Storchenkamera
Storchentagebuch 2005
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
1905-2005 Rotary internat. 100 Jahre
Teil 20
|
08. Sep. 05 |
Bei herrlichem Wetter ließ ich es mir
heute gut gehen. Neben einer Fahrt nach Stuttgart gab
es keine besonderen Vorkommnisse. Am Nest blieb es
ruhig und kein unbekannter Besucher erregte die Aufmerksamkeit
der Website-User. Die interessanten Diskussionen im Gästebuch
bewiesen mir jedoch, mit welcher Intensität und
Sachkenntnis man hier miteinander kommuniziert. Ich
gratuliere, dass Sie die Lösung auf diese Art und Weise gefunden
haben. Beim ersten Betrachten des Bildes wäre ich vorschnell
ebenfalls zu einem falschen Ergebnis gekommen. Diese Erkenntnis
zeigt einmal mehr, dass viele Augen eben doch mehr sehen. Ich habe
für mich daraus die Einsicht gewonnen, lieber zweimal hinzusehen.
Wie versprochen möchte ich die kleine
Serie interessanter Lebensgeschichten von beringten
Störchen gleich heute fortführen. Dabei handelt es sich
erneut um eine Storchendame aus den neuen Bundesländern.
Solche etwas besonderen Feststellungen gehören in meiner
Ableseliste schon immer zu den Schmuckstücken. Berichten
möchte ich von der Störchin mit der Ringnummer Hiddensee 204 782.
Der Ring gehört zu einer älteren Generation, ist
sechsstellig und nur halb so hoch wie die heute
verwendeten Ableseringe. Das bedeutet aber auch, dass sich solche
alten Ringe ungleich schwerer ablesen lassen und es viel
länger dauern kann, bis man ein Ergebnis erzielt.
Viele Besuche des Nestes können da schon nötig sein. Doch lassen Sie
mich der Reihe nach beginnen.
Ringstorch Hiddensee 204 782 wurde
nestjung am 14. Juli 1980 in Eberswalde, Kreis
Eberswalde in Brandenburg östlich von Berlin in der früheren DDR
beringt. 1984, im noch zarten Alter von vier Jahren,
konnte ich ihn erstmals feststellen. Der Storch erwies sich
als Weibchen als er sich mit einem fränkischen Männchen auf dem
Kamin der ehemaligen Brauerei des Gasthauses „Zur Post“
in Gunzenhausen niederließ. Zu einer Brut kam es in
diesem Jahr nicht. Für Erstbrüter ist diese Tatsache sehr
häufig festzustellen. Eine späte Ankunft im Frühjahr korreliert
nicht selten mit dem Ausfall des Brutvorganges. Im nächsten Jahr, es
war 1985, brütete dasselbe Paar am selben Ort
und zog ein Junges auf. Dieses Ergebnis war nicht
überraschend, tendieren Störche, wenn sie überleben, dasselbe Nest
auch für weitere Bruten anzusteuern. Für unser Weibchen galt
dies auch für 1986. Als Partner gesellte sich ihr ein
neues Männchen zu und man erbrütete 1 Junges. Auch im
Jahre 1987 blieb die Brandenburgerin ihrem Nest
treu, jedoch wechselte abermals das Männchen. Die
Brut scheiterte, es gab keinen Nachwuchs. Die letzte
Feststellung an ihrem ersten Brutnest erfolgte 1988. Wieder
blieb das Paar in Gunzenhausen ohne Nachwuchs.
In fünf Brutzeiten mit mindestens drei verschiedenen Partnern
verhalf das beringte Weibchen gerade mal 2 Jungen auf die Welt. Ob
dies der Grund für sie war, den Nistplatz zu wechseln, kann nur
vermutet werden. Sie entschied sich, für das Jahr 1989 ihren
Brutplatz zu wechseln. Solche Wechsel vollziehen sich
normalerweise im Umkreis um den vorher gewählten Nistplatz. So kam
Hiddensee 204 782 bei ihrer Suche an einen lange Jahre
unbesetzten Brutplatz vor den Toren der Stadt Gunzenhausen. In
Laubenzedel brachte sie die Nestunterlage auf d einem
Hauskamin mit einem unberingten Partner auf Vordermann, eine Brut
fand an der neuen Stelle aber nicht mehr statt. Danach aber
begann die Erfolgsstory unseres Weibchens. Sie entschied sich
für das Jahr 1990 für einen Nachbarort von Laubenzedel,
nämlich für Neuenmuhr. Dort auf dem fast 30 Meter hohen
Kirchturm begann sie im Alter von 10 Jahren einen erfolgreichen
Lebensabschnitt. Von 1990 bis 1999, also für die Dauer von
10 Brutzeiten, blieb sie diesem Nest treu und zog in
dieser Periode 20 Junge mit wechselnden Partnern auf. 1992
verunglückte ihr damaliger Partner tödlich an der Bahnlinie
Ansbach-Treuchtlingen, so dass es zu keiner erfolgreichen Brut kam
und auch 1996 gab es keinen Storchennachwuchs. Es kam das Jahr
2000. Mit 20 Jahren sah sich unser Weibchen gezwungen, abermals
ihren Brutort zu wechseln. Ob es mit ihrem hohen Alter
zusammenhing? In Neuenmuhr konnte sie sich jedenfalls nicht mehr
durchsetzen. Sie wich einen guten Kilometer in den Nachbarort
Altenmuhr aus und begann mit einem unberingten Partner das seit
20 Jahren leer stehende Nest auf dem Kamin des Pfarrhauses zu
sanieren und neu zu begründen. Drei Junge flogen aus und
machten deutlich, dass man auch mit 20 Jahren noch erfolgreich
brüten kann. Gespannt wartete ich das folgende Jahr 2001 ab. Die
Störchin bezog bereits am 29. März ihren letztjährigen
Brutplatz, erneut mit einem unberingten Männchen. Drei Junge
konnten wieder ausfliegen und im Jahr 2002 mit 22
Jahren steigerte sie ihren Bruterfolg auf das bisherige
Rekordniveau von 4 Jungen. Das neue Jahr kam und
Ringstörchin Hiddensee 204 782 blieb erstmals aus und
kehrte nicht in ihre Brutheimat zurück. In Altenmuhr und
an anderen Nestern Westmittelfrankens war sie nicht aufgetaucht.
Sollte sie nach 22 Lebensjahren das Zeitliche gesegnet haben? Dies
wäre nun wahrlich keine Überraschung gewesen, erreichten doch
bislang nur ganz wenige Störche ein Alter von über 20 Jahren. Als
ich schon nicht mehr an ein Überleben meiner Lieblingsstörchin
geglaubt hatte, bekam ich sie im Jahre 2004 überraschend noch
einmal vor das Okular meines Spektives. Bei der Durchfahrt durch
Heglau, einem kleinen Ort am Rande des Naturschutzgebietes „Wiesmet“
etwa zwei Kilometer von Altenmuhr entfernt, entdeckte ich auf
einer noch nie längere Zeit besetzten Nisthilfe auf dem First einer
Scheune einen Storch. Es war der 15. April 2004. Schnell war
die Ablesung gelungen, denn das als Nisthilfe dienende
Wagenrad enthielt kaum Nistmaterial und der Blick auf den Ring war
leicht möglich.
Das Weibchen am Tag der Ablesung in Heglau
Bis zum 16. April freute sich der Besitzer der
Scheune über den lange erhofften Besuch, doch schon am 17. April und
auch für den Rest des Jahres blieben Anflüge von Störchen aus.
Inzwischen hatte die Stadt Merkendorf, drei Kilometer von
Heglau entfernt, auf dem Dach des alten Rathauses eine weitere
künstliche Nisthilfe errichtet, nachdem dort vor etwa 40
Jahren die letzten Störche gebrütet hatten. Am 17. April,
wenige Tage nach der Fertigstellung, bezog überraschend ein Paar
das neue Nest. Als ich von dieser Tatsche erfuhr und die Störche
nach dem Vorhandensein eines Ringes überprüfte, stellte ich fest,
dass beide beringt waren. Beim Storchenmann handelte es sich um
einen von mir beringten Storch des Jahres 2002 aus Mosbach, bei der
Storchenfrau um Hiddensee 204 782. Ich traute meinen
Augen nicht! Doch es bestand kein Zweifel! Das Belegfoto
erbrachte dasselbe Ergebnis. Mit 24 Jahren war die
Störchin erneut umgesiedelt und hatte sich einen blutjungen
Storchenmann mit zwei Jahren geangelt.
