Storchenkamera
Storchentagebuch 2005
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
1905-2005 Rotary internat. 100 Jahre
Teil 5
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05. Mai 05 |
Christi Himmelfahrt und Feiertag!
Dass heute auch der unbedeutende Vatertag begangen wird,
ficht mich nicht an, obwohl ich „berechtigt“ wäre diesen Tag zu
begehen. Das schlechte Wetter im Fränkischen, das immer
wieder von Schauern gekennzeichnet war und sich erst zum
Nachmittag deutlich besserte, lockte nicht einmal die
trinkfesten Junggesellen zu ausgedehnten Sauftouren außer Haus.
Unser Siegerstorch der gestrigen
Auseinandersetzungen behauptete bereits von den frühen
Morgenstunden an sein Zuhause. Die Intensität
seines Kampfeswillen und sein Sieg gegen eine Übermacht, die
zugegebenermaßen auch nicht die letzte Konsequenz an den Tag legte
und mit der Verteidigung ihres „Erstnestes“ in Wilburgstetten an
sich schon überfordert ist, zeigte im Sieger mit großer Sicherheit
einen männlichen Storch. Wie in den letzten Tagen schon
begannen kurz nach 13 Uhr erneut das Droh-, Abwehr-
und Imponierverhalten unseres Storchenmannes zu greifen.
Da liegt was in der Luft!
Er führte sich wieder auf wie ein
„Verrückter“! Sicher ein Indiz für weitere Störche ganz in
der Nähe. Genau um 13:10 Uhr stand – wenigstens für Sekunden
– ein Zweitstorch im Nest.
Der „Zweitstorch“ ist gelandet!
Ein Blick genügte, um zu erkennen, dass
die Dame unberingt war. „Gott sei Dank! Diesmal
scheint es die richtige zu sein!“, dachte ich bei mir. Nun
haben es die benachbarten Artgenossen aus Wilburgstetten aufgegeben,
ihre Fühler bis in unser Nest auszustrecken. Ich musste dann nicht
mehr lange Warten, bis das neue Weibchen zusammen mit seinem
Partner im Nest landete und von Beginn an sehr vertraut und
interessiert an einer Familiengründung schien. Da
haben sich also zwei gefunden. Sensationell! Das haben
wirklich nur noch die Optimisten erwartet und es passierte
noch deutlich vor dem 10. Mai, dem Tag, von dem ab mit einer
Brut nur noch in den seltensten Fällen gerechnet werden darf.
Warum soll es also bei uns nicht klappen? Am Vatertag
kam das Glück zu unserem Storchenmann.
Freudige Begrüßung! Die Neue steht rechts!
Klingt etwas schmalzig, sollte aber in einem
Tagebuch erlaubt sein oder schreiben Sie in Ihr Tagebuch immer
hoch geistige Literatur? Ich sehe meine Einträge in erster Linie für
mich selbst geschrieben und ich erlaube Ihnen, vollkommen
wertfrei mitzulesen. Wer es besser weiß, darf sich
von mir aus ein ähnliches Forum schaffen, in dem er seine
Gedanken zu diesem oder jenem kund tut. Auch zum Thema
Storch! Ich warte bis heute sehnsüchtig auf etwas
Ähnliches wie mein Tagebuch und bei der Ausrede,
dass Storchenschützer Zimmermann keinen Computer und
kein Auto hat, kann ich nur mitleidsvoll lächeln.
Zimmermann ist Mitglied der Natur- und Umwelthilfe Erlangen e.V.,
einer aus Verärgerung über den Bund Naturschutz in
Bayern hervorgegangenen „Rebellenorganisation“. Dieser
Verein verfügt über eine Homepage. Wie wäre es, liebe
Brit / Zimmermann, diese Gelegenheit endlich zu nutzen
und auf die kontroversen Thesen aufmerksam zu machen. Seit
1999 ist auf dieser Homepage absolut nichts passiert.
Der letzte aktuelle Hinweis zwischen 1999 und 2005 bezieht sich auf
einen Mäheinsatz im Frauenauracher Storchenbiotop am Samstag,
den 06.07.2002. Und für den wird immer noch unter „Aktuellem“
geworben! Warum verbreitet Zimmermann sein Gedankengut
nicht auf dieser Homepage? Das wäre doch sicher die beste
Plattform und Werbung zugleich. Kann es sein, dass die
Vorstandschaft sich bereits ebenfalls von Zimmermann
distanziert hat? Ich fände es sehr hilfreich, dazu
etwas zu hören. Ebenso gehört das Merkblatt zur
Weißstorch-Horstbetreuung, zusammengestellt von Michael
Zimmermann, unter dem Patronat der Natur- und Umwelthilfe
Erlangen e.V. doch unbedingt auf die Homepage
dieser Vereinigung. Statt dessen findet man es bei „World of Animals“,
ein Vorgang, der nun wirklich nicht zu verstehen ist. Na ja, diesen
Unsinn bringt man sicher nirgends sonst unter! Ist ja nicht so
wichtig und interessiert kaum jemanden!
Zurück zum viel interessanteren Geschehen
des heutigen Nachmittags. „Storchenvater im Glück!“ –
„Frauentag am Vatertag!“ – Die, die da erschien, hat aber extrem
lange Beine! Wenn sie sich hoch aufrichtet, scheint sie einen
Kopf größer als ihr Gemahl. Ich nenne ihn vorerst mal
Orange-Bein als kleine Unterscheidungshilfe zu seiner
Partnerin. Außerdem wirkt „Er“ etwas untersetzt mit
kräftigen Beinen. „Sie“ ist einfach eine Wucht!
Beine bis zum Hals, dass eine Heidi Klum vor Neid
erblassen könnte. Und schlank! Wir werden sehen. Die Harmonie
begann vom ersten Moment an zu greifen. Synchrone
Bewegungen,
Synchronarbeit!
Kopulationen in allen Variationen, enorm
langes Verweilen am und im Nest! Ständiges Liegen des
Weibchens, alles sieht großartig aus. So macht man es,
wenn man zügig zur Eiablage schreiten will. In einer
Woche kann es also wieder los gehen.
Belastungsprobe
Vergewaltigung!
So ist es schon viel besser
Und während der gesamten Zeit der neuen
Zweisamkeit gab es weiteren Luftalarm über der Stadt. Mal
heftiger, mal weniger stark.
Luftalarm!
Bei einer Fahrt am Nachmittag
entlang der Wörnitz unterhalb von Schopfloch hatte ich
eine Begegnung mit vier Weißstörchen. Zeitgleich befand sich
unser Paar im Nest in Dinkelsbühl. Das Quartett umkreiste
eine kleine Gehölzgruppe am Ufer der Wörnitz, das vom Biber
in den letzten Jahren arg mitgenommen wurde. Immer wieder versuchten
es alle Viere, auf den noch stehenden Stümpfen der Bäume zu
landen. Dies gelang auch mehrmals. Ein weiteres Exemplar
ruhte über mehrere Minuten auf dem Rest einer knapp zwei Meter hohen
Kopfweide. Es waren aufregende Minuten mit artistischen
Flugspielen, die da zu sehen waren. Wo sie wohl hinzogen? Bei
der Rückfahrt hatte sie der blaue Himmel längst wieder verschluckt
und es war keiner mehr auszumachen. Ins noch leer stehende Nest in
Schopfloch hat sich aber keiner verirrt. Es zeigt aber, dass der
Zug noch immer nicht abgeschlossen ist und auch zu diesem
späten Zeitpunkt brutbereite Störche zurückkehren.
Kurz vor 20 Uhr fand das Gesagte noch die
erwartete Bestätigung. Beide Störche kehrten pünktlich und in voller
Harmonie zum Nest zurück und seit dem 15. April kam es an diesem
Abend zur ersten Übernachtung eines neuen Paares. |
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06. Mai 05 |
Liebe Tagebuchgemeinde! Ich freue mich wie ein
Schneekönig, dass doch noch trotz aller Widrigkeiten ein
Storchenpaar zu uns gefunden hat. Und wenn es tatsächlich
zu Nachwuchs kommt, besteht für Sie die Möglichkeit,
bis Mitte August Anteil an der Aufzucht der Jungen zu
nehmen. Zu dieser Zeit sind an fast allen anderen Kameranestern
die Jungen bereits ausgeflogen, so dass für die
Unersättlichen unter Ihnen die Saison einfach um einige Wochen
verlängert wird. Das sind doch tolle Aussichten, die ich
Ihnen da verheiße. Ein Unsicherheitsfaktor bleibt natürlich:
Unser trautes Paar muss mitspielen. Da wird nicht
nachgeholfen oder sonst etwas getrickst! Die werden es schon
irgendwie schaukeln! Wer in den letzten 5 Jahren mein
Tagebuch einigermaßen regelmäßig verfolgt hat, ist ja längst zum
Storchenexperten gereift und kann die ganze Aufregung,
die bei der Äußerung anderer Ansichten entsteht, gar nicht
nachvollziehen. Die unterschiedlichen Auffassungen zum
Storchenschutz sind dabei in wenigen Sätzen dargestellt
und danach kann jeder, auch ohne großes Diskussionsforum
zwischen den vermeintlichen Streithähnen sein Urteil bilden. Herr
Ziegler und mit ihm alle Storchenschützer auf der ganzen
Welt helfen, wenn ein Storch verletzt aufgegriffen
wird, bei Kämpfen sich verletzt, mit einem Auto zusammenstößt, in
eine Falle tritt und so weiter. Jeder Storchenschützer wird
alles veranlassen, dem Tier schnellstmöglich zu helfen
und ihm die beste Pflege zukommen zu lassen. Ist absehbar,
dass die Verletzung ausheilt, muss das Tier danach sofort wieder
freigelassen werden. Ein Beschneiden der Schwungfedern darf
nicht erfolgen. So tut und tat es Ihr Tagebuchschreiber, seit er
sich mit Störchen beschäftigt.
Der Knackpunkt ist ein ganz anderer und hier
skizziere ich meine und die Haltung aller
seriösen Naturschützer und das sind immerhin 95%. Am Nest
sind die Störche allein Chef der Lage. Geeignete, ja
optimale Nistmöglichkeiten bereit zu stellen, ist eine
Selbstverständlichkeit. Hierbei sind der Phantasie keine
Grenzen gesetzt und ob nun auf dem Kölner Dom oder auf dem
Gipfelkreuz der Zugspitze eine künstliche Nisthilfe für
Störche errichtet wird, tut mit Sicherheit niemandem weh,
den Störchen schadet es auf jeden Fall nicht.
Diese Maßnahmen sollten vor dem Erscheinen der Störche
durchgeführt werden, am besten im Frühherbst (schon allein
wegen der hohen Schneedecke auf der Zugspitze beispielsweise) oder
im Laufe des Februar. Ich tendiere aber eindeutig für die Monate
Oktober und November! So mache ich es, seit ich mich mit Störchen
beschäftige! Aber damit ist es schon genug, was die
Umsorgung des Nestes angeht. Was sich im Nest abspielt,
ist Natur pur und obliegt nicht unserer Fürsorge. Hier
laufen biologische Prozesse ab, die arterhaltenden
Charakter haben und die wir nur zum Schlechten für die
Population beeinflussen können. Wie der Storch sein Nest
baut, regelmäßig sauber hält und seine Nestjungen
versorgt, hat sich über zahllose Storchengenerationen und in
ständiger Anpassung an die äußeren Faktoren (Klima, Lebensraumwandel
etc.) herausentwickelt. Wir sollen hier der Natur nicht
derart ungeniert ins Handwerk pfuschen.
Der Storch wäre doch überhaupt bei uns kein
Brutvogel geworden, wenn nicht der Mensch die gesamte Landschaft
verändert hätte, indem er im Mittelalter Bäume rodete und damit erst
freie Wiesenflächen schuf, die der Storch nach und nach besiedelte
und die ihm Nahrung boten. Da höre ich immer das Gejammere, wir
müssen eingreifen, weil der Mensch die Natur vernichtet usw.
