Storchenkamera
Storchentagebuch 2008
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
Teil 3
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28. Mrz. 08 |
Frühlingserwachen! Die Luft fühlt sich
endlich nach Frühling an! Lockere 10 Grad, kein Nachtfrost mehr, ein
mildes Lüftchen und Ihr Tagebuchschreiber ist mit einem
Fernsehteam des Bayerischen Rundfunks unterwegs.
Das Team bei der Arbeit...
...im Gelände
Für einen Beitrag innerhalb des Umweltmagazins
„Unkraut“ soll er mithelfen, dass unter dem Arbeitstitel „Zugvögel“
seine geliebten Störche ins rechte Licht gerückt werden. Das sind
unter dem Strich sieben Stunden Arbeit für ein vierköpfiges Team aus
München und als fünftes Rad am Wagen noch einmal sieben Stunden für
den Tagebuchschreiber. Als Treffpunkt hatten wir den Parkplatz bei
der Spielbank Feuchtwangen unmittelbar an der Autobahnausfahrt
„Feuchtwangen West“ der A7 vereinbart. Von dort sind es gerade mal
zwei Kilometer bis zum Storchennest in Mosbach, meinem Lieblings-
und Hausnest, das ich in den vergangenen 40 Jahren so häufig wie
kein zweites besucht und an dem ich die meiste Zeit an
Beobachtungsstunden verbracht habe. Kein Wunder, dass sich auch die
Leute vom Fernsehen sofort in den Ort und seine Störche verliebt
haben. Eine geplante Rundreise zu weiteren Storchennestern – auch
unser Schorsch war fest eingeplant - durfte dabei getrost gestrichen
werden. Dennoch wird es auch unseren Schorsch zu sehen geben. Eine
zweite Station bei mir zu Hause brachte letztlich Storchenkamera und
Tagebuch zum Vorschein, so dass ich gleichzeitig auch eine Portion
Werbung für das Projekt der Ortsgruppe Dinkelsbühl im Bund
Naturschutz betreiben durfte. Zurück zum Tag in Mosbach! Das dortige
Storchenpaar präsentierte sich von seiner besten Seite. Es gab
einige Brutablösungen, beiden das Eierwenden gut beobachtet werden
konnte, ohne die Eier selbst sehen zu können, es gab mehrere An- und
Abflüge, es gab ein längeres Interview im Kirchturm des Ortes und
schließlich tauchten noch – wie bestellt – zwei Fremdstörche auf,
die zunächst weiter zogen, aber später erneut auftauchten. Einer von
ihnen hatte kurz Kontakt mit dem Nest und dem gerade darin brütenden
Altstorch. Anschließend landete er auf dem First eines Hauses und
präsentierte mir dabei seinen Ring. Überraschenderweise handelte es
sich um einen Storch, den ich heuer schon einige Male als
Einzelstorch in Aurach, Luftlinie rund 14 Kilometer nordöstlich von
Mosbach gelegen, festgestellt habe. Da er bisher noch ohne Partner
war, hatte er sich angesichts der guten Thermik einen größeren
Ausflug erlaubt, so wie es unser Schorsch in letzter Zeit ebenfalls
regelmäßig zu tun pflegte.
Selten besteht die Möglichkeit, ein echtes
Storchennest ohne fotografischen Trick in Verbindung mit dem
hierzulande üblichen Brauch ins Bild zu setzen, bei Neuverheirateten
ein Jahr bis zur Geburt des ersten Kindes zu warten. Tritt dieser
Fall im angegebenen Zeitraum nicht ein, kommen die Freunde zur
Brotzeit vorbei. Wie aus gut unterrichteter Quelle verlautet, wird
im gezeigten Fall die Frist - zwar knapp, aber da gibt es keine
Gnade – überschritten und die Gesellschaft wird dann über die
heimischen Wurst- und Fleischwaren herfallen. Man tut dies gerne und
freut sich danach umso mehr über die Geburt eines Kindes.
Der Storch kam gleich zweimal
Nach Abschluss der „Freilandarbeiten“ zog das
Fernsehteam noch ins Arbeitszimmer Ihres Tagebuchschreibers, wo er
sich über die Schulter schauen ließ, im Gästebuch blätterte und noch
einige Erklärungen über Sinn und Unsinn von Storchenwebcams abgab.
Ein kleiner Hinweis noch: Das filmische
Ergebnis dieses Tages wird am 7. April 2008 im Programm des
Bayerischen Fernsehens ab 19 Uhr zu sehen sein. Im Umweltmagazin
„Unkraut“ werden an diesem Tag die Störche und ein wenig auch Ihr
Tagebuchschreibers als ein Beitrag unter mehreren zu sehen sein.
Merken Sie sich diesen Termin – wenn Sie wollen – schon vor. Wer
keine Möglichkeit hat, diesen Termin wahrzunehmen, kann sich über
mehrere Wiederholungstermine freuen: Am darauf folgenden
Dienstag, 8. April um 11.55 Uhr im Bayerischen Fernsehen, am
Samstag, 12. April um 17.30 Uhr bei BR-alpha sowie am
Sonntag, 13. April um 6 Uhr wieder im Bayerischen Fernsehen.
Schorsch ließen all diese Aktivitäten kalt.
Eine Einschränkung muss ich allerdings schon anmerken: Die große
Unruhe, die Schorsch so gegen 11 Uhr an den Tag legte und die
deutlichen Anzeichen für „Feind ganz in der Nähe“, stimmen sehr gut
mit dem Auftauchen zweier fremder Störche im Luftraum über Mosbach
gegen 11:45 Uhr überein. Es könnte sich also um dieselben Störche
gehandelt haben, die sowohl Schorsch als auch später das Mosbacher
Storchenpaar in Unruhe versetzten.
Schorschs Geschichte verlief in groben Zügen
heute so: Bereits vor 6 Uhr am Morgen verließ er sein trautes Heim.
Drei Stunden später – ein ausgiebiges Frühstück also – erschien er
wieder und leistete sich einen dreistündigen Aufenthalt, während dem
sich auch der schon angesprochene heftige Luftalarm abspielte.
Die Bedrohung ist deutlich sichtbar!
Nachdem die Gefahr augenscheinlich vorüber war,
entwickelte sich ein entspannter Verlauf des restlichen Tages, von
dem es keine weiteren Aufregungen zu vermelden gibt. Schade nur,
dass Schorsch sich immer noch nicht entschließen konnte, Platz für
einen Partner im Nest zu schaffen. Er bleibt weiter ein
Einzelgänger. |
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29. Mrz. 08 |
Ging Schorsch heute abermals auf die Suche nach
einem Partner fürs Brutgeschäft 2008? Man konnte es fast glauben.
