Präsenz, bedingt durch einen regen Flugverkehr wegen des Sammelns von Nistmaterial. Da ließ ihn seine Angetraute auch schon mal alleine werkeln und zog es lieber vor, in Ruhe in den Wörnitzwiesen auf Nahrungssuche zu gehen. Sie braucht ja demnächst sehr viel Energie für die Bildung des ersten und hoffentlich noch weiterer Eier. Deshalb ist es von enormer Wichtigkeit, gerade in den kommenden Tagen Vorsorge zu treffen, dass man gut konditioniert in die Phase der Eiablage geht und da sind die nötigen Kalorien eine ganz wichtige Voraussetzung.

 
Baumeister Schorsch
   

Mindestens 12 Paarungen oder Paarungsversuche fanden heute statt, wobei letztere ausschließlich am liegenden Weibchen vorgenommen wurden. Davor und danach sammelte Schorsch jede Menge Nistmaterial und zeigte dabei siebzehn Mal, was er sich da alles ausgesucht hatte. Das bemerkenswerteste Beutestück war ein über zwei Meter langer Schilfhalm, den er ungeknickt bis ins Nest transportierte. Dort allerdings erwies er sich doch als zu sperrig, so dass er passend zurechtgeknickt wurde.

 
Liebesdingen erfahren
In

Bemerkenswert, weil schon einige Tage nicht mehr vorgekommen, waren die Drohungen um die Mittagszeit, die eindeutig Feindalarm signalisierten. Auch in dieser Beziehung bewies Schorsch seine Männlichkeit und übernahm die Hauptarbeit bei der Abwehr.


Alarmstimmung

Am Nachmittag bewegte sich Carola auf den Spuren unserer Schorschis im Nahrungsgebiet nördlich von Dinkelsbühl. Erneut traf sie dort auf Schorsch, der sich sehr nahe an der Uferstraße von Dinkelsbühl in Richtung Maulmacher bewegte. Auch wenn dort die Höchstgeschwindigkeit auf 50 km/h  beschränkt und die Verkehrsdichte begrenzt ist, gibt es eben doch einen gewissen Durchgangsverkehr. Auch ich konnte schon im vergangenen Jahr und in den vergangenen Wochen unseren Schorsch recht ahnungslos am Straßenrand agieren sehen. Einen Unfall, den er verursachen oder von dem er selbst betroffen sein könnte, halte ich nicht gänzlich für ausgeschlossen. Ob da allerdings das Aufstellen eines Schildes allein hilft, wage ich doch sehr zu bezweifeln. Leider nicht durchführbar, aber sicher die beste Lösung, wäre es da, in unregelmäßigen Abständen tiefe Löcher quer über die Fahrbahn zu ziehen, bei deren schneller Durchfahrung schwere Schäden an den Achsen der Autos auftreten würden. Bitte, sehen Sie diesen Vorschlag nicht so ganz ernst gemeint an. Aber helfen würde dies ganz bestimmt und keiner würde in diesem Bereich mehr schneller als Schrittgeschwindigkeit fahren.

Als Nebenprodukte brachte Carola wieder exzellente Fotos mit, die Schorsch teilweise in voller Größe zeigen und seine Gefährdung durch den Straßenverkehr dokumentieren. Gleichzeitig sieht man, dass Georg sich wohl eine Weile in schlammigem Substrat bewegt hat. Carola hat auch gleich die entsprechende Erklärung parat. Unweit der Stelle, an denen sie Schorsch im Bild festhielt, befindet sich ein erst kürzlich abgelassener Karpfenweiher. Da ist es wohl nicht schwer zu erraten, dass ein Kenner der Materie wie Schorsch dort Nachlese betrieben und sich dabei bis in Höhe der Fersengelenke schmutzige Beine geholt hat.


