Storchenkamera
 
Storchentagebuch 2005
...was bisher geschah

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Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
1905-2005 Rotary internat. 100 Jahre

Teil 20

08. Sep. 05

Bei herrlichem Wetter ließ ich es mir heute gut gehen. Neben einer Fahrt nach Stuttgart gab es keine besonderen Vorkommnisse. Am Nest blieb es ruhig und kein unbekannter Besucher erregte die Aufmerksamkeit der Website-User. Die interessanten Diskussionen im Gästebuch bewiesen mir jedoch, mit welcher Intensität und Sachkenntnis man hier miteinander kommuniziert. Ich gratuliere, dass Sie die Lösung auf diese Art und Weise gefunden haben. Beim ersten Betrachten des Bildes wäre ich vorschnell ebenfalls zu einem falschen Ergebnis gekommen. Diese Erkenntnis zeigt einmal mehr, dass viele Augen eben doch mehr sehen. Ich habe für mich daraus die Einsicht gewonnen, lieber zweimal hinzusehen.

Wie versprochen möchte ich die kleine Serie interessanter Lebensgeschichten von beringten Störchen gleich heute fortführen. Dabei handelt es sich erneut um eine Storchendame aus den neuen Bundesländern. Solche etwas besonderen Feststellungen gehören in meiner Ableseliste schon immer zu den Schmuckstücken. Berichten möchte ich von der Störchin mit der Ringnummer Hiddensee 204 782. Der Ring gehört zu einer älteren Generation, ist sechsstellig und nur halb so hoch wie die heute verwendeten Ableseringe. Das bedeutet aber auch, dass sich solche alten Ringe ungleich schwerer ablesen lassen und es viel länger dauern kann, bis man ein Ergebnis erzielt. Viele Besuche des Nestes können da schon nötig sein. Doch lassen Sie mich der Reihe nach beginnen.

Ringstorch Hiddensee 204 782 wurde nestjung am 14. Juli 1980 in Eberswalde, Kreis Eberswalde in Brandenburg östlich von Berlin in der früheren DDR beringt. 1984, im noch zarten Alter von vier Jahren, konnte ich ihn erstmals feststellen. Der Storch erwies sich als Weibchen als er sich mit einem fränkischen Männchen auf dem Kamin der ehemaligen Brauerei des Gasthauses „Zur Post“ in Gunzenhausen niederließ. Zu einer Brut kam es in diesem Jahr nicht. Für Erstbrüter ist diese Tatsache sehr häufig festzustellen. Eine späte Ankunft im Frühjahr korreliert nicht selten mit dem Ausfall des Brutvorganges. Im nächsten Jahr, es war 1985, brütete dasselbe Paar am selben Ort und zog ein Junges auf. Dieses Ergebnis war nicht überraschend, tendieren Störche, wenn sie überleben, dasselbe Nest auch für weitere Bruten anzusteuern. Für unser Weibchen galt dies auch für 1986. Als Partner gesellte sich ihr ein neues Männchen zu und man erbrütete 1 Junges. Auch im Jahre 1987 blieb die Brandenburgerin ihrem Nest treu, jedoch wechselte abermals das Männchen. Die Brut scheiterte, es gab keinen Nachwuchs. Die letzte Feststellung an ihrem ersten Brutnest erfolgte 1988. Wieder blieb das Paar in Gunzenhausen ohne Nachwuchs. In fünf Brutzeiten mit mindestens drei verschiedenen Partnern verhalf das beringte Weibchen gerade mal 2 Jungen auf die Welt. Ob dies der Grund für sie war, den Nistplatz zu wechseln, kann nur vermutet werden. Sie entschied sich, für das Jahr 1989 ihren Brutplatz zu wechseln. Solche Wechsel vollziehen sich normalerweise im Umkreis um den vorher gewählten Nistplatz. So kam Hiddensee 204 782 bei ihrer Suche an einen lange Jahre unbesetzten Brutplatz vor den Toren der Stadt Gunzenhausen. In Laubenzedel brachte sie die Nestunterlage auf d einem Hauskamin mit einem unberingten Partner auf Vordermann, eine Brut fand an der neuen Stelle aber nicht mehr statt. Danach aber begann die Erfolgsstory unseres Weibchens. Sie entschied sich für das Jahr 1990 für einen Nachbarort von Laubenzedel, nämlich für Neuenmuhr. Dort auf dem fast 30 Meter hohen Kirchturm begann sie im Alter von 10 Jahren einen erfolgreichen Lebensabschnitt. Von 1990 bis 1999, also für die Dauer von 10 Brutzeiten, blieb sie diesem Nest treu und zog in dieser Periode 20 Junge mit wechselnden Partnern auf. 1992 verunglückte ihr damaliger Partner tödlich an der Bahnlinie Ansbach-Treuchtlingen, so dass es zu keiner erfolgreichen Brut kam und auch 1996 gab es keinen Storchennachwuchs. Es kam das Jahr 2000. Mit 20 Jahren sah sich unser Weibchen gezwungen, abermals ihren Brutort zu wechseln. Ob es mit ihrem hohen Alter zusammenhing? In Neuenmuhr konnte sie sich jedenfalls nicht mehr durchsetzen. Sie wich einen guten Kilometer in den Nachbarort Altenmuhr aus und begann mit einem unberingten Partner das seit 20 Jahren leer stehende Nest auf dem Kamin des Pfarrhauses zu sanieren und neu zu begründen. Drei Junge flogen aus und machten deutlich, dass man auch mit 20 Jahren noch erfolgreich brüten kann. Gespannt wartete ich das folgende Jahr 2001 ab. Die  Störchin bezog bereits am 29. März ihren letztjährigen Brutplatz, erneut mit einem unberingten Männchen. Drei Junge konnten wieder ausfliegen und im Jahr 2002 mit 22 Jahren steigerte sie ihren Bruterfolg auf das bisherige Rekordniveau von 4 Jungen. Das neue Jahr kam und Ringstörchin Hiddensee 204 782 blieb erstmals aus und kehrte nicht in ihre Brutheimat zurück. In Altenmuhr und an anderen Nestern Westmittelfrankens war sie nicht aufgetaucht. Sollte sie nach 22 Lebensjahren das Zeitliche gesegnet haben? Dies wäre nun wahrlich keine Überraschung gewesen, erreichten doch bislang nur ganz wenige Störche ein Alter von über 20 Jahren. Als ich schon nicht mehr an ein Überleben meiner Lieblingsstörchin geglaubt hatte, bekam ich sie im Jahre 2004 überraschend noch einmal vor das Okular meines Spektives. Bei der Durchfahrt durch Heglau, einem kleinen Ort am Rande des Naturschutzgebietes „Wiesmet“ etwa zwei Kilometer von Altenmuhr entfernt, entdeckte ich auf einer noch nie längere Zeit besetzten Nisthilfe auf dem First einer Scheune einen Storch. Es war der 15. April 2004. Schnell war die Ablesung gelungen, denn das als Nisthilfe dienende Wagenrad enthielt kaum Nistmaterial und der Blick auf den Ring war leicht möglich.


Das Weibchen am Tag der Ablesung in Heglau

Bis zum 16. April freute sich der Besitzer der Scheune über den lange erhofften Besuch, doch schon am 17. April und auch für den Rest des Jahres blieben Anflüge von Störchen aus. Inzwischen hatte die Stadt Merkendorf, drei Kilometer von Heglau entfernt, auf dem Dach des alten Rathauses eine weitere künstliche Nisthilfe errichtet, nachdem dort vor etwa 40 Jahren die letzten Störche gebrütet hatten. Am 17. April, wenige Tage nach der Fertigstellung, bezog überraschend ein Paar das neue Nest. Als ich von dieser Tatsche erfuhr und die Störche nach dem Vorhandensein eines Ringes überprüfte, stellte ich fest, dass beide beringt waren. Beim Storchenmann handelte es sich um einen von mir beringten Storch des Jahres 2002 aus Mosbach, bei der Storchenfrau um Hiddensee 204 782. Ich traute meinen Augen nicht! Doch es bestand kein Zweifel! Das Belegfoto erbrachte dasselbe Ergebnis. Mit 24 Jahren war die Störchin erneut umgesiedelt und hatte sich einen blutjungen Storchenmann mit zwei Jahren geangelt.


