Storchenkamera
 
Storchentagebuch 2005
...was bisher geschah

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Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
1905-2005 Rotary internat. 100 Jahre

Teil 1

06. Mrz 05

Ihr Tagebuchschreiber eröffnet heute eine neue Tagebuchausgabe für das Jahr 2005. Es ist bereits die fünfte einer sehr erfolgreichen Serie, in der Sie, lieber Leser, fast alles über die Geschehnisse rund um unser Storchennest erfuhren und darüber hinaus umfangreich über die biologischen Zusammenhänge verschiedener Abläufe im Leben der Vögel, speziell des Weißstorches, erfuhren. In diesem Zusammenhang wurde nichts beschönigt und ab und zu auch kontrovers diskutiert. Dies wird auch in dieser Brutzeit so bleiben. Im ersten Jahr der Übertragungen aus dem Storchennest im Jahre 2001 – die Kamera ging Mitte Mai online – waren Sie erst gegen Ende der Brutzeit Zeuge des Geschehens und mussten dabei auch erleben, dass ein Elternteil eines der ursprünglich drei Jungen im Alter von zweieinhalb Wochen aus dem Nest warf. Ohne jede Vorwarnung, aber keineswegs überraschend, vollzog sich damals der Akt des „Kindermordes“. Zwei Junge flogen danach im August gesund und munter aus. Das zweite Jahr wartete mit einer weiteren Variante des so reichhaltigen Storchenlebens auf. Wegen einer verspäteten Ankunft im Jahre 2002 Ende Mai kam es bei Anwesenheit eines Paares zu keiner Brut mehr. Das Jahr 2003 glänzte dann mit einer reibungslosen und überaus erfolgreichen Brutzeit. Ohne Zwischenfälle durften wir damals das Heranwachsen und die glückliche Aufzucht von vier Jungen erleben. Ähnliches durfte man auch im Vorjahr erhoffen, doch vielen sind die dramatischen Ereignisse des 13. Mai 2004 noch in lebhafter Erinnerung. Mitten im Brutgeschäft wurde das aus vier Eiern bestehende Gelege von einem fremden Storch nach heftigen Kämpfen zerstört. Das beringte, zweijährige Weibchen des Dinkelsbühler Paares verließ vier Tage später Gemahl und Nest und wurde nicht mehr gesichtet. Der Single-Mann blieb seiner Brutstätte treu und zog am 21. August ab. Danach blieb das Nest leer.

Und nun beginnt eine neue Brutzeit. Was wird sie uns bringen? Allein die letzten vier Jahre bieten eine reichhaltige Palette an Möglichkeiten. Stellen Sie sich auf eine ein. Natürlich könnte es auch einmal ganz schlecht kommen und das Nest – von gelegentlichen Besuchen abgesehen – verwaist bleiben. Vielleicht haben Sie in den letzten Tagen im Gästebuch Meldungen gelesen, dass trotz des winterlichen Wetters bereits Störche an ihren Nestern eingetroffen sind. Im Landkreis Ansbach kann die Stadt Leutershausen seit zwei Wochen mit einem Storch aufwarten. Da er beringt ist, weiß man, dass er einer Storchenaufzuchtstation im Elsass entstammt und bereits seit mehreren Jahren mehr oder weniger vor Ort überwintert hat. Er fehlte eigentlich in diesen Jahren nur immer acht bis zwölf Wochen und sorgte in der übrigen Zeit für große Aufregung und manch hektische Aktionen. In Afrika hat er sicher noch nie überwintert. Selbst Spanien dürfte für ihn schon zu weit sein. Bliebe lediglich seine Geburtsheimat oder ein anderer Ort, an dem solche Winterstörche auf Teufel komm raus gefüttert und damit unnötigerweise vom Menschen abhängig werden. Adebar dankt diese Hilfsbereitschaft durch regelmäßige Nutzung solcher Futterstellen, auch über Jahre hinaus. Speziell im benachbarten Baden-Württemberg und auch im Raume Erlangen ist für Winterstörche der Tisch reichlich gedeckt.

Die Vorbereitungen für eine Fortsetzung der Übertragung aus dem Storchennest ins Internet laufen. Nur will ich nicht jetzt schon Versprechungen machen, die später nicht mehr haltbar sind. Doch sieht es nach dem bisherigen Stand der Dinge so aus, dass innerhalb der nächsten Woche wieder Live-Bilder aus Dinkelsbühl über die Monitore unserer Sehergemeinde flimmern werden. Schauen Sie einfach ab sofort mindestens täglich auf unsere Website und seien Sie von Anfang an dabei. Ihr Tagebuchschreiber wird auch in dieser Brutzeit versuchen, Sie auf dem Laufenden zu halten. Der Umfang der Einträge wird sich – vieles ist ja auch schon mehrfach niedergeschrieben – etwas reduzieren und ob es jeden Tag einen neuen Eintrag gibt, werde ich auch nicht garantieren. Eines steht aber fest: Sie werden nichts verpassen und ich werde mich etwas zurücknehmen. Das Team hinter den Kulissen hat sich seit dem letzten Jahr nicht verändert. Wolfgang Horlacher wird als Webmaster wieder dafür sorgen, dass alles, was ihm der Tagebuchschreiber liefert, postwendend ins Netz gestellt wird und Andreas Kamm, unser Techniker, wird seine Fähigkeiten einsetzen, dass wir auch im Jahre 2005 eine so treffliche Übertragung hinbekommen wie 2004. Die Taktfrequenz der Übertragung sollte sich abermals im niedrigen Sekundenbereich abspielen. Nun wünsche ich uns einen erfolgreichen Start ins Storchenjahr 2005, überwiegend positive Beobachtungen und schöne Erlebnisse mit einem sich hoffentlich bald einstellenden Paar. Und wenn es damit nicht klappt, werde ich schon dafür sorgen, dass die Wartezeit für Sie nicht zu lange dauert.

 
13. Mrz. 05

Die erste erfreuliche Nachricht und die, die Sie wahrscheinlich am meisten interessieren dürfte, darf ich an den Anfang meines heutigen Berichtes setzen. Wenn alles klappt, sollten morgen die ersten Bilder live aus dem Dinkelsbühler Storchennest übertragen werden. Andreas Kamm, verantwortlich für die Übertragungen aus der Kinderstube der Störche, unternimmt am Montag die letzen Arbeiten. Danach sind wir ein weiteres Mal mittendrin und werden jeden Tag mit Spannung auf das im Augenblick tief verschneite Nest blicken, bis sich in nicht allzu ferner Zukunft störchisches Leben im Nest regt. Meine Hoffnungen diesbezüglich stützen sich auf das Eintreffen der ersten Störche in den Nachbarnester Dinkelsbühls. So erschien am 8. März in Weiltingen an der Wörnitz der erste Storch, am 11. März ereignete sich das Gleiche auch in Mosbach am Oberlauf der Wörnitz und rund 10 Kilometer von Dinkelbühl entfernt. Da zwischen den genannten Orten und unserem Nest in Dinkelsbühl schon seit Jahren ein enger Kontakt besteht und Störche, die dort gebrütet haben auch schon in Dinkelsbühl gesichtet wurden, hoffe ich, dass die Bilder demnächst laufen und wir alle von Anfang an dabei sind.

