Storchenkamera
Storchentagebuch 2007
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
Teil 5
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21. Apr. 07 |
Trocken und warm! Drei Wochen
Frühsommer im Frühling liegen heute hinter uns und ein Ende der
zu warmen und zu trockenen Witterungsperiode ist nach wie vor nicht
abzusehen. Um 14:50 Uhr stand ich nach zwei Tagen mit
gesundheitlichen Problemen wieder mal live unter einem
Storchennest! Da wählte ich mir zum Auftakt natürlich das in
Dinkelsbühl und somit die Begegnung mit Schorsch und
Nummer 6! Als ich mich zu Hause verabschiedete, war das Nest
leer und ich hoffte deshalb, die beiden irgendwo zwischen
Lehengütingen und ihrem Nest zu finden. Doch eine Sichtung fand
nicht statt. Als ich mich der Stadtmauer und dem Rothenburger Tor
von Dinkelsbühl näherte, erkannte ich auch den Grund: Die
Schorschis waren zu Hause. Ein paar Fotos aus ungewohnter
Perspektive standen dabei ebenso auf dem Programm wie eine
Begutachtung der laufenden Baumaßnahmen im Umgriff des alten
Rathauses.
Aus anderer Perspektive
Bautafel „Altes Rathaus“
Nach einigen Minuten wurde es laut auf dem
Rathausdach. Schorsch und Nummer 6 begannen zu klappern. Dabei sahen
sie ständig mit schräg gehaltenem Kopf in den Himmel, ein
untrügliches Zeichen, dass sie etwas sehen, was für mich noch nicht
sichtbar war. Nicht zuletzt das begrenzte Gesichtsfeld gegenüber dem
größeren, rund 20 Meter über mir befindlichen, war dafür der Grund.
Das Klappern dauerte an, das In-den-Himmel-Blicken verstärkte sich
und dann konnte ich den Grund endlich ebenfalls über mir erkennen.
In vielleicht 200 Metern Höhe kreisten drei Fremdstörche.
Zwei hielten dicht zusammen, während ein dritter Storch ein wenig
abgesetzt von den anderen über der Altstadt kreiste. Der Überflug
und das ruhige Segeln ließen schon von Beginn an keinen schlimmen
Angriff erwarten. Nach einer Minimalannäherung von einigen Hundert
Metern begannen die Überflieger schon bald in engen Kreisbewegungen
an Höhe zu gewinnen und sich aus der kritischen Entfernung zum Nest
zu verabschieden. Schorsch und Nummer 6 nahmen keine Notiz mehr von
den Besuchern, gingen zur „Tagesordnung“ über und stellten jegliches
Drohverhalten und Klappern ein, obwohl die kleine Gruppe der Störche
immer noch deutlich am Himmel sichtbar blieb. So oder ähnlich
dürften alle Begegnungen mit fremden Störchen
abgelaufen sein und das geschah in den letzten Wochen fast
täglich! Ich verließ Schorsch und Nummer 6 und fuhr über
Wilburgstetten, Weiltingen und Wittelshofen (hier jeweils ein
brütendes Sorchenpaar) nach Gerolfingen. Meine Hoffnung
scheint sich in diesem Jahr wirklich zu bestätigen! Das
Paar ist nach wie vor vor Ort und wenn mich nicht alles
täuscht, bereiten sich die beiden Störche auf eine Brut vor! Das
Männchen wurde 2005 in Möhlin im Kanton Aargau in der Schweiz
geboren und wurde vorher noch nie beobachtet, das Weibchen ist
unberingt.
Das neue Paar
Schließlich kann man eine Brut noch aus
Wassertrüdingen vermelden. Das Nest in Auhausen auf einem
Wohnhausdach wurde kürzlich wieder auf Vordermann
gebracht und sieht nun erneut einladend aus. Doch seit fast 10
Jahren wartet der Hausbesitzer vergeblich auf einen längeren Besuch
von Störchen.
Auhausen wartet auf Störche
Auch in Westheim, im benachbarten
Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, hat sich heuer noch nichts
ereignet. Auch dieses Nest steht leer, nachdem im Vorjahr
umfangreiche Bauarbeiten eine Brut nicht zuließen und vor zwei
Jahren bei heftigen Kämpfen ein Partner des Paares getötet wurde und
danach der verbliebene Storch Nest und Ort verließ. In nächster Zeit
wird sich an den verschiedensten Kameranestern Leben zu regen
beginnen. Neben den schon gemeldeten vier Jungen im Bornheimer
Sportplatznest wird es demnächst auch in dem auf der
Storchenscheune Nachwuchs geben.
Bornheim: Ein Ei ist angepickt
Ein Ei zeigte bereits heute eine kleine
kreisrunde Öffnung am stumpfen Eipol, ein sicheres Indiz dafür, dass
der Schlupf unmittelbar bevorsteht. Die Jungen am Sportplatz in
Bornheim, gleich vier an der Zahl, gedeihen bislang prächtig und
deuten an , dass bei der herrschenden Wetterlage keine
Gefahrenmomente drohen.
Bornheim: Das Jungenquartett
Im bayrischen Pfaffenhausen ist heute
das erste Junge geschlüpft, während die Eier des Vierergeleges in
Höchstadt und des Fünfergeleges im Luisenpark Mannheim
weiter eifrig bebrütet und gewendet werden.
Pfaffenhausen: 1 Junges
Mannheim
Höchstadt
Trotz aller Bemühungen unserer Nummer 6
ebenfalls für Nachwuchs zu sorgen, werden diese keinen Erfolg
bringen.
Er gibt sich solche Mühe!!
In den Vormittagssunden gab es die tägliche
Morgenzeitung zu lesen und als kleine Auflockerung des tristen
Nestinneren sorgte man für manche Zutat aus Kunststoff.
Kopula
mit Lesestoff |
Nun steht einer Zeitungslektüre
nichts mehr im Wege |
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22. Apr. 07 |
Die Nacht blieb klar und dazu
recht frisch. Am Morgen zeigte das Thermometer 0 Grad,
am Nachmittag erneut mit fast 25 annähernd sommerliche Werte.
Kein Tropfen Regen und dies nicht den letzten Tag.
Beim Gang durch die Storchennester fällt auf,
dass nun fast jeden Tage weitere Jungstörche das Licht der Welt
erblicken oder erblicken werden. In Pfaffenhausen sind es
inzwischen drei, in Bornheim auf der
Storchenscheune ebenfalls drei, auf dem dortigen
Sportplatznest nach wie vor vier, in Höchstadt
zeigt das erste Ei ein deutliches Loch, so dass mit
dem Schlüpfen in den nächsten Stunden zu rechnen
ist.
Pfaffenhausen
Bornheim – Sportplatz
Bornheim – Storchenscheune
Höchstadt
Das wird uns in diesem Jahr wieder nicht
vergönnt sein! Bei den Gründen für das Ausbleiben eines
Geleges habe ich mir schon in früheren Einträgen meine Gedanken
gemacht. Der „Schuldige“ für diese Misere ist nicht
auszumachen. Sollte jemand den Eindruck gewonnen haben, dass ich
Nummer 6 als ehemaligen Gehegestorch die Schuld
zuweise, so ist dieser Eindruck nicht korrekt. „Er“ oder
„sie“ ist genauso viel und genauso wenig verantwortlich wie sein
Partner oder seine Partnerin. Sind beide schwul – und so wie
sie sich geben, tendiere ich am ehesten zu dieser
Einschätzung – wäre es eine sehr seltene Verbindung
zwischen zwei Störchen in freier Wildbahn. Aber auch an
andere Möglichkeiten muss gedacht werden. Hier ist
beispielsweise an die Unfruchtbarkeit eines Partners zu
denken oder an eine andere Krankheit, die die Produktion
eines Eis nicht zulässt. Ich bleibe für meinen Teil – bis zum
Beweis des Gegenteils – bei der ersten Einschätzung. Schorsch und
Nummer 6 sind schwul!
Der zuletzt Genannte legte sich in puncto
Nestbau heute wieder einmal besonders ins Zeug. Was er so alles
anschleppte, verdiente hohe Anerkennung. Auch übernahm
er bei den Paarungen eindeutig die Rolle des
Männchens und somit dauert die aktive sexuelle Phase unseres
Paares nun schon den 46. Tag. Zählen wir die Tage munter weiter und
sehen wir, zu welch erstaunlicher Leistung unser Paar noch fähig
ist.
Intensiver Nestbau
Intensive Liebe |
Wo bleibt er denn? |
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da ist er ja! |
Schorsch landet |
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Nummer 6 im Anflug
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und gelandet |
Vereint für die Nacht |
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23. Apr. 07 |
Neues aus Aurach! Dort brütete im
vergangenen Jahr erstmals ein Storchenpaar erfolgreich
und vergrößerte damit die Zahl der Storchenorte des Landkreises
Ansbach um einen. Das Männchen des Vorjahres war nicht
mehr erschienen. Seinen Platz hatte im März ein neues
Männchen eingenommen, das von mir 2004 in Triesdorf (etwa 20
Kilometer von Aurach entfernt) beringt worden war. Anfang April
schloss sich ihm ein unberingtes Weibchen an, das aber nach einigen
Tagen wieder verschwand. Heute entdeckte ich dort ein
neues Weibchen mit einem ELSA-Ring. Die Ablesung
ergab, dass dieser Vogel in den neuen Bundesländern das Licht
der Welt erblickt hatte. Es wäre ein schöner Erfolg, wenn sich
dieses deutsch-deutsche Paar zu einer Brut entschließen
könnte. Die nächsten Tage werden den Beweis liefern! Auch die
Wiederbesetzung des Nachbarortes Neunstetten nach
sechs Jahren gehört in die Reihe der erfreulichen Ereignisse.
Die Brut hat dort nun begonnen, nachdem das Nest in einen
vortrefflichen Zustand gebracht wurde.
Zwei Ansichten des Nestes von Neunstetten
In Donauwörth, so entnehme ich den
fleißigen „Schnappschützen“, sind alle 5 Junge
inzwischen geschlüpft und haben ihren Überlebenskampf begonnen.
Fünflinge in Donauwörth
Das Paar in Görlitz hat das erste Ei
gelegt und steht damit ganz am Anfang der Brutzeit,
Görlitz
ebenso wie das Paar auf dem Tanzhaus von
Nördlingen, das heute ebenfalls das erste Ei abgelegt hat.
Für diese Nachricht bedanke ich mich ganz besonders beim Türmer
auf dem Turm von Sankt Georg, der den besten Einblick von uns
allen ins dortige Nest hat.
Schorsch und Nummer 6 kehren nun immer mehr dem
Nest den Rücken. Damit will ich sagen, dass es schon mal vorkommt,
dass das Nest – bevorzugt in den Nachmittagsstunden – über
lange Zeit verwaist ist. Diese Situation wird sich den Sommer
über sicher verstärken, aber dafür gibt es ja genug andere
Möglichkeiten, der Jungenaufzucht auf fremdem Terrain beizuwohnen.
Aber in jedem Fall heißt es: Nur unter storch24.de gibt es so
viele Informationen aus erster Hand, dass man an dieser Website
einfach nicht vorbeikommt. Nur unter storch24.de gibt es
einen so intensiven und liebevollen Umgang der User im Gästebuch.
