Storchenkamera
Storchentagebuch 2005
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
1905-2005 Rotary internat. 100 Jahre
Teil 1
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06. Mrz 05
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Ihr Tagebuchschreiber eröffnet heute
eine neue Tagebuchausgabe für das Jahr 2005. Es ist
bereits die fünfte einer sehr erfolgreichen Serie,
in der Sie, lieber Leser, fast alles über die Geschehnisse rund um
unser Storchennest erfuhren und darüber hinaus umfangreich über die
biologischen Zusammenhänge verschiedener Abläufe im Leben der Vögel,
speziell des Weißstorches, erfuhren. In diesem Zusammenhang wurde
nichts beschönigt und ab und zu auch kontrovers diskutiert. Dies
wird auch in dieser Brutzeit so bleiben. Im ersten Jahr
der Übertragungen aus dem Storchennest im Jahre 2001 – die
Kamera ging Mitte Mai online – waren Sie erst gegen Ende der
Brutzeit Zeuge des Geschehens und mussten dabei auch erleben,
dass ein Elternteil eines der ursprünglich drei
Jungen im Alter von zweieinhalb Wochen aus dem Nest warf.
Ohne jede Vorwarnung, aber keineswegs überraschend, vollzog sich
damals der Akt des „Kindermordes“. Zwei Junge flogen danach im
August gesund und munter aus. Das zweite Jahr wartete mit
einer weiteren Variante des so reichhaltigen Storchenlebens auf.
Wegen einer verspäteten Ankunft im Jahre 2002 Ende Mai kam es bei
Anwesenheit eines Paares zu keiner Brut mehr. Das Jahr
2003 glänzte dann mit einer reibungslosen und überaus
erfolgreichen Brutzeit. Ohne Zwischenfälle durften wir damals das
Heranwachsen und die glückliche Aufzucht von vier Jungen
erleben. Ähnliches durfte man auch im Vorjahr erhoffen, doch vielen
sind die
dramatischen Ereignisse des 13. Mai 2004 noch
in lebhafter Erinnerung. Mitten im Brutgeschäft wurde das aus vier
Eiern bestehende Gelege von einem fremden Storch nach
heftigen Kämpfen zerstört. Das beringte, zweijährige
Weibchen des Dinkelsbühler Paares verließ vier Tage
später Gemahl und Nest und wurde nicht mehr gesichtet. Der
Single-Mann blieb seiner Brutstätte treu und zog am 21. August ab.
Danach blieb das Nest leer.
Und nun beginnt eine neue Brutzeit. Was
wird sie uns bringen? Allein die letzten vier Jahre bieten eine
reichhaltige Palette an Möglichkeiten. Stellen Sie sich auf eine
ein. Natürlich könnte es auch einmal ganz schlecht kommen und das
Nest – von gelegentlichen Besuchen abgesehen – verwaist bleiben.
Vielleicht haben Sie in den letzten Tagen im Gästebuch
Meldungen gelesen, dass trotz des winterlichen Wetters
bereits Störche an ihren Nestern eingetroffen sind. Im
Landkreis Ansbach kann die Stadt Leutershausen seit zwei
Wochen mit einem Storch aufwarten. Da er beringt ist, weiß
man, dass er einer Storchenaufzuchtstation im Elsass
entstammt und bereits seit mehreren Jahren mehr oder weniger vor Ort
überwintert hat. Er fehlte eigentlich in diesen Jahren nur immer
acht bis zwölf Wochen und sorgte in der übrigen Zeit für große
Aufregung und manch hektische Aktionen. In Afrika hat er
sicher noch nie überwintert. Selbst Spanien dürfte für
ihn schon zu weit sein. Bliebe lediglich seine Geburtsheimat oder
ein anderer Ort, an dem solche Winterstörche auf Teufel komm
raus gefüttert und damit unnötigerweise vom Menschen abhängig
werden. Adebar dankt diese Hilfsbereitschaft durch regelmäßige
Nutzung solcher Futterstellen, auch über Jahre hinaus. Speziell im
benachbarten Baden-Württemberg und auch im Raume Erlangen ist für
Winterstörche der Tisch reichlich gedeckt.
Die
Vorbereitungen für eine Fortsetzung der Übertragung
aus dem Storchennest ins Internet laufen. Nur will ich nicht jetzt
schon Versprechungen machen, die später nicht mehr haltbar sind.
Doch sieht es nach dem bisherigen Stand der Dinge so aus,
dass innerhalb der nächsten Woche wieder Live-Bilder
aus Dinkelsbühl über die Monitore unserer Sehergemeinde flimmern
werden. Schauen Sie einfach ab sofort mindestens täglich auf
unsere Website und seien Sie von Anfang an dabei. Ihr
Tagebuchschreiber wird auch in dieser Brutzeit versuchen, Sie
auf dem Laufenden zu halten. Der Umfang der Einträge
wird sich – vieles ist ja auch schon mehrfach niedergeschrieben –
etwas reduzieren und ob es jeden Tag einen neuen Eintrag
gibt, werde ich auch nicht garantieren. Eines steht aber fest: Sie
werden nichts verpassen und ich werde mich etwas
zurücknehmen. Das Team hinter den Kulissen hat sich seit dem letzten
Jahr nicht verändert. Wolfgang Horlacher wird als Webmaster
wieder dafür sorgen, dass alles, was ihm der Tagebuchschreiber
liefert, postwendend ins Netz gestellt wird und Andreas Kamm,
unser Techniker, wird seine Fähigkeiten einsetzen, dass wir auch im
Jahre 2005 eine so treffliche Übertragung hinbekommen wie 2004. Die
Taktfrequenz der Übertragung sollte sich abermals im niedrigen
Sekundenbereich abspielen. Nun wünsche ich uns einen
erfolgreichen Start ins Storchenjahr 2005, überwiegend positive
Beobachtungen und schöne Erlebnisse mit einem sich hoffentlich bald
einstellenden Paar. Und wenn es damit nicht klappt, werde ich schon
dafür sorgen, dass die Wartezeit für Sie nicht zu lange dauert. |
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13. Mrz. 05 |
Die erste erfreuliche Nachricht und die, die
Sie wahrscheinlich am meisten interessieren dürfte, darf ich an den
Anfang meines heutigen Berichtes setzen. Wenn alles klappt, sollten
morgen die ersten Bilder live aus dem Dinkelsbühler Storchennest
übertragen werden. Andreas Kamm, verantwortlich für die
Übertragungen aus der Kinderstube der Störche, unternimmt am Montag
die letzen Arbeiten. Danach sind wir ein weiteres Mal mittendrin und
werden jeden Tag mit Spannung auf das im Augenblick tief verschneite
Nest blicken, bis sich in nicht allzu ferner Zukunft störchisches
Leben im Nest regt. Meine Hoffnungen diesbezüglich stützen sich auf
das Eintreffen der ersten Störche in den Nachbarnester Dinkelsbühls.
So erschien am 8. März in Weiltingen an der Wörnitz der erste
Storch, am 11. März ereignete sich das Gleiche auch in Mosbach am
Oberlauf der Wörnitz und rund 10 Kilometer von Dinkelbühl entfernt.
Da zwischen den genannten Orten und unserem Nest in Dinkelsbühl
schon seit Jahren ein enger Kontakt besteht und Störche, die dort
gebrütet haben auch schon in Dinkelsbühl gesichtet wurden, hoffe
ich, dass die Bilder demnächst laufen und wir alle von Anfang an
dabei sind.