 
Noch fehlt der Durchblick

Nachdem es gestern in Dinkelsbühl und Umgebung 25 cm Neuschnee gab, sieht die Situation für Meister Adebar auf den ersten Blick und futtertechnisch nicht gerade rosig aus. Dies mutmaßen auch einige Gästebucheinträge der letzten Tage. Diese stützen sich auf Hinweise, dass überall dort, wo Störche auch den Winter verbringen, kräftig Futter gegeben und somit erst den Überwinterern das Überleben ermöglicht wird. Dies ist nur zum Teil richtig. Korrekt muss es heißen, dass durch die Fütterungen Störche zum Bleiben veranlasst werden. Das Einstellen der Fütterungen – und dies sollte unser aller Ziel sein – würde unsere Lieblinge eben das Weite suchen und an Orte ausweichen lassen, wo die Nahrungssituation weniger problematisch ist. Die Krux an der Sache ist allerdings die: Wenn man mit dem Füttern einmal angefangen, entwickeln Störche eine Tradition, die sich über Jahre hält und in dieser Zeit weitere Exemplare anlockt. Aus diesem Teufelskreis gibt es kaum noch ein Entrinnen. Vielleicht erübrigt es sich in den nächsten Jahrzehnten, dieses Thema weiter zu diskutieren. Angesichts einer fortschreitenden Klimaerwärmung werden sicher aus Zugvögeln unter Einbeziehung aller Zwischenstufen einst einmal Standvögel. Vielleicht gehören dann die Weißstörche auch dazu. Um den Mosbacher und den Weiltinger Storch ist es mir dennoch in keinster Weise bange. Erstens besitzen Störche – wie alle Vögel und für Zugvögel gilt dies in besonderer Weise – zwei Flügel, auf denen sie sich gekonnt und spielerisch Tausende von Kilometern über den Globus bewegen. In wenigen Stunden erreichen deshalb in Notzeiten Störche auch ohne extreme Thermik Gebiete mit einer lückigen oder fehlenden Schneedecke am Rhein in Baden-Württemberg, im Elsass oder am Affenberg in Salem am Bodensee. Meist entstammen Überwinterer ja eh aus dortigen Aufzuchtstationen und sind deshalb auch als erste wieder an ihren Brutplätzen, da fast keine dieser Störche in Afrika überwintern. Eine kurzzeitige Winterflucht solcher Frühankömmlinge in schneefreie Gebiete ist in ein bis zwei Tagen abgeschlossen (150-200 Kilometer), es sei denn sie werden aufopferungsvoll gefüttert. So blöd kann dann kein Storch sein, sich unnötigerweise auf einen Kurztrip zu begeben. Außerdem ist Meister Adebar stets in der Lage ein bis zwei Wochen ganz ohne Futter auszukommen, er muss dies bei der Überquerung der Sahara sogar während des Kräfte zehrenden Zuges leisten. Apropos Mäuse! Was machen eigentlich Mäusebussarde und die meisten bei uns im Winter ausharrenden ausgesprochenen Mäusefresser während der kalten Jahreszeit. Gibt es da in gleicher Weise Futterstellen, die aufopferungsvoll mit Mäusen beschickt und gegen allzu forsche Mitbürger verteidigt werden? Im Gegenteil! Mancher Waidmann freut sich, wenn in diesen Fällen sich die Verluste in höheren Dimensionen bewegen, sieht er doch für das von ihm gehegte und gepflegte Niederwild dadurch gestiegene Überlebenschancen.

 
14. Mrz. 05

Fast hätte es heute – wie versprochen – mit dem Beginn der Übertragung schon geklappt. Lediglich ein aktuelles Bild (mit falscher Zeitangabe) wurde produziert und danach war vorerst wieder Stillstand. Nun muss ich Sie eben auf den morgigen Tag vertrösten. Drücken Sie uns eben noch einmal kurz die Daumen! Die Zeit drängt und weitere Störche ziehen ins Land. So meldet seit Samstag auch Wassertrüdingen an der Wörnitz den ersten Nestbesetzer und in Neuenmuhr am Altmühlsee gibt es auch den ersten Storch zu bestaunen. Von der Wetterfront gibt es ebenfalls positive Nachrichten. Bei zeitweiligem Sonnenschein stiegen die Temperaturen bereits auf 7 Plusgrade und morgen könnte die 10-Grad-Marke fallen. All dies in Verbindung mit aus Südwesten einfließender Warmluft sollte für den Thermikflieger Weißstorch eine schnelle Bewältigung der letzten Zugetappen möglich erscheinen lassen.

Während ich die obigen Zeilen schreibe, klicke ich auf Helmut Wilflings Homepage. Helmut partizipiert nach wie vor von der Funkübertragung aus dem Storchennest und ist nicht auf die Hilfe von Telefonleitungen angewiesen. Die Uhr zeigt 16:28 Uhr und der erste Storch hat sich in unserem Nest niedergelassen. Wie schnell meine obigen Einlassungen Bestätigung fanden, hätte ich mir nicht träumen lassen, aber manchmal gibt es eben Überraschungen und die gehört auf alle Fälle dazu. Für heute schließe ich meine Betrachtungen, ich brauche etwas Ruhe und füge nur noch die wichtigsten Schnappschüsse der ersten Stunde bei und hoffe, dass Sie ab morgen alle wie gebannt die weitere Entwicklung mit mir zusammen verfolgen können und diesmal auf unserer Homepage.


Adebar ist gelandet!

Da wird schon gebaut!
   

Da gefällt es mir schon einmal!

Einmal kurz geklappert
 
15. Mrz. 05

Wir haben einen Storch! Als ich mich gestern von Ihnen verabschiedete, beobachtete ich weiter auf der Wilflingschen Homepage die Bilder aus dem Storchennest. Bis zum Abbruch der Übertragung gegen 18:30 Uhr behielt Adebar die Stellung im Nest und flog mit ziemlicher Sicherheit auch danach nicht mehr von seiner Behausung ab, das heißt er oder natürlich auch sie übernachtete bereits hoch über den Dächern von Dinkelsbühl. Kein schlechtes Zeichen, wenn man über den weiteren Verbleib spekulieren wollte. Auch heute zeigte sich der Neuankömmling reichlich präsent, lag über weite Strecken behaglich an Stellen des Nestes, die von der Sonne bereits vom Schnee befreit waren und schien auch schon die ersten Flüge zur Herbeischaffung von Nistmaterial hinter sich gebracht zu haben. 

Ein kleiner Wermutstropfen bleibt allerdings bis zum späten Nachmittag: Es gibt immer noch kein Livebild! Bewahren Sie aber trotzdem Haltung und bleiben Sie ganz einfach „am Ball“! Das Problem wird gelöst werden.


Bad in der Morgensonne

Uns bleibt aber auch schon gar nichts erspart! Nun hat es bis zum Abend doch nicht mehr mit einer Aufnahme der Live-Übertragung geklappt, stattdessen gesellt sich in den frühen Abendstunden doch tatsächlich noch ein Partner für unseren Kurzzeit-Einzelgänger ein. Knapp 26 Stunden nach dem ersten Storch stehen seit etwa 18:30 Uhr zwei Störche im Nest. Es war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu erkennen, ob einer der beiden beringt ist, sicher ist  aber, dass ein Paar die erste gemeinsame Nacht im Nest verbringt. Ich füge noch zwei „traumhafte“ Schnappschüsse bei und verabschiede mich bis morgen mit hoffentlich erfreulichen Nachrichten auch von der Technik.
 


Sehe ich oder träume ich?!

Filigranarbeit
 
16. Mrz. 05

Im Augenblick kann ich zur Wiederaufnahme der Live-Übertragung nur so viel mitteilen, dass die Telekom falsche Zugangsdaten übermittelt hat und wir somit auf neue Daten warten müssen. Bis diese eintreffen, werden wir versuchen, uns mit Helmuts Funkbildern über Wasser zu halten und das Beste aus der verfahrenen Situation zu machen. Den Rest in schriftlicher und zum Teil bebilderter Form steuere ich bei. Durch eine konzertierte Aktion aller an der Übertragung Beteiligten konnte es bis zum Abend eingerichtet werden, dass doch noch Live-Bilder im 20-Sekunden-Takt übermittelt werden. Helmut Wilfling sei deshalb an dieser Stelle für sein Entgegenkommen herzlichst bedankt, hat er uns doch schon einige Male aus vergleichbaren Misslichkeiten herausgeholfen. Da es sich bei der ganzen Angelegenheit um ein ausgemachtes Provisorium handelt, sollten gelegentliche Ausfälle der Bildübertragung nicht allzu scharf kritisiert werden.