Fast jeden Tag durfte ich von fremden
Störchen berichten, die über der Stadt ihre Kreise zogen. Mit
eigenen Augen konnte ich am 21. April eine solche Situation mit drei
Fremden beobachten und auch heute, aber erst nach Einbruch
der Dunkelheit, schienen die Schorschis leicht beunruhigt
zu sein. Anders ist es nicht zu erklären, dass man spät ankam
und dass nach 22 Uhr nur einer der beiden
Nestinhaber daheim war. Leider sieht man ab 21 Uhr
bei ausgeschalteter Stadtillumination die Störche nur noch
schemenhaft oder fast gar nicht mehr. Heute hatte offensichtlich
ein Tourist in Dinkelsbühl Mitleid mit uns und warf einige Euros in
den dafür aufgestellten Münzautomaten, so dass zwischendurch wieder
etwas mehr zu sehen war und an der „einsamen Stellung“ von
Schorsch oder Nummer 6 kein Zweifel bestand. Warum der
Partner allerdings noch abgeflogen war und wohin, bleibt
ein Rätsel.
Paar vereint |
Allein zu Hause |
Ein Verfolgungsflug oder eine
Auseinandersetzung mit einem Eindringling sind als Anlass für einen
späten Abflug schon denkbar. Störche machen zwar nächtens
keine großen Ausflüge! Wenn es aber notwendig erscheint, z. B. bei
Auseinandersetzungen, sind nächtliche Abflüge sehr gut möglich.
Immer wieder konnte ich in Gesprächen mit „Storchenbesitzern“ hören,
dass in tiefster Nacht auf dem Dach keine Ruhe herrschte, sondern
heftige Streitigkeiten mit fremden Störchen tobten. Offensichtlich
sind solche nächtlichen Angriffe eine nicht zu verachtende Taktik,
die für den Eindringling gewisse Vorteile zu bringen vermag. Sei´s
drum! Es kam an diesem Abend und in dieser Nacht zu
Abflügen, deren sichtbarer Beweis darin bestand, dass in Teilen der
Nacht nur ein Storch im Nest stand. |
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24. Apr. 07 |
Dank Sylvias unermüdlichem Einsatz
fand die Geschichte am frühen Morgen ihre Fortsetzung.
An dieser Stelle möchte ich unserer „Spitzen-Schnappschützin“
einmal ganz besonders danken, ohne all die anderen fleißigen
Helfer im Hintergrund zu diskreditieren. Sylvia ist es, die
schon in frühester Dämmerung auf der Lauer liegt und
uns mit gelungenen Beiträgen aus dem Leben der Schorschis
versorgt. Das bedeutet im Augenblick ab 5 Uhr 30 bereit zu
sein, um das Erwachen der Störche im Bild
festzuhalten.
Was es um diese Zeit zu sehen gab, belegen die
Bilder Sylvias. Meine Einschätzung vom gestrigen Abend
fand nämlich einen frühen Beweis und fand eine bildhafte
Bestätigung um 5:38 Uhr.
5:47 Uhr |
5:38 Uhr |
Nur einer der Schorschis stand im ersten
Licht im Nest und es gab eigentlich keinen Grund daran zu
zweifeln, dass sich die Situation seit 22 Uhr gestern Abend
verändert hätte. Einer unserer beiden Helden hatte sich
entschlossen, an anderer Stelle zu nächtigen. Um 6:34 Uhr
jedenfalls traf man beide Adebare wieder zusammen im Nest an
und das kurze Ausbleiben gehörte schon der Vergangenheit an. Danach
geschah nur noch sehr wenig! Die Auszeiten verlängerten sich zu
einem neuen Rekord, das Nest sah über Stunden keine Störche, dafür
aber verstärkt Dohlen.
S07042401
Dohlengeschwader
Für den heutigen Tag liegt mir bisher erstmals
seit dem Eintreffen von Nummer 6 kein Schnappschuss einer
Paarung mehr vor. Sollte jemand meiner Leser einen solchen
Bildbeweis noch vorrätig haben, wäre ich für eine Zusendung
sehr dankbar. Ansonsten müssten wir das Ende der sexuellen
Aktivität nach immerhin 48 Tagen vermelden.
Es gab unerwartet am späten Abend noch
eine „Neuerung“. Die Schorschis erschienen zur gewohnten Zeit
kurz nach 20 Uhr, doch als jeder schon ihr Bleiben erwartete, flogen
sie noch einmal ab. Es schien erneut eine gewisse Unruhe im
Umfeld zu liegen, die vielleicht im Erscheinen eines fremden
Storchs zu suchen war. Überraschend bleibt allerdings zu vermelden,
dass bis zum Verlöschen des letzten Lichtes – das war abermals gegen
21 Uhr – keiner der beiden zum Nest zurückgekehrt war.
Der Rest des Abends blieb allerdings vom Dunkel verhüllt. Die beiden
mussten aber – so gut wie unentdeckt – vor 23 Uhr doch noch
zurückgekehrt sein - denn bei entsprechenden Bildwechseln zeichneten
sich doch Bewegungen ab, die ziemlich „storchenmäßig“ aussahen.
Ein kurzer Blick in verschiedene
Himmelsrichtungen und in andere Nester erbrachte folgende
Neuerungen: In Pfaffenhausen sind vier Junge geschlüpft, in
Höchstadt liegen zwei Junge im Nest und in Adelsdorf hat sich noch
nichts Lebendiges eingestellt.
Pfaffenhausen
Höchstadt
Adelsdorf |
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25. Apr. 07 |
.... und schließlich gibt es ja noch
unsere Sylvia. Sie lieferte den Morgenbeweis für die
Anwesenheit beider Schorschis. Da standen sie also,
wie gewohnt, und behielten ein kleines Geheimnis für sich. Wo hatten
sie sich in den gestrigen Abendstunden wohl herumgetrieben?
Die Unschuldslämmer
Ich bin mir sicher, dass immer noch ein Fremder
oder sogar mehrere das Nest auch an diesem Morgen nicht aus den
Augen ließen. Anders ist das Verhalten vor sechs Uhr nicht zu
erklären und letztlich auch das der vergangenen Abend- und
Nachtstunden: Es gab Störche im Blickfeld der Nestbesitzer!
Vielleicht hatte sich mindestens einer auf einem Dach in der
Altstadt von Dinkelsbühl niedergelassen?
Einer in Aufregung |
Beide zeigen ihre Unruhe |
Um die Mittagszeit konnte man beide noch
einmal kurz im Nest erleben, danach wurde es ruhiger.
High Noon |
Schon wieder Unruhe? |
Ab dem frühen Nachmittag blieb das
Nest, von einem einstündigen Zwischenaufenthalt unserer Nummer 6
abgesehen, storchenlos. Eine Paarung fand auch heute –
wahrscheinlich – wieder nicht statt, so dass die Schorschis
inzwischen einen neuen Lebensabschnitt einzuläuten beginnen,
der auch in einer geringeren Nestpräsenz seinen Niederschlag findet.
Ein besonderes Ereignis wäre da noch aus
Höchstadt an der Aisch zu vermelden! Am 22. April vermeldete ich das
erste Loch im ersten Ei des dortigen Vierergeleges. Heute genau drei
Tage später sind alle vier Junge geschlüpft. Es hat also
nachweislich nur etwas mehr als 48 Stunden gedauert, bis vier Junge
das Licht der Welt erblickt hatten. Kein schlechtes Ergebnis, wenn
man weiß, dass die Eier in Abständen von zwei Tagen gelegt werden.
Man lernt also immer noch dazu und ist vor Überraschungen nie ganz
sicher.
Vier Junge in Höchstadt
Spät, aber nicht zu spät erschienen unsere
Schorschis im letzten Licht des Tages um 20:48 Uhr. Fast zeitgleich
begann die Stadtbeleuchtung wie auf Bestellung ihr romantisches
Licht über der Szene auszugießen.
Zuhause |
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26. Apr. 07 |
Es wird immer ruhiger um unsere
Nestbewohner! Dank Sylvias Schnappschüssen im
Morgengrauen konnten wir erneut den Beweis antreten, dass
Schorsch und sein Partner eine weitere Nacht gemeinsam in ihrer
Behausung zugebracht hatten. Sie schälten sich als weiße Riesen
aus dem Licht der Dämmerung.
Die Übernachtsgäste
Bevor man aus dem Hause ging, war eine
Paarung angesagt, die in gleicher Weise ablief wie in den
letzten Wochen: Sie sah Nummer 6 als Obermann!
Man kann´s nicht lassen!
Von Schorsch hat man solches schon lange nicht
gesehen. Danach kam der Abflug und außer einem Kurzbesuch
eines Einzelgastes bekamen wir den ganzen Tag keine Schorschis
zu Gesicht.
Ein Zwischenruf
Und als ich schon dachte, sie würden eine
gemeinsame Nacht in der Fremde verbringen, schwebten sie um 21:17
Uhr doch noch an.
Fast hätte ich sie vergessen: Zwischendurch gab
es Brieftaube! Na, immerhin! Man ist ja längst nicht mehr
verwöhnt!
Sie nutzt den Freiraum
Übrigens: In Adelsdorf zeigte sich heute
der erste Nachwuchs.
Adelsdorf |
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27. Apr. 07 |
Was für ein April! Und dieser Monat
dauert sogar noch weitere drei Tage, in denen es ebenfalls für die
Jahreszeit um einige Grade zu warm, zu sonnig und zu trocken sein
wird. Zwischen 5 und 26 Grad bewegte sich die Temperaturspanne und
brachte Urlaubs-Feeling pur!
Die Schorschis blieben ihrem
augenblicklichen Stundenplan treu und gestatteten sich
mächtig viele Auszeiten, in denen sie sich nicht am Nest
zeigten. Nachdem man gegen 5:33 Uhr noch gemeinsam aus dem Dunkel
der Nacht auftauchte, blieb man schon bald dem Nest fern.
Guten Morgen
Bevorzugt geschieht und geschah dies auch heute
weiter in den frühen Nachmittagsstunden. Wenn sich nicht wieder eine
der vielen Dinkelsbühler Haustauben am Nest gezeigt hätte,
wäre es um das Storchenheim wieder einmal sehr ruhig geblieben.
Die Brieftaube ist wieder da!
Von Schorschs kurzer Stippvisite gegen 15:30
Uhr abgesehen, tat sich nichts. Ja, wenn da nicht etwas
geschehen wäre!
Zwischenbesuch
Um 16:26 Uhr, Schorsch war erst kurze Zeit
verschwunden, machte es erneut „Plop“ und ein Storch stand im Nest!
Erfolgte Fremdlandung
In solchen Augenblicken laufen
automatisierte Handlungsabläufe ab, die auf vorhandene Ringe
ausgerichtet sind, die Haltung und Körperbau des Gelandeten scannen
und schließlich auch auf unveränderbare Kennzeichen achten. Schon
nach wenigen Minuten stand fest: Da stand weder Schorsch noch die
Nummer 6 im Nest! Ein Fremder also! Unser Paar war sich
seiner Sache also zu sicher und hatte sich weiter vom Nest entfernt
als es vielleicht ratsam gewesen wäre. Der Neue – und nun sei
das Ergebnis der automatisierten Handlungsabläufe erwähnt – war
ungewöhnlich langbeinig, ohne Ring, von auffällig
schlanker Statur und zeigte nicht die uns von Schorsch bekannten
deutlichen „Silberstreifen“ an einigen Armschwingen. Unbemerkt hatte
der Neuling ein besetztes Nest erobert und fühlte sich
darinnen sofort heimisch. Er begann, Nistmaterial zu ordnen,
er legte sich demonstrativ ins gemachte Nest und bestärkte durch
gleichzeitiges Klappern seine Besitzansprüche.