Noch fehlt der Durchblick
Nachdem es gestern in Dinkelsbühl und Umgebung
25 cm Neuschnee gab, sieht die Situation für Meister Adebar auf den
ersten Blick und futtertechnisch nicht gerade rosig aus. Dies
mutmaßen auch einige Gästebucheinträge der letzten Tage. Diese
stützen sich auf Hinweise, dass überall dort, wo Störche auch den
Winter verbringen, kräftig Futter gegeben und somit erst den
Überwinterern das Überleben ermöglicht wird. Dies ist nur zum Teil
richtig. Korrekt muss es heißen, dass durch die Fütterungen Störche
zum Bleiben veranlasst werden. Das Einstellen der Fütterungen – und
dies sollte unser aller Ziel sein – würde unsere Lieblinge eben das
Weite suchen und an Orte ausweichen lassen, wo die Nahrungssituation
weniger problematisch ist. Die Krux an der Sache ist allerdings die:
Wenn man mit dem Füttern einmal angefangen, entwickeln Störche eine
Tradition, die sich über Jahre hält und in dieser Zeit weitere
Exemplare anlockt. Aus diesem Teufelskreis gibt es kaum noch ein
Entrinnen. Vielleicht erübrigt es sich in den nächsten Jahrzehnten,
dieses Thema weiter zu diskutieren. Angesichts einer
fortschreitenden Klimaerwärmung werden sicher aus Zugvögeln unter
Einbeziehung aller Zwischenstufen einst einmal Standvögel.
Vielleicht gehören dann die Weißstörche auch dazu. Um den Mosbacher
und den Weiltinger Storch ist es mir dennoch in keinster Weise
bange. Erstens besitzen Störche – wie alle Vögel und für Zugvögel
gilt dies in besonderer Weise – zwei Flügel, auf denen sie sich
gekonnt und spielerisch Tausende von Kilometern über den Globus
bewegen. In wenigen Stunden erreichen deshalb in Notzeiten Störche
auch ohne extreme Thermik Gebiete mit einer lückigen oder fehlenden
Schneedecke am Rhein in Baden-Württemberg, im Elsass oder am
Affenberg in Salem am Bodensee. Meist entstammen Überwinterer ja eh
aus dortigen Aufzuchtstationen und sind deshalb auch als erste
wieder an ihren Brutplätzen, da fast keine dieser Störche in Afrika
überwintern. Eine kurzzeitige Winterflucht solcher Frühankömmlinge
in schneefreie Gebiete ist in ein bis zwei Tagen abgeschlossen
(150-200 Kilometer), es sei denn sie werden aufopferungsvoll
gefüttert. So blöd kann dann kein Storch sein, sich unnötigerweise
auf einen Kurztrip zu begeben. Außerdem ist Meister Adebar stets in
der Lage ein bis zwei Wochen ganz ohne Futter auszukommen, er muss
dies bei der Überquerung der Sahara sogar während des Kräfte
zehrenden Zuges leisten. Apropos Mäuse! Was machen eigentlich
Mäusebussarde und die meisten bei uns im Winter ausharrenden
ausgesprochenen Mäusefresser während der kalten Jahreszeit. Gibt es
da in gleicher Weise Futterstellen, die aufopferungsvoll mit Mäusen
beschickt und gegen allzu forsche Mitbürger verteidigt werden? Im
Gegenteil! Mancher Waidmann freut sich, wenn in diesen Fällen sich
die Verluste in höheren Dimensionen bewegen, sieht er doch für das
von ihm gehegte und gepflegte Niederwild dadurch gestiegene
Überlebenschancen. |
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14. Mrz. 05 |
Fast hätte es heute – wie
versprochen – mit dem Beginn der Übertragung schon
geklappt. Lediglich ein aktuelles Bild (mit falscher
Zeitangabe) wurde produziert und danach war vorerst wieder
Stillstand. Nun muss ich Sie eben auf den morgigen Tag
vertrösten. Drücken Sie uns eben noch einmal kurz die
Daumen! Die Zeit drängt und weitere Störche ziehen
ins Land. So meldet seit Samstag auch Wassertrüdingen
an der Wörnitz den ersten Nestbesetzer und in Neuenmuhr
am Altmühlsee gibt es auch den ersten Storch zu
bestaunen. Von der Wetterfront gibt es ebenfalls positive
Nachrichten. Bei zeitweiligem Sonnenschein stiegen die
Temperaturen bereits auf 7 Plusgrade und morgen könnte die
10-Grad-Marke fallen. All dies in Verbindung mit aus Südwesten
einfließender Warmluft sollte für den Thermikflieger Weißstorch eine
schnelle Bewältigung der letzten Zugetappen möglich erscheinen
lassen.
Während ich die obigen Zeilen schreibe, klicke ich auf
Helmut Wilflings Homepage. Helmut partizipiert nach wie vor
von der Funkübertragung aus dem Storchennest und ist nicht auf die
Hilfe von Telefonleitungen angewiesen. Die Uhr zeigt 16:28 Uhr
und der erste Storch hat sich in unserem Nest
niedergelassen. Wie schnell meine obigen Einlassungen
Bestätigung fanden, hätte ich mir nicht träumen lassen, aber
manchmal gibt es eben Überraschungen und die gehört auf alle
Fälle dazu. Für heute schließe ich meine Betrachtungen, ich brauche
etwas Ruhe und füge nur noch die wichtigsten Schnappschüsse der
ersten Stunde bei und hoffe, dass Sie ab morgen alle wie gebannt
die weitere Entwicklung mit mir zusammen verfolgen können und
diesmal auf unserer Homepage.
Adebar ist gelandet! |
Da wird schon gebaut! |
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Da gefällt es mir schon einmal! |
Einmal kurz geklappert |
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15. Mrz. 05 |
Wir haben einen Storch! Als ich mich
gestern von Ihnen verabschiedete, beobachtete ich weiter auf der
Wilflingschen Homepage die Bilder aus dem Storchennest. Bis
zum Abbruch der Übertragung gegen 18:30 Uhr behielt
Adebar die Stellung im Nest und flog mit ziemlicher Sicherheit auch
danach nicht mehr von seiner Behausung ab, das heißt er oder
natürlich auch sie übernachtete bereits hoch über den Dächern
von Dinkelsbühl. Kein schlechtes Zeichen, wenn man über den weiteren
Verbleib spekulieren wollte. Auch heute zeigte sich der
Neuankömmling reichlich präsent, lag über weite Strecken
behaglich an Stellen des Nestes, die von der Sonne bereits vom
Schnee befreit waren und schien auch schon die ersten Flüge zur
Herbeischaffung von Nistmaterial hinter sich gebracht zu
haben.
Ein kleiner Wermutstropfen bleibt allerdings
bis zum späten Nachmittag: Es gibt immer noch kein Livebild!
Bewahren Sie aber trotzdem Haltung und bleiben Sie ganz einfach „am
Ball“! Das Problem wird gelöst werden.
Bad in der Morgensonne
Uns
bleibt aber auch schon gar nichts erspart! Nun hat es bis zum
Abend doch nicht mehr mit einer Aufnahme der Live-Übertragung
geklappt, stattdessen gesellt sich in den frühen Abendstunden
doch tatsächlich noch ein Partner für unseren
Kurzzeit-Einzelgänger ein. Knapp 26 Stunden nach dem ersten
Storch stehen seit etwa 18:30 Uhr zwei Störche im Nest.
Es war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu erkennen, ob einer der
beiden beringt ist, sicher ist aber, dass ein Paar die erste
gemeinsame Nacht im Nest verbringt. Ich füge noch zwei
„traumhafte“ Schnappschüsse bei und verabschiede mich bis morgen mit
hoffentlich erfreulichen Nachrichten auch von der Technik.
Sehe ich oder träume ich?! |
Filigranarbeit |
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16. Mrz. 05 |
Im Augenblick kann ich zur Wiederaufnahme der
Live-Übertragung nur so viel mitteilen, dass die Telekom
falsche Zugangsdaten übermittelt hat und wir somit auf neue
Daten warten müssen. Bis diese eintreffen, werden wir versuchen, uns
mit Helmuts Funkbildern über Wasser zu halten und das Beste aus der
verfahrenen Situation zu machen. Den Rest in schriftlicher und zum
Teil bebilderter Form steuere ich bei. Durch eine konzertierte
Aktion aller an der Übertragung Beteiligten konnte es bis zum
Abend eingerichtet werden, dass doch noch Live-Bilder im
20-Sekunden-Takt übermittelt werden. Helmut Wilfling sei
deshalb an dieser Stelle für sein Entgegenkommen herzlichst
bedankt, hat er uns doch schon einige Male aus vergleichbaren
Misslichkeiten herausgeholfen. Da es sich bei der ganzen
Angelegenheit um ein ausgemachtes Provisorium handelt, sollten
gelegentliche Ausfälle der Bildübertragung nicht allzu scharf
kritisiert werden.
