Storchenkamera
 
Storchentagebuch 2007
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 8

8. Jun. 07

Ein abschließendes Resümee über die Jungenverluste in den bayerischen Storchennestern ist natürlich noch nicht möglich, es sollten aber ein paar Zahlen schon jetzt zurecht gerückt werden!

Im letzten Jahr gab es in Bayern 143 Storchenpaare, die insgesamt 220 Junge zum Ausfliegen brachten. Dies entspricht einem Durchschnittswert von 1,5 ausfliegenden Jungen pro anwesendem Brutpaar (in unserem Falle also von 143). In dieser Zahl 143 sind natürlich auch die Paare enthalten, die im fraglichen Jahr nur einen Brutversuch unternommen oder Gelege und/oder Eier verloren oder – wie heuer ehr häufig vorkommend – ihre Jungen aus verschiedensten Gründen nicht bis zum Flüggewerden betreuen konnten. Diese Zahl ist für die Beurteilung der Vitalität einer Teilpopulation die allerwichtigste und gibt Aufschluss über Katastrophenjahre und über die Entwicklung und die Entwicklungschancen, die sich für die Zukunft ergeben. Rechenmodelle, die als Ergebnisse einer konsequenten Beringungsarbeit erstellt werden konnten, haben kurz zusammengefasst folgendes Ergebnis erbracht. Unter Berücksichtigung der Moralität bei Weißstörchen muss die durchschnittliche Jungenzahl eines Gebietes (hier Franken), bezogen auf alle anwesenden Brutpaare oder brutwilligen Störche, den Wert 2,02 JZa erreichen. In sehr guten Jahren wird dieser Wert knapp überschritten, in schlechten (2006: 1,52 JZa, 2007: unter 1,00 JZa??) mehr oder weniger deutlich unterschritten. Ermittelt man einen durchschnittlichen JZa-Wert aus den vergangenen Jahrzehnten für das westliche Mittelfranken (1969-2006), erhält man einen Wert von 1,9 JZa (Extreme zwischen 0,7 und 3,0 JZa). Pro anwesendem Storchenpaar fliegen demnach 1,9 Storchenjunge im Durchschnitt jedes Jahr aus! Der Einfachheit halber runde ich für meine weiteren Berechnungen auf 2,0 ausfliegende Junge auf!

Nachdem es im letzten Jahr 143 Storchenpaare in Bayern gab und es sicher 2007 deutlich mehr sein werden, erhöhe ich die Werte der anwesenden Brutpaare auf 150. Um leichter rechnen zu können eignet sich dieser Wert ganz gut. Auch wenn es vielleicht sogar über 160 Paare sind, wird der Fehler dennoch kleiner sein, da ich auch auf 2,0 JZa aufgerundet habe. Wetter hin oder her! Nach der 40-jährigen Statistik wären in diesem Jahr rund 300 Jungstörche in Bayern ausgeflogen. Ein besseres Ergebnis wäre dabei ebenso möglich gewesen wie ein schlechteres.

Nun gehen Zeitungsberichte, deren Verfasser mit Zahlen aus dem Nürnberger und Erlanger Raum versorgt wurden, allein von 500 toten Jungstörchen in Bayern aus! Sie sehen schon, wie wenig seriös diese Zahlen sind, denn es waren überhaupt nur insgesamt 300 zu erwarten und dann sind 500 Tote schon ein kleines oder größeres Kuriosum! Ich will die Katastrophe in diesem Jahr auf keinen Fall schön reden, aber man sollte doch bei der Wahrheit bleiben!

Bei Stallhaltung von Weißstörchen kommen wir schon auf entsprechende Zahlen, wie sie in den Medien verbreitet werden. Da hat nämlich ein Storchenpaar – gerundet – 5,0 Eier pro Jahr. Bei Stallhaltung und/oder einer Lebensweise, die von Fütterungen abhängig ist und bei Regen und Kälte und bei anderen Gelegenheiten Eingriffe zulässt, komme ich bei 150 Brutpaaren in Bayern (100% Ausfliegeerfolg!) auf 750 Junge im Jahr. Da nähern wir uns mit den 500 Toten schon der gewünschten, richtigen Größenordnung!

Bleiben wir aber im Weiteren bei der Realität und die geht von maximal 300 ausfliegenden Jungen aus. In den Landkreisen Ansbach und Weißenburg-Gunzenhausen werden, wenn es von nun an gut weiterläuft, 20 - 30 Junge ausfliegen. Damit käme ich für Bayern auf 100-150 in diesem Jahr. Ich tendiere eher zu der unteren Grenze von 100 und käme damit auf möglicherweise 200 tote Jungstörche und einer hypothetischen JZa von gerundet 0,7. Ein zugegeben schlechter Wert, der sich aber in den nächsten Jahren wieder verbessern sollte. Da Störche seit kurzem regelmäßig im Alter von zwei Jahren bereits in das Brutgeschehen eingreifen, könnte 2009 ein leichter Bestandseinbruch bei den Brutpaaren  zu verzeichnen sein. Wenn nicht?!

Das bisher Ausgeführte gilt, streng genommen, für isolierte Teilpopulationen, die ein Abwandern oder eine Zuwanderung aus anderen Gebieten nicht vorsehen. Nun haben wir ja das Glück, dass unsere Störche an einem regen Austausch in alle Himmelsrichtungen mit anderen Storchenpopulationen beteiligt sind und nicht wie angewurzelt nur in der Nähe ihres Geburtsortes siedeln. Dasselbe gilt natürlich auch für Störche in einem tausend Kilometer um Dinkelsbühl zu ziehenden Radius. Wir entsenden also Störche in diesem Umkreis, beziehen aber auf der anderen Seite auch von dort Nachwuchskräfte und Verstärkung für die eigene Population. Gerade das, was sich seit Jahren westlich unserer Landesgrenzen ereignet, verdient die höchste Aufmerksamkeit. Ich spreche von einer explosionsartig nach oben schnellenden Populationsentwicklung in Spanien und nicht zuletzt auch in Frankreich. In diesen beiden Ländern geschah mit dem Storchenbestand in wenigen Jahren Gewaltiges. Während in Franken Störche gefönt, mit warmen Eimern am Leben gehalten oder einfach wie Haustiere behandelt werden, schoss der Bestand westlich unserer Landesgrenzen – ganz ohne solche Spielchen und Kindereien - in die Höhe. In Spanien verdoppelte sich der Bestand in den vergangenen 10 Jahren auf nunmehr fast 35 000 Paare – Tendenz weiter steigend – während in Frankreich die jährlichen Wachstumsraten sogar bei 14% liegen und sich der Bestand von nahe Null in den 70er Jahren bis auf über 1200 Paare im Jahre 2006 steigerte. Auch in Bayern konnte sich seit Mitte der 80er Jahre, also in gut 20 Jahren, der Bestand von unter 70 Paaren auf nunmehr über 150 Paare steigern und das trotz der vielen Spielchen, die man mit unseren Störchen treibt. Wer angesichts einer solchen Erfolgsgeschichte behauptet, vom Fönen und der Gabe von Rotlicht sei das Überleben der Art abhängig, kann nur müde belächelt werden.

Die gestiegenen Bestände im Westen und unsere hohen Bestandszahlen – die höchsten seit fast 50 Jahren – werden einen weiteren Zuwachs in den nächsten Jahren bringen. Immer mehr Störche aus dem Elsass, aus Lothringen und aus anderen Landesteilen in Frankreich werden in Zukunft verstärkt nach neuen Lebensräumen suchen und dabei weitere Nester bei uns in Bayern gründen oder verlassene wieder besiedeln. Allein die Beobachtungen vieler einjähriger Störche aus Frankreich und den Gebieten am Rhein in kleinen Trupps in unserer Gegend sprechen dafür, dass die Erfolgsstory „Weißstorch“ weiter anhält.

Die Schorschis hatten es heute Morgen nicht sehr eilig, das Nest zu verlassen. Für unseren Schorsch kann der Kurzschnabel die eine oder andere Nackenwirbelverkrümmung mit sich bringen. Er muss die fehlenden, rund 8 Zentimeter ab sofort durch eine Überdehnung der Halsmuskulatur ausgleichen. Sicher eine Beeinträchtigung, die manchen Tierschützer erneut nach einem Arzt rufen lässt und irreparable Schädigungen von Teilen des Stützapparates nach sich ziehen sollte. Wie kann vorgegangen werden? Für Ratschläge bin ich jederzeit aufnahmefähig! Dass Schorsch wenigstens ausreichend Futter zu sich nimmt, beweist ein Schnappschuss, der ihn beim Absetzen eines gewaltigen Kotstrahls zeigt. Da kann man richtig durchatmen und stolz auf so viel Mist sein! Ein Scherzkeks, wer dabei schon wieder an das Tagebuch denkt!