Vom Zweitstorch des gestrigen Abends fehlt seit seinem Abflug heute morgen jede Spur.


6:00 Uhr morgens!
Zu zweit im Morgengrauen!

Das war es
mit dem Paar


Allein im Morgengrauen!

Sollte er sich nur als kurzer Untermieter entpuppt haben und bei strahlendem Frühlingswetter seinem eigentlichen Ziel entgegengeflogen sein? Bei „Storchens“ ist alles möglich. Auch im weiteren Verlauf des Tages blieb es bei unserem Einzelgänger. Dieser hielt auch am Abend alleine zwecks Übernachtung Einzug in der Storchenherberge. Storch_122 Allein am Abend! So muss der Kurzbesuch des Partners als klassischer One-Night-Stand herhalten. Störche sind halt auch nur Menschen!

 
17. Mrz. 05

Im Gästebuch wird gefragt, was es mit der Wasserdurchlässigkeit des Storchennestes auf sich habe? Der Schnee ist geschmolzen und dennoch hat sich keine Pfütze gebildet. Diesem Umstand- und hier kann ich alle beruhigen- liegt ein seit Jahrmillionen erfolgreich praktiziertes Nestbauprinzip zu Grunde. Als Brüter in exponierten Lagen ohne „Dach über dem Kopf“ empfiehlt sich eine Bauweise, die auf einen tiefen Napf verzichtet. In diesem Falle würde bei Starkregen das Nest in der Tat schnell voll laufen. Im Falle des Weißstorchs ist das Nestinnere völlig flach gestaltet und nur während der Brutzeit suggeriert ein locker angebauter Nestrand so etwas wie eine Nestmulde. Das Gelege schließlich findet in einer wenige Zentimeter tiefen Kuhle Platz, die aber kurz nach dem Schlüpfen der Jungen jegliche Tiefe verliert und bald darauf ganz verschwindet. Schüttet man also in ein Storchennest einige Eimer Wasser, spritzt und fließt das Wasser zuerst über den Nestrand, einiges versickert in tiefere Schichten und tropft aus allen nur erdenklichen Spalten und Löchern, zumal ein Nest nicht aus Beton gebaut ist, sondern viel eher an einen großen Humushaufen erinnert. Bei Regengüssen von 100 mm pro Quadratmeter und Tag kann es schon einige Minuten dauern, bis das Wasser ganz verschwunden ist. Vor allem dann, wenn der Nestboden stark verdichtet ist, ein Umstand, der zum Ende der Nestlingszeit die Regel ist, aber dann die Jungen in keiner Weise mehr gefährdet. Nun bringt ein Teil ausgemachter Storchen-Tierschützer immer wieder das Argument vor, Storchenjunge würden ertrinken, weil die Eltern artfremdes Nistmaterial (Plastikteile) eintragen und dadurch der Wasserdurchfluss behindert wird. Nichts in der Natur ist mehr natürlich, so wird weiter memoriert, der Mensch verändert die Natur und deshalb sei es eine Verpflichtung eines jeden (bei Zuwiderhandlung droht eine polizeiliche Anklage!!), Storchenjunge bei Starkregen (1 Putzeimer pro Tag pro Nest) aus dem Nest zu entfernen, zu trocknen und nach Beendigung der Regenfälle wieder ins inzwischen  trocken gelegte Nest zurückzusetzen. Auf diesem Wege (in Verbindung mit Fütterungen während der Brutzeit) erzielt man phänomenale Nachwuchsziffern von durchschnittlich 4 Jungen pro Paar. Wer als Nestbetreuer diese Zahlen nicht erreicht, so die Quintessenz, sollte sich schämen und gefälligst in gleicher Weise vorgehen. Verwunderlich und etwas befremdlich ist jedoch, die Tatsche, dass dieselbe Gruppe von Tierschützern diese Fürsorge nicht den viel stärker bedrohten Arten Brachvogel, Uferschnepfe oder Wachtelkönig angedeihen lässt, deren Gelege oder kleine Junge von Hochwässern allzu oft gänzlich hinweggespült werden. Ich wünsche mir nur, dass in diesem Falle keine Klagen auf unsere Tierschützer zukommen, da sich diese dieser Tatsache sicher voll bewusst sind und dennoch nichts dagegen unternehmen. Oder hat darüber hinaus schon einmal einer einen Landwirt angezeigt, weil er beim Walzen seiner Wiese im Frühjahr die zahlreiche Erstgelege des Kiebitzes platt gemacht hatte? Ich hoffe, dass die Frage aus dem Gästebuch für diese Brutzeit ausführlich behandelt ist.

Seit Stunden läuft die Übertragung von Live-Bildern störungsfrei im 30-Sekunden-Takt. Wenn dies auch noch in den nächsten Tagen so weiter geht, werden wir die Notlösung ganz gut überstehen und dennoch alles Wesentliche zu Gesicht bekommen. Ich werde versuchen, ab morgen den Bildausschnitt, den die Kamera liefert, etwas zu verkleinern, also etwas näher zu zoomen, um einen noch besseren Einblick ins das Geschehen am Nest zu gewähren. Unser 3-Tage-Gast wird auch die neue Nacht solo verbringen. Damit hat sich das gestern Gesagte ein weiteres Mal bestätigt: Die Zweisamkeit dauerte ultimativ nur eine Nacht oder knappe 12 Stunden. Freuen wir uns auf einen neuen Tag mit dem Noch-Solisten.


Der Noch-Solist

 
20. Mrz. 05

Die letzten Tage waren gekennzeichnet von einem Auf und Ab bei der Übermittlung von Bildern aus dem Storchennest. Meist gab es keine, so wie von Samstag Nachmittag bis einschließlich Sonntagabend. Auch Ihr Tagebuchschreiber sah somit in die Röhre, konnte aber bei drei Besuchen in Dinkelsbühl immer unseren Einzelgänger im Nest antreffen. Er wurde zuletzt von mir am Sonntag gegen 15 Uhr gesichtet. Ich rechne nun in der kommenden Woche mit stabileren Übertragungen. Ob es mit den Zugangsdaten für unseren DSL-Anschluss schon klappt, bleibt allein das Geheimnis der Telekom. Ich nutzte die Zeit, mich ein wenig an der Wörnitz umzusehen. Die durch die Schneeschmelze entstandenen Überschwemmungen klangen in den vergangenen Tagen ab, auch wenn heute immer noch weite Wiesenbereiche unter Wasser standen. Sehr auffällig waren die Zugbewegungen einiger Tausend Kiebitze, unter die sich einzelne Goldregenpfeifer gemischt hatten. Ebenfalls nicht zu übersehen: Große Schwärme von Staren. Das in den letzten Tagen sehr warme Frühlingswetter, bekam zum Wochenende wieder einen kleinen Dämpfer, die Sonne zeigte sich nicht mehr und die Temperaturen gingen von knapp 15 Grad am Samstag auf nur noch 6 Grad am Sonntag zurück. Der Besuch an einigen Orten entlang des Flusses Wörnitz zeigte, dass für die Jahreszeit doch schon relativ viele Störche zurückgekehrt sind. Von einem Einzelstorch in Mosbach hatte ich vor einigen Tagen schon berichtet. Seit dem 15. März ist auch das „alte“ Weibchen eingetroffen. Der Ring beweist, dass diese Storchendame sich heuer zum fünften Mal in ununterbrochener Folge anschickt, in der kleinen Wörnitzgemeinde für Storchennachwuchs zu sorgen. Auch Weiltingen kann sich über sein Storchenpaar freuen. Auch dort gibt es eine beringte Storchendame mit einer langen Lebensgeschichte. Von 1997 bis einschließlich 2000 sorgte sie in unserem Dinkelsbühler Storchennest für Nachwuchs. Seit der Brutzeit 2001 ist sie ununterbrochen bis zu diesem Jahr in Weiltingen ansässig. Mit 12 Jahren befindet sie sich im besten Storchenalter. In Wassertrüdingen, ebenfalls an der Wörnitz und im Landkreis Ansbach gelegen, hält seit einer Woche ein Einzelstorch das dortige Nest besetzt. Bei meinem heutigen Besuch konnte ich ihn jedoch nirgends entdecken.