Schorsch im Nahrungsgebiet und in Gefahr




Wer jetzt immer noch nicht genug von den Berichten eines leicht durchgeknallten Storchenschützers hat, sei mit beigefügtem Link auf das Naturschutztagebuch von Thomas Joas verwiesen. ( http://www.naturschutztagebuch.de )  

Ohne in einen Wettbewerb mit meinem Namensvetter treten zu wollen, schätzen viele, nur pragmatisch denkende Menschen diesen Kollegen nicht weniger verschroben ein als Ihren Tagebuchschreiber. Gerade deshalb verdient sein Einsatz für den Naturschutz unser aller Respekt und sein Tagebuch entwickelt sich langsam zu einem weiteren Geheimtipp auf unserer Website.

 
17. Apr. 08

Schnee am Morgen! Zumindest im 12 km von Dinkelsbühl entfernten Feuchtwangen präsentierte sich die Landschaft überraschend noch einmal ganz in Weiß. Wer dabei jetzt an die Storchenjungen in den verschiedensten Kameranestern denkt, muss sich nicht wirklich Sorgen machen. Die noch sehr kleinen Jungstörche können von ihren Eltern mühelos mit dem Körper bedeckt, also gehudert werden, so dass sie vollkommen geschützt sind. Sonnige Abschnitte, die es während des Tages immer wieder gab, erlauben es den Eltern auf Nahrungssuche zu gehen. Dies bereitet ebenfalls in diesem Stadium der Jungenaufzucht keine Probleme, da der Nahrungsbedarf in diesem Alter noch nicht so hoch ist und bei Regenwetter ausschließlich durch Regenwürmer gedeckt werden kann.

Vor einem Jahr lagen die Verhältnisse jedoch komplett anders. Die Jungen hatten Ende Mai durchweg ein Alter von vier Wochen und mehr erreicht. Sie konnten von ihren Eltern wegen ihrer Größe nicht oder nur schlecht vor den ununterbrochenen, fast zwei Tage dauernden Regenfällen geschützt werden. Dazu kamen Höchsttemperaturen von deutlich unter 10 Grad. Der Nahrungsbedarf der Jungen hatte in diesem Entwicklungsstadium seinen Höchstwert erreicht. Nun stand in dieser Zeit das Gras auf den Wiesen sehr hoch, bei starkem Regen fliegen erwachsenen Störche auch sehr ungern und dann nicht sehr weit, so dass die Altstörche nicht in der Lage waren, die erforderliche Nahrung bereitzustellen.

In dieser unglücklichen Konstellation ergaben sich erhebliche Nahrungsengpässe, die in Kombination mit der durch den Regen in Einklang zu sehenden Unterkühlung zu einer extremen Schwächung der schon sehr großen Jungen führte. Die fatale Folge war, dass sich bei dieser Wetterlage außerdem Wurmerkrankungen in den Atemwegen der Jungen zu einer regelrechten Epidemie auswuchsen, die innerhalb von 36 Stunden zum Tod fast aller davon betroffener Jungen führte.

Dass eine frühe Rückkehr der Störche und damit verbunden eine frühe Brut nicht nur von Vorteil sein kann, haben uns die Ereignisse von Ende Mai des letzten Jahres deutlich vor Augen geführt. Alle Paare, deren Junge aus späteren Bruten stammten oder deren Junge noch gar nicht geschlüpft waren, hatten ganz normale Nachwuchsergebnisse vorzuweisen.

Kleinere Junge – bis zum Alter von 3 Wochen – überstehen kritische Witterungsperioden (Regen + Kälte) dagegen besser, da sie von den Eltern noch gehudert und damit gewärmt und geschützt werden können. 

Die frühe Rückkehr der Störche und damit der frühe Brutbeginn findet eine Erklärung darin, dass erstens einmal durch das Vorhandensein großer offener Mülldeponien in weiten Teilen Spaniens während des gesamten Winterhalbjahres eine dauerhafte, unerschöpfliche Nahrungsquelle zur Verfügung steht und zweitens die Etablierung und Erweiterung des Reisanbaus im Süden der Iberischen Halbinsel zu einer neuen Nahrungsquelle für die Störche reifte. Der mit dem Reissaatgut in die spanischen Reisfelder eingeschleppte amerikanische Sumpfkrebs (Procambarus clarkii) von 12 cm Länge, hat sich dort prächtig entwickelt und großartig vermehrt und sich zu einem immens wichtigen Nahrungstier, auch für die Störche, entwickelt.