Blieb er doch nach seinem morgendlichen Abflug und einer
einminütigen Stippvisite insgesamt nur drei Stunden am Nest. Den
Rest des Tages – und hier meine ich die sechs Stunden zwischen der
Mittagsstunde und dem abendlichen Einflug – war unser Schorsch
unterwegs. Gebracht hat seine mögliche Suche allerdings nichts, denn
auch diesen Tag blieb er, was er war, ein einsamer Solist!
Schnabel auf! |
Mittagsschlaf |
Gute Nacht, Schorsch
Wenn schon am Nest nichts Berauschendes
passiert, unternimmt Ihr Tagebuchschreiber, zumal immer noch
Schulferien herrschen, gerne einen Ausflug in andere
Storchenregionen, um sich so nach und nach einen Gesamtüberblick
über sein Arbeitsgebiet zu verschaffen.
Einen guten geografischen Überblick über die
genannten Storchenstandorte bekommen Sie auf unserer
Satellitenkarte.
Ich fahre zunächst entlang der Altmühl und
erreiche diesen Fluss. An Großenried vorbei – hier tat sich
bislang storchenmäßig noch nichts – erreiche ich Ornbau. Das
Paar hat inzwischen die Brut begonnen. Ein Partner des Paares kauert
tief geduckt im riesig ausgebauten Nest. Weiter ziehe ich nach
Triesdorf. Beim letzten Besuch schilderte ich von einer
amüsanten Dreiecksgeschichte zwischen dem alten Männchen der letzten
Jahre und zwei verschiedenen Weibchen. Das Weibchen der vergangenen
Jahre stand damals auf einem Nachbarkamin und hatte dort einige
Zweige zu einem kleinen Nest angehäuft. Das neue, unberingte
Weibchen stand im „richtigen“ Nest zusammen mit dem angesprochenen
Storchenmann. Heute nun war außer dem Herrn des Hauses keines seiner
Weibchen mehr zu entdecken. Dies muss aber nichts bedeuten, denn man
darf auch einmal das Nest ohne Begleitung verlassen.
In Merkendorf sowie in
Wolframs-Eschenbach, zwei Nester, die erst in den letzten Jahren
nach jahrzehntelanger Vakanz wiederbesetzt wurden, muss man sich
wohl noch ein wenig mit dem Erscheinen der ersten Störche gedulden.
Anders stellt sich die Situation in
Neuenmuhr auf dem Kirchturm dar. Im dortigen Nest wird bereits
eifrigst gebrütet.
In Altenmuhr traf ich bei meinem Besuch
keinen Storch an, die Spuren auf dem Dach unterhalb des Nestes
sprechen allerdings für die Anwesenheit eines Storchs oder sogar
schon zweier Störche.
Eine große Überraschung – weil ebenfalls kein
Traditionshorst – stellte für mich die Situation in Laubenzedel
bei Gunzenhausen dar. Dort hat ein neues Paar das Nest prächtig
instand gesetzt und dieses schon einige Zeit bezogen. Beide Partner
tragen jeweils zwei Ringe über dem Intertarsalgelenk. Einer der
beiden ist mir bereits aus dem Vorjahr als Mitglied eines
Storchentrupps bekannt, der im Großraum Altmühl/Wörnitz während des
Sommers sein „Unwesen“ trieb. Nun hat dieser Storch aus Menchhoffen
im Departement Bas-Rhin in Frankreich im Alter von zwei Jahren
erstmals ein Nest besetzt und sich einen Partner angelacht. Der sehr
kleine Ring bereitet mir noch etwas Kopfzerbrechen und ich kann ihn
von der Herkunft her noch nicht zuordnen. Es handelt sich um einen
Aluring mit Lasche, einer sehr kleinen Beschriftung und einer
fünfstelligen Nummer. Das andere Bein trägt einen roten
Kunststoffring ohne jegliche Beschriftung. Mal sehen, was mein
nächster Besuch hier erbringt.
Überraschung in Laubenzedel
Auch in der Stadt Gunzenhausen hat ein
komplett neues Paar den Horst auf dem Kamin der ehemaligen Brauerei
Lehner bezogen. „Er“ trägt einen ELSA-Ring oberhalb der Zehen, sie
ist unberingt. Weiter ging die Reise über Aha (kein Storch) nach
Windsfeld. Das Paar auf dem Gasthaus von Familie Kleemann ist mit
dem Brutgeschäft beschäftigt. In Gundelsheim dagegen erfolgte in
diesem Jahr noch kein Anflug.
In Trommetsheim sah ich keinen Adebar,
obwohl ein Paar hier schon anwesend sein soll. Gebrütet wird
jedenfalls noch nicht. In Westheim – und nun nähere ich mich mit
Riesenschritten dem Wörnitztal – gab es ebenfalls noch keinen Anflug
in diesem Jahr. Von Oettingen ist ebenfalls ein Paar zu vermelden,
das bei meinem Besuch gemeinsam im Nest lag und die nachmittägliche
Sonne genoss.
Oettinger Impression
In Munningen wird gebrütet, das Paar der
Vorjahre hat wieder zusammengefunden und ein Gelege gezeitigt.
Leider hat sich die Beinverletzung des Weibchens, die schon im
vergangenen Herbst aufgetreten war, nicht gebessert. Im Gegenteil
hatte ich heute den Eindruck, dass es beim Auftreten auf den rechten
Fuß verstärkt die Flügel zu Hilfe nimmt, um den vielleicht damit
verbundenen Schmerz zu lindern.
In Munningen
Im Gelände konnte ich sie nicht beobachten, ich
schätze den Fall aber so ein, dass bei der Nahrungssuche erhebliche
Probleme auftreten könnten. Aber wir kennen ja alle die Geschehnisse
um Schorsch und wissen, zu welchen Leistungen ein erfahrener Storch
– und das Munninger Weibchen gehört mit 6 Lebensjahren dazu – fähig
ist.