Guten Morgen, Schorschis!

Das geht ins Kreuz
   

Verdauung funktioniert

Schorschs Abflug

Um 5:32 Uhr war es mit der Storchenherrlichkeit am Nest vorbei, ehe Nummer 6 zunächst allein und entspannt eine vorgezogene Siesta hielt. Weshalb er urplötzlich wie gestört im Nest herumsprang, sogar kurz auf den Dachfirst auswich und danach im Nest eine weitere Runde in ekstatischen Verrenkungen hinlegte, soll mal sein Geheimnis bleiben. Vor einigen Tagen wurde bei ihm schon einmal Ähnliches festgestellt.


Mittagssiesta

Wilder Tanz

 Mit dem Auftritt von Schorsch normalisierte sich der Zustand von Nummer 6 schnell.


Schorsch ist auch zurück

Als man gemeinsam ins Nahrungsgebiet startete und nicht mehr das Nest und seine Umgebung im Auge hatte, landete für kurze Zeit ein Fremder in Schorschis Appartement. Seine langen Beine sowie das Fehlen eines Ringes waren eindeutige Kennzeichen, ihn als „Nicht-Schorschi“ anzusprechen.


Der fremde Besucher

Wenn schon keine Störche gab es am Vorabend Täubchen im Doppelpack. Sie nahmen ein nicht enden wollendes Sonnenbad und schienen Gefallen an ihrem neuen Riesennest zu haben.


Turteltäubchen

Wie gehabt gestaltete sich schließlich noch der Abendeinflug. Nummer 6 eröffnete den Reigen um 21:23 Uhr, Schorsch mit dem kurzen Schnabel folgte im gleichen Atemzug.


Nummer 6 zurück

Vereint
 
9. Jun. 07

An der Storchenfront scheint wieder Ruhe eingekehrt zu sein. Auch in Teilen Spaniens hat es heuer Jungenverluste durch Wetterkapriolen gegeben. Schade, kann man da nur sagen! Dabei wäre es doch so einfach gewesen, Leben zu retten. Man hätte sich nur an der Natur- und Umwelthilfe Erlangen orientieren müssen und mehrere Tausend Storchenjunge hätten gerettet werden können. Bei 35000 Storchenpaaren und ähnlichen Verlusten, wie von der rührigen Umwelthilfe allein in Franken suggeriert (500), käme man für Spanien hochgerechnet sogar auf 200 000 tote Jungstörche. Unter solchen Umständen kann kein spanischer Storchenschützer mehr ruhig schlafen. Doch keiner dort hat auch nur eine Hand gerührt oder Junge ausgehorstet, sie gefönt, mit Futter versorgt, mit Rotlicht gewärmt und in anderer Weise Hand angelegt. Da ist es an der Zeit, unseren spanischen Freunden einmal die wichtigsten Richtlinien im Storchenschutz näher zu bringen. Wann man und wie man und wie oft man Horste anzufahren und dann zuzupacken hat! Man sollte das Merkblatt schleunigst ins Spanische übersetzen und in hoher Auflage (vorerst 50 000) herstellen und an alle Horstbesitzer und/oder Horstbetreuer in Spanien abgeben. Oder hat man Angst, dass man nach dem Lesen des Merkblattes dort Sätze hört wie: „Das kommt mir aber spanisch vor!“ Wo sie Recht haben, haben sie Recht, die Spanier!

Die Schorschis begrüßten alle Frühaufsteher in alter geistiger und körperlicher Frische. Schorsch düste als erster ab, dicht gefolgt vom Partner um 5:50 Uhr. Ein weiterer, wunderschöner Frühsommertag hielt Einzug und brachte abermals Temperaturen von knapp 30 Grad.


Der Morgen dämmert

Nummer 6 vor dem Abflug

In die mittägliche Ruhe platzte plötzlich ein fremder Besucher, der durch einen Riesenschnabel sowie eine fehlende Ringpracht sofort als solcher auffiel. Nach einem Weilchen, in dem er der Ruhe nicht so recht trauen wollte, fand er Gefallen am fremden Nest und begann sich häuslich einzurichten. So ging das eine gute halbe Stunde. Doch er hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht.

 
Der fremde Riesenschnabelstorch

Um 12:52 Uhr kam es zum Angriff von Nummer 6, die überraschend aufgetaucht war und mit einem kurzen Körperkontakt den Eindringling aus dem Nest stieß.


Körperkontakt

Im Gleichklang mit Schorsch

Sekunden später trat auch Schorsch auf die Bildfläche und gemeinsam gab es für den Nestinteressenten dann nichts mehr zu erben. 15 Minuten währte das unaufhörliche Droh- und Imponiergehabe der Schorschis, die damit zum Ausdruck brachten, dass sich der Riesenschnabel während dieser Zeit auch weiter in der näheren Nestumgebung aufhielt. Nach und nach wurde das Abwehrverhalten der Unsrigen immer schwächer, bis es ganz erlosch, Ruhe einkehrte und schließlich an den Abflug gedacht werden konnte.

Bis auf ein neues Maximum von drei „Turteltäubchen“ erbrachte das Geschehen am Nest nichts Aufregendes mehr, so dass mit den traditionellen Übernachtungsgästen gegen 21:26 Uhr ein weiterer Tag im Leben der Schorschis sein Ende fand.


Die Turteltäubchen

Vereint für die Nacht
 
10. Jun. 07

Mein letzter Ferientag! Dass Sie so lange auf eine Aktualisierung des Tagebuches warten mussten, lag ein wenig an mir, vor allem aber a Webmaster Wolfgang, der seinen wohlverdienten Urlaub antreten durfte und eben nicht „greifbar“ war.

So um den 20. Mai herum war ich nahe dran, die Arbeit hinzuschmeißen, also auf Tagebuch und Ärger zu verzichten. Nachdem ich meine Entscheidung ein wenig überschlafen hatte und mir einige Freunde Mut gemacht hatten, entschloss ich mich, die Berichterstattung fortzusetzen. Einzige Leidtragende wären ja nur die gewesen, die stets niveauvoll und mit sachlicher Kritik meine Ansichten über Naturschutz und Schutz der Störche im Speziellen begleitet und kommentiert haben. Gerade für diese überragend große Mehrheit unter den Sehern der Webcam und den Lesern des Tagebuches wäre die Einstellung der Tagebucharbeit sicher auf viel Wehmut und Trauer gestoßen. So schrieb ich nach keinem kurzen Burnout täglich weiter und sandte das geballte Material nach Wolfgangs Rückkehr aus den Ferien zur Veröffentlichung an ihn. So kam es zu diesem gewaltigen Nachtrag ab dem 20. Mai oder ab Teil 7 des laufenden Tagebuchjahrganges. Viel Lesestoff, aber die Ereignisse ergaben in den vergangenen zwei Wochen so viel Zündstoff, dass die entsprechenden Erklärungsversuche länger ausfallen und noch eindringlicher ausgeführt werden mussten.

Die Tatsache, dass mancher bei der Kommentierung im Gästebuch die Linie verlor und sich dabei gänzlich diskreditierte, sei verziehen. Wer sich auf die Art und Weise blamieren will, sollte aber wenigstens so viel Anstand besitzen, es unter seinem wirklichen Namen zu tun. Dann wäre vielleicht manches noch mehr nachzuvollziehen.

Der Tag der Schorschis kann schnell abgehandelt werden und lässt mir damit auch ein wenig Luft, bis sich das Geschehen der letzten Wochen gesetzt hat und wir vermehrt zur Tagesordnung übergehen können.