Vom
Zweitstorch des gestrigen Abends fehlt seit seinem
Abflug heute morgen jede Spur.
6:00 Uhr morgens!
Zu zweit im Morgengrauen! |
Das war es
mit dem Paar |
Allein im Morgengrauen!
Sollte er sich nur als kurzer Untermieter entpuppt haben und
bei strahlendem Frühlingswetter seinem eigentlichen Ziel
entgegengeflogen sein? Bei „Storchens“ ist alles möglich.
Auch im weiteren Verlauf des Tages blieb es bei unserem
Einzelgänger. Dieser hielt auch am Abend alleine zwecks
Übernachtung Einzug in der Storchenherberge.
Storch_122
Allein am Abend!
So
muss der Kurzbesuch des Partners als klassischer One-Night-Stand
herhalten. Störche sind halt auch nur Menschen! |
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17. Mrz. 05 |
Im Gästebuch wird gefragt, was es mit
der Wasserdurchlässigkeit des Storchennestes auf sich habe?
Der Schnee ist geschmolzen und dennoch hat sich keine Pfütze
gebildet. Diesem Umstand- und hier kann ich alle beruhigen- liegt
ein seit Jahrmillionen erfolgreich praktiziertes
Nestbauprinzip zu Grunde. Als Brüter in exponierten Lagen ohne
„Dach über dem Kopf“ empfiehlt sich eine Bauweise, die auf einen
tiefen Napf verzichtet. In diesem Falle würde bei Starkregen das
Nest in der Tat schnell voll laufen. Im Falle des Weißstorchs
ist das Nestinnere völlig flach gestaltet und nur
während der Brutzeit suggeriert ein locker angebauter Nestrand
so etwas wie eine Nestmulde. Das Gelege schließlich findet in
einer wenige Zentimeter tiefen Kuhle Platz, die aber
kurz nach dem Schlüpfen der Jungen jegliche Tiefe verliert und bald
darauf ganz verschwindet. Schüttet man also in ein Storchennest
einige Eimer Wasser, spritzt und fließt das Wasser zuerst
über den Nestrand, einiges versickert in tiefere Schichten
und tropft aus allen nur erdenklichen Spalten und Löchern,
zumal ein Nest nicht aus Beton gebaut ist, sondern viel eher an
einen großen Humushaufen erinnert. Bei Regengüssen von 100
mm pro Quadratmeter und Tag kann es schon einige Minuten dauern,
bis das Wasser ganz verschwunden ist. Vor allem dann, wenn der
Nestboden stark verdichtet ist, ein Umstand, der zum Ende der
Nestlingszeit die Regel ist, aber dann die Jungen in keiner Weise
mehr gefährdet. Nun bringt ein Teil ausgemachter
Storchen-Tierschützer immer wieder das Argument vor,
Storchenjunge würden ertrinken, weil die Eltern
artfremdes Nistmaterial (Plastikteile) eintragen und dadurch der
Wasserdurchfluss behindert wird. Nichts in der Natur
ist mehr natürlich, so wird weiter memoriert, der Mensch
verändert die Natur und deshalb sei es eine Verpflichtung eines
jeden (bei Zuwiderhandlung droht eine polizeiliche Anklage!!),
Storchenjunge bei Starkregen (1 Putzeimer pro Tag pro Nest) aus dem
Nest zu entfernen, zu trocknen und nach Beendigung der Regenfälle
wieder ins inzwischen trocken gelegte Nest zurückzusetzen. Auf
diesem Wege (in Verbindung mit Fütterungen während der Brutzeit)
erzielt man phänomenale Nachwuchsziffern von
durchschnittlich 4 Jungen pro Paar. Wer als Nestbetreuer diese
Zahlen nicht erreicht, so die Quintessenz, sollte sich schämen und
gefälligst in gleicher Weise vorgehen. Verwunderlich und etwas
befremdlich ist jedoch, die Tatsche, dass dieselbe Gruppe von
Tierschützern diese Fürsorge nicht den viel stärker bedrohten
Arten Brachvogel, Uferschnepfe oder Wachtelkönig angedeihen lässt,
deren Gelege oder kleine Junge von Hochwässern allzu oft
gänzlich hinweggespült werden. Ich wünsche mir nur, dass in
diesem Falle keine Klagen auf unsere Tierschützer zukommen, da sich
diese dieser Tatsache sicher voll bewusst sind und dennoch nichts
dagegen unternehmen. Oder hat darüber hinaus schon einmal einer
einen Landwirt angezeigt, weil er beim Walzen seiner Wiese im
Frühjahr die zahlreiche Erstgelege des Kiebitzes platt gemacht
hatte? Ich hoffe, dass die Frage aus dem Gästebuch für diese
Brutzeit ausführlich behandelt ist.
Seit Stunden läuft die Übertragung von
Live-Bildern störungsfrei im 30-Sekunden-Takt. Wenn dies auch noch
in den nächsten Tagen so weiter geht, werden wir die Notlösung ganz
gut überstehen und dennoch alles Wesentliche zu Gesicht bekommen.
Ich werde versuchen, ab morgen den Bildausschnitt, den
die Kamera liefert, etwas zu verkleinern, also etwas näher
zu zoomen, um einen noch besseren Einblick ins das Geschehen
am Nest zu gewähren. Unser 3-Tage-Gast wird auch die neue
Nacht solo verbringen. Damit hat sich das gestern Gesagte ein
weiteres Mal bestätigt: Die Zweisamkeit dauerte ultimativ nur eine
Nacht oder knappe 12 Stunden. Freuen wir uns auf einen neuen Tag mit
dem Noch-Solisten.
Der Noch-Solist |
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20. Mrz. 05 |
Die letzten Tage waren gekennzeichnet
von einem Auf und Ab bei der Übermittlung von Bildern
aus dem Storchennest. Meist gab es keine, so wie von Samstag
Nachmittag bis einschließlich Sonntagabend. Auch Ihr
Tagebuchschreiber sah somit in die Röhre, konnte aber bei
drei Besuchen in Dinkelsbühl immer unseren
Einzelgänger im Nest antreffen. Er wurde zuletzt von mir
am Sonntag gegen 15 Uhr gesichtet. Ich rechne nun in der
kommenden Woche mit stabileren Übertragungen. Ob es mit
den Zugangsdaten für unseren DSL-Anschluss schon klappt, bleibt
allein das Geheimnis der Telekom. Ich nutzte die Zeit, mich ein
wenig an der Wörnitz umzusehen. Die durch die Schneeschmelze
entstandenen Überschwemmungen klangen in den vergangenen
Tagen ab, auch wenn heute immer noch weite Wiesenbereiche unter
Wasser standen. Sehr auffällig waren die Zugbewegungen
einiger Tausend Kiebitze, unter die sich einzelne
Goldregenpfeifer gemischt hatten. Ebenfalls nicht zu übersehen:
Große Schwärme von Staren. Das in den letzten Tagen sehr
warme Frühlingswetter, bekam zum Wochenende wieder einen kleinen
Dämpfer, die Sonne zeigte sich nicht mehr und die
Temperaturen gingen von knapp 15 Grad am Samstag auf nur noch 6
Grad am Sonntag zurück. Der Besuch an einigen Orten entlang des
Flusses Wörnitz zeigte, dass für die Jahreszeit doch schon
relativ viele Störche zurückgekehrt sind. Von einem Einzelstorch
in Mosbach hatte ich vor einigen Tagen schon berichtet. Seit
dem 15. März ist auch das „alte“ Weibchen eingetroffen. Der
Ring beweist, dass diese Storchendame sich heuer zum
fünften Mal in ununterbrochener Folge anschickt, in der kleinen
Wörnitzgemeinde für Storchennachwuchs zu sorgen. Auch Weiltingen
kann sich über sein Storchenpaar freuen. Auch dort gibt es eine
beringte Storchendame mit einer langen Lebensgeschichte.