Der vordere Teil der Ringnummer mit „Vogelwarte Hiddensee“ und der Abkürzung „GDR“ sowie den beiden Zahlen 20....


Der hintere Teil der Ringnummer mit der Beschriftung „urgent retour“ und den Zahlen 4782

Das ungleiche Paar hatte Erfolg. Zwei Junge kamen zum Ausfliegen. Als ich mit hohen Erwartungen auch heuer nach der Brandenburgerin suchte, musste ich feststellen, dass sie abermals nicht erschienen war. In Merkendorf brütete ein komplett neues Paar und auch in der weiteren Umgebung gab es keinen Hinweis darauf, dass die Störchin ihr 25. Lebensjahr irgendwo in Mittelfranken verbracht hätte. Natürlich gibt es nach wie vor die Möglichkeit, dass sie noch lebt und unerkannt diesen Sommer zugebracht hat. Ich werde eben im nächsten Jahr abermals mit der Suche beginnen und hoffe, dass sie noch einmal zurückkehrt. An fünf verschiedenen Orten erbrachte einer meiner ältesten Ringstörche 34 Junge zum Ausfliegen. Das beigefügte Bildmaterial zeigt die Störchin an verschiedenen Orten, an denen ich in 20 Jahren auf sie gestoßen war und sich zwischen ihr und mir ein gewisses „inniges Verhältnis“ aufgebaut hat.

Der Ring zeigt deutliche Gebrauchsspuren, er hat seit Jahren schon deutliche Verwerfungen,  „Ecken und Kanten“.


Die Brandenburgerin 1995 auf der Zinne des Kirchturmes von Neuenmuhr...


...und 1997 an gleicher Stelle

 
09. Sep. 05

Immer noch herrschen für die Jahreszeit überdurchschnittlich hohe Temperaturen. Das lässt mich die letzten Ferientage einigermaßen genießen.

Prinzesschen, die berühmteste Störchin, die einen Satellitensender trägt, hat bereits das Niltal in Ägypten erreicht und wird weiter in Richtung Sudan fliegen. Eine weitere Senderstörchin, nämlich Annemarie, ist schon seit einigen Tagen an ihrem Ziel im Sudan angelangt und bewegt sich immer nur noch kleinere Strecken. Dies wird sie während ihres gesamten Afrikaaufenthaltes so beibehalten. Bei Georg und Pauline sind wir auf Spekulationen angewiesen. Sollten beide auf der Ostroute ihr Winterquartier ansteuern, empfehle ich Ihnen erneut, den Button „Reisebericht“ im Menü unter dem Bild aus dem Storchennest anzuklicken oder hier schnell den Link zu wählen: http://www.bn-ansbach.de/storchcam/Reisebericht.htm

Sie erhalten dann eine fiktive Reisebeschreibung, wie ich sie aus Satellitendaten und Beschreibungen aus der Literatur und teilweise auch aus eigenen Nachforschungen ermittelt habe.

Das verwaiste Nest auf dem alten Rathaus erhielt heute mehrmals Dohlenbesuch. Bei solchen Gästen ist eine Fehlbestimmung auf Grund der unverwechselbaren Silhouette sowie der Proportionen der Vögel kaum möglich. Nicht zuletzt sind Dohlen mit weitem Abstand die am häufigsten zu beobachtenden Gäste in der Zeit ohne Störche.

 
Dohlenbesuch

 
10. Sep. 05

Wer geglaubt hätte, dass uns bereits alle Störche verlassen hätten, den muss ich eines Besseren belehren.

Während Prinzesschen schon weit nach Ägypten vorgedrungen ist und Annemarie bereits in ihrem weiteren Winterquartier im Sudan weilt, hat uns der Mosbacher Storch, rund 10 Kilometer von Dinkelsbühl entfernt, noch immer nicht verlassen. Auch in dieser Nacht blieb er seinem Nest treu. In den überschwemmten Wiesen zwischen Gundelsheim und Alesheim im Landkreis Gunzenhausen-Weißenburg halten sich nach wie vor 5 Weißstörche auf und das Kameranest in Schrobenhausen ist auch erst seit heute gänzlich verwaist. Sie sehen, dass man bei Adebar in den letzten Jahren einen Trend verspürt, die Abreise länger hinauszuzögern. Ob dies mit einem verkürzten Zugweg zusammenhängt, der für viele bereits in Spanien endet oder sogar nur bis in die Nachbarschaft nach nebenan führt, darf vermutet werden. Winterstörche sind ja ebenfalls keine Seltenheit mehr und ihre Zahl wächst, nicht zuletzt durch Futterstellen, ständig weiter an. So dürfen wir uns im Grunde ganzjährig an unseren Lieblingen erfreuen und mit etwas Findigkeit lässt sich in (fast) jedem Bundesland selbst bei geschlossener Schneedecke eine mehr oder minder große Anzahl von Weißstörchen beobachten.

Da wir ja weiter auf Sendung bleiben, werde ich Sie über diese Entwicklung weiter auf dem Laufenden halten und zu gegebener Zeit genauer darüber berichten.

 
11. Sep. 05

Sie werden es mir nicht glauben! Der Mosbacher Storch stakste auch heute Nachmittag durch die überschwemmten Wörnitzwiesen, so dass davon auszugehen ist, dass er eine weitere Nacht in seinem Nest zugebracht hat. Einen nächtlichen Besuch dort musste ich aus Zeitgründen ausfallen lassen.

Die Nacht auf den heutigen Tag und die frühen Morgenstunden waren geprägt von monsunartigem Regen, der Wiesenflächen und auch den Bereich unseres Nestes zumindest für kurze Nacht unter Wasser setzte. Die Regenfälle sorgten letztlich dafür, dass die Mauserfedern, die unser Schorsch als Abschiedsgruß ins Nest platziert hatte, verschwunden sind. Nun präsentiert sich das Nest bis auf Weiteres ohne „störchische“ Reliquien.


Nest unter Wasser...

...und wieder im Normalzustand
 
12. Sep. 05

Leider gibt es im Augenblick wieder Probleme mit dem Provider. Wegen Überlastung sieht er sich nicht immer in der Lage, die Bildübertragung aus dem Storchennest aufrecht zu erhalten. Das ist einerseits sehr schade, andererseits lässt es sich im Augenblick eher ertragen, da unsere Störche sich längst auf ihrer großen Reise befinden und sich im Nest nicht mehr viel ereignet.

Da ist es wieder einmal angebracht, aus der Lebensgeschichte eines weiteren Storches zu plaudern und Ihnen damit ein Beispiel für interessante Ablesungen zu geben. In diesem bewussten Fall sind es sogar mehrere phantastische Ergebnisse, die man an einem einzigen Storchenleben festmachen konnte.

Dabei handelte es sich um den Ringstorch Radolfzell O..2469, den ich am 16. Juni 1979 in Gunzenhausen, Landkreis Gunzenhausen-Weißenburg, beringte. Das Nest mit vier Jungen befand sich damals auf dem Kamin der ehemaligen Brauerei, die zum Gasthaus „Zur Post“ gehörte. Bei Sanierungsarbeiten wurde das Gebäude samt Kamin im Jahre 1990 entfernt. An seine Stelle trat das heute noch existierende Nest auf dem Kamin der ehemaligen Brauerei Lehner, das als Ersatz errichtet worden war.