Heute hatten wir Frühaufsteher im Nest, denn als das erste Bild des Tages übertragen wurde, sah man die Storchenwohnung bereits im leeren Zustand. Dafür gab es aber bereits um 7 Uhr die Rückkehr der Schorschis, so dass - im Vergleich zu Sylvia - die Spätaufsteher unter uns schon etwas geboten bekamen. Die „dicke Luft“ am späten Vormittag wurde abermals von fremden Störchen ausgelöst, die sich unerlaubt im Territorium der Schorschis aufhielten. An Störchen gab es danach nur noch einen einsamen Schorsch am Nachmittag zu bewundern, den Rest hüllte die Nacht in das Reich des Schweigens! Ob einer der Schorschis oder beide im Nest übernachteten, blieb an diesem Abend unentdeckt. Auflösung und Aufklärung könnte morgen in aller Frühe durch Sylvias Morgenschnappschüsse erfolgen.

Ein besonderer Gast verdient zum Schluss noch eine kurze Erwähnung, da er hier nicht sehr oft in Erscheinung trat: Ein männlicher Turmfalke nutzte am Abend das Storchennest als vorzüglichen Ausguck.


Das späte Paar

Synchronarbeit
   

In der Mittagspause

Dicke Luft!
   

Nachmittägliche Zwischenlandung
von Schorsch

Einsamer
Turmfalke
 
11. Jun. 07

Die frühen Morgenstunden brachten endlich die lang ersehnte Abkühlung in Form eines Gewitters, das sich lange hielt, aber zum Glück in keiner Weise zu einem Unwetter ausartete. Es regnete kräftig, es blitzte und donnerte, aber dabei blieb es auch schon!

Die Schorschis hatten es also doch getan! Nämlich in dieser Gewitternacht im Nest zu übernachten. Die Morgenbilder sprechen dafür eine eindeutige Sprache. Dass sie gestern jedenfalls bis 22 Uhr nicht an ihrem Übernachtungsplatz erschienen sind, steht außer Frage, aber man darf sich ja schon verspäten! Und Störche können sich auch im Dunkeln zurechtfinden. Doch wo ist es in unserer zivilisierten Gegend nachts schon stockdunkel? Da der Gewitterregen bis gegen 7 Uhr anhielt, vorher aber schon deutlich nachließ, hielten es unsere zwei Helden wenigstens bis 6:30 Uhr im Regen stehend aus, ehe sie zum Frühstücken abflogen.


Paar trotzt dem Regen

Der Regen prasselt weiter


Nummer 6 folgt ihrem Schorsch

Unsere Nesttaube kam abermals zum Besuch am leeren Nest vorbei, sie suchte aber das Weite, als ein einsamer Schorsch für eine knappe Stunde Siesta zu Hause hielt.


Taubenbesuch

 
Schorsch auf Besuch

Für Aufsehen sorgte um die Mittagszeit das Storchenpaar von Ustron in Polen. Dieser in diesem Jahr in die Liste der von einer Webcam beobachteten Storchenpaare aufgestiegene Ort geriet unverhofft in die Schlagzeilen. Man hatte wohl Auffälligkeiten an den beiden wenige Tage alten Jungstörchen entdeckt. In der von Zeit zu Zeit von der dortigen Technik gewählten Kameraeinstellung werden kleinste Details übertragen und damit sichtbar, das beigegebene Mikrofon überträgt zusätzlich jedes Geräusch aus dem Nest, jeder Husterer und jedes Niesen der Küken gerät so in die Wohnzimmer der Webgemeinde. Damit ist das vorliegende Nest nicht ein x-beliebiges von rund 40000 Storchennestern in Polen, sondern es ist „unser aller“ Nest. Somit erhält es durch diese große Öffentlichkeit einen völlig anderen Stellenwert! Wir kennen dies ja alles schon aus unserer eigenen Erfahrung. Kein Mensch in Polen hätte je nach diesem Nest und seiner Geschichte gekräht. Schon gar nicht wäre man dort auf die Idee gekommen Hand anzulegen. Jetzt aber zieht man sich – bevorzugt außerhalb Polens und besonders in diesem unseren Land – jedes Detail – und solche gab es in bester Bildqualität – genüsslich, aber auch sorgenvoll hinein. Und schon geschieht es. Heilende und helfende Hände erscheinen am und im Nest, ein Junges verschwindet, ob es verendet ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle, einem zweiten Jungen werden Medikamente verabreicht, ein Ei wird entnommen, warten, der Altstorch erscheint wieder, Besorgnis, das Junge scheint immer noch nicht in Ordnung zu sein, ob es durchkommt?

 
Rettung in Ustron

Eine Schimmelpilzerkrankung wird als mögliche Ursache für das Geschehen in Umlauf gebracht, da kommen schlimme Gedanken an das letzte Jahr auf, an Vetschau, an übelste Beschimpfungen, an das Schließen des dortigen Gästebuches, alles schon mal da gewesen. Es wird weiter gehen. Mit jeder zusätzlichen Webcam wird es schlimmer und schlimmer werden, da die Intension zur Errichtung einer Webcam immer mehr darauf abzielt, in einer Notlage den Jungen helfen zu können. Unsere Webcam hat dagegen nur den Zweck, die Betrachter quasi als Zaungäste an den Geschehnissen teilhaben und an den Wundern der Natur partizipieren zu lassen. Nicht mehr und nicht weniger!

Als in Dinkelsbühl ein Gewitter aufzuziehen schien, sah man die Schorschis kurz vor 19 Uhr noch einmal im Nest.  


Paar auf Kurzbesuch

Doch schnell hatte man sich wieder verabschiedet und blieb auch bis zum Einbruch der Nacht verschwunden. Nun sind wir erneut ein wenig auf Sylvia angewiesen, die sich im Morgengrauen sicher abermals auf die Lauer legen wird! Bis morgen also!

 
12. Jun. 07

Ein herrliches Standbild ergab sich ab 13:37:43 Uhr für den Rest des Tages.


Der Dauerbrenner

Ein Stromausfall führte dazu – so meine Erklärung – dass die technischen Geräte für die Bildübertragung kurz vom Netz gingen und danach sich nicht mehr von selbst in Gang setzen konnten. Eine Stunde später stand ich bereits auf der Baustelle „Altes Rathaus“ in Dinkelsbühl, doch ein neuerliches Betätigen des Aus-Schalters und ein nachfolgendes „Ein“ erbrachte leider nicht den erhofften Erfolg. Das Bild blieb, wie es war. Dass ausgerechnet ein solch treffendes Bild uns die nächsten Stunden begleitete, war symptomatisch für die letzten Wochen. Nummer 6 und Schorsch in enger „Umarmung“! Wie könnte man die vergangenen Tage besser symbolisieren. Da konnten viele das Ausbleiben einer Bildaktualisierung leichter verschmerzen.

Ein zweites Trostpflästerchen steuerte schließlich noch Carola bei, der ein Foto von Schorsch im „Felde“ gelang, das ihn etwas näher und genauer in seinem momentanen Outfit zeigt.


Unser Kurzschnabel-Schorsch

Ich habe das Problem unserer Technik anvertraut und hoffe, dass sie damit zu Rande kommt. Ohne Strom allerdings – wenn dies weiterhin die Ursache bleiben sollte – tut sich natürlich nichts.

Solange es aber noch etwas zu sehen gab, entstanden einige Schnappschüsse, die ich Ihnen als kleinen Trost für entgangene Sehfreuden hier noch anbieten kann. Am Morgen um 5 Uhr sah Sylvia als erste nur ein leeres Nest, danach währte es bis 13:00 Uhr, ehe Schorsch am Nest landete, dicht gefolgt von Nummer 6. So standen sie die nächsten 30 Minuten. Den Rest kennen Sie! Das letzte Bild stand am Anfang meines Berichtes und so blieb es, bis in die Nacht.