Der vordere Teil der Ringnummer mit „Vogelwarte Hiddensee“ und
der Abkürzung „GDR“ sowie den beiden Zahlen 20....
Der
hintere Teil der Ringnummer mit der Beschriftung „urgent retour“ und
den Zahlen 4782
Das ungleiche Paar hatte Erfolg.
Zwei Junge kamen zum Ausfliegen. Als ich mit hohen
Erwartungen auch heuer nach der Brandenburgerin suchte,
musste ich feststellen, dass sie abermals nicht erschienen
war. In Merkendorf brütete ein komplett neues Paar und auch in der
weiteren Umgebung gab es keinen Hinweis darauf, dass die Störchin
ihr 25. Lebensjahr irgendwo in Mittelfranken verbracht hätte.
Natürlich gibt es nach wie vor die Möglichkeit, dass sie
noch lebt und unerkannt diesen Sommer zugebracht hat. Ich
werde eben im nächsten Jahr abermals mit der Suche
beginnen und hoffe, dass sie noch einmal
zurückkehrt. An fünf verschiedenen Orten erbrachte einer
meiner ältesten Ringstörche 34 Junge zum Ausfliegen. Das
beigefügte Bildmaterial zeigt die Störchin an verschiedenen Orten,
an denen ich in 20 Jahren auf sie gestoßen war und sich zwischen ihr
und mir ein gewisses „inniges Verhältnis“ aufgebaut hat.
Der Ring zeigt deutliche Gebrauchsspuren, er
hat seit Jahren schon deutliche Verwerfungen, „Ecken und Kanten“.
Die
Brandenburgerin 1995 auf der Zinne des Kirchturmes von Neuenmuhr...
...und
1997 an gleicher Stelle |
|
09. Sep. 05 |
Immer noch herrschen für die Jahreszeit
überdurchschnittlich hohe Temperaturen. Das lässt mich die letzten
Ferientage einigermaßen genießen.
Prinzesschen, die berühmteste Störchin, die
einen Satellitensender trägt, hat bereits das Niltal in Ägypten
erreicht und wird weiter in Richtung Sudan fliegen. Eine weitere
Senderstörchin, nämlich Annemarie, ist schon seit einigen Tagen an
ihrem Ziel im Sudan angelangt und bewegt sich immer nur noch
kleinere Strecken. Dies wird sie während ihres gesamten
Afrikaaufenthaltes so beibehalten. Bei Georg und Pauline sind wir
auf Spekulationen angewiesen. Sollten beide auf der Ostroute ihr
Winterquartier ansteuern, empfehle ich Ihnen erneut, den Button
„Reisebericht“ im Menü unter dem Bild aus dem Storchennest
anzuklicken oder hier schnell den Link zu wählen:
http://www.bn-ansbach.de/storchcam/Reisebericht.htm
Sie erhalten dann eine fiktive
Reisebeschreibung, wie ich sie aus Satellitendaten und
Beschreibungen aus der Literatur und teilweise auch aus eigenen
Nachforschungen ermittelt habe.
Das verwaiste Nest auf dem alten Rathaus
erhielt heute mehrmals Dohlenbesuch. Bei solchen Gästen ist eine
Fehlbestimmung auf Grund der unverwechselbaren Silhouette sowie der
Proportionen der Vögel kaum möglich. Nicht zuletzt sind Dohlen mit
weitem Abstand die am häufigsten zu beobachtenden Gäste in der Zeit
ohne Störche.
Dohlenbesuch |
|
10. Sep. 05 |
Wer geglaubt hätte, dass uns bereits alle
Störche verlassen hätten, den muss ich eines Besseren
belehren.
Während Prinzesschen schon weit nach Ägypten
vorgedrungen ist und Annemarie bereits in ihrem weiteren
Winterquartier im Sudan weilt, hat uns der Mosbacher Storch,
rund 10 Kilometer von Dinkelsbühl entfernt, noch immer nicht
verlassen. Auch in dieser Nacht blieb er seinem Nest treu.
In den überschwemmten Wiesen zwischen Gundelsheim und Alesheim
im Landkreis Gunzenhausen-Weißenburg halten sich nach wie vor 5
Weißstörche auf und das Kameranest in Schrobenhausen ist
auch erst seit heute gänzlich verwaist. Sie sehen, dass man
bei Adebar in den letzten Jahren einen Trend verspürt,
die Abreise länger hinauszuzögern. Ob dies mit einem
verkürzten Zugweg zusammenhängt, der für viele bereits in
Spanien endet oder sogar nur bis in die Nachbarschaft
nach nebenan führt, darf vermutet werden. Winterstörche
sind ja ebenfalls keine Seltenheit mehr und ihre Zahl
wächst, nicht zuletzt durch Futterstellen, ständig
weiter an. So dürfen wir uns im Grunde ganzjährig an unseren
Lieblingen erfreuen und mit etwas Findigkeit
lässt sich in (fast) jedem Bundesland selbst bei
geschlossener Schneedecke eine mehr oder minder große Anzahl von
Weißstörchen beobachten.
Da wir ja weiter auf Sendung bleiben,
werde ich Sie über diese Entwicklung weiter auf dem Laufenden
halten und zu gegebener Zeit genauer darüber berichten. |
|
11. Sep. 05 |
Sie werden es mir nicht glauben! Der
Mosbacher Storch stakste auch heute Nachmittag durch die
überschwemmten Wörnitzwiesen, so dass davon auszugehen ist, dass er
eine weitere Nacht in seinem Nest zugebracht hat. Einen
nächtlichen Besuch dort musste ich aus Zeitgründen ausfallen lassen.
Die Nacht auf den heutigen Tag und die
frühen Morgenstunden waren geprägt von monsunartigem Regen,
der Wiesenflächen und auch den Bereich unseres Nestes zumindest für
kurze Nacht unter Wasser setzte. Die Regenfälle
sorgten letztlich dafür, dass die Mauserfedern, die unser
Schorsch als Abschiedsgruß ins Nest platziert hatte, verschwunden
sind. Nun präsentiert sich das Nest bis auf Weiteres ohne „störchische“
Reliquien.
Nest unter Wasser... |
...und wieder im Normalzustand |
|
|
12. Sep. 05 |
Leider gibt es im Augenblick wieder
Probleme mit dem Provider. Wegen Überlastung sieht
er sich nicht immer in der Lage, die Bildübertragung
aus dem Storchennest aufrecht zu erhalten. Das ist einerseits
sehr schade, andererseits lässt es sich im Augenblick eher
ertragen, da unsere Störche sich längst auf ihrer großen Reise
befinden und sich im Nest nicht mehr viel ereignet.
Da ist es wieder einmal angebracht, aus der
Lebensgeschichte eines weiteren Storches zu plaudern und
Ihnen damit ein Beispiel für interessante Ablesungen zu
geben. In diesem bewussten Fall sind es sogar mehrere
phantastische Ergebnisse, die man an einem einzigen
Storchenleben festmachen konnte.
Dabei handelte es sich um den Ringstorch
Radolfzell O..2469, den ich am 16. Juni 1979 in
Gunzenhausen, Landkreis Gunzenhausen-Weißenburg, beringte. Das
Nest mit vier Jungen befand sich damals auf dem Kamin der
ehemaligen Brauerei, die zum Gasthaus „Zur Post“ gehörte. Bei
Sanierungsarbeiten wurde das Gebäude samt Kamin im
Jahre 1990 entfernt. An seine Stelle trat das heute noch
existierende Nest auf dem Kamin der ehemaligen Brauerei Lehner, das
als Ersatz errichtet worden war.
Das erste Mal entdeckte ich Radolfzell
O..2469 im Jahre 1983. Mit vier Jahren interessierte
sich dieser Storch zusammen mit einem unberingten Partner für das
lange verwaiste Nest auf dem Stadttor von Freystadt im
Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz. Zu einer Brut kam es
nicht. Es stellte sich bei meinen Beobachtungen aber heraus,
dass es sich um ein Männchen handelte. Störche kehren
gerne in die weitere Umgebung ihres Geburtsnestes
zurück, so dass diese Ansiedlung etwa 50 Kilometer östlich
von Gunzenhausen nicht überraschte und sich durchaus im
Rahmen der Erwartungen bewegte. Als ich unseren Ringstorch im
nächsten Jahr jedoch als Brutstorch in seinem
Geburtsnest in Gunzenhausen wiederentdeckte, kam dies einer
Sensation gleich, denn noch nie zuvor und auch danach
bis zum heutigen Tag gab es diesen Fall ein weiteres Mal in
Bayern. Späteres Brüten im Geburtsnest muss deshalb für in Franken
geborene Störche als große Ausnahme gelten. In dichter
besiedelten Regionen mit mehreren Nestern in einem Ort kommen
Bruten im Geburtsort schon regelmäßiger vor, doch
muss man dabei auch die besondere Situation berücksichtigen.