Ich schrieb, nun begänne bald das große
Kükensterben. Natürlich! Bei durchschnittlich 5
Eiern pro Brut werden aber dennoch nur durchschnittlich
knapp 2 Junge pro Brut flügge. Es sterben also
durchschnittlich etwa drei Junge pro Brut. Natürlich bleiben in
optimalen Lebensräumen, bei optimalen Wetterbedingungen, bei
erfahrenen Brutstörchen auch gelegentlich alle Jungen einer Brut am
Leben. Ich will aber damit nur sagen, dass es der Vogelart
Weißstorch überhaupt nichts ausmacht, wenn nur 2 Junge pro
Brut flügge werden. Ein solches Ergebnis braucht die Art in unseren
Breiten und bei der herrschenden Lebenserwartung, um die Verluste
wieder auszugleichen. Bei einer Vogelart dieser Größe und mit einer
derart hohen Lebenserwartung von 30 Jahren sind solch
große Gelege eine riesige Ausnahme. Das zeigt, dass die
Natur (Selektion über Jahrtausende!) bei unserer Vogelart
immense Verluste einrechnet. Gesteuert wird der ganze Prozess
über die Anzahl der Eier. Große Gelege, große Verluste, kleine
Gelege kleine Verluste. Adler oder Kraniche, von
der Größe in etwa vergleichbar mit dem Storch, legen gerade mal
zwei Eier. Komisch! Und denen hilft kein Schwein! Dennoch hat
sich der Kranichbestand in Deutschland bei gleicher
Umweltsituation wie beim Weißstorch vervielfacht, beim
Seeadler (der zusätzlich immer noch abgeschossen und nach allen
Regeln der Kunst vergiftet wird!!), ist die gleiche
Situation eingetreten. Eine Vervielfachung des
Ausgangsbestandes allein in der Bundesrepublik. Dabei hat der meist
nur ein einziges Junges und viele Paare brüten überhaupt nicht.
Schauen Sie einmal in ein Meisennest. 10 Eier sind da keine
Seltenheit und dann wird auch noch zweimal im Jahr gebrütet. Macht
im besten Falle 20 Nachkommen bei einem Paar. Als aufmerksame Leser
wissen Sie es nun längst. Meisen und viele Kleinvögel haben immense
Verluste und das Sterben passiert in Ihren Vorgärten bald täglich
und noch eine Nummer grausamer als in der Kläranlage von
Dinkelsbühl. Da vermisse ich unsere Aktivisten. Da
wird nichts geföhnt oder mit ins Haus genommen, um
später wieder, nach Herrichten des Nestes, zurückgesetzt zu werden
in die feindliche Natur. Lesen Sie, jeder für sich und
besonders aufmerksam, was nun im Kasten folgt. Ich habe es entnommen
einem Merkblatt, das unser Herr Zimmermann von der
Natur- und Umwelthilfe Erlangen e.V. verfasst hat und das er
bisher als Leitfaden für Horstbetreuer ausgibt. Mit dem Inhalt sind
95% aller Naturschützenden in keinem Punkt einverstanden.
Hier werden Maßnahmen wie selbstverständlich aus dem Bauch
heraus postuliert. Da steht „Erstes Horstanfahren...“
Hört sich besonders clever an. Da kommen sicher noch mehr
„Anfahrten“. Da wird schon mal mit schwerem Gerät gearbeitet. Das
vom Storch gebaute Nest ist danach nicht wiederzuerkennen. Ich
durfte in Höchstadt ein solch gepeinigtes Nest
erleben. Die Jungen lagen in einem Napf, der einem überdimensionalen
Meisennest glich. Vielleicht war es sogar wasserdurchlässig, aber es
bestand die Gefahr, dass die Jungen nach unten durchrutschten.
Richtig: Das zweite „Horstanfahren“. Wie wir alle wissen,
kann man – ich nehme mal die fränkischen Nester – nur in ganz wenige
direkt Einblick gewinnen. Ist ja auch vollkommen egal! Wenn es
regnet (stark! Wer legt das fest, ab welcher Regenmenge, in welcher
Zeit?), kurz nach dem Schlüpfen der Jungen empfiehlt (nein wird so
gemacht!) Zimmermann, alle Storchennester gezielt anzufahren. Er
differenziert etwas (aus schlechten Erfahrungen klug geworden,
nachdem auch schon Panik unter den Brütenden ausgebrochen war oder
gar noch keine Jungen geschlüpft waren und nach der Störung die
Brutstörche ihr Gelege aufgegeben haben, kam dann in den Zoo, so
macht man das!) und gibt Hinweise, wie man anfährt. Was danach mit
den Jungen zu machen ist, kann jeder selbst lesen. Ein Kommentar
verbietet sich aus Gründen der Pietät. Damit aber noch
nicht genug! Regnet es danach wieder stark (Definition wird nicht
geliefert!) sind weitere Horstkontrollen durchzuführen. Den
warmen Eimer gibt es noch als Zugabe gratis! Liest
sich doch vorzüglich! Ich füge noch eine dritte Seite dem Merkblatt
bei, die noch nicht in die Betreuungsvorschriften aufgenommen wurde.
- Alle Eier sind den Storchennestern zu
entnehmen.
- Sie werden im Brutschrank des Nürnberger
Tiergartens erbrütet.
- Nach dem Schlüpfen werden alle Jungen (nur 2
von 100 Eiern erwiesen sich als unbefruchtet) von freiwilligen
Mitarbeitern der Natur- und Umwelthilfe Erlangen e.V. in
ehrenamtlich extra für diese Zwecke umgebauten Wohnzimmern ihrer
Eigentumswohnungen großgezogen.
- Mit Erreichen der Flugfähigkeit werden alle
Jungstörche in den Regnitzwiesen bei Erlangen-Bruck gesammelt, die
Futterstellen für die Winterfütterungen sind zu diesem Zeitpunkt
bereits zu beschicken und warme Eimer auszubringen, so dass sich
ein Teil der zugwilligen Jungstörche schon rechtzeitig mit den
guten Futtergebieten für das Winterhalbjahr vertraut machen kann.
- Zahlreiche private Fernsehsender sind
einzuladen, um dem Spektakel beizuwohnen.
- Andersdenkende Naturschützer sollten
zugeben, wie unfähig sie bei der Erzielung optimaler Bruterfolge
beim Nationalvogel der Deutschen sind.
Ein zusätzliches Forum zum Ausdiskutieren halte
ich für nicht nötig. Das Folgende lehnen alle namhaften und an
exponiertester Stelle tätigen Storchenfachleute ab. Zumal es allen
gesetzlichen Grundlagen widerspricht und offen zum Eingriff an und
in besetzte Nester einer auf der Roten Liste stehenden Vogelart
auffordert. Auch ohne Rote Liste wäre eine solche Vorgehensweise mit
keinem Gesetz zu rechtfertigen. Die Konsequenz daraus kann also nur
lauten: Wer sich nach den abstrusen Empfehlungen oder
Vorgehensweisen richtet und danach handelt, muss mit einer Strafe
rechnen.
Die NUH hat jahrzehntelange Erfahrung in der Horstbetreuung und
schlägt zur Verringerung der Nestlingsverluste folgendes vor:
Erstes Horstanfahren,
nachdem
dieser aufgetaut ist (in der ersten Märzwoche, also vor der
Rückkehr der Störche). Mit einem geeigneten Werkzeug (Misthaken)
wird der innere Horstbereich auf einem Durchmesser von ca. 60 cm
und einer Tiefe von ca. 40-50 cm bzw. bis zur Horstunterlage
entnommen (1-2 Säcke). Das entstandene Loch wird mit Stroh
vollgestopft. Der Horst ist jetzt wasserdurchlässig.
Zur Erleichterung des Weiterbaus des Reisigrings (äußerer
Horstbereich), kann man in diesen Eichenreisig schräg
einschieben.
Zweites Horstanfahren,
kurz nach
dem Schlüpfen der Brut, ca. 10-12 Tage nach dem ersten
Futterwürgen (bei Starkregen auch früher).
Diesmal indirektes Anfahren, damit der wachhabende Altstorch die
"Gefahr" kommen sieht und ohne Panik abstreicht.
Die Jungtiere (4-6) werden auf die mitgebrachte Gummiwärmflasche
gelegt, die in ein Handtuch eingewickelt ist.
Der Brut wird Futter angeboten (kleingeschnittenes Rindfleisch,
mit Warmwasser angewärmt).
Falls die Brut stärker vernässt ist, abfahren und trocken
föhnen! Beinchen auf Abschnürungen untersuchen.
Entnahme des Nistmaterials unter der Horstmulde bis zum Stroh
des ersten Horstbesuches und Formen einer neuen Horstmulde mit
Stroh (unten) und Heu (oben).
Einsammeln von Plastik (Fetzen und Schnüre) und anderem Unrat,
soweit oberflächlich erkennbar. Brut in die neue Horstmulde
legen!
Weitere Horstkontrollen sind in der Regel nicht nötig,
allenfalls nach Starkregen und die Brut noch jünger als 6
Wochen. Später nicht mehr, da dann die Gefahr des Abspringens
besteht.
Der "warme Eimer" wird im Hauptnahrungsgebiet im Boden
eingelassen und täglich mit einer Maus, einem Fisch oder einem
Küken "warmgehalten".
Tritt nun der Fall ein, dass ein brutpflegendes Alttier nicht
mehr zum Horst zurückkehrt (Tod oder Verletzung) bedeutet dies
unvorbereitet den Hungertod der gesamten Brut. Kennt das
überlebende Alttier den "warmen Eimer", der nun mit reichlich
Nahrung beschickt wird, so ist es in ein paar Tagen in der Lage,
seine Brut alleine zu versorgen. Die Übergangszeit muss durch
täglich zweimaliges Anfahren überbrückt werden.
Auch bei natürlichem Nahrungsmangel, wenn sich z.B. bei
trockener Witterung der Regenwurm in tiefere Erdschichten
zurückzieht, kann der "warme Eimer" zur Erhaltung der Brut
aktiviert werden.
Falls Sie noch Fragen haben, stehen wir Ihnen gerne zur
Verfügung.
Die Storchengruppe in der Natur- und Umwelthilfe e.V. |
Je öfter man das „Merkblatt für
Weißstorch-Horstbetreuer“ im weiß unterlegten Feld liest, umso
mehr Kopfschütteln überkommt einem da. Da ist mit keinem
einzigen Wort von einem Notfall die Rede, der ein
„Anfahren“ der Nester in irgendeiner Weise auch nur ansatzweise
rechtfertigen würde. Da werden mit einer Hemdsärmligkeit
Maßnahmen postuliert, die einem den kalten Schauer über
den Rücken jagen. Jeder Horstbetreuer und an die sind die
Richtlinien gestellt, hat also so zu verfahren! „Erstes
Horstanfahren“ vor der Ankunft der Störche und Entnahme
des gesamten Kernbereiches des Nestes bis zur Nestunterlage.
Das ergibt 1-2 Säcke! Armer Horstbetreuer, dessen Nest 1,5m Höhe
erreicht hat. Da wird er wohl 20 Säcke locker füllen können. „Das
entstandene Loch......“, heißt es weiter! Wie wahr! Ich habe
es weiter oben schon beschrieben. Wenn das eingebrachte Stroh
mit der Zeit verrottet, sinken die Jungen immer
tiefer ins Nest ein, ein Vorgang, der bei Störchen nie und nimmer
üblich ist. Ihr Nest ist nämlich flach wie ein Kuchenteller. Dieses
Manko ist aber leicht in den Griff zu bekommen, da man ja weitere
Anfahrten vornimmt. „Zweites Horstanfahren..“, lesen wir.
Ausgerechnet kurz nach dem Schlüpfen der Brut (die
sensibelste Phase der gesamten Aufzucht!), werden die Storchenpaare
ohne Grund auf bloßen Verdacht gegen Irgendetwas,
massiv gestört! Panik wird schon mal eingeplant,
aber das hindert den Storchenschützer nicht, sich am Nest zu
schaffen zu machen. Jeder Nicht-Kenner der Lage weiß, dass man Vögel
in dieser Phase der Brut überhaupt nicht stören soll! Jedes Kind
in der Schule weiß, dass man sich an Nestern unserer
Vögel nicht zu schaffen machen soll. Anders im Erlanger
Merkblatt! Man fährt an! Panikartig streicht der Storch ab.
Er will seine Jungen bis zum letzten Moment schützen, doch ist die
Fluchtdistanz unterschritten, weicht auch der fürsorglichste Adebar.