Um 5 Uhr Nest leer

Schorsch tritt auf
   

Rückansichten

Liebkosungen

Aus Schopfloch gibt es nach dem Tod des langjährigen Storchenweibchens sowie seiner 4 Jungen durch erbitterte Horstkämpfe und die Regenkatastrophe schon wieder Erfreuliches zu vermelden. Kaum war die Dauerpartnerin des Storchenmannes aus dem Leben geschieden, machte sich der Witwer unvermittelt auf Brautschau. Diese hatte schon nach drei Tagen Erfolg und eine neue Partnerin hatte zu ihm und seinem Nest gefunden. Kurze Zeit später unterstrichen die beiden Neuvermählten ihr Bündnis durch mehrere Ehe-Vollzüge. So schnell kann es gehen! Sie sehen allein durch dieses Beispiel, welche Populationsreserve im Augenblick bei unseren Störchen vorhanden ist. bei Verlust eines Altstorches tritt unvermittelt ein neuer auf den Plan! Da das neue Schopflocher Weibchen einen Elsa-Ring trägt, war es für Ihren Tagebuchschreiber ein Leichtes, ihre Identität zu ermitteln. Keine Überraschung stellte dabei das Ergebnis dar. Es war einer der Störche, der auch schon dem Dinkelsbühler Nest auf dem alten Rathaus seine Aufwartung gemacht hatte und sicher auch in der Folgezeit die Schorschis in Aufregung versetzt hatte. Die Feststellung am dortigen Nest erfolgte am 12. Mai. Im entsprechenden Tagebucheintrag können Sie die genaueren Umstände nachlesen. Es handelt sich - und so viel kann ich hier wiederholen -  um einen von mir im Jahre 2003 in Wilburgstetten beringten vierjährigen Storch. Sollte er überleben, dürfte seine erste Anlaufstelle im nächsten Jahr sicher Schopfloch heißen.

Auch aus Ustron - und damit von der dortigen Storchenkamera – gibt es Neues. Das verbliebene Junge wurde inzwischen ebenfalls dem Horst entnommen und in Pflege gegeben. Ob es eine Überlebenschance hat, werden die nächsten Tage ergeben. Die Schimmelpilzerkrankung hat jedenfalls auch dieses Junge befallen, so dass man von identischen Abläufen wie im vergangenen Jahr in Vetschau ausgehen kann. Damals starben alle Jungen, das Nest wurde entfernt und neu wieder aufgebaut.


Das Nest wird geräumt

 
13. Juni 07

Der hoffnungsvolle Blick am frühen Morgen ins Storchennest erbrachte leider die befürchtete unveränderte Lage! Immer noch schien das Bild vom gestrigen frühen Nachmittag auf. Sollte ein weiterer Tag ohne Live-Bilder stattfinden? Es gab einen regen Austausch von Mails zwischen der Technik und mir über die Lage im alten Rathaus. Doch der Stromausfall dort dauerte an und die Arbeiten blieben weiter unterbrochen. Damit gab es auch für die Übertragungstechnik keine Stromzufuhr und damit in logischer Konsequenz für uns nichts Neues zu sehen. Schade, dass ich Ihnen keine besseren Prognosen liefern konnte. Wir müssen uns eben in Geduld üben.

Unsere Gästebuchbesucher konnten sich dafür nach längerer Zeit wieder einmal ausgiebig dem Beobachten anderer Nester (nicht nur Storchennester) widmen und wunderschöne Schnappschüsse ohne Schorschis veröffentlichen.

Da es für mich ebenfalls keine Sichtung gab, durften wir uns über Carolas Live-Beobachtungen aus Dinkelsbühl freuen. Die Schorschis leben jedenfalls noch, auch wenn sie sich unseren Blicken ungewollt entzogen haben.

In Ustron erfreut sich das gestern aus dem Nest entfernte Storchenküken bester Gesundheit. Es frisst und macht seinem Pfleger keinen Kummer.


Ustron-Baby

 
14. Jun. 07

Es wurde ein zweiter Tag ganz ohne Schnappschüsse mit Schorsch und/oder Nummer 6! Die Probleme und Schwierigkeiten im alten Rathaus dauern leider immer noch an, so dass es zu keiner Aktualisierung des Bildes kommen konnte. Da war es zu verschmerzen, dass ich einen neuen Beringungstermin vereinbart hatte und deshalb nach der Schule „on Tour“ war.

Es zog mich erneut an die Altmühl. Dort halten sich die Jungenverluste durch den Starkregen nach Pfingsten noch in Grenzen. Vor allem die zum fraglichen Zeitpunkt noch kleinen Jungstörche haben ihr Leben nicht gänzlich verloren.

Von Großenried ist zu berichten, dass die zweiwöchige Wiederbesetzung eines lange leer stehenden Nestes wieder der Vergangenheit anzugehören scheint. Seit zwei Tagen ist das Storchenpaar abgezogen. Ich hätte es gerne zu Gesicht bekommen, um nach Ringen zu forschen und die Herkunft der Besucher möglicherweise zu klären. In Ornbau haben sich die beiden Jungen prächtig entwickelt. Ihnen hat der Regen nicht zugesetzt, denn mit ihren etwa 30 Lebenstagen waren sie zum Zeitpunkt des Unwetters doch immerhin schon 14 Tage alt.


Vorbeifahrt in Ornbau

Ebenfalls in bestem Zustand präsentierte sich das Storchenduo auf dem Nest in Triesdorf. Während der Storchenvater zunächst bei seinen Jungen Wache hielt, erschienen unvermittelt zwei weitere Störche im Nestbereich. Einer, das beringte Weibchen löste sich und landete zielgerichtet im Nest. Der sie begleitende Storch versuchte eine Landung im Nest, zog aber im letzten Augenblick zurück und strich niedrig über die Dächer davon. Das Weibchen folgte ihm kurze Zeit danach, das Männchen blieb bei seinen beiden Jungen. Weiter nach Merkendorf. Hier hat kein Junges überlebt, doch lag ein Altstorch zur Abwechslung heute mal wieder im Nest. Erfreuliches gibt es auch aus dem benachbarten Wolframs-Eschenbach. Rine erfolgreiche Brut scheint hier nicht mehr in Zweifel zu stehen. Ich entdeckte mindestens zwei Junge im Alter von gut 18 Tagen im Nest, das beringte Weibchen bewachte sie im Augenblick meiner Kontrolle, das Männchen erschien und der Abflug der Storchenmutter folgte auf den Fuß. Seit über 40 Jahren wachsen damit in dieser historischen Stadt wieder junge Störche heran. Die Reise ging weiter nach Altenmuhr. Das Nest machte einen trostlosen Eindruck, nach dem Tod der Jungen sind die arbeitslosen Eltern nur noch sporadisch am Nest anzutreffen. Leben prall dagegen auf dem Kirchturm von Neuenmuhr. Drei Junge wurden auch heute vom Storchenvater bewacht. Obwohl sie bereits gute fünf Wochen alt sind, werden sie nach wie vor von einem Altstorch bewacht.

Es hätte so gut weitergehen können, doch meine nächste Station brachte einen weiteren, schmerzlichen Rückschlag. Das Nest in Laubenzedel – eine Wiederbesiedelung nach 27jähriger Unterbrechung – war verlassen. Nachfragen erbrachten folgende Ereignisse an den Tag. Das Paar hatte mindestens drei Junge, die am Wochenende ein Alter von drei Wochen erreicht hatten. Durch Angriffe fremder Störche fanden die Jungen den Tod. Nun sei das Nest die meiste Zeit des Tages verlassen und die Bevölkerung wegen der Vorgänge sehr traurig. Die Geschehnisse unterstreichen  meine schon früher geäußerten Befürchtungen: Durch die zahlreichen Totalverluste in den Storchennestern unseres Gebietes gibt es nun noch mehr marodierende Trupps, die nichts Besseres zu tun haben, als sich über die Junge enthaltenden Nester herzumachen und damit die Ausfälle weiter zu erhöhen.    

Kommen wir zum Schluss des kleinen Reiseberichtes nach Gunzenhausen. Hier hat sich seit meinem letzten Besuch an der Situation nichts mehr geändert. Von fünf geschlüpften Jungen lebten heute immer noch zwei und diese durften auch mit Hilfe der Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Gunzenhausen beringt werden. Sie hatten ein Alter von knapp vier Wochen erreicht und sollten nun „über den Berg“ sein.


Das Nest in Gunzenhausen

 
15. Jun. 07

Die Hoffnungen auf eine Rückkehr bewegter Bilder aus dem Nest haben sich auch an diesem Vormittag zerschlagen! Es blieb beim Standbild vom 12. Juni! Als ich mich am frühen Nachmittag nach Dinkelsbühl auf den Weg machte, wurde ich auf der Fahrt von unwetterartigen Regenfällen überrascht. Im Nu stand das Wasser auf der Straße und an der Ampel am Stauferwall in Dinkelsbühl hatte sich ein großer See gebildet, der von den Autos nur mit Mühe durchfahren werden konnte. Danach gab es bis in die Abendstunden immer wieder heftige kurze Gewitterschauer und so kamen Regenmengen zustande, die weit über 50 Liter auf den Quadratmeter ergaben. Einziger Trost: Während des Regens blieb es mit deutlich über 10 Grad wenigstens erheblich wärmer als bei der Regenkatastrophe vom 28./29. Mai.