Arbeit am Nest
Schaut her, ich bin der Neue!
Auch mir könnte das Nest gehören!
Mit der Zeit wurde er sogar immer dreister
und bewegte sich fortan sicherer und ohne eine leicht zu spürende
Unsicherheit und Vorsichtigkeit. Der Neue hielt das Nest besitz und
das bis 19:46 Uhr. Doch da sah er mit schräg gelegtem
Kopf nach oben, Sekunden später tauchte ein zweiter Storch
im Nest auf und abermals nach einer Bildaktualisierung sah man
nur noch unsere Nummer 6, die drohend und mit den Flügeln
pumpend seinerseits betonte, wer der Herr im Hause sei.
Kommt da einer? |
Ja, ich bin es, die Nummer 6!!! |
Siegerpose von Nummer 6
Ein einziger Anflug hatte also genügt,
um den Horstbesetzer in die Flucht zu schlagen. Da konnte man
sehen, wie dominant der „Unsrige“ sein muss. Erst nach einer
weiteren halben Stunde sah sich Schorsch in der Lage, am
Nest aufzutauchen.
Das alte Paar vereint!
Er hatte von alledem überhaupt nichts
mitbekommen und musste von seinem Partner über dessen Heldentaten
aufgeklärt werden. Den Rest erledigten dann beide jedoch gemeinsam,
denn von Ruhe konnte auch anschließend noch nicht die Rede sein. Man
flog in kurzen Abstände an und ab, drohte und klapperte bis in die
Dunkelheit hinein.
Die Attacken gehen weiter!
Sicher gab der Invader immer noch nicht klein
bei, sondern war nahe genug, um für Aufregung zu sorgen.
Von anderen Kameranestern bliebe aus
Forchheim 3 zu vermelden, dass mittlerweile drei Eier im Nest
legen. Was sich dort so alles zuzutragen scheint, verdient ebenfalls
(siehe unser Nest) die Bezeichnung „merkwürdig“. Nachdem in den
vergangenen Wochen schon immer wieder mal ein Ei im Nest auftauchte,
um dann wieder überbaut und unsichtbar zu werden, liegen nun wieder
drei Eier in einer Nestmulde und repräsentieren damit so etwas wie
ein Gelege. Wir wollen die Entwicklung dort aufmerksam beobachten
und immer wieder einmal darüber berichten.
Forchheim 3 |
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28. Apr. 07 |
Ein morgendlicher Anruf bringt mich auf
Trab. In einem Feuchtwanger Ortsteil, nämlich in Aichau,
hält sich seit 14 Tagen ein Storch auf! Bei der ersten
Meldung vor einer knappen Woche war ich noch etwas skeptisch und
eine Nachsuche erbrachte außer einigen Storchenspuren auf dem
Dach einer Scheune keinen Sichtnachweis, so dass ich die
Meldung eher für eine Zufallsbeobachtung hielt. Diesmal ging ich der
Sache ebenso nach und nahm Gespräche mit einigen
Dorfbewohnern auf. Die Spuren af der Scheune
hatten sich verstärkt und vor allem auf dem
Schlauchtrocknungsturm des Gerätehauses der Freiwilligen
Feuerwehr Aichau gab es eine Menge neuer Kotspuren. Kurz vor
meinem Eintreffen stand ein Storch auch auf dem Turm. Auf meinen
Vorschlag, eine Nisthilfe dort anbringen zu wollen, stieß ich
sofort auf Begeisterung und die Sache nahm ihren Lauf.
Mehrere Dorfbewohner erklärten sich bereit, die Sache
in die Hand nehmen zu wollen, ihr Tagebuchschreiber
versprach, Baupläne zu besorgen und die Modalitäten für die
Anbringung der Nisthilfe auf dem Dach des Turmes zu klären. Mit
etwas Glück könne die Maßnahme in der nächsten Woche
über die Bühne gehen. Während des Gespräches war der Storch
überraschend auf den Turm, seinem augenblicklichen
Lieblingsplatz, zurückgekehrt. Ich musste ihn zweimal mustern,
ehe ich an seinem rechten Bein einen kleinen Zoo-Ring
erkannte.
Die Ablesung lief anschließend ohne
Komplikationen ab und erbrachte einen schönen Befund. Bei dem
Gast in Aichau handelte es sich um einen alten Bekannten. Die
Lebensgeschichte des Gastes ist mir bereits seit dem Jahre 1994
bekannt. Damals wurde er als Altvogel, also mindestens im Alter von
drei Jahren, an der oberen Altmühl flugunfähig eingefangen und in
den Tiergarten Nürnberg gebracht. Im darauf folgenden Jahr wurde er
an derselben Stelle wieder freigelassen, nachdem er mit dem Ring
ZOO NÜRNBERG A 757 beringt worden war. Über viele Stationen
konnte ich ihn seitdem in jedem Jahr ablesen, zuletzt 2006
als Brutstorch mit einem unberingten Weibchen in Aurach,
Kr. AN, etwa 6 Kilometer nördlich von Aichau. Im
vergangenen Jahr verhalf er drei Jungen zum Ausfliegen. Heuer
schickt sich ein anderes Paar in Aurach an, eine Brut zu beginnen.
Ein neues Männchen ließ ihm offensichtlich keine Chance, das alte
Nest zu erobern. In die Jahre gekommen, wich er aus, wurde
abgedrängt und residiert nun als nestloser Looser in Aichau, nicht
gerade in einem storchentypischen Lebensraum. Wir werden es trotzdem
versuchen und ihm in der kommenden Woche einen Nestersatz anbieten,
an den er sich dann im nächsten Jahr vielleicht erinnern wird.
Der Besucher von Aichau
Ringablesung
Nach dem gestrigen Stress mit dem
Fremden, war am heutigen Tag mehr Nestpräsenz angesagt
als die vergangenen Tage. Man darf sich eben nicht zu sicher sein
und den ganzen Tag draußen herumhängen! Dann passieren eben solche
Sachen wie gestern. Der Eindringling konnte über Stunden schalten
und walten wie er wollte. Im entscheidenden Moment erwies er sich
dann doch als Schwächling und gab das Nest kampflos frei. Nummer 6
hatte überhaupt keine Probleme!
So ganz ohne Rivalenkämpfe ging es in
den frühen Morgenstunden immer noch nicht ab. Schon weit
vor sechs Uhr zeigten sich die Partner unseres Paares in
hellster Aufregung.
In hellster Aufregung
Es konnte gut sein, dass der gestrige
Eindringling in der Nähe des Rathauses genächtigt
hatte und nun im ersten Licht des neuen Tages wieder in den
Blickpunkt rückte. Nach einer Stunde kehrte Ruhe ein und man
konnte zur Tagesordnung übergehen.
Schorsch landet |
Es kehrt Ruhe ein |
Doch für Schorsch & Co. war damit noch nicht
alles ausgestanden. In den Mittagsstunden musste schon wieder
Alarm geschlagen werden.
Alarm
Man kann sich unschwer ausmalen, was auf uns in
Beziehung „Fremde am Nest“ noch alles auf uns zukommen wird. Schon
deshalb bleibt es spannend und wir brauchen keine Angst zu haben,
dass Eier oder Junge dabei zu Schaden kommen.
Man liebt sich weiter! Gab es zuletzt
ein deutliches Herunterfahren der gegenseitigen Libido,
erwachte diese nach all dem Stress zu einem kräftigen
Zwischenhoch. Manches sah dabei abermals etwas ungelenk
und wackelig aus, aber dennoch sollte man als Außenstehender
in dieser Beziehung nicht zu viel herummäkeln.
Es nimmt kein Ende!
In Kenntnis der gestrigen Ereignisse kehrte das
Gespann rechtzeitig zum Schlafen ins Nest zurück und verlebte eine –
soweit sichtbar – ruhige Nacht.
Gute Nacht
Zum Schluss blicke ich wieder einmal über den
eigenen Tellerrand und sehe, dass es in den Nestern von Adelsdorf
und Mannheim mittlerweile je 2 Junge zu bestaunen gibt.
Adelsdorf
Mannheim |
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29. Apr. 07 |
Auch wenn sich unsere Schorschis nicht
mehr jeden Abend an ihre normalen Rückkehrzeiten zum
Nest halten und länger als sonst herumstreunern, kehren sie
selbst im Dunkeln immer in ihre Wohnung zurück.
Deshalb begrüßen sie uns Tag für Tag im ersten Morgenlicht.
So geschah dies auch heute. Doch schon bald nutzten beide Störche
die heraufscheinende Dämmerung zum Abflug in die
Nahrungsgründe. Zwischendurch legte man eine kurze
Stippvisite ein und verabschiedete sich danach wieder für ein
ganzes Weilchen.
Man schält sich aus der Dunkelhei |
Im schönsten Morgenlicht |
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Was wird denn da eingebaut? |
Schorsch verduftet |
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und noch einmal |
Das klappt immer noch. |
Endlich zurück
So ging dies den ganzen Tag, man baute
am Nest, man liebte sich und nebenbei begrüßte unser
Gästebuch den 50.000 Eintrag, den mehr zufällig als
unbedingt gewollt unsere Heinke einheimste.
Heinke zum 50.000.
Auch von halboffizieller Seite darf ich
mich den Glückwünschen anschließen und auf eine ebenso
harmonische zweite Halbzeit bis zu 100.000 Einträgen
hoffen. Die erste Halbzeit dauerte nicht ganz 2 Jahre.
In dieser kurzen Zeit gelang es, diese stolze Zahl zu erreichen und
das Erfreuliche daran: Zu keiner Zeit gab es Streit
und Missgunst im Gästebuch, die Einträge bewegten sich
nie unterhalb der Gürtellinie und waren stets kompetent und
niveauvoll. Dass dabei die Themenpalette breiter gefächert sein darf
und sich die Gespräche nicht nur um unsere Lieblingstiere drehen
dürfen, versteht sich von selbst. Machen Sie so weiter in einer
gesunden Mischung, pflegen Sie die entstandenen und sicher weiter
entstehenden Freundschaften und bleiben Sie unseren Störchen in
jedem falle gewogen!
Zum Abschluss ein Blick über den Tellerrand:
In Lindheim gibt es jetzt 3 Junge.
Lindheim |
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30. Apr. 07 |
Die Hiobsbotschaft schlechthin erreichte
mich heute Mittag, als ich aus der Schule kam und -
wie es seit Jahren Brauch ist - meinen PC zum Laufen brachte, um
mich nach den neuesten Nachrichten über unsere Schorschis
umzusehen. Da lese ich etwas über einen zur Hälfte fehlenden
Unterschnabel bei Schorsch und sehe die
dramatischen Vergrößerungen der Verletzung im
Gästebuch. Kein Zweifel! Bei Georg fehlt die Hälfte
des Unterschnabels! Kein Zweifel ist möglich, keine optische
Täuschung, die die Angelegenheit etwas weniger schmerzvoll machen
könnte.
Schrecklich!
Hier sieht es nicht viel anders aus!