Aus Auhausen – dort gab es im letzten
Jahr im Ort über Wochen einen Storchentrupp von bis zu 30 Störchen –
scheint sich ebenfalls Erfreuliches anzubahnen. Die auf einem Haus
schon vor Jahren angebrachte Nisthilfe scheint von einem
Storchenpaar entdeckt worden zu sein. Diesem begegnete ich heute
unmittelbar am Ortsrand bei der Nahrungssuche. Beide trugen jeweils
einen ELSA-Ring. Die Ablesung ergab, dass es sich wahrscheinlich um
die beiden Störche aus dem benachbarten Wassertrüdingen handeln
dürfte, die ich dort schon festgestellt, aber noch nicht abgelesen
hatte. Das Männchen brütete im letzten Jahr in Gerolfingen und hatte
heuer schon das Nest in Wittelshofen bezogen. Nach seinem
Verschwinden siedelte es offenbar nach Wassertrüdingen um und musste
nun scheinbar erneut weichen. Das Weibchen in seiner Gesellschaft
ist ebenfalls Jahrgang 2005 und gehörte ebenfalls zu dem großen
Storchentrupp des vergangenen Jahres in unserer Gegend.
Nun war ich gespannt auf die Gegebenheiten in
Wassertrüdingen, meiner nächsten Station. Ich war nicht
überrascht, dort zwei andere Störche vorzufinden. Einer der beiden,
die im Nest standen, trug ebenfalls einen ELSA-Ring. Auch dieser
Storch gehörte zum schon oft erwähnten Storchentrupp des Vorjahres,
war von mir 2005 als Nestjunges in Munningen beringt worden und
hatte nun erstmals ein Nest erobert. Während meiner kurzen
Beobachtung, kam es urplötzlich zu einem Handgemenge am Nest, in das
mindestens ein weiterer Storch verwickelt war, mit dem Ergebnis,
dass danach beide Störche im Nest unberingt waren und es sofort zu
einer Kopulation kam. Mit großer Sicherheit hatte sich in meinem
Beisein das angestammte Paar entscheidend durchgesetzt und endgültig
(?) die Konkurrenz in die Flucht geschlagen.
Zum Schluss fahre ich noch in Gerolfingen
vorbei. Wie sich die Situation in den beiden letzten Tagen weiter
entwickelt hat, konnte ich nicht abschließend klären. Mir genügte
es, einen Storch im Nest liegend zu erspähen. Mit vielen schönen
Eindrücken ausgestattet kann ich positiv und voller Hoffnung in die
nächsten Storchenwochen gehen.
Den Abschluss bilden heute erneut einige
Einblicke in andere Kameranester, die ich meinen verehrten
SchnapserInnen zu verdanken habe.
Höchstadt meldet Ei Nummer zwei,
Adelsdorf freut sich über bislang drei Eier, Umkirch
bestaunt sogar deren 4, bei den Opfinger Störchen verliert
man schnell mal den Überblick, aber 5 Eier sind es mindestens und
schließlich legten die Störche von Neuershausen ihr erstes
Ei.
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30. Mrz. 08 |
Schorsch wehrt sich momentan immer noch höchst
erfolgreich gegen jegliche Beziehung.
Nestbau
als Morgensport |
Da könnte man doch gleich
an die Decke gehen |
Der heutige Tag war geprägt von einer kaum noch
zu steigernden Unruhe, die als Höhepunkt das Auftauchen und Landen
eines Storches auf dem Giebel des alten Rathauses brachte. Der
sechsminütige Aufenthalt endete mit der Vertreibung dieses
Interessenten durch den rechtmäßigen Nestbesitzer. Zwischen 9 Uhr
und 15 Uhr ging es am Nest zu wie in einem Taubenschlag! Schorsch
flog in diesen Stunden mindestens zehn Mal ab, um unmittelbar danach
wieder im Nest Fuß zu fassen. Dies tat er nur, um seine
Besitzansprüche zu unterstreichen und weil jedes Mal ein fremder
Storch in unmittelbarer Nähe des Nestes kreiste. Der schon erwähnte
Höhepunkt war schließlich die schon erwähnte Landung eines Fremden
auf dem Dachfirst. Mit größter Wahrscheinlichkeit trug dieser Storch
keinen Ring, auf alle Fälle besaß er keinen ELSA-Ring über dem
Fersengelenk. Damit steht fest, dass es nicht der bekannte
ELSA-Ringstorch war, der ja überdies seit 14 Tagen seine Zelte in
Gerolfingen am Hesselberg aufgeschlagen hat und dort bereits einen
Partner fürs Leben gefunden zu haben scheint.
Da liegt was in der Luft!
Der Feind ist gelandet
Jetzt reicht es aber |
Ab durch die Mitte |
Lass dich nicht mehr blicken!
Wenn sich Schorsch weiter so abweisend
präsentiert, werden ihm bald alle Felle davonschwimmen! Während man
sich an anderen Nestern längst arrangiert hat und auch bereits Eier
gelegt wurden, zieht er den Part einer alten Jungfer vor.
Jetzt brauch ich aber meine Ruhe!
Heute darf ich noch die ersten
Nach-Oster(n)eier aus Neupotz und Bornheim / Storchenscheune
vermelden. Mit dem jeweils ersten Ei ist die dortige ruhige Zeit nun
endgültig vorbei.
Bornheim/Storchenscheune
Neupotz
Übrigens: Der Angreifer vom 28. März am
Storchennest von Mosbach steht heute Abend brav und unschuldig in
seinem richtigen Nest in Aurach. Bei der Durchfahrt gelingt mir die
Ablesung an dem Ort, an den er hingehört. Nach wie vor fehlt auch
ihm eine entsprechende Partnerin. |
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31. Mrz. 08 |
Um Schorsch blieb es heute den ganzen Tag über
sehr ruhig. Er musste sich wohl erst von den gestrigen Aufregungen
erholen und verlebte somit einen sehr ruhigen und bemerkenswert
unaufgeregten Tag. Dennoch lege ich einige Schnappschüsse bei, die
beweisen, dass er zumindest in den Stunden bis zum frühen Nachmittag
meist Nestpräsenz zeigte, danach aber abdüste, um erst kurz nach 18
Uhr zur Übernachtung einzuschweben.
Schorsch mit Nistmateria |
Gefiederpflege |
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'Nestbau |
Zwischenstopp „Nest“ |
Schorsch am Abend zurück
Sichtlich mitgenommen haben dafür viele
Storchengucker die Ereignisse am Nördlinger Storchennest. Die Kämpfe
des Paares mit mindestens einem Angreifen hinterließen beim
Nördlinger Storchenmann deutlich sichtbare Spuren. Blutende Wunden
am Kopf sowie am Hals und an der Schulter belegen, mit welcher Kraft
und Hartnäckigkeit in diesem Falle um das Nest gefochten wurde.