Das erste Mal entdeckte ich Radolfzell O..2469 im Jahre 1983. Mit vier Jahren interessierte sich dieser Storch zusammen mit einem unberingten Partner für das lange verwaiste Nest auf dem Stadttor von Freystadt im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz. Zu einer Brut kam es nicht. Es stellte sich bei meinen Beobachtungen aber heraus, dass es sich um ein Männchen handelte. Störche kehren gerne in die weitere Umgebung ihres Geburtsnestes zurück, so dass diese Ansiedlung etwa 50 Kilometer östlich von Gunzenhausen nicht überraschte und sich durchaus im Rahmen der Erwartungen bewegte. Als ich unseren Ringstorch im nächsten Jahr jedoch als Brutstorch in seinem Geburtsnest in Gunzenhausen wiederentdeckte, kam dies einer Sensation gleich, denn noch nie zuvor und auch danach bis zum heutigen Tag gab es diesen Fall ein weiteres Mal in Bayern. Späteres Brüten im Geburtsnest muss deshalb für in Franken geborene Störche als große Ausnahme gelten. In dichter besiedelten Regionen mit mehreren Nestern in einem Ort kommen Bruten im Geburtsort schon regelmäßiger vor, doch muss man dabei auch die besondere Situation berücksichtigen. Damalige Partnerin des Männchens war die Brandenburger Ringstörchin, über die ich Ihnen im Tagebucheintrag vom 8. September schon ausführlich berichtet habe. Das Paar begann keine Brut, hielt aber das Nest ganzjährig besetzt. Ein Jahr später, 1985, stellte sich das gleiche Paar erneut in Gunzenhausen ein und erbrütete erfolgreich 1 Junges. Im nächsten Jahr blieb Radolfzell O...2469 verschwunden. Es dauerte vier Jahre, bis die nächste sensationelle Ablesung eintraf. Man hatte den Storchenmann 1989 weit ab seines Geburtsnestes in Lenti, Kr. Zala in Ungarn als Männchen eines dortigen Brutpaares abgelesen. Leider ist nicht bekannt, wo er sich in den Jahren dazwischen aufgehalten hat. Fest steht, dass der fränkische Storch bei der Rückkehr aus dem Winterquartier irgendwo hängen blieb. Ob er dabei gleich in Lenti landete oder ob sich dieses weite Umsiedeln in mehreren Etappen abspielte, kann nicht gesagt werden. Habe ich Ihnen bisher bei Umsiedlungen Beispiele aufgezeigt, bei denen es sich immer nur um wenige bis etwa 50 Kilometer handelte, liegt hier ein Fall einer Umsiedlung über eine Strecke von weit über 500 Kilometer vor. Somit avancierte Radolfzell O..2469 zu einem Rekordhalter in zweierlei Hinsicht. Erstens ist er der bislang einzige bayrische Storch, der in seinem Geburtsnest später auch selbst gebrütet hat und zweitens ist es der mit der weitesten Umsiedlung aller bayrischen Störche.

 
13. Sep. 05

Der Mosbacher Storchenmann ist abgereist. Er hat nicht mehr im Nest übernachtet, so dass er mit Sicherheit „on tour“ ist. Genau sechs Monate hielt er seinem Brutort die Treue, nun wird er sich ebenso lange an anderen Orten aufhalten.

Das Storchenjahr neigt sich mit Riesenschritten dem Ende entgegen und es bleibt Zeit, an die vielen Helfer zu denken, die seit einem halben Jahr dafür  gesorgt haben, dass Sie bestens informiert wurden und die Übertragung aus dem Storchennest (fast) immer reibungslos funktionierte. Ohne unsere Sponsoren wäre überhaupt kein Bild zu sehen gewesen. Hier sind in erster Linie der größte Energieversorger in Westmittelfranken, N-ERGIE, zu nennen, der unsere Arbeit jedes Jahr mit einem Zuschuss von 2.500 Euro fördert, ebenso der Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen, der uns mit 500 Euro unterstützt sowie die Stadtwerke Dinkelsbühl, die die Anschlussgebühr für die Telefonleitung sowie die DSL-Kosten tragen. In Ihrem Namen an die Genannten ein herzliches Dankeschön! In diesem Zusammenhang muss auch an Andreas Kamm mit seiner Firma K & K Computersysteme gedacht werden, der sehr viel an Zeit ehrenamtlich für die Storchensache opfert und uns lediglich die Übertragungskosten, die bei seinem Provider auflaufen, in Rechnung stellt. Dass wir seit der Wiederaufnahme der Übertragung aus dem Storchennest im März, also in genau einem halben Jahr, mit fast genau 500.000 Zugriffen aufwarten durften,  stellt einen neuen, überragenden Rekord dar, der uns Mut macht, ihn im nächsten Jahr erneut brechen zu können.

Wenn sich unsere Planungen realisieren lassen und sich die technischen Bedingungen deutlich verbessert haben, sollte unsere Zielsetzung für das kommende Jahr schon die Millionengrenze sein, das hieße, eine erneute Verdoppelung der Zugriffszahlen. Rühren Sie deshalb schon einmal im Winterhalbjahr kräftig die Werbetrommel und weisen Sie auf unsere Website mit ihren zahlreichen Informations- und Kontaktmöglichkeiten hin.

Bedanken möchte ich mich bei allen, die mich im Laufe des Jahres moralisch unterstützt haben, wenn der Gegenwind einmal zu heftig in mein Gesicht blies. Danke sage ich auch allen Spendern, die mit ihrem Beitrag dazu beigetragen haben, dass unsere Storchenbiotop in der Wörnitzaue der Realisierung mit mächtigen Schritten entgegengeht.

Bis zum heutigen Zeitpunkt steht Riva aus Österreich in der Spendenliste mit der größten Einzelspende ganz oben. Ihr fiele damit der von mir ausgelobte erste Preis zu, der sie berechtigen würde, bei der Storchenberingung in Dinkelsbühl im kommenden Jahr als Ehrengast anwesend zu sein und Georg und Pauline einen Besuch abzustatten. Nicht vergessen möchte ich auch all die anderen Spender, die mit den unterschiedlichsten Summen geholfen haben, unsere Ziele einer Lösung zuzuführen. Unten diesen Spendern wird als zweiter Preis eine Einladung zu einer Beringung an einem anderen Nest an Wörnitz oder Altmühl sein.

Deshalb lohnt es sich, auch weiter fleißig zu spenden, um sich die Möglichkeit eines Gewinnes zu erhalten oder diese neu zu schaffen.

Der erste Schultag mit 25 Erstklässlern lässt mich ab heute wieder in das Schulleben eintauchen. 25 erwartungsvolle, meist strahlende und fröhliche Gesichter machen Mut, den gelegentlich Nerven aufreibenden und anstrengenden Weg mit den Kindern gemeinsam anzugehen. Keine andere Jahrgangsstufe in unserem Schulsystem kann mit einem derart immensen Wissenszuwachs und mit so vielen neuen Erfahrungen aufwarten.

 
14. Sep. 05

Die Wahl für den „Deutschen Tierschutzpreis“ geht in die letzte Runde! Nur noch bis Freitag, den 16. September, ist eine Stimmabgabe möglich. Wer sich unter den 10 Nominierten für Ihren Tagebuchschreiber entscheiden möchte, sollte am besten unter der Rufnummer 0190/241404 seine Stimme abgeben und als Kennwort auf „FunkUhr“ verweisen.

Die gestrige Danksagung soll auch im heutigen Tagebucheintrag ihre Fortsetzung finden. So wäre manches überhaupt nicht möglich gewesen, hätte nicht die großzügige und großartige Unterstützung durch die Freiwillige Feuerwehr Dinkelsbühl stattgefunden. Ohne Günter Rödel, dem kompetenten Fahrer und Fachmann für alle Fragen rund um die 30- Meter- Drehleiter, wären die Beringung sowie die Säuberung der Kamera nicht oder kaum möglich gewesen. Richard Hoch von der FFW betätigte sich dabei als „Saubermann“. Die Reihe der Danksagungen wird fortgesetzt.

Während sich das Nest erwartungsgemäß sehr ruhig präsentiert, entwickelt sich das Gästebuch zu einer regelrechten Börse moderner Dichtkunst. Es macht Freude, die Einträge zu verfolgen.

Wir haben die Gedichte für Sie hier zusammengestellt.

 
15. Sep. 05

Es gibt immer noch Störche im westlichen Mittelfranken. Von einer interessierten Einwohnerin aus Windsfeld an der Altmühl zwischen Gunzenhausen uns Weißenburg erhielt ich einen Anruf, dass sich in den Wiesen um den Ort nach wie vor bis zu 8 Weiß- und zwei Schwarzstörche aufhalten. Leider ist es mir aus zeitlichen Gründen momentan nicht möglich, dort nachzusehen und die Zusammensetzung des Trupps genauer in Augenschein zu nehmen.

