Storchenkamera
 
Storchentagebuch 2008
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 3

28. Mrz. 08

Frühlingserwachen! Die Luft fühlt sich endlich nach Frühling an! Lockere 10 Grad, kein Nachtfrost mehr, ein mildes Lüftchen und Ihr Tagebuchschreiber ist mit einem Fernsehteam des Bayerischen Rundfunks unterwegs.


Das Team bei der Arbeit...


...im Gelände

Für einen Beitrag innerhalb des Umweltmagazins „Unkraut“ soll er mithelfen, dass unter dem Arbeitstitel „Zugvögel“ seine geliebten Störche ins rechte Licht gerückt werden. Das sind unter dem Strich sieben Stunden Arbeit für ein vierköpfiges Team aus München und als fünftes Rad am Wagen noch einmal sieben Stunden für den Tagebuchschreiber. Als Treffpunkt hatten wir den Parkplatz bei der Spielbank Feuchtwangen unmittelbar an der Autobahnausfahrt „Feuchtwangen West“ der A7 vereinbart. Von dort sind es gerade mal zwei Kilometer bis zum Storchennest in Mosbach, meinem Lieblings- und Hausnest, das ich in den vergangenen 40 Jahren so häufig wie kein zweites besucht und an dem ich die meiste Zeit an Beobachtungsstunden verbracht habe. Kein Wunder, dass sich auch die Leute vom Fernsehen sofort in den Ort und seine Störche verliebt haben. Eine geplante Rundreise zu weiteren Storchennestern – auch unser Schorsch war fest eingeplant - durfte dabei getrost gestrichen werden. Dennoch wird es auch unseren Schorsch zu sehen geben. Eine zweite Station bei mir zu Hause brachte letztlich Storchenkamera und Tagebuch zum Vorschein, so dass ich gleichzeitig auch eine Portion Werbung für das Projekt der Ortsgruppe Dinkelsbühl im Bund Naturschutz betreiben durfte. Zurück zum Tag in Mosbach! Das dortige Storchenpaar präsentierte sich von seiner besten Seite. Es gab einige Brutablösungen, beiden das Eierwenden gut beobachtet werden konnte, ohne die Eier selbst sehen zu können, es gab mehrere An- und Abflüge, es gab ein längeres Interview im Kirchturm des Ortes und schließlich tauchten noch – wie bestellt – zwei Fremdstörche auf, die zunächst weiter zogen, aber später erneut auftauchten. Einer von ihnen hatte kurz Kontakt mit dem Nest und dem gerade darin brütenden Altstorch. Anschließend landete er auf dem First eines Hauses und präsentierte mir dabei seinen Ring. Überraschenderweise handelte es sich um einen Storch, den ich heuer schon einige Male als Einzelstorch in Aurach, Luftlinie rund 14 Kilometer nordöstlich von Mosbach gelegen,  festgestellt habe. Da er bisher noch ohne Partner war, hatte er sich angesichts der guten Thermik einen größeren Ausflug erlaubt, so wie es unser Schorsch in letzter Zeit ebenfalls regelmäßig zu tun pflegte.

Selten besteht die Möglichkeit, ein echtes Storchennest ohne fotografischen Trick in Verbindung mit dem hierzulande üblichen Brauch ins Bild zu setzen, bei Neuverheirateten ein Jahr bis zur Geburt des ersten Kindes zu warten. Tritt dieser Fall im angegebenen Zeitraum nicht ein, kommen die Freunde zur Brotzeit vorbei. Wie aus gut unterrichteter Quelle verlautet, wird im gezeigten Fall die Frist - zwar knapp, aber da gibt es keine Gnade – überschritten und die Gesellschaft wird dann über die heimischen Wurst- und Fleischwaren herfallen. Man tut dies gerne und freut sich danach umso mehr über die Geburt eines Kindes.

 
Der Storch kam gleich zweimal
 

Nach Abschluss der „Freilandarbeiten“ zog das Fernsehteam noch ins Arbeitszimmer Ihres Tagebuchschreibers, wo er sich über die Schulter schauen ließ, im Gästebuch blätterte und noch einige Erklärungen über Sinn und Unsinn von Storchenwebcams abgab.

Ein kleiner Hinweis noch: Das filmische Ergebnis dieses Tages wird am 7. April 2008 im Programm des Bayerischen Fernsehens ab 19 Uhr zu sehen sein. Im Umweltmagazin „Unkraut“ werden an diesem Tag die Störche und ein wenig auch Ihr Tagebuchschreibers als ein Beitrag unter mehreren zu sehen sein. Merken Sie sich diesen Termin – wenn Sie wollen – schon vor. Wer keine Möglichkeit hat, diesen Termin wahrzunehmen, kann sich über mehrere Wiederholungstermine freuen: Am darauf folgenden Dienstag, 8. April um 11.55 Uhr im Bayerischen Fernsehen, am Samstag, 12. April um 17.30 Uhr bei BR-alpha sowie am Sonntag, 13. April  um 6 Uhr wieder im Bayerischen Fernsehen.

Schorsch ließen all diese Aktivitäten kalt. Eine Einschränkung muss ich allerdings schon anmerken: Die große Unruhe, die Schorsch so gegen 11 Uhr an den Tag legte und die deutlichen Anzeichen für „Feind ganz in der Nähe“, stimmen sehr gut mit dem Auftauchen zweier fremder Störche im Luftraum über Mosbach gegen 11:45 Uhr überein. Es könnte sich also um dieselben Störche gehandelt haben, die sowohl Schorsch als auch später das Mosbacher Storchenpaar in Unruhe versetzten.

Schorschs Geschichte verlief in groben Zügen heute so: Bereits vor 6 Uhr am Morgen verließ er sein trautes Heim. Drei Stunden später – ein ausgiebiges Frühstück also – erschien er wieder und leistete sich einen dreistündigen Aufenthalt, während dem sich auch der schon angesprochene heftige Luftalarm abspielte.

 
Die Bedrohung ist deutlich sichtbar!
   

Nachdem die Gefahr augenscheinlich vorüber war, entwickelte sich ein entspannter Verlauf des restlichen Tages, von dem es keine weiteren Aufregungen zu vermelden gibt. Schade nur, dass Schorsch sich immer noch nicht entschließen konnte, Platz für einen Partner im Nest zu schaffen. Er bleibt weiter ein Einzelgänger.