Zum Glück hat man vorgesorgt. Wenn es in dieser Phase
noch regnet, und das tut es ja meist auch, sind die frisch
geschlüpften Jungen hilflos den Unbilden der Witterung
ausgeliefert. Der Altstorch heizt die Jungen durch seine
Körperwärme schon auf 40 Grad auf! Doch da hat das Merkblatt
abermals eine Lösung parat. Man hält eine Wärmflasche
in der Hinterhand, die in ein Handtuch gewickelt ist. Man will ja
nicht noch Brandwunden riskieren. Vollmundig steht da
weiter: „Die Jungtiere (4-6)...“ Alle Achtung! Das
weiß das Merkblatt aus langjähriger Erfahrung und gibt hier wichtige
Zahlenangaben. Es könnte ja sein, dass der Horstbetreuer überrascht
wird von 6 Jungen. Da muss man vielleicht eine zweite
Wärmflasche bereit halten. Um das schlechte Gewissen (hat
man überhaupt ein solches?) zu beruhigen ist in solchen Fällen auch
besonders artgerechtes Futter mitzuführen. Der Autor
empfiehlt klein geschnittenes Rindfleisch, mit Warmwasser
angewärmt! Wie umsichtig, sollen sich die Jungen doch wenigstens
innerlich nicht den Wolf holen und außerdem gab's das Fleisch bei
Lidl im Sonderangebot! Nun weiß kein Mensch im Voraus so ganz
genau, wie lange es dauert, bis ein vom Nest gejagter
Brutstorch bei Ragen oder Starkregen wieder ans Nest
zurückkehrt. Wenige Minuten oder Stunden? Meist gerät der
wackere Horstbetreuer in argen Zugzwang. Er hat den
Altstorch ohne Grund vom Nest gejagt, der Regen durchnässt erst
jetzt die schutzlosen Jungen. Da greift der nächste Punkt
unseres Merkblattes. Es ist also für alle Eventualitäten vorgesorgt!
Dem Autor sei herzlichst gedankt. „Falls die Brut stärker
vernässt ist..“, lesen wir ein Stückchen weiter. Der Störer am
Nest prüft dies durch Handauflegen und entscheidet sich für „Ja“.
Nun weisen die Richtlinien erneut eine klare Richtung. „Abfahren
und trocken föhnen...“ Vorher aber bitte noch Nistmaterial
unter der Horstmulde entnehmen und eine neue Horstmulde
aus Stroh und Heu formen. Da kommt man als erfolgreicher
Horstbetreuer schon ganz schön ins Schwitzen! „Einsammeln von
Plastik und anderem Unrat...“ Das Ganze kommt dann in eine große
Mülltüte und dient bei der nächsten Veranstaltung als Beweis für die
Rechtmäßigkeit des Eingreifens. Hat man die Jungen wegen starker
Vernässung nach Hause mitgenommen und mit Vitamin- und
Antiwurmpräparaten wieder fit für die Natur gemacht, erfolgt
natürlich ein außerordentliches Anfahren. Dazu muss natürlich
eine erneute Störung greifen, der Altstorch streicht
panikartig ab. Bei Regen beginnen dann die geschilderten Abläufe
sofort wieder zu greifen. Wer geglaubt hat, dass nun Ruhe am
Storchennest einkehren würde, sieht sich getäuscht. Der nächste
Starkregen hat sich angekündigt oder ist es nur ein halbstarker
Regen? Die Meinungen gehen auseinander. Aber man ist ja so tierlieb.
Man fährt ein weiteres Mal an, um wieder abfahren zu können.
Vorsicht! Sind die Jungen vielleicht schon zu groß? Sonst
ergreift nicht nur der Altstorch panikartig die Flucht, sondern auch
der hoffnungsvolle Nachwuchs. Und der bricht sich dann womöglich den
Hals und deswegen hat man sich dann die ganze Mühe gemacht. Bei
Wanderfalke, Seeadler und anderen ornithologischen Kostbarkeiten
muss man die Nester die gesamte Brutzeit über bewachen, dass niemand
die Brut stört oder gar die Jungen mitnimmt! In unserem Fall wird es
sogar in Merkblättern propagiert.
Deshalb fordere ich alle Tierfreunde, die ein Storchennest in
ihrer Nähe kennen und im Raum Erlangen-Höchstadt wohnen, auf, alle
Vorgänge der geschilderten Art unverzüglich an die zuständigen
Naturschutzstellen bei der Höheren Naturschutzbehörde der
Regierung von Mittelfranken oder bei der
Weißstorchbeauftragten des Landesbundes für Vogelschutz,
Oda Wieding, (E-Mail:
weissstorch@lbv.de,Tel. 09174/4775-32) zu melden.
Unser Storchenpaar widersteht derweil
den Unbilden der Witterung und bereitet sich weiter
auf einen möglichen Brutbeginn vor. Eine Woche sollten
wir auf jeden Fall veranschlagen. Dann kämen wir so auf den
12. Mai zu liegen. Warten wir also ab und blicken wir nach
wie vor gespannt auf ein mögliches Traumpaar. Es kam von
verschiedener Seite die Anregung, den beiden Exponenten im Nest
passende Namen zu geben. Ich würde mich selbstverständlich dem
Leserwillen beugen und eine Mehrheitsentscheidung
mittragen. Dazu wäre es aber im Vorfeld erforderlich,
vielleicht über das Gästebuch, Namensvorschläge einzureichen,
aus denen dann in einer Umfrage die beiden Favoriten als
endgültige Sieger ausgewählt werden. Also ran an die Namenwahl
und Vorschläge schicken! Die noch Namenlosen blieben auch in
ihrer zweiten Nacht friedlich vereint.
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Morgendlicher
Hausputz! |
Synchronarbeit
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Sauwetter! Nichts wie weg! |
Da müssen wir durch! |
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Nachkommen in Sicht!? |
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07. Mai 05 |
Unsere beiden Neuen tun sich noch
schwer, so richtig loszulegen. Nach dem sehr
verheißungsvollen, gestrigen Tag ließ ihr Drang zum
Nest heute deutlich nach. Eine zügige Bereitschaft,
bald einen Brutversuch zu unternehmen, war nicht mehr
erkennbar.
Dieses Bild sollte Dauerzustand werden!
Wie es scheint, verlagern sich beider
Interessen mehr und mehr auf Stationen außerhalb
des eigentlichen Nestbereiches. Inwieweit das sehr
garstige Wetter dabei eine Rolle spielt, mag man im
Augenblick nicht zu beurteilen. Verständlich wäre es, wenn beide
Partner bei Dauerregen und weniger als 10 Grad keine
Frühlingsgefühle hervorbringen.
Schuld ist wieder mal das Wetter!
Mir fiel noch ein Wesenszug der beiden
auf. Sie tun alles, aber auch alles gemeinsam. Nur für
ganz kurze Zeit wagt es der jeweils andere für Minuten
allein im Nest zu bleiben, ansonsten fliegt man gemeinsam ab und
kehrt gemeinsam zurück.
„Sie“ für Minuten allein!
Das kann mit Beginn der Brut natürlich
nicht in dieser Weise weitergehen. In dieser Beziehung
stimmt also noch etwas nicht. Die Nestpräsenz muss sich also ändern,
wenn wir bald mit Eiern rechnen wollen. Trotzdem brauchen wir
nicht ungeduldig zu sein, ist es ja erst zwei Tage her,
dass man sich gefunden hat. Beim Vorgängerpaar dauerte es
15 Tage von der Ankunft des zweiten Storches an gerechnet, bis
das erste Ei im Nest lag. In Vetschau waren es 2005
nur 5 Tage, ein extrem kurzer Wert. Wenn wir dazwischen
liegen würden, wären wir sicher nicht unzufrieden, Jedoch
verringert sich mit jedem Tag, den unsere Störche warten, der
Hormonfluss, der dem Paar das Brüten suggeriert. In der
zweiten Maidekade beendet das Hormon seinen Einfluss wohl
endgültig, sicher eine biologisch vernünftige „Einrichtung“,
wenn es mit der langen Aufzucht und dem sich anschließenden Abzug
ins Winterquartier zeitlich noch klappen soll. Bis Mitte Mai
allerdings bestehen in dieser Hinsicht keine Gefahren, wenn
man für das gesamte Brutgeschäft rund drei Monate veranschlagt.
Das finden wir natürlich prima!
Dazu greift bei Spätbruten noch eine weitere
Regulierungsmaßnahme. Maigelege enthalten signifikant
geringere Eizahlen, so dass aus Spätbruten selten
mehr als zwei Junge zum Ausfliegen kommen. Daumendrücken
schadet aber dennoch nicht und keiner braucht traurig zu sein, wenn
wir vergeblich auf die Ablage von Eiern warten.
Die dritte gemeinsame Nacht! |
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08. Mai 05 |
Ich möchte den heutigen Eintrag mit einem
großen Dank an alle Gästebuchschreiber beginnen. Die
Kritik, die einige immer wieder gegen eine Person vorbringen,
hat den Zulauf auf unsere Website enorm gesteigert
und wahre Traumzahlen hervorgebracht. Es ist köstlich,
zu beobachten, welch abstruse Meinungen in vielen Köpfen
geistern. Mit der Wahrheit fertig zu werden, ist nicht
immer leicht, deshalb sind gelegentliche Ausfälle auch
zu entschuldigen. Wie man sich hier die Bälle
scheinbar geschickt zuspielt, entbehrt nicht mancher Komik,
zeigt mir aber, dass bei einigen bereits Panik
ausgebrochen ist. Und ich darf Ihnen versichern, dass diese
Reaktion auch durchaus berechtigt ist, wenn man an die
Entscheidungen denkt, die in nächster Zeit anstehen
und die in der Folge die Streitigkeiten ein für allemal
aus der Welt schaffen werden. Sie werden jedoch nichts
verpassen, wenn Sie – auch gelegentlich heimlich – im
Tagebuch blättern. Sie brauchen keine Angst zu haben: Ich
sag's niemandem weiter! Vielleicht ist den meisten ja wenigstens
etwas klarer geworden, was in einer bestimmten Gegend
unseres Vaterlandes in Sachen Storchenbetreuung so läuft.
Dabei habe ich nichts weiter gemacht, als ein öffentlich
zugängliches Merkblatt für Horstbetreuer, herausgegeben von der
Natur- und Umwelthilfe Erlangen e.V. und verfasst von Michael
Zimmermann, im Tagebuch vorzustellen. Was in diesem
Merkblatt steht hat seine Gültigkeit für Haustiere. Dafür
ist es durchaus angemessen in seiner Fürsorglichkeit. Da
werden Hinweise zum richtigen Stallbau (hier Nestbau)
gegeben sowie Maßnahmen vorgestellt, die im Krankheitsfall
oder bei Krankheitsverdacht eingeleitet werden müssen. Das
richtige Tierfutter ist beschrieben und die Gabe von
Zusatzfutter wird im Detail beschrieben. Was der
Schreiber aber ganz vergessen hat zu erwähnen, ist die
Tatsache, dass wir es bei unserer Vogelart (noch ) mit
einem so genannten Wildtier zu tun haben. Alle Hinweise auf
Mensch, Hund und Katz gehen so am Thema vorbei, dass man die
Schreiber nur noch bemitleiden möchte. Sicher kennt Dr.
Christoph Kaatz als Sprecher der Bundesarbeitsgruppe
Weißstorchschutz das angesprochene Merkblatt. Diese seine BAG
geht völlig konträre Wege. Ob da der Sprecher....? Inzwischen sind
aus 16 Eiern in den Kameranestern der Aktion PfalzStorch 11 Junge
geschlüpft und 5 Eier noch nicht erbrütet. Es wird nicht
eingegriffen, so die Verantwortlichen in der Pfalz. In Vetschau,
in Arevalo, in Karlsruhe und an allen anderen Nestern in Europa wird
es ebenso gehandhabt. Einzige Ausnahme bleibt die
Region um Erlangen. Ich höre die ersten Aufschreie, wenn
reihenweise Verluste zu beklagen sind. Und dennoch ist die
Entscheidung an den genannten Nestern vollkommen auf der
Linie aller seriösen Naturschutzverbände. Man wird
sehen, wem die Meute der Hyänen dann an den Hals geht. Das
Dinkelsbühler Nest liefert in der Ruhe vor dem Sturm nach
wie vor eindrucksvolle Bilder ins Internet, bei denen unser
Storchenpaar pastellfarben vor malerischer Kulisse
leuchtet und zu jeder Tageszeit die Streitigkeiten
konterkariert. Sie sind glücklich, nicht dort einen
Brutversuch zu unternehmen, wo ihnen liebe Menschen während der
gesamten Brutzeit ans Leder, nein ans Gefieder wollen und von der
Wärmflasche bis zum Trockenföhn alles geboten wird wie in einem
Hundesalon. Die beiden Adebare tun sich nach wie vor
etwas schwer, so richtig auf Touren zu kommen. Ganz im
Gegensatz zu den Einträgen im Tagebuch und Gästebuch. Werde da mal
mit den Verantwortlichen ein ernstes Wörtchen reden müssen. Die
Anwesenheiten am Nest könnten sich weiter steigern.