Zurück nach Dinkelsbühl! Wie Sie den wenigen beigelegten Schnappschüssen entnehmen können, habe ich am Freitag einen neuen Bildausschnitt gewählt. Dieser gewährt einen etwas intimeren Einblick in den Nestbereich und sollte für die nächsten Tage oder gar Wochen beibehalten werden.


Ich bin schon ein ganz Großer!

Nestbau ist auch schon angesagt!


Das Dohlenvolk nutzt jede Gelegenheit!

Nachdem der Schnee nun ganz verschwunden ist, nutze ich die Gelegenheit, kurz das Thema der Winterfütterungen bei Störchen aufzugreifen, das sicher für den einen oder anderen von ihnen zu kontroversen Diskussionen Anlass gibt. Gleich vorneweg: Diese sicher auf den ersten Blick gut gemeinten Unternehmungen sind vollkommen unsinnig und abzulehnen. Darum sollte sich jeder, der damit anfängt, über die Jahrzehnte dauernden Konsequenzen im Klaren sein. „Wehret den Anfängen!“, kann die Maxime nur heißen. Schuld an der ganzen Misere waren und sind zahlreiche Wiedereinbürgerungsmaßnahmen, die eine Unmenge von Störchen produzierten, die am Wegzug gehindert wurden und danach als bessere Haustiere ganzjährig vor Ort blieben und zwangsläufig gefüttert werden mussten (so wie es schon zahllose Brutpaare vor allem in Baden-Württemberg, aber auch vermehrt in bayrisch Schwaben tun). Auch der eine oder andere Pflegling wurde so nach seiner Gesundung unfreiwilliges Opfer mancher Winterfütterung. Die ersten in Franken überwinternden Störche entstammten fast ausnahmslos dem Tiergarten Nürnberg und gründeten eine Überwinterungstradition, der sich andere Störche anschlossen und immer noch anschließen. So entwickelte sich durch die Existenz von Fütterungen die Bereitschaft von „normalen“ Störchen ebenso wie ihre Leidensgenossen auf den Wegzug zu verzichten und sich an den Fleisch- nein Fischtöpfen – zu laben. Wozu noch ziehen? Es ist doch so viel einfacher. Tausendfach entwickelte sich dieser Trend an den Müllkippen in Südspanien, die es einer großen Zahl von Störchen nunmehr gestattet, auf die Überquerung der Straße von Gibraltar zu verzichten und das Winterhalbjahr auf europäischem Boden zu verbringen. Es laufen Maßnahmen, in absehbarer Zeit diese Fleischtöpfe zu schließen, d.h. mit dem Bau von Müllverbrennungsanlagen zu beginnen. Was passiert dann mit unseren Lieblingen? Werden sie zu Tausenden vor den Müllverbrennungsanlagen einen qualvollen Tod sterben, weil sie nun jeglicher Nahrungsvorräte beraubt sind? Sicher nicht! Es mag zu Verlusten kommen, über die wir uns überhaupt nicht grämen sollten, gab es im Leben der Störche schon einschneidendere Maßnahmen. Füttern wir im Brutgebiet der Störche – so wie dies seit 20 Jahren im Raum Erlangen geschieht – fast ganzjährig (und glauben Sie ja nicht, dass dies nur geschieht, wenn eine 30 cm hohe Schneedecke liegt! Das geschieht im November bei 10 Grad genauso wie im Juli bei 30 Grad!), dann ist es (siehe Spanien) nicht verwunderlich, wenn dadurch auch andere Störche angelockt werden und sich über die Jahre eine Tradition herausbildet. „Komm, fliegen wir nach Erlangen! Da ist gut fressen!“, hört man da den einen oder anderen Storch rufen. Es wird nicht nur gefüttert, weil Störche da sind, sondern weil gefüttert wird, kommen Störche. Sollte das Wunder geschehen, dass die Fütterungen eingestellt werden, wird sich das gesamte Problem in Kürze gelöst haben. Kein Futter, keine Störche. Diese Beobachtungen kann jeder in seinem Garten bei der Winterfütterung von Kleinvögeln anstellen. Zurück zu Adebar. Im schlimmsten Fall kostet der Verzicht einer Fütterung in den ersten Jahren dem einen oder anderen Storch das Leben. Muss aber auch nicht sein! Sie wissen ja, dass Störche durchaus gute Flieger sind und wenn der Fleischtopf leer ist oder schon gar keiner mehr angeboten wird (auch nicht während der Aufzucht der Jungen!) sollte man dorthin zurück, wo man herkommt! Das kann der Zoo in Nürnberg sein, der Luisenpark in Mannheim, eine Aufzuchtstation im Elsass oder eine gleichnamige Einrichtung im ach so nahen Baden-Württemberg. Aber auch das Vorhandensein von Fütterungen ist nicht ganz gefahrlos für unsere Lieblinge. Wenn ein schwedischer Storch an einer Fütterung im Großraum Erlangen auf ungeklärte Weise zu Tode kommt (da ruft man schon lauthals von Mord), trägt diese Einrichtung eine nicht unerhebliche Mitschuld. Ganz einfach ausgedrückt: Kein Futterangebot, kein schwedischer Storch. Dumm gelaufen! Dennoch ein Verlust, der auf die Population im fränkischen oder im schwedischen Raum nicht den geringsten Einfluss hat. Dass diese Fütterungen unseres Nationalvogels besondere Publizität genießen, versteht sich ja von selbst. Ein Verzicht auf jegliche Futtergaben ist sicher schwerer vermittelbar, sollte aber in Zukunft unser Handeln bestimmen. Einzige Ausnahmen bleiben natürlich flugunfähige oder fliegerisch behinderte Störche.

Wir haben zu diesem Thema eine kleine Umfrage vorbereitet.

Sie können die Ergebnisse sehen und sich an der Abstimmung beteiligen.

 
21. Mrz. 05

Diesmal kann ich meinen Eintrag mit durchwegs guten Nachrichten beginnen. Von der Technik ist auch ohne Telekom eine Verbesserung eingetreten, laufen doch nun die Bilder in einem 20-Sekunden-Intervall seit dem frühen Nachmittag über Helmuts neuen PC. Die Bildqualität hat sich dabei zwar deutlich verschlechtert, aber da es sich ja nur um eine Notlösung handelt, lässt sich ganz gut damit leben. Die nächste Neuerung finden Sie auf der Eingangsseite links des Nestbildes. Dort steht in roten Lettern „Zur aktuellen Umfrage“. Unser Webmaster hat versuchsweise zu einem sicher kontrovers zu diskutierenden Tagebucheintrag zur Winterfütterung von Störchen eine Möglichkeit für meine Leser geschaffen, ihre Meinung zu äußern und die Resonanz war in den ersten Stunden bereits überwältigend. 77% stimmen mit mir überein, auf Fütterungen von Störchen – sei es im Winter oder im Sommer – zu verzichten. Dieses Ergebnis ist sicher nicht repräsentativ, es zeigt aber einen deutlichen Trend in eine ganz bestimmte Richtung. Die Redaktion wird es sich vorbehalten, ähnliche Umfragen immer wieder in das laufende Geschehen mit einzublenden, um Ihnen häufiger und sofort sichtbar die Gelegenheit zur eigenen Stellungnahme zu geben.