 
29. Mrz. 08

Ging Schorsch heute abermals auf die Suche nach einem Partner fürs Brutgeschäft 2008? Man konnte es fast glauben. Blieb er doch nach seinem morgendlichen Abflug und einer einminütigen Stippvisite insgesamt nur drei Stunden am Nest. Den Rest des Tages – und hier meine ich die sechs Stunden zwischen der Mittagsstunde und dem abendlichen Einflug – war unser Schorsch unterwegs. Gebracht hat seine mögliche Suche allerdings nichts, denn auch diesen Tag blieb er, was er war, ein einsamer Solist!


Schnabel auf!

Mittagsschlaf


Gute Nacht, Schorsch

Wenn schon am Nest nichts Berauschendes passiert, unternimmt Ihr Tagebuchschreiber, zumal immer noch Schulferien herrschen, gerne einen Ausflug in andere Storchenregionen, um sich so nach und nach einen Gesamtüberblick über sein Arbeitsgebiet zu verschaffen.

Einen guten geografischen Überblick über die genannten Storchenstandorte bekommen Sie auf unserer Satellitenkarte.

Ich fahre zunächst entlang der Altmühl und erreiche diesen Fluss. An Großenried vorbei – hier tat sich bislang storchenmäßig noch nichts – erreiche ich Ornbau. Das Paar hat inzwischen die Brut begonnen. Ein Partner des Paares kauert tief geduckt im riesig ausgebauten Nest. Weiter ziehe ich nach Triesdorf. Beim letzten Besuch schilderte ich von einer amüsanten Dreiecksgeschichte zwischen dem alten Männchen der letzten Jahre und zwei verschiedenen Weibchen. Das Weibchen der vergangenen Jahre stand damals auf einem Nachbarkamin und hatte dort einige Zweige zu einem kleinen Nest angehäuft. Das neue, unberingte Weibchen stand im „richtigen“ Nest zusammen mit dem angesprochenen Storchenmann. Heute nun war außer dem Herrn des Hauses keines seiner Weibchen mehr zu entdecken. Dies muss aber nichts bedeuten, denn man darf auch einmal das Nest ohne Begleitung verlassen.

In Merkendorf sowie in Wolframs-Eschenbach, zwei Nester, die erst in den letzten Jahren nach jahrzehntelanger Vakanz wiederbesetzt wurden, muss man sich wohl noch ein wenig mit dem Erscheinen der ersten Störche gedulden.

Anders stellt sich die Situation in Neuenmuhr auf dem Kirchturm dar. Im dortigen Nest wird bereits eifrigst gebrütet.

In Altenmuhr traf ich bei meinem Besuch keinen Storch an, die Spuren auf dem Dach unterhalb des Nestes sprechen allerdings für die Anwesenheit eines Storchs oder sogar schon zweier Störche.

Eine große Überraschung – weil ebenfalls kein Traditionshorst – stellte für mich die Situation in Laubenzedel bei Gunzenhausen dar. Dort hat ein neues Paar das Nest prächtig instand gesetzt und dieses schon einige Zeit bezogen. Beide Partner tragen jeweils zwei Ringe über dem Intertarsalgelenk. Einer der beiden ist mir bereits aus dem Vorjahr als Mitglied eines Storchentrupps bekannt, der im Großraum Altmühl/Wörnitz während des Sommers sein „Unwesen“ trieb. Nun hat dieser Storch aus Menchhoffen im Departement Bas-Rhin in Frankreich im Alter von zwei Jahren erstmals ein Nest besetzt und sich einen Partner angelacht. Der sehr kleine Ring bereitet mir noch etwas Kopfzerbrechen und ich kann ihn von der Herkunft her noch nicht zuordnen. Es handelt sich um einen Aluring mit Lasche, einer sehr kleinen Beschriftung und einer fünfstelligen Nummer. Das andere Bein trägt einen roten Kunststoffring ohne jegliche Beschriftung. Mal sehen, was mein nächster Besuch hier erbringt.


Überraschung in Laubenzedel

Auch in der Stadt Gunzenhausen hat ein komplett neues Paar den Horst auf dem Kamin der ehemaligen Brauerei Lehner bezogen. „Er“ trägt einen ELSA-Ring oberhalb der Zehen, sie ist unberingt. Weiter ging die Reise über Aha (kein Storch) nach Windsfeld. Das Paar auf dem Gasthaus von Familie Kleemann ist mit dem Brutgeschäft beschäftigt. In Gundelsheim dagegen erfolgte in diesem Jahr noch kein Anflug.

In Trommetsheim sah ich keinen Adebar, obwohl ein Paar hier schon anwesend sein soll. Gebrütet wird jedenfalls noch nicht. In Westheim – und nun nähere ich mich mit Riesenschritten dem Wörnitztal – gab es ebenfalls noch keinen Anflug in diesem Jahr. Von Oettingen ist ebenfalls ein Paar zu vermelden, das bei meinem Besuch gemeinsam im Nest lag und die nachmittägliche Sonne genoss.


Oettinger Impression

In Munningen wird gebrütet, das Paar der Vorjahre hat wieder zusammengefunden und ein Gelege gezeitigt. Leider hat sich die Beinverletzung des Weibchens, die schon im vergangenen Herbst aufgetreten war, nicht gebessert. Im Gegenteil hatte ich heute den Eindruck, dass es beim Auftreten auf den rechten Fuß verstärkt die Flügel zu Hilfe nimmt, um den vielleicht damit verbundenen Schmerz zu lindern.


In Munningen

Im Gelände konnte ich sie nicht beobachten, ich schätze den Fall aber so ein, dass bei der Nahrungssuche erhebliche Probleme auftreten könnten. Aber wir kennen ja alle die Geschehnisse um Schorsch und wissen, zu welchen Leistungen ein erfahrener Storch – und das Munninger Weibchen gehört mit 6 Lebensjahren dazu – fähig ist.