Für einen abschließenden Bericht in einer Werbezeitung der Region wurde am Nachmittag kurzfristig eine Pressetermin vor dem Schaufenster der Adler-Apotheke in Dinkelsbühl anberaumt. Dort wurde dem Bund Naturschutz – und dies sogar schon seit Bestehen der Webcam – erlaubt, mittels eines Fernsehgerätes die Bilder aus dem Storchennest zu übertragen. Der Besitzer der Apotheke, Herr Klaus Milz, verzichtet während der Anwesenheit der Störche – das ist immerhin ein halbes Jahr – auf einen Teil seiner Werbefläche für die gute Sache. Dafür möchte ich ihm auch einmal von dieser Stelle aus herzlichst danken. Darüber hinaus hatten sich auch Wolfgang Horlacher, Webmaster und geduldiger Helfer in Sachen Gästebuch und vor allem versierter „Aufbereiter“ der Tagebucheinträge sowie Thomas Joas, Vorsitzender der Ortsgruppe Dinkelsbühl und stellvertretender Vorsitzender der Kreisgruppe Ansbach im Bund Naturschutz eingefunden. Gerade auch mein Vornamensvetter versteht es in einmaliger Weise, seine Kontakte spielen zu lassen und als „Anschieber“ im Hintergrund der Storchensache bestens zu dienen. Für seinen ehrenamtlichen Einsatz gebührt ihm schon längst einmal die verdiente Anerkennung. Als letzter in der Runde vervollständigte Ihr Tagebuchschreiber das illustre Quartett vor dem Schaufenster der Adler-Apotheke.


Klaus Milz, Wolfgang Horlacher, Thomas Ziegler, Thomas Joas

Die Auflösung meiner kleinen Rätselaufgabe im Tagebucheintrag vom 29. August 2005 sei nicht länger verschwiegen. Wie die meisten bereits vermuteten, führte mich der Ausflug ins romantische Rothenburg ob der Tauber. Wenngleich diese Stadt im Landkreis Ansbach als Inbegriff deutscher Romantik gilt und speziell bei amerikanischen und japanischen Touristen verpflichtend auf dem Reiseprogramm ihrer Europatour steht, braucht sich Dinkelsbühl keineswegs hinter Rothenburg zu verstecken. Und außerdem gibt es in der Stadt über der Tauber schon lange kein Storchennest mehr! Wer dennoch einmal nach Franken fahren möchte, sollte sich Rothenburg nicht entgehen lassen, dafür aber in Dinkelsbühl sein Quartier aufschlagen. Die beigefügten Bilder sollen Ihnen noch ein wenig Rothenburg näher bringen.


Kirche Sankt Jakob mit der großen Rieger-Orgel


Heiligblutaltar von Tilman Riemenschneider mit dem Abendmahl


Einzug in Jerusalem aus dem Heiligblutaltar


Rathaus mit Rathausturm

 
16. Sep. 05

Auf Regen folgt Sonnenschein! Diese häufig missbrauchte Plattitüde fand am heutigen Tag am Storchennest ihre Berechtigung. Kamera und Kameragehäuse widerstanden der nassen Belastung und bald hatten sich die Regentropfen auf der Frontscheibe wieder verflüchtigt und ließen der Sonne den Vortritt.

 

Die gestern erfolgte Verlängerung der Bildfrequenz auf 30 Sekunden konnte heute in Absprache mit unserem Techniker Andreas Kamm wieder zurückgenommen werden. Es entstehen für ihn und damit auch für den Bund Naturschutz keinerlei Mehrkosten, da das Übertragungskontingent durch die schnellere Bildfolge noch nicht ausgelastet ist und erst danach eine Verteuerung eintreten würde. Genießen wir also weiterhin die „schnellen Bilder“, kann uns doch dadurch fast nichts entgehen!

 
17. Sep. 05

Das Regentief ist über Franken weiter in Richtung Alpen gezogen. Mit einer Winddrehung auf Nord floss in der Nacht und während des Tages deutlich kühlere Luft in unseren Raum. In der Sonne ließ es sich aber dennoch ganz gut Pause machen.

Das Dohlenvolk zeigte sich am Vormittag von seiner besten Seite. Gleich mehrere Exemplare der geselligen Rabenvögel interessierten sich für unser Nest. Weshalb ein Exemplar es dabei auf  das Nistmaterial von Schorsch abgesehen  hatte, leuchtet nicht ganz ein, ist doch die Brutzeit auch bei Dohlen längst Vergangenheit.


Ein flotter Zweier!

Haltet den Dieb!

Wer aber gedacht hätte, dass dies schon alles gewesen sei, wurde am späten Vormittag eines Besseren belehrt. Die Dohlen verkörperten dabei lediglich die Vorspeise eines nachfolgenden Menüs der Extraklasse. Es stellte sich nämlich ganz unverhofft Storchenbesuch ein! Dass so etwas immer drin ist, bedeutet seit Jahren keine Überraschung mehr. Wenn es aber passiert, ist die Freude dennoch kaum zu beschreiben. Theo aus Chemnitz gelang es als Einzigem (?) einen Schnappschuss zu liefern, auf dem ein Storchenpaar zu sehen ist.


Theos perfekter Schnappschuss
 

Deutlich ist der Größenunterschied der beiden Besucher zu erkennen, der den rechts stehenden Storch als Männchen, den linken als Weibchen ausweist. Bei Georg und Pauline allerdings war es genau umgekehrt. Deshalb gelten solche Klassifizierungen eben nicht uneingeschränkt.

Die Kamerauhr zeigte auf dem Schnappschuss 10:33:28 Uhr. Zur gleichen Zeit hatte Helga aus BW schon einen „Hilferuf“ an die Storchengemeinde gesandt und ebenfalls die Beobachtung eines Storchenpaares gemeldet. Danach ging es Schlag auf Schlag. Alle Profi-Schnappserinnen erschienen auf der Bühne und freuten sich gemeinsam an den unverhofften Bildern. Zum Glück gab es solche, denn Ihr Tagebuchschreiber weilte in den wenigen Minuten des Storchenbesuches in der Schule, um Vorbereitungen für die nächste Woche zu treffen. Als ich wieder vor den Computer trat, war der Spuk vorbei und nur die Bilder in Gästebuch und Forum zeugten noch von den aufregenden Minuten. Genauso wie viele von Ihnen untersuchte ich die Schnappschüsse und machte für mich Details darauf sichtbar. Ohne Frage handelte es sich bei den beiden Störchen nicht um Georg und Pauline. Die sind definitiv weg und werden, wenn überhaupt, erst mit Beginn des Frühjahrs wiederkehren. Die Besucher waren auch keine Jungvögel aus dem Geburtsjahrgang 2005. Wer sich Schnabellänge und Beinfärbung genau betrachtet hat, entdeckte dort nur Merkmale eines nicht diesjährigen Storches.

Der Größere der beiden Besucher hielt sich nur knapp eine Minute am Nest auf. Danach war er verschwunden und blieb dies auch für den Rest des Tages. Ob er einen Ring trug, kann nicht mit 100%-iger Sicherheit gesagt werden. Doch mit 99%-iger Sicherheit war er unberingt. Das vermeintliche Weibchen dagegen trug einen Ring. Dies steht zweifelsfrei fest. Die Art des Ringes am linken Bein über den Zehen hat mich während des Tages längere Zeit beschäftigt. Ein ELSA-Ring von schwarzer Farbe mit weißer Beschriftung lag in unserem Falle nicht vor. Solche Ringe werden von den Vogelwarten in Deutschland und der Schweiz schon seit Jahren ausnahmslos verwendet. In anderen Ländern werden oder wurden sie ebenfalls schon eingeführt. Beringungsprojekte mit Weißstörchen in anderen Ländern arbeiten fast ausnahmslos mit Kennringen, die über dem Intertarsalgelenk im Bereich der Tibia angebracht werden. Häufig treten dazu auch noch Farbringe oder „Zweitringe“ am anderen Bein. Beides liegt bei unserer Besucherin ebenfalls nicht vor. Bei ihrem Ring handelt es sich eindeutig um einen Aluring. In der Schweiz, in Schweden, in Frankreich wurden und werden Aluringe ausnahmslos „oben“ am Bein angebracht und so verfährt man auch sonst (fast) überall. Nach langem Studium – dabei halfen Sie mir in großartiger Weise, auch durch Vergrößerungen einiger Schnappschüsse – kam ich zu einem vorläufigen Ergebnis.


Hier kann man den Ring gut erkennen...

...und so ist es ganz optimal!