Sofort begann ich mein Bildmaterial der
letzten Tage durchzuforsten, um zu sehen, ob bei Schorsch
diese Verletzung schon länger zurückliegt. Erst wenn
man weiß, worauf man achten muss, sieht man Dinge, die einem vorher
regelrecht entgangen sind. Und tatsächlich: Auch vom gestrigen
Tag liegen Bildbelege vor, die den verletzten
Unterschnabel zeigen.
Auch gestern hatte Schorsch diese Verletzung!
Ich suchte weiter und fand Schnappschüsse
vom Samstag, den 28. April um13:03 Uhr, auf denen Schorsch
teilweise schnabellos zu sehen war.
Belege von vorgestern: Der Unterschnabel fehlt teilweise!
Wie ich den augenblicklichen
Gästebucheintragungen entnehme, kommt Sylvia, ihr gebührt
der Dank als Entdeckerin der Verletzung, ebenfalls
zu diesem Schluss. So dürfen wir wohl als Zeitpunkt
der Verletzung die Zeit zwischen Freitagabend und Samstagmittag
ansetzen. In diesen Stunden fanden – und da gebe ich den
Stimmen Recht – die heftigsten Auseinandersetzungen zwischen
unserem Paar und mindestens einem Fremdstorch satt.
Dieser hielt sich sogar über drei Stunden in Schorschs
Behausung auf. Ob es allerdings bei den für uns nicht beobachtbaren
Auseinandersetzungen zur schlimmen Verletzung an Schorschs Schnabel
gekommen ist, wage ich doch sehr zu bezweifeln. Diese
Form von Selbstverstümmelung ist im Tierreich eigentlich
nicht vorgesehen. Dass der Schnabel tödliche
Verletzungen zufügen kann, steht nicht in Frage. Dass er
dabei aber abbrechen kann und dazu noch in der gesehenen
Weise, ist sicher auszuschließen. Aber ich bin in diesem
Moment ein wenig überfragt und bitte natürlich mit mir weiter zu
spekulieren und die mögliche Ursache herauszufinden. Ich
glaube aber, dass die fehlende Hälfte des Unterschnabels
mit großer Sicherheit durch die Einwirkung einer Falle
verursacht wurde. Ich denke hier vor allem an die große Familie der
Schlagfallen, die an Perversion kaum zu überbieten sind und
bei uns nicht zuletzt beim Fang von Bisamratten zum Einsatz kommen.
Bilder um die Mittagszeit
An ein solches Mordinstrument denke ich,
wenn ich mir den Schorsch so ansehe. Dass er seinen Schnabel
in etwas stecken wollte, nicht mehr herauskam und dann den
Unterschnabel verlor, ist auch zu sehr an den Haaren herbeigezogen.
Nein! Der Schnabel wurde glatt abgeschlagen. Dazu sind
bei der filigranen Knochenbauweise eines Vogelschnabels nicht
einmal immense Kräfte nötig. Wie kann dies passieren? Eine Falle,
z.B. für den Fang von Bisams, muss, wenn sie fängisch gestellt ist,
so gesichert sein, dass andere Tiere nicht hineingeraten. Jeder
Fischereiverein verfügt dazu über besonders ausgebildete Fänger, die
solche Maßnahmen einhalten und befolgen sollten. Aber vielleicht
geschah es in einer anderen, verbotenen Schlagfalle, die weniger
unserem Schorsch als vielmehr einem Raubsäuger oder einem anderen,
missliebigen Vogel galt. Häufig erwischt es eben dabei einen
Falschen. Da bleibt nur Wut darüber, dass immer noch Fallen zum
Einsatz kommen. Schorsch muss mit geöffnetem Schnabel – so wie es
Störche bei der Nahrungssuche gewöhnlich tun – mit dem
Auslösemechanismus der Falle in Berührung gekommen sein. So schlug
es ihm nur die Unterschnabelhälfte ab. Was heiß hier aber nur? Da
wäre es noch besser gewesen, er hätte auch den gleichen
Anteil des Oberschnabels mit verloren. So sieht es natürlich für das
weitere Schicksal unseres uns ans Herz gewachsenen Schorschs
ziemlich düster aus! Ich hatte im Tagebuch vor einigen
Wochen von verheilten Missbildungen vieler Vögel
gesprochen. Der Fall, der dem heutigen Trauerspiel am nächsten
kommt, betraf einen Brutstorch aus Herrieden an der Altmühl. Bei ihm
fehlte während der Zeit der Jungenaufzucht eines Tages ein etwa
drei Zentimeter langes Stück des Oberschnabels. Der
Storch versorgte die Jungen und er überlebte auch die Zeit bis zum
Abflug im Herbst. Im nächsten Jahr blieb er allerdings verschwunden.
Durch Zufall kam ich ihm auf die Spur, wie er sich trotz der
Behinderung mit Nahrung versorgen konnte. Dazu flog er fast bei
jedem Nahrungsflug eine Strecke von 9 Kilometern zu einem Weiher, in
dem es in diesen Wochen vor Fischen nur so wimmelte. Er watete ins
Wasser und schöpfte ganz nach Pelikanart mit leicht geöffnetem
Schnabel die Fische aus dem Gewässer heraus. Voll bepackt flog er
danach zu seinem weit entfernten Nest. Der Partner konnte sicher
einen Teil Ausfalls wettmachen, so dass es keine sichtbaren
Beeinträchtigungen der Jungen gab. Alle flogen erfolgreich aus.
Was kommt nun auf Schorsch zu?
Seine Verletzung ist ungleich gravierender. Zum
ersten fehlt ein großer Teil des Unterschnabels, so
dass eine Nahrungsaufnahme nach Pelikanart ebenfalls
ausscheidet. Zum zweiten verlor er gut die Hälfte des
Unterschnabels, bestimmt 8 bis 9 Zentimeter. Das bedeutet, dass er
kaum noch in der Lage ist, Kleintiere zu fangen. Das
Fressen von Insekten, Regenwürmern, Egeln und ähnlicher
Beute, die mit der Schnabelspitze aus der Erde gezogen oder
einfach nur so im Vorübergehen aufgelesen, bearbeitet und
durchgeknabbert werden müssen, ist für Schorsch unmöglich
geworden. Am ehesten sollte es möglich sein, größere Beute
allein mit dem Oberschnabel zu attackieren, zu
betäuben und..? Wie soll Schorsch dann das Abschlucken
vornehmen? Es wird verdammt schwierig und nur mit viel
Zufälligkeiten und Glück wird dann etwas
hinunterrutschen. Offenbar versuchte er schon, eine Lösung
zu finden, indem er fast bis zum Bauchansatz in einer
schlammigen, offenbar wenig Wasser enthaltenden Fläche
herumzuwaten. Dabei könnte es schon gelingen, durch tiefes (bis
zur Bruchstelle) Eintauchen in das Substrat
Lebewesen herauszufiltern und zu verwerten. Wird es Schorsch
gelingen, Lösungen zu finden? Es wird verdammt schwer und reell
betrachtet kann er in diesem Zustand nicht lange überleben. Eine
Woche, vielleicht etwas länger? Und niemand kann ihm helfen! Er wird
nicht im Nest sterben, sondern irgendwo draußen, wo man ihn auch
kaum findet. Doch da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen!
Für Schorsch wird es nicht mehr möglich
sein, sein Gefieder zu pflegen, die Federäste, die in
Unordnung geraten sind, wieder in die richtige Position zu bringen
oder schlicht und einfach seinen Partner zu kraulen. Das
Komfortverhalten ist mit dem Tag des Schnabelverlustes
fast auf Null reduziert. Dadurch wird mit der Zeit sein
Federkleid in einen immer schlechteren Zustand kommen, er
würde einen „verwahrlosten“ Eindruck hinterlassen. Ganz zu schweigen
von der Möglichkeit, Nistmaterial aufzunehmen und zum Nest zu
transportieren. Auch das Klappern wird nun anders klingen als
noch vor zwei Tagen, da ein Teil des Resonanzbodens fehlt.
Ich muss es leider so drastisch
formulieren: Für Schorsch gibt es, auch wenn er wider
Erwarten noch einige Zeit überlebt, keine Möglichkeit mehr,
in das normale Storchenleben zurückzukehren. Es tut
weh, aber wir müssen uns schon jetzt mit dem Gedanken vertraut
machen, dass er uns verlassen wird. Ich denke, dass wir ihn
auf diesem Weg ein Stück begleiten und wir
müssen es ihm überlassen, wann und an welcher Stelle er sein
Leben beenden will.
Das soll es auf die Schnelle gewesen sein. Die
Zeit wird uns weiterer Aufschlüsse über Schorschs Schicksal geben.
Hier noch zum Schluss einige Bilder, die
beweisen, dass zunächst alles wie gewohnt aussieht, jedoch beim
genaueren Hinsehen, lässt sich allenfalls erahnen, in welcher
misslichen Situation sich Schorsch nun schon zwei Tage befindet.
Gefahr im Verzug! Ein stummes Klappern!
Mit letzter Kraft?
Mit ein paar Stunden Abstand, aber immer
noch sehr betroffen, melde ich mich noch einmal zu Wort.
Schorsch kam am Abend gegen 20 Uhr mit seiner Nummer 6
zum Übernachten ins Nest.
Wie lange noch?
Es gab noch einmal eine Portion Liebe.
Danach hüllte die Nacht beide ein.
Ein Versuch |
Noch einmal |
Die Nacht
Wie lange wird es diese Gemeinsamkeit
noch geben? Irgendwann wird Georg zu schwach sein und
wird nicht mehr am Nest auftauchen. Das wäre dann das Signal,
sich auf die Suche nach ihm zu machen in der Hoffnung,
ihn zu finden. Aber wie soll es danach weitergehen. Der
Unglückliche wird auch in Pflege oder Gefangenschaft
nicht in der Lage sein, selbständig zu fressen. Es müssten
ihm alle Bissen per Hand in den Schlund gesteckt werden.
Zwangsernährung auf Storchenart! Manche lehnen diese Form des
Zwangs sogar bei Menschen ab, wie steht es da erst mit der
Beantwortung dieser Frage bei einem Tier? Sicher gibt es die
Möglichkeit, ihm eine Schnabelprothese anzufertigen und
anzupassen. Ich frage aber: Warum und zu welchem Zweck und
Preis? Dass er später in einem beliebigen Park, Zoo oder sonst
wo herumhängt, zur Attraktion für eine bestimmte Klientel verkommt
und sich mit Gans und Huhn und Co. ein erbärmliches Stelldichein
liefert? Können Sie sich unseren Schorsch in dieser Rolle
vorstellen? Für einen solchen Lebensabend muss uns unser
Schorsch eigentlich und uneigentlich viel zu schade sein. Der
Schnabel, ein hochsensibles, mit ungezählten Sensoren
ausgestattetes Organ soll zu einem kalten Plastikkonzentrat
verkommen? Eine Freiheit wird es für ihn nie mehr
geben können, ob er nun sein Ersatzteil bekommt oder nicht! Für mich
steht diese Alternative jedem Fall außer Frage,
sondern für mich gibt es als einzige Konsequenz aus dieser
Tragödie: Ich werde versuchen, Schorsch zu fangen. Das wird
nur gelingen, wenn er schon sehr entkräftet ist. Das wird aber sehr
bald der Fall sein. Ich werde Schorsch weiter zu einem Tierarzt
bringen, der ihm die erlösende Spritze setzen wird. Außerdem
wird er anschließend an einer schönen Stelle in seinem
früheren Lebensraum vor den Toren der Stadt ein
ehrenvolles Begräbnis erhalten. Es muss ihm einfach ein Leben
erspart werden, das sein Partner über viele Jahre in einem
obskuren Vogelpark fristen musste.