Kampf um Nördlingen
Die mit leicht geöffnetem Schnabel
ausgeführten Hiebe können sogar beim Menschen tiefe Stichwunden
verursachen. Ihr Tagebuchschreiber durfte dies bei
Storchenberingungen früherer Jahre regelmäßig erfahren.
Das Eierlegen in den Nestern geht munter
weiter. So melden Adelsdorf und Höchstadt heute Ei Nummer 4 bzw. Ei
Nummer 3.
Höchstadt
Solange uns Schorsch nicht stärker auf Trab
hält, werde ich weiter ein wenig über den eigenen Tellerrand
hinausblicken und auch von Exkursionen in meinem Arbeitsgebiet
erzählen. Meine heutige Ausfahrt galt vor allem der Situation an der
Wörnitz. In Wittelshofen ist offensichtlich alles geklärt. Ein
unberingtes Storchenpaar brütet und hatte bislang von fremden
Störchen nichts zu befürchten. Ein wenig anders stellt sich die
Situation im benachbarten Gerolfingen dar. Storchenmann dort ist
nach wie vor der uns vom Dinkelsbühler Nest bekannte ELSA-Storch.
Dieser hatte Schorsch mehrere Male besucht und ist nun endgültig an
den Hesselberg umgezogen. Seine Partnerin hat allerdings seit
letzter Woche schon wieder gewechselt. Sie trägt nun einen blauen
Farbring über den Zehen. Ihre Herkunft ist deshalb schwer
ermittelbar, weil eine Inschrift offenbar fehlt oder nur äußerst
schwer lesbar ist. Ich erfahre bei meinem Besuch, dass heute schon
wieder vier Störche erschienen, die sich sehr um das Nest bemühten.
So darf fast sicher angenommen werden, dass in der Besetzungsfrage
das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. In Wassertrüdingen hat
sich das unberingte Paar (vielleicht sogar das aus dem Vorjahr)
offenbar durchgesetzt.
Wassertrüdingen
In Auhausen gab es am dortigen Nest noch keinen
Anflug, dafür zeigt das Dach der Kirche erneut kräftige Spuren, die
von regelmäßigen Übernachtungen einiger Störche zeugen. In Oettingen
gibt es ebenfalls ein unberingtes Storchenpaar, das während meiner
Anwesenheit erfolgreich Liebe machte. In Deiningen im Ries herrscht
noch Ruhe, während das Paar in Löpsingen mit der Brut bereits
begonnen hat.
Löpsingen
Fazit: Obwohl es immer noch März ist, hat sich
an den meisten Nestern bereits Storchenleben etabliert und die
momentanen Kämpfe allerorten belegen, dass der Storchenzug noch im
Gange ist und dass mit weiteren Erfolgsmeldungen im Verlaufe des
April gerechnet werden darf. |
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1. Apr. 08 |
Das besondere Datum durfte für den einen oder
anderen Aprilscherz herhalten! Allen, die sich in dieser Beziehung
verdient gemacht haben, sei von dieser Seite ein großes Dankeschön
abgestattet. Aus den Beiträgen ging ganz eindeutig hervor, dass sich
alle nach einem Partner für Schorsch sehnen und vielleicht nach
einer erfolgreichen Aufzucht von mindestens drei oder vier Jungen.
Ich darf sie aus gegebenem Anlass auf den Tagebucheintrag vom 1.
April 2002
(http://www.bn-ansbach.de/storchcam/chronik_02/chronik2002_04.htm)
hinweisen und zur Lektüre empfehlen, in dem Webmaster Wolfgang
Horlacher einen in Ausführung und Inhalt kaum zu schlagenden
Aprilscherz vom Stapel ließ. Wie nah sich später Utopie und
Wirklichkeit kamen, sollte im April 2007 ein waschechter Rosapelikan
beweisen, der mehrere Storchennester im Fränkischen und Schwäbischen
besuchte und deren Bewohner zu der einen oder anderen Attacke
herausforderte. Auch über diese Ereignisse berichtete ich damals im
Tagebuch. Deshalb sollten Sie keine Minute zögern und die
entsprechenden Seiten unter dem Datum vom 14. April 2007
nachblättern.
http://www.bn-ansbach.de/storchcam/Chronik_07/chronik2007_04.htm
Schorschs Tagesablauf spielt sich nun schon
einige Tage stets nach dem gleichen Muster ab. So durfte es einen
nicht verwundern, wenn er auch am ersten April nicht wesentlich
anders verfuhr. Nach einem frühen morgendlichen Abflug, erschien er
mit Nistmaterial nach einer guten Stunde wieder, um einen längeren
Nestaufenthalt „hinzulegen“. Ein nur wenige Minuten dauernder Flug
diente dazwischen erneut der Beschaffung von Nistmaterial. Um die
Mittagszeit schien sich erneut ein Feind am Himmel abzuzeichnen,
denn Schorsch gab eine kurze Vorstellung, bei der er alle Register
seiner Dominanz zog. Zwischen 14 und 15 Uhr pflegt sich Schorsch
dann endgültig zu verabschieden, um erst zur Übernachtung
einzuschweben. Mit dieser Einteilung bringt es unser Schorsch im
Augenblick auf eine Nestanwesenheit von 5 bis 6 Stunden vom
Tagesanbruch bis zur Abenddämmerung gerechnet. Für etwa 7 Stunden
täglich müssen alle Seher dann mit einem „schorschlosen“ Nest
Vorlieb nehmen.
Ein ganz normaler Schorsch-Tag
Heute gelang es mir zufällig, einen weiteren
Nachweis zu erbringen, was Schorsch in den Stunden, in denen er an
unserem Nest abgängig ist, so alles treibt? Dass er Nahrung sucht,
frisst, in Ruhephasen auch regelmäßig draußen vor den Toren der
Stadt sein Gefieder pflegt und den Luftraum beobachtet, kann als
selbstverständlich gelten, doch meine Beobachtung von heute 17:05
Uhr verdient eine gesonderte Erwähnung.
Ich startete einen kleinen Ausflug Richtung
Dinkelsbühl entlang der Wörnitz. Ich sah am Schopflocher Nest vorbei
und stellte bei einem kurzen Halt fest, dass die Kotspuren am Dach
unterhalb des Nestes zwar gewachsen waren, aber ein Storch befand
sich nicht im Nest. Zwischen der Froschmühle und Maulmacher
untersuchte ich einen bei Schorsch beliebten Nahrungsplatz, in dem
heute großflächig die Laichballen von Teichfröschen zu sehen waren.