Von 1997 bis einschließlich 2000 sorgte sie in unserem Dinkelsbühler
Storchennest für Nachwuchs. Seit der Brutzeit 2001 ist sie
ununterbrochen bis zu diesem Jahr in Weiltingen ansässig. Mit 12
Jahren befindet sie sich im besten Storchenalter. In
Wassertrüdingen, ebenfalls an der Wörnitz und im Landkreis
Ansbach gelegen, hält seit einer Woche ein Einzelstorch das
dortige Nest besetzt. Bei meinem heutigen Besuch konnte ich ihn
jedoch nirgends entdecken.
Zurück nach Dinkelsbühl! Wie Sie den
wenigen beigelegten Schnappschüssen entnehmen können, habe
ich am Freitag einen neuen Bildausschnitt gewählt. Dieser
gewährt einen etwas intimeren Einblick in den Nestbereich und
sollte für die nächsten Tage oder gar Wochen beibehalten werden.
Ich bin schon ein ganz Großer! |
Nestbau ist auch schon angesagt! |
Das Dohlenvolk nutzt jede Gelegenheit!
Nachdem der Schnee nun ganz
verschwunden ist, nutze ich die Gelegenheit, kurz das Thema der
Winterfütterungen bei Störchen aufzugreifen, das sicher für
den einen oder anderen von ihnen zu kontroversen Diskussionen Anlass
gibt. Gleich vorneweg: Diese sicher auf den ersten Blick gut
gemeinten Unternehmungen sind vollkommen unsinnig und
abzulehnen. Darum sollte sich jeder, der damit anfängt, über die
Jahrzehnte dauernden Konsequenzen im Klaren sein. „Wehret den
Anfängen!“, kann die Maxime nur heißen. Schuld an der ganzen
Misere waren und sind zahlreiche Wiedereinbürgerungsmaßnahmen,
die eine Unmenge von Störchen produzierten, die am Wegzug
gehindert wurden und danach als bessere Haustiere ganzjährig vor Ort
blieben und zwangsläufig gefüttert werden mussten (so wie es schon
zahllose Brutpaare vor allem in Baden-Württemberg, aber auch
vermehrt in bayrisch Schwaben tun). Auch der eine oder andere
Pflegling wurde so nach seiner Gesundung unfreiwilliges Opfer
mancher Winterfütterung. Die ersten in Franken überwinternden
Störche entstammten fast ausnahmslos dem Tiergarten Nürnberg
und gründeten eine Überwinterungstradition, der sich andere Störche
anschlossen und immer noch anschließen. So entwickelte sich durch
die Existenz von Fütterungen die Bereitschaft von
„normalen“ Störchen ebenso wie ihre Leidensgenossen auf den
Wegzug zu verzichten und sich an den Fleisch- nein Fischtöpfen
– zu laben. Wozu noch ziehen? Es ist doch so viel einfacher.
Tausendfach entwickelte sich dieser Trend an den Müllkippen in
Südspanien, die es einer großen Zahl von Störchen nunmehr
gestattet, auf die Überquerung der Straße von Gibraltar
zu verzichten und das Winterhalbjahr auf europäischem Boden
zu verbringen. Es laufen Maßnahmen, in absehbarer Zeit diese
Fleischtöpfe zu schließen, d.h. mit dem Bau von
Müllverbrennungsanlagen zu beginnen. Was passiert dann
mit unseren Lieblingen? Werden sie zu Tausenden vor den
Müllverbrennungsanlagen einen qualvollen Tod sterben, weil sie nun
jeglicher Nahrungsvorräte beraubt sind? Sicher nicht! Es mag zu
Verlusten kommen, über die wir uns überhaupt nicht grämen sollten,
gab es im Leben der Störche schon einschneidendere Maßnahmen.
Füttern wir im Brutgebiet der Störche – so wie dies seit
20 Jahren im Raum Erlangen geschieht – fast ganzjährig (und
glauben Sie ja nicht, dass dies nur geschieht, wenn eine 30 cm hohe
Schneedecke liegt! Das geschieht im November bei 10 Grad genauso wie
im Juli bei 30 Grad!), dann ist es (siehe Spanien) nicht
verwunderlich, wenn dadurch auch andere Störche angelockt werden und
sich über die Jahre eine Tradition herausbildet. „Komm, fliegen wir
nach Erlangen! Da ist gut fressen!“, hört man da den einen oder
anderen Storch rufen. Es wird nicht nur gefüttert, weil Störche
da sind, sondern weil gefüttert wird, kommen Störche.
Sollte das Wunder geschehen, dass die Fütterungen eingestellt
werden, wird sich das gesamte Problem in Kürze gelöst haben. Kein
Futter, keine Störche. Diese Beobachtungen kann jeder in seinem
Garten bei der Winterfütterung von Kleinvögeln anstellen. Zurück zu
Adebar. Im schlimmsten Fall kostet der Verzicht einer Fütterung in
den ersten Jahren dem einen oder anderen Storch das Leben. Muss aber
auch nicht sein! Sie wissen ja, dass Störche durchaus gute
Flieger sind und wenn der Fleischtopf leer ist oder schon
gar keiner mehr angeboten wird (auch nicht während der Aufzucht der
Jungen!) sollte man dorthin zurück, wo man herkommt! Das kann
der Zoo in Nürnberg sein, der Luisenpark in Mannheim, eine
Aufzuchtstation im Elsass oder eine gleichnamige Einrichtung im ach
so nahen Baden-Württemberg. Aber auch das Vorhandensein von
Fütterungen ist nicht ganz gefahrlos für unsere
Lieblinge. Wenn ein schwedischer Storch an einer Fütterung im
Großraum Erlangen auf ungeklärte Weise zu Tode kommt (da ruft man
schon lauthals von Mord), trägt diese Einrichtung eine nicht
unerhebliche Mitschuld. Ganz einfach ausgedrückt: Kein
Futterangebot, kein schwedischer Storch. Dumm gelaufen! Dennoch
ein Verlust, der auf die Population im fränkischen oder im
schwedischen Raum nicht den geringsten Einfluss hat. Dass diese
Fütterungen unseres Nationalvogels besondere Publizität genießen,
versteht sich ja von selbst. Ein Verzicht auf jegliche
Futtergaben ist sicher schwerer vermittelbar, sollte aber in
Zukunft unser Handeln bestimmen. Einzige Ausnahmen bleiben
natürlich flugunfähige oder fliegerisch behinderte Störche.
Wir haben zu diesem Thema eine kleine Umfrage vorbereitet.
Sie
können die
Ergebnisse sehen und sich an der
Abstimmung beteiligen. |
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21. Mrz. 05 |
Diesmal kann ich meinen Eintrag mit durchwegs
guten Nachrichten beginnen. Von der Technik ist auch ohne Telekom
eine Verbesserung eingetreten, laufen doch nun die Bilder in einem
20-Sekunden-Intervall seit dem frühen Nachmittag über Helmuts neuen
PC. Die Bildqualität hat sich dabei zwar deutlich verschlechtert,
aber da es sich ja nur um eine Notlösung handelt, lässt sich ganz
gut damit leben. Die nächste Neuerung finden Sie auf der
Eingangsseite links des Nestbildes. Dort steht in roten Lettern „Zur
aktuellen Umfrage“. Unser Webmaster hat
versuchsweise zu einem sicher kontrovers zu diskutierenden
Tagebucheintrag zur Winterfütterung von
Störchen eine Möglichkeit für meine Leser geschaffen, ihre Meinung
zu äußern und die Resonanz war in den ersten Stunden bereits
überwältigend. 77% stimmen mit mir überein, auf Fütterungen von
Störchen – sei es im Winter oder im Sommer – zu verzichten. Dieses
Ergebnis ist sicher nicht repräsentativ, es zeigt aber einen
deutlichen Trend in eine ganz bestimmte Richtung. Die Redaktion wird
es sich vorbehalten, ähnliche Umfragen immer wieder in das laufende
Geschehen mit einzublenden, um Ihnen häufiger und sofort sichtbar
die Gelegenheit zur eigenen Stellungnahme zu geben.