Im Gleichklang der Gefühle!
Dafür wurde heute in akrobatischer Weise
an der Behausung gezupft und gezerrt, sowie beim abendlichen
Einflug Stroh als Polstermaterial mitgebracht.
Akrobat schööön!
Transport von Nistmaterial und gemeinsamer Einbau
Man gibt sich wenigstens Mühe! Leider bereitete
das Wetter abermals allen Schmetterlingen im Bauch wenig
Vergnügen.
Tristesse pur!
Es goss in Strömen und das Nest auch schon mal
für einige Stunden verwaist. Doch der vierten gemeinsamen Nacht
stand nichts im Wege.
Die vierte Nacht! |
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09. Mai 05 |
Die Begeisterung über die Handlungsweise
eines „Storchenschützers“ hat seit der Veröffentlichung
des Merkblattes mächtig nachgelassen. Sie wird sich
weiter reduzieren, wenn ich Ihnen sage, dass der Genannte
Naturschutzarbeit in diesem Punkt mit der Behandlung von
Wildtieren nach Hausherrenart gleichsetzt. Dass in
vermeintlich für bedenklich angesehenen Witterungsperioden
das Anfahren einer ganzen Reihe von Horsten des
Weißstorchs erfolgt, völlig unabhängig davon, ob
eine Gefahr im Anmarsch ist oder nicht, entspricht leider nur
allzu oft der Realität. Wie kann man auch wissen, was sich in
Horsten abspielt, die von keinem Punkt aus einsehbar sind und
das sind in Bayern bestimmt 90 Prozent. Legen Sie mich bitte nicht
auf das eine oder andere Prozent fest. Überprüfen Sie ganz einfach
bei sich, ob Sie in ein ihnen bekanntes Storchennest einen
kompletten Einblick in den Nestinnenraum gewinnen können! Unter
10 Nestern ist dies allenfalls bei einem möglich
(Kameranester ausgenommen und selbst dort gibt es eine große Anzahl,
bei denen ebenso kein Einblick möglich ist, z.B. Erlangen, Isny…).
Also startet man bei Nest eins, geht die Liste der
Maßnahmen nach Merkblatt durch und fährt weiter. Da kann es
passieren, dass man an ein Nest kommt, in dem – wie
sollte man auch jeden Brutbeginn und jedes Schlüpfdatum auf den Tag
genau kennen, wenn man auch in den Wochen vorher keinen Einblick
hatte, das ist vollkommen unmöglich! – noch keine Jungen
geschlüpft sind (so geschehen in Oberhöchstädt!!). Der brütende
Altstorch streicht super-panikartig ab, der
Storchenschützer zieht sich sichtlich betroffen zurück. Danach
beginnt das große Warten. Mehrere Stunden vergehen. Der
Storch meidet es, das Nest wieder anzufliegen. Es wird
für alle Beteiligten sehr brenzlig. Man trifft eine Entscheidung:
Die Eier (hoch bebrütet und kurz vor dem Schlüpfen stehend)
werden in einer weiteren „Anfahraktion“ aus dem Nest genommen
und dem Tiergarten Nürnberg zugeführt! Es schlüpfen
zumindest dort Junge, die ein Aufwachsen unter freiem Himmel,
mit artgerechtem Futter leider nicht kennen lernen dürfen.
Es wird die Kostenfrage dieser
Einsätze immer wieder angesprochen. Da kennen Sie aber
nicht die Hilfsbereitschaft der freiwilligen Feuerwehren
sowie der Berufsfeuerwehren! Für ihre Störche tun die
Männer alles und wenn einer kommt und sagt, man müsse hier
helfend eingreifen, wäre die Feuerwehr die letzte Institution,
die da nicht ausrücken würde. Ich habe in 35 Jahren
Storchenschutzarbeit noch keine einzige Mark und
keinen einzigen Euro bezahlen müssen. Die
Dinkelsbühler Feuerwehr beispielsweise hat dies bisher ebenso
gehandhabt. Bei zahlreichen Horstreparaturen und beim Anbringen
der Kamera oder bei technischen Hilfeleistungen! Und wenn ein
Erlanger Störchenschützer mit guter Reputation hier
vorstellig wird, kann ein Mann von der Feuerwehr in der Regel
nicht entscheiden, ob das Vorgehen genehmigt,
sinnvoll oder kontraproduktiv ist. Er fährt! Es
empfiehlt sich, um weitere Unklarheiten nicht mehr aufkommen zu
lassen, das Merkblatt den gesetzlichen Bestimmungen
anzupassen oder – dies wäre die praktikabelste Lösung – es mit
Anstand einzustampfen, aus sämtlichen Internetseiten zu
entfernen und bei der schon verteilten Auflage zu hoffen, dass die
meisten Exemplare bereits dort lagern, wo sie hin gehören, nämlich
auf den Müll!
„Brüten sie oder brüten sie nicht?“,
das ist hier die Frage, die momentan die Gemüter der meisten
„Gucker“ bewegt. Mir wäre auch etwas wohler, wenn ich darauf
eine treffende Antwort parat hätte. Doch leider muss ich Sie
enttäuschen. „Schau mer mal!“, würde da ein
Fußballkaiser bemerken und mir geht es – nicht kaiserlich – ebenso.
Vor zwei Wochen hätte ich in gleicher Situation „Ja“ geantwortet.
Von heute ab gerechnet zwei Wochen später, würde die Antwort
eindeutig „Nein“ lauten. Nur so zwischen Fisch und Fleisch ist es
sehr schwierig. Es muss jetzt auf alle Fälle sehr schnell gehen.
Lange haben unsere zwei Musketiere nicht mehr Zeit. In dieser
Woche sollte es schon noch passieren, das mit dem Ei. Wenn nicht,
geht die Welt auch nicht unter. Bleiben uns weitere schmerzliche
Bilder vielleicht erspart, wenngleich ich Sie Ihnen nicht
vorenthalten hätte. Ich werde Sie an andere Kameranester verweisen
dürfen, um dort die Aufzucht der Jungen zu verfolgen. Wechseln Sie
danach aber bitte immer wieder zu uns zurück, denn
Storchenbildung, Hintergrundwissen, Diskussionen,
Kommentare und Top-News finden Sie nur und ausschließlich auf
unserer Website. Wir zeigen nicht die heile Welt der
Plüschtiergeneration und der Individualbetreuung von halben
Haustieren oder Zootieren, sondern Naturschutz in seiner Gesamtheit,
in seiner Abhängigkeit vom Lebensraum und seiner Bewohner und in der
enormen Anpassungsfähigkeit der Tiere und Pflanzen an die vom
Menschen verursachten Veränderungen. Diese globale, ganzheitliche
Sichtweise sollte unsere gesamte Kraft erfordern, ohne sich in gut
gemeinte, aber verfehlte Einzelschicksalsbewältigung zu verlieren.
Das habe ich auch noch aufgeschnappt:
Wie steht es mit dem Brutversuch?
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Etwas spröde, meine Liebe!
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Weiter, so!
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Das war die
fünfte Nacht!
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10. Mai 05 |
Ein Gutes hat die sehr kontrovers
geführte Diskussion in Tagebuch und Gästebuch
mit sich gebracht! Meine Aufklärungsarbeit in Sachen
Naturschutz hat dazu geführt, dass sich kein Mensch mehr
über Verluste von Jungen im Nest aufregt oder gar ein
Eingreifen in der nun schon oft beschriebenen Art und Weise
nach dem „Erlanger Modell“ fordert. Bei diesem Modell
handelt es sich um ein klassisches Auslaufmodell! Ich denke,
man hat meine Botschaft, im Nestbereich dem Elternpaar die
Regie zu überlassen, voll verstanden. Es gibt nun wahrlich
keine andere biologisch vertretbare Alternative. Und
damit soll es zu diesem Thema vorerst keine Äußerung mehr geben.
Deshalb durften mit vollem Recht und mit
voller Ehrfurcht vor dem Leben in den beiden
Kameranestern von Bornheim erste Junge sterben.
Das geschieht in den meisten Nestern ohne Kamera ebenso und da
bemerkt es nicht einmal jemand. Also haben bisher von fünf
geschlüpften Jungen in Nest 1 drei überlebt, in Nest zwei
sind – soweit bislang erkennbar – aus fünf Eiern wenigstens
zwei Junge geschlüpft oder am Leben. In Rieschweiler-Mühlbach,
in der Westpfalz, sieht es danach aus, dass aus 6 Eiern
überhaupt nur ein einziges Junge ausgeschlüpft ist und keines
mehr folgen wird. Eine auf den ersten Blick traurig anmutende
Bilanz, sie ist aber vollkommen artgemäß! Danke, dass
alle Beobachter, die sich an den schönen Nestbildern dieser
Storchenkamera täglich erfreuen, auch diese Möglichkeit des Sterbens
in ihr Verhaltensrepertoire aufgenommen haben und dies auch
respektieren. Sicher ein großes Verdienst meiner
unermüdlichen und sachlichen Kommentare im Tagebuch. Warum im
letztgenannten Ort am heutigen Nachmittag plötzlich ein totes
Eintagsküken am Nestrand auftauchte, lässt manche Vermutung
hochkommen. Dennoch steht die Versicherung der „Aktion
PfalzStorch“ unverrückt im Raum, nicht durch Zufütterungen in
das Brutgeschehen einzugreifen. Leider haben bislang von fünf
geschlüpften Jungen des Karlsruher Zoos nur zwei überlebt.
Bleibt es bei dieser „Quote“ hätte das dortige Paar sein Soll für
dieses Jahr voll erfüllt. Das Schlüpfen und das Sterben
wird weiter gehen und wir werden weiter als stumme Zeugen
ohne Besserwisserei dem Leben Raum geben.
So weit ist man im Dinkelsbühler Nest
noch nicht! Ich meine nicht das Sterben, sondern erst mal das
Geborenwerden. Auch 120 Stunden nach der Komplettierung unseres
Paares hat die Eiablage noch nicht begonnen.
Arbeit am Nest!
Eine derart kurze Frist entspräche auch einem
ungewöhnlichen Rekordtempo. Wir sind ja nicht
rekordsüchtig. Da dürfen es schon mal 10 Tage sein. Also
fünf weitere Tage gebe ich dem Traumpaar noch, dann müssen wir uns
aber doch von der Hoffnung auf ein zweites Gelege in diesem Jahr
verabschieden. Kopulationen, die für solche Unternehmungen
Voraussetzungen darstellen, fanden auch heute erneut statt
und halten die kleine Hoffnung weiter aufrecht.
Fortpflanzungstrieb!
Von Harmonie muss ebenso gesprochen werden.
Absolut synchron in allen Bewegungen, so dass mancher Schnappschuss
die beiden Partner vollkommen spiegelbildlich festhielt.
Spiegelbild |
Harmonie |
Allein solche Beobachtungen faszinieren auch
einen alten Hasen unter den Storchenbeobachtern. Es besteht nach wie
vor die Tendenz, dem abgeflogenen Partner so schnell wie möglich
hinterher zu fliegen. Eine stundenlange Single-Präsenz ist mir noch
nicht untergekommen.
Öfter mal allein zu Haus?
Leider blieb auch diese Nacht mit Temperaturen
um oder etwas unter Null Grad sehr kühl und auch während des Tages
gab es immer noch den einen oder anderen Regenschauer bei
Temperaturen von auch nur knapp 10 Grad. Doch die Prognosen für die
nächsten Tage verheißen zumindest etwas mildere Aussichten, da lässt
sich dann mit dem Regen auch gut leben.
Zur Namensgebung unseres Paares liegen
bereits eine Reihe von Vorschlägen vor, es dürfen aber
weiterhin Nennungen im Gästebuch abgegeben werden. Diese
wird unser fleißiger Webmaster auch noch im Nachhinein in die
neue Umfrage mit einarbeiten. Ab sofort können Sie also unter
dem Link „Umfrage“ ihr Votum abgeben.