Der Vormittag verlief an unserem Nest sehr aufregend. Zwischen 9 und 10 Uhr gab es einiges zu sehen. Es herrschte dicke Luft über Dinkelsbühl. Der Nestinhaber vollführte alle nur erdenklichen Drohgebärden und für einen Schnappschuss lang zeigte sich erneut ein zweiter Storch im Nest. Bei diesem nur wenige Sekunden dauernden Nestbesuch eines möglichen Interessenten bleib es dann auch für den Rest des Tages. Immerhin zeigen solche Stippvisiten, dass immer wieder Interessenten den Luftraum über Dinkelsbühl erreichen und ein Auge auf einen mögliche Storchenwohnung werfen. Unser Nestbesitzer hatte mit der Abwehr eines möglichen Nebenbuhlers wenig Arbeit. Nach einer knappen Stunden beruhigte sich die Situation und fortan herrschte im und über dem Nest eitel Sonnenschein.

 

 

 
22. Mrz. 05

Die Umfrage zur Fütterung von Störchen wurde von Ihnen erfreulich gut angenommen. Man sollte aber zum besseren Verständnis den dazugehörenden Tagebucheintrag lesen. Dieser ist für die Beantwortung der beiden Fragen unbedingt notwendig. Wer sich seine Meinung allein durch Klicken auf die Umfrageseite bilden will, mag irritiert sein. Danach darf jeder für sich entscheiden, ob allein das Auftreten von Störchen zu Zeiten, in denen man eigentlich keine erwarten sollte, das Füttern rechtfertigt. Die Frage, ob Störche auch während der Brutzeit mit reichlich Futter versorgt werden sollen (das gibt es an vielen Nestern in Nordbayern!!), ist in dieser Umfrage so explizit noch gar nicht enthalten. Erst durch die Einbeziehung dieses Aspektes würde deutlich, zu welchen Perversionen falsch verstandene Tierliebe im Umgang mit teilweise noch wild lebenden Arten führt. Amüsiert hat mich dabei lediglich die Gruppe derer, die es einfach nicht ertragen kann, dass die Meinung Ihres Tagebuchschreibers von einer so überwältigenden Mehrheit von Naturschützern geteilt wird. Dabei geschieht die Abstimmung gänzlich ohne Druck und ohne Androhung von Repressalien. Selbst das „Fressen aus dem warmen Eimer“ als die Höchststrafe für alle, die sich für Fütterungen aussprachen, habe ich zu keinem Zeitpunkt erwogen. Bis zum heutigen Tag warte ich allerdings vergeblich auf ein ähnlich fundiertes Organ wie mein Tagebuch auf einer anderen Homepage. Da wird manche Informationsmöglichkeit sträflich außen vor gelassen. Offensichtlich hat sich noch keiner gefunden, der sich dieser wichtigen Aufgabe stellt. Stattdessen kotzt man sich eben in diversen Foren und Gästebüchern mehr oder weniger anonym und nicht selten mehr oder weniger peinlich aus. Ratsam wäre es da, sich erst einmal in der ornithologischen Fachliteratur und in biologischen Grundlagenwerken das nötige Rüstzeug zu holen, um sein eigenes Kuscheltiergehabe erfolgreicher bekämpfen zu können.

Unserem Dinkelsbühler Noch-Immer-Single droht solch Ungemach auch in dieser Brutzeit nicht. Er muss und darf für sich selbst sorgen und wenn er dies nicht schafft, weil der Lebensraum das Gewünschte nicht in der erforderlichen Weise bereit hält, dann soll er das Weite suchen. Und wenn er für seine Jungen – sollte es überhaupt zu Brut und Nachwuchs kommen – bei der Futterbeschaffung versagt, werden wir ihn nicht durch Futtergaben zwingen, anders zu verfahren.

Den gesamten Tag über war „Hausbau“ angesagt.


Weltrekord! Wie lang ist der Zweig?

Die Intensität, in der unser Storch seine Aufgabe angeht, spricht eindeutig dafür, dass wir es bei unserem Erstling doch ganz eindeutig mit einem „Er“ zu tun haben. Spekulieren wir noch ein wenig weiter. Der letztjährige Storchenmann trug wie auch unser Nestbesetzer keinen Ring. Diese Feststellung erlaubt nun freilich nicht den Schluss, dass beide identisch seien. Möglich und wahrscheinlich ist es aber schon. Wir werden die weitere Entwicklung abwarten müssen. Am Nachmittag gab es wieder Luftalarm über der Stadt verbunden mit diversen Droh- und Abwehrreaktionen des Nestinhabers.


So erscheine ich doppelt so groß!

Ohne den Eindringling zu Gesicht zu bekommen, beruhigte sich die Szene nach wenigen Minuten. Da blieb dann sogar Zeit, ausgiebig den Nestbereich zu verlassen und sich draußen vor den Stadt den Bauch voll zu schlagen. Der abendliche Einflug zwecks Übernachtung war dann nur noch Formsache.

 
23. Mrz. 05

Die leider immer noch fehlenden Zugangsdaten für unseren DSL-Anschluss werden erst nach Ostern geliefert. Soweit die jüngste Mitteilung zum Thema „Technik“. Inzwischen ist es dieser aber gelungen, eine gute, stabile Funkverbindung einzurichten, die die nächsten Tage einen störungsfreien Blick ins Nest erlauben sollte. Dass dabei die Bildfrequenz nicht die von manchen vielleicht erhoffte Taktrate im niedrigen Sekundenbereich erreicht, ist der einzige kleine Wermutstropfen. So können wir die Ostertage beruhigt angehen und müssen nicht immer damit rechnen, dass Bildausfälle unseren Blick trüben könnten.