Bei dem Aluring handelt es sich mit großer Sicherheit um keinen Ring einer Vogelwarte. Diese sind ausnahmslos höher, also größer dimensioniert, als der hier vorliegende. Anfangs ließ ich mich eine Weile täuschen, weil der Bereich knapp über den Zehen sehr hell und bekalkt ist und somit einen größeren Ring vorgaukelte. Erst in der Vergrößerung kam dann ein relativ schmaler Aluring zum Vorschein, wie ihn Zoos und Gehegehaltungen verwenden. Diese sehr flachen Ringe sind schwer ablesbar und dienen im Grunde lediglich der entsprechenden Einrichtung als Besitznachweis. Dies ist sehr schade, lässt sich aber im Moment auch nicht ändern. So besuchte uns heute also zumindest ein Zoostorch. Das muss aber automatisch nicht bedeuten, dass er sich nicht mehr zum Zuge bewegen lässt. Es bleibt aber dennoch zu befürchten, dass er im Winter irgendwo auftaucht und die Zahl der auf Futter angewiesenen Störche erhöht, wenn er nicht schon öfters an solchen Stellen aufgetreten ist.

Nach genau acht Minuten war der Spuk des Storchenbesuchs vorbei. Auch die Ringstörchin schwang sich vom Nest und kam nicht wieder.

Anders verhielt es sich da schon mit den Dohlen. Sie belebten  unser Nest bis in die Abendstunden hinein und vollendeten den spannendsten Tag seit dem Abzug unseres Georgs.


Auf der Sonnenterrasse

Jetzt müssen wir aber heim!

Das hat Appetit gemacht auf mehr und wer weiß? Vielleicht erscheinen schon in den nächsten Tagen neue Besucher? Sie wissen ja! Mit Störchen kann fast schon das ganze Jahr hindurch gerechnet werden!

 
18. Sep. 05

Kaiserwetter! Passend zum Wahlsonntag überstrahlt die Sonne die größten Teile unserer Republik. Die Nächte zeigen sich dagegen noch kühl und bringen in ungünstigen Lagen sogar die Gefahr von Nachtfrösten mit sich.

Während sich in Berlin eine schwierige Regierungsbildung abzeichnet, ruht unser Nest im Sonnenschein. Ein weiterer unverhoffter Storchenbesuch blieb jedoch aus. Dafür interessierten sich erneut Dohlen für die artfremde Behausung.


Dohlen auf Abwegen!

 
19. Sep. 05

Zu Beginn der neuen Woche möchte ich Sie ein weiteres Mal auf die Homepage der Gemeinde Wittelshofen, rund 12 Kilometer von Dinkelsbühl entfernt, verweisen. Wie Sie wissen kam es im dortigen Storchennest Ende Juli zu einem Sturmereignis, bei dem einer der drei Jungen abstürzte und sich verletzte. Nun wurde er vor einer Woche in die „Storchenscheune“ nach Bornheim überführt, von wo er dann im nächsten Jahr zu seinem ersten Flug in den Süden starten kann. Herr Wölflinger, der Verfasser des Tagebuches von Wittelshofen, sorgte selbst für den Transport in die Pfalz. Der letzte Eintrag in seinem Tagebuch erzählt über den momentanen Aufenthaltsort. Diesen Bericht möchte ich Ihnen hier sehr ans Herz legen. http://www.wittelshofen.de/stoerche/2005/storch5.htm

 
20. Sep. 05

Es gibt einige Neuigkeiten über von mir in diesem Jahr beringte Jungstörche sowie über den Zugweg eines der beringten Altstörche der Region Westmittelfranken. Aus den Meldungen wird erneut ersichtlich, dass doch das Gros „meiner“ Störche auf der so genannten Westroute sein Winterquartier ansteuert. Von dem Mosbacher Weibchen und einem Mosbacher Jungstorch weiß ich schon aus den vergangenen Jahren, dass sie die Wintermonate in Südspanien verbringen, also auch in südwestlicher Richtung ihr Geburts- und Brutgebiet verlassen.  Nun liegen aus diesem Jahr weitere drei Ablesungen von Jungen aus meinem Gebiet vor, die einen südwestlichen Abzug belegen. So wurden jeweils ein Jungstorch aus dem Nest in Ebermergen, Kr. DON und aus dem Nest in Triesdorf, Kr. AN in einer Gruppe von 87 Weißstörchen am 28. August 2005 in Ménières im Kanton Freiburg/Schweiz abgelesen. Ein Junges aus dem Trommetsheimer Nest im Landkreis WUG an der Altmühl befand sich am 4. September 2005 in einem Trupp von 27 Störchen in La Rouvière at Domazan im Departement Gard in Südfrankreich. In seiner Gesellschaft wurde noch ein weiterer Ringstorch aus „meiner Feder“ abgelesen. Interessant hierbei ist die Tatsache, dass es sich um das Weibchen des Paares aus Ebermergen handelte. Dieser 2002 in Herrieden, Kr. AN geborene Storch brütete heuer zum zweiten Mal erfolgreich in der kleinen Gemeinde an der Wörnitz. Einer seiner Jungen zog höchstwahrscheinlich ebenfalls in diesem Trupp, da er eine Woche vorher aus in der Schweiz gemeldet worden war (siehe oben!). Die neuen Ableseringe haben auf jeden Fall schon jetzt eine relativ große Zahl von Lebendfeststellungen erbracht, die Teile des Zugweges wunderschön erkennen lassen. Solche detaillierten Erkenntnisse waren mit den alten Aluringen nur sehr spärlich zu gewinnen und mehr auf Zufallsbeobachtungen beschränkt. Die Erfahrung zeigt, dass es nicht bei den genannten Ablesungen bleiben wird, sondern im Verlauf des Winterhalbjahres noch die eine oder andere dazukommen wird.

 
21. Sep. 05

Nach wie vor gibt es Störche. Ich bekam abermals Nachricht aus Windsfeld in der Nähe von Gunzenhausen. Dort hält sich nach wie vor mindestens ein Storch auf. Nach anderen Angaben sind es sogar deren vier oder fünf. Am Freitag werde ich der Sache persönlich nachgehen und mir selbst von der Sachlage ein Bild machen. Auch bei Wittelshofen unweit von Dinkelsbühl konnte Herr Wölfinger einen mit einen Aluring gekennzeichneten Storch beobachten. Bei dieser Meldung kam mir gleich einer unserer beiden Besucher am Storchennest auf dem alten Rathaus in Dinkelsbühl in den Sinn. Der Kleinere, sicher das Weibchen, trug einen schmalen Aluring über den Zehen.

 
22. Sep. 05

Spätsommer in seinen schönsten Ausführungen! Morgen beginnt der kalendarische Herbst und dieser ist ja bekanntlich auch für den einen oder anderen Sommertag gut. Genießen wir einfach gemeinsam diese Jahreszeit! Mit etwas Glück dürfen wir bereits in fünf, spätestens jedoch in sechs Monaten zum kalendarischen Frühlingsbeginn mit der Rückkehr unserer Störche rechnen.

Mit dem Bürgermeister aus Wolframs-Eschenbach konnte ich ein längeres Telefonat führen. Nachdem die von der Stadt im Frühjahr angebrachte Nisthilfe auf dem Dach des alten Rathauses von den Störchen nicht angenommen wurde und diese ihr Nest auf dem nur wenige Meter entfernten Kamin errichteten, wird nun in einer weiteren Aktion, die noch in diesem Herbst steigen soll, das „Kunstnest“ einfach auf den Kamin umgesetzt. Dort brüteten auch die letzten Störche von Wolframs-Eschenbach vor gut 35 Jahren das letzte Mal. Werden die Störche im nächsten Jahr wiederkommen?

 
23. Sep. 05

Herbstanfang mit allem, was dazu gehört. Auf der einen Seite hüllten morgendliche Nebelfelder das Nest ein, auf der anderen überstrahlte die Sonne eine noch sehr ansehnliche Storchenburg. Dabei gab es zu jeder Tageszeit reichlich Dohlenbesuch, ansonsten zeigten sich keine Interessenten am Nest.

 

Am Nachmittag startete ich zu einer Rundfahrt entlang von Wörnitz und Altmühl. Die erhofften Storchensichtungen gelangen mir dabei aber nicht. Das muss dennoch nicht heißen, dass es keine Störche mehr gibt. Ich bekam sie trotz großer Bemühungen eben nur nicht vor meine Augen.