Innerhalb weniger Jahrzehnte haben sich unsere Störche auf die optimalen Nahrungsbedingungen in Spanien eingerichtet, ihr Genmaterial innerhalb einer relativ geringen Anzahl von Generationen verändert und sie verzichten seitdem auf den gefahrvolleren und verlustreicheren Flug über die Straße von Gibraltar in das westliche Afrika, so wie es ihre Artgenossen noch bis in die 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts hauptsächlich praktiziert haben.

Nun steht zu befürchten (?), dass sich diese paradiesischen Zustände in den nächsten Jahrzehnten wieder in die andere Richtung bewegen. Mit der Schließung großer offener Deponien und der Schaffung mehrerer großer Verbrennungsanlagen für Müll werden die Überwinterungsbedingungen für mehrere Zehntausend Weißstörche in Spanien deutlich schlechter und damit steht zu erwarten, dass unsere Lieblinge ihre Strategie ein weiteres Mal „überdenken“ und sich wieder für eine Überwinterung im westlichen Afrika entscheiden werden. Damit würden sich die Termine für die Rückkehr aus dem Überwinterungsgebiet für alle Westzieher deutlich nach hinten verschieben, so wie es für die Ostzieher ja schon seit „ewigen Zeiten“ gilt. Diese haben auf ihrer Zugstrecke noch keine bedeutenden Trittpunkte gefunden, für die es sich lohnt, bewährte Praktiken über den Haufen zu werfen.

Schorsch und seine neue Partnerin brauchen sich über diesen kleinen Exkurs noch keine Gedanken zu machen. Für sie stehen im Augenblick ganz andere Aufgaben im Vordergrund: Sie haben Vorbereitungen für die Brut zu treffen und die dafür erforderliche Unterlage auf Vordermann zu bringen. Bevorzugt Schorsch muss dafür im Augenblick seine ganze Kraft und hoffentlich auch seine ganze Manneskraft aufbringen, um den Anforderungen gerecht zu werden.


Schorsch im Einsatz

Mit mindestens neun registrierten Paarungen ließ es Schorsch heute etwas langsamer angehen, die mindestens 15 zur Beobachtung gekommenen Anflüge mit Nistmaterial sind ebenfalls noch steigerungsfähig. Im Falle des Nestbaus ging auch heute wieder alle Aktivität von Schorsch aus, was bei Störchen nun wahrlich keine Besonderheit darstellt. Ich erwähne dies, ebenso wie alle Paarungen, weil sich unser Hausherr stets als echter Mann bewies und aus seiner Rolle kein Hehl machte. In den beiden vergangenen Jahren stellte es sich ja etwas anders dar, denn damals wusste man am Schluss nicht mit Sicherheit zu sagen, wer Männlein und wer Weiblein ist.

   
Fleißiger Schorsch beim Nestbau
 

Unruhe gab es am frühen Nachmittag ums Nest, als sicher mindestens ein fremder Storch - für das Dinkelsbühler Paar sichtbar – im Luftraum auftauchte, aber ohne ernste Absicht wieder abzog.


Alarmstimmung

Ebenfalls für Aufregung sorgte die Beobachtung eins Partners an einem Nest im Mannheimer Luisenpark. Dort bebrütet ein Storchenpaar ein Gelege aus fünf Eiern. Bei der Brutablösung erschien am Nachmittag ein Vertreter des Brutpaares mit einem am Schnabel haftenden Stück Folie. Diese versuchte er ständig los zu werden, was ihm aber im Anblick der Kamera nicht gelang. Doch beim nächsten Anflug fehlte das lästige Ding am Schnabel und eine Entwarnung war fällig. 