Der Vormittag verlief an unserem Nest sehr
aufregend. Zwischen 9 und 10 Uhr gab es einiges zu sehen. Es
herrschte dicke Luft über Dinkelsbühl. Der Nestinhaber vollführte
alle nur erdenklichen Drohgebärden und für einen Schnappschuss lang
zeigte sich erneut ein zweiter Storch im Nest. Bei diesem nur wenige
Sekunden dauernden Nestbesuch eines möglichen Interessenten bleib es
dann auch für den Rest des Tages. Immerhin zeigen solche
Stippvisiten, dass immer wieder Interessenten den Luftraum über
Dinkelsbühl erreichen und ein Auge auf einen mögliche
Storchenwohnung werfen. Unser Nestbesitzer hatte mit der Abwehr
eines möglichen Nebenbuhlers wenig Arbeit. Nach einer knappen
Stunden beruhigte sich die Situation und fortan herrschte im und
über dem Nest eitel Sonnenschein.
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22. Mrz. 05 |
Die
Umfrage zur Fütterung von Störchen wurde von Ihnen
erfreulich gut angenommen. Man sollte aber zum besseren
Verständnis den dazugehörenden Tagebucheintrag
lesen. Dieser ist für die Beantwortung der beiden Fragen
unbedingt notwendig. Wer sich seine Meinung allein durch Klicken auf
die Umfrageseite bilden will, mag irritiert sein. Danach darf jeder
für sich entscheiden, ob allein das Auftreten von Störchen zu
Zeiten, in denen man eigentlich keine erwarten sollte, das Füttern
rechtfertigt. Die Frage, ob Störche auch während der Brutzeit mit
reichlich Futter versorgt werden sollen (das gibt es an vielen
Nestern in Nordbayern!!), ist in dieser Umfrage so explizit noch gar
nicht enthalten. Erst durch die Einbeziehung dieses Aspektes
würde deutlich, zu welchen Perversionen falsch verstandene
Tierliebe im Umgang mit teilweise noch wild lebenden Arten führt.
Amüsiert hat mich dabei lediglich die Gruppe derer, die
es einfach nicht ertragen kann, dass die Meinung Ihres
Tagebuchschreibers von einer so überwältigenden Mehrheit von
Naturschützern geteilt wird. Dabei geschieht die
Abstimmung gänzlich ohne Druck und ohne Androhung
von Repressalien. Selbst das „Fressen aus dem warmen Eimer“
als die Höchststrafe für alle, die sich für Fütterungen aussprachen,
habe ich zu keinem Zeitpunkt erwogen. Bis zum heutigen Tag warte
ich allerdings vergeblich auf ein ähnlich fundiertes
Organ wie mein Tagebuch auf einer anderen Homepage. Da
wird manche Informationsmöglichkeit sträflich außen vor gelassen.
Offensichtlich hat sich noch keiner gefunden, der sich dieser
wichtigen Aufgabe stellt. Stattdessen kotzt man sich eben in
diversen Foren und Gästebüchern mehr oder weniger anonym und nicht
selten mehr oder weniger peinlich aus. Ratsam wäre es da, sich erst
einmal in der ornithologischen Fachliteratur und in biologischen
Grundlagenwerken das nötige Rüstzeug zu holen, um sein eigenes
Kuscheltiergehabe erfolgreicher bekämpfen zu können.
Unserem Dinkelsbühler Noch-Immer-Single
droht solch Ungemach auch in dieser Brutzeit nicht.
Er muss und darf für sich selbst sorgen und wenn er dies nicht
schafft, weil der Lebensraum das Gewünschte nicht in der
erforderlichen Weise bereit hält, dann soll er das Weite suchen. Und
wenn er für seine Jungen – sollte es überhaupt zu Brut und Nachwuchs
kommen – bei der Futterbeschaffung versagt, werden wir ihn nicht
durch Futtergaben zwingen, anders zu verfahren.
Den gesamten Tag über war „Hausbau“
angesagt.
Weltrekord! Wie lang ist der Zweig?
Die Intensität, in der unser Storch
seine Aufgabe angeht, spricht eindeutig dafür, dass wir es bei
unserem Erstling doch ganz eindeutig mit einem „Er“ zu tun
haben. Spekulieren wir noch ein wenig weiter. Der letztjährige
Storchenmann trug wie auch unser Nestbesetzer keinen Ring. Diese
Feststellung erlaubt nun freilich nicht den Schluss, dass beide
identisch seien. Möglich und wahrscheinlich ist es aber schon. Wir
werden die weitere Entwicklung abwarten müssen. Am Nachmittag
gab es wieder Luftalarm über der Stadt verbunden mit diversen
Droh- und Abwehrreaktionen des Nestinhabers.
So erscheine ich doppelt so groß!
Ohne den Eindringling zu Gesicht zu bekommen,
beruhigte sich die Szene nach wenigen Minuten. Da blieb dann sogar
Zeit, ausgiebig den Nestbereich zu verlassen und sich draußen vor
den Stadt den Bauch voll zu schlagen. Der abendliche Einflug zwecks
Übernachtung war dann nur noch Formsache. |
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23. Mrz. 05 |
Die leider immer noch fehlenden Zugangsdaten
für unseren DSL-Anschluss werden erst nach Ostern geliefert.
Soweit die jüngste Mitteilung zum Thema „Technik“.
Inzwischen ist es dieser aber gelungen, eine gute, stabile
Funkverbindung einzurichten, die die nächsten Tage einen
störungsfreien Blick ins Nest erlauben sollte. Dass dabei die
Bildfrequenz nicht die von manchen vielleicht erhoffte Taktrate
im niedrigen Sekundenbereich erreicht, ist der einzige kleine
Wermutstropfen. So können wir die Ostertage beruhigt angehen
und müssen nicht immer damit rechnen, dass Bildausfälle unseren
Blick trüben könnten.
Auch an anderen Nestern, die mit einer
Webcam ausgerüstet sind, regt sich schon der eine oder andere
Schnabel. In Erlangen baut ein Paar kräftig am Nest, ebenso
bereitet sich ein solches in Isny auf seine Brut vor. Der
bedauernswerte Überwinterer in Freistadt/Oberösterreich
erwartet abermals einen Partner und auch die Nestcam im Zoobereich
von Karlsruhe zeigt ein Paar. Ebensolche sind an den beiden
Kameranestern in Bornheim/Südpfalz genauestens zu beobachten.