 
24. Sep. 05

Zwischen Ruffenhofen und Wittelshofen an der Wörnitz, so wurde mir berichtet, soll sich dagegen zur Zeit ein Einzelstorch aufhalten. Thomas Joas konnte ihn heute dort beobachten. Ebenso unterrichtete mich eine Bewohnerin von Wittelshofen darüber, dass der genannte Storch am Abend das Dach der Kirche zum Übernachten aufsucht. Näheres wird in den nächsten Tagen zu diesem Punkt folgen.

Prachtvolles Herbstwetter mit strahlendem Sonnenschein und Temperaturen von über 20 Grad verschönten auch diesen Tag und ließen abermals den Wunsch aufkommen, es möge noch ein Weilchen so weitergehen. Als sich der dichte Morgennebel verzogen hatte, statteten die Dohlen des nahen Münsters den einen oder anderen Anstandsbesuch am Nest ab.

 

 
25. Sep. 05

Es gibt sie noch, die Störche! Wie gestern angedeutet, konnte ich den gemeldeten Adebar in Wittelshofen entdecken. Er stand kurz vor Einbruch der Dämmerung tatsächlich auf dem Dach der Kirche der kleinen Wörnitzgemeinde und richtete sich zur Übernachtung ein. Die Spuren auf dem Dach unterhalb der Übernachtungsstelle verrieten, dass er dort schon viele Tage genächtigt haben musste. Mein erster Blick galt den Beinen und einem eventuell vorhandenen Ring. Deshalb schoss ich nur mal schnell ein Belegfoto und achtete dabei weniger auf eine ansprechende Gestaltung des Motivs. Deshalb muss ich mich für die schlechte Qualität und die unausgewogenen Bildkomposition etwas entschuldigen. Da ich aber mit einem noch längeren Verweilen des Storch an dieser Stelle rechne, gelingen mir vielleicht noch attraktivere Fotos.


Storch auf dem Kirchendach in Wittelshofen

Natürlich trug Adebar auch noch einen Ring. Deshalb widmete ich mich über eine halbe Stunde – inzwischen war es so gut wie dunkel geworden – seiner Identifizierung. Es handelte sich dabei um keinen Ring einer Vogelwarte. Solche Ringe sind in der Regel mindestens  zwei Zentimeter, in den meisten Fällen drei Zentimeter hoch. Der vorliegende Ring dagegen hatte gerade mal eine Höhe von 5 Millimetern, war rechts über den Zehen angebracht und aus Aluminium. Solche Ringe werden von Privatzoos oder mehr oder weniger dubiosen Einrichtungen ähnlicher Provenienz verwendet. Drei Großbuchstaben sowie drei Ziffern sind alles, was dieser Ring an Information hergab. So wird er sein Geheimnis wohl für alle Zeiten behalten und es wird nicht zu ermitteln sein, von wem und wo der Ring angelegt wurde. Der Ring erinnert stark an einen der Besucher unseres Nestes vom 17. September, doch dieser trug einen ähnlichen Ring am linken Bein.

Und dennoch gibt es über den Gast auf dem Wittelshöfer Kirchendach schon eine kleine Lebensgeschichte. Da der Ring so einmalig ist und eigentlich auch ohne Ablesung ein eindeutiges Unterscheidungsmerkmal darstellt, kann ich sagen, dass mir dieser Ring und damit auch unser Gast auf dem Dach schon im Frühling und Sommer vor die Linse meines Fernglases und Spektives gekommen ist. Ich spreche vom weiblichen Partner des Storchenpaares aus Großenried im Landkreis Ansbach, das sich heuer regelmäßig dort zeigte, nachdem das Nest 1999 letztmalig besetzt war. Mitte August konnte ich das Paar in Großenried persönlich noch beobachten. Während das Männchen offenbar den Zug nach Süden angetreten hat, verblieb das Weibchen in seinem weiteren Brutgebiet und besetzt nun das 16 km von Großenried entfernte Kirchendach in Wittelshofen. Ganz offensichtlich spricht die Herkunft dieses Storches dafür, dass er in seinem mindestens zweijährigen Leben noch nie in Richtung Winterquartier aufgebrochen ist und dies auch in diesem Jahr so zu halten scheint. Er wird dann auch an einer Futterstelle den Winterverbringen oder an seinen Herkunftsort zurückkehren.     

Aus Anlass meiner heutigen Beobachtungen mit dem „besonderen Ring“ möchte ich eine kleine Ringkunde anfügen, die Ihnen zeigen soll, welch gewaltigen Fortschritte in dieser Beziehung in den vergangenen 10 Jahren stattgefunden haben. Das erste Foto zeigt die Ringe in der Reihenfolge ihrer Besprechung von links nach rechts.


ELSA-Ring, Vorgängermodell der ELSA-Ringe, Zooring und ganz alte Vogelwartenringe, Ring eines Privatzoos und anderer Gehegehaltungen

Die neuen, gut ablesbaren ELSA-Ringe haben einen Höhe von etwa 34 mm. Ihre kontrastreiche, schwarzweiße Färbung lässt hervorragende Ableseergebnisse zu. Solche Ringe mit variierenden Beschriftungen werden seit wenigen Jahren generell in den meisten Gebieten, in denen Störche beringt werden, verwendet. Rechts daneben sehen Sie einen Ring der Vogelwarte Hiddensee, wie er bis Anfang des neuen Jahrtausends allgemein Verwendung fand. Auch andere Vogelwarten in Deutschland und angrenzenden Ländern setzten über viele Jahre „baugleiche“ Kennringe ein. Sie waren und sind 30 mm hoch, sind mit viel Geduld relativ gut ablesbar, bieten aber sehr viel weniger Kontraste.


Detailaufnahme der beiden ersten Ringtypen

Der dritte Ringtyp ist der, der in der Frühzeit der Vogelberingung zum Einsatz kam und bei einzelnen Vogelwarten bis in die 80er Jahre Verwendung fand. Auch der abgebildete Ring des Zoos in Nürnberg ist diesem Typ zuzuordnen. Er ist 15 mm hoch und schon allein deshalb äußerst schwer lesbar. Man bedenke nur, dass die aufgebrachte Beschriftung in Form von Zahlen eine Höhe von 5 mm, in Form von Buchstaben eine solche von 3 mm erreicht. Bleibt noch als vierte Variante der von mir an unserem Gast in Wittelshofen beschriebene Ringtyp. Er erreicht lediglich eine Höhe von 5 mm, die aufgebrachte „Inschrift“ ist gerade mal 3 mm hoch. Da sich auf diesen Ringen keine Ringinschrift befindet, die auf die Herkunft verweist, ergeben sich in diesen Fällen keine Angaben zu Geburtsort und Alter des Vogels. Den abgebildeten Ring trug unser erstes Storchenweibchen, das aus dem Zoo in Rheine stammte. Nachdem es in der Kläranlage in Dinkelsbühl den Tod gefunden hatte, entfernte ich den Ring vom Kadaver. Im Falle der Störchin half ein zusätzlich angebrachter Ring der Vogelwarte Helgoland ( vom Typ her dem zweiten Ring von links zuzurechnen) die Identität zu ermitteln. Allein über den schmalen Ring des Zoos wäre eine Identifizierung sicher nicht gelungen.


Ringtyp 3 und 4

Während des Tages blieb es in Dinkelsbühl auch am Nest ziemlich ruhig. Gelegentliche Dohlenbesuche müssen da allerdings ausgenommen werden.

 

 
28. Sep. 05

Die geplanten Neuerungen für das nächste Jahr wurden heute erstmals im Team der „Storchenkamera“ angedacht und teilweise bereits auf den Weg gebracht. Nun liegt es in erster Linie an unserem Cheftechniker Andreas Kamm von K&K Computer Systeme, die Planungen auszuarbeiten und schließlich umzusetzen. Mit beratend tätig sind und waren Thomas Joas, Vorsitzender der Ortsgruppe Dinkelsbühl im Bund Naturschutz, Wolfgang Horlacher, Webmaster, sowie Thomas Ziegler, Tagebuchschreiber und Professor für Storchologie (Attribut verliehen von der Gästebuchgemeinde). Wenn alles – es ist natürlich auch eine finanzielle Angelegenheit umsetzbar ist, was da so möglich ist, dann können Sie sich schon jetzt auf die neue Saison freuen und ich kann Ihnen versichern, dass Sie sich  dann (fast) nicht mehr vom Storchennest losreißen können.