Verglichen mit unseren schmerzvollen
Erfahrungen um Schorsch wirkt es schon beinahe belustigend,
das Paar aus Forchheim 3 bei ihrer „Doppelbrut“
zu beobachten. So ganz den Regeln entspricht das Verhalten der
beiden Störche dort auch nicht. Der eine Storch bebrütet ein
Dreiergelege, der Partner einige Zentimeter davon entfern im selben
Nest ein Einergelege. Was soll das nun wieder bedeuten? Auf
ganz normalem Weg schlüpfte heute das vierte Junge im
Kameranest des Luisenparks in Mannheim.
Forchheim
Mannheim |
|
1. Mai 07 |
Die Vorgänge von gestern beschäftigten
mich auch noch in der Nacht und es wird bis zum bitteren
Ende auch noch so weitergehen. Schorsch verlebt
heute den dritten Tag ohne jede Nahrungs- und Wasseraufnahme,
sicher keine außergewöhnliche Belastungsprobe für einen erwachsenen
Storch. Als vor zwei Jahren die Brutstörchin des Dinkelsbühler
Nestes während der Eiablage verschwand, harrte ihr Partner 5 Tage
oder 120 Stunden aus, ohne das Nest auch nur ein einziges Mal zu
verlassen. In diesem zeitlichen Rahmen wird sich auch der Ablauf im
tragischen Fall von Schorsch abspielen.
Die Nacht verbrachte unser Paar in
friedlicher Eintracht. Gegen 5:45 Uhr flogen beide ab, Nummer 6
legte nach 7 Uhr einen kurzen Zwischenbesuch ein, danach blieb das
Nest erneut leer.
Da sind sie! |
Stippvisite Nummer 6 |
Um 9 Uhr startete ich zu einer
Exkursion ins Nahrungsgebiet der Dinkelsbühler Störche.
Ich fuhr entlang der Wörnitz über Lehengütingen, an der
Froschmühle entlang und entdeckte kurz vor Maulmacher am Rande einer
Ackerfläche einen Storch. Ich vermied es, aus dem Auto
auszusteigen, sondern beobachtete mit Fernglas und Fernrohr.
Schnell stand fest: Ich hatte Schorsch gefunden, denn einen
zweiten Storch mit einer solchen Schnabelverletzung kann es nicht
noch einmal geben.
Gefunden!
Unter realen Bedingungen wirkte Georgs
Schnabelverletzung fast noch niederschmetternder als
über die Webcam. Reglos, den Schnabel meist auf das
flauschige Kropfgefieder gesenkt, harrte er auf dem staubigen
Acker aus. Ich wollte so lange warten, bis er irgendeine
Reaktion zeigte oder einen Versuch unternehmen sollte, nach
Fressbarem Ausschau zu halten. Ich hatte fast den Eindruck,
als habe er sich in sein Schicksal ergeben und wisse, dass er
in seinem Zustand keinen Versuch mehr unternehmen müsse, sich
auf Nahrungssuche zu begeben. Er stand! Nach etwa 30
Minuten sah ich über den Rand meines Fernglases
hinweg einen weiteren Storch auffliegen. Da das Gelände an
dieser Stelle eine kleine Abbruchkante von zwei Metern Höhe zu einer
die Wörnitz begleitenden Wiese aufweist, hatte ich diesen Storch
überhaupt nicht bemerkt. Er flog zuerst zielstrebig über den
Ortsteil Maulmacher Richtung Dinkelsbühl, begann danach aber zu
kreisen, sichtlich an Höhe zu gewinnen und anschließend Richtung
Campingplatz zu segeln. Beim Abfliegen blitzte kurz ein
Ring oberhalb der Zehen des rechten Beines auf. Klarer
Fall: Nummer 6! Schorsch zeigte sich davon vollkommen
unbeeindruckt, er blieb reglos stehen und nahm von seinem
Partner keine Notiz. Ich wandte mich wieder der Beobachtung des
Verletzten zu, als von derselben Stelle, von der eine Minute
vorher Nummer 6 abgeflogen war, ein dritter Storch in die
Luft stieg und dem Vorgänger folgte. Bald hatte er den Abstand zur
Nummer 6 verkürzt und während ich Richtung Dinkelsbühl fuhr, hoffte
ich, beide noch einmal zu entdecken. Schorsch blieb auch beim
zweiten Abflug eines Storchs ungerührt auf dem Acker zurück. Mir
schwirrten einige Gedanken durch den Kopf! War ich Zeuge
einer beginnenden neuen Liaison? Warum hatte es Nummer
6 geduldet, neben seinem Schorsch auch noch mit einem uns
Unbekannten einträchtig unterwegs zu sein? Konnte Schorsch nicht
folgen, weil er schon zu geschwächt war? Als ich auf der Bleiche vor
den Toren der Stadt ankam, kreisten Nummer 6 und der/die Neue hoch
über meinem Kopf. Zur für möglich gehaltenen Landung im Nest kam es
dann leider doch nicht!
Ich fuhr zu Schorsch zurück! Der stand
nach wie vor reglos an derselben Stelle wie 15 Minuten vorher. Ich
wollte seine Vitalität überprüfen und näherte mich ihm sehr
vorsichtig und äußerlich desinteressiert und unbeteiligt.
Erst als ich mich ihm etwa auf 20 Meter genähert hatte, gab
er seine statuenhafte Stellung auf und lief einige
Schritte von mir weg in Richtung zur kleinen Straße, die nach
Maulmacher führt. Ich verharrte nun ebenso, machte einige Fotos
und zog mich auf gleichem Wege zurück.
Wie geht es Schorsch?
Meine Gedanken kreisten um das weitere
Vorgehen. Sollte ich schon jetzt einen Fangversuch
unternehmen oder es erst später versuchen? Viele Radfahrer
und Maiausflügler ließen mich aber schnell zum Entschluss
kommen, mit einem Fangmanöver vorerst noch zu warten.
Um 10:30 Uhr war ich wieder zu Hause.
Und während ich diesen Tagebucheintrag verfasste, erschien
Schorsch unverhofft und allein doch wieder an seinem Nest.
Da ist es mit seiner Kondition also doch noch nicht so
schlecht bestellt wie befürchtet.
Schorsch hat es nach Hause geschafft!
Beobachten Sie mit mir einfach weiter und
versuchen Sie, sich das Leiden eines Tieres nicht allzu sehr zu
Herzen zu nehmen.
Auch andernorts ereignen sich Dinge, die man
nicht mit menschlichen Empfindungen in Verbindung bringen darf. Da
wirft der Storchenpapa in Bornheim im Nest auf der Storchenscheune
ein Junges aus dem Nest.
Auslese!
Nicht mehr und nicht weniger! Es ist das
Normalste in der Storchenwelt, dass aus beinahe jedem Nest ein bis
mehrere Jung(es)e die ersten Lebenswochen nicht übersteh(t)en. Was
auf das Storchenpaar in Ustron noch alles zukommen mag, wird die
Zeit mit sich bringen. Heute liegt erst mal ein Ei im Nest.
Ustron, Polen |
|
|
Nach Schorschs Abflug um 13:26 Uhr
blieb es den ganzen Tag storchenlos am Nest. Wo mochte der
Unglückliche den Tag verbracht haben? Hat er sich eine
Nahrungsquelle erschlossen? Es gibt aber kaum eine Möglichkeit für
ihn. Der Schnabel ist so ungünstig abgetrennt worden,
dass wirklich nichts mehr geht. Ein Anfüttern
hat in dieser Situation in keiner Weise Sinn, müsste man ihm
die Nahrung – wie schon beschrieben – in den Schlund stopfen. Und
dazu muss man ihn fangen, was bei seiner augenscheinlichen
Vitalität unmöglich ist. Sie sehen, dass es nicht
ganz so einfach ist, ein flugfähiges Tier so mir
nichts dir nichts in die Hände zu bekommen. Da sind die
Ratschläge dankenswerter Weise sehr vielfältig, aber halt
nicht sehr praktikabel. Solange Schorsch noch das Nest
anfliegt, wird keiner von uns ihn in der freien Landschaft in die
Hand bekommen. Das wäre ja fatal, wenn sich jeder Storch, ob mit
oder ohne Verletzung, so mal schnell greifen ließe. Ich weiß, dass
die meisten es ja gar nicht so meinten, sondern eben nur darauf
bedacht waren, Schorschs Leiden zu verkürzen. Nun möchte ich mich
nicht über die beste Todesart äußern. Ich kann nur schwer
beurteilen, was angenehmer ist! Verhungern und verdursten oder
gevierteilt werden und anschließend gefedert oder doch lieber
umgekehrt? Es ist müßig, darüber zu viele Gedanken zu verlieren. Wir
haben es mit Fakten zu tun und die sehen einen verletzten Schorsch,
der augenblicklich keinen hoffnungslosen Eindruck macht, noch
wunderbar fliegt und dem momentan in keiner Wiese beizukommen ist.
Einzige Ausnahme: Man könnte ihn aus geringer Distanz erschießen!
Bei all der Diskussion ist es müßig, sich
Gedanken zu machen, ob der Schnabel wieder nachwächst oder nicht?
Bei einem so großen Stück, das Schorsch abhanden gekommen ist, halte
ich es für sehr fraglich, so dass Schorsch wohl nie mehr in Freiheit
entlassen werden kann, selbst wenn man ihn in die Hände bekommen
würde. Und dass das Nachwachsen Monate dauert, steht auf alle Fälle
fest. Aber da erinnert man sich doch gerne an schon gesehene oder
„gehörte“ Schnabelprothesen, die unserem Georg sicher gut zu Gesicht
stehen würden, aber erst in Verbindung mit einem künstlichen
Hüftgelenk und einem farblich angepassten Glasauge so richtig zur
Geltung kommen.
Nach langem Warten erschien unser
Schorsch um 20:37 Uhr, also durchaus im gewohnten
zeitlichen Rahmen, für eine neue Übernachtung am
Nest. Nach einer kurzen Klapperstrophe, mit der er sein Erscheinen
dokumentierte, legte er sich sofort ins Nest, den Schnabel im
Brustgefieder teilweise verborgen und blieb danach fast unbeweglich
liegen.
Schorsch landet |
klappert |
und legt sich
Würde Nummer 6, die zuletzt am Morgen
nach 7 Uhr am Nest gesichtet wurde und die ich gegen 9:45 Uhr mit
einem zweiten Storch, hoch über Dinkelsbühl kreisend, zuletzt
gesehen hatte, zur Übernachtung erscheinen? Auch um 22 Uhr
lag Schorsch immer noch alleine in seiner Behausung
und so blieb es für den Rest der Nacht. Hatte Nummer 6 etwas im
Verhalten von Schorsch bemerkt, das ihn zu dieser Reaktion
veranlasst hatte oder war er mit einer/einem Fremden über alle
Berge? Sonderbar wäre diese Konsequenz aber schon, auch wenn
Storchenliebe nicht so weit geht, den in Not geratenen Partner zu
füttern oder zu pflegen. Das geht gerade mal mehr schlecht als recht
bei uns Menschen. Doch Störchen ist das Wohl des anderen schnurzegal.