Die Fotos dazu finden Sie in diesem Eintrag.
Nahrungsbiotop...
...mit Froschlaich
Da muss Schorsch noch etwas warten!
Bei der Rückfahrt steuerte ich noch einmal das
Schopflocher Storchennest an und sah vom Wörnitztal aus hoch oben im
Nest auf dem Rathaus einen Storch stehen. Zwei Minuten später hatte
ich das Gebäude erreicht, mein Fernglas angesetzt und war bass
erstaunt! Es war unser aller Schorsch, der sich mir präsentierte.
Einen solchen Schnabel gibt es in der gesamten Storchenwelt nur
einmal. Etwas längerer Oberschnabel im Vergleich zum Unterschnabel,
beide Schnabelhälften um einige Zentimeter gegenüber einem richtigen
Storchenschnabel verkürzt.
Ehe mir auch noch ein Belegfoto durchs Spektiv
gelungen wäre, flog Schorsch bereits wieder ab. Vielleicht war er
sich der Gefahr bewusst, die ihm wegen der Unrechtmäßigkeit seiner
Tat drohen könnte. So beließ er es bei einer Stippvisite und machte
sich weiter auf die Socken. Solche Besuche alleinstehender Störche
sind keine Seltenheit. Ich bin mir absolut sicher, dass selbst im
Umkreis von 10 bis 15 Kilometer um das Dinkelsbühler Nest Schorsch
überall auftauchen und genauso wieder verschwinden kann. Berichte
aus Mosbach, Weiltingen, Gerolfingen und anderen Orten erzählen
immer wieder von fremden Störchen, die dort für Ärger und Aufregung
gesorgt hätten. Sicher gehörte im einen oder anderen Fall auch unser
Schorsch dazu. |
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2. Apr. 08 |
Ich führte heute ein längeres Telefonat mit
Herrn Heinrich Schabert, dem ehemaligen Präsidenten des Rotary-Clubs
Dinkelsbühl-Feuchtwangen. Unter seiner Präsidentschaft entstand die
Verbindung zwischen dem Club und unserer Storchenkamera. Seitdem
dürfen wir die Rotarier zu den alljährlichen Förderern (siehe
Button auf der Kameraseite sowie auf jeder Anfangsseite meines
Tagebuches) unseres Projektes zählen. Ich nehme mein heutiges
Gespräch auch zum Anlass, mich im Namen aller für die langjährige
Unterstützung zu bedanken. Ich wünsche mir, dass wir auch weiterhin
aus den Reihen der Rotarier Zuwendungen erfahren dürfen.
Herr Schabert – und nun zum Inhalt unseres
Gespräches - ist auch passionierter Jäger und Angler. In dieser
Funktion stattete er heute dem Mündungsbereich des Walkmühlgrabens
in die Wörnitz (für Ortskenner liegt das Gebiet südlich der
Kläranlage in Höhe Radwang) einen Besuch ab. Er angelte dort
vornehmlich Brachsen. Unvermittelt schwebte, aus der Stadt kommend,
unser Schorsch heran und landete nur etwa 5 Meter von der angelnden
Person entfernt.
Dieser Personenkreis muss auf Grund der
letztjährigen Erfahrungen mit Anglern in Schorsch eine Signalwirkung
auslösen, dessen Inhalt ungefähr wie folgt lautet: Von Menschen, die
in gedeckter, Braun- und Grüntöne bevorzugender Bekleidung am Ufer
eines Gewässers stehen oder sitzen, geht keine Bedrohung aus. Im
Gegenteil könne man davon ausgehen, dass bei entsprechender
Hartnäckigkeit auch Beute von solchen Personen erhältlich sein
könnte.
Gesagt, getan! Als Herr Schabert eine Brachse
und später auch Fischinnereien anbot, hätte sie ihm Schorsch fast
aus der Hand gerissen. Der Angler hielt es dabei sogar für leicht
möglich, Schorsch zu greifen und seiner jederzeit habhaft zu werden.
Nach Schorschs Schnabelverletzung war es gerade
der genannte Personenkreis, der durch Zufütterungen dessen Überleben
erleichterte. Die heutige Beobachtung beweist, dass unser Schorsch
seitdem in dieser Weise geprägt ist und er darauf zu „spechten“
scheint, Angler um Futter anzubetteln. Ob er eine solche
Verhaltensweise nach seiner Rückkehr nach Dinkelsbühl auch in diesem
Jahr schon öfter zur Anwendung brachte, ist mir bisher noch nicht
bekannt geworden. Allem Anschein nach ist es aber doch der Fall.
Deshalb bitte ich von dieser Stelle aus, mir gegebenenfalls solche
Beobachtungen zu melden und weiter alle Personen darauf hinzuweisen,
auf jegliche Fütterungen zu verzichten. Auch Überlegungen, erneut zu
versuchen, Schorsch einzufangen und ihm eine verspätete
Schnabelkorrektur zu verpassen, sollten schleunigst über Bord
geworfen werden!
In Schopfloch – dort machte Schorsch gestern
Nachmittag kurz Station – stand heute gegen 17.30 Uhr der
rechtmäßige Besitzer der dortigen Storchenbehausung im Nest. Er ließ
sich eindeutig an seinem langen und unverletzten Schnabel erkennen.
Ehe Schorsch heute Abend gegen 18:23 Uhr zur
Übernachtung anrückte und danach auch nicht mehr abflog, brachte er
es auf insgesamt gerade mal 3 Stunden Anwesenheit am Nest. Dieser
Wert konnte unsere Seher sicher nicht vom Hocker reißen. Irgendwie
ist im Augenblick bei Schorsch der Wurm drin. Seine Nummer 6 lässt
nun ebenfalls schon sehr lange auf sich warten und einen anderen
Partner will er sich auf keinen Fall angeln. Da bleibt guter Rat
teuer. Wer sich so verhält, darf sich nicht wundern, wenn er
abschließend allein zurückbleibt. Ich will nicht schwarz malen, doch
auch eine solche Lösung halte ich für nicht ausgeschlossen.
Schorsch machte sich heute sehr rar!
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3. Apr. 08 |
Schorsch kocht auf Sparflamme! Da er im
Augenblick offensichtlich von keinem Fremdstorch etwas zu befürchten
hat, gönnte sich der Noch-Single vermehrt einige Auszeiten.
Ab zum Frühstück
Nach seinem morgendlichen Abflug hielt er es
insgesamt lediglich gut zwei Stunden am Nest aus, die restliche Zeit
trieb er sich unbeobachtet herum.