Aus Auhausen – dort gab es im letzten Jahr im Ort über Wochen einen Storchentrupp von bis zu 30 Störchen – scheint sich ebenfalls Erfreuliches anzubahnen. Die auf einem Haus schon vor Jahren angebrachte Nisthilfe scheint von einem Storchenpaar entdeckt worden zu sein. Diesem begegnete ich heute unmittelbar am Ortsrand bei der Nahrungssuche. Beide trugen jeweils einen ELSA-Ring. Die Ablesung ergab, dass es sich wahrscheinlich um die beiden Störche aus dem benachbarten Wassertrüdingen handeln dürfte, die ich dort schon festgestellt, aber noch nicht abgelesen hatte. Das Männchen brütete im letzten Jahr in Gerolfingen und hatte heuer schon das Nest in Wittelshofen bezogen. Nach seinem Verschwinden siedelte es offenbar nach Wassertrüdingen um und musste nun scheinbar erneut weichen. Das Weibchen in seiner Gesellschaft ist ebenfalls Jahrgang 2005 und gehörte ebenfalls zu dem großen Storchentrupp des vergangenen Jahres in unserer Gegend.

Nun war ich gespannt auf die Gegebenheiten in Wassertrüdingen, meiner nächsten Station. Ich war nicht überrascht, dort zwei andere Störche vorzufinden. Einer der beiden, die im Nest standen, trug ebenfalls einen ELSA-Ring. Auch dieser Storch gehörte zum schon oft erwähnten Storchentrupp des Vorjahres, war von mir 2005 als Nestjunges in Munningen beringt worden und hatte nun erstmals ein Nest erobert. Während meiner kurzen Beobachtung, kam es urplötzlich zu einem Handgemenge am Nest, in das mindestens ein weiterer Storch verwickelt war, mit dem Ergebnis, dass danach beide Störche im Nest unberingt waren und es sofort zu einer Kopulation kam. Mit großer Sicherheit hatte sich in meinem Beisein das angestammte Paar entscheidend durchgesetzt und endgültig (?) die Konkurrenz in die Flucht geschlagen.

Zum Schluss fahre ich noch in Gerolfingen vorbei. Wie sich die Situation in den beiden letzten Tagen weiter entwickelt hat, konnte ich nicht abschließend klären. Mir genügte es, einen Storch im Nest liegend zu erspähen. Mit vielen schönen Eindrücken ausgestattet kann ich positiv und voller Hoffnung in die nächsten Storchenwochen gehen. 

Den Abschluss bilden heute erneut einige Einblicke in andere Kameranester, die ich meinen verehrten SchnapserInnen zu verdanken habe.

Höchstadt meldet Ei Nummer zwei, Adelsdorf freut sich über bislang drei Eier, Umkirch bestaunt sogar deren 4, bei den Opfinger Störchen verliert man schnell mal den Überblick, aber 5 Eier sind es mindestens und schließlich legten die Störche von Neuershausen ihr erstes Ei.



 

 

 
30. Mrz. 08

Schorsch wehrt sich momentan immer noch höchst  erfolgreich gegen jegliche Beziehung.  


Nestbau
als Morgensport

Da könnte man doch gleich
an die Decke gehen

Der heutige Tag war geprägt von einer kaum noch zu steigernden Unruhe, die als Höhepunkt das Auftauchen und Landen eines Storches auf dem Giebel des alten Rathauses brachte. Der sechsminütige Aufenthalt endete mit der Vertreibung dieses Interessenten durch den rechtmäßigen Nestbesitzer. Zwischen 9 Uhr und 15 Uhr ging es am Nest zu wie in einem Taubenschlag! Schorsch flog in diesen Stunden mindestens zehn Mal ab, um unmittelbar danach wieder im Nest Fuß zu fassen. Dies tat er nur, um seine Besitzansprüche zu unterstreichen und weil jedes Mal ein fremder Storch in unmittelbarer Nähe des Nestes kreiste. Der schon erwähnte Höhepunkt war schließlich die schon erwähnte Landung eines Fremden auf dem Dachfirst. Mit größter Wahrscheinlichkeit trug dieser Storch keinen Ring, auf alle Fälle besaß er keinen ELSA-Ring über dem Fersengelenk. Damit steht fest, dass es nicht der bekannte ELSA-Ringstorch war, der ja überdies seit 14 Tagen seine Zelte in Gerolfingen am Hesselberg aufgeschlagen hat und dort bereits einen Partner fürs Leben gefunden zu haben scheint.


Da liegt was in der Luft!

 
Der Feind ist gelandet


Jetzt reicht es aber

Ab durch die Mitte


Lass dich nicht mehr blicken!

Wenn sich Schorsch weiter so abweisend präsentiert, werden ihm bald alle Felle davonschwimmen! Während man sich an anderen Nestern längst arrangiert hat und auch bereits Eier gelegt wurden, zieht er den Part einer alten Jungfer vor.


Jetzt brauch ich aber meine Ruhe!

Heute darf ich noch die ersten Nach-Oster(n)eier aus Neupotz und Bornheim / Storchenscheune vermelden. Mit dem jeweils ersten Ei ist die dortige ruhige Zeit nun endgültig vorbei.


Bornheim/Storchenscheune


Neupotz

Übrigens: Der Angreifer vom 28. März am Storchennest von Mosbach steht heute Abend brav und unschuldig in seinem richtigen Nest in Aurach. Bei der Durchfahrt gelingt mir die Ablesung an dem Ort, an den er hingehört. Nach wie vor fehlt auch ihm eine entsprechende Partnerin.

 
31. Mrz. 08

Um Schorsch blieb es heute den ganzen Tag über sehr ruhig. Er musste sich wohl erst von den gestrigen Aufregungen erholen und verlebte somit einen sehr ruhigen und bemerkenswert unaufgeregten Tag. Dennoch lege ich einige Schnappschüsse bei, die beweisen, dass er zumindest in den Stunden bis zum frühen Nachmittag meist Nestpräsenz zeigte, danach aber abdüste, um erst kurz nach 18 Uhr zur Übernachtung einzuschweben. 


Schorsch mit Nistmateria

Gefiederpflege
   

'Nestbau

Zwischenstopp „Nest“


Schorsch am Abend zurück

Sichtlich mitgenommen haben dafür viele Storchengucker die Ereignisse am Nördlinger Storchennest. Die Kämpfe des Paares mit mindestens einem Angreifen hinterließen beim Nördlinger Storchenmann deutlich sichtbare Spuren. Blutende Wunden am Kopf sowie am Hals und an der Schulter belegen, mit welcher Kraft und Hartnäckigkeit in diesem Falle um das Nest gefochten wurde.