Allein von daher kommt keine Hilfe! Ist überhaupt jemand
verantwortlich für das Einleiten einer Rettungsaktion? Ist es
strafbar, Schorsch abzuschießen oder ist es strafbar, ihn nicht
abzuschießen?
Einzig eine Elster sorgte während der langen
Stunden der Ungewissheit für etwas Erheiterung am Nest. Sie probte
den Landeanflug (fast) ganz nach Storchenart.
Im Landeanflug
Während an unserem Nest ein Leben vielleicht
bald erlöscht, kämpften sich andernorts neue Storchenbürger ans
Licht einer grausamen Welt voller Tücken und Gefahren.
In Adelsdorf droht nun bereits zweifaches
Ungemach, im Luisenpark Mannheim gleich fünffaches!!
Adelsdorf
Mannheim |
|
2. Mai 07 |
Da stand und lag Schorsch die ganze
Nacht allein im Nest! Um 5:28 Uhr machte er sich
auf die Socken und ließ das heimelige Nest im Stich. Machte er sich
auf die Suche nach seiner Nummer 6?
Schorsch erwacht... |
...und fliegt ab! |
Warum war sie gestern Abend nicht
zurückgekehrt? Würden sie sich heute vielleicht sogar wieder
treffen? Im Nest oder auf freier Flur? Des Rätsels Lösung erbrachten
die Schnappschüsse im Gästebuch. Spätestens um 10:47 Uhr
standen beide Partner unseres Paares vereint im Nest.
Na also!
Vereint am Vormittag!
Da war Nummer 6 nur kurzfristig
untreu geworden und reumütig heimgekehrt. Zur Belohnung
ließ sich Schorsch bei aller Unpässlichkeit besteigen und
balancierte dabei den großen Brocken sicher und standhaft aus.
Es geht nach wie vor
Von müden Knien keine Spur! So wie immer ließ
er es mit sich geschehen. Und es wurde eine Marathonsitzung
im Nest. Für Schorsch sowieso! Aber auch Nummer 6 hielt es – von
einer Stunde um die Mittagszeit abgesehen – bis fast 15:30 Uhr
in der lauschigen Liebeslaube aus. Keine Spur von Schmerz
und Leid. Schorsch hat sich seine Flugfähigkeit noch
immer bewahrt und so lange sie noch vorhanden ist, brauchen wir uns
um ihn nicht zu sorgen! Ich denke, Sie können dies nachvollziehen.
Dass es – wie immer und überall – andere Stimmen gibt, die sich zu
diesem und jenem äußern wollen und müssen, habe ich aus langer
Erfahrung (ich betreibe dieses mühsame Geschäft im Internet seit
sieben Jahren) gelernt und ich respektiere jede Meinung
im Einsatz für die Natur. Da sollten uns ein paar Misstöne nicht aus
der Fassung bringen, sondern uns stolz machen, dass man -
entgegen anders lautender Bekundungen – an unserem
Storchenschicksal doch große Anteilnahme verspürt. Dafür,
auch im Namen von Schorsch, ein herzliches „Vergelt´s Gott“!
In Liebesdingen tat sich am frühen
Nachmittag weiterhin einiges und als Nummer 6 nach langer
Anwesenheit abgeflogen war, merkte man Schorsch die Anstrengungen
der vergangenen Stunden schon ein wenig an und er ruhte
liegend, den Schnabel auf dem Hals aufgelegt, in der warmen Sonne.
Nummer 6 ist wieder da!
Schon wieder!
Sie bleiben lange |
Schorsch hat wieder Ruhe! |
Dieser Schnabel!
Apropos Sonne! Der Boden ist hart und für die
Jagd nach Regenwürmern auch für Nummer 6 nicht „nutzbar“. Die lange
Trockenheit hat die oberen Bodenschichten steinhart werden lassen
und die Regenwürmer haben sich in tiefere Bodenschichten verzogen.
Da spielt es keine Rolle, ob man einen intakten Schnabel hat oder
nicht. Mit dem Wasser mache ich mir weniger Sorgen. Es gibt im
Umfeld Dinkelsbühls einige Hundert Weiher der verschiedensten Größe,
die im Augenblick von der Wasserführung her alles zu bieten haben,
was denkbar ist. Schorsch sollte eine Möglichkeit finden, seinen
Schnabel so weit einzutauchen, dass etwas Wasser in seinen Schlund
gelangt. Am ehesten könnte es Schorsch lernen, im Bereich eines
Gewässers zu überleben, wenn er tote oder sehr langsam sich
fortbewegende Tiere (Fische, Kleinlebewesen) von der
Wasseroberfläche aufnimmt. Ein Schnäbeln mit ganz ins Wasser
eingetauchtem Schnabel sollte ebenfalls den einen oder anderen
Erfolg bringen. Bei aller Angst um Schorsch sollten wir ihm noch
eine Chance geben, auch wenn sie zugegebenermaßen sehr klein ist.
Dennoch! Das findige Kerlchen namens „Schorsch“
flog vor kurz vor 16 Uhr erneut ab und man wird sehen, wie sich am
Abend die Situation darstellt! Für Spekulationen ist noch weiter
Raum gegeben. |
|
|
Ergänzung zum 2.5.07
Wüsste man nicht, dass Schorsch sich eine
Verletzung zugezogen hat, würde man ihm dies fast überhaupt nicht
anmerken. Nach dem Abflug Schorschs begann das lange
Warten. Um 17:14 Uhr landete Nummer 6 für wenige
Minuten im Nest.
Auf Kurzbesuch
Wollte er damit nur seine Nestpräsenz
unterstreichen, weil ein Fremder sich am Himmel über der
Storchenbehausung gezeigt hatte? Das Schicksal unseres
Unglücksraben ließ mir auch heute keine Ruhe! Ich zog gegen
Abend wieder los, um nach ihm zu suchen und
einen Fangversuch zu unternehmen. Das Nest auf dem
alten Rathaus war zu diesem Zeitpunkt unbesetzt. Ich fuhr
zunächst die kleine Fahrstraße entlang, die von Schopfloch aus immer
der Wörnitz folgt und an der Froschmühle vorbei, durch Maulmacher
nach Dinkelsbühl führt. Zwischen der Abzweigung Lehengütingen und
der Froschmühle entdeckte ich den ersten Storch. Er folgte
einem Traktor, dessen Fahrer eine Ackerfläche am Hang nach Burgstall
bearbeitete. Ein Blick durchs Fernrohr und das Vorhandensein eines
Rings am linken Bein gab schnell die Identität des Vogels
preis: Es war das Männchen aus Schopfloch, das da hurtig über
den Acker schritt und fleißig Nahrungstiere aufnahm. Also ging es
weiter. Auf der Höhe von Maulmacher entdeckte ich einen weiteren
Storch, allerdings auf der gegenüber liegenden Seite der Wörnitz.
Deshalb beschleunigte ich meine Geschwindigkeit und fuhr über die
Bundesstraße zum Parkplatz bei der Unsinnigen Mühle. Von dort konnte
ich Schorsch – er war es unverkennbar – beobachten. Keine
Bewegung, keine Regung, kein Versuch, Nahrung aufzunehmen. Nur ab
und zu bewegte er vorsichtig seinen Schnabel Richtung Erdboden, doch
schon kurze Zeit später nahm er seine alte Stellung wieder ein. Nach
einer längeren Beobachtungszeit startete ich einen
Annäherungsversuch. Die geringe Fluchtdistanz ließ
sogleich erkennen, dass Schorsch nicht in Ordnung ist. Kein
„normaler“ Storch würde so spät reagieren und die Flucht
ergreifen. Auf der Fläche, auf der Schorsch stand, waren kurz
vorher noch Mäharbeiten im Gange gewesen. Ich beschleunigte meine
Schritte, Schorsch setzte sich ebenfalls in Bewegung und flog
schließlich ab. Sein Landeplatz lag danach immer 50 Meter von mir
entfernt und das Spielchen begann von Neuem.
Auf Schorschs Spuren!
So hielt mich der Dauerläufer einige Zeit auf
Trab, ehe ich aufgab. Schorsch war auf die andere Seite der Wörnitz
geflogen. Fazit: Ich werde ihn fangen können, aber im Augenblick
ist er noch zu beweglich und leidlich flugfähig.
Außerdem muss ich ihn erst im Gelände wiederfinden. Es wird schon
klappen! So ließ ich Georg auf der Wörnitzwiese alleine
zurück.
In meiner Abwesenheit war Nummer 6 auf
dem Rathausnest gelandet und schien sich schon für die Nacht
einzurichten.
Bleibt Nummer 6?
Als sie um 20:25 Uhr wider erwarten noch
einmal startete, schien sich ein reichlich trostloser Abend
anzubahnen.
Nummer 6 startet noch einmal
Doch dann kam alles doch ganz anders.
Statt von der Rückkehr der Nummer 6 zu berichten, stellte sich
Schorsch um 20:51 Uhr in seiner Bleibe ein.
Schorsch erscheint |
Müde von den Anstrengungen? |
Er kann es also immer noch, das
Fliegen! Und die etwa 2 Kilometer Luftlinie von seinem
letzten Aufenthaltsort zum Nest vermochte er anstandslos
zurückzulegen. Gut gemacht, Schorsch! Das Glück war perfekt, als
pünktlich um 21 Uhr auch Partner 6 am Nest erschien.
Man begrüßte sich wie in besten Tagen und schlummerte in die nächste
Nacht.
Wieder vereint! |
|
3. Mai 07 |
Aufstehen! Die Nacht wich einem neuen
Morgen und beide Störche des Rathausnestes ließen sich nicht lange
bitten und flogen kurz nacheinander gegen 5:48 Uhr ab.
Noch wartet man auf die Dämmerung |
Man ist gestartet! |
Sollte es heute zu weiteren Sichtungen
Schorschs am Nest kommen? Es kam und wie!
Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich für die
vielen Ratschläge und Hilfsangebote bedanken,
die mich privat und über das Gästebuch erreichten und die alle nur
eines im Sinn hatten: Schorsch zu helfen!
In der Zwischenzeit habe ich folgendes
in die Wege geleitet und vereinbart. Wenn Schorsch gefangen
ist (das ist allerdings die Voraussetzung für alle weiteren
Schritte), werde ich ihn in die Wildvogelpflegestation nach
Ellwangen bringen oder bringen lassen. Ihr Leiter,
Herr Reinhold Schuster, hat jahrzehntelange Erfahrung in der
Pflege von Vögeln und hat auch schon einige Störche von mir
überbracht bekommen. Eine wirklich gute Adresse! Herr Schuster
machte mir im Gespräch Mut und äußerte die Meinung, dass Schorsch
durchaus eine Überlebenschance hätte. Genauso wie Maiken
mir per eMail vorgeschlagen hatte, wollen wir in der
Angelegenheit „Schorsch“ vorgehen. Nach seiner Einlieferung in
die Pflegestation, wird Schorsch eingehend untersucht.
Der Oberschnabel wird dem Unterschnabel in seiner
Länge angepasst. Damit wird es Schorsch möglich sein, wieder
selbständig Nahrung aufzunehmen. Dies würde eine erhebliche
Arbeitserleichterung für das Pflegepersonal, also für Herrn
Schuster, darstellen. Dadurch würde sich die Gefangenschaft für
Schorsch nicht verlängern, da beide Schnabelhälften zum Nachwachsen
die gleiche Zeit benötigen. Nach Schusters Erfahrung wäre mit einer
Freilassung Schorschs im nächsten Frühjahr durchaus zu
rechnen. Sie sehen also, dass es vielleicht doch noch eine
positive Wendung für unseren Schorsch geben wird. Wann er
sich allerdings einfangen lässt, wann er also so geschwächt ist,
dass er sich greifen lässt, kann durchaus 14 Tage dauern.