An weiteren Nestern gewährt die Kamera bereits Einblicke, aber es
regt sich noch kein Leben. Das riesige Angebot an Webcams
allein zum Thema Storch mag einen schon von Zeit zu Zeit
erschrecken. Welchem Zweck sie dienen, ist in den meisten
Fällen wenig ersichtlich. Als Werbeträger machen sich
Störche allemal gut und dann ist es natürlich nur allzu
verständlich, wenn man diese Nische in der Werbung voll nutzt. Ob
Brauerei, Elektrogeschäft, Autohaus, Hotelbetrieb oder Gärtnerei –
alle sonnen sich in der guten Reputation, die unsere
Lieblinge genießen. Was soll denn an diesem Vogel schon
Schlechtes dran sein? Der Volksglauben missbraucht ihn nach
wie vor als Kinderbringer und Glückssymbol. Also
nichts wie ran an den Speck! Spot on! Lass die Bilder laufen! Doch
die Aufregung ist groß, wenn sich unser ach so süßer
Liebling plötzlich und völlig unerwartet für den Großstadtbewohner
und Besitzer von Hund, Katz und Wellensittich zu einem gar nicht
mehr so süßen Schnuckelchen entwickelt. Er vernachlässigt
plötzlich seine Kinderschar! Gibt ihnen nicht mehr das nötige
Fressi, Fressi! Und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen! Er
ermordet einen Teil seiner Jungen oder lässt sie einfach
rücksichtslos verenden, vor unser aller Augen. Das tut man doch
nicht! Die kleinen unschuldigen Störchlis! Was können die dafür? An
dieser Stelle werden biologisch wenig geschulte
Mitmenschen vom „Kindchenschema“, das einem Jungvogel
anhaftet, voll ergriffen. Auch wenn Jungstörche eher
hässlich sind – im Gegensatz zu den Jungen der Nestflüchter
(Enten, Gänse .. ) – erliegt man ihrem Charme und
übernimmt selbst Verhaltensweisen, die mit normalem menschlichem
Verhalten nicht mehr messbar sind. Die Wortwahl gleitet dabei
mehr und mehr ins Infantile ab und es werden Aktivitäten
freigesetzt, die ein Schuldbewusstsein gegenüber der vermeintlich
leidenden Kreatur erkennen lassen. Man entschuldigt sich bei
Meister Adebar sen., indem man ihm zeigt, dass die Welt, in der er
Leben muss, nun doch nicht so schlecht ist, wie er zu meinen glaubt.
Oder glauben Störche überhaupt? Es gibt eben doch noch Menschen, die
Herz für ihn zeigen und ihm an allen nur erdenklichen
Stellen unter die Arme, besser Flügel, greifen. Bildet sich
Staunässe im Nest, wird dasselbe nach wasserbaulicher Ingenieurkunst
umgestaltet, natürlich während der Brutzeit. Futter wird das ganze
Jahr hindurch, nicht nur zur Winterszeit, angeboten. Auch am 18.
März gab es eine gut beschickte Stelle in den Rednitzwiesen. Von
Schnee weit und breit keine Spur. Das gleiche gilt für die
Brutzeit an vielen Nestern. Da kann sich Adebar den Bauch regelrecht
voll schlagen. Die Monatsnamen sind beliebig austauschbar, es findet
sich immer irgendwo ein oder mehrere Gefäße von der Art „Warmer
Eimer“. Man sollte dann aber auch so ehrlich sein und sich dazu
bekennen, in diesen Störchen ein Haustier vor sich zu haben,
dem zur Vollendung seines Daseins nur noch die
Freiflugvoliere fehlt. Die kommt aber bestimmt auch noch. Sie
sehen am Geschilderten, dass sich hier noch eine ganze Palette an
möglichen Umfragen ergibt, auf deren Beantwortung wir jetzt schon
gespannt blicken dürfen. Die einzige Berechtigung, die ich für die
Storchenkamera Dinkelsbühl sehe, ist folgende: Man kann, wenn man es
richtig anpackt – und davon gehe ich angesichts der enormen Zugriffe
eigentlich aus – eine unglaublich große Zahl von Lesern ansprechen,
die keine einzige Fachzeitschrift in Deutschland je erreichen wird.
Wenn man mithelfen kann, die Sichtweise von
Lebensvorgängen in der Natur zu entmenschlichen und eine
distanziertere Haltung zu Lebewesen aufzubauen und nicht immer
gleich nach dem Eingreifen des Menschen zu rufen, die Geschöpfe mehr
als Zaungast zu betrachten und zu beobachten, dann hat sich der
Einsatz schon gelohnt. Wenn es mir dann noch gelingt, die
Verbindungen aufzuzeigen, die zwischen Lebewesen und der Ausstattung
ihres Lebensraumes sowie zwischen Bruterfolg und Nahrung oder Alter
und Bruterfolg bestehen, bin ich schon glücklich. Deshalb werde ich
weiter um die Erreichung dieser Ziele kämpfen. Das ganze Dilemma
möchte ich an einem Erlebnis noch verdeutlichen: Als ich einen mir
namentlich bekannten Tierschützer, der gerade aus einem Storchennest
drei Junge entnommen hatte, um sie zu Hause zu trocknen und mit
Medikamenten zu versorgen, deshalb zur Rede stellte, raunzte er mich
mürrisch an: „Würden Sie Ihre Kinder bei diesem Wetter auch dort
oben lassen?“ (Dabei deutete er in Richtung des auf dem Kamin des
Pfarrhauses befindlichen Storchennestes!?)
Unser
Baumeister hat heute einen großen Schritt in Richtung
Nestausbau geleistet. Die Teile , die durch die
Witterungseinflüsse des Winters gelitten haben, sind längst ergänzt
und ein neuer Rand auf dem alten Nest ist deutlich sichtbar.
Dieser neue Rand führt sogar dazu, dass Adebar das Nest dabei etwas
verkleinert und gar nicht den ganzen Durchmesser beansprucht.
Auf
alle Fälle wächst dadurch trotzdem jedes Jahr ein
Storchennest in die Höhe und nach jahre- oder jahrzehntelangem
Gebrauch kann es gigantische Ausmaße erreichen. Das höchste
Storchennest Deutschlands in Bälow/Brandenburg von der Nestbasis
bis zum oberen Nestrand gemessen betrug etwas über 2 Meter.
Ähnlich große Nester gibt es heute nur noch sehr vereinzelt.
Berechtigte Sicherheitsvorkehrungen und die Angst vor
Regressansprüchen bei Nestabstürzen lassen die Hausbesitzer
vorsichtiger agieren. Deshalb ist es verständlich, wenn solche
Gefahrenquellen eliminiert werden, d.h. nach dem Abzug der Störche
oder vor ihrer Rückkehr werden große Nester auf ein vertretbares Maß
zurückgestutzt. Eine solche Maßnahme ist völlig gefahrlos und hat
für die Besetzung des Nestes keine Auswirkungen. Ich konkretisiere:
Dies gilt nur für Maßnahmen, die bei Abwesenheit
der Störche durchgeführt werden. Ist das Nest allerdings bereits
besetzt, dürfen keine Eingriffe mehr vorgenommen werden. An manchen
Orten werden solche Nesteingriffe leider auch dann vorgenommen, wenn
überhaupt keine Notwendigkeit besteht. Da hängen lediglich einige
große Äste herab, die dem Sinn für Ästhetik und Ordnung nicht
entsprechen und bei dieser Gelegenheit entfernt man eben gleich
weite Teile des Nestes. Deshalb existieren immer weniger
Storchenburgen, also große, attraktive Nester, die allein schon
wegen ihres Umfanges andeuten, dass der Ort und seine Umgebung schon
seit Menschengedenken von Störchen besiedelt werden. Das größte
mir bekannte und in einem großartigen Storchenbuch abgebildete Nest
kann oder konnte man mindestens bis zum Jahre 2002 in einem Ort
südlich von Madrid in Spanien bewundern. Es hatte die
sensationelle Höhe von 3,80 Metern. Das entsprechende Buch
hat Hans Skov, der Storchenpapst Dänemarks verfasst. Es ist
leider nur in dänischer Sprache 2003 im Gads Forlag Kopenhagen
erschienen unter dem Titel „Storken – En Kultur- og
Naturhistorie“. Der Kauf lohnt sich uneingeschränkt schon allein
wegen des unvergleichlichen Bildmaterials. Nach dieser kleinen
Buchempfehlung zurück ins Fränkische. Wer stattliche Storchennester
sehen möchte, reise doch einfach einmal an die Wörnitz oder Altmühl.
Mosbach bei Feuchtwangen kann ein Nest vorweisen, an dem seit
der Wiederbesiedelung 1993, damals war das alte Nest bis auf einen
kläglichen Rest verschwunden, keine Menschenhand irgend etwas
gefummelt hat. Alles hat die Witterung und Meister Adebar gestaltet.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Eine echte Burg ist in dieser
relativ kurzen Zeit entstanden. Obwohl das Dinkelsbühler Nest
genauso alt ist wie das im nicht weit entfernten Mosbach,
kann es an Größe (Höhe, aber auch Durchmesser) in keiner Weise
mithalten. Treue Tagebuchleser und Beobachter werden den Grund
wissen. In Dinkelsbühl gibt es ein fleißiges
Storchennestabbruchunternehmen, in Mosbach nicht. Ich meine die
Dohlen aus dem benachbarten Münster Sankt Georg.