Ob es noch ein Happyend gibt? Wir
wünschen es uns alle sehnlichst. Die sechste Nacht brach an und
wenigstens die Spannung bleibt vorläufig noch erhalten.
Die sechste Nacht!
Wer entdeckt das erste Ei? Der 15. Mai wäre so
ein Tag, an dem es noch passieren könnte. |
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11. Mai 05 |
Nach manch traurigen Nachrichten der
vergangenen Tage stelle ich heute ein sehr erfreuliches Ereignis
an den Anfang. In einem relativ gut einsehbaren Nest nahe meines
Heimatort Feuchtwangen, nämlich in Mosbach, gibt es
vierfachen Storchennachwuchs. In den letzten Apriltagen sollte –
nach meiner Hochrechnung - das Schlüpfen begonnen haben. Fest steht
aber, dass es heute vier im Alter von wenigen Tagen
bis knapp vierzehn Tage alte Junge zu bestaunen gab. Bei
einer so großen Jungenzahl ist es nie vorhersehbar,
wie sich die Geschichte weiter entwickelt, jedoch stehen die
Chancen bei einem so erfahrenen Paar, bei dem das Weibchen
mindestens die fünfte Brutzeit in der kleinen Gemeinde
verbringt, nicht schlecht. Leider muss auch an Wörnitz und
Altmühl von einer ganzen Reihe schwerer Horstkämpfe
berichtet werden, die bislang mindestens ein Todesopfer unter
angreifenden Störchen sowie mehrere Gelegeverluste gefordert
haben. Während meiner Pfingstferien werde ich mich um die Fälle im
einzelnen genauer kümmern und Sie im Tagebuch informieren.
Unsere beiden, ich versuche sie mal Pauline
und Georg zu nennen in Anlehnung an das „Führungsduo“
bei unserer Namensfindungs-Umfrage, gefallen mir nun Tag für
Tag besser im Hinblick auf eine mögliche Eiproduktion. Es hat
ein paar Tage gedauert, bis man sich auf die neue Situation
eingestellt hatte, aber wer das erste Mal in dieser Konstellation
eine Familiengründung plant, darf es etwas bedächtiger angehen
lassen. Ich wiederhole mich gerne noch einmal, wenn ich die Chancen
dafür nicht auf Null habe sinken lassen. Bis zum Wochenende
gibt es eine berechtigte Hoffnung. Ich für meine Person habe
den 15. Mai als den Tag der Ablage des
ersten Eies fest im Auge. Ich hätte natürlich gegen jeden
anderen Termin auch nichts einzuwenden. Von den Morgenstunden
bis zum Abend konnten wieder – so soll es auch sein –
Paarungen beobachtet werden. So ganz ohne Sex wollen die
beiden es also noch nicht halten.
Man paart sich regelmäßig!
Hormone fließen nach wie vor in die
richtige Richtung und die solistischen Einlagen von Georg
oder Pauline häufen sich.
Es geht auch als Solist!
Bemerkenswert zeigte sich die frische
Begrünung des Nestes, ein sicheres Indiz, dass die Bauern des
Wörnitztales mit dem Silieren des Grases begonnen haben.
Die Mahd hat begonnen!
Die siebte Nacht lässt den Tagebuchschreiber
noch recht hoffnungsvoll mit seinen Störchen zurück.
Noch schnell zur Futterquelle!
Die 7. Nacht
Ich hätte zum Schluss noch eine Anmerkung in
eigener Sache: Die vielen Angriffe gegen meine Person
tun manchmal schon ein wenig weh. Da werden viele
Behauptungen vorgebracht, allesamt von Menschen, die mich
überhaupt nicht kennen und mit mir noch nie ein Wort gesprochen
haben. Ich sei ein schlechter Lehrer und man würde seine
Kinder nie zu mir schicken!, gibt es da zu lesen. Was soll denn
so etwas? Das macht mich wütend und ist ein
unverschämter Angriff. Das ist von allen Beleidigungen sicher
die unterste Schublade und disqualifiziert den Schreiber. Der Rest
ist Kackolores und als Spielerei frustrierter Zeitgenossen mit einem
Schmunzeln zu betrachten. Über die biologische
Qualifikation muss ich mir ebenfalls keine Vorwürfe
machen lassen, schon gar nicht aus einem Kreise, dessen
Aushängeschild nicht einen einzigen Tag Biologie studierte. sondern
einem Konzern angehörte, der alles andere als naturfreundlich ist.
Ein Großteil der gesamten Forschung auf dem Gebiet der
Ornithologie wird so und so von Nicht-Studierten
geleistet. Ein Fachstudium sagt über die Fähigkeiten
also überhaupt nichts aus. Es gibt aber auch
vereinzelt Fälle, in denen ein solches nicht geschadet
hätte, um wenigstens die einfachsten Abläufe in der Natur zu
verstehen und richtig interpretieren zu können.
Der einzige Auslöser des Streits und der
einzige Unterschied in den verschiedenen Sichtweisen des
Storchenschutzes ist der: Ich lehne Eingriffe am Nest während
der Brutzeit ohne jegliche Notwendigkeit und auf bloßen
Verdacht hin ab! Ebenso jegliches Zufüttern während der
Brutzeit und danach. Es gibt keinen Verband und keinen
Storchenschützer, der bundesweit so verfährt wie von der Natur-
und Umwelthilfe Erlangen e.V. gefordert, mit Ausnahme der
Umwelthilfe selbst. In Bornheim sterben Junge, in Karlsruhe, in
Isny, in Dinkelsbühl, in Vetschau. Da sagt man in Erlangen: Bei uns
wäre das nicht passiert. Die Jungen in den Nestern wären bei uns
alle noch am Leben. Das ist es! Ende der Debatte! |
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12. Mai 05 |
Nach wie vor spannen uns Georg und Pauline
– ich denke ich bleibe vorerst bei diesen Namen, ohne Ihr
Votum beeinflussen zu wollen – ein wenig auf die Folter. Tun sie
es oder tun sie es nicht? Ich meine, legt Pauline bald
ihr erstes Ei oder lässt sie es lieber bleiben. Geht die Warterei
negativ aus, dann bleibt uns das Paar auf alle
Fälle den Sommer über erhalten. Man hat zwar
weniger Arbeit, weil die Jungenaufzucht ausfällt, aber die
Freizeit würde dann unser kinderloses Paar auch zu großen
Teilen am und im Nest verbringen. Auf den Anblick
von Störchen bräuchten wir also nicht zu verzichten
und die Storchenkamera ließe Sie weiterhin als Zaungast dabei
sein. Wenn es nun am Namen von Herrn und Frau Storch läge, wären die
Voraussetzungen mit Georg und Pauline bestens gegeben,
denn so hießen die beiden Störche des Jahres 2003 und
die hatten mit vier ausfliegenden Jungen einen wahren
Traumbruterfolg. Sollen es doch die neuen Namensvettern ihren
Vorgängern nachmachen. Es wäre nur zu toll! Natürlich muss ich
gestehen, dass diese Namen auch meine Lieblingsnamen
unter den angebotenen Vorschlägen darstellen, haben sie doch
einen Bezug zu ihrem Brutort Dinkelsbühl. Wenn Sie ins
Nest blicken, sehen Sie im Hintergrund Teile der unweit des
Nestes gelegenen evangelischen Stadtpfarrkirche Sankt Paul.
Dieser in den Jahren 1840 bis 1843 errichtete Kirchenbau
im „byzantinischen Styl“ wird als historisierendes Baudenkmal
inmitten der historischen Stadt in gewissem Maß als Fremdkörper
empfunden, gewinnt jedoch gerade in dieser Rolle zunehmend an
Interesse für die Architekturgeschichte des 19. Jahrhunderts (Zitat
aus „Stadt und Landkreis Dinkelsbühl“ von August Gebessler).
Paulskirche links, Georgskirche rechts
Der größte Kirchenbau der schönen Stadt
Dinkelbühl ist dem Heiligen Georg geweiht und könnte somit
Namensgeber unseres Storchenmannes werden.
Grundsteinlegung für eine der schönsten spätgotischen
Hallenkirchen Deutschlands war im Jahre 1448. Im Jahr
1499 fanden die Arbeiten ihren endgültigen Abschluss. Wenn Georg
und Pauline von unserer Kameraposition nach rechts
blicken schauen sie direkt auf den etwa 30 Meter entfernten Bau,
dessen mächtiges Dach die Silhouette der Altstadt
von Dinkelsbühl prägt.
Die Georgskirche lädt zum Besuch ein !
Wer einmal der Störche wegen in die 10000
Einwohner zählende Wörnitzstadt kommt, wird sofort von der
großen Georgskirche in seinen Bann gezogen. Natur und Kultur
auf engstem Raum kann schon manchmal zu Gewissensbissen führen. Dies
erleben die Stadtführer Dinkelsbühls fast täglich bei ihrer
Arbeit. Wenn sie in- oder ausländischen Touristengruppen die
Schönheiten der Georgskirche erklären und die zahlreichen
Inschriften an der Außenfassade der Kirche erläutern, dauert es
nicht lange, bis einer der Geführten das Storchennest
entdeckt. Blitzartig ändert sich die Interessenlage
und (fast) keiner interessiert sich mehr für die
kunstgeschichtlichen Ausführungen und sämtliche Kameraobjektive und
alle Augen richten sich nur noch auf das Storchennest. Aus dem
Wissen um diese typisch menschlichen Verhaltensmerkmale heraus
verweisen seit einiger Zeit alle Fremdenführer schon im Voraus auf
Nest und Störche und beziehen die attraktiven Vögel
somit in ihre Führungen mit ein. Aber auch so bleiben
die Störche häufig die Attraktion schlechthin,
Spätgotik hin oder her!
Die Ereignisse am Nest sind heute
schnell in Erinnerung gerufen. Es gab lediglich das
ganz normale Programm, das wir nun schon seit genau einer
Woche genießen dürfen. Lange Anwesenheiten von Georg und
Pauline am Nest wechseln sich mit ebensolchen Abwesenheiten
regelmäßig ab. Während einer langen Mittagspause im Nest
konnte ich die beiden ausgiebig studieren und unter die Lupe nehmen.
Ausgiebige Mittagspause
Wenn man es nicht anders wüsste, würde ich
jeden Euro wetten, dass die Lange das Männchen ist und nicht wie in
unserem Fall Pauline. Die Länge ihrer Beine überrascht beim direkten
Vergleich mit Georg schon etwas.
Die Lange rechts ist Pauline!
Dass sie die zierlichere ist, mag man ja noch
hinnehmen, aber mit einem solchen Größenunterschied zu
Ungunsten des Männchens hätte ich nie und nimmer
gerechnet, auch wenn ich Fragen in dieser Richtung immer so
beantworte und beantwortete: Das Männchen ist in der Regel
größer als das Weibchen, der Schnabel ist im
direkten Vergleich länger und an der Basis deutlich
höher als der des Weibchens. Der Schorsch, so heißen bei
uns in Franken häufig alle George, wenn man mit ihnen etwas
vertrauter umgehen darf, unser Schorsch im Nest also gehört
zu den kleineren Vertretern seines Geschlechts, er ist
stämmig und besitzt gleichzeitig kräftige „Wadeln“. So
nennt man in Altbayern Teile der hinteren Extremitäten. Bei der
Paarung muss der Schorsch also ziemlich hoch hinaus,
wenn er zum Erfolg kommen will, aber da man bei ihm
Schwindelfreiheit voraussetzen darf, sollte einer
ordnungsgemäßen Samenübertragung nichts im Wege stehen.
Georg in hoher Position!
Auch die anderen Verhaltensabläufe, die
normalerweise der Eiablage vorausgehen, waren nebeneinander zu
beobachten. Dazu zähle ich Synchronität, Alleinsein
und Allein-Bleiben sowie gelegentliches Liebesgeflüster.
Alleinsein muss geübt werden!
Parallelitäten |
Liebesgeflüster |
Was gibt es also Schöneres als den beiden noch
ein Weilchen zuzusehen. Es entspannt ungemein und beruhigt
die Seele nach manch hartem Arbeitstag. Der Abend zog
herauf und ich sah um 21:40 Uhr nur einen Storch im
Nest liegen. Ob es der Schorsch oder seine Angetraute war, konnte
ich dabei nicht ermitteln. Doch die beunruhigende Tatsache
blieb. Mir gingen schon wieder verschiedene Szenarien durch
den Kopf: Kläranlage, Unfall......So abwegig waren meine Gedanken
nicht, denn es war für meine Gefühle zu der Zeit „zappenduster“.