Der Unglücksrabe für kurze Zeit

Ich appelliere in diesem Zusammenhang, solche Vorfälle nicht zu dramatisieren, sondern mit Besonnenheit zu reagieren. In 99% aller Fälle lösen sich die Probleme ganz von alleine. Denken Sie einfach an unseren Schorsch als Symbol für entstehende Misslichkeiten und als Symbol für drohendes Gefahrengut in unserer Umwelt.

 
18. Apr. 08

Auf fünf Tage Gemeinsamkeit dürfen Schorsch und seine Nummer 7 nun schon zurückblicken! Was sich in dieser kurzen Zeit getan hat, kann sich durchaus sehen lassen. Da hat sich Schorsch, der uns sieben lange Wochen lang mit seiner fehlenden Nestbautätigkeit gelangweilt hat, plötzlich eines Besseren belehren lassen und in kurzer Zeit einen wunderbaren Neubau hingelegt. Zweitens hat er sich durch den häufigen Vollzug seiner ehelichen Pflichten eindeutig als Männchen erwiesen und drittens haben sich beide Partner durch zahlreiche, synchron ablaufende Handlungen als brutbereit ausgewiesen.

So ab Sonntag könnte es frühestens mit dem ersten Ei soweit sein. Frühestens, betone ich ausdrücklich! Von Sonntag an steht uns danach die kommende Woche zur Verfügung, den Beginn der Eiablage zu begießen. Sollte in der kommenden Woche immer noch nichts in dieser Richtung passiert sein, müssen wir ein erneutes Scheitern einer Brut mit in unser Kalkül mit einbeziehen.

Auf Schorsch lastete auch heute wieder mit Abstand die Hauptarbeit. Bereits im Morgengrauen stürzte er sich mit großer Begeisterung auf den weiteren Ausbau des Nestes. In Spitzenzeiten, so zwischen 6:30 Uhr und 8:00 Uhr brachte er es auf acht Flüge mit Nistmaterial und auf drei Paarungen mit Nummer 7. Sobald sie am Nest erschien und sobald er in Anwesenheit von ihr am Nest zu tun hatte, kam es postwendend und fast überfallartig zu einer Kopulation. Dem konnte sie sich nur entziehen, wenn sie das Nest verließ und ihn alleine seiner Bauwut überließ. Im Laufe des Tages summierten sich Schorschs Leistungen seiner Manneskraft auf mindestens 17 Kopulationen, wobei sich einige unglückliche Versuche auf solche bezogen, bei denen Nummer 7 im Nest lag und Schorsch sie regelrecht zu vergewaltigen versuchte. Bei der enormen Nestbauaktivität von Schorsch wollte sich dessen Angetraute nicht ganz in den Hintergrund drängen lassen und ließ sich ebenfalls mit Nistmaterial ablichten. Die Palette der Ereignisse schlossen auch heute einige deutliche „Feindberührungen“ ab, denen Schorsch und Nummer 7 mit angeborenem Drohverhalten begegneten.

 
Schorsch in bekannter Manier
 


Nummer 7 mit Nistmaterial

Schorsch bei der Arbeit


Nummer 7 präsentiert Schorsch ihre geöffnete Kloake

 
Gemeinsame Feindabwehr

Nachdem unsere Nummer 7 sicher nicht mehr wegfliegen, unserem Schorsch und Georg also treu bleiben wird, ist es an der Zeit, nach einem Namen für die Partnerin zu suchen. Auch wenn Ihr Tagebuchschreiben aus rein wissenschaftlichen Gründen heraus eine Namensgebung ablehnen müsste, weil dadurch den Lesern eine Haltung suggeriert wird, die die Betrachtung der Dinge zu sehr vermenschlicht, halte ich meine Leserinnen und Leser für so klug und kompetent, dass sie sehr wohl unterscheiden können. Ich berufe mich dabei auch auf die Eintragungen der vergangenen Jahre in den verschiedenen Tagebuchjahrgängen, in denen Sie meine Haltung in Fragen des Natur- und Tierschutzes zur Genüge haben kennen lernen dürfen.