Wer
sich einmal ein wenig Zeit gönnen möchte, darf einmal im
Tagebuch 2002
blättern. Man erhält in den Teilen 1 bis 10 einen
umfassenden Einblick in die Bereiche Nest und Nestbau und
kann erleben, wie ein Dutzend Dohlenpaare ein stattliches
Storchennest in wenigen Wochen bis auf kümmerliche Reste abbaut.
Alte Burgen stehen ebenso in Weiltingen an der Wörnitz sowie an der
Altmühl in Leutershausen und Trommetsheim. |
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26. Mrz. 05 |
Die erste Umfrage als neue Reihe
auf unserer Homepage zum Thema „Fütterung von Störchen“ ist
abgeschlossen. Sie erbrachte ein für mich nicht überraschendes
Ergebnis, gehören doch die meisten meiner Leser zu den
biologisch gut informierten und die Natur behutsam und
mit Respekt und Distanz beobachtenden Menschen. 74% sprechen
sich demnach gegen jegliche Fütterungen von Störchen aus, ein
knappes Viertel hält diese dennoch für notwendig.
Heute erreicht mich das neueste Bulletin 2004/2005 Nr.34 der
Schweizerischen Gesellschaft für den Weißstorch mit Sitz in Altreu,
heute „Storch Schweiz“ genannten Organisation. Deren
Geschäftsführer in der Nachfolge des legendären Max Bloesch
Peter Enggist widmet sich in seinem Bericht über das Jahr 2004
auf den Seiten 6-10 ausführlich dem Thema Fütterung von
Weißstörchen. Dazu muss man wissen, dass in der Schweiz
über Jahrzehnte ein sehr aufwändiges Wiedereinbürgerungsprojekt
lief, das auch massive Fütterungen der Aufzuchtstörche vorsah. Vor
10 Jahren setzte eine atemberaubende Trendwende in der
Sichtweise der Dinge ein, die nun zu einem ebenso Aufsehen
erregenden Ende geführt hat. Ich zitiere auszugsweise aus dem
Bericht: „Es ist 10 Jahre her, seit die Gesellschaft „Storch
Schweiz“ damals noch Schweizerische Gesellschaft für den Weißstorch
Altreu gemeinsam mit den angegliederten Außenstationen beschlossen
hat, keine Störche mehr in Gefangenschaft zu halten, um sie später
auszuwildern. Ferner hat man sich zum Ziel gesetzt, die
Fütterungen der Störche Schritt für Schritt zu reduzieren, bis
sich die Störche angewöhnt haben, das Futter selber in der Natur
zu suchen.
Mitte der 90er Jahre wurden die letzten noch in
Gefangenschaft gehaltenen Störche freigelassen und somit das in der
Schweiz über 40 Jahre dauernde Auswilderungsprojekt abgeschlossen. …
Die nicht ziehenden unter unseren ausgewilderten Störchen nehmen von
Jahr zu Jahr ab und wir können davon ausgehen, dass sie in den
nächsten Jahren ganz verschwinden werden und wir in der Schweiz
künftig wieder einen Storchenbestand haben, der ein
natürliches Verhalten aufweist und der, wie es sich für Meister
Adebar geziemt, den Winter im warmen Süden zu verbringen. Mit
der Fütterung der freifliegenden Störche haben die ersten
Stationen schon Ende der 80er Jahre aufgehört, bis Ende
der 90er Jahre folgten die meisten der anderen 23 Stationen.
Die Fütterungen wurden im Sommer wie im Winter eingestellt.
Auch in den Zoos von Basel und Zürich verfuhr man in gleicher Weise.
Es ist interessant, dass trotz gleichmäßiger Abnahme der
unnatürlichen Fütterung der Brutpaarbestand in der Schweiz in
den letzten 12 Jahren um 24% zugenommen hat. Der Bestand
der ziehenden Vögel hat sich sogar verneunfacht. Uns
interessiert vor allem die Entwicklung der aufkommenden Jungenzahl
im Verhältnis zur Abnahme der unnatürlichen Futterquellen. Die
Ergebnisse zeigen klar, dass die durchschnittliche Jungenzahl
in der Schweiz pro Jahr trotz größerer Schwankungen in keiner Art
und Weise von den abnehmenden Futterquellen abhängig ist.
So zählte man in der Schweiz bei einer täglichen Futtergabe von 300
kg durchschnittlich 2,1 Jungvögel pro Nest. Bis 2004 wurde die
durchschnittliche Futtermenge in der Schweiz bis auf 10 kg pro Tag
reduziert und trotzdem flogen im Jahre 2003 über 2,17 Jungstörche
aus. … Die Schwankungen der Jungenzahl hatten nichts mit dem Angebot
der künstlichen Futterquellen zu tun. Es ist längstens allen
bekannt, dass dies in unseren Breitengraden nur von der nassen und
kalten Witterung während der Brutzeiten abhängig ist. ... All diese
Erkenntnisse haben den Vorstand von „Storch Schweiz“ bewogen,
sich offiziell von der künstlichen Fütterung von Störchen
zu distanzieren und dies auch öffentlich bekannt zu geben.
In nächster Zeit werden für unsere Störche auch die letzten
künstlichen Futterquellen versiegen. Wir sind überzeugt, dass
sich in den nächsten Jahren in der Schweiz wieder eine
vollständig natürliche, sich selbst erhaltende
Storchenpopulation entwickeln kann.“ Soweit Peter Enggist in
seinem mutigen Beitrag, der sich doch so hautnah mit meinen
Ansichten deckt. Und diese Worte stammen ausgerechnet aus einem
Land, in dem das Füttern von Störchen erfunden wurde.
Und was passiert bei uns? Immer mehr Störche
werden ohne Not zu Überwinterern gemacht. So tummeln sich immer mehr
gestrandete und bedauernswerte Störche bayernweit auch im Winter an
obskuren, von Selbstdarstellern unterhaltenen Futterstellen bei uns.
Schließen wir uns dem Schweizer Vorbild an, dann hat sich dieses
Problem innerhalb weniger Jahre gelöst. Mit welchen Folgen ist ja
oben in ausreichender Weise auf Grund 40-jähriger Untersuchungen
eindeutig belegt: Anstieg der Zahlen der Brutpaare, kein Einfluss
auf die Jungenzahlen. Nur ein strenges Verbot von Fütterungen
kann in Zukunft den Trend umkehren. Fütterungen sind so
überflüssig wie ein Kropf. Nun sind die Naturschutzverbände
massiv gefordert, hier mit aller Entschiedenheit
durchzugreifen und solchen Unternehmungen ein für allemal
einen Riegel vorzuschieben. Regelmäßige Kontrollen der
Futterplätze im Sommer und Winter durch Naturschutzwächter und die
Verhängung empfindlicher Bußgelder bei Zuwiderhandlung sind weitere
denkbare Instrumente der Durchsetzung. |
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27. Mrz. 05
Ostersonntag |
Da hat doch der Osterhase glatt seine
Eier ins Nest zu legen versucht. Zumindest konnte am
heutigen Ostersonntag ein Vertreter dieser auch bei uns immer
seltener werdenden Spezies im Nest sitzend bzw. hoppelnd
beobachtet werden. Es wird aber sein Geheimnis bleiben, wie diese
schon vor 500 Jahren von einem der größten fränkischen Künstler mit
Namen Albrecht Dürer in die Kunstgeschichte eingebrachte
Säugetierart den Weg ins Nest gefunden haben mag.
Dürer lässt grüßen!