Da war es schon wie ein Wunder, dass ausgerechnet während des schlimmsten Regens der Strom im alten Rathaus wieder zu fließen begann und damit die Bilder der Webcam erneut das Laufen lernten. Was man da allerdings zuerst zu sehen bekam, jagte einem schon einen gehörigen Schreck ein! Die Wassermassen sorgten kurzfristig auch dafür. Dass sich im leeren Nest eine kleine Pfütze bilden konnte.

 
Die Bilder laufen wieder

Die ersten Besucher waren zwei Tauben, die sich in ihrer Farbgestaltung von unserem ehemaligen Dauergast deutlich unterschieden, so dass man sicher sein durfte, es mit zwei neuen Gästen zu tun zu haben.


Neues Taubenpärchen

Übernachtungsgäste

Ehe sich die obligatorischen Übernachtungsgäste, wie gewohnt um 20:55 Uhr, einstellten, traf sie Carola in ihrem Nahrungsgebiet an der Froschmühle an und ihr gelangen einige hervorragende Aufnahmen, die ich Ihnen hiermit im Tagebuch präsentiere.

Carolas Zauberbilder

 
16. Jun. 07

Die Bilder laufen endlich wieder wie gewohnt, doch nun hat uns der heftige Regen gestern erneut ein Problem beschert, das auf unsere Schorschis einen negativen Einfluss haben sollte. Man kann sie jetzt zwar sehen, doch im Lauf des Tages verschlechterte sich die Bildqualität zusehends, so dass man nur noch von einem Erahnen sprechen konnte. Eine alte Krankheit hat das Kameragehäuse erfasst. Bei heftigem Regen, verbunden mit orkanartigen Winden (so wie es gestern über Dinkelsbühl geschah), wurde etwas Feuchtigkeit in das ansonsten sehr dichte Gehäuse der Kamera geblasen. Diese geringe Feuchtigkeit kondensierte nun im Verlauf des Tages auf der Innenseite der Frontlinse in winzig kleinen Tröpfchen, die sich auf das Bild in der nun sichtbaren Weise auswirken.

Vergleichbare Ereignisse traten im Verlauf der Geschichte unserer Webcam schon einige Male auf. Wir konnten sie stets mit Hilfe der Feuerwehr und ihrer Drehleiter beheben. Dabei wurde die Frontscheibe des Kameragehäuses abgeschraubt, die Feuchtigkeit abgewischt, das Gehäuse mit einem Föhn getrocknet (wozu dieser Gegenstand doch alles gut ist) und danach die Kameraumhüllung wieder geschlossen.

Im jetzigen Fall schlage ich vor, Ruhe zu bewahren, sich in Geduld zu üben und den weiteren Verlauf einfach abzuwarten. In einigen Tagen sollten wir überprüfen, ob sich eine Verbesserung eingestellt hat oder im anderen Fall eine Entscheidung treffen. Als Optimist vertraue ich auf die Selbstheilungskräfte der Natur und erwarte, dass sich die minimale Restfeuchtigkeit auf dem gleichen Weg wieder entfernt, auf dem sie auch eingedrungen ist. Zwischendurch waren heute schon mal kleine Ansätze eines Sich-Lichtens des Schleiers in der rechten unteren Bildecke erkennbar. Warum sollten solche Lichtblicke nicht mit der Zeit größer und größer werden?

Ich bitte meine Seher deshalb noch etwas um Geduld. Auf den neuen Schnappschüssen ist ja meist sogar viel zu erkennen, so dass sich die Beobachtung dennoch lohnen kann. Selbst ein leeres Nest, wie heute morgen um 5:00 Uhr, zeichnete sich klar und deutlich ab.


Es geht doch!

Ebenso der Kurzbesuch eines links oben mit einem Elsaring beringten Eindringlings, der sofort von den Schorschis unterbunden und damit auch beendet wurde.


Der Fremde


Nummer 6 übernimmt das Kommando...

...und nun mit Hilfe von Schorsch

Dazu erschien zuerst Nummer 6 auf dem Plan, die sofort von Schorsch Unterstützung erfuhr. Die langen Anwesenheitszeiten sowie damit verbundene Unruhe zeigen, dass sich der oder die Fremden auch weiterhin am Nest interessiert zeigten. Schade nur, dass die Weichzeichnung der Bilder – künstlerisch besonders wertvoll – einer eindeutigen Ansprache der Geschehnisse gelegentlich zuwider liefen.

Undurchsichtiges mit Schorschis
 

 

Ohne Zweifel erkennbar blieb am Abend der Einflug unserer Schorschis zur Übernachtung. Auch wenn es Nummer 6 zwischendurch etwas langweilig wurde und sie noch einmal den Abflug machte, blieb man während der dunklen Stunden unter sich.


Gute Nacht!

 
17. Jun. 07

Ein herrlicher, warmer Frühsommertag stand uns erneut bevor. Nur teilweise konnten diese positiven Eindrücke von der Webcam übermittelt werden, denn diese hatte noch immer mit den Folgen des Regens von vorgestern zu kämpfen. Die eingedrungene Feuchtigkeit zauberte einen Beschlag über die Frontlinse, der den Bildern so manchen Reiz verlieh. Apropos Bilder!

Nachdem sich eine neue Klientel in unserem Gästebuch über den Sinn und Unsinn von Bildern aufregt, darf ich hierzu auch etwas sagen! Ich finde diese Form der Protokollierung der Ereignisse um unser Storchennest ganz hervorragend, lebt doch meine Tagebuch in großem Umfang von diesen Schnappschüssen. Viele andere finden in diesen Darstellungen ein brauchbares Mittel, das Tagesgeschehen noch einmal Revue passieren zu lassen. Und außerdem bleibt es doch jedem benommen, ob er sich dieses Mitteilungsorgans bedienen will oder nicht. Da ist doch jede Kritik gegenstandslos und kann müde belächelt werden. Deshalb darf ich die Gästebuchschreiber weiter darum bitten, in ihrem Bemühen fortzufahren, Schnappschüsse zu veröffentlichen. Es hat in den vergangenen Jahren niemanden gestört und die Versuche , die im Augenblick die Beobachter verunsichern sollen, darf man in ihrer banalen und  strategisch leicht durchschaubaren Absicht nur bemitleiden. Es gibt eben auf dem Gebiet der Störche kein einziges Gästebuch, das in dieser liberalen Form geführt wird. Unter „World of Animals“ beispielsweise herrscht schärfste Zensur und Webmaster Hartmut duldet keinerlei Widerrede. Somit bleibt man eben ohne Widerspruch und hat mit Stänkerern keine Probleme.

Bei uns hingegen darf sich jeder blamieren, der das Zeug dazu hat. Unsere Website bleibt ein Sammelbecken intellektueller Storchenfreunde, die sich sprachlich und geistig deutlich von einer sehr kleinen Gruppe Berufsneurotikern abheben. Damit sollten wir durch pure Ignoranz sehr leicht fertig werden und dies geschieht ja in dieser Form auch schon bisher. Meine Einladung an alle: Macht so weiter, sendet jede Menge Schnappschüsse, die tun erstens niemandem weh, bereichern die Einträge und wems nicht passt, verewigt sich in anderen Gästebüchern. Da diese aber nicht so liberal geführt werden, dürfen ein paar Unentwegte auch weiter in unser Gästebuch schreiben. Wer mit einem solchen Angebot immer noch nicht zufrieden ist, sollte sich wirklich schämen und sich in der Weise bei uns entschuldigen, dass er unserem Spendenkonto eine kleine Zuwendung zukommen lässt. Es genügt, wenn Sie auf dem Einzahlungszettel unter „Verwendungszweck“ einfach schreiben: „Ich danke, dass ich in euer beschissenes Gästebuch schreiben darf und mein Eintrag nicht gelöscht wird! Ich habe nämlich sonst keine Freude mehr im Leben!“

Auch andere, individuelle Vermerke werden natürlich akzeptiert.