Wenn also ein Name – Schorsch hat ja schon einen und darf ihn auch behalten – gesucht und schließlich gefunden ist, ändert dies an der Vertrautheit oder Distanz zwischen dem Namensträger und dem Leser nichts. Die Dame des Hauses bleibt ein Tier und ist mit menschlichen Maßstäben in Fragen von Schmerz und Leid, Hunger und Durst, Mord und Totschlag nicht zu messen. Tierisches und menschliches Verhalten sind nicht gleichzusetzen! Ein Tier reagiert auf einen Auslöser stets nicht verstandesmäßig, sondern spult auf solche Reize stets angeborene Mechanismen ab, die von ihm nicht beeinflusst werden können. Behalten Sie also bitte dies stets im Auge, wenn Nummer 7 plötzlich Hilde, Gerda oder Annegret heißen sollte.

Ich bitte Sie also erst einmal auf diesem Wege, uns über das Gästebuch oder Forum Namensvorschläge zu unterbreiten, die in der zweiten Phase in einer aktuellen Umfrage, die von Webmaster Wolfgang aufbereitet wird, zur Wahl gestellt werden. Von einem Namen ist mir schon etwas zu Ohren gekommen. Als Marlene mit den langen Beinen hätte unsere Nummer 7 sicher ein attraktives Vorbild.

Lassen Sie es sich also durch den Kopf gehen und nennen Sie entsprechende Namen. Ich denke, bis zur Fertigstellung des Geleges sollte der Name unserer Storchendame feststehen

 
19. Apr. 08

Ein total verregneter Tag! Das miese Wetter drückte deutlich sichtbar auch auf die Stimmung im Nest.  


Was wollen uns die beiden sagen?

Durchnässt

Man bewegte sich nur so viel wie nötig und verlegte Aktivitäten, die einen Abflug vom Nest erforderten auf die Phasen, in denen der Regen nachließ oder kurz aufhörte. Für Schorsch hieß dies, Nistmaterial konzentriert in Regenpausen einzutragen. Schwerpunkte lagen am späten Nachmittag und am Vormittag. Der aufmerksame Beobachter wird dabei festgestellt haben, dass es sich Schorschs Partner nicht nehmen ließ, sich erneut in bescheidener Form am Nestausbau zu beteiligen. Sie wurde mindestens zweimal beim Eintrag von Gras aus dem Vorjahr ertappt.


Nestbauer Schorsch

 
Nummer 7 kann es auch!

Mindestens 15 Mal erschien dagegen Schorsch mit Gezweig oder Gras und unterstrich durch die Intensität seiner Materialflüge, wer hier das Sagen hat. Mindestens 10 Paarungen – einige davon am liegenden Weibchen und nicht alle erfolgreich – belegen, dass es die beiden nach wie vor ernst meinen mit ihrer Familienplanung.

 
In allen Variationen

Schorsch und Nummer 7 mussten ihr verlassenes Nest heute einige Male mit dem schwarzen Dohlenvolk vom benachbarten Münster Sankt Georg teilen. Einige nutzten die günstige Gelegenheit, ihre dort befindlichen Nester mit billigem Baustoff aus dem Storchennest zu ergänzen. Um das beste Stück wurde sogar heftig gerungen, während sich eine Dohle an einem riesigen Zweig versuchte, sich aber dabei kräftemäßig reichlich überschätzte. Nur gut, dass unser Paar die Sache unter Kontrolle hielt und das Nest immer nur für relativ kurze Zeit verließ.