Doch bevor ich mich so richtig aufregen konnte, wurde ich erlöst!
21:43 Uhr! Man war wieder zu zweit und ich erlöst! Der
8. Nacht stand nichts mehr im Wege!
Endlich vereint! Die achte Nacht!
Heute Abend kam über verschiedene
Gästebücher eine höchst betrübliche Nachricht: Im
Storchennest von Isny kann etwas nicht stimmen!
Das dortige Paar hatte vor einigen Tagen vier Junge erbrütet.
Doch als einer der Störche etwas aus dem Nest warf und
danach dieses sogar verließ und auch in der Folgezeit das
Interesse am Nest, am Hudern oder Füttern nicht mehr zu
beobachten war, stand fest, dass die Jungen tot sind.
Ein Einblick in die Nestmulde ist dort nicht gegeben, aber alle
Verhaltensmerkmale ließen keinen anderen Schluss zu. Für die
Störche ist dies kein Problem. Sie handeln
nicht verstandesmäßig, sondern ausschließlich
instinktgesteuert. Bewegt sich nichts mehr in der Nestmulde und
wird von keiner Stelle aus mehr nach Futter gebettelt, betrachten
sie die toten Jungen als Fremdkörper oder Beute.
Dem entsprechend werden sie aus dem Nest befördert, gefressen oder
(je nach Entwicklungsstand und Größe) auch im Nest liegen gelassen.
Damit endet für die Eltern von einer Minute auf die andere das
Programm „Jungenaufzucht“ und es läuft das Programm „keine
Jungenaufzucht“ an. Dass solche Totalverluste nach einer
erfolgreichen Brutzeit in Isny schon fast die Regel
sind, überrascht einen Storchenkenner in keiner Weise.
Isny ist der höchst gelegene Storchenort in Deutschland.
Mit 700 Metern über dem Meeresspiegel haben sich Störche in
Regionen vorgewagt, in denen eine erfolgreiche Jungenaufzucht
normalerweise überhaupt nicht möglich ist. Klimatische Faktoren und
nicht zuletzt auch eine jährliche Niederschlagsmenge von annähernd
1500 mm Regen pro Quadratmetern erfreuen zwar Kuh und Gras, sind
aber den Lebensgewohnheiten unserer gefiederten Adebare
nicht gerade zuträglich. Da hat man vor wenigen
Jahren den Kamin und das Nest auf dem Rathaus garantiert
wasserdurchlässig gestaltet und Tausende von Euro
investiert. Das war für die Katz, nein für den Storch, ziemlich
überflüssig. Da hatte man von „Absaufen“ der Jungen etc. gehört
und wollte dies für sein Nest ausschließen. Nun hat man den Salat
und im nächsten Jahr droht abermals Ungemach. Dabei
geht es nicht darum, dass die Jungen im Nest ertrinken, sondern
darum, dass bei kühlem und regenreichem Wetter zusammen mit dem
Nahrungstier Regenwurm Parasiten eingeschleppt werden, die bei den
Jungen Krankheiten auslösen, an denen sie sterben. So einfach und
sinnvoll ist das. Damit wird den Altstörchen signalisiert: Ihr
könnt euch anstrengen wie ihr wollt. Ihr werdet nur in optimalen
Jahren – und solche gibt es hin und wieder einmal – Junge zum
Ausfliegen bringen. Damit wird langfristig verhindert, dass es zu
dauerhaften Ansiedlungen solcher Störche kommt. Diese Pioniere an
ungeeigneten Standorten haben in diesen Gebieten nichts verloren und
sollen sich an anderen Orten orientieren. Zu einer dauerhaften
Ansiedlung kann es in Vorgebirgsregionen in Mitteleuropa nicht
kommen. Das Storchenpaar in Isny hält sich zudem auch teilweise im
Winter dort auf, wird gefüttert und selbst im Sommer ist es da nicht
anders. Man sollte deshalb dort, wie auch an anderen Stellen, die
Fütterungen komplett einstellen, dann ergäbe sich die fast jährliche
Katastrophe mit den Totalverlusten aus den genannten Gründen nicht
mehr. Das wäre auf alle Fälle die beste Lösung. Weg mit den
Futterstellen und Romeo und Julia verlassen den für sie ungeeigneten
Brutort. |
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13. Mai 05 |
Ein herrlicher Tag, der im morgendlichen
Sonnenlicht Georg und Pauline regelrecht verzauberte. Es blieb
so, wie wir es von den beiden nun schon 8 Tage kennen. Sie
harmonisieren gut zusammen, lassen aber nach wie vor den
letzten Drive vermissen. Ich will damit sagen, dass es mit
dem angedachten Termin für eine Eiablage zum
Pfingstsonntag schlecht aussieht. Vielleicht zeigt sich uns der
„Heilige Geist“ in dieser Frage doch noch irgendwie gnädig.
Morgenstund hat Gold im Mund!
Der weitere Tag ist schnell erzählt. Man war da
und abends gab es die Übernachtung Nummer neun!
Da kommt doch jemand! |
Ach, du bist es, Pauline! |
Aus Mosbach gibt es weiter frohe
Kunde! Die dortigen Jungen sind nach wie vor auf dem Vormarsch
und das dortige Quartett durfte sich heute sogar über einen
besonderen Zaungast freuen. Der Landesbischof der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und Oberhaupt 2,7
Millionen evangelischer Christen in Bayern, Dr. Johannes
Friedrich, stattete meiner Heimatgemeinde und auch dem
Dekanat Feuchtwangen einen Besuch ab. Als ehrenamtlicher
Mitarbeiter und Vertrauensmann des Kirchenvorstandes
war Ihr Tagebuchschreiber in das Besuchsprogramm mit
einbezogen. Den Abschluss des zweitägigen Arbeitsbesuches bildete
eine Begegnung unter dem Mosbacher Storchennest. Ihr
Tagebuchschreiber durfte den Bischof mit einigen seiner
Begleiter schließlich auf den Kirchturm begleiten und ihm mit
Hilfe eines Spektivs einen Blick ins in das Storchennest
gewähren. Da es der erste, nähere Kontakt des Bischofs mit Störchen
war, dürfte ihm diese Erfahrung vielleicht noch einige Zeit
in bester Erinnerung bleiben. |
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14. Mai 05 |
Betrachtet man sich das Verbreitungsgebiet
unserer Störche, fällt eines sofort auf! Der Weißstorch ist
ein Vogel ausgedehnter Niederungsgebiete. Ebenso finden wir
ihn in Strom- und Flusstälern, soweit sie in ihrer Talsohle noch
ausgedehnte Wiesenflächen aufweisen. In Mitteleuropa lagen
und liegen die höchsten Brutplätze schon immer deutlich
unter der 1000- Meter-Marke. Der höchste mir bekannte
Brutplatz in Deutschland befindet sich– wie bereits
gestern angesprochen - in Isny in einer Höhenlage von 700
Metern. Auch in den letzten 100 Jahren ist mir kein
höher gelegener bekannt geworden. Auch wenn in Sachsen
die Tendenz in den letzten Jahren dahin geht, dass einzelne
Brutpaare auch die Ausläufer des Erzgebirges
erreichten und ähnliche Beobachtungen ebenfalls in verschiedenen
Gebirgen in Tschechien und der Slowakei zu beobachten sind, brüten
über 90% aller mitteleuropäischen Störche in Höhenlagen
unter 250 Metern. In Deutschland ist dies nicht anders. Bei
4300 Brutpaaren bleibt ein kümmerlicher Rest, der
diese Höhenlage überschreitet. Diese Nester
befinden sich fast allesamt in Bayern und in Teilen
Baden-Württembergs. Da komme ich für die betreffenden Gebiete
auf etwa 200 Paare. Die wenigen Paare, die in Thüringen Sachsen und
Sachsen-Anhalt die angegebene Höhe überschreiten, kann man dabei
vernachlässigen. Mein engeres Beobachtungsgebiet an
Altmühl und Wörnitz mit etwa 25 Brutpaaren liegt mit
400 bis 500 Höhenmetern im oberen Extrembereich bei der
Höhenverbreitung des Weißstorches in Deutschland. Unser
Rathausnest in Dinkelsbühl befindet sich dabei ziemlich in der
Mitte bei 441m über dem Meeresspiegel. Nur noch wenige
bundesdeutsche Nester liegen noch etwas höher.
Warum ist das so? Da las ich neulich im
Gästebuch, wie jemand allen Ernstes die großen Storchenzahlen
in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mit den
dortigen Schutzbestrebungen für diese Vogelart begründete!
Das Gegenteil ist der Fall, lagen die Zahlen in den 30er Jahren des
vorigen Jahrhunderts in den Tiefebenen unserer heutigen
Bundesrepublik um ein Vielfaches höher als heute, wobei seit etwa 20
Jahren der Bestand auch dort erstmals wieder eine steigende Tendenz
aufweist. Ganz anders in den südlichen Ländern unserer Republik.
Dort gab es auch das angesprochene Auf und Ab, aber die Zahlen
blieben durchwegs auf dem gleichen Niveau und haben sich nach einem
absoluten Tiefpunkt Mitte der 80er Jahre seitdem sogar verdoppelt.
Selbst innerhalb Bayerns sind die Brutergebnisse unter
den Störchen höchst unterschiedlich. Soweit man wegen
der zahlreichen Fütterungen während der Brutzeit (hier
„warmer Eimer“ genannt) in den letzten Jahren kaum noch
Vergleiche anstellen kann, gab und gibt es im südlichen
Mittelfranken bei Brutorten allesamt über 400 Metern
deutlich schlechtere Brutergebnisse als im nördlichen
Mittelfranken bei Brutorten, die alle zwischen 200 und 300
Metern über dem Meeresspiegel liegen. Und da sage noch einer
etwas über die Norddeutsche Tiefebene, die fast durchgängig
die 100-Meter-Marke nicht übersteigt. All diese Zahlen haben
nichts, aber auch gar nichts mit irgendwelchen guten oder schlechten
Storchenschützern zu tun. Im Falle der Zufütterungen stellen
sie aber eine Behinderung des Naturschutzes durch eine
Vorspiegelung „falscher Tatsachen“ dar, die eine Diskussion und
Argumentation mit Entscheidungsträgern in Naturschutzfragen über
Gebühr behindern, so nach dem Motto: „Was wollt ihr denn? Haltet
doch den Mund, blöde Naturschützer! Wenn bei euch fünf Junge jedes
Jahr ausfliegen, dann ist der Lebensraum für die Bewohner
ausgedehnter Wiesenflächen doch sicher optimal. Da braucht es keine
Verbesserungen! Verstanden!?“
Fassen wir noch einmal kurz zusammen:
Störche sind Bewohner ausgedehnter Tiefländer, die nur
selten Höhenlagen über 300 Meter besiedeln. So liegt der
Verbreitungsschwerpunkt in der Norddeutschen Tiefebene von
Niedersachsen über Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern bis
Brandenburg, Sachsen-Anhalt und weiten Teilen Sachsens. Natürlich
hat die Höhenlage des Brutplatzes entscheidende Bedeutung
für die klimatischen Verhältnisse des jeweiligen Ortes und
natürlich auch für das Vorhandensein der entsprechenden Nahrung.