Dank der Schnappschüsse, die für wissenschaftliche Zwecke unerlässlich sind, sind wir trotz des auch heute noch verschleierten Blicks unserer Webcam über den Tagesablauf der Schorschis bestens informiert. Das ist doch etwas! Wir haben uns nämlich auf unsere Fahnen eine liebevolle Begleitung der Schorschis während ihrer Dinkelsbühler Zeit geschrieben. Da sind Wiederholungen in Wort und Bild mit eingeschlossen. Wir können uns auch an kleinen Details erfreuen und gewinnen so einen distanzierten, aber äußerst liebenswerten Bezug zu unseren Helden. Da ist nichts von blindem Aktionismus zu sehen, nichts von einer tierverachtenden Vorgehensweise  wie an anderen Webcamnestern, da werden Storcheneltern nicht ihrer Jungen beraubt oder fremder Nachwuchs untergeschoben.

Gerade in diesem Jahr hat sich der Storch ein gewaltiges Stück in Richtung Haustier entwickelt. Die reißerischen Zeitungsberichte über die so genannten Rettungsaktionen während des Regens haben die Entwicklung in diese Richtung immens vorangetrieben. In der Zwischenzeit häufen sich bei mit die Nachrichten, dass an vielen Orten ebenfalls die Nester inspiziert wurden, dass man einfach mal nachsehen wollte, ob der Nachwuchs irgend etwas bräuchte, ob überhaupt Junge im Nest seien, wie groß sie schon geworden sind oder einfach mal ein paar Fotos zu schießen aus größter Nähe. Dies alles immer unter dem Deckmantel, dass man es ja nur gut mit den Jungen meine und dann mache es ja auch nichts, wenn man dabei einige Fotos „mitnehmen“ könnte.

In äußerst aggressiver Weise wurde ich darüber hinaus auch mit Fragen angegangen, die sich auf die toten Jungen in den Storchennestern bezogen. Es sei eine Schweinerei, wenn die nicht aus den Nestern entfernt würden. Ich beende hier meine Einlassungen, um nicht wieder als Tierverächter in Verruf zu kommen.

Die Anwesenheitsdauern der Schorschis am Nest konnten sich heute wieder sehen lassen. 

Am Vormittag gab es über weite Strecken Anwesenheitspflicht, die sich erst am Nachmittag etwas abschwächte, um beim Einbruch der Dämmerung mit einem gemeinsamen Einflug am Nest zu einem vorläufigen Abschluss zu kommen.


Guten Morgen, Schorschis

Nummer 6 startet
   

Zurück und gleich Arbeiten am Nest

Schorsch gesellt sich dazu
   

Lonely Schorsch

Gemeinsame Siesta


Abendlicher Anflug

Als besonderes Schnäppchen sei noch ein Foto von Gisela aus Hürth hier eingestellt, das unseren Schorsch auf einfühlsame Weise in seinem Lebensraum zeigt.


Schorsch

An dieser Stelle danken wir auch ganz herzlich den Spendern der letzten Tage für die großzügige Unterstützung.

 
18. Jun. 07

Und Gott sprach: „Es werde Licht und es ward Licht!“ An diese Zeile aus Haydns Einleitung zur Schöpfung wurde ich erinnert, als ich die heutigen Bilder aus dem Storchennest betrachtete. Mit voller Kraft lichtete sich der Schleier im Verlauf des Tages immer mehr, bis bei Einbruch der Nacht ein fast schon wieder glasklares Bild aufschien. Mit Geduld erreicht man eben manchmal mehr, dies hat sich an einem eher banalen Problem mit der Kamera wieder einmal bewahrheitet.

Am Leben der Schorschis durften alle über die gelungenen Schnappschüsse teilhaben. Wenn die Bildqualität anfangs etwas zu wünschen übrig ließ, lag es wahrlich nicht an unseren Sehern, sondern ausschließlich an dem vor Tagen schon ins Gehäuse eingedrungenen Regen. Aber der Durchblick stellte sich bis zum Abend ja ein.

Nach gemeinsamer Nacht verbrachte man weite Teile des Vormittags bei der Nahrungssuche. Wie man sich diesen Teil der Tagesgestaltung vorzustellen hat, erläutern neue Bilder von Gisela, die diese bei ihrem Besuch der Wörnitzstadt vor einigen Tagen aufnehmen konnte. Unser Paar hält nach diesen Beobachtungen auch im Nahrungsgebiet sehr eng zusammen und wenn man Schorsch gefunden hat, ist Nummer 6 auch in der Nähe.


 Die Schorschis im Nahrungsgebiet

Fußgänger Schorsch

Um die Mittagszeit war gut die Hälfte des Beschlags auf der Frontscheibe des Kameragehäuses verdunstet und es blieb die Hoffnung, dass man den Rest ebenfalls noch in absehbarer Zeit hinbekommt. Zur guten Nacht war es dann letztlich auch geschafft und unsere Schorschis durften sich wieder in ganzer Schönheit betrachten lassen.


Guten Morgen

Geteilte Freude!
   

Der Durchblick kommt

Schorsch allein


Paar bereit für die Nacht

 
19. Jun. 07

Ein herrlicher Tag machte seine Aufwartung! Die Temperaturen kletterten erneut nahe an die 30-Grad-Marke und dennoch lag in der Luft (noch) kein Unwetterpotenzial! Da hatte ich Glück, denn für heute Abend war eine neue Beringungsaktion angesetzt, diesmal sollte mich der Weg mit der Freiwilligen Feuerwehr Herrieden und ihrer Drehleiter nach Neunstetten und Rauenzell führen. Beide Ortschaften gehören als Ortsteile zu Herrieden und standen im Falle von Neunstetten nach langer Vakanz erstmals wieder auf dem Programm, während es für Rauenzell die erste Aufzucht junger Störche in der Ortsgeschichte überhaupt werden sollte. (Siehe auch Karte der Storchenstandorte)

Die liebenswerten Feuerwehrleute bugsierten zuerst ihr Fahrzeug in den vier Kilometer entfernten Ortsteil Neunstetten. Dort hatten drei Junge die Schlechtwetterperiode überlebt. Der Storchenvater legte in diesem Jahr als dreijähriger Erstbrüter eine kesse Sohle aufs Parkett, soll heißen, dass er unter diesen Umständen einen optimalen Bruterfolg gezeitigt hatte. Vom unberingten Weibchen liegen dagegen keine Lebensdaten vor. Familie Rupprecht, stolze Storchenbesitzer von Neunstetten, führt das sehr gute Brutergebnis darauf zurück, dass sie während der Kälte- und Regenperiode fleißig ihren Küchenherd heizte und damit für eine zusätzliche Erwärmung des Storchennestes auf dem Kamin des Hauses sorgte. Ich halte diese These für durchaus stichhaltig und kann es mir gut vorstellen, dass dadurch das Jungvolk der Störche vor dem Schlimmsten bewahrt wurde. Die knapp fünf Wochen alten Jungen spulten während der kurzen Neststörung ihr angeborenes Abwehrverhalten ab und fielen für die Zeit der Beringung in Akinese.


Die Neunstettener Drillinge


Die Feuerwehr im Einsatz

Gelegentlich dient die Anwesenheit der Drehleiter auch dazu, das Dach und die Darunter befindliche Dachrinne vom Storchendreck zu säubern. So geschah es auch anlässlich unseres Ortstermines in Neunstetten. Diese kleinen Serviceleistungen tragen in entscheidender Weise dazu bei, dass das Verhältnis zwischen Storch und Hausbesitzer nicht durch den Faktor „Verschmutzung“ in irgendeiner Weise getrübt wird. Letztmals gab es in Neunstetten im Jahre 2000 Nachwuchs bei den Störchen zu verzeichnen. Die Fahrt führte uns zurück nach Herrieden und anschließend vier Kilometer stromabwärts nach Rauenzell. Hier entstand durch eine Privatinitiative vor sieben Jahren eine künstliche Nisthilfe. Schon einmal hatte sich ein Paar dort eingestellt, die bereits geschlüpften Jungen verendeten damals aus unbekannten Gründen. Auch heuer konnte man schon wieder mit dem Schlimmsten rechnen, doch der relativ späte Brutbeginn des Paares – die Jungen schlüpften gerade, als der große Regen kam -  verhinderten eine neue Katastrophe. Auch das Männchen von Rauenzell gehört in die Kategorie Erstbrüter. Vor drei Jahren konnte ich ihn im nicht weit entfernten Altenmuhr am Altmühlsee nestjung beringen. Von seiner Partnerin wissen wir wie in Neunstetten ebenfalls nichts. Auch im Rauenzeller Nest wachsen heuer drei Junge heran. Als ich sie heute beringte war das kleinste gerade mal drei Wochen alt und deutlich kleiner als seine beiden Geschwister.