 
Dohleninvasion

In früheren Jahren passierte es schon einmal, dass die Münsterdohlen vor der Ankunft der Störche das Nest komplett abtrugen und nur noch den harten Kern übrig ließen. Eine derartige Entwicklung ist bei Anwesenheit von Störchen nicht mehr zu erwarten. Außerdem hat in den Nistkästen im riesigen Dachraum von Sankt Georg die Brut begonnen oder sie steht unmittelbar bevor. En Nestbau ist damit nur noch in Feinarbeit zur Auspolsterung der Nestmulde notwendig. In guten Dohlenjahren brüten allein am Münster etwa 15 Dohlenpaare, in der gesamten Stadt sicher noch einmal so viele Paare.

Als sich die Nacht über die Stadt senkte, erschien als letzter unser Schorsch und beendete einen ruhigen Tag. Wer weiß, wann es mit der Ruhe vorbei sein wird und Schorsch und Partnerin elterlichen Pflichten entgegensehen.


Abendstille

 
20. Apr. 08

Nun nicht gleich wieder die Flinte ins Korn werfen! Schorschs Partnerin erschien in diesem Jahr am 13. April und damit ist es gerade mal eine Woche oder genau sieben Tage her, dass man sich zum ersten Mal begegnete. Das mit der Eiablage läuft nicht gleich am ersten Tag los. Da sind hormonelle Voraussetzungen bei beiden Partnern und vor allem beim Weibchen nötig, um es zur Ablage eines Eies kommen zu lassen. Das dauert! Ich habe Sie in einem der letzten Tagebucheinträge schon einmal an die durchschnittliche Zeit erinnert, die vergeht, bis das erste Ei gelegt werden kann. Um es für Dinkelsbühler Verhältnisse einmal zusammenzufassen, habe ich die Tagebucheinträge der Jahre durchgeblättert, in denen nach Einrichtung einer Webcam erfolgreich gebrütet wurde. Dies war erstmals im Jahr 2001 der Fall. Damals begann aber die Übertragung erst nach Ende der Eiablage, so dass über die Zeit, die zwischen der Ankunft des zweiten Storchs und dem ersten Ei lag, nichts ausgesagt werden kann. Anders liegen die Verhältnisse für das Jahr 2003. Die für uns relevanten Daten waren der 12. April und der 21. April. Das bedeutet,  das Intervall belief sich in diesem Jahr auf 9 Tage. Im Jahr 2004 lauteten die beiden Stichtage: 8. April sowie 20. April, ergibt nach Adam Riese 12 Tage. Im Jahr 2005 bescherte uns der Tod des ersten Weibchens gleich zweimal die Gelegenheit, auf die Ablage des ersten Eies zu warten. Im ersten Fall dauerte es von der Ankunft des Weibchens bis zum ersten Ei genau 15 Tage, im zweiten Fall des Jahres 2005 11 Tage. Ich fasse diese Daten noch einmal zusammen. Im kürzesten Falle vergingen zwischen der Ankunft des zweiten Brutstorches und der Ablage des ersten Eies 9 Tage, es folgen in der Rangfolge 11, 12 und 15 Tage, im Durchschnitt bei allerdings nur 4 Bruten vergingen immerhin 12 Tage, bis es so weit war.

Nun zurück zu unseren beiden Störchen in diesem Jahr. Heute sind sie 7 Tage zusammen und können deshalb beim besten Willen noch nicht mit der Eiablage begonnen haben, ganz egal, ob nun Schorsch oder Nummer 7 unfruchtbar, schwul, unfähig oder sonst etwas sind. So um den 25. April – ein wenig früher, ein wenig später – sollten sie uns dann mit dem ersten Produkt ihrer großen Liebe überraschen. Zum Zeitpunkt der Eiablage im Tagesablauf wäre noch folgende Kleinigkeit beizutragen. Meistens werden von Vögeln die Eier in den Nachtstunden und hier bevorzugt in den frühen Morgenstunden gelegt. Das zweite Paar des Jahres 2005 legte sein erstes Ei am 16. Mai um 20:50 Uhr und damit am Abend. (http://www.bn-ansbach.de/storchcam/Chronik_05/chronik2005_6.htm)