Auch an anderen Nestern, die mit einer Webcam ausgerüstet sind, regt sich schon der eine oder andere Schnabel. In Erlangen baut ein Paar kräftig am Nest, ebenso bereitet sich ein solches in Isny auf seine Brut vor. Der bedauernswerte Überwinterer in Freistadt/Oberösterreich erwartet abermals einen Partner und auch die Nestcam im Zoobereich von Karlsruhe zeigt ein Paar. Ebensolche sind an den beiden Kameranestern in Bornheim/Südpfalz genauestens zu beobachten. An weiteren Nestern gewährt die Kamera bereits Einblicke, aber es regt sich noch kein Leben. Das riesige Angebot an Webcams allein zum Thema Storch mag einen schon von Zeit zu Zeit erschrecken. Welchem Zweck sie dienen, ist in den meisten Fällen wenig ersichtlich. Als Werbeträger machen sich Störche allemal gut und dann ist es natürlich nur allzu verständlich, wenn man diese Nische in der Werbung voll nutzt. Ob Brauerei, Elektrogeschäft, Autohaus, Hotelbetrieb oder Gärtnerei – alle sonnen sich in der guten Reputation, die unsere Lieblinge genießen. Was soll denn an diesem Vogel schon Schlechtes dran sein? Der Volksglauben missbraucht ihn nach wie vor als Kinderbringer und Glückssymbol. Also nichts wie ran an den Speck! Spot on! Lass die Bilder laufen! Doch die Aufregung ist groß, wenn sich unser ach so süßer Liebling plötzlich und völlig unerwartet für den Großstadtbewohner und Besitzer von Hund, Katz und Wellensittich zu einem gar nicht mehr so süßen Schnuckelchen entwickelt. Er vernachlässigt plötzlich seine Kinderschar! Gibt ihnen nicht mehr das nötige Fressi, Fressi! Und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen! Er ermordet einen Teil seiner Jungen oder lässt sie einfach rücksichtslos verenden, vor unser aller Augen. Das tut man doch nicht! Die kleinen unschuldigen Störchlis! Was können die dafür? An dieser Stelle werden biologisch wenig geschulte Mitmenschen vom „Kindchenschema“, das einem Jungvogel anhaftet, voll ergriffen. Auch wenn Jungstörche eher hässlich sind – im Gegensatz zu den Jungen der Nestflüchter (Enten, Gänse .. ) – erliegt man ihrem Charme und übernimmt selbst Verhaltensweisen, die mit normalem menschlichem Verhalten nicht mehr messbar sind. Die Wortwahl gleitet dabei mehr und mehr ins Infantile ab und es werden Aktivitäten freigesetzt, die ein Schuldbewusstsein gegenüber der vermeintlich leidenden Kreatur erkennen lassen. Man entschuldigt sich bei Meister Adebar sen., indem man ihm zeigt, dass die Welt, in der er Leben muss, nun doch nicht so schlecht ist, wie er zu meinen glaubt. Oder glauben Störche überhaupt? Es gibt eben doch noch Menschen, die Herz für ihn zeigen und ihm an allen nur erdenklichen Stellen unter die Arme, besser Flügel, greifen. Bildet sich Staunässe im Nest, wird dasselbe nach wasserbaulicher Ingenieurkunst umgestaltet, natürlich während der Brutzeit. Futter wird das ganze Jahr hindurch, nicht nur zur Winterszeit, angeboten. Auch am 18. März gab es eine gut beschickte Stelle in den Rednitzwiesen. Von Schnee weit und breit keine Spur. Das gleiche gilt für die Brutzeit an vielen Nestern. Da kann sich Adebar den Bauch regelrecht voll schlagen. Die Monatsnamen sind beliebig austauschbar, es findet sich immer irgendwo ein oder mehrere Gefäße von der Art „Warmer Eimer“. Man sollte dann aber auch so ehrlich sein und sich dazu bekennen, in diesen Störchen ein Haustier vor sich zu haben, dem zur Vollendung seines Daseins nur noch die Freiflugvoliere fehlt. Die kommt aber bestimmt auch noch. Sie sehen am Geschilderten, dass sich hier noch eine ganze Palette an möglichen Umfragen ergibt, auf deren Beantwortung wir jetzt schon gespannt blicken dürfen. Die einzige Berechtigung, die ich für die Storchenkamera Dinkelsbühl sehe, ist folgende: Man kann, wenn man es richtig anpackt – und davon gehe ich angesichts der enormen Zugriffe eigentlich aus  – eine unglaublich große Zahl von Lesern ansprechen, die keine einzige Fachzeitschrift in Deutschland je erreichen wird. Wenn man mithelfen kann, die Sichtweise von Lebensvorgängen in der Natur zu entmenschlichen und eine distanziertere Haltung zu Lebewesen aufzubauen und nicht immer gleich nach dem Eingreifen des Menschen zu rufen, die Geschöpfe mehr als Zaungast zu betrachten und zu beobachten, dann hat sich der Einsatz schon gelohnt. Wenn es mir dann noch gelingt, die Verbindungen aufzuzeigen, die zwischen Lebewesen und der Ausstattung ihres Lebensraumes sowie zwischen Bruterfolg und Nahrung oder Alter und Bruterfolg bestehen, bin ich schon glücklich. Deshalb werde ich weiter um die Erreichung dieser Ziele kämpfen. Das ganze Dilemma möchte ich an einem Erlebnis noch verdeutlichen: Als ich einen mir namentlich bekannten Tierschützer, der gerade aus einem Storchennest drei Junge entnommen hatte, um sie zu Hause zu trocknen und mit Medikamenten zu versorgen, deshalb zur Rede stellte, raunzte er mich mürrisch an: „Würden Sie Ihre Kinder bei diesem Wetter auch dort oben lassen?“ (Dabei deutete er in Richtung des auf dem Kamin des Pfarrhauses befindlichen Storchennestes!?)

Unser Baumeister hat heute einen großen Schritt in Richtung Nestausbau geleistet. Die Teile , die durch die Witterungseinflüsse des Winters gelitten haben, sind längst ergänzt und ein neuer Rand auf dem alten Nest ist deutlich sichtbar. Dieser neue Rand führt sogar dazu, dass Adebar das Nest dabei etwas verkleinert und gar nicht den ganzen Durchmesser beansprucht.

 

Auf alle Fälle wächst dadurch trotzdem jedes Jahr ein Storchennest in die Höhe und nach jahre- oder jahrzehntelangem Gebrauch kann es gigantische Ausmaße erreichen. Das höchste Storchennest Deutschlands in Bälow/Brandenburg von der Nestbasis bis zum oberen Nestrand gemessen betrug etwas über 2 Meter. Ähnlich große Nester gibt es heute nur noch sehr vereinzelt. Berechtigte Sicherheitsvorkehrungen und die Angst vor Regressansprüchen bei Nestabstürzen lassen die Hausbesitzer vorsichtiger agieren. Deshalb ist es verständlich, wenn solche Gefahrenquellen eliminiert werden, d.h. nach dem Abzug der Störche oder vor ihrer Rückkehr werden große Nester auf ein vertretbares Maß zurückgestutzt. Eine solche Maßnahme ist völlig gefahrlos und hat für die Besetzung des Nestes keine Auswirkungen. Ich konkretisiere: Dies gilt nur für Maßnahmen, die bei Abwesenheit der Störche durchgeführt werden. Ist das Nest allerdings bereits besetzt, dürfen keine Eingriffe mehr vorgenommen werden. An manchen Orten werden solche Nesteingriffe leider auch dann vorgenommen, wenn überhaupt keine Notwendigkeit besteht. Da hängen lediglich einige große Äste herab, die dem Sinn für Ästhetik und Ordnung nicht entsprechen und bei dieser Gelegenheit entfernt man eben gleich weite Teile des Nestes. Deshalb existieren immer weniger Storchenburgen, also große, attraktive Nester, die allein schon wegen ihres Umfanges andeuten, dass der Ort und seine Umgebung schon seit Menschengedenken von Störchen besiedelt werden. Das größte mir bekannte und in einem großartigen Storchenbuch abgebildete Nest kann oder konnte man mindestens bis zum Jahre 2002 in einem Ort südlich von Madrid in Spanien bewundern. Es hatte die sensationelle Höhe von 3,80 Metern. Das entsprechende Buch hat Hans Skov, der Storchenpapst Dänemarks verfasst. Es ist leider nur in dänischer Sprache 2003 im Gads Forlag Kopenhagen erschienen unter dem Titel „Storken – En Kultur- og Naturhistorie“. Der Kauf lohnt sich uneingeschränkt schon allein wegen des unvergleichlichen Bildmaterials. Nach dieser kleinen Buchempfehlung zurück ins Fränkische. Wer stattliche Storchennester sehen möchte, reise doch einfach einmal an die Wörnitz oder Altmühl. Mosbach bei Feuchtwangen kann ein Nest vorweisen, an dem seit der Wiederbesiedelung 1993, damals war das alte Nest bis auf einen kläglichen Rest verschwunden, keine Menschenhand irgend etwas gefummelt hat. Alles hat die Witterung und Meister Adebar gestaltet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Eine echte Burg ist in dieser relativ kurzen Zeit entstanden. Obwohl das Dinkelsbühler Nest genauso alt ist wie das im nicht weit entfernten Mosbach, kann es an Größe (Höhe, aber auch Durchmesser) in keiner Weise mithalten. Treue Tagebuchleser und Beobachter werden den Grund wissen. In Dinkelsbühl gibt es ein fleißiges Storchennestabbruchunternehmen, in Mosbach nicht. Ich meine die Dohlen aus dem benachbarten Münster Sankt Georg. 