Damalige Partnerin des Männchens war die Brandenburger
Ringstörchin, über die ich Ihnen im Tagebucheintrag vom 8.
September schon ausführlich berichtet habe. Das Paar begann
keine Brut, hielt aber das Nest ganzjährig besetzt. Ein Jahr später,
1985, stellte sich das gleiche Paar erneut in
Gunzenhausen ein und erbrütete erfolgreich 1 Junges. Im
nächsten Jahr blieb Radolfzell O...2469 verschwunden.
Es dauerte vier Jahre, bis die nächste sensationelle Ablesung
eintraf. Man hatte den Storchenmann 1989 weit ab
seines Geburtsnestes in Lenti, Kr. Zala in Ungarn als
Männchen eines dortigen Brutpaares abgelesen.
Leider ist nicht bekannt, wo er sich in den Jahren
dazwischen aufgehalten hat. Fest steht, dass der fränkische
Storch bei der Rückkehr aus dem Winterquartier
irgendwo hängen blieb. Ob er dabei gleich in Lenti landete
oder ob sich dieses weite Umsiedeln in mehreren Etappen abspielte,
kann nicht gesagt werden. Habe ich Ihnen bisher bei Umsiedlungen
Beispiele aufgezeigt, bei denen es sich immer nur um wenige bis etwa
50 Kilometer handelte, liegt hier ein Fall einer Umsiedlung
über eine Strecke von weit über 500 Kilometer
vor. Somit avancierte Radolfzell O..2469 zu einem Rekordhalter
in zweierlei Hinsicht. Erstens ist er der bislang einzige
bayrische Storch, der in seinem Geburtsnest später auch
selbst gebrütet hat und zweitens ist es der mit der
weitesten Umsiedlung aller bayrischen Störche. |
|
13. Sep. 05 |
Der Mosbacher Storchenmann ist
abgereist. Er hat nicht mehr im Nest übernachtet,
so dass er mit Sicherheit „on tour“ ist. Genau sechs Monate
hielt er seinem Brutort die Treue, nun wird er sich
ebenso lange an anderen Orten aufhalten.
Das Storchenjahr neigt sich mit
Riesenschritten dem Ende entgegen und es bleibt Zeit, an
die vielen Helfer zu denken, die seit einem halben Jahr
dafür gesorgt haben, dass Sie bestens informiert wurden und
die Übertragung aus dem Storchennest (fast) immer
reibungslos funktionierte. Ohne unsere Sponsoren wäre
überhaupt kein Bild zu sehen gewesen. Hier sind in erster
Linie der größte Energieversorger in Westmittelfranken,
N-ERGIE, zu nennen, der unsere Arbeit jedes Jahr mit
einem Zuschuss von 2.500 Euro fördert, ebenso der
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen, der uns mit 500 Euro
unterstützt sowie die Stadtwerke Dinkelsbühl, die die
Anschlussgebühr für die Telefonleitung sowie die DSL-Kosten
tragen. In Ihrem Namen an die Genannten ein herzliches Dankeschön!
In diesem Zusammenhang muss auch an Andreas Kamm mit seiner
Firma K & K Computersysteme gedacht werden, der sehr viel an
Zeit ehrenamtlich für die Storchensache opfert und uns
lediglich die Übertragungskosten, die bei seinem Provider
auflaufen, in Rechnung stellt. Dass wir seit der
Wiederaufnahme der Übertragung aus dem Storchennest im März,
also in genau einem halben Jahr, mit fast genau 500.000
Zugriffen aufwarten durften, stellt einen neuen,
überragenden Rekord dar, der uns Mut macht, ihn im nächsten
Jahr erneut brechen zu können.
Wenn sich unsere Planungen realisieren
lassen und sich die technischen Bedingungen deutlich
verbessert haben, sollte unsere Zielsetzung für das
kommende Jahr schon die Millionengrenze sein, das hieße,
eine erneute Verdoppelung der Zugriffszahlen. Rühren Sie
deshalb schon einmal im Winterhalbjahr kräftig die
Werbetrommel und weisen Sie auf unsere Website mit ihren
zahlreichen Informations- und Kontaktmöglichkeiten hin.
Bedanken möchte ich mich bei allen, die
mich im Laufe des Jahres moralisch unterstützt haben, wenn
der Gegenwind einmal zu heftig in mein Gesicht blies.
Danke sage ich auch allen Spendern, die mit ihrem Beitrag
dazu beigetragen haben, dass unsere Storchenbiotop in der
Wörnitzaue der Realisierung mit mächtigen Schritten
entgegengeht.
Bis zum heutigen Zeitpunkt steht Riva
aus Österreich in der Spendenliste mit der größten
Einzelspende ganz oben. Ihr fiele damit der von mir ausgelobte
erste Preis zu, der sie berechtigen würde, bei der
Storchenberingung in Dinkelsbühl im kommenden Jahr als
Ehrengast anwesend zu sein und Georg und Pauline einen Besuch
abzustatten. Nicht vergessen möchte ich auch all die anderen
Spender, die mit den unterschiedlichsten Summen geholfen haben,
unsere Ziele einer Lösung zuzuführen. Unten diesen Spendern
wird als zweiter Preis eine Einladung zu einer
Beringung an einem anderen Nest an Wörnitz oder
Altmühl sein.
Deshalb lohnt es sich, auch weiter fleißig
zu spenden, um sich die Möglichkeit eines Gewinnes
zu erhalten oder diese neu zu schaffen.
Der erste Schultag mit 25
Erstklässlern lässt mich ab heute wieder in das Schulleben
eintauchen. 25 erwartungsvolle, meist strahlende und
fröhliche Gesichter machen Mut, den gelegentlich Nerven aufreibenden
und anstrengenden Weg mit den Kindern gemeinsam anzugehen. Keine
andere Jahrgangsstufe in unserem Schulsystem kann mit einem derart
immensen Wissenszuwachs und mit so vielen neuen Erfahrungen
aufwarten. |
|
14. Sep. 05 |
Die Wahl für den „Deutschen
Tierschutzpreis“ geht in die letzte Runde! Nur noch bis
Freitag, den 16. September, ist eine Stimmabgabe
möglich. Wer sich unter den 10 Nominierten für Ihren
Tagebuchschreiber entscheiden möchte, sollte am besten unter der
Rufnummer 0190/241404 seine Stimme abgeben und als Kennwort auf
„FunkUhr“ verweisen.
Die gestrige Danksagung soll auch im
heutigen Tagebucheintrag ihre Fortsetzung finden. So
wäre manches überhaupt nicht möglich gewesen, hätte nicht die
großzügige und großartige Unterstützung durch die
Freiwillige Feuerwehr Dinkelsbühl stattgefunden. Ohne Günter
Rödel, dem kompetenten Fahrer und Fachmann für alle Fragen
rund um die 30- Meter- Drehleiter, wären die Beringung sowie
die Säuberung der Kamera nicht oder kaum möglich gewesen.
Richard Hoch von der FFW betätigte sich dabei als „Saubermann“.
Die Reihe der Danksagungen wird fortgesetzt.
Während sich das Nest erwartungsgemäß sehr
ruhig präsentiert, entwickelt sich das Gästebuch zu einer
regelrechten Börse moderner Dichtkunst. Es macht
Freude, die Einträge zu verfolgen.
Wir haben die Gedichte für Sie
hier zusammengestellt. |
|
15. Sep. 05 |
Es gibt immer noch Störche im westlichen
Mittelfranken. Von einer interessierten Einwohnerin
aus Windsfeld an der Altmühl zwischen Gunzenhausen uns
Weißenburg erhielt ich einen Anruf, dass sich in den Wiesen um den
Ort nach wie vor bis zu 8 Weiß- und zwei Schwarzstörche
aufhalten. Leider ist es mir aus zeitlichen Gründen momentan nicht
möglich, dort nachzusehen und die Zusammensetzung des Trupps genauer
in Augenschein zu nehmen.