 
Kampf um Nördlingen

 Die mit leicht geöffnetem Schnabel ausgeführten Hiebe können sogar beim Menschen tiefe Stichwunden verursachen. Ihr Tagebuchschreiber durfte dies bei Storchenberingungen früherer Jahre regelmäßig erfahren.

Das Eierlegen in den Nestern geht munter weiter. So melden Adelsdorf und Höchstadt heute Ei Nummer 4 bzw. Ei Nummer 3.


Höchstadt

Solange uns Schorsch nicht stärker auf Trab hält, werde ich weiter ein wenig über den eigenen  Tellerrand hinausblicken und auch von Exkursionen in meinem Arbeitsgebiet erzählen. Meine heutige Ausfahrt galt vor allem der Situation an der Wörnitz. In Wittelshofen ist offensichtlich alles geklärt. Ein unberingtes Storchenpaar brütet und hatte bislang von fremden Störchen nichts zu befürchten. Ein wenig anders stellt sich die Situation im benachbarten Gerolfingen dar. Storchenmann dort ist nach wie vor der uns vom Dinkelsbühler Nest bekannte ELSA-Storch. Dieser hatte Schorsch mehrere Male besucht und ist nun endgültig an den Hesselberg umgezogen. Seine Partnerin hat allerdings seit letzter Woche schon wieder gewechselt. Sie trägt nun einen blauen Farbring über den Zehen. Ihre Herkunft ist deshalb schwer ermittelbar, weil eine Inschrift offenbar fehlt oder nur äußerst schwer lesbar ist. Ich erfahre bei meinem Besuch, dass heute schon wieder vier Störche erschienen, die sich sehr um das Nest bemühten. So darf fast sicher angenommen werden, dass in der Besetzungsfrage das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. In Wassertrüdingen hat sich das unberingte Paar (vielleicht sogar das aus dem Vorjahr) offenbar durchgesetzt.


Wassertrüdingen

In Auhausen gab es am dortigen Nest noch keinen Anflug, dafür zeigt das Dach der Kirche erneut kräftige Spuren, die von regelmäßigen Übernachtungen einiger Störche zeugen. In Oettingen gibt es ebenfalls ein unberingtes Storchenpaar, das während meiner Anwesenheit erfolgreich Liebe machte. In Deiningen im Ries herrscht noch Ruhe, während das Paar in Löpsingen mit der Brut bereits begonnen hat.  


Löpsingen

Fazit: Obwohl es immer noch März ist, hat sich an den meisten Nestern bereits Storchenleben etabliert und die momentanen Kämpfe allerorten belegen, dass der Storchenzug noch im Gange ist und dass mit weiteren Erfolgsmeldungen im Verlaufe des April gerechnet werden darf.

 
1. Apr. 08

Das besondere Datum durfte für den einen oder anderen Aprilscherz herhalten! Allen, die sich in dieser Beziehung verdient gemacht haben, sei von dieser Seite ein großes Dankeschön abgestattet. Aus den Beiträgen ging ganz eindeutig hervor, dass sich alle nach einem Partner für Schorsch sehnen und vielleicht nach einer erfolgreichen Aufzucht von mindestens drei oder vier Jungen. Ich darf sie aus gegebenem Anlass auf den Tagebucheintrag vom 1. April 2002
(http://www.bn-ansbach.de/storchcam/chronik_02/chronik2002_04.htm)
hinweisen und zur Lektüre empfehlen, in dem Webmaster Wolfgang Horlacher einen in Ausführung und Inhalt kaum zu schlagenden Aprilscherz vom Stapel ließ. Wie nah sich später Utopie und Wirklichkeit kamen, sollte im April 2007 ein waschechter Rosapelikan beweisen, der mehrere Storchennester im Fränkischen und Schwäbischen besuchte und deren Bewohner zu der einen oder anderen Attacke herausforderte. Auch über diese Ereignisse berichtete ich damals im Tagebuch. Deshalb sollten Sie keine Minute zögern und die entsprechenden Seiten unter dem Datum vom 14. April 2007 nachblättern.
http://www.bn-ansbach.de/storchcam/Chronik_07/chronik2007_04.htm

Schorschs Tagesablauf spielt sich nun schon einige Tage stets nach dem gleichen Muster ab. So durfte es einen nicht verwundern, wenn er auch am ersten April nicht wesentlich anders verfuhr. Nach einem frühen morgendlichen Abflug, erschien er mit Nistmaterial nach einer guten Stunde wieder, um einen längeren Nestaufenthalt „hinzulegen“. Ein nur wenige Minuten dauernder Flug diente dazwischen erneut der Beschaffung von Nistmaterial. Um die Mittagszeit schien sich erneut ein Feind am Himmel abzuzeichnen, denn Schorsch gab eine kurze Vorstellung, bei der er alle Register seiner Dominanz zog. Zwischen 14 und 15 Uhr pflegt sich Schorsch dann endgültig zu verabschieden, um erst zur Übernachtung einzuschweben. Mit dieser Einteilung bringt es unser Schorsch im Augenblick auf eine Nestanwesenheit von 5 bis 6 Stunden vom Tagesanbruch bis zur Abenddämmerung gerechnet. Für etwa 7 Stunden täglich müssen alle Seher dann mit einem „schorschlosen“ Nest Vorlieb nehmen.

 
Ein ganz normaler Schorsch-Tag
   

Heute gelang es mir zufällig, einen weiteren Nachweis zu erbringen, was Schorsch in den Stunden, in denen er an unserem Nest abgängig ist, so alles treibt? Dass er Nahrung sucht, frisst, in Ruhephasen auch regelmäßig draußen vor den Toren der Stadt sein Gefieder pflegt und den Luftraum beobachtet, kann als selbstverständlich gelten, doch meine Beobachtung von heute 17:05 Uhr verdient eine gesonderte Erwähnung.

Ich startete einen kleinen Ausflug Richtung Dinkelsbühl entlang der Wörnitz. Ich sah am Schopflocher Nest vorbei und stellte bei einem kurzen Halt fest, dass die Kotspuren am Dach unterhalb des Nestes zwar gewachsen waren, aber ein Storch befand sich nicht im Nest. Zwischen der Froschmühle und Maulmacher untersuchte ich einen bei Schorsch beliebten Nahrungsplatz, in dem heute großflächig die Laichballen von Teichfröschen zu sehen waren. Die Fotos dazu finden Sie in diesem Eintrag.