Da der Weg durch die Luft für eine nicht
flugfähige Tierart höchst unwahrscheinlich ist, muss doch der Weg
über das steile Dach des alten Rathauses als der wahrscheinlichste
in Betracht gezogen werden. Dass es sogar zu einer Übernachtung
hoch über den Dächern von Dinkelsbühl kam, ist zumindest für
fränkische Feldhasen höchst ungewöhnlich. Wer
Schnappschüsse besitzt, die zeigen, auf welche Weise das Hoppeltier
seinen selbst gewählten Platz wieder verlassen hat, möge mir diese
zukommen lassen. Fest steht aber, dass Meister Adebar seinem
Nebenbuhler das Feld wieder streitig machte und den Hasen letztlich
vertrieb, hat dieser doch keinen Beitrag zum Nestbau geleistet und
damit auch keinen Anspruch auf eine solche Behausung. In den
vergangenen beiden Tagen konnten die Seher –
sofern es etwas zu sehen gab – weitere Nestbauaktivitäten
unseres Solisten bewundern. Der Ausbau des Nestes ist nun
soweit fortgeschritten, dass jederzeit mit der Eiablage gerechnet
werden könnte, wenn, ja wenn sich eine Partnerin zum
Neststorch dazu gesellen würde. Bis heute erweckten schon zwei
Versuche den Eindruck, dass sich ein Paar bilden könnte.
Beim ersten Mal dauerte es immerhin eine ganze Nacht,
bis man sich zur Trennung entschloss, beim zweitenmal war
bereits nach wenigen Minuten Schluss und heute konnten
wir bereits den dritten derartigen Versuch erleben.
Bist du es oder bist du es nicht?
|
Links „Er“ – rechts „die Neue“
|
Davon soll etwas ausführlicher die Rede sein.
Helmut Wilflings Notübertragung sei Dank! So blieb dieser
interessante Anbandelungsversuch nicht unentdeckt. Es war um
17:14 Uhr, als plötzlich zwei Störche im Nest standen.
Der Neuankömmling durfte ohne großes Aufsehen anstandslos bei „Ihm“
landen, es kam zu einem freudigen Begrüßungsklappern sowie weiteren
An- und Abflügen „der Neuen“. Um 17:28 Uhr sah man das
Paar zum letzten Mal und auch beim abendlichen Einflug blieb
„Er“ allein. Verhaltensweisen im Vorfeld belegen allerdings, dass
sich „Sie“ anfangs zweifellos noch im Umfeld des Nestes aufgehalten
hatte, dann aber sicherlich aus dem Blickfeld des Neststorches
verschwand. Nun wäre das ganze Geschehen nur halb so interessant,
wenn Ihrem Tagebuchschreiber an der Storchendame nicht ein
kleines Detail aufgefallen wäre und deshalb geht die Geschichte
auch noch ein wenig weiter. Der neue Besucher des Nestes trug
und trägt auch weiterhin am rechten Bein über dem
Fersengelenk einen schwarzen, neuen ELSA-Ring, wie ihn die
europäischen Vogelwarten seit kurzem einsetzen oder noch einsetzen
werden. Schnell erinnerte ich mich an das letztjährige
Storchenweibchen an unserem Nest. Es trug ebenfalls einen neuen
ELSA-Ring rechts über dem Fersengelenk. Nach dem Verlust des
4er-Geleges nach heftigen Kämpfen verließ die damals zweijährige
Dame Nest und Partner und war seitdem nicht mehr gesehen. Sollte sie
sich an ihr altes Nest erinnert haben und heute zurückgekehrt sein.
Wird ihr Ex-Mann ihr das Verhalten verübeln und sie von der
Bettkante stoßen? Für heute sieht es fast danach aus. Oder handelt
es sich bei der Neuangekommenen um ein ebenso beringtes neues
Weibchen. Die Antwort muss ich Ihnen (noch) schuldig bleiben.
Vielleicht wird es auch nie eine Antwort auf diese Frage geben. Aber
es bleibt zumindest weiterhin spannend, auch wenn ich mich für die
nächsten beiden Wochen aus dem Tagebuch
verabschiede. Alle in dieser Zeit von mir verfassten Einträge
ins Tagebuch werden nach Ablauf von 2 Wochen selbstverständlich
nachgetragen, so dass ein lückenloser Ablauf der Ereignisse
garantiert sein wird. Aktuelle Informationen werden – wenn
nötig und wichtig – von mir über das Gästebuch an Sie
übermittelt. Also auch auf diesem Wege ab und zu nach Neuigkeiten
aus meiner Feder Ausschau halten! |
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28. Mrz. 05 |
Nun komme ich doch noch ganz unerwartet
zu einem kleinen Eintrag. Mit Freuden konnte ich am Vormittag
das Einsetzen der Live-Bilder aus dem Storchennest beobachten.
Offenbar hat es Helmut doch nicht ganz übers Herz gebracht, seine
und unsere Seherschar über die gesamte Osterzeit mit dem Osterhasen
allein zu lassen. So hat er den ausgefallenen Computer in Gang
gesetzt und uns eine große Osterfreude bereitet. Dass dies kein
Minute zu früh geschah beweisen die Ereignisse, die sich danach
ereigneten. Kurz vor 15 Uhr – ich kam von einem kleinen
Osterspaziergang zurück – sah ich, dass in der Zwischenzeit Neues
geschehen war. Ein zweiter Storch hatte auf dem Dachfirst
hinter dem Nest Platz gefunden und wurde an dieser Stelle vom
Nestinhaber geduldet. Langsam, aber sicher näherte sich die
Neue ihrem zukünftigen Gemahl und sprang, ohne
abgewiesen zu werden, ins herrlich ausgestaltete Nest.
Vorsichtige Annäherung!
Dies passierte genau um 14:52 Uhr. Keine
Minute später hatte unser 14-Tage-Single seine Gespielin
schon im gegenseitigen Einvernehmen bestiegen und es folgte
eine lange gelungene Kopulation.
Melde Vollzug!
Der geht aber ran!, dachte ich bei mir und
entdeckte auf dem nächsten Bild, dass die Neue
einen Ring über dem Fersengelenk trägt. Die Art des Ringes ließ aber
gleich vermuten, dass es sich dabei um keinen ELSA-Ring handelte.
Ich setzte mich sogleich ins Auto und bewältigte in kurzer Zeit die
13 Kilometer von meinem Heimatort ins benachbarte Dinkelsbühl. Ich
wollte es sofort genau wissen. Vor Ort tat mir das Paar sodann den
Gefallen, sich mir günstig zu präsentieren, so dass die Ablesung
gelang. Der Storch – nein die Störchin - erhielt seinen Ring, nein
ihren Ring demnach im Gebiet der Vogelwarte Helgoland. Das
bedeutet, dass ihre Wiege nördlich der Linie Bayern,
Baden-Württemberg stand. Am linken Bein verfügt die Dame
außerdem noch über einen sehr schmalen Aluring, der eine
nicht ablesbare Inschrift bzw. Zahlenkombination trägt. In Franken
war die heute erschienene Störchin noch nie beobachtet worden.
Während meiner Anwesenheit kam es zu zwei weiteren Kopulationen,
die alle erfolgreich verliefen, soweit ich mir diese
Bemerkung überhaupt erlauben kann. Auf alle Fälle kann es in diesem
Tempo weitergehen und „Er“ verschmäht seine neue Liebe nicht wieder.
Dazu besteht aber im Augenblick kein Anlass, sondern so wie beide
sich heute Nachmittag benahmen, lässt auf eine dauernde Beziehung
schließen. Achten Sie also auch heute Abend auf das Erscheinen
beider. ...und beide meinten es ernst.
Sie kamen am Abend zurück zum Nest und
verbrachten ihre erste gemeinsame Nacht.
...und sie kamen zur Übernachtung! Ob
„Er“ seiner Partnerin vom Seitensprung vor 14 Tagen
erzählt hat? Zum Geschlechtsverkehr war es damals –
soweit es die Dunkelheit zeigen konnte – nicht gekommen und
nach einer Nacht war dann auch schon Schluss. Es sieht gut aus