Für einen abschließenden Bericht in
einer Werbezeitung der Region wurde am Nachmittag
kurzfristig eine Pressetermin vor dem Schaufenster der
Adler-Apotheke in Dinkelsbühl anberaumt. Dort wurde dem Bund
Naturschutz – und dies sogar schon seit Bestehen der Webcam –
erlaubt, mittels eines Fernsehgerätes die Bilder aus
dem Storchennest zu übertragen. Der Besitzer der
Apotheke, Herr Klaus Milz, verzichtet während der
Anwesenheit der Störche – das ist immerhin ein halbes Jahr – auf
einen Teil seiner Werbefläche für die gute Sache. Dafür möchte ich
ihm auch einmal von dieser Stelle aus herzlichst danken.
Darüber hinaus hatten sich auch Wolfgang Horlacher, Webmaster
und geduldiger Helfer in Sachen Gästebuch und vor
allem versierter „Aufbereiter“ der Tagebucheinträge
sowie Thomas Joas, Vorsitzender der Ortsgruppe
Dinkelsbühl und stellvertretender Vorsitzender der Kreisgruppe
Ansbach im Bund Naturschutz eingefunden. Gerade auch mein
Vornamensvetter versteht es in einmaliger Weise, seine
Kontakte spielen zu lassen und als „Anschieber“ im
Hintergrund der Storchensache bestens zu dienen. Für seinen
ehrenamtlichen Einsatz gebührt ihm schon längst einmal die
verdiente Anerkennung. Als letzter in der Runde
vervollständigte Ihr Tagebuchschreiber das illustre Quartett
vor dem Schaufenster der Adler-Apotheke.
Klaus Milz, Wolfgang Horlacher, Thomas
Ziegler, Thomas Joas
Die Auflösung meiner kleinen
Rätselaufgabe im Tagebucheintrag vom 29. August 2005
sei nicht länger verschwiegen. Wie die meisten bereits vermuteten,
führte mich der Ausflug ins romantische Rothenburg ob
der Tauber. Wenngleich diese Stadt im Landkreis Ansbach als
Inbegriff deutscher Romantik gilt und speziell bei
amerikanischen und japanischen Touristen verpflichtend auf dem
Reiseprogramm ihrer Europatour steht, braucht sich Dinkelsbühl
keineswegs hinter Rothenburg zu verstecken. Und außerdem gibt
es in der Stadt über der Tauber schon lange kein Storchennest
mehr! Wer dennoch einmal nach Franken fahren möchte, sollte sich
Rothenburg nicht entgehen lassen, dafür aber in Dinkelsbühl
sein Quartier aufschlagen. Die beigefügten Bilder sollen
Ihnen noch ein wenig Rothenburg näher bringen.
Kirche Sankt Jakob mit der großen
Rieger-Orgel
Heiligblutaltar von Tilman Riemenschneider mit dem Abendmahl
Einzug in Jerusalem aus dem Heiligblutaltar
Rathaus mit Rathausturm |
|
16.
Sep. 05 |
Auf
Regen folgt Sonnenschein! Diese häufig missbrauchte
Plattitüde fand am heutigen Tag am Storchennest ihre
Berechtigung. Kamera und Kameragehäuse widerstanden der nassen
Belastung und bald hatten sich die Regentropfen auf der
Frontscheibe wieder verflüchtigt und ließen der Sonne
den Vortritt.
Die
gestern erfolgte Verlängerung der Bildfrequenz auf 30
Sekunden konnte heute in Absprache mit unserem Techniker Andreas
Kamm wieder zurückgenommen werden. Es entstehen für ihn und
damit auch für den Bund Naturschutz keinerlei Mehrkosten, da
das Übertragungskontingent durch die schnellere Bildfolge
noch nicht ausgelastet ist und erst danach eine Verteuerung
eintreten würde. Genießen wir also weiterhin die „schnellen
Bilder“, kann uns doch dadurch fast nichts entgehen! |
|
17. Sep. 05 |
Das Regentief ist über Franken weiter in
Richtung Alpen gezogen. Mit einer Winddrehung auf
Nord floss in der Nacht und während des Tages
deutlich kühlere Luft in unseren Raum. In der Sonne ließ es
sich aber dennoch ganz gut Pause machen.
Das Dohlenvolk zeigte sich am
Vormittag von seiner besten Seite. Gleich mehrere
Exemplare der geselligen Rabenvögel interessierten sich
für unser Nest. Weshalb ein Exemplar es dabei auf das
Nistmaterial von Schorsch abgesehen hatte, leuchtet nicht
ganz ein, ist doch die Brutzeit auch bei Dohlen längst
Vergangenheit.
Ein flotter Zweier! |
Haltet den Dieb! |
Wer aber gedacht hätte, dass dies schon alles
gewesen sei, wurde am späten Vormittag eines Besseren belehrt. Die
Dohlen verkörperten dabei lediglich die Vorspeise
eines nachfolgenden Menüs der Extraklasse. Es stellte sich
nämlich ganz unverhofft Storchenbesuch ein! Dass so etwas
immer drin ist, bedeutet seit Jahren keine Überraschung mehr.
Wenn es aber passiert, ist die Freude dennoch kaum zu
beschreiben. Theo aus Chemnitz gelang es als
Einzigem (?) einen Schnappschuss zu liefern, auf dem ein
Storchenpaar zu sehen ist.
Theos perfekter Schnappschuss
Deutlich ist der Größenunterschied der
beiden Besucher zu erkennen, der den rechts
stehenden Storch als Männchen, den linken als
Weibchen ausweist. Bei Georg und Pauline allerdings war es genau
umgekehrt. Deshalb gelten solche Klassifizierungen eben nicht
uneingeschränkt.
Die Kamerauhr zeigte auf dem
Schnappschuss 10:33:28 Uhr. Zur gleichen Zeit hatte
Helga aus BW schon einen „Hilferuf“ an die
Storchengemeinde gesandt und ebenfalls die Beobachtung eines
Storchenpaares gemeldet. Danach ging es Schlag auf Schlag.
Alle Profi-Schnappserinnen erschienen auf der Bühne und freuten sich
gemeinsam an den unverhofften Bildern. Zum Glück gab es
solche, denn Ihr Tagebuchschreiber weilte in den wenigen
Minuten des Storchenbesuches in der Schule, um
Vorbereitungen für die nächste Woche zu treffen. Als ich wieder
vor den Computer trat, war der Spuk vorbei und nur die
Bilder in Gästebuch und Forum zeugten noch von
den aufregenden Minuten. Genauso wie viele von Ihnen
untersuchte ich die Schnappschüsse und machte für mich
Details darauf sichtbar. Ohne Frage handelte es sich bei den
beiden Störchen nicht um Georg und Pauline. Die sind
definitiv weg und werden, wenn überhaupt, erst mit Beginn des
Frühjahrs wiederkehren. Die Besucher waren auch keine
Jungvögel aus dem Geburtsjahrgang 2005. Wer sich
Schnabellänge und Beinfärbung genau betrachtet hat,
entdeckte dort nur Merkmale eines nicht diesjährigen Storches.
Der Größere der beiden Besucher hielt
sich nur knapp eine Minute am Nest auf. Danach war er
verschwunden und blieb dies auch für den Rest des Tages. Ob er
einen Ring trug, kann nicht mit 100%-iger Sicherheit gesagt
werden. Doch mit 99%-iger Sicherheit war er unberingt.
Das vermeintliche Weibchen dagegen trug einen Ring.
Dies steht zweifelsfrei fest. Die Art des Ringes
am linken Bein über den Zehen hat mich während des
Tages längere Zeit beschäftigt. Ein ELSA-Ring von
schwarzer Farbe mit weißer Beschriftung lag in unserem Falle
nicht vor. Solche Ringe werden von den Vogelwarten in
Deutschland und der Schweiz schon seit Jahren ausnahmslos verwendet.
In anderen Ländern werden oder wurden sie ebenfalls schon
eingeführt. Beringungsprojekte mit Weißstörchen in anderen
Ländern arbeiten fast ausnahmslos mit Kennringen, die über
dem Intertarsalgelenk im Bereich der Tibia angebracht
werden. Häufig treten dazu auch noch Farbringe oder „Zweitringe“
am anderen Bein. Beides liegt bei unserer Besucherin ebenfalls
nicht vor. Bei ihrem Ring handelt es sich eindeutig um einen
Aluring. In der Schweiz, in Schweden, in Frankreich wurden und
werden Aluringe ausnahmslos „oben“ am Bein angebracht
und so verfährt man auch sonst (fast) überall. Nach langem
Studium – dabei halfen Sie mir in großartiger Weise,
auch durch Vergrößerungen einiger Schnappschüsse – kam ich zu
einem vorläufigen Ergebnis.