Die Annäherung


Der Nachwuchs in Rauenzell


Nahaufnahme mit Ring

So ganz schien es mir noch nicht über den Berg zu sein und die nächsten Tage werden entscheiden, ob es weiterleben darf oder ob es der Konkurrenz der beiden anderen Nestbewohner unterliegt. Diese sechs Jungen standen eigentlich anfangs des Jahres nicht auf meiner „Storchenrechnung“. Es werden noch einige in den nächsten Tagen folgen, so dass am Schluss der Saison, wenn Bilanz gezogen werden wird, die Einbrüche gegenüber dem vergangenen Jahr doch deutlich geringer ausfallen werden als zunächst befürchtet.

So sorgt die Natur doch insgesamt für einen erstaunlichen Ausgleich. Wären die Verluste durch den Regen allerdings ausgeblieben, wäre es gegenüber dem Vorjahr im besten Falle zu einer Verdreifachung der Jungenzahlen gekommen, ein irrwitziger Anstieg, der schon fast ans Irreale grenzen würde. Nun ist er ausgeblieben, also warten wir eben auf eine ähnliche Steigerung im nächsten Jahr.

Für kurze Augenblicke verschwanden unsere Schorschis noch einmal hinter einem zarten Nebelschleier. Als der sich allerdings verzogen hatte, war der Blick fortan komplett ungetrübt und die Feuchtigkeit endgültig in Gänze aus dem Kameragehäuse verschwunden. Doch kurz der Reihe nach! Sylvia konnte in aller Herrgottsfrühe nur mehr Schorsch im Nest überraschen, Nummer 6 war bereits abgedüst. Dafür trafen sich die Nestbesitzer zu liebenvollen Umarmungen gegen 6:30 Uhr wieder in ihrem Domizil. So blieb es während einiger Stunden am Vormittag. Und auch später konnten man – mit etwas Glück – den einen oder anderen Schorschi im Nest verweilen sehen. Dass man auch heute die Nacht gemeinsam verbrachte, verstand sich von selbst. Als besonderes Schmankerl füge ich an den Schluss ein weiteres Stimmungsbild von Gisela, das während ihres Dinkelsbühler Aufenthaltes vor einer Woche entstand. 


Schorsch sagt leise servus

 Schorsch schon solo
   

Anwesenheit

Ein leichter Beschlag

Synchronputzen

bei klarem Blick
   

 Schorsch, der einsame Rufer

Abendbild
 
20. Jun. 07

Die Hitze steigerte sich heute noch einmal, so dass erneut mit schweren Unwettern gerechnet wurde. Über Mittelfranken blieb es jedoch während des gesamten Tages heiß und trocken, der Regen mit heftigen Gewittern blieb der Nacht zum 21. Juni vorbehalten.

So nutzte ich nach der Schule die noch günstige Wetterlage aus, mir einen schnellen Überblick über den augenblicklichen Stand in den Nestern entlang der Wörnitz zu verschaffen.

Das einzig verbliebene Junge in Wittelshofen stand heute neben einem Elternstorch in seinem Nest und ohne Fernglas war es schon schwer, die beiden exakt auseinander zu halten. Das Nest in Gerolfingen war zum Zeitpunkt meiner Durchfahrt mit dem Paar besetzt, das heftigst klappernd einen Eindringling abwehrte. In Wassertrüdingen wurde ich jedoch abrupt mit einer überaus angenehmen Überraschung konfrontiert! Entgegen meiner ursprünglich geäußerten Behauptung, dort seien alle Junge während des heftigen Regens umgekommen, sah ich zu meiner großen Überraschung doch tatsächlich einen schon gut fünf Wochen alten Jungstorch im Nest. Den hätte ich in diesem Jahr doch glatt um ein Haar übersehen.

Ich erreichte Munningen und konnte im dortigen Storchennest einen Schatten spendenden Altvogel feststellen. Dass sich Junge im Nest befinden, sollte außer Frage stehen, erst recht, als sich zwei Fremdstörche niedrig über dem Nest zeigten und der Wache schiebende Altstorch sich augenblicklich schützend mit leicht ausgebreiteten Flügeln auf seine Jungen legte. Über Alter und Anzahl kann ich in Anbetracht der beschränkten Zeit keine Aussagen machen.

Von einer Neuansiedlung mit nachfolgender Brut in Löpsingen bei Nördlingen habe ich Ihnen bereits mehrfach berichtet. Doch hier bot sich mir erneut ein sehr trauriges Bild. Statt der erwarteten, etwa dreiwöchigen Jungen fand ich ein verlassenes Nest vor. Nachfragen ergaben ein uneinheitliches Bild. Ob überhaupt Junge geschlüpft waren und ob diese durch Kämpfe und andere Ereignisse umkamen, konnte niemand stichhaltig sagen. Bedauerlich ist auch hier auf jeden Fall, dass ohne Grund das Nest mit der Feuerwehr angefahren wurde, um nachzusehen, was los sei. Gefunden wurde bei dem ganzen Einsatz außer einem leeren Nest nichts.

Erlangen lässt grüßen! Diese Fälle des unbefugten Störens einer Brutstätte eines Wildvogels häufen sich in diesem Jahr in einer Weise, die kaum noch ein Zurück gestatten. Die teilweise unsachlichen und völlig überzogenen Presseberichte über die Rettungsaktionen vermeintlicher Tierschützer nach den Regenereignissen Ende Mai haben viele Nachahmer gefunden und werden weitere Gleichgesinnte auf den Plan rufen. Man vermisst in diesem Zusammenhang klare Aussagen der Höheren Naturschutzbehörde, die es bisher tunlichst vermieden hat, Stellung zu beziehen oder wenigstens in eindeutiger Weise auf die bestehende Rechtslage und die damit verbundenen strafrechtlichen Konsequenzen hinzuweisen. Wenn man dort die Rettungsaktionen für richtig und gesetzmäßig hält, sollte man es offen aussprechen und die Rechtsunsicherheit hätte ein für allemal ein Ende.

Solche Aktionen blieben dem Nördlinger Nest, meiner letzten Station für heute, bisher erspart. Auch wenn mir der direkte Blickkontakt mit möglichen Jungen im neuen Nest auf dem ehemaligen Tanzhaus der Stadt verwehrt blieb, gibt es Nachwuchs. Da das erste Ei am 24. April im Nest zu sehen war und die Brutdauer etwa 32 Tage beträgt, sollte das erste Junge so um den 28 Mai geschlüpft und damit rund drei Wochen alt sein.

Bei den Schorschis gab es nach überstandener Nacht den Abflug bis 5:23 Uhr. Danach bezogen kurzfristig zwei Elstern die Eigentumswohnung unseres Storchenpaares. Absoluter Höhepunkt blieb aber die heftige Auseinandersetzung der beiden mit mindestens einem Fremdstorch, die die frühen Nachmittagsstunden beherrschte. Unser tapferer Schorsch, von dessen Behinderung durch die fehlende Schnabelhälfte kaum noch jemand spricht, war als erster zur Stelle und zeigte, wer der Herr im Hause ist. Nummer 6 trat kurz darauf auf den Plan und half nach Kräften mit, den ungebetenen Gast in die Schranken zu weisen. Dass dies auch gelang, konnte niemand ernsthaft in Zweifel stellen. Eine lange Ruhephase am Nachmittag diente dem Stressabbau und einer sichtbaren Demonstration des Paarzusammenhaltes. Die Nacht konnte sich schließlich harmonisierend über die immer noch Verliebten senken.


Schorsch verlässt das Nest im Morgengrauen

Zwischenbesuch
 
   

Schorsch allein in Kampfhaltung

Nummer 6 als Verstärkung tritt auf

 
Der Kampf tobt

 
Ruhe ist eingekehrt

 
21. Jun. 07

Schwere Gewitter setzten nach Mitternacht ein und brachten erneut riesige Regenmengen mit sich. Dies setzte sich am frühen Nachmittag noch weiter fort, so dass örtlich wieder 50 Liter auf den Quadratmeter zusammenkamen. Die Höchstwerte pendelten sich bei 20 Grad ein, ein erträglicher Wert nach den schwülen Tagen in dieser Woche. Trotz großer Regenmengen blieb ein Unwetter über Dinkelsbühl und seiner Umgebung glücklicherweise aus.