Nahrungsbiotop...


...mit Froschlaich


Da muss Schorsch noch etwas warten!

Bei der Rückfahrt steuerte ich noch einmal das Schopflocher Storchennest an und sah vom Wörnitztal aus hoch oben im Nest auf dem Rathaus einen Storch stehen. Zwei Minuten später hatte ich das Gebäude erreicht, mein Fernglas angesetzt und war bass erstaunt! Es war unser aller Schorsch, der sich mir präsentierte. Einen solchen Schnabel gibt es in der gesamten Storchenwelt nur einmal. Etwas längerer Oberschnabel im Vergleich zum Unterschnabel, beide Schnabelhälften um einige Zentimeter gegenüber einem richtigen Storchenschnabel verkürzt.

Ehe mir auch noch ein Belegfoto durchs Spektiv gelungen wäre, flog Schorsch bereits wieder ab. Vielleicht war er sich der Gefahr bewusst, die ihm wegen der Unrechtmäßigkeit seiner Tat drohen könnte. So beließ er es bei einer Stippvisite und machte sich weiter auf die Socken. Solche Besuche alleinstehender Störche sind keine Seltenheit. Ich bin mir absolut sicher, dass selbst im Umkreis von 10 bis 15 Kilometer um das Dinkelsbühler Nest Schorsch überall auftauchen und genauso wieder verschwinden kann. Berichte aus Mosbach, Weiltingen, Gerolfingen und anderen Orten erzählen immer wieder von fremden Störchen, die dort für Ärger und Aufregung gesorgt hätten. Sicher gehörte im einen oder anderen Fall auch unser Schorsch dazu.

 
2. Apr. 08

Ich führte heute ein längeres Telefonat mit Herrn Heinrich Schabert, dem ehemaligen Präsidenten des Rotary-Clubs Dinkelsbühl-Feuchtwangen. Unter seiner Präsidentschaft entstand die Verbindung zwischen dem Club und unserer Storchenkamera. Seitdem dürfen wir die Rotarier zu den alljährlichen Förderern  (siehe Button auf der Kameraseite sowie auf jeder Anfangsseite meines Tagebuches) unseres Projektes zählen. Ich nehme mein heutiges Gespräch auch zum Anlass, mich im Namen aller für die langjährige Unterstützung zu bedanken. Ich wünsche mir, dass wir auch weiterhin aus den Reihen der Rotarier Zuwendungen erfahren dürfen.

Herr Schabert – und nun zum Inhalt unseres Gespräches - ist auch passionierter Jäger und Angler. In dieser Funktion stattete er heute dem Mündungsbereich des Walkmühlgrabens in die Wörnitz (für Ortskenner liegt das Gebiet südlich der Kläranlage in Höhe Radwang) einen Besuch ab. Er angelte dort vornehmlich Brachsen. Unvermittelt schwebte, aus der Stadt kommend, unser Schorsch heran und landete nur etwa 5 Meter von der angelnden Person entfernt.

Dieser Personenkreis muss auf Grund der letztjährigen Erfahrungen mit Anglern in Schorsch eine Signalwirkung auslösen, dessen Inhalt ungefähr wie folgt lautet: Von Menschen, die in gedeckter, Braun- und Grüntöne bevorzugender Bekleidung am Ufer eines Gewässers stehen oder sitzen, geht keine Bedrohung aus. Im Gegenteil könne man davon ausgehen, dass bei entsprechender Hartnäckigkeit auch Beute von solchen Personen erhältlich sein könnte.

Gesagt, getan! Als Herr Schabert eine Brachse und später auch Fischinnereien anbot, hätte sie ihm Schorsch fast aus der Hand gerissen. Der Angler hielt es dabei sogar für leicht möglich, Schorsch zu greifen und seiner jederzeit habhaft zu werden.

Nach Schorschs Schnabelverletzung war es gerade der genannte Personenkreis, der durch Zufütterungen dessen Überleben erleichterte. Die heutige Beobachtung beweist, dass unser Schorsch seitdem in dieser Weise geprägt ist und er darauf  zu „spechten“ scheint, Angler um Futter anzubetteln. Ob er eine solche Verhaltensweise nach seiner Rückkehr nach Dinkelsbühl auch in diesem Jahr schon öfter zur Anwendung brachte, ist mir bisher noch nicht bekannt geworden. Allem Anschein nach ist es aber doch der Fall. Deshalb bitte ich von dieser Stelle aus, mir gegebenenfalls solche Beobachtungen zu melden und weiter alle Personen darauf hinzuweisen, auf jegliche Fütterungen zu verzichten. Auch Überlegungen, erneut zu versuchen, Schorsch einzufangen und ihm eine verspätete Schnabelkorrektur zu verpassen, sollten schleunigst über Bord geworfen werden!

In Schopfloch – dort machte Schorsch gestern Nachmittag kurz Station – stand heute gegen 17.30 Uhr der rechtmäßige Besitzer der dortigen Storchenbehausung im Nest. Er ließ sich eindeutig an seinem langen und unverletzten Schnabel erkennen.

Ehe Schorsch heute Abend gegen 18:23 Uhr zur Übernachtung anrückte und danach auch nicht mehr abflog, brachte er es auf insgesamt gerade mal 3 Stunden Anwesenheit am Nest. Dieser Wert konnte unsere Seher sicher nicht vom Hocker reißen. Irgendwie ist im Augenblick bei Schorsch der Wurm drin. Seine Nummer 6 lässt nun ebenfalls schon sehr lange auf sich warten und einen anderen Partner will er sich auf keinen Fall angeln. Da bleibt guter Rat teuer. Wer sich so verhält, darf sich nicht wundern, wenn er abschließend allein zurückbleibt. Ich will nicht schwarz malen, doch auch eine solche Lösung halte ich für nicht ausgeschlossen.

 
Schorsch machte sich heute sehr rar!

 
3. Apr. 08

Schorsch kocht auf Sparflamme! Da er im Augenblick offensichtlich von keinem Fremdstorch etwas zu befürchten hat, gönnte sich der Noch-Single vermehrt einige Auszeiten.


Ab zum Frühstück

Nach seinem morgendlichen Abflug hielt er es insgesamt lediglich gut zwei Stunden am Nest aus, die restliche Zeit trieb er sich unbeobachtet herum.