Hier kann man den Ring gut erkennen... |
...und so ist es ganz optimal! |
Bei dem Aluring handelt es sich mit großer
Sicherheit um keinen Ring einer Vogelwarte. Diese
sind ausnahmslos höher, also größer dimensioniert, als der
hier vorliegende. Anfangs ließ ich mich eine Weile täuschen, weil
der Bereich knapp über den Zehen sehr hell und bekalkt ist und somit
einen größeren Ring vorgaukelte. Erst in der Vergrößerung kam
dann ein relativ schmaler Aluring zum Vorschein, wie ihn
Zoos und Gehegehaltungen verwenden. Diese sehr flachen
Ringe sind schwer ablesbar und dienen im Grunde
lediglich der entsprechenden Einrichtung als Besitznachweis.
Dies ist sehr schade, lässt sich aber im Moment auch nicht ändern.
So besuchte uns heute also zumindest ein Zoostorch. Das muss
aber automatisch nicht bedeuten, dass er sich nicht mehr
zum Zuge bewegen lässt. Es bleibt aber dennoch zu befürchten,
dass er im Winter irgendwo auftaucht und die Zahl der
auf Futter angewiesenen Störche erhöht, wenn er nicht schon
öfters an solchen Stellen aufgetreten ist.
Nach genau acht Minuten war der Spuk
des Storchenbesuchs vorbei. Auch die Ringstörchin schwang
sich vom Nest und kam nicht wieder.
Anders verhielt es sich da schon mit den
Dohlen. Sie belebten unser Nest bis in die
Abendstunden hinein und vollendeten den spannendsten Tag
seit dem Abzug unseres Georgs.
Auf der Sonnenterrasse |
Jetzt müssen wir aber heim! |
Das hat Appetit gemacht auf mehr und wer weiß?
Vielleicht erscheinen schon in den nächsten Tagen neue Besucher? Sie
wissen ja! Mit Störchen kann fast schon das ganze Jahr hindurch
gerechnet werden! |
|
18. Sep. 05 |
Kaiserwetter! Passend zum Wahlsonntag
überstrahlt die Sonne die größten Teile unserer Republik. Die
Nächte zeigen sich dagegen noch kühl und bringen in
ungünstigen Lagen sogar die Gefahr von Nachtfrösten mit
sich.
Während sich in Berlin eine schwierige
Regierungsbildung abzeichnet, ruht unser Nest im
Sonnenschein. Ein weiterer unverhoffter Storchenbesuch
blieb jedoch aus. Dafür interessierten sich erneut
Dohlen für die artfremde Behausung.
Dohlen auf Abwegen! |
|
19. Sep. 05 |
Zu Beginn der neuen Woche möchte
ich Sie ein weiteres Mal auf die Homepage der Gemeinde
Wittelshofen, rund 12 Kilometer von Dinkelsbühl entfernt,
verweisen. Wie Sie wissen kam es im dortigen Storchennest
Ende Juli zu einem Sturmereignis, bei dem einer der drei
Jungen abstürzte und sich verletzte. Nun wurde er vor
einer Woche in die „Storchenscheune“ nach Bornheim überführt,
von wo er dann im nächsten Jahr zu seinem ersten Flug
in den Süden starten kann. Herr Wölflinger, der
Verfasser des Tagebuches von Wittelshofen, sorgte selbst für den
Transport in die Pfalz. Der letzte Eintrag in seinem
Tagebuch erzählt über den momentanen Aufenthaltsort. Diesen
Bericht möchte ich Ihnen hier sehr ans Herz legen.
http://www.wittelshofen.de/stoerche/2005/storch5.htm |
|
20. Sep. 05 |
Es gibt einige Neuigkeiten über von mir
in diesem Jahr beringte Jungstörche sowie über den Zugweg
eines der beringten Altstörche der Region Westmittelfranken.
Aus den Meldungen wird erneut ersichtlich, dass doch das
Gros „meiner“ Störche auf der so genannten Westroute
sein Winterquartier ansteuert. Von dem Mosbacher Weibchen und
einem Mosbacher Jungstorch weiß ich schon aus den vergangenen
Jahren, dass sie die Wintermonate in Südspanien verbringen, also
auch in südwestlicher Richtung ihr Geburts- und Brutgebiet
verlassen. Nun liegen aus diesem Jahr weitere drei Ablesungen
von Jungen aus meinem Gebiet vor, die einen südwestlichen Abzug
belegen. So wurden jeweils ein Jungstorch aus dem Nest in
Ebermergen, Kr. DON und aus dem Nest in Triesdorf, Kr. AN
in einer Gruppe von 87 Weißstörchen am 28. August 2005 in
Ménières im Kanton Freiburg/Schweiz abgelesen. Ein Junges
aus dem Trommetsheimer Nest im Landkreis WUG an der Altmühl
befand sich am 4. September 2005 in einem Trupp von 27 Störchen in
La Rouvière at Domazan im Departement Gard in
Südfrankreich. In seiner Gesellschaft wurde noch ein weiterer
Ringstorch aus „meiner Feder“ abgelesen. Interessant hierbei ist
die Tatsache, dass es sich um das Weibchen des Paares
aus Ebermergen handelte. Dieser 2002 in Herrieden, Kr. AN
geborene Storch brütete heuer zum zweiten Mal erfolgreich in der
kleinen Gemeinde an der Wörnitz. Einer seiner Jungen zog
höchstwahrscheinlich ebenfalls in diesem Trupp, da er eine Woche
vorher aus in der Schweiz gemeldet worden war (siehe oben!). Die
neuen Ableseringe haben auf jeden Fall schon jetzt eine relativ
große Zahl von Lebendfeststellungen erbracht, die
Teile des Zugweges wunderschön erkennen lassen.
Solche detaillierten Erkenntnisse waren mit den alten Aluringen nur
sehr spärlich zu gewinnen und mehr auf Zufallsbeobachtungen
beschränkt. Die Erfahrung zeigt, dass es nicht bei den genannten
Ablesungen bleiben wird, sondern im Verlauf des Winterhalbjahres
noch die eine oder andere dazukommen wird. |
|
21. Sep. 05 |
Nach wie vor gibt es Störche. Ich
bekam abermals Nachricht aus Windsfeld in der Nähe von
Gunzenhausen. Dort hält sich nach wie vor mindestens ein Storch
auf. Nach anderen Angaben sind es sogar deren vier oder fünf. Am
Freitag werde ich der Sache persönlich nachgehen und mir selbst von
der Sachlage ein Bild machen. Auch bei Wittelshofen unweit
von Dinkelsbühl konnte Herr Wölfinger einen mit einen Aluring
gekennzeichneten Storch beobachten. Bei dieser Meldung
kam mir gleich einer unserer beiden Besucher am Storchennest auf dem
alten Rathaus in Dinkelsbühl in den Sinn. Der Kleinere, sicher das
Weibchen, trug einen schmalen Aluring über den Zehen. |
|
22. Sep. 05 |
Spätsommer in seinen schönsten
Ausführungen! Morgen beginnt der kalendarische Herbst
und dieser ist ja bekanntlich auch für den einen oder anderen
Sommertag gut. Genießen wir einfach gemeinsam diese Jahreszeit!
Mit etwas Glück dürfen wir bereits in fünf, spätestens jedoch
in sechs Monaten zum kalendarischen Frühlingsbeginn mit der
Rückkehr unserer Störche rechnen.
Mit dem Bürgermeister aus
Wolframs-Eschenbach konnte ich ein längeres Telefonat
führen. Nachdem die von der Stadt im Frühjahr angebrachte
Nisthilfe auf dem Dach des alten Rathauses von den Störchen
nicht angenommen wurde und diese ihr Nest auf dem nur
wenige Meter entfernten Kamin errichteten, wird nun in einer
weiteren Aktion, die noch in diesem Herbst steigen soll, das „Kunstnest“
einfach auf den Kamin umgesetzt. Dort brüteten auch die
letzten Störche von Wolframs-Eschenbach vor gut 35 Jahren das letzte
Mal. Werden die Störche im nächsten Jahr wiederkommen? |
|
23. Sep. 05 |
Herbstanfang mit allem, was dazu gehört.
Auf der einen Seite hüllten morgendliche Nebelfelder das Nest
ein, auf der anderen überstrahlte die Sonne eine noch
sehr ansehnliche Storchenburg. Dabei gab es zu jeder
Tageszeit reichlich Dohlenbesuch, ansonsten zeigten sich
keine Interessenten am Nest.