Wer sich einmal ein wenig Zeit gönnen möchte, darf einmal im Tagebuch 2002 blättern. Man erhält in den Teilen 1 bis 10 einen umfassenden Einblick in die Bereiche Nest und Nestbau und kann erleben, wie ein Dutzend Dohlenpaare ein stattliches Storchennest in wenigen Wochen bis auf kümmerliche Reste abbaut. Alte Burgen stehen ebenso in Weiltingen an der Wörnitz sowie an der Altmühl in Leutershausen und Trommetsheim.

 
26. Mrz. 05

Die erste Umfrage als neue Reihe auf unserer Homepage zum Thema „Fütterung von Störchen“ ist abgeschlossen. Sie erbrachte ein für mich nicht überraschendes Ergebnis, gehören doch die meisten meiner Leser zu den biologisch gut informierten und die Natur behutsam und mit Respekt und Distanz beobachtenden Menschen. 74% sprechen sich demnach gegen jegliche Fütterungen von Störchen aus, ein knappes Viertel hält diese dennoch für notwendig. Heute erreicht mich das neueste Bulletin 2004/2005 Nr.34 der Schweizerischen Gesellschaft für den Weißstorch mit Sitz in Altreu, heute „Storch Schweiz“ genannten Organisation. Deren Geschäftsführer in der Nachfolge des legendären Max Bloesch Peter Enggist widmet sich in seinem Bericht über das Jahr 2004 auf den Seiten 6-10 ausführlich dem Thema Fütterung von Weißstörchen. Dazu muss man wissen, dass in der Schweiz über Jahrzehnte ein sehr aufwändiges Wiedereinbürgerungsprojekt lief, das auch massive Fütterungen der Aufzuchtstörche vorsah. Vor 10 Jahren setzte eine atemberaubende Trendwende in der Sichtweise der Dinge ein, die nun zu einem ebenso Aufsehen erregenden Ende geführt hat. Ich zitiere auszugsweise aus dem Bericht: „Es ist 10 Jahre her, seit die Gesellschaft „Storch Schweiz“ damals noch Schweizerische Gesellschaft für den Weißstorch Altreu gemeinsam mit den angegliederten Außenstationen beschlossen hat, keine Störche mehr in Gefangenschaft zu halten, um sie später auszuwildern. Ferner hat man sich zum Ziel gesetzt, die Fütterungen der Störche Schritt für Schritt zu reduzieren, bis sich die Störche angewöhnt haben, das Futter selber in der Natur zu suchen.

Mitte der 90er Jahre wurden die letzten noch in Gefangenschaft gehaltenen Störche freigelassen und somit das in der Schweiz über 40 Jahre dauernde Auswilderungsprojekt abgeschlossen. … Die nicht ziehenden unter unseren ausgewilderten Störchen nehmen von Jahr zu Jahr ab und wir können davon ausgehen, dass sie in den nächsten Jahren ganz verschwinden werden und wir in der Schweiz künftig wieder einen Storchenbestand haben, der ein natürliches Verhalten aufweist und der, wie es sich für Meister Adebar geziemt, den Winter im warmen Süden zu verbringen. Mit der Fütterung der freifliegenden Störche haben die ersten Stationen schon Ende der 80er Jahre aufgehört, bis Ende der 90er Jahre folgten die meisten der anderen 23 Stationen. Die Fütterungen wurden im Sommer wie im Winter eingestellt. Auch in den Zoos von Basel und Zürich verfuhr man in gleicher Weise. Es ist interessant, dass trotz gleichmäßiger Abnahme der unnatürlichen Fütterung der Brutpaarbestand in der Schweiz in den letzten 12 Jahren um 24% zugenommen hat. Der Bestand der ziehenden Vögel hat sich sogar verneunfacht. Uns interessiert vor allem die Entwicklung der aufkommenden Jungenzahl im Verhältnis zur Abnahme der unnatürlichen Futterquellen. Die Ergebnisse zeigen klar, dass die durchschnittliche Jungenzahl in der Schweiz pro Jahr trotz größerer Schwankungen in keiner Art und Weise von den abnehmenden Futterquellen abhängig ist. So zählte man in der Schweiz bei einer täglichen Futtergabe von 300 kg durchschnittlich 2,1 Jungvögel pro Nest. Bis 2004 wurde die durchschnittliche Futtermenge in der Schweiz bis auf 10 kg pro Tag reduziert und trotzdem flogen im Jahre 2003 über 2,17 Jungstörche aus. … Die Schwankungen der Jungenzahl hatten nichts mit dem Angebot der künstlichen Futterquellen zu tun. Es ist längstens allen bekannt, dass dies in unseren Breitengraden nur von der nassen und kalten Witterung während der Brutzeiten abhängig ist. ... All diese Erkenntnisse haben den Vorstand von „Storch Schweiz“ bewogen, sich offiziell von der künstlichen Fütterung von Störchen zu distanzieren und dies auch öffentlich bekannt zu geben. In nächster Zeit werden für unsere Störche auch die letzten künstlichen Futterquellen versiegen. Wir sind überzeugt, dass sich in den nächsten Jahren in der Schweiz wieder eine vollständig natürliche, sich selbst erhaltende Storchenpopulation entwickeln kann.“ Soweit Peter Enggist in seinem mutigen Beitrag, der sich doch so hautnah mit meinen Ansichten deckt. Und diese Worte stammen ausgerechnet aus einem Land, in dem das Füttern von Störchen erfunden wurde.

Und was passiert bei uns? Immer mehr Störche werden ohne Not zu Überwinterern gemacht. So tummeln sich immer mehr gestrandete und bedauernswerte Störche bayernweit auch im Winter an obskuren, von Selbstdarstellern unterhaltenen Futterstellen bei uns. Schließen wir uns dem Schweizer Vorbild an, dann hat sich dieses Problem innerhalb weniger Jahre gelöst. Mit welchen Folgen ist ja oben in ausreichender Weise auf Grund 40-jähriger Untersuchungen eindeutig belegt: Anstieg der Zahlen der Brutpaare, kein Einfluss auf die Jungenzahlen. Nur ein strenges Verbot von Fütterungen kann in Zukunft den Trend umkehren. Fütterungen sind so überflüssig wie ein Kropf. Nun sind die Naturschutzverbände massiv gefordert, hier mit aller Entschiedenheit durchzugreifen und solchen Unternehmungen ein für allemal einen Riegel vorzuschieben. Regelmäßige Kontrollen der Futterplätze im Sommer und Winter durch Naturschutzwächter und die Verhängung empfindlicher Bußgelder bei Zuwiderhandlung sind weitere denkbare Instrumente der Durchsetzung.

 
27. Mrz. 05
Ostersonntag

Da hat doch der Osterhase glatt seine Eier ins Nest zu legen versucht. Zumindest konnte am heutigen Ostersonntag ein Vertreter dieser auch bei uns immer seltener werdenden Spezies im Nest sitzend bzw. hoppelnd beobachtet werden. Es wird aber sein Geheimnis bleiben, wie diese schon vor 500 Jahren von einem der größten fränkischen Künstler mit Namen Albrecht Dürer in die Kunstgeschichte eingebrachte Säugetierart den Weg ins Nest gefunden haben mag.


Dürer lässt grüßen!