Noch müde? |
Hallo, ist da jemand? |
Ein seltener Anblick!
Schorsch mit Nistmaterial!
Dies sei ihm auch gegönnt, zumal am späten
Nachmittag die Kameratechnik urplötzlich von der Stromzufuhr
abgenabelt wurde. Der letzte Arbeiter, der die Baustelle „Altes
Rathaus“ verlassen hatte, hatte wohl im Übereifer des Gefechtes den
falschen Schalter umgelegt. Die Folge war, dass alle
Storchencamgucker von da an nicht mehr sahen, als ein von Schorsch
verlassenes Nest. So blieb es bis zum Einbruch der Dunkelheit und
der Zeitpunkt von Schorschs Rückkehr blieb allen verborgen. Halb so
schlimm! Morgen werde ich mich um die Behebung des kleinen
Bildausfalls kümmern.
Ein bemerkenswerter Nachtrag soll zeigen, dass
das Paar in Nördlingen die Aufregungen und Kämpfe um das Nest gut
gemeistert hat. Bereits in der Nacht vom 31.3. auf den 1.4. wurde
das erste Ei gelegt, dem heute das zweite folgte. Nach den blutigen
Auseinandersetzungen um das Nest hätte wohl kaum jemand mit dieser
schnellen und höchst erfreulichen Wendung gerechnet.
Das zweite Ei im Nördlinger Nest |
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4. Apr. 08 |
Der Strom fließt wieder! In den
Vormittagsstunden muss wohl einer der im alten Rathaus Arbeitenden
den Stecker in die entsprechende Steckdose gesteckt haben und
Schorsch tauchte endlich auf. Na also! Geht doch!
Lebenszeichen von Schorsch!
Schorsch hatte wieder mal so einen unruhigen
Tag. Nach längerer Zeit ergab sich der Eindruck, dass er sich nicht
so recht vom Nest entfernen wollte.
Der standhafte Schorsch |
Bei der Nestkontrolle |
Vielleicht kann uns KaiserPingi für den
heutigen Tag noch mit einer Tageszusammenfassung etwas
Nachhilfeunterricht geben, denn für die wichtigsten Ereignisse des
Tages liegt (immerhin!) nur ein Schnappschuss vor. Gerade dieser
eine Beleg stellt eine sehr wichtige Begebenheit dar. Sie zeigt
einen weiteren Besucher des Nestumfeldes, der am rechten Bein
oberhalb des Fersengelenkes einen überaus charakteristischen Ring
trägt.
Man schrieb 15:52 Uhr, als auf dem Dachfirst
des alten Rathauses ein fremder Storch erschien, der entspannt sich
der Gefiederpflege hingab, während Schorsch seinerseits entspannt im
Nest lag und keine Absicht an den Tag legte, den Eindringling zu
verfolgen und aus seinem Revier zu jagen.
Ein neuer Besucher
Eine solche Situation hatten wir an unserem
Nest schon einige Male. Stets an derselben Stelle auf dem Dachfirst
landeten schon mehrere Störche und jeder Besucher sowie auch
Schorsch verhielten sich dabei fast identisch. Nach einigen Minuten
endeten solche Begegnungen mit dem Abflug beider. Zum Nest kehrte
danach jeweils nur Schorsch zurück, während der Eindringling das
Weite suchte. Landungen im Nest erfolgten nur selten, zu
nachgewiesenen Körperkontakten kam es nur einmal.
Der bislang einzige Schnappschuss der
beschriebenen Situation zeigte also einen Storch, der über dem
Fersengelenk mit einem weißen Kunststoffring gekennzeichnet war.
Solche Ringe werden seit dem Jahre 2001 vor allem im Elsass
verwendet. Sie tragen einen Code, der aus vier Buchstaben besteht.
Die Kenntnis der Reihenfolge der Buchstaben reicht aus, um den Vogel
eindeutig zu identifizieren. Zugleich tragen die so markierten
Störche am jeweils anderen Bein einen schmalen Aluminiumring der mit
vier Ziffern beschriftet ist. Im letzten Jahr tauchten solchermaßen
beringte Störche erstmals an Wörnitz und Altmühl auf. Die guten
Bestandszahlen im Osten Frankreichs und der dortige starke
Bestandsanstieg hatten und haben offenbar noch immer zur Folge, dass
sich geschlechtreife Tiere neue Lebensräume erschließen und suchen
müssen. Dies führt sie dann sehr schnell auch bis nach Franken. Im
Augenblick – und die Storchensaison ist ja erst im Anlaufen – konnte
ich in diesem Jahr schon drei Franzosen im westlichen Mittelfranken
feststellen, die bereits eine Brut begonnen haben. Es sind dies
jeweils ein Brutstorch in Leutershausen, Herrieden und Laubenzedel.
Ist der heutige Besucher am Dinkelsbühler Storchennest ein
potenzieller weiterer Kandidat in dieser Liste?
Nachdem der Gast wieder verschwunden war, begab
ich mich kurz vor 17 Uhr auf die Suche. Ich dachte im Stillen, dass
ich ihn vielleicht in den Wiesen im Wörnitzgrund irgendwo erspähen
könnte. Als ich meine erste Station erreichte, traute ich meinen
Augen nicht! Im Nest auf dem Dach des Rathauses von Schopfloch
stand erstmals ein zweiter Storch. Anders als bei Schorsch durfte
der Neue beim schon lange die Stellung haltenden Männchen landen und
eine Kopulation bewies, dass der Neue eine „Sie“ war. Und zur
Krönung der Geschichte trug „Sie“ einen Ring wie ihn auch der
Besucher an unserem Nest eine Stunde vorher gezeigt hatte. Keine
Frage! Die beiden Störche waren identisch und ich konnte ohne Mühe
die vier großen Buchstaben auf dem Ring mit meinem Spektiv erkennen,
so dass nun in einem nächsten Schritt der Beringungsort ermittelt
werden kann.
Wenn man bei Schorsch nicht zum Zuge kommt,
sucht man sich eben den Nächstbesten, in unserem Fall eben den
Single-Storch im rund 6 Kilometer entfernten Schopfloch. Das
Ergebnis ist immer dasselbe. Nachdem der ELSA-Storch der beiden
ersten Märzwochen stets gegen Schorsch den Kürzeren zog, wanderte er
nach Gerolfingen ab und ist inzwischen auch stolzer Partner einer
Störchin. Als der heutige Besucher bei Schorsch keinen Gefallen
fand, flog er flugs nach Schopfloch und kann vielleicht in diesem
Jahr dort Mutterfreuden entgegensehen.