Doch werde ich jede Möglichkeit beim Schopfe packen, sobald sie sich
ergibt. Im Augenblick sind „erst“ 5 Tage vergangen, seit Schorsch
das Schicksal so schwer traf.
Wenn wir schon bei Hiobsbotschaften um
Schorsch waren, muss ich leider von einer weiteren berichten,
die weniger spektakulär und ohne Nestkamera über die
Bühne ging. In Ebermergen, also auch in meinem Arbeitsgebiet
an der Wörnitz, sind alle Jungen des dortigen
Storchenpaares tot. Anwohner berichteten, dass sie
zuletzt am 29. Mai eine Fütterung beobachtet hätten. Seit Dienstag
fehlt offenbar einer der beiden Altvögel und heute fand man einen
toten Jungstorch im Schneefanggitter. Fütterungen finden keine
mehr statt, Da dieses Paar in den letzten Jahren immer vier bis
fünf Junge erbrütet hatte, lässt sich das Ausmaß der
Katastrophe nur erahnen.
Der Tag entwickelte sich erfreulich
turbulent und bewies meinen Eindruck über Schorschs immer noch
vorhandene Fähigkeiten. Ursache der Turbulenzen war
wieder einmal die Anwesenheit eines Fremdstorchs, der um die
Mittagszeit kurz im Nest gelandet war, aber nicht mit
der Aggressivität unseres Paares gerechnet hatte. Denn ehe er sich
versah, musste er schon wieder weichen und das Feld den Hausherren
überlassen. Die wenigen Augenblicke genügten allerdings, um zu
erkennen, dass der „Neue“ links über dem Intertarsalgelenk
einen ELSA-Ring trug. Selbst Schorsch beteiligte sich
schnabelklappernd an den Verteidigungsaktionen.
Ringstorch gelandet |
in Vergrößerung |
Gemeinsam in die Flucht gejagt
Danach kehrte schnell Ruhe ein und mit
Schorsch begann die Abendrunde schon um 17 Uhr. Da
flog er heute doch einige Male freiwillig sein Nest an, verbrauchte
dabei natürlich relativ viel Kraft und das ohne die Möglichkeit,
Nahrung aufnehmen zu können.
Schorsch frühzeitig zurück
Um 20:50 Uhr erschien seine Nummer 6
und man verbrachte erneut die Nacht vereint im Nest.
Gemeinsame Nacht
Ich konnte heute noch ein erfreuliches
Gespräch mit Herrn Reinhold Schuster aus Ellwangen
führen. Er hatte ebenfalls im Tagebuch über das Schicksal
Schorschs gelesen und beriet sich nun auf meine Initiative
hin mit mir telefonisch über die weitere Vorgehensweise. Wir
kamen überein, dass Schorsch in seiner
Wildvogelpflegestation aufgenommen werden kann. Voraussetzung
ist und bleibt, dass Schorsch gefangen wird. Dies kann noch
einige Zeit dauern, währenddessen Schorsch unter genauer
Beobachtung bleibt. Wenn er in Ellwangen eintrifft, wird er
genauestens untersucht, in Ruhe und mit Bedacht
aufgepäppelt und der aufgetretene Gewichtsverlust wieder
ausgeglichen. Danach wird der Oberschnabel auf die Länge des
Unterschnabels gekürzt und etwas angespitzt, wodurch Schorsch
wieder in der Lage sein wird, wenigstens das angebotene Futter
wieder selbständig aufzunehmen. Sollten die Maßnahmen alle
wie geplant greifen, würde Schorsch vielleicht im kommenden
Frühjahr in Freiheit gesetzt werden können. |
|
4. Mai 07 |
Sollte der Morgen die letzte gemeinsame
Sichtung von Schorsch und Partner am Nest erbringen? Wie
jeden Tag tauchten sie aus dem Dunkel auf, wie immer begleitet von
unserer Frühaufsteherin Sylvia mit ihren Schnappschüssen und wie
immer flogen beide in der Morgendämmerung kurz nacheinander ab. Für
Schorsch wurde als Abflugzeitpunkt 5:54 Uhr, für Nummer 6 6:12 Uhr
notiert.
Schorsch verabschiedet sich |
Nummer 6 folgt |
Soweit lag alles im Bereich der
Routine. Sie wissen ja! Wenn man nichts von Schorschs Verletzung
wüsste, man würde es nicht ahnen und nichts bemerken.
Es wurde danach doch ein etwas anderer Tag.
Schorsch erschien zunächst nicht. Kein einziges Mal wurde er
irgendwo gesehen. Am Nest gab es nichts zu ernten und als ich mich
an den verschiedensten Stellen und Plätzen rund um
Dinkelsbühl über seinen Verbleib kundig machen wollte, blieb mir
leider eine Sichtung versagt. Dafür konnte ich Nummer 6
auffinden. Sie stand zwischen Maulmacher und der
Froschmühle zusammen mit einigen Graureihern am Auslauf
eines kleinen Fischweihers, in dessen Restwasser sich einige
Kleinfische und andere Kleinlebewesen angesammelt hatten. Als ich
mich der Szene etwas näherte, verließ Nummer 6 seinen Fressplatz und
schraubte sich über der Wörnitz hoch, um anschließend Richtung
Nest zu segeln und schließlich auch dort zu landen. So
hatten wir für eine Stunde Nestbesuch von Nummer 6, für den
Ihr Tagebuchschreiber ein wenig verantwortlich zeichnete.
Überraschender Besuch? |
Und ab! |
Für einen weiteren Storchenbesuch im
Nest sorgte abermals Nummer 6 bereits vor 18 Uhr.
Nummer 6 blieb einen ganzen Abend!
Als alle bereits mit einem erneuten Abflug vor
Einbruch der Nacht gerechnet hatten, zeigte Nummer 6 keinerlei
Anstalten, noch einmal zu starten. Sie blieb, es wurde Nacht, nur
Schorsch schien heute erstmals dem Nest fern bleiben zu wollen oder
zu müssen. Das Aufatmen geschah dann um 21:06 Uhr! Schorsch
landete und wurde stürmisch begrüßt.
Da ist Schorsch endlich!
Er hatte es also wieder geschafft und allen
Zweifeln gezeigt, dass wir ihn noch nicht abschreiben dürfen. |
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5. Mai 07 |
Heute berichtete erstmals die Fränkische
Landeszeitung in ihrem Westmittelfranken-Teil über das
Schicksal unseres Schorschs. Eine Mischung aus Zitaten meines
Tagebuchs verknüpft mit aktuellen Aussagen Ihres Tagebuchschreibers
vermitteln ein realistisches Bild über die Vorgänge der letzten
Tage. Auch die unterschiedlichen Reaktionen, die die Berichte
ausgelöst haben, bleiben nicht unerwähnt. In einer Randnotiz
wird die Bevölkerung aufgerufen, bei der Suche nach Schorsch
mitzuhelfen und mit mir in Verbindung zu treten. Bereits am
Morgen um 9 Uhr erreichte mich der erste Anruf aus dem
Reiterhof Fraunholz in Lohe bei Dinkelsbühl, dass dort ein
Storch beobachtet wurde, auf den die in der Zeitung gegebene
Beschreibung passen würde. Postwendend machte ich mich auf den Weg
und fand in Frau Elfriede Fraunholz vom genannten Reiterhof eine
kundige Führerin, die mich zu der Stelle lotste. Doch dort
angekommen, war von Schorsch weit und breit nichts zu sehen.
Ich begann zu suchen. Einige Runden über Stock und Stein
waren angesagt, bis ich Schorsch in der Ferne schreiten
sah. Er befand sich unterhalb der Kleingartenkolonie an
der B 25 unweit von Hellenbach an einem Graben auf
Nahrungssuche. Ja! Er schritt dort ganz nach Storchenart
und schien bei seiner Suche auch hin und wieder Erfolg zu
haben. Sollte er tatsächlich eine Methode gefunden haben,
sich mit Nahrung zu versorgen? Ich erreichte
bald die Stelle und näherte mich dem Unglücklichen langsamen
Schrittes. Wenn ich den letzten Fangversuch am 2. Mai zum Vergleich
heranziehe, sollte ich heute schnell zum Ziele kommen.
Doch Schorsch verhielt sich jetzt ganz anders als noch
vor 3 Tagen. Er blieb, als ich mich auf etwa 30 Meter
genähert hatte, stehen, sicherte aufmerksam und flog
ab! Von wegen geschwächt und dem Tode geweiht! Ich kann mir diese
Verhaltensänderung nur so erklären: Georg muss, vor allem
gestern, als er den ganzen Tag weg war, eine Möglichkeit
gefunden haben, die es ihm erlaubte, neue Kräfte zu
sammeln. Wir müssen uns also weiterhin in Geduld üben und
mit Schorsch hoffen, dass uns das findige Kerlchen
weiterhin positiv überrascht. Es wäre ein neuerliches
Signal der Natur an alle, die nach übereilten Eingriffen
rufen und Gift versprühen (Ihr Tagebuchschreiber
nicht ausgenommen), in solchen Fällen eben Ruhe zu
bewahren und abzuwarten. In der Ruhe liegt die Kraft und
nicht in hysterischen Beschimpfungen aller Art. Dennoch bleibe ich
bei meiner Einstellung: Die Natur (klingt immer etwas
blöd!) kennt Mechanismen, sich selbst besser
behelfen und deshalb auf menschliche Eingriffe verzichten.
zu können. Denken Sie nur an die Vorgänge um das Weibchen des
Storchenpaares von Bornheim/Storchenscheune. Man griff
gottlob nicht ein und die Dame erfreut sich wieder bester
Gesundheit. Aber zuerst war das Geschrei riesengroß. Die Liste ließe
sich endlos fortsetzen und manch skurrile Dinge ans Tageslicht
fördern, bei denen sich abgeklärte Zeitgenossen an den Kopf fassen
würden. Fassen wir uns doch lieber wieder an die eigene Nase und die
hat heute endlich etwas Farbe bekommen, nachdem sie zuletzt eine
gewisse Blässe gezeigt hatte. Ob aus Wut oder Enttäuschung, bleibt
Ihrer Fantasie überlassen?
Vom Vormittag gibt es weiter nicht viel
zu berichten. Aus dem Dunkeln sah man beide Störche um
5:19 Uhr bereits im Nest aufscheinen und bis 5:40 Uhr
daraus verschwinden.
Zwei Dunkelmänner |
Das leere Nest |
Nummer 6 erschien noch einmal kurz gegen 8 Uhr
und von Schorsch wissen sie ja aus dem Vorhergehenden bestens
Bescheid.
Alles in Ordnung! |
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Die auch für mich aufregenden und sehr
belastenden Ereignisse um das Dinkelsbühler Storchennest ließen
andere Aktivitäten etwas in den Hintergrund treten, trotzdem blieb
ich auch an anderen Orten meinen Lieblingen auf der Spur.