Was ich Ihnen damit aufzeigen will, haben Sie sicher längst erkannt. Bei Tieren gibt es keine Gesetzmäßigkeiten, die für alle Exemplare einer Art in gleicher Weise gelten. Die Bandbreiten, die für die verschiedenen Lebensvorgänge Gültigkeit haben, differieren natürlich einige Tage hin und her, ohne dass man gleich mit dem Schlimmsten rechnen muss. So wie der Zeitpunkt der Eiablage starken Schwankungen unterworfen ist, gibt es auch bei der Gelegegröße Unterschiede. Solche Unterschiede sind in erster Linie einmal vom Alter der an einer Brut beteiligten Vögel abhängig. Bei Störchen weiß man, dass sich das Alter, in dem die Störche zum ersten Mal brüten, in den letzten 20 Jahren deutlich nach vorne verlagert hat. Gab es früher keinen zweijährigen Erstbrüter, so ist diese Altersklasse nun sehr häufig bei der ersten Brut zu beobachten und auch der Bruterfolg solch junger Störche ist nicht immer schlecht. Dennoch gilt generell schon, dass erfahrene, also ältere Störche im Alter zwischen 6 und 10 Jahren, durchschnittlich erfolgreicher brüten als jüngere. Bei Schorsch und Nummer 7 wissen wir über das Alter fast nichts auszusagen, da beide nicht beringt sind. Allein Schorsch war nachweislich (wegen seiner Schnabelverletzung) auch im letzten Jahr schon am Dinkelsbühler Nest, mit einiger Sicherheit ebenfalls im Jahr 2006. Folglich können wir ganz sicher vermuten, dass Schorsch auf alle Fälle mindestens drei Jahre und fast sicher schon vier Jahre alt ist (er kann natürlich auch viel älter sein). Von Nummer 7 können wir mit Sicherheit behaupten, dass sie mindestens zwei Jahre alt ist, da sich bislang noch kein einziger jüngerer (also einjähriger) Storch jemals an einem Nest brutwillig gezeigt hat. Mehr ist über das Alter unserer Nummer 7 nicht zu vermelden.

Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig, als zu warten. Und bedenken Sie dabei immer das, was ich oben erklärte.

Dass beide versuchen werden, möglichst viele Eier zu legen (vier bis fünf), steht auch bei sehr jungen Störchen zu erwarten. Denn wer lässt sich schon die Chance nehmen, in einer Brutzeit möglichst viel Nachwuchs groß zu ziehen? Wenn man dann schon bei der Eizahl knausert, wird man seine Möglichkeiten nie ganz ausreizen können. Also geht jeder Storch von hohen Erwartungen aus und produziert die für ihn größtmögliche Eizahl. Was danach passiert, ist dann von vielen Faktoren abhängig, die ein Vogel, vor allem ein sehr junger oder einer, der zum erstenmal Junge zu versorgen hat, nicht immer im Griff haben kann. Für das Wetter kann der Vogel schon mal nichts. Das trifft alle Altersgruppen in gleicher Weise. Aber dennoch kann ein älterer Storch, der solche Wetterkapriolen schon einmal während der Brutzeit mitgemacht hat, auf Erfahrungen zurückgreifen, die ihn unter Umständen gegenüber einem Erstbrüter im Vorteil sehen. Gleiches gilt für die Findigkeit bei der Nahrungssuche und damit für die Beschaffung des Futters für die Jungen. Ältere Tiere haben da ganz gewaltige Vorteile. Man hat sich vielleicht schon auf den Mäusefang spezialisiert. Dazu sind oft langjährige Erfahrungen nötig, um diese Technik effizient anzuwenden. Auch die Ortskenntnis eines Paares, das schon viele Jahre am gleichen Platz brütet, bringt enorme Vorteile gegenüber einem jungen Erstbrüter. Wenn nun im Nest eines Paares, dessen Partner jeweils bereits 15 Jahre alt sind und die zusammen schon 10 Jahre am selben Ort brüten, vier Junge schlüpfen, ist es etwas ganz anderes, wenn in einem zweiten Nest, dessen Partner lediglich zwei und drei Jahre alt sind und die zum ersten Mal überhaupt brüten, ebenfalls vier Junge schlüpfen.