Da der Weg durch die Luft für eine nicht flugfähige Tierart höchst unwahrscheinlich ist, muss doch der Weg über das steile Dach des alten Rathauses als der wahrscheinlichste in Betracht gezogen werden. Dass es sogar zu einer Übernachtung hoch über den Dächern von Dinkelsbühl kam, ist zumindest für fränkische Feldhasen höchst ungewöhnlich. Wer Schnappschüsse besitzt, die zeigen, auf welche Weise das Hoppeltier seinen selbst gewählten Platz wieder verlassen hat, möge mir diese zukommen lassen. Fest steht aber, dass Meister Adebar seinem Nebenbuhler das Feld wieder streitig machte und den Hasen letztlich vertrieb, hat dieser doch keinen Beitrag zum Nestbau geleistet und damit auch keinen Anspruch auf eine solche Behausung. In den vergangenen beiden Tagen konnten die Seher – sofern es etwas zu sehen gab – weitere Nestbauaktivitäten unseres Solisten bewundern. Der Ausbau des Nestes ist nun soweit fortgeschritten, dass jederzeit mit der Eiablage gerechnet werden könnte, wenn, ja wenn sich eine Partnerin zum Neststorch dazu gesellen würde. Bis heute erweckten schon zwei Versuche den Eindruck, dass sich ein Paar bilden könnte. Beim ersten Mal dauerte es immerhin eine ganze Nacht, bis man sich zur Trennung entschloss, beim zweitenmal war bereits nach wenigen Minuten Schluss und heute konnten wir bereits den dritten derartigen Versuch erleben.


Bist du es oder bist du es nicht?


Links „Er“ – rechts „die Neue“

Davon soll etwas ausführlicher die Rede sein. Helmut Wilflings Notübertragung sei Dank! So blieb dieser interessante Anbandelungsversuch nicht unentdeckt. Es war um 17:14 Uhr, als plötzlich zwei Störche im Nest standen. Der Neuankömmling durfte ohne großes Aufsehen anstandslos bei „Ihm“ landen, es kam zu einem freudigen Begrüßungsklappern sowie weiteren An- und Abflügen „der Neuen“. Um 17:28 Uhr sah man das Paar zum letzten Mal und auch beim abendlichen Einflug blieb „Er“ allein. Verhaltensweisen im Vorfeld belegen allerdings, dass sich „Sie“ anfangs zweifellos noch im Umfeld des Nestes aufgehalten hatte, dann aber sicherlich aus dem Blickfeld des Neststorches verschwand. Nun wäre das ganze Geschehen nur halb so interessant, wenn Ihrem Tagebuchschreiber an der Storchendame nicht ein kleines Detail aufgefallen wäre und deshalb geht die Geschichte auch noch ein wenig weiter. Der neue Besucher des Nestes trug und trägt auch weiterhin am rechten Bein über dem Fersengelenk einen schwarzen, neuen ELSA-Ring, wie ihn die europäischen Vogelwarten seit kurzem einsetzen oder noch einsetzen werden. Schnell erinnerte ich mich an das letztjährige Storchenweibchen an unserem Nest. Es trug ebenfalls einen neuen ELSA-Ring rechts über dem Fersengelenk. Nach dem Verlust des 4er-Geleges nach heftigen Kämpfen verließ die damals zweijährige Dame Nest und Partner und war seitdem nicht mehr gesehen. Sollte sie sich an ihr altes Nest erinnert haben und heute zurückgekehrt sein. Wird ihr Ex-Mann ihr das Verhalten verübeln und sie von der Bettkante stoßen? Für heute sieht es fast danach aus. Oder handelt es sich bei der Neuangekommenen um ein ebenso beringtes neues Weibchen. Die Antwort muss ich Ihnen (noch) schuldig bleiben. Vielleicht wird es auch nie eine Antwort auf diese Frage geben. Aber es bleibt zumindest weiterhin spannend, auch wenn ich mich für die nächsten beiden Wochen aus dem Tagebuch verabschiede. Alle in dieser Zeit von mir verfassten Einträge ins Tagebuch werden nach Ablauf von 2 Wochen selbstverständlich nachgetragen, so dass ein lückenloser Ablauf der Ereignisse garantiert sein wird. Aktuelle Informationen werden – wenn nötig und wichtig – von mir über das Gästebuch an Sie übermittelt. Also auch auf diesem Wege ab und zu nach Neuigkeiten aus meiner Feder Ausschau halten! 

 
28. Mrz. 05

Nun komme ich doch noch ganz unerwartet zu einem kleinen Eintrag. Mit Freuden konnte ich am Vormittag das Einsetzen der Live-Bilder aus dem Storchennest beobachten. Offenbar hat es Helmut doch nicht ganz übers Herz gebracht, seine und unsere Seherschar über die gesamte Osterzeit mit dem Osterhasen allein zu lassen. So hat er den ausgefallenen Computer in Gang gesetzt und uns eine große Osterfreude bereitet. Dass dies kein Minute zu früh geschah beweisen die Ereignisse, die sich danach ereigneten. Kurz vor 15 Uhr – ich kam von einem kleinen Osterspaziergang zurück – sah ich, dass in der Zwischenzeit Neues geschehen war. Ein zweiter Storch hatte auf dem Dachfirst hinter dem Nest Platz gefunden und wurde an dieser Stelle vom Nestinhaber geduldet. Langsam, aber sicher näherte sich die Neue ihrem zukünftigen Gemahl und sprang, ohne abgewiesen zu werden, ins herrlich ausgestaltete Nest.

Vorsichtige Annäherung!

Dies passierte genau um 14:52 Uhr. Keine Minute später hatte unser 14-Tage-Single seine Gespielin schon im gegenseitigen Einvernehmen bestiegen und es folgte eine lange gelungene Kopulation


Melde Vollzug!

Der geht aber ran!, dachte ich bei mir und entdeckte auf dem nächsten Bild, dass die Neue einen Ring über dem Fersengelenk trägt. Die Art des Ringes ließ aber gleich vermuten, dass es sich dabei um keinen ELSA-Ring handelte. Ich setzte mich sogleich ins Auto und bewältigte in kurzer Zeit die 13 Kilometer von meinem Heimatort ins benachbarte Dinkelsbühl. Ich wollte es sofort genau wissen. Vor Ort tat mir das Paar sodann den Gefallen, sich mir günstig zu präsentieren, so dass die Ablesung gelang. Der Storch – nein die Störchin - erhielt seinen Ring, nein ihren Ring demnach im Gebiet der Vogelwarte Helgoland. Das bedeutet, dass ihre Wiege nördlich der Linie Bayern, Baden-Württemberg stand. Am linken Bein verfügt die Dame außerdem noch über einen sehr schmalen Aluring, der eine nicht ablesbare Inschrift bzw. Zahlenkombination trägt. In Franken war die heute erschienene Störchin noch nie beobachtet worden. Während meiner Anwesenheit kam es zu zwei weiteren Kopulationen, die alle erfolgreich verliefen, soweit ich mir diese Bemerkung überhaupt erlauben kann. Auf alle Fälle kann es in diesem Tempo weitergehen und „Er“ verschmäht seine neue Liebe nicht wieder. Dazu besteht aber im Augenblick kein Anlass, sondern so wie beide sich heute Nachmittag benahmen, lässt auf eine dauernde Beziehung schließen. Achten Sie also auch heute Abend auf das Erscheinen beider.

...und beide meinten es ernst. Sie kamen am Abend zurück zum Nest und verbrachten ihre erste gemeinsame Nacht.


...und sie kamen zur Übernachtung!

Ob „Er“ seiner Partnerin vom Seitensprung vor 14 Tagen erzählt hat? Zum Geschlechtsverkehr war es damals – soweit es die Dunkelheit zeigen konnte – nicht gekommen und nach einer Nacht war dann auch schon Schluss. Es sieht gut aus und es besteht berechtigte Hoffnung, das man sich gefunden hat.

 

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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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