Noch müde?

Hallo, ist da jemand?


Ein seltener Anblick!
Schorsch mit Nistmaterial!

Dies sei ihm auch gegönnt, zumal am späten Nachmittag die Kameratechnik urplötzlich von der Stromzufuhr abgenabelt wurde. Der letzte Arbeiter, der die Baustelle „Altes Rathaus“ verlassen hatte, hatte wohl im Übereifer des Gefechtes den falschen Schalter umgelegt. Die Folge war, dass alle Storchencamgucker von da an nicht mehr sahen, als ein von Schorsch verlassenes Nest. So blieb es bis zum Einbruch der Dunkelheit und der Zeitpunkt von Schorschs Rückkehr blieb allen verborgen. Halb so schlimm! Morgen werde ich mich um die Behebung des kleinen Bildausfalls kümmern.

Ein bemerkenswerter Nachtrag soll zeigen, dass das Paar in Nördlingen die Aufregungen und Kämpfe um das Nest gut gemeistert hat. Bereits in der Nacht vom 31.3. auf den 1.4. wurde das erste Ei gelegt, dem heute das zweite folgte. Nach den blutigen Auseinandersetzungen um das Nest hätte wohl kaum jemand mit dieser schnellen und höchst erfreulichen Wendung gerechnet.


Das zweite Ei im Nördlinger Nest

 
4. Apr. 08

Der Strom fließt wieder! In den Vormittagsstunden muss wohl einer der im alten Rathaus Arbeitenden den Stecker in die entsprechende Steckdose gesteckt haben und Schorsch tauchte endlich auf. Na also! Geht doch!


Lebenszeichen von Schorsch!

Schorsch hatte wieder mal so einen unruhigen Tag. Nach längerer Zeit ergab sich der Eindruck, dass er sich nicht so recht vom Nest entfernen wollte.


Der standhafte Schorsch

Bei der Nestkontrolle

Vielleicht kann uns KaiserPingi für den heutigen Tag noch mit einer Tageszusammenfassung etwas Nachhilfeunterricht geben, denn für die wichtigsten Ereignisse des Tages liegt (immerhin!) nur ein Schnappschuss vor. Gerade dieser eine Beleg stellt eine sehr wichtige Begebenheit dar. Sie zeigt einen weiteren Besucher des Nestumfeldes, der am rechten Bein oberhalb des Fersengelenkes einen überaus charakteristischen Ring trägt.

Man schrieb 15:52 Uhr, als auf dem Dachfirst des alten Rathauses ein fremder Storch erschien, der entspannt sich der Gefiederpflege hingab, während Schorsch seinerseits entspannt im Nest lag und keine Absicht an den Tag legte, den Eindringling zu verfolgen und aus seinem Revier zu jagen.


Ein neuer Besucher

Eine solche Situation hatten wir an unserem Nest schon einige Male. Stets an derselben Stelle auf dem Dachfirst landeten schon mehrere Störche und jeder Besucher sowie auch Schorsch verhielten sich dabei fast identisch. Nach einigen Minuten endeten solche Begegnungen mit dem Abflug beider. Zum Nest kehrte danach jeweils nur Schorsch zurück, während der Eindringling das Weite suchte. Landungen im Nest erfolgten nur selten, zu nachgewiesenen Körperkontakten kam es nur einmal.

Der bislang einzige Schnappschuss der beschriebenen Situation zeigte also einen Storch, der über dem Fersengelenk mit einem weißen Kunststoffring gekennzeichnet war. Solche Ringe werden seit dem Jahre 2001 vor allem im Elsass verwendet. Sie tragen einen Code, der aus vier Buchstaben besteht. Die Kenntnis der Reihenfolge der Buchstaben reicht aus, um den Vogel eindeutig zu identifizieren. Zugleich tragen die so markierten Störche am jeweils anderen Bein einen schmalen Aluminiumring der mit vier Ziffern beschriftet ist. Im letzten Jahr tauchten solchermaßen beringte Störche erstmals an Wörnitz und Altmühl  auf. Die guten Bestandszahlen im Osten Frankreichs und der dortige starke Bestandsanstieg hatten und haben offenbar noch immer zur Folge, dass sich geschlechtreife Tiere neue Lebensräume erschließen und suchen müssen. Dies führt sie dann sehr schnell auch bis nach Franken. Im Augenblick – und die Storchensaison ist ja erst im Anlaufen – konnte ich in diesem Jahr schon drei Franzosen im westlichen Mittelfranken feststellen, die bereits eine Brut begonnen haben. Es sind dies jeweils ein Brutstorch in Leutershausen, Herrieden und Laubenzedel. Ist der heutige Besucher am Dinkelsbühler Storchennest ein potenzieller weiterer Kandidat in dieser Liste?

Nachdem der Gast wieder verschwunden war, begab ich mich kurz vor 17 Uhr auf die Suche. Ich dachte im Stillen, dass ich ihn vielleicht in den Wiesen im Wörnitzgrund irgendwo erspähen könnte. Als ich meine erste Station erreichte, traute ich meinen Augen nicht! Im  Nest auf dem Dach des Rathauses von Schopfloch stand erstmals ein zweiter Storch. Anders als bei Schorsch durfte der Neue beim schon lange die Stellung haltenden Männchen landen und eine Kopulation bewies, dass der Neue eine „Sie“ war. Und zur Krönung der Geschichte trug „Sie“ einen Ring wie ihn auch der Besucher an unserem Nest eine Stunde vorher gezeigt hatte. Keine Frage! Die beiden Störche waren identisch und ich konnte ohne Mühe die vier großen Buchstaben auf dem Ring mit meinem Spektiv erkennen, so dass nun in einem nächsten Schritt der Beringungsort ermittelt werden kann.

Wenn man bei Schorsch nicht zum Zuge kommt, sucht man sich eben den Nächstbesten, in unserem Fall eben den Single-Storch im rund 6 Kilometer entfernten Schopfloch. Das Ergebnis ist immer dasselbe. Nachdem der ELSA-Storch der beiden ersten Märzwochen stets gegen Schorsch den Kürzeren zog, wanderte er nach Gerolfingen ab und ist inzwischen auch stolzer Partner einer Störchin. Als der heutige Besucher bei Schorsch keinen Gefallen fand, flog er flugs nach Schopfloch und kann vielleicht in diesem Jahr dort Mutterfreuden entgegensehen.