Am Nachmittag startete ich zu einer
Rundfahrt entlang von Wörnitz und Altmühl. Die erhofften
Storchensichtungen gelangen mir dabei aber nicht. Das muss dennoch
nicht heißen, dass es keine Störche mehr gibt. Ich bekam sie trotz
großer Bemühungen eben nur nicht vor meine Augen. |
|
24. Sep. 05 |
Zwischen Ruffenhofen und Wittelshofen
an der Wörnitz, so wurde mir berichtet, soll sich dagegen zur Zeit
ein Einzelstorch aufhalten. Thomas Joas konnte ihn heute dort
beobachten. Ebenso unterrichtete mich eine Bewohnerin von
Wittelshofen darüber, dass der genannte Storch am Abend das Dach
der Kirche zum Übernachten aufsucht. Näheres wird in den
nächsten Tagen zu diesem Punkt folgen.
Prachtvolles Herbstwetter
mit strahlendem Sonnenschein und Temperaturen von über 20
Grad verschönten auch diesen Tag und ließen abermals den Wunsch
aufkommen, es möge noch ein Weilchen so weitergehen. Als sich der
dichte Morgennebel verzogen hatte, statteten die Dohlen
des nahen Münsters den einen oder anderen Anstandsbesuch am
Nest ab.
|
|
25. Sep. 05 |
Es gibt sie noch, die Störche!
Wie gestern angedeutet, konnte ich den gemeldeten Adebar
in Wittelshofen entdecken. Er stand kurz vor Einbruch
der Dämmerung tatsächlich auf dem Dach der Kirche der
kleinen Wörnitzgemeinde und richtete sich zur Übernachtung ein. Die
Spuren auf dem Dach unterhalb der
Übernachtungsstelle verrieten, dass er dort schon viele Tage
genächtigt haben musste. Mein erster Blick galt den Beinen und einem
eventuell vorhandenen Ring. Deshalb schoss ich nur mal schnell ein
Belegfoto und achtete dabei weniger auf eine
ansprechende Gestaltung des Motivs. Deshalb muss ich
mich für die schlechte Qualität und die unausgewogenen
Bildkomposition etwas entschuldigen. Da ich aber mit einem noch
längeren Verweilen des Storch an dieser Stelle rechne, gelingen mir
vielleicht noch attraktivere Fotos.
Storch auf dem Kirchendach in Wittelshofen
Natürlich trug Adebar auch noch einen
Ring. Deshalb widmete ich mich über eine halbe Stunde –
inzwischen war es so gut wie dunkel geworden – seiner
Identifizierung. Es handelte sich dabei um keinen Ring
einer Vogelwarte. Solche Ringe sind in der Regel mindestens
zwei Zentimeter, in den meisten Fällen drei Zentimeter hoch. Der
vorliegende Ring dagegen hatte gerade mal eine Höhe von
5 Millimetern, war rechts über den Zehen angebracht und aus
Aluminium. Solche Ringe werden von Privatzoos oder mehr oder
weniger dubiosen Einrichtungen ähnlicher Provenienz verwendet.
Drei Großbuchstaben sowie drei Ziffern sind alles, was
dieser Ring an Information hergab. So wird er sein
Geheimnis wohl für alle Zeiten behalten und es wird
nicht zu ermitteln sein, von wem und wo der Ring angelegt
wurde. Der Ring erinnert stark an einen der Besucher unseres Nestes
vom 17. September, doch dieser trug einen ähnlichen Ring am linken
Bein.
Und dennoch gibt es über den Gast auf
dem Wittelshöfer Kirchendach schon eine kleine
Lebensgeschichte. Da der Ring so einmalig ist und
eigentlich auch ohne Ablesung ein eindeutiges
Unterscheidungsmerkmal darstellt, kann ich sagen, dass mir
dieser Ring und damit auch unser Gast auf dem Dach schon im Frühling
und Sommer vor die Linse meines Fernglases und Spektives gekommen
ist. Ich spreche vom weiblichen Partner des Storchenpaares
aus Großenried im Landkreis Ansbach, das sich heuer
regelmäßig dort zeigte, nachdem das Nest 1999 letztmalig besetzt
war. Mitte August konnte ich das Paar in Großenried persönlich noch
beobachten. Während das Männchen offenbar den Zug nach Süden
angetreten hat, verblieb das Weibchen in seinem weiteren
Brutgebiet und besetzt nun das 16 km von Großenried entfernte
Kirchendach in Wittelshofen. Ganz offensichtlich spricht die
Herkunft dieses Storches dafür, dass er in seinem mindestens
zweijährigen Leben noch nie in Richtung Winterquartier
aufgebrochen ist und dies auch in diesem Jahr so zu halten scheint.
Er wird dann auch an einer Futterstelle den Winterverbringen oder an
seinen Herkunftsort zurückkehren.
Aus Anlass meiner heutigen Beobachtungen mit
dem „besonderen Ring“ möchte ich eine kleine Ringkunde
anfügen, die Ihnen zeigen soll, welch gewaltigen Fortschritte in
dieser Beziehung in den vergangenen 10 Jahren stattgefunden haben.
Das erste Foto zeigt die Ringe in der Reihenfolge ihrer Besprechung
von links nach rechts.
ELSA-Ring, Vorgängermodell der ELSA-Ringe, Zooring und ganz alte
Vogelwartenringe, Ring eines Privatzoos und anderer Gehegehaltungen
Die neuen, gut ablesbaren ELSA-Ringe
haben einen Höhe von etwa 34 mm. Ihre
kontrastreiche, schwarzweiße Färbung lässt hervorragende
Ableseergebnisse zu. Solche Ringe mit variierenden
Beschriftungen werden seit wenigen Jahren generell in den
meisten Gebieten, in denen Störche beringt werden, verwendet. Rechts
daneben sehen Sie einen Ring der Vogelwarte Hiddensee, wie er
bis Anfang des neuen Jahrtausends allgemein Verwendung
fand. Auch andere Vogelwarten in Deutschland und angrenzenden
Ländern setzten über viele Jahre „baugleiche“ Kennringe ein. Sie
waren und sind 30 mm hoch, sind mit viel Geduld relativ
gut ablesbar, bieten aber sehr viel weniger Kontraste.
Detailaufnahme der beiden ersten Ringtypen
Der dritte Ringtyp ist der, der in der
Frühzeit der Vogelberingung zum Einsatz kam und bei
einzelnen Vogelwarten bis in die 80er Jahre Verwendung fand.
Auch der abgebildete Ring des Zoos in Nürnberg ist diesem
Typ zuzuordnen. Er ist 15 mm hoch und schon allein
deshalb äußerst schwer lesbar. Man bedenke nur, dass die
aufgebrachte Beschriftung in Form von Zahlen eine Höhe von 5 mm, in
Form von Buchstaben eine solche von 3 mm erreicht. Bleibt noch als
vierte Variante der von mir an unserem Gast in
Wittelshofen beschriebene Ringtyp. Er erreicht lediglich
eine Höhe von 5 mm, die aufgebrachte „Inschrift“ ist
gerade mal 3 mm hoch. Da sich auf diesen Ringen keine
Ringinschrift befindet, die auf die Herkunft verweist, ergeben sich
in diesen Fällen keine Angaben zu Geburtsort und Alter des Vogels.
Den abgebildeten Ring trug unser erstes Storchenweibchen,
das aus dem Zoo in Rheine stammte. Nachdem es in der
Kläranlage in Dinkelsbühl den Tod gefunden hatte,
entfernte ich den Ring vom Kadaver. Im Falle der Störchin half ein
zusätzlich angebrachter Ring der Vogelwarte Helgoland ( vom Typ her
dem zweiten Ring von links zuzurechnen) die Identität zu ermitteln.
Allein über den schmalen Ring des Zoos wäre eine Identifizierung
sicher nicht gelungen.
Ringtyp 3 und 4
Während des Tages blieb es in Dinkelsbühl
auch am Nest ziemlich ruhig. Gelegentliche
Dohlenbesuche müssen da allerdings ausgenommen werden.
|
|
28. Sep. 05 |
Die geplanten Neuerungen für das
nächste Jahr wurden heute erstmals im Team der
„Storchenkamera“ angedacht und teilweise bereits auf
den Weg gebracht. Nun liegt es in erster Linie an unserem
Cheftechniker Andreas Kamm von
K&K Computer Systeme,
die Planungen auszuarbeiten und schließlich
umzusetzen. Mit beratend tätig sind und waren Thomas
Joas, Vorsitzender der Ortsgruppe Dinkelsbühl im Bund
Naturschutz, Wolfgang Horlacher, Webmaster, sowie Thomas
Ziegler, Tagebuchschreiber und Professor für Storchologie
(Attribut verliehen von der Gästebuchgemeinde). Wenn alles –
es ist natürlich auch eine finanzielle Angelegenheit –
umsetzbar ist, was da so möglich ist, dann können Sie sich schon
jetzt auf die neue Saison freuen und ich kann Ihnen
versichern, dass Sie sich dann (fast) nicht mehr vom
Storchennest losreißen können.