Nachdem ich Ihnen am 25. September von einem späten Gast auf der Dorfkirche von Wittelshofen ausführlich berichtet habe,  erhielt ich heute erneut Kunde von einem weiteren Storch im Landkreis Ansbach, der es vorgezogen hat, hier die Stellung zu halten und auf einen Flug in südlichere Gefilde zu verzichten. Nachdem das Nest in Neunstetten an der Altmühl den ganzen Sommer über – von wenigen Kurzbesuchen abgesehen – leer stand, stellte sich Anfang September ganz unerwartet doch noch Storchenbesuch ein. Und dieser Besucher weilte auch  an diesem Abend und übernachtete in dieser Nacht im Nest an der Hauptstraße von Neunstetten bei Familie Rupprecht. Ich werde demnächst einen Ausflug dorthin unternehmen und danach ausführlich Bericht erstatten.

Vom Nest in Dinkelsbühl kann dagegen (leider) nur weiterer Dohlenbesuch vermerkt werden.

 

 
30. Sep. 05

Fahre am Abend an die Altmühl! Zuerst geht es nach Neunstetten. Der Tag verlief vom Wetter betrachtet noch einmal reichlich sonnig und angenehm. Für das Wochenende stehen im Süden der Republik regnerische und herbstlich kühle Zeiten bevor, die Freilandunternehmungen weniger angenehm werden lassen.

Um 18:20 Uhr erreiche ich den kleinen Ort an der Altmühl nicht weit von Ansbach entfernt. Der Übernachtungsgast hat sein Domizil um diese Zeit noch nicht aufgesucht, doch deutliche Spuren unterhalb des Nestes belegen mir seine regelmäßige Anwesenheit.


Adebar noch nicht da!

Da es noch längst nicht dunkel ist, begebe ich mich im Umfeld des Nestes auf die Suche nach Meister Adebar. Nach kurzer Zeit werde ich südlich des Ortes fündig. In einer Wiese steht der Storch in voller Größe. Ein Blick durchs Fernglas zeigt mir schnell, dass er keinen Ring trägt. Also kann ich mir den langwierigen Prozess einer Ringablesung wenigstens ersparen. Als ich mich vorsichtig nähere, fliegt der späte Besucher auf und entschwindet meinen Blick. So beziehe ich Stellung am Nestgebäude, um den Anflug mitzubekommen. Der findet dann kurz vor 19 Uhr auch statt. Der unberingte Storch zupft ein wenig an „meinem“ Nistmaterial, das ich Ende März nach dem Brand des Nestes neu eingebracht hatte und richtet sich danach für die Nacht ein.


Nestbesucher ist gelandet!


Da wird noch Ordnung gemacht


Wie lange wird es dieses Bild noch geben?

Ich nutze die Gelegenheit, die noch fehlenden 6 Kilometer bis Leutershausen zu fahren und sehe im letzten Licht des Abends auch dort einen Storch im Nest liegen. Eine Ringkontrolle verbietet sich aus verschiedenen Gründen im Augenblick. Deshalb kann ich Ihnen noch nicht mitteilen, ob es sich hierbei um das schon vielfach überwinternde, 21-jährige Elsässer Weibchen des dortigen Brutpaares handelt. Auf jeden Fall gibt es im Augenblick allein im Landkreis Ansbach noch mindestens drei ausharrende Störche. Ich verspreche, die Situation weiter im Auge zu behalten und darüber immer wieder einmal Bericht zu erstatten.

 
01. Okt. 05

Die Preisverleihung

Verliehen ist der Tierschutzpreis!
Wer ihn gewonnen, ich nicht weiß.
Da keiner sich an mich gewandt,
fuhr ich auch nicht zur Waterkant. 

Ich bin nicht traurig, auch nicht böse,
denn Tierschutz braucht kein groß Getöse.
Drum mach ich weiter meine Sach,
bring Meinung unter Dach und Fach.

Der Storch von alledem nichts weiß,
er fliegt heran und fort, ganz leis.
Im Frühjahr wird er wiederkommen,
auch wenn den Preis ich nicht gewonnen.

 

Vor allem Nina ist es zu verdanken, dass ich meinen ersten lyrischen Versuch im Tagebuch wage und somit einer vor einigen Wochen geäußerten Bitte nachkomme. Ich verknüpfe damit auch die Antwort auf Ihre Fragen, was denn aus meiner Nominierung zum Deutschen Tierschutzpreis geworden ist?

Aus vielen Hunderten von Vorschlägen kam ich in die engere Auswahl und wurde für den genannten Preis nominiert. Da waren es nur noch 10. Diese 10 wurden in zwei Ausgaben der Fernsehprogrammzeitschrift „FunkUhr“ einem breiten Publikum vorgestellt und zur Wahl unter den Lesern ausgeschrieben. Einsendeschluss für die Stimmabgabe per Telefon oder Postkarte war der 16. September.

Danach erfuhr ich bis zum heutigen Tag nichts mehr. Weder telefonisch noch über den Postweg erhielt ich Nachricht, was aus der Wahl und meiner Nominierung geworden ist. Da die Preisverleihung für den heutigen 1. Oktober in Bremen angesetzt war und alle Gewinner nach dorthin eingeladen werden sollten, schließe ich, dass ich nicht zu den Auserwählten gehörte. Sollte sich in den nächsten Tagen noch etwas in dieser Angelegenheit ergeben, werde ich Sie selbstverständlich darüber unterrichten.

Petrus vergoss als einziger darüber bittere Tränen und hüllte Nest und Stadt in einen milchigen Schleier, den nur die Dohlen ab und zu zu durchbrechen wagten. Wer dabei das Haus verließ, war selber Schuld. Ich hielt mich an diese Maxime und verschob anstehende Außenarbeiten auf einen der kommenden Tage.


Es gibt sie weiter: Die Dohlen!..

 
Am Tag als der Regen kam!

 
03. Okt. 05

Das lange Wochenende fiel im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser und erinnerte von der Stimmung eher an ein solches im November. Ich besuchte dennoch zwei Storchenorte, denen ich bereits am 30. September meine Aufwartung gemacht hatte und die mich mit der Sichtung zweier Störche belohnt hatten. Heute wurde das Ergebnis aus der Vorwoche sogar noch übertroffen. Doch nun der Reihe nach.

In Neunstetten, meiner ersten Station, fiel mir schon von Weitem ein Adebar auf, der sich statt auf dem vorhandenen Nest auf dem First des ehemaligen Pfarrhauses niedergelassen hatte. Die Spuren am Dach verrieten mir gleichzeitig, dass er diesen Ruheplatz regelmäßig nutzte. Auch auf anderen Gebäuden des Ortes gab es solche eindeutigen Spuren. Das Nest hatte zur gleichen Zeit, anders als am Freitag, keinen Besucher aufzuweisen. Ich bin mir aber sicher, dass es sich bei dem heutigen Gast um denselben Storch handelte, gab es auch bei diesem keinen Ring zu bestaunen. Nach einer Weile flog Adebar ab und entschwand meinen Blicken.

 
Besucher auf dem Pfarrhaus
 
 

Danach ging es die sechs Kilometer weiter nach Leutershausen. Zu meiner Überraschung standen zwei Störche in den Altmühlwiesen vor dem Ort. Mein Spektiv verhalf mir in kurzer Zeit, die Identität der beiden Störche zu klären. Es handelte sich ganz eindeutig um das Paar, das heuer in Leutershausen gebrütet und ein Junges zum Ausfliegen gebracht hatte. Dass das Weibchen – es stammt aus dem Elsasss und ist 21 Jahre alt – seine Überwinterungsabsicht abermals unter Beweis stellen will, überraschte mich nicht. Dass aber auch das erst dreijährige Männchen, von mir im Jahre 2002 in Wassertrüdingen beringt, es seiner Partnerin gleichtun will, überraschte mich nun schon etwas. Es beweist erneut meine These, wie leicht zugfähige Störche durch „alte“ Überwinterer am Wegzuggehindert“ werden. So wächst jedes Jahr bundesweit die Zahl der Zugversager unter den Störchen. Werden dann noch Futterstellen angeboten, wird eine natürliche Auslese selbst in der nahrungsknappen Zeit unterbunden und es kommt kaum noch zu Verlusten. Deshalb möchte ich noch einmal an meine Haltung, die sich mit den großen Naturschutzverbänden deckt, erinnern und dazu aufrufen, die Winterfütterung von Störchen zu unterlassen. Nur so wird sich eine weitere Steigerung der Überwinterungszahlen verhindern lassen.