Es wird beiden Paaren nur im Optimalfall gelingen (und dieser Fall tritt eben nur seltenst ein!), alle Jungen zum Ausfliegen zu bringen. Dem erfahrenen Paar wird diese wesentlich einfacher fallen, dem unerfahrenen werden dagegen schnell die Grenzen aufgezeigt. Der Verlust von ein oder mehreren Jungen ist vorprogrammiert und sollte überhaupt nicht dramatisiert werden. Die Eltern können es (noch) nicht! Als langlebige Vogelart wird den Anfängern in Sachen Jungenaufzucht noch häufig Gelegenheit gegeben, sich zu verbessern, zu lernen und Erfahrungen zu sammeln. Das gehört in den Lebenskreislauf und nicht künstliche Futtergaben aus warmen Eimern, nicht die Entnahme schwacher oder kranker Junge zwecks Pflege in menschlicher Obhut.

Ein aktuelles Tagesprotokoll soll meinen heutigen Eintrag wieder abrunden. Endlich schien auch wieder einmal die Sonne und die Temperaturen kletterten erstmals seit über einer Woche erneut über die 15-Grad-Marke.

Dass Tausende von Besuchern, vor allem am Nachmittag, den Georgi-Markt in den Gassen der Altstadt von Dinkelsbühl besuchten, mag besonders Georg, unseren Schorsch gefreut haben, auch wenn „sein“ Markt doch nicht ihm zu Ehren abgehalten wurde. Dass bis in die Vormittagsstunden dichter Nebel herrschte, zauberte besonders schöne Bilder von Nest und Umgebung.


Schorsch als Frühsportler

Toller Anflug
   

In Nebel gehüllt

Umnebelte Paarung

In Sachen Paarungen ließ sich unser Schorsch erneut nicht lumpen und brachte es auf mindestens 21 vollzogene oder versuchte Akte. Diese genauen Erkenntnisse habe ich hauptsächlich KaiserPingi zu verdanken, der mit seiner Diaschau keine Wünsche offen ließ und entscheidende Geschehnisse am Nest sichtbar machte. Weiter so, wenn ich herzlich bitten darf!

Dass vor und nach jeder Paarung entsprechend Flüge zum Transport von Nistmaterial auf der Tagesordnung standen, muss nicht mehr besonders erwähnt werden. Nummer 7 ließ sich in ganz bescheidenem Rahmen erneut dazu bewegen, auch einen kleinen Beitrag zu dieser Männerdomäne zu leisten. Gegen 16:40 Uhr gab es ganz eindeutig Feindalarm, der die Mitglieder unseres Paares zu einem deutlichen Abwehrsignal stimulierte. Ein besonderes Bonmot am Rande: Bei einem Anflug mit Nistmaterial musste Schorsch wegen Landeschwierigkeiten im Nest eine Außenlandung auf dem Dachfirst des alten Rathauses hinlegen, ehe er schließlich zu Fuß den letzten Weg ins Nest zurücklegen konnte.


Außenlandung

Schorsch als Baumeister

Zum Schluss muss ich auch wieder einmal Carola danken, die es trotz oder wegen des Georgi-Marktes in die Altstadt zog und die uns von dort abermals wunderschöne Bilder des Paares aus anderer Perspektive mitbrachte.


Hallo, Carola!

Sonnenhungrige


Gut gemacht, Schorsch

 

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Hinweise

 

Im Naturschutztagebuch von Thomas Joas finden Sie neben Einträgen zum Storchennest auch zahlreiche weitere Beiträge zur Naturschutzarbeit.

 

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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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