Nachdem ich Ihnen am 25. September von
einem späten Gast auf der Dorfkirche von
Wittelshofen ausführlich berichtet habe, erhielt ich heute
erneut Kunde von einem weiteren Storch im Landkreis
Ansbach, der es vorgezogen hat, hier die Stellung zu
halten und auf einen Flug in südlichere Gefilde zu
verzichten. Nachdem das Nest in Neunstetten an der
Altmühl den ganzen Sommer über – von wenigen Kurzbesuchen
abgesehen – leer stand, stellte sich Anfang September ganz
unerwartet doch noch Storchenbesuch ein. Und dieser
Besucher weilte auch an diesem Abend und übernachtete
in dieser Nacht im Nest an der Hauptstraße von
Neunstetten bei Familie Rupprecht. Ich werde demnächst
einen Ausflug dorthin unternehmen und danach
ausführlich Bericht erstatten.
Vom Nest in Dinkelsbühl kann
dagegen (leider) nur weiterer Dohlenbesuch vermerkt werden.
|
|
30. Sep. 05 |
Fahre am Abend an die Altmühl!
Zuerst geht es nach Neunstetten. Der Tag verlief vom
Wetter betrachtet noch einmal reichlich sonnig und
angenehm. Für das Wochenende stehen im Süden der
Republik regnerische und herbstlich kühle Zeiten
bevor, die Freilandunternehmungen weniger angenehm werden lassen.
Um 18:20 Uhr erreiche ich den kleinen Ort an
der Altmühl nicht weit von Ansbach entfernt. Der
Übernachtungsgast hat sein Domizil um diese Zeit noch nicht
aufgesucht, doch deutliche Spuren unterhalb des Nestes
belegen mir seine regelmäßige Anwesenheit.
Adebar noch nicht da!
Da es noch längst nicht dunkel ist, begebe ich
mich im Umfeld des Nestes auf die Suche nach Meister
Adebar. Nach kurzer Zeit werde ich südlich des Ortes
fündig. In einer Wiese steht der Storch in voller
Größe. Ein Blick durchs Fernglas zeigt mir schnell, dass er
keinen Ring trägt. Also kann ich mir den langwierigen Prozess
einer Ringablesung wenigstens ersparen. Als ich mich
vorsichtig nähere, fliegt der späte Besucher auf und entschwindet
meinen Blick. So beziehe ich Stellung am Nestgebäude,
um den Anflug mitzubekommen. Der findet dann kurz vor 19
Uhr auch statt. Der unberingte Storch zupft ein wenig an
„meinem“ Nistmaterial, das ich Ende März nach dem Brand des Nestes
neu eingebracht hatte und richtet sich danach für die Nacht ein.
Nestbesucher ist gelandet!
Da wird noch Ordnung gemacht
Wie lange wird es dieses Bild noch geben?
Ich nutze die Gelegenheit, die noch
fehlenden 6 Kilometer bis Leutershausen zu fahren und sehe im
letzten Licht des Abends auch dort einen Storch im
Nest liegen. Eine Ringkontrolle verbietet sich aus
verschiedenen Gründen im Augenblick. Deshalb kann ich Ihnen noch
nicht mitteilen, ob es sich hierbei um das schon vielfach
überwinternde, 21-jährige Elsässer Weibchen des dortigen Brutpaares
handelt. Auf jeden Fall gibt es im Augenblick allein im Landkreis
Ansbach noch mindestens drei ausharrende
Störche. Ich verspreche, die Situation weiter im Auge
zu behalten und darüber immer wieder einmal Bericht zu
erstatten. |
|
01. Okt. 05 |
Die Preisverleihung
Verliehen ist der Tierschutzpreis!
Wer ihn gewonnen, ich nicht weiß.
Da keiner sich an mich gewandt,
fuhr ich auch nicht zur Waterkant.
Ich bin nicht traurig, auch nicht böse,
denn Tierschutz braucht kein groß Getöse.
Drum mach ich weiter meine Sach,
bring Meinung unter Dach und Fach.
Der Storch von alledem nichts weiß,
er fliegt heran und fort, ganz leis.
Im Frühjahr wird er wiederkommen,
auch wenn den Preis ich nicht gewonnen.
Vor allem Nina ist es zu verdanken,
dass ich meinen ersten lyrischen Versuch im Tagebuch wage und
somit einer vor einigen Wochen geäußerten Bitte
nachkomme. Ich verknüpfe damit auch die Antwort auf Ihre
Fragen, was denn aus meiner Nominierung zum Deutschen
Tierschutzpreis geworden ist?
Aus vielen Hunderten von Vorschlägen
kam ich in die engere Auswahl und wurde für den genannten
Preis nominiert. Da waren es nur noch 10. Diese 10 wurden in
zwei Ausgaben der Fernsehprogrammzeitschrift „FunkUhr“ einem
breiten Publikum vorgestellt und zur Wahl unter den Lesern
ausgeschrieben. Einsendeschluss für die Stimmabgabe per Telefon oder
Postkarte war der 16. September.
Danach erfuhr ich bis zum heutigen Tag
nichts mehr. Weder telefonisch noch über den Postweg erhielt
ich Nachricht, was aus der Wahl und meiner Nominierung
geworden ist. Da die Preisverleihung für den heutigen
1. Oktober in Bremen angesetzt war und alle Gewinner nach
dorthin eingeladen werden sollten, schließe ich, dass ich
nicht zu den Auserwählten gehörte. Sollte sich in den
nächsten Tagen noch etwas in dieser Angelegenheit ergeben, werde ich
Sie selbstverständlich darüber unterrichten.
Petrus vergoss als einziger darüber
bittere Tränen und hüllte Nest und Stadt in einen milchigen
Schleier, den nur die Dohlen ab und zu zu durchbrechen wagten.
Wer dabei das Haus verließ, war selber Schuld. Ich hielt mich an
diese Maxime und verschob anstehende Außenarbeiten auf einen der
kommenden Tage.
Es gibt sie weiter: Die Dohlen!..
Am Tag als der Regen kam! |
|
03. Okt. 05 |
Das lange Wochenende fiel im wahrsten
Sinne des Wortes ins Wasser und erinnerte von der Stimmung
eher an ein solches im November. Ich besuchte dennoch
zwei Storchenorte, denen ich bereits am 30. September meine
Aufwartung gemacht hatte und die mich mit der Sichtung zweier
Störche belohnt hatten. Heute wurde das Ergebnis aus
der Vorwoche sogar noch übertroffen. Doch nun der
Reihe nach.
In Neunstetten, meiner ersten Station,
fiel mir schon von Weitem ein Adebar auf, der sich statt auf
dem vorhandenen Nest auf dem First des ehemaligen
Pfarrhauses niedergelassen hatte. Die Spuren am Dach
verrieten mir gleichzeitig, dass er diesen Ruheplatz
regelmäßig nutzte. Auch auf anderen Gebäuden des Ortes
gab es solche eindeutigen Spuren. Das Nest hatte zur gleichen
Zeit, anders als am Freitag, keinen Besucher aufzuweisen. Ich bin
mir aber sicher, dass es sich bei dem heutigen Gast um denselben
Storch handelte, gab es auch bei diesem keinen Ring zu
bestaunen. Nach einer Weile flog Adebar ab und entschwand meinen
Blicken.
Besucher auf dem Pfarrhaus
Danach ging es die sechs Kilometer
weiter nach Leutershausen. Zu meiner Überraschung
standen zwei Störche in den Altmühlwiesen vor dem Ort.
Mein Spektiv verhalf mir in kurzer Zeit, die Identität
der beiden Störche zu klären. Es handelte sich ganz eindeutig
um das Paar, das heuer in Leutershausen gebrütet
und ein Junges zum Ausfliegen gebracht hatte. Dass das Weibchen
– es stammt aus dem Elsasss und ist 21 Jahre alt – seine
Überwinterungsabsicht abermals unter Beweis stellen will,
überraschte mich nicht. Dass aber auch das erst
dreijährige Männchen, von mir im Jahre 2002 in Wassertrüdingen
beringt, es seiner Partnerin gleichtun will, überraschte mich
nun schon etwas. Es beweist erneut meine These, wie leicht
zugfähige Störche durch „alte“ Überwinterer am Wegzug
„gehindert“ werden. So wächst jedes Jahr bundesweit
die Zahl der Zugversager unter den Störchen. Werden
dann noch Futterstellen angeboten, wird eine natürliche
Auslese selbst in der nahrungsknappen Zeit unterbunden
und es kommt kaum noch zu Verlusten. Deshalb möchte ich noch einmal
an meine Haltung, die sich mit den großen
Naturschutzverbänden deckt, erinnern und dazu aufrufen,
die Winterfütterung von Störchen zu unterlassen. Nur
so wird sich eine weitere Steigerung der Überwinterungszahlen
verhindern lassen.