Ob es am Wetter lag, dass sich die Schorschis in den Morgenstunden ungewöhnlich unruhig zeigten? Es kam zu regelrechten Tanzeinlagen, zu An- und Abflügen in kurzen Abständen und dies alles, ohne dass ein Feind in Sicht gewesen wäre.

Es blieb so am Vormittag. Unruhe und Alarmstimmung gaben sich die Klinke in die Hand. Für Abkühlung sorgte dann gegen 13 Uhr ein heftiger Platzregen, der auch das Storchennest und die Schorschis kurzfristig unter Wasser setzte.

Carola gelang in einer Wasserlandschaft an der Wörnitz erneut ein wunderschöner Schnappschuss, der Schorsch in seinem teilweise unter Wasser stehenden Nahrungsgebiet zeigt. Quasi als Gegensatz dazu dürfen wir Giselas Foto verstehen, das unser Paar in einer sonnendurchfluteten Landschaft vor den Toren Dinkelsbühls ablichtet.


Schorsch unter Wasser


Sommerliches

Die Rückkehr der beiden Schorschis zur abendlichen Übernachtung am Nest überraschte schließlich keinen mehr.

 
Morgentanz


Guckt mal

Schorsch verduftet
   

Alarm??

Land unter


Übernachtungsgäste

 
22. Jun. 07

Zwei Regenfronten überquerten heute unseren Raum. Am frühen Nachmittag sowie am späteren Abend regnete es kurzzeitig heftig, die Temperaturen sanken in diesem Zeitraum kräftig ab, erholten sich aber danach und erreichten schnell wieder die 20 Grad.

Bei den Schorschis nimmt alles seinen gewohnten Gang. Nichts, aber auch gar nichts scheint bei Schorsch an seine Behinderung zu erinnern. Er lebt nun schon fast zwei Monate ohne die Hälfte seines Schnabels und das ohne medizinische Unterstützung. Was wäre wohl jetzt mit Schorsch, wenn er in Pflege gekommen wäre? Nicht auszudenken, was hilfsbereite Menschen ihm alles hätten antun können? Eines ist für mich inzwischen aber sicher! Schorschs Schnabel wird so bleiben, wie er im Augenblick aussieht. Da wird nichts mehr wachsen und gedeihen. Nehmen wir es, wie es kommt!

Um 5 Uhr am Morgen hielt sich der Kurzschnabel bereits allein im Nest auf, Nummer 6 war also schon zur Nahrungssuche gestartet. Doch die Einsamkeit währte nur kurz, da stand der Partner schon wieder in der Storchenwohnung. Man fühlte sich wohl und genoss den jungen Tag.

Dem Regen trotzte Schorsch allein im Nest, die Nacht gehörte dafür erneut beiden Störchen zu gleichen Teilen.


Schorsch am Morgen schon allein

Nummer 6 schon zurück!
   

Knabberei

Kreuzweise


Schnabelgefecht

 
Schorsch trotzt dem Regen


Vereint am Nest

Gute Nacht

Storchenberingung war für mich am Nachmittag wieder angesagt! Die erste Station führte mich nach Wassertrüdingen. Das einzig verbliebene Junge im Alter von fast sechs Wochen erhielt die obligatorische Markierung zum Wohle der Forschung und durfte danach von den Eltern erneut umsorgt werden. Für Günter Rödel, Fahrer der Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Dinkelsbühl. bedeutete dieser Einsatz möglicherweise die letzte Aktion dieser Art. Aus Altersgründen scheidet er zum Jahresende aus dem aktiven Feuerwehrdienst aus.


Hoch über den Dächern von Wassertrüdingen


1 Junges hat überlebt

Der nächste Halt stand mir anschließend in Ornbau bevor. Auch hier gibt es wieder einmal Storchennachwuchs. Zwei fünfwöchige Junge haben alle Unbilden der Witterung überstanden und sehen einer positiven Zukunft entgegen.


Beringung in Ornbau

Die letzte Station und gleichzeitig erste Storchenberingung seit vielen Jahrzehnten blieb der Minnesängerstadt Wolframs-Eschenbach vorbehalten. Hier gab es zuletzt in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts Jungstörche. Die beiden Nachkommen des diesjährigen Paares stellen somit eine echte Sensation dar. Mit ihren vier Wochen sollten sie ebenfalls „aus dem Schneider“ sein. An den beiden letztgenannten Orten durfte ich auf die Feuerwehr von Bechhofen und ihre Drehleiter zurückgreifen.


Nest in Wolframs-Eschenbach


Die Zwillinge

 
23. Jun. 07

Mit 18 Grad blieb es ausgesprochen kühl und bei Schauerwetter. Ein Tag zum Faulenzen für Ihren Tagebuchschreiber. Warum sich heute die Schorschis rar machten und dafür eine wahre Dohleninvasion einsetzte, bleibt ungeklärt. Erst am frühen Abend trat unser Paar zur gemeinsamen Übernachtung auf den Plan. Vorher blieb es bei einem einzelnen Storch im Morgengrauen.

Ein Taubenpaar bereicherte die Palette der Nestbesucher und besagte Dohlen erzielten mit 8 Exemplaren gleichzeitig ein seit langem unerreichtes Maximum.


Schorsch allein

Unser Taubenpärchen

 
Dohlen, Dohlen und kein Ende


Paar da

Blick in die Tiefe
 
24. Jun. 07

Traumwetter! Nach dem gestrigen Durchhänger war der heutige Tag ein vom Wetter ungetrübter. Mit 9 Grad war die Nacht frisch, jedoch bei einer Höchsttemperatur von 28 Grad leicht zu verkraften. Dazu blieb es auch den ganzen Tag trocken! Für Aktivitäten im Freien eine feine Sache, die von vielen intensiv genutzt wurde.

Man hielt es in den Morgenstunden lange gemeinsam im Nest aus. Doch als sich Nummer 6 unbeobachtet fühlte, setzte sie ihren Kotstrahl mitten ins Nest, statt ihn nach Storchenart über den Nestrand zu platzieren. Kann selbst in den besten Familien einmal passieren! Was dann folgte war allerdings kein Einzelfall. Es zeigten sich über dem Nest fremde Besucher, die unsere Schorschis mit deutlichen Signalen in die Schranken wiesen konnten. Bereits vor 21 Uhr traf man sich zur Übernachtung am Nest und schlummerte in die Nacht hinein.


Paar im Morgengrauen

Gemeinsame Aktivitäten

 
Eine schöne Bescherung

 
Man zeigt, was man kann!
 


Nummer 6 zurück

Vereint


Gute Nacht

 

Es ist so weit!!! Das Ankaufprojekt des „Storchen- und Biberlebensraums Wörnitzwiesen“ ist abgeschlossen. Über die Hintergründe und den weiteren Verlauf mit ähnlichen Projekten finden Sie hier einen ausführlichen Bericht.

Bitte unterstützen Sie auch 2007 wieder unsere Spendenaktion.

Weitere Hinweise

  • Hier könne Sie sich über die Ziele und Möglichkeiten der
    Natur- und Umweltstiftung

    informieren.


    Wenn Sie mehr über die Aktivitäten der Ortsgruppe Dinkelsbühl im Bund Naturschutz erfahren wollen, schauen Sie doch mal in das "Naturschutztagebuch" von Thomas Joas.


  • Vom 12. bis 20. Mai 2007 findet die 3. Ansbacher Artenschutzwoche mit zahlreichen Veranstaltungen statt.
    Nähere Informationen zu den Aktionen finden Sie auf der Seite des Landkreises Ansbach.

 

Neu und für Storchenfreunde sicherlich interessant ist die Karte der umliegenden Storchenstandorte, dargestellt mit Hilfe von Google Maps.

 
 

Und noch zwei  kleine Hinweise in eigener Sache:

  • Unterstützen Sie unsere Biotopankäufe mit dem Kauf von
    BN-Souvenirs


  • Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
    Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach finden Sie hier:

Kinderzeit

 
 

Hier geht es zu "Poetisches aus dem Gästebuch"

und hier zum Storchenbuch der Maischule Fürth.

 

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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen.Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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