Da die Norddeutsche Tiefebene sehr stark von Nord- und Ostsee
beeinflusst werden, sind spätwinterliche Kälteeinbrüche viel
seltener als in Bayern oder in den Mittelgebirgslagen von
Hessen, Thüringen, Sachsen usw. Ebenso gilt in den zuletzt genannten
Landschaften, dass dort die jährlichen Niederschlagsmengen um
bis zum doppelten über der Niederschlagsmenge in anderen
Gebieten liegt. Durchschnittstemperatur, Niederschlagsmenge
und das Nicht-Vorhandensein ausreichender Nahrungsgebiete
verhindern nun nicht automatisch einen Ansiedlungsversuch,
sie limitieren jedoch den Bruterfolg. Vorstöße in
diese Gebiete unterliegen somit einer ganzen Reihe von limitierenden
Faktoren, die nur in optimalen Jahren einen Bruterfolg
garantieren. In Zeiten eines Bestandsrückganges oder in
Jahren mit ungünstigen Klimabedingungen verschwinden diese
Pioniere in weniger günstigen Lebensräume zuerst
und vielleicht auch dauerhaft. An solchen Orten sind die
Bruterfolge minimal. Noch ein Grund für manche vermeidbare
Katastrophe in unseren Storchennestern. Durch
Winterfütterungen werden immer mehr Störche veranlasst, an Orten
zu bleiben, die sie ohne Futtergaben schnell wieder räumen
würden. Solche Störche besetzen dann am frühesten die
besten Horstplätze, nehmen damit den richtigen Ziehern
die geeignetsten Brutplätze weg und beginnen folglich bereits
im März mit der Brut. Eine frühe Brut und ein
frühes Schlüpfen der Jungen ergibt nicht selten einen höheren
Gefährdungsgrad für das Überleben. Starker Regen, vor allem
Dauerregen, bringt noch eine Gefahr für das Leben der
Jungen mit sich, dies könnte auch in Isny eine von vielen
Ursachen gewesen sein, dass die ein- bis zweiwöchigen Jungen
zu Tode kamen. Störche fliegen bei schlechtem Wetter
nicht so gerne. Sie dehnen in solchen Zeiten ihre Nahrungsflüge
nicht sonderlich weit aus. Gibt es nun im Umfeld eines
Nestes nicht die entsprechenden nahrungsreichen Wiesen, führt dies
dazu, dass die Eltern nicht die entsprechende Beute für ihre Jungen
finden. Kleine Junge benötigen vor allem Regenwürmer.
Sind diese im engen Umkreis um das Nest nicht in
ausreichender Zahl zu finden, weil die Wiesen um diese
Zeit noch nicht gemäht sind und der Sichtkontakt zum Boden
verwehrt ist, kann es zu Nahrungsengpässen führen, die im
Zusammenhang mit den direkten Witterungseinflüssen die Tiere
nachhaltig schwächen. Es kann sogar passieren, dass
beide Eltern Nahrung in Hülle und Fülle herbeischaffen
(Mäuse, Fische), diese aber für die kleinen Jungen gar
nicht nutzbar, weil einfach zu groß, ist. So kommt es
regelmäßig zu Fütterungen, bei denen ein Großteil
der Nahrungstiere von den Jungen nicht gefressen
werden kann und schließlich von den Altstörchen wieder aufgenommen
und zum eigenen Verzehr genutzt wird. Sie sehen, wie vielfältig
die Möglichkeiten sind und der einzige Weg, die Jungen
am Leben zu erhalten, wäre der, dass man die Eier den Nestern
entnimmt und sie im Brutschrank erbrütet und
anschließend die Jungen von Hand aufzieht. Soll man so
verfahren? Ein schreckliches Szenario! Es gibt aber derartig
abstruse Vorgänge in unserem Land. Doch helfen Sie alle mit, dass
den Störchen ein solches Schicksal ein für allemal erspart bleibt.
Ein Grund für die Todesfälle unter den Jungen
der Kameranester war trotz starker Regenfälle nicht ein
einziges Mal „Wasser im Nest“!! Über diese Frage werde ich in einem
der nächsten Tagebucheinträge ausführlich berichten. Ich tue
dies nicht aus Überheblichkeit und aus mangelnder
Sachkenntnis heraus, sondern auf dem Hintergrund einer
35jährigen Kenntnis aller Nester in Franken. Und da behaupte ich
– und keiner wird mir widersprechen – bayernweit der intimste und
beste Kenner zu sein. Gerne denke ich dabei noch zurück an die
gemeinsamen Fahrten zu den Nestern im Gebiet um Erlangen
mit meinem Schüler Michael Zimmermann. Ich durfte ihm damals
die ersten Nester hautnah zeigen und ihn mit auf
meine Beringungsfahrten nehmen. An die Nester, an die damals
keine Feuerwehr heranreichte, erkletterte ich die Dächer allein,
während Zimmermann mir unten die Daumen hielt, damit ich wieder heil
und ohne körperliche Schädigungen herunterkäme. Später durfte er
dann mit mir und unter meiner Anleitung die ersten
Jungstörche selbst beringen und fand dadurch erst richtig zur
Liebe zu diesen Tieren. Später tat er aus gekränkter Eitelkeit
alles, um mich am Beringen zu hindern und mich in der
Öffentlichkeit nach meinem abgebrochenen Biologiestudium
lächerlich zu machen und mich deswegen in Leserbriefen der
Unfähigkeit zu bezichtigen. Das waren natürlich
Enttäuschungen, die auch heute noch sehr schmerzen, war
ich es doch, der Michael Zimmermann an die Störche heranführte
und für die Störche begeistern konnte.
Man kann natürlich Störche zwingen, an
solchen Orten zu bleiben, an denen sie auf natürliche
Weise nie und nimmer bleiben würden oder in so
hoher Paarzahl nie und nimmer an einem Ort brüten würden. Ich nenne
da als erstes Orte, an denen durch den Aufbau von Zuchtstationen
in unnatürlich hoher Anzahl Störche brüten, der Lebensraum
aber nicht einmal für ein einziges Brutpaar Raum böte.
Es kann sich jeder Ort, ob unter dem Meeresspiegel gelegen oder in
3000 Metern Höhe ein oder auch viele Storchenpaare „leisten“. Man
kaufe über den Zoohandel ein Exemplar, besser natürlich sehr viele,
hindere sie am Wegfliegen (schneiden der Schwungfedern!) und füttere
sie. Besser geeignet, weil leichter erhältlich wären gesund
gepflegte, aber weiterhin flugunfähige Störche, ebenso
Störche mit oder ohne Beinprothese, solche mit Anomalien
an irgendeiner Körperstelle und schon kann es los gehen. Das Ganze
gebe man in einen großen Garten oder parkähnlichen Bereich, stelle
ein paar Biertische auf, spiele dazu Volksmusik und man hat im
Sommer garantiert viele Besucher. Wenn da noch der eine oder andere
Affe oder Papagei seinen Senf dazu gibt, hat man schon einen kleinen
Freizeitpark oder Minizoo. Das nennt man dann heile Welt!
Mit einem Schnappschuss, auf dem
Pauline als hochbeinige, sehr zierliche Störchin zu erkennen
ist, beginne ich meinen Tagesrückblick.
Die schlanke Pauline rechts
Die meisten Paarungen, die ich heute
mehr zufällig mitbekam, verliefen mehr als unglücklich. Ob
sich da schon etwas andeutet in Richtung Eiablage? Schorsch, das ist
unser Georg auf Fränkisch, bemüht sich redlich, doch Pauline
zeigt ihm häufig die kalte Schulter. Da versucht er seine Frau
immer öfter auch in liegender Position zu besteigen.
Pauline zeigt
sich nur wenig kooperativ!
Nun ist dieser Weg sicher nicht
aussichtslos, doch wenn sie ihm dabei überhaupt nicht
entgegenkommt, ist es für Georg ungemein schwer, zum Ziel zu kommen.
Eine weitere Begebenheit mag die gewisse Lustlosigkeit
der Partnerin unterstreichen. Als Paulinchen einmal
sehr weit außen am Nestrand stand, sah Georg
ein neue Chance für seine Unternehmung „Ei“. Er stieg auf den
Rücken der Partnerin, doch das System geriet wegen der
extremen Randlage aus der Balance, ein „Coitus interruptus“
war die Folge und Georg musste, um einen Absturz zu
verhindern, auf dem Dachfirst eine Zwischenlandung
einschieben.
Instabiles System
Absturz auf den Dachfirst!
Nach einigen Minuten zur Beruhigung schwebte er
dann aber wieder aufs und ins Nest. Das sind alles Dinge, die man
eben in Kauf nehmen muss, wenn einer der Partner nicht will oder
vielleicht auch nicht kann. Wir werden es ja demnächst alle sehen,
ob wir uns vom Traum eines Geleges und einer nachfolgenden
Jungenaufzucht verabschieden müssen. Es ging zum Abschluss des Tages
in die 10. gemeinsame Nacht.
Balanceakt solo |
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15. Mai 05 |
Pfingstsonntag Das Sterben geht
weiter! Die folgenden Ausführungen sollen allen, die sehr
traurig darüber sind, ein wenig trösten. Auch wenn dieses
Jahr ein schlechtes Storchenjahr, ein so genanntes
Störungsjahr ist, zumindest für alle Ostzieher, gibt es noch
keinen Grund Panikattacken an den Tag zu legen. Ich
wiederhole mich auch in diesem Punkt, dass es dem Vogel
Weißstorch überhaupt nichts ausmacht, wenn innerhalb von 10
Jahren ein oder zwei, vielleicht auch drei Brutjahre
dabei sind, die kräftige Einbrüche in der
Bestandsstatistik aufweisen. So gab es seit dem letzten
Störungsjahr 1997 einige glänzende Brutergebnisse mit
mehreren Rekordzahlen. Da sind mal schlechtere Jahre kein
Problem und überhaupt kein Anlass, Trübsal zu blasen. Nicht
vergessen! Störche können 30 Jahre alt werden. Die bayrischen
Störche sind im Schnitt etwa 7,5 Jahre alt, das
heißt jeder bayrische Storch hatte und hat in seinem Leben die
Möglichkeit, 4 bis 5 Bruten über die Bühne zu bringen. Das
macht bei durchschnittlich 2 Jungen pro Brut immerhin auch zehn
Junge aus. Dabei ist es vollkommen gleichgültig, ob dabei mal eine
Brut ausfällt oder überhaupt kein Storch an das Nest zurückkehrt.
Diese Zahl bezieht sich auf alle Paare. Im
international gebräuchlichen Abkürzungskatalog spricht man
dabei von HPa (Horstpaare allgemein). Das sind alle Paare,
die zur Population eines Landes, Kreises oder einer noch
kleineren Einheit gehören und sich zwischen dem 15.4. und
15.6. mindestens 4 Wochen an einem Nest aufgehalten haben,
unabhängig davon, ob gebrütet wurde oder nicht. Wenn man also
Bestandsentwicklungen bei Störchen beurteilt, muss man dies über
einen langen Zeitraum tun und darf nicht von einem zufällig
schlechten Jahr (vielleicht 2005) oder einem zufällig optimalen Jahr
(2003, 2004) auf die Gesamtsituation schließen. In beiden Fälle käme
es dabei zu gravierenden Fehlinterpretationen. Wir sind in
der glücklichen Lage, beim Weißstorch die längsten und
zuverlässigsten Daten aller Vogelarten über mehr als 100 Jahre zu
besitzen. Da gab es früher auch schon Katastrophenjahre
und Bestandseinbrüche, die sicher nicht hausgemacht, d.h. im
Brutgebiet der Störche begründet lagen. So zählte man in den Jahren
um 1910 eklatant wenige Störche und erst in den
Jahren vor dem zweiten Weltkrieg bahnte sich ein weiteres
Hoch an. Bis Mitte der 60er Jahre blieben die Zahlen auf hohem
Niveau und fielen dann bis Mitte der 80er Jahre auf ein
Allzeittief. Seitdem geht es in weiten Teilen des
Verbreitungsgebietes steil nach oben und gerade in West- und
Südeuropa gab es noch nie so viele Störche wie momentan.
Störungsjahre sollten alle Storchenschützer aber darauf
hinweisen, dass sie sich nicht auf die faule Haut
legen sollten, sondern unvermindert weiter kämpfen sollten.