Während meiner Anwesenheit in Schopfloch hatte ich einige Male die Gelegenheit, beide Partner des Paares in Größe und weiteren Körpermerkmalen zu vergleichen. Der Ringstorch – bei der Paarung als Weibchen zu erkennen – zeigte dabei einen Schnabel, dessen Höhe an der Basis nicht ganz den Wert des Männchens erreichte.  Ebenso wirkt der Schnabel auch in seinem weiteren Verlauf insgesamt weniger mächtig. Die weniger intensive Rotfärbung des weiblichen Schnabels stellt dagegen kein geschlechtsspezifisches Merkmal dar. 

Nun scheint sich also eine weitere Französin anzuschicken, in Franken für Storchennachwuchs zu sorgen.

Bei Schorsch legte sich die Unruhe bald nach dem Verschwinden seiner Nicht-Angebetenen. Die Gefahr war ganz offensichtlich vorbei.


Für heute reicht mir die Aufregung!

Dennoch erschien unser Dauergast am Abend überraschend früh wieder am Nest, wer aber gedacht hatte, er würde bleiben, wurde enttäuscht.


Schon zurück?

Schorsch flog noch einmal ab. Den Rest bis zum Einbruch der Dunkelheit muss ihn Ihnen leider auch heute schuldig bleiben. Erneut kam es im alten Rathaus zu einem Stromausfall, der für den nächsten Tag einen weiteren unverhofften Besuch in Dinkelsbühl erforderlich machen wird.

 
5. Apr. 08

Ein Herz für Störche zeigte heute in besonderer Weise Manfred Schachner, Inhaber eines Dinkelsbühler Elektrogeschäftes und mit der Elektrik im alten Rathaus bestens vertraut. Er nahm sich die Zeit und sorgte am Vormittag dafür, dass Kamera und dazugehöriges Equipment wieder mit Strom versorgt werden konnten. Ab diesem Zeitpunkt liefen die Bilder wie am Schnürchen und wir durften am Leben unseres Schorschs für einen weiteren Tag teilhaben. Hoffen wir, dass damit für die nächste Zeit Störungen dieser Art auf ein Minimum gesenkt werden können.


Mit dem Rücken zur Kamera

Schnell mal Nistmaterial holen


Da bin ich wieder!

Schorsch stand, wie es sich gehört, bei der Aktualisierung des Bildes im Nest und stellte sich eine gute Stunde seinem Publikum. Ein kurzer Abflug endete schon nach vier Minuten mit der erneuten Landung und dem Eintrag einer kleinen Gabe Nistmaterial. Danach wurde es sehr ruhig ums Nest. Von einer einminütigen Stippvisite, deren Ursache vielleicht erneut ein Luftfeind war, abgesehen, blieb der Nestinhaber bis zu seinem Übernachtungsanflug kurz vor 20 Uhr außer Haus.

Dennoch ist noch ein kleines Highlight vom Vormittag zu vermelden und in einer gelungenen Animation vorzustellen. Ein besonderes Kennzeichen im Verhalten Schorschs konnte wieder einmal bestaunt werden. Dazu verlässt der Nestbesitzer seine Wohnstatt, läuft einige Schritte auf dem Dachfirst entlang und hüpft nach einigen Minuten - nicht ohne das Nest von außen einer Kontrolle unterzogen zu haben – wieder in seinen Wohnbereich.


Der Dachspaziergang

Genehmigt man sich einen Rundgang durch die vielen Kameranester mit Storchenbesatzung, stellt man schnell fest, dass die allermeisten bereits von einem Paar besetzt sind und in manchen auch schon mit der Brut begonnen wurde. Auch wenn die dabei zu Gesicht kommenden Nester sich in der Struktur wenig ändern, gibt es doch in der Gestaltung der Nestmulde, sowie in Höhe und Durchmesser des Nestes gewaltige Unterschiede. Für diese Variabilität sind in erster Linie die Störche selbst verantwortlich und dort, wo man sie bauen lässt, wie sie wollen, ist die Variabilität besonders groß. Leider gibt es immer noch Zeitgenossen, die sich regelmäßig und jedes Jahr von Neuem in die Gestaltung der Nester einmischen. Sie tun dies stets aus gutem Willen und in der Absicht, das Nest möglichst wasserdurchlässig zu halten. Doch dadurch wird der mögliche Tod der Jungen – so wie im letzten Jahr in Teilen Frankens – nicht verhindert. Es liegt nämlich nicht an ins Nest eingebauten Plastikfetzen, wenn es zu Todesfällen kommt. So gesehen hätte es in Erlangen und in Höchstadt im letzten Jahr zu keinen Verlusten kommen dürfen, denn beide Nester werden alljährlich von Grund auf  umgestaltet.

Es ist also kompletter Unsinn, wenn man behauptet, dass in Nestern flächendeckend Plastikteile eingebaut sind. Bei einem Nestdurchmesser von durchschnittlich 1,50 Metern kommt man da locker auf eine Nestfläche von fast 5m². Decken Sie eine solche Fläche einmal mit handtellergroßen Kunststoffteilen bündig zu! Es wird Ihnen nicht gelingen!

Als Beweise werden Fundstücke aus abgetragenen Nestern vorgeführt und damit die Notwendigkeit von Nestsäuberungen postuliert. Kein Zweifel, dass in einem seit Jahrzehnten gewachsenen Storchennest von zwei Metern Durchmesser und zwei Metern Höhe viele Teile gefunden werden, die man dort nicht erwartet hätte, denn die Sammeltätigkeit eines Storchenpaares in der Nestbauphase ist grenzenlos. Da lassen sich von einer Damenstrumpfhose bis zu Handschuhen, Aldi-Einkaufstüten, Abdeckfolien vom Malerbedarf, Schwimmreifen, Badesandalen und vieles andere in teilweise hohen Stückzahlen nachweisen.