Während das Paar eifrig und erfolgreich der
Mäuse- und Regenwurmjagd nachging, gelangen mir einige Bilder
aus dem Lebensraum und die Ablesung der beiden
Ringträger war ein feines Nebenprodukt meiner Geduld.
Noch herrscht kein Nahrungsmangel!
Am Nest in Dinkelsbühl erfreuen
uns nach wie vor die Dohlen, von denen es am Tag der
Deutschen Einheit reichlich zu bestaunen gab.
Dohlenbesuch
Während der nächsten Wochen wird es
vielleicht interessant sein zu verfolgen, wie stark das Nest
durch die Witterungseinflüsse an Substanz verliert.
Der Eintrag vom 15. September wurde übrigens nun noch mit einem Foto
versehen. Bei Interesse blättern Sie bitte zurück. |
|
04. Okt. 05 |
Heute erhielt ich einen freundlichen Brief
von der Chefredaktion der FunkUhr, den ich Ihnen als
zusätzlichen
Lesestoff beilege.
In ihm wird mir und uns mitgeteilt, dass
unsere Initiative „Storchenkamera Dinkelsbühl“ bei der Wahl
zum Deutschen Tierschutzpreis nicht mehrheitsfähig
war. Das ist schade, können die ausgelobten Preisgelder somit
nicht in die Verbesserung der Kameratechnik
investiert werden. Ich weiß mich aber bei Ihnen, liebe Besucher der
Website „storch24“, in besten Händen und kenne Ihre
Spendenbereitschaft, wenn es wie zuletzt um die Sicherung
des Lebensraumes unserer Störche ging.
Bis zum nächsten, ähnlich gelagerten Projekt
möchte ich einen Aufruf starten, in dem ich Sie um die
Bereitstellung kleinerer und größerer Spenden ersuche.
Der erste Gewinner beim Deutschen Tierschutzpreis erhielt 3000 Euro,
die zweiten und dritten Preisträger entsprechend 1500 und 500 Euro.
Wie wäre es, wenn sich durch meinen heutigen Aufruf Spenden
in ähnlicher Größenordnung erzielen ließen, die
unserer Technik sowie der Sicherung der Übertragungskosten in
der kommenden Saison zufließen würden. Lassen Sie uns einen
Versuch wagen! Ich zähle auf Sie! |
|
18. Okt. 05 |
Vierzehn Tage ohne einen neuen
Tagebucheintrag sind inzwischen vergangen. Es lag schlicht und
einfach daran, dass sich keine erwähnenswerten Neuigkeiten
ergeben hatten. Das Wetter verlief während des gesamten
Zeitraums ohne einen Tropfen Regen mit Sonnenschein
fast rund um die Uhr, einige morgendliche Nebelfelder einmal
ausgenommen. Das Gästebuch hat sich in der
Zwischenzeit zu einer echten Sammelstelle von
Dichtern und Denkern
gemausert. Da ist es mir nicht bange, dass es uns während der
storchenlosen Zeit langweilig wird, zumal auch noch unser Webmaster
seine Entdeckung auf der Fürther Kerwa veröffentlicht: das
Storchenbuch
der Maischule Fürth aus dem Jahr 2000.
Die Planungen für die nächste
Storchensaison sind angelaufen und treten demnächst in
ihre konkrete Phase ein. Auch die Stadt Dinkelsbühl
hat in Erwartung großzügiger Zuschüsse Planungen eingeleitet,
die einen Umbau des alten Rathauses in ein
historisches Museum vorsehen. Inwieweit dadurch auch das
Storchennest selbst sowie die Übertragung der Bilder
betroffen sein werden, kann vorerst noch nicht gesagt werden.
Eine Deckungslücke von etwa einer Million Euro muss erst noch
geschlossen werden, ehe das Projekt spruchreif wird. Der
Beginn der Bauarbeiten soll aber bereits im nächsten
Jahr erfolgen. Warten wir ganz einfach den Gang der Dinge ab,
vielleicht muss man das Projekt ja zurückstellen oder sogar zu den
Akten legen.
Einige Schnappschüsse aus den
vergangenen beiden Wochen sollen die Highlights am
Nest zeigen, Dazu gehörten auf alle Fälle malerische
Nebelbilder aus den Morgenstunden sowie eine
Großkundgebung unseres Dohlenvolkes. Solche Bilder
kannten wir bisher nur aus dem Frühjahr. Während des
Nestbaus der kleinen Rabenvögel bevölkerten dann schon häufiger
mehr als fünf Dohlen das Storchennest und sorgten durch
intensiven Diebstahl von Nistmaterial, dass sich die
Wohnung Adebars deutlich verkleinerte.
Dohlenduo
im Nebel |
Morgendliche Kälte hat ihre
Spuren am Nest hinterlassen |
Heute kann man sich im Nebel fast verstecken... |
...oder doch lieber ganz schnell davonfliegen! |
Full house! Herbstrekord! |
In den letzten Tagen erhielt ich
Nachricht von einer weiteren Storchensichtung, diesmal
aus Herrieden. Ein neuer Bewohner hält dort Nest und
Umgebung besetzt.
Der Gast auf dem Herrieder Storchenturm
Die räumliche Nähe zur Beobachtung eines
Weißstorchs in Neunstetten lässt auf dasselbe Individuum
schließen. Bei meinem heutigen Besuch konnte ich diese Annahme
bestätigen. Während auf dem Storchentor von Herrieden ein
unberingter Storch zur Übernachtung einschwebte, blieb
das benachbarte Nest in Neunstetten am Abend
unbesetzt. Offenbar gab es zwischen den beiden Orten
einen Platztausch. Auch von Aurach wurden in letzter
Zeit Sichtungen eines Kinderbringers gemeldet. Das
Dach unterhalb des Rathausnestes von Aurach zeigte mir
heute, dass die Angaben zutreffend sind, denn die weißen
Kotspuren hatten sich seit meinem letzten Besuch deutlich
vermehrt.
Da gab es aber zuletzt weiteren Storchenbesuch!
Allein diese Tatsache verrät einen
Besucher, auch wenn es von ihm am heutigen Abend keinen Sichtkontakt
zu vermelden gab. Ich möchte in diesem Zusammenhang nicht
ausschließen, dass auch im Auracher Fall dasselbe Individuum
beteiligt ist.
Anders verhält es sich in Leutershausen, einige Kilometer
weiter altmühlaufwärts. Zuletzt traf ich am 3. Oktober
das Brutpaar vor den Toren der Stadt an. Ein sehr später
Zeitpunkt, wenn man bedenkt, dass das Männchen des Paares,
ein dreijähriger Ringstorch, in seinem ersten Lebensjahr über die
Schweiz abzog und den zweiten Sommer in Oberitalien
verbrachte. Inzwischen scheint er es aber doch vorgezogen zu
haben, das Feld zu räumen, denn heute traf ich nur noch auf
seine 21-jährige französische Partnerin, von der eine
Überwinterung bereits seit Jahren nichts Unbekanntes darstellt.
Zunächst konnte ich die Elsässerin auf einer Wiese
längere Zeit beobachten. Sie hielt dort engen Kontakt zu
einem Traktor, dessen Fahrer eifrig bemüht war, den letzten
Grasschnitt durchzuführen. Als Nebenprodukt dieser Tätigkeit fielen
für die Storchendame zahlreiche Mäuse an. Nach
Einbruch der Dunkelheit war sie in ihr Nest zurückgekehrt
und verlebte so eine weitere Nacht ohne Nahrungssorgen.
Nahrung im Überfluss
|
|
|
Bitte unterstützen Sie unsere
Spendenaktion zum
Erhalt und die Verbesserung des Lebensraumes der
Lebensgemeinschaft „Flussaue“
|
|
|
Und noch zwei
kleine Hinweise in eigener Sache:
- Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und
Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und
Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote
des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach
finden Sie hier:
Kinderzeit
|
|
Translate this page with altavista BABEL FISH
Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere
Spenden
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
|