Nicht um drei Eier, nicht um etwa 60 Junge, die heuer wieder in den
etwa 30 Kameranestern sterben werden. Die Zahlen können Sie sich
selber ausrechnen. Bei optimalen Bedingungen sollte jedes
Paar 5 Eier legen. Das ergibt bei 30 Nestern 150 Eier. Nach Adam
Riese wären das nun: 150 Eier = 150 Junge! Das wäre fast so zu
realisieren, wenn wir Störche in Stallungen halten
würden. Nun haben wir es Gott sei Dank aber mit Wildtieren zu
tun (mehr oder weniger!). Also spielen in meinen Überlegungen
weitere limitierende Faktoren eine Rolle und müssen beim
Weiterrechnen mit berücksichtigt werden. Von 30 Paaren haben
(nach jahrzehntelanger Statistik) 25% keinen Bruterfolg,
d.h. sie bringen keine Jungen zum ausfliegen. Sie verlieren ihr
Gelege auf irgendeine Weise durch Kämpfe etc., sie kehren verspätet
ins Brutgebiet zurück und lassen deshalb die Brut sausen oder sind
einfach noch nicht geschlechtsreif und zeitigen deshalb kein Gelege
oder verleiren die Jungen komplett. 25% von 30 = 7,5, es bleiben
also noch – ich runde – 23 Paare übrig, die aus ihren
Fünfergelegen 115 Junge erbrüten. Es gibt Jahre, in denen in
Bayern bei etwa 100 erfolgreich brütenden Paaren ein oder zwei,
ganz selten auch noch mehr als zwei jeweils 5 Junge auch zum
Ausfliegen bringen. Insgesamt schaffen solche Zahlen 1bis 2 Prozent
aller Paare mit Jungen. Bei zwei Sechserbruten im Raum Erlangen muss
mit Vorsicht argumentiert werden, da nicht auszuschließen ist, dass
hierbei kräftig nachgeholfen wurde mit den besprochenen fatalen
Folgen für den Naturschutz. Ich kehre zu unseren 115 Eiern zurück,
die nach Abzug der erfolglos brütenden Paare gelegt werden. Nach 32
bis 33 Tagen schlüpfen 115 Junge! Halt! 5 Eier erweisen sich als
unbefruchtet. Ich habe Sie schon öfters ausführlich mit der
komplizierten Samenübertragung ohne Penis bei den meisten Vögeln
informiert. Da kann es schon mal vorkommen, dass ein oder zwei Eier
eines Geleges unbefruchtet sind. In Rieschweiler-Mühlbach in der
Westpfalz erwiesen sich von 6 Eiern fünf als unbefruchtet,
nur ein Junges schlüpfte. In Höchstadt schlüpfte im vergangenen Jahr
aus vier Eiern kein Junges. Damals wurde behauptet, dass die
Embryonen wegen der Nässe im Nest abstarben. Diese Behauptung steht
so im Raum, ist aber durch nichts bewiesen. Vielleicht waren sie
sogar überhaupt nicht befruchtet und einer der vorjährigen
Störche impotent. 110 Junge machen sich nach dem Schlüpfen auf,
die so gefahrvolle Welt zu erleben. 110 Junge bei 23 Paaren ergibt
einen Durchschnittswert von JZm (Jungenzahl pro Horstpaar mit
Jungen) von – es folgt eine kleine Rechenaufgabe - 110 Junge : 23
Horstpaare = 4,8 Junge pro Horstpaar. Nun lag zum Beispiel
deutschlandweit dieser Wert im Jahre 2003 in Wirklichkeit bei
2,3 Jungen pro Horstpaar und in 50 weiteren Jahresbilanzen
pendelte er auch um diesen Wert. Deshalb müssen wir uns leider noch
einer weiteren Rechenaufgabe unterziehen. Der tatsächliche
Unterschied zwischen einer gedachten Bestlösung von JZm =
4,8 Junge und der tatsächlichen Größe von JZm= 2,3
beträgt nun 2,5 Junge. Das heißt, dass in jedem unserer
23 gedachten Nester 2,5 Junge zwischen dem Tag des
Ausschlüpfens aus dem Ei und dem Ausfliegen nach rund 2 Monaten
sterben. Letzte Rechenaufgabe 2,5 mal 23 = 57,5 Junge. Dieses
letzte Ergebnis gibt nun Auskunft, wie viele Junge in den 30
Kameranestern in diesem Jahr, einem Durchschnittsjahr, sterben
werden. Es sind 57,5. In drei pfälzischen Nestern sind im
Augenblick von 16 abgelegten Eiern noch 6 Junge am Leben, zwei
könnten aber in den nächsten Tagen noch sterben. In Karlsruhe
erbrachten 5 Eier 2 Junge, in Lindheim fünf Eier 4 Junge, in Isny
mindestens 4 Eier 0 Junge. Bei den anderen Kameranestern muss
man die Entwicklung erst noch abwarten. Die
Zwischenbilanz sieht aber schon jetzt ziemlich traurig aus,
bewegt sich aber dennoch im normalen Bereich der
Forschungsergebnisse. Aus 30 Eiern in 6 Nestern sind bislang noch 12
Junge am Leben. 18 Eier oder Küken existieren nicht mehr. Das ergibt
einen JZa-Wert von 12 : 6 = 2. Es steht aber zu befürchten, dass
sich dieser Wert bis zum Ausfliegen der Jungen noch etwas reduziert.
Also darf man bisher mit dem erzielten Ergebnis durchaus
zufrieden sein, liegt der Wert doch genau im statistischen
Mittel.
Es wird immer wieder beklagt und für
Jungenverluste verantwortlich gemacht, dass eingetragene
Plastikfetzen und Plastikteile im Nest eingebaut werden. Gleich
vorneweg: Es ist überhaupt nicht zu verhindern und die
Tatsache, dass man gar nicht weiß, wie oft und wann Störche solches
Nistmaterial eintragen, müssten tägliche Nestkontrollen an
allen Storchennestern weltweit erfolgen. Sie sehen, dass dies
nicht machbar und verboten ist und einen riesigen
Störfaktor darstellt. Selbst das Entfernen an einem
Tag während der Brutzeit, legen wir einfach den 30. Mai fest,
hätte zur Folge, dass möglicherweise am 31. Mai erneut
zahllose Aldi- oder Lidltüten das Nest zieren. Als Sammler
und Jäger begibt sich Meister Adebar vor jedem Anflug ans
Nest auf Geschenksuche. Der eine steht auf
Damenstrumpfhosen, ein anderer auf Handschuhe, ein
dritter tut es nicht unter einem blauen Plastikfetzen, der
nächste sucht sich was Helles oder Gedecktes, die
meisten belassen es bei einem Stöckchen oder einem Büschel Gras,
Stroh oder Mist. Nachdem wir heute schon einige Rechenaufgaben
hinter uns gebracht haben, muss ich Sie noch einmal mit einer
kleinen Denkaufgabe belästigen. Ein mehrjähriges
Storchennest hat in der Regel einen äußeren Durchmesser von
1,50 Meter bis 2 Meter, einen Innendurchmesser von mindestens
einem Meter und deutlich mehr. Große Plastiktüten sind,
selbst vollkommen glatt ausgebreitet, wesentlich kleiner.
Eine Plastikdecke über einen runden Wohnzimmertisch von
1,50 Meter Durchmesser wäre also nötig, um ein Storchennest
komplett zuzudecken. Das fällt mancher Hausfrau schon schwer
genug, das gute Tuch alleine sauber über den Tisch zu breiten. Man
versetze sich erst einmal in einen Storch. Der muss ein solches
Hammerteil erst einmal finden, die liegen nun selbst bei
uns nicht in rauen Mengen herum. Doch dann kommt die eigentliche
Meisterleistung. Er muss es zum Nest befördern und dann
noch in der beschriebenen Weise einbauen. Sie erkennen schnell:
Das geht nicht! Probieren wir es einmal anders. Meister
Adebar steht auf Plastik, so wie es unser Georg in
Dinkelsbühl im Jahre 2003 in meisterlicher Weise bewies.
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Nesteinblicke zwischen dem 20. April und 25. April 2003 |
Sein
Nest glich zeitweise mehr der Laube eines
Laubenvogels im australischen Dschungel als einem
Storchennest. Man ließ ihn gewähren, alle Tüten und
anderen Teile, es waren bestimmt einige Zig, wurden nach und
nach eingebaut und verschwanden. Eine Empfehlung
möchte ich in diesem Zusammenhang auch noch los werden. Lesen
Sie ganz einfach die betreffenden Tagebucheinträge aus dem
Jahr 2003! Sie finden diese im Teil 5 des ganannten
Tagebuchjahrganges. Der Lohn der Plastiksammelei für
Georg und Pauline war das beste Brutergebnis an diesem Nest
seit der Wiederbesetzung vor 12 Jahren.
Der schlagende Beweis: Das Jungenquartett
Georg war damals der lebende Beweis und der
Bornheimer Storch beweist es in diesem Jahr in deutlich
reduzierter Weise, wie Tüten und andere kleinere
Plastikfleckchen ins Nest eingebaut werden. Es geht immer nach dem
gleichen Prinzip. Von innen nach außen! Abgelegt werden die
Teile meist am Rand des inneren Nestbereichs. Von dort werden sie
bei jeder Bauaktivität nach außen in den gröberen Bereich der
Nestumrandung verbracht. Fazit: Schon nach Stunden ergibt sich eine
komplett andere Situation, in der das erste Teil nicht mehr zu sehen
ist und ein zweites neues an der Stelle des ersten Teiles liegt. Nun
machen Sie Ihr Gedankenspiel noch ein wenig weiter. Wie müssten die
Teile liegen, um bei Regen für einen Wasserstau zu
sorgen? Richtig! Wenigstens die Nestmulde müsste komplett mit
Plastik bedeckt sein und flächig zugepflastert sein, eine
kleine Unebenheit oder ein Riss in der Tüte und alles würde in die
tiefer liegenden Schichten des Nestes rieseln. Die einzig
sinnvolle Hilfe wäre, dass an Storchenorten immer wieder
mal eine Säuberungsaktion in Wald und Flur – auf den
Wald kann man sogar dabei ganz verzichten – durchgeführt wird. Als
wichtigstes Nebenprodukt sollte man den Landwirten mal
den Marsch blasen! Was sie sich manchmal leisten und draußen
einfach liegen lassen, spottet jeder Beschreibung. Da darf
die Kritik bei Ihnen auch schon mal etwas derber ausfallen.
Seitdem es Fahrsilos gibt und die Silage einfach auf
die Wiese und den Acker gekippt und in Plastik verpackt wird,
häufen sich die Verschmutzungen mit Folienresten
enorm. Fazit: Bei der Plastikdiskussion immer auf dem Boden
bleiben. Es wird dabei viel übertrieben. Merken Sie sich
einfach die Bilder unseres Traumpaares 2003 und
vergegenwärtigen Sie sich den grandiosen Bruterfolg!
Entfernen Sie den Müll aus der Landschaft, wenn Sie
etwas Sinnvolles tun wollen. Der Rest liegt in den Armen bzw.
Flügeln und Schnäbeln unserer Adebare. Einzige Komplettlösung
und hier wiederhole ich mich erneut gerne: Alle Eier
aus den Nestern entfernen, im Brutschrank
ausbrüten, Junge von Hand aufziehen usw. Das kennen
Sie ja schon!
Im Programm von Georg und Pauline
gab es am Pfingstsonntag nur Alltagskost. Leider blieb mein
Eierwunsch – wie befürchtet – unerfüllt. Auch nach 10
Tagen wollte oder konnte Pauline nicht so, wie wir gerne wollten.
Beide kamen, beide gingen, dann blieb Er ein Weilchen allein, dann
Sie und schließlich waren wieder beide weg. Gerade diese Phasen des
Wegseins dauerten abermals auch ziemlich lange und dies ist für mich
der schlüssigste Beweis, dass die Eiablage auch weiterhin nicht
bevorsteht.
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Allein |
Zu zweit! |
Ein neuer Versuch! |
Wieder vereint! |
Ich spinne nun diesen Faden noch ein wenig
weiter. Beim Vorgängerpaar dieses Jahres waren es 15 Tage von der
Paarbildung bis zur Ablage des ersten Eies. Das wäre bei unserem
Zweitpaar der 20. Mai. Warten wir auf jeden Fall noch bis
dahin. Danach kann man, glaube ich, Entwarnung in
Sachen Eiablage geben. |
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Bitte unterstützen Sie unsere
Spendenaktion zum
Erhalt und die Verbesserung des Lebensraumes der
Lebensgemeinschaft „Flussaue“
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Und noch zwei
kleine Hinweise in eigener Sache:
- Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und
Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und
Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote
des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach
finden Sie hier:
Kinderzeit
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Der Bund-Naturschutz interessiert sich natürlich nicht
nur für Störche, sondern, wie sie sicher unseren übergeordneten
Seiten schon entnommen haben, unter anderem für den Biber. Ganz
aktuell zum Anhören und Download
Das Biberlied als
MP3
in fränkischer Mundart gesungen von der Gruppe
Herrenholz
Weitergehende
Informationen zum Biber finden Sie hier.
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Translate this page with altavista BABEL FISH
Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere
Spenden
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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