Während das Paar eifrig und erfolgreich der Mäuse- und Regenwurmjagd nachging, gelangen mir einige Bilder aus dem Lebensraum und die Ablesung der beiden Ringträger war ein feines Nebenprodukt meiner Geduld.


Noch herrscht kein Nahrungsmangel!

Am Nest in Dinkelsbühl erfreuen uns nach wie vor die Dohlen, von denen es am Tag der Deutschen Einheit reichlich zu bestaunen gab.

 
Dohlenbesuch

Während der nächsten Wochen wird es vielleicht interessant sein zu verfolgen, wie stark das Nest durch die Witterungseinflüsse an Substanz verliert.

Der Eintrag vom 15. September wurde übrigens nun noch mit einem Foto versehen. Bei Interesse blättern Sie bitte zurück.

 
04. Okt. 05

Heute erhielt ich einen freundlichen Brief von der Chefredaktion der FunkUhr, den ich Ihnen als zusätzlichen Lesestoff beilege.

In ihm wird mir und uns mitgeteilt, dass unsere Initiative „Storchenkamera Dinkelsbühl“ bei der Wahl zum Deutschen Tierschutzpreis nicht mehrheitsfähig war. Das ist schade, können die ausgelobten Preisgelder somit nicht in die Verbesserung der Kameratechnik investiert werden. Ich weiß mich aber bei Ihnen, liebe Besucher der Website „storch24“, in besten Händen und kenne Ihre Spendenbereitschaft, wenn es wie zuletzt um die Sicherung des Lebensraumes unserer Störche ging.

Bis zum nächsten, ähnlich gelagerten Projekt möchte ich einen Aufruf starten, in dem ich Sie um die Bereitstellung kleinerer und größerer Spenden ersuche. Der erste Gewinner beim Deutschen Tierschutzpreis erhielt 3000 Euro, die zweiten und dritten Preisträger entsprechend 1500 und 500 Euro. Wie wäre es, wenn sich durch meinen heutigen Aufruf Spenden in ähnlicher Größenordnung erzielen ließen, die unserer Technik sowie der Sicherung der Übertragungskosten in der kommenden Saison zufließen würden. Lassen Sie uns einen Versuch wagen! Ich zähle auf Sie!

 
18. Okt. 05

Vierzehn Tage ohne einen neuen Tagebucheintrag sind inzwischen vergangen. Es lag schlicht und einfach daran, dass sich keine erwähnenswerten Neuigkeiten ergeben hatten. Das Wetter verlief während des gesamten Zeitraums ohne einen Tropfen Regen mit Sonnenschein fast rund um die Uhr, einige morgendliche Nebelfelder einmal ausgenommen. Das Gästebuch hat sich in der Zwischenzeit zu einer echten Sammelstelle von Dichtern und Denkern gemausert. Da ist es mir nicht bange, dass es uns während der storchenlosen Zeit langweilig wird, zumal auch noch unser Webmaster seine Entdeckung auf der Fürther Kerwa veröffentlicht: das Storchenbuch der Maischule Fürth aus dem Jahr 2000.

Die Planungen für die nächste Storchensaison sind angelaufen und treten demnächst in ihre konkrete Phase ein. Auch die Stadt Dinkelsbühl hat in Erwartung großzügiger Zuschüsse Planungen eingeleitet, die einen Umbau des alten Rathauses in ein historisches Museum vorsehen. Inwieweit dadurch auch das Storchennest selbst sowie die Übertragung der Bilder betroffen sein werden, kann vorerst noch nicht gesagt werden. Eine Deckungslücke von etwa einer Million Euro muss erst noch geschlossen werden, ehe das Projekt spruchreif wird. Der Beginn der Bauarbeiten soll aber bereits im nächsten Jahr erfolgen. Warten wir ganz einfach den Gang der Dinge ab, vielleicht muss man das Projekt ja zurückstellen oder sogar zu den Akten legen.

Einige Schnappschüsse aus den vergangenen beiden Wochen sollen die Highlights am Nest zeigen, Dazu gehörten auf alle Fälle malerische Nebelbilder aus den Morgenstunden sowie eine Großkundgebung unseres Dohlenvolkes. Solche Bilder kannten wir bisher  nur aus dem Frühjahr.  Während des Nestbaus der kleinen Rabenvögel bevölkerten dann schon häufiger mehr als fünf Dohlen das Storchennest und sorgten durch intensiven Diebstahl von Nistmaterial, dass sich die Wohnung Adebars deutlich verkleinerte.


Dohlenduo
im Nebel

Morgendliche Kälte hat ihre
Spuren am Nest hinterlassen

Heute kann man sich im Nebel fast verstecken...

...oder doch lieber ganz schnell davonfliegen!

Full house! Herbstrekord!

In den letzten Tagen erhielt ich Nachricht von einer weiteren Storchensichtung, diesmal aus Herrieden. Ein neuer Bewohner hält dort Nest und Umgebung besetzt.


Der Gast auf dem Herrieder Storchenturm

Die räumliche Nähe zur Beobachtung eines Weißstorchs in Neunstetten lässt auf dasselbe Individuum schließen. Bei meinem heutigen Besuch konnte ich diese Annahme bestätigen. Während auf dem Storchentor von Herrieden ein unberingter Storch zur Übernachtung einschwebte, blieb das benachbarte Nest in Neunstetten am Abend unbesetzt. Offenbar gab es zwischen den beiden Orten einen Platztausch. Auch von Aurach wurden in letzter Zeit Sichtungen eines Kinderbringers gemeldet. Das Dach unterhalb des Rathausnestes von Aurach zeigte mir heute, dass die Angaben zutreffend sind, denn die weißen Kotspuren hatten sich seit meinem letzten Besuch deutlich vermehrt.


Da gab es aber zuletzt weiteren Storchenbesuch!

Allein diese Tatsache verrät einen Besucher, auch wenn es von ihm am heutigen Abend keinen Sichtkontakt zu vermelden gab. Ich möchte in diesem Zusammenhang nicht ausschließen, dass auch im Auracher Fall dasselbe Individuum beteiligt ist.

Anders verhält es sich in Leutershausen, einige Kilometer weiter altmühlaufwärts. Zuletzt traf ich am 3. Oktober das Brutpaar vor den Toren der Stadt an. Ein sehr später Zeitpunkt, wenn man bedenkt, dass das Männchen des Paares, ein dreijähriger Ringstorch, in seinem ersten Lebensjahr über die Schweiz abzog und den zweiten Sommer in Oberitalien verbrachte. Inzwischen scheint er es aber doch vorgezogen zu haben, das Feld zu räumen, denn heute traf ich nur noch auf seine 21-jährige französische Partnerin, von der eine Überwinterung bereits seit Jahren nichts Unbekanntes darstellt. Zunächst konnte ich die Elsässerin auf einer Wiese längere Zeit beobachten. Sie hielt dort engen Kontakt zu einem Traktor, dessen Fahrer eifrig bemüht war, den letzten Grasschnitt durchzuführen. Als Nebenprodukt dieser Tätigkeit fielen für die Storchendame zahlreiche Mäuse an. Nach Einbruch der Dunkelheit war sie in ihr Nest zurückgekehrt und verlebte so eine weitere Nacht ohne Nahrungssorgen.


Nahrung im Überfluss

 
 

Hier geht es zu "Poetisches aus dem Gästebuch"

und hier zum Storchenbuch der Maischule Fürth.

 
  Bitte unterstützen Sie unsere Spendenaktion zum Erhalt und die Verbesserung des Lebensraumes der Lebensgemeinschaft „Flussaue“

 
 

Und noch zwei  kleine Hinweise in eigener Sache:

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  • Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
    Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach finden Sie hier:

Kinderzeit

 

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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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