 Aber sie wissen! All diese Teile kommen nicht auf einmal und in einem Tage zum Nest, sondern dies verteilt sich auf Wochen, Monate und Jahre. Nebenbei  - und dies macht  99 Prozent des Gesamtnestes aus – werden Naturprodukte eingetragen, die einem ganz normalen Verrottungsprozess unterliegen und aus einem Storchennest einen Komposthaufen schaffen, der sogar Wärme produziert und an kühlen Tagen damit in den Temperaturhaushalt der Störche positiv eingreift. Eines steht fest: Die Nistweise der Störche hat sich in den vergangenen gut 100  Millionen Jahren bewährt und entwickelt. Da darf man getrost annehmen, dass dies so in Ordnung geht. Andernfalls wäre diese Tierart wohl ausgestorben oder sie hätte im Laufe der Evolution eine andere Nestkonstruktion in ihr Programm mit aufgenommen oder wäre gar zum Höhlenbrüter mutiert.

Ein Schnappschuss aus einem ungarischen Kameranest brachte mich übrigens auf diesen kurzen Exkurs zum Thema „Storchennest“. Man darf davon ausgehen, dass sich dort kein Mensch um solch überflüssige Aktionen wie Nestsäuberung oder Nestkosmetik kümmert. Und das ist gut so! 


Das ungarische Nest

Aber in deutschen Landen entspricht der Zustand vieler Storchennester eben dem Zustand der heimischen Vorgärten und dem gepflegten Äußeren heimischer Eigenheime. Da muss man es verstehen, dass das Nest auf dem Dach einen ebenso gepflegten Eindruck hinterlassen muss mit feuerverzinktem Edelstahlnistkorb und keinerlei Fremdkörpern im Nestinneren. Man gönnt sich ja sonst nichts!

Glückliche Störche in Ungarn? Oder steht zu vermuten, dass sie sich wegen der mangelnden Pflege ihrer Niststätten zu den ungeliebten Tieren zählen lassen müssen? 

Da hat sich doch das Storchenpaar in Darany die Unverschämtheit erlaubt, auf einem wahren Trümmerhaufen von Nest sich häuslich einzurichten. Hierzulande hätte ein solcher Schandfleck von Nest die Jahre bestimmt nicht überdauert. Solch ein Nest stelle eine Gefahr für das Überleben der Jungen dar, man müsse Fremdkörper unbedingt entfernen usw., heißt es da immer!

Nun hat das ungarische Storchenpaar sehr schnell erkannt, dass es für seine Absichten, nämlich ein Gelege zu zeitigen, nicht den gesamten Bereich des Nestes beanspruchen muss, sondern dass es völlig genügt, nur einen Bruchteil des Nestkomplexes in sein neues Bau- und Brutvorhaben mit einzubeziehen. Ein kleiner „Damm“ aus Nistmaterial genügt, um das Herabkullern des ersten Eies zu verhindern und eine brutfähige Unterlage zu schaffen. So wünschte man es sich auch bei uns öfters. Denn ganz im Vertrauen: Störche sind, was ihre Brut und ihre Kompetenz für den Nestbau anbelangt, nicht blöd und brauchen die Hilfe des Menschen während der Brutzeit wirklich nicht. Nisthilfen zu schaffen, ist sicher eine von Fall zu Fall praktikable Lösung auf dem Gebiet des Storchenschutzes, jedoch in der Folgezeit managen unsere Lieblinge die Niststätte ganz allein und man sollte sich freuen, die Nester in die Höhe wachsen zu sehen und zu regelrechten Storchenburgen werden zu lassen. Aber Sie wissen ja! Die Hecke ums häusliche Grundstück muss ja ebenso alljährlich geschnitten und in Form gebracht werde. Da steht es einem Storchennest doch erst recht zu, wenn man ihm jedes Jahr einen Radikalschnitt verpasst!

Wir werden die Entwicklung in Darany/Ungarn via Internet gespannt und mit Freude weiter verfolgen und die Kreativität einer Wildvogelart bewundern dürfen. Ich lade Sie dazu unter folgendem Link herzlich dazu ein.  http://www.kki-darany.hu/

Für eine nachmittägliche Exkursion blieb ebenfalls noch Zeit, auch wenn es teilweise heftig regnete und an ein Aussteigen aus dem Auto kaum zu denken war. Bei Aurach – hier ist der Storchenmann auf dem Rathaus ebenfalls noch Single – kamen im Gebiet „Schwaigau“ neben zwei Brachvögeln auch ein Trupp von 35 Hohltauben zur Beobachtung. Erfreulichstes Ergebnis der Reise in Bezug auf Störche. In Neunstetten gibt es seit kurzem ein komplettes Storchenpaar. Ein unberingtes Weibchen hat die lange Wartezeit für den Storchenmann endlich beendet.

 
6. Apr. 08

Weder Feind noch Freund ließen sich heute am Nest blicken. Schorsch blieb seiner Devise einen weiteren Sonntag treu: Ich bleibe alleine und lass keinen anderen ins Nest als meine alte Nummer 6!

Wenn das mal gut geht, Schorsch!

So kann nur erneut auf den gewohnten Tagesablauf geblickt werden, der am Vormittag und dann weiter bis in die frühen Nachmittagsstunden Schorschs Anwesenheit vorsieht und danach für die restlichen fünf Stunden bis zur Dämmerung lediglich ein leeres Nest anzubieten hat. 

    Ein Spaziergang

Als Ausgleich für die lange Anwesenheit in der ersten Tageshälfte müssen wir Schorsch eben dann umso länger entbehren. Auch an diesem Tag überraschte der Einzelgänger erneut mit einem Spaziergang auf dem Dachfirst, einer Außeninspektion und baldiger Rückkehr ins Nest. In unregelmäßigen Abständen unterbrach Schorsch seine Tätigkeiten im Nest durch kurzzeitiges Klappern und Drohen, was auf einen Störfaktor in weiterer Entfernung hinwies, aber nicht mit einem Angriff oder einem Vorbeiflug eines Fremdstorchs in geringer Entfernung gleichzusetzen war. In einem Falle gelang nach langer Zeit die Beobachtung einer Dohle, die sich beim Diebstahl von Nistmaterial ertappen ließ.


Erwischt!

 
Punktlandungen

Ein Blick in das ungewöhnliche Nest von Darany soll die weitere Entwicklung dort beleuchten. Machen Sie sich selbst ein Bild, wie es das Storchenpaar anstellt, ein neues Nest auf dem alten zu etablieren.

 
Die Baumeister von Darany

 

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Hinweise

 

Im Naturschutztagebuch von Thomas Joas finden Sie neben Einträgen zum Storchennest auch zahlreiche weitere Beiträge zur Naturschutzarbeit.

 

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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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