Während meiner Anwesenheit in Schopfloch hatte
ich einige Male die Gelegenheit, beide Partner des Paares in Größe
und weiteren Körpermerkmalen zu vergleichen. Der Ringstorch – bei
der Paarung als Weibchen zu erkennen – zeigte dabei einen Schnabel,
dessen Höhe an der Basis nicht ganz den Wert des Männchens
erreichte. Ebenso wirkt der Schnabel auch in seinem weiteren
Verlauf insgesamt weniger mächtig. Die weniger intensive Rotfärbung
des weiblichen Schnabels stellt dagegen kein geschlechtsspezifisches
Merkmal dar.
Nun scheint sich also eine weitere Französin
anzuschicken, in Franken für Storchennachwuchs zu sorgen.
Bei Schorsch legte sich die Unruhe bald nach
dem Verschwinden seiner Nicht-Angebetenen. Die Gefahr war ganz
offensichtlich vorbei.
Für heute reicht mir die Aufregung!
Dennoch erschien unser Dauergast am Abend
überraschend früh wieder am Nest, wer aber gedacht hatte, er würde
bleiben, wurde enttäuscht.
Schon zurück?
Schorsch flog noch einmal ab. Den Rest bis zum
Einbruch der Dunkelheit muss ihn Ihnen leider auch heute schuldig
bleiben. Erneut kam es im alten Rathaus zu einem Stromausfall, der
für den nächsten Tag einen weiteren unverhofften Besuch in
Dinkelsbühl erforderlich machen wird. |
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5. Apr. 08 |
Ein Herz für Störche zeigte heute in besonderer
Weise Manfred Schachner, Inhaber eines Dinkelsbühler
Elektrogeschäftes und mit der Elektrik im alten Rathaus bestens
vertraut. Er nahm sich die Zeit und sorgte am Vormittag dafür, dass
Kamera und dazugehöriges Equipment wieder mit Strom versorgt werden
konnten. Ab diesem Zeitpunkt liefen die Bilder wie am Schnürchen und
wir durften am Leben unseres Schorschs für einen weiteren Tag
teilhaben. Hoffen wir, dass damit für die nächste Zeit Störungen
dieser Art auf ein Minimum gesenkt werden können.
Mit dem Rücken zur Kamera |
Schnell mal Nistmaterial holen |
Da bin ich wieder!
Schorsch stand, wie es sich gehört, bei der
Aktualisierung des Bildes im Nest und stellte sich eine gute Stunde
seinem Publikum. Ein kurzer Abflug endete schon nach vier Minuten
mit der erneuten Landung und dem Eintrag einer kleinen Gabe
Nistmaterial. Danach wurde es sehr ruhig ums Nest. Von einer
einminütigen Stippvisite, deren Ursache vielleicht erneut ein
Luftfeind war, abgesehen, blieb der Nestinhaber bis zu seinem
Übernachtungsanflug kurz vor 20 Uhr außer Haus.
Dennoch ist noch ein kleines Highlight vom
Vormittag zu vermelden und in einer gelungenen Animation
vorzustellen. Ein besonderes Kennzeichen im Verhalten Schorschs
konnte wieder einmal bestaunt werden. Dazu verlässt der Nestbesitzer
seine Wohnstatt, läuft einige Schritte auf dem Dachfirst entlang und
hüpft nach einigen Minuten - nicht ohne das Nest von außen einer
Kontrolle unterzogen zu haben – wieder in seinen Wohnbereich.
Der Dachspaziergang
Genehmigt man sich einen Rundgang durch die
vielen Kameranester mit Storchenbesatzung, stellt man schnell fest,
dass die allermeisten bereits von einem Paar besetzt sind und in
manchen auch schon mit der Brut begonnen wurde. Auch wenn die dabei
zu Gesicht kommenden Nester sich in der Struktur wenig ändern, gibt
es doch in der Gestaltung der Nestmulde, sowie in Höhe und
Durchmesser des Nestes gewaltige Unterschiede. Für diese
Variabilität sind in erster Linie die Störche selbst verantwortlich
und dort, wo man sie bauen lässt, wie sie wollen, ist die
Variabilität besonders groß. Leider gibt es immer noch Zeitgenossen,
die sich regelmäßig und jedes Jahr von Neuem in die Gestaltung der
Nester einmischen. Sie tun dies stets aus gutem Willen und in der
Absicht, das Nest möglichst wasserdurchlässig zu halten. Doch
dadurch wird der mögliche Tod der Jungen – so wie im letzten Jahr in
Teilen Frankens – nicht verhindert. Es liegt nämlich
nicht an
ins Nest eingebauten Plastikfetzen, wenn es zu Todesfällen kommt. So
gesehen hätte es in Erlangen und in Höchstadt im letzten Jahr zu
keinen Verlusten kommen dürfen, denn beide Nester werden alljährlich
von Grund auf umgestaltet.
Es ist also kompletter Unsinn, wenn man
behauptet, dass in Nestern flächendeckend Plastikteile eingebaut
sind. Bei einem Nestdurchmesser von durchschnittlich 1,50 Metern
kommt man da locker auf eine Nestfläche von fast 5m². Decken Sie
eine solche Fläche einmal mit handtellergroßen Kunststoffteilen
bündig zu! Es wird Ihnen nicht gelingen!
Als Beweise werden Fundstücke aus abgetragenen
Nestern vorgeführt und damit die Notwendigkeit von Nestsäuberungen
postuliert. Kein Zweifel, dass in einem seit Jahrzehnten gewachsenen
Storchennest von zwei Metern Durchmesser und zwei Metern Höhe viele
Teile gefunden werden, die man dort nicht erwartet hätte, denn die
Sammeltätigkeit eines Storchenpaares in der Nestbauphase ist
grenzenlos. Da lassen sich von einer Damenstrumpfhose bis zu
Handschuhen, Aldi-Einkaufstüten, Abdeckfolien vom Malerbedarf,
Schwimmreifen, Badesandalen und vieles andere in teilweise hohen
Stückzahlen nachweisen.