Bereits am 1. Mai, für mich ist es, wie wenn es
im letzten Jahr gewesen wäre, besuchte ich einige Orte entlang der
oberen Altmühl. Die Lage dort ist entspannt, von schlimmen
Nachrichten (noch) keine Spur. In Leutershausen sind offensichtlich
die ersten Jungen geschlüpft. Das Paar befand sich wegen eines
Fremdstorchs laut klappernd im Nest. Dabei zeigte die vermutlich
zweitälteste Störchin Bayerns ihren Ring dem Beobachter.
Zeigt her eure Ringe, zeigt her eure Schuh!
In Neunstetten dauert die Brut an, in Aurach
ebenso. Auch von Herrieden gibt es nur positive Nachrichten, während
im benachbarten Rauenzell bei einer erfolgreichen Brut, erstmals
überhaupt Junge ausfliegen könnten. Die beiliegenden Bilder sollen
den dortigen Neststandort einmal einem breiten Publikum zeigen.
Rauenzeller Panorama
Man brütet
Keinen Anreiz auf Störche übt dagegen immer
noch das Storchennest in Großenried aus. Bitte an alle Interessenten
weitersagen! Unsere Nummer 6 war der letzte längere Gast dort im
Jahr 2005.
Am 4. Mai führte mich abermals mein Weg in
dieselbe Gegend. In Leutershausen konnte ich das Paar beobachten und
steuerte darauf das Wasserschloss Rammersdorf vor den Toren
der Stadt an. Auf einem sanierten Nebengebäude des Schlosses
befindet sich seit über 10 Jahren eine nunmehr wenig ansehnliche
Nisthilfe für Meister Adebar. Nach der Devise: Man soll die Hoffnung
nie ganz aufgeben, schaue ich dort jedes Mal auch vorbei. Heute
wurde meine Ausdauer belohnt. Ein Storch stand auf der
Unterlage. Für meine Freunde aus Erlangen und Umgebung – mal
sehen, wer als erster reagiert – eigentlich eine vorzügliche und
vorzeigbare Konstruktion. Absolut wasserdurchlässig,
keinerlei Vernässungsgefahr bei Starkregen, absolut frei von
Fremdkörpern jeglicher Art und von ausgesprochen langer
Haltbarkeit.
Ich erlaube mir, dazu einige Zeilen aus einem Merkblatt
zu veröffentlichen, das meine Freunde hinterlassen haben und
das ein- für allemal mit Verlusten von Jungstörchen
Schluss macht.
Die Erlanger Nisthilfe....
... besteht aus rostfreiem V4a-Material
und ist nahezu unbegrenzt haltbar. Die Nestauflage besteht aus einer
Drahtseilbespannung mit einer Bodenbedeckung von nur wenigen
Prozent, so dass Regenwasserabfluss und Trocknung in idealer Weise
gewährleistet sind.
Technische
Bemerkungen zum “Erlanger Storchennest”:
Es besteht
oben aus dem (universellen) Korbteil und dem unteren
“Adaptionsteil”. Der Lastabtrag erfolgt direkt von der Peripherie
des Korbes durch den Adaptionsteil auf einen Tragständer. Die
gesamte Grundfläche des Korbes ist somit praktisch frei von
Strukturmaterialien.
Der
Basisring des Korbes besteht aus einem 40x40x4 mm-Winkelprofil,
welches mit einer 3-Walzen-Rollmaschine kalt rundgewalzt wurde.
Durchmesser: 1500 mm. Die Seilverspannung des Korbbodens besteht
ebenfalls aus V4a-Material. Durchmesser des Drahtseils: 5 mm.
Geschweißt wurde mit der Schutzgas-Lichtbogenmethode (WiG =
Wolfram-invert-gas).
- Der Preis für den Korbteil beträgt hier ca.
€ 1.300,--
- für den Adaptionsteil ca. € 700,--
Soweit die Meldungen aus dem Storchennest.
Weiter mit dem Rammersdorfer Storch.
Nach kurzer Beobachtung sah ich am rechten Fuß einen schmalen
Aluminiumring mit Schlaufe. Die Ablesung erbrachte
erneut eine kleine, interessante Nuance aus einem Storchenleben.
Von der Beobachtung eines Besuchers auf dem Schlauchtrocknungsturm
der Freiwilligen Feuerwehr von Aichau, einem Ortsteil von
Feuchtwangen, habe ich schon am 28. April hier in Wort und Bild
berichtet. Heute stand dieser Storch – er muss wohl bald nach
meinem Bericht aus Aichau verschwunden sein – vor den Toren von
Leutershausen (hier hat er in den Jahren von 1997 bis 2001
gebrütet). Nach einer halben Stunden flog er an einen der
zahlreichen in der Umgebung befindlichen Weiher und ging der
Nahrungssuche nach. Er muss die Gegend aus den vergangenen Jahren
wie seine Westentasche kennen.
Rammersdorfer
Impressionen
Kehren wir zu Schorsch und Partner
zurück. Am frühen Nachmittag machten Nummer 6 und
Schorsch nacheinander ihre Aufwartung am Nest. Mit Nummer 6 ist im
Augenblick jederzeit zu rechnen.
Nummer 6
ist gelandet |
Freude über
Schorschs guten Zustand |
Dass aber auch Schorsch erneut
freiwillig am Nest erschien, ließ wieder
aufhorchen. Er bestätigte allen, dass er nicht hilflos
in irgendeiner Ecke seines Lebensraumes
dahinvegetiere und auf seinen Tod warte.
Schichtwechsel durch Schorsch |
Ein Ruhepäuschen |
Über 90 Minuten blieb Schorsch im
Nest. Als Punkt 16 Uhr Nummer 6 erschien, mochte man
glauben, als wolle sie ihren Schorsch abholen, denn kaum war
sie gelandet, flog Schorsch von dannen, Nummer 6 folgte unmittelbar
darauf.
Das Paar ist komplett |
Synchron |
Nummer 6 allein
Danach blieb das Nest verwaist und ein
weiterer aufregender, jedoch Mut machender Tag neigte
sich zu Ende. Der Rest ist schnell erzählt: Nummer 6 machte den
Anfang des abendlichen Abschlusses. Um 20:17 Uhr schwebte er am Nest
ein und brachte als kleines Gastgeschenk eine Fuhre frisches Gras
mit. Sauber und ordentlich platzierte man es im Nestinneren.
Nummer 6 mit Gastgeschenk
Fehlte nur noch Schorsch höchstpersönlich. Er
spannte uns ganz schön auf die Folter, aber um 21:15 war es so weit.
Die Familie hatte zusammengefunden!! Und ganz leise konnte man
Schorsch vor sich hinbrummen hören!
Schorsch hat es wieder geschafft!
„Von wegen klein beigeben wegen des Malheurs, das mir mit meinem
Schnabel passiert ist! Die Menschen wissen doch überhaupt nicht,
wie es geschehen ist. Das weiß alleine ich! Ätsch! Da hab ich es
den Besserwissern aber vorerst mal gezeigt, was eine Harke ist! So
schnell kratze ich noch nicht ab! Was sich die Leute aufregen
wegen mir? Haben die nicht ganz andere Sorgen? Da werden
Menschenkinder, die ich erst vor ein paar Jahren gebracht habe,
reihenweise in den Wohnungen der Nachbarn zu Tode geprügelt und
man hört schweigend zu! Aber wenn ich mir dummerweise meine
Beißerchen beschädige, geht ein Aufstand los, als ob dafür
irgendjemand die Schuld trägt. Ich war eben zu blöd! Dumm
gelaufen! Was soll´s? Deswegen wird meine Art nicht aussterben.
Wir sind nämlich ein absolutes Erfolgsmodell unter den Störchen.
Das kam dadurch, dass wir uns dem Menschen so eng angeschlossen
haben. Ich kalkulierte dabei schon immer die Gefahren mit ein, die
mir dadurch drohen: Der dichte Verkehr, die eine oder andere
Falle, die Bauwut und nicht zuletzt auch die
Lebensraumveränderungen. Aber die genannten Gefahren sind ein
Klacks gegenüber den rieseigen Vorteilen! Die Menschen bearbeiten
den Boden. Dadurch kommen wir erst an manche Beutetiere. Die
menschlichen Siedlungen führten dazu, dass der Wald gerodet wurde
und wir erst dadurch immensen Lebensraum dazugewannen. Gäbe es die
Menschen nicht, wäre unser Verbreitungsgebiet auf winzige
Naturräume beschränkt. Also. Ich sehe meine Situation überhaupt
nicht so dramatisch, bei mir kommt deshalb keine
Weltuntergangsstimmung auf. Auf mich kommt es überhaupt nicht an,
ob ich jetzt überlebe oder nicht. Nach mir sollte kein Hahn
krähen.
In den Tiergarten nach Nürnberg mag ich bestimmt nicht! Da möchte
ich lieber gleich sterben! Wenn ich dort zu nichts mehr tauge,
weil schon zu viele von meiner Art eingeliefert wurden, werde ich
halt später verfüttert. Ist ja auch verständlich und mein Freund,
der stolze Löwe, möchte ja auch mal was Anständiges zum Fressen.
Wie komme ich eigentlich auf den Tiergarten? Das habe ich im
Zusammenhang mit meiner Schnabelverletzung irgendwo im Internet
gelesen! Was sollte denn dieser saublöde Vorschlag überhaupt?
Glaubt da jemand im Ernst, dass man dort an meinem Schicksal
Anteil nimmt? Die haben doch wahrlich andere Sorgen, als sich um
mich zu kümmern! Nun muss ich aufhören, denn meine Nummer 6 stupst
mich schon dauernd, ich solle endlich Schluss machen und ans
Schlafen denken. Recht hat sie! Morgen ist ein neuer Tag und wer
weiß, worüber sich die Menschenkinder dann schon wieder Gedanken
machen wollen. Mir geht´s jedenfalls gut! Schlaft schön!“
Soweit unser Schorsch! Auch von Ihrem
Tagebuchschreiber noch eine gute Nacht und bis morgen. Ich denke,
unser Schorsch will gar nicht, dass wir uns so viele Sorgen um ihn
machen. |
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Es ist so weit!!! Das Ankaufprojekt des
„Storchen- und Biberlebensraums Wörnitzwiesen“ ist abgeschlossen.
Über die Hintergründe und den weiteren Verlauf mit ähnlichen Projekten
finden Sie hier einen ausführlichen
Bericht.
Bitte unterstützen Sie auch 2007 wieder unsere
Spendenaktion.
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Hier könne Sie
sich über die Ziele und Möglichkeiten der
Natur- und
Umweltstiftung
informieren.
Wenn Sie mehr über die Aktivitäten
der Ortsgruppe Dinkelsbühl im Bund Naturschutz erfahren wollen, schauen
Sie doch mal in das "Naturschutztagebuch"
von Thomas Joas.
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Vom 12. bis 20.
Mai 2007 findet die 3. Ansbacher Artenschutzwoche mit
zahlreichen Veranstaltungen statt.
Nähere Informationen zu den Aktionen finden Sie auf der Seite des Landkreises
Ansbach.
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Neu und für Storchenfreunde
sicherlich interessant ist die Karte der umliegenden
Storchenstandorte,
dargestellt mit Hilfe von Google Maps. |
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Und noch zwei
kleine Hinweise in eigener Sache:
- Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und
Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und
Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote
des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach
finden Sie hier:
Kinderzeit
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Hier geht es zu "Poetisches
aus dem Gästebuch"
und hier zum
Storchenbuch der Maischule
Fürth. |
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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere
Spenden
eingegangen.Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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