Aber sie wissen! All diese Teile kommen nicht
auf einmal und in einem Tage zum Nest, sondern dies verteilt sich
auf Wochen, Monate und Jahre. Nebenbei - und dies macht 99 Prozent
des Gesamtnestes aus – werden Naturprodukte eingetragen, die einem
ganz normalen Verrottungsprozess unterliegen und aus einem
Storchennest einen Komposthaufen schaffen, der sogar Wärme
produziert und an kühlen Tagen damit in den Temperaturhaushalt der
Störche positiv eingreift. Eines steht fest: Die Nistweise der
Störche hat sich in den vergangenen gut 100 Millionen Jahren
bewährt und entwickelt. Da darf man getrost annehmen, dass dies so
in Ordnung geht. Andernfalls wäre diese Tierart wohl ausgestorben
oder sie hätte im Laufe der Evolution eine andere Nestkonstruktion
in ihr Programm mit aufgenommen oder wäre gar zum Höhlenbrüter
mutiert.
Ein Schnappschuss aus einem ungarischen
Kameranest brachte mich übrigens auf diesen kurzen Exkurs zum Thema
„Storchennest“. Man darf davon ausgehen, dass sich dort kein Mensch
um solch überflüssige Aktionen wie Nestsäuberung oder Nestkosmetik
kümmert. Und das ist gut so!
Das ungarische Nest
Aber in deutschen Landen entspricht der Zustand
vieler Storchennester eben dem Zustand der heimischen Vorgärten und
dem gepflegten Äußeren heimischer Eigenheime. Da muss man es
verstehen, dass das Nest auf dem Dach einen ebenso gepflegten
Eindruck hinterlassen muss mit feuerverzinktem Edelstahlnistkorb und
keinerlei Fremdkörpern im Nestinneren. Man gönnt sich ja sonst
nichts!
Glückliche Störche in Ungarn? Oder steht zu
vermuten, dass sie sich wegen der mangelnden Pflege ihrer
Niststätten zu den ungeliebten Tieren zählen lassen müssen?
Da hat sich doch das Storchenpaar in Darany die
Unverschämtheit erlaubt, auf einem wahren Trümmerhaufen von Nest
sich häuslich einzurichten. Hierzulande hätte ein solcher
Schandfleck von Nest die Jahre bestimmt nicht überdauert. Solch ein
Nest stelle eine Gefahr für das Überleben der Jungen dar, man müsse
Fremdkörper unbedingt entfernen usw., heißt es da immer!
Nun hat das ungarische Storchenpaar sehr
schnell erkannt, dass es für seine Absichten, nämlich ein Gelege zu
zeitigen, nicht den gesamten Bereich des Nestes beanspruchen muss,
sondern dass es völlig genügt, nur einen Bruchteil des Nestkomplexes
in sein neues Bau- und Brutvorhaben mit einzubeziehen. Ein kleiner
„Damm“ aus Nistmaterial genügt, um das Herabkullern des ersten Eies
zu verhindern und eine brutfähige Unterlage zu schaffen. So wünschte
man es sich auch bei uns öfters. Denn ganz im Vertrauen: Störche
sind, was ihre Brut und ihre Kompetenz für den Nestbau anbelangt,
nicht blöd und brauchen die Hilfe des Menschen während der Brutzeit
wirklich nicht. Nisthilfen zu schaffen, ist sicher eine von Fall zu
Fall praktikable Lösung auf dem Gebiet des Storchenschutzes, jedoch
in der Folgezeit managen unsere Lieblinge die Niststätte ganz allein
und man sollte sich freuen, die Nester in die Höhe wachsen zu sehen
und zu regelrechten Storchenburgen werden zu lassen. Aber Sie wissen
ja! Die Hecke ums häusliche Grundstück muss ja ebenso alljährlich
geschnitten und in Form gebracht werde. Da steht es einem
Storchennest doch erst recht zu, wenn man ihm jedes Jahr einen
Radikalschnitt verpasst!
Wir werden die Entwicklung in Darany/Ungarn via
Internet gespannt und mit Freude weiter verfolgen und die
Kreativität einer Wildvogelart bewundern dürfen. Ich lade Sie dazu
unter folgendem Link herzlich dazu ein.
http://www.kki-darany.hu/
Für eine nachmittägliche Exkursion blieb
ebenfalls noch Zeit, auch wenn es teilweise heftig regnete und an
ein Aussteigen aus dem Auto kaum zu denken war. Bei Aurach – hier
ist der Storchenmann auf dem Rathaus ebenfalls noch Single – kamen
im Gebiet „Schwaigau“ neben zwei Brachvögeln auch ein Trupp von 35
Hohltauben zur Beobachtung. Erfreulichstes Ergebnis der Reise in
Bezug auf Störche. In Neunstetten gibt es seit kurzem ein komplettes
Storchenpaar. Ein unberingtes Weibchen hat die lange Wartezeit für
den Storchenmann endlich beendet. |
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6. Apr. 08 |
Weder Feind noch Freund ließen sich heute am
Nest blicken. Schorsch blieb seiner Devise einen weiteren Sonntag
treu: Ich bleibe alleine und lass keinen anderen ins Nest als meine
alte Nummer 6!
Wenn das mal gut geht, Schorsch!
So kann nur erneut auf den gewohnten
Tagesablauf geblickt werden, der am Vormittag und dann weiter bis in
die frühen Nachmittagsstunden Schorschs Anwesenheit vorsieht und
danach für die restlichen fünf Stunden bis zur Dämmerung lediglich
ein leeres Nest anzubieten hat.
Ein Spaziergang
Als Ausgleich für die lange Anwesenheit in der
ersten Tageshälfte müssen wir Schorsch eben dann umso länger
entbehren. Auch an diesem Tag überraschte der Einzelgänger erneut
mit einem Spaziergang auf dem Dachfirst, einer Außeninspektion und
baldiger Rückkehr ins Nest. In unregelmäßigen Abständen unterbrach
Schorsch seine Tätigkeiten im Nest durch kurzzeitiges Klappern und
Drohen, was auf einen Störfaktor in weiterer Entfernung hinwies,
aber nicht mit einem Angriff oder einem Vorbeiflug eines
Fremdstorchs in geringer Entfernung gleichzusetzen war. In einem
Falle gelang nach langer Zeit die Beobachtung einer Dohle, die sich
beim Diebstahl von Nistmaterial ertappen ließ.
Erwischt!
Punktlandungen
Ein Blick in das ungewöhnliche Nest von Darany
soll die weitere Entwicklung dort beleuchten. Machen Sie sich selbst
ein Bild, wie es das Storchenpaar anstellt, ein neues Nest auf dem
alten zu etablieren.
Die Baumeister von Darany |
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Im
Naturschutztagebuch von Thomas Joas finden Sie neben
Einträgen zum Storchennest auch zahlreiche weitere Beiträge zur
Naturschutzarbeit. |
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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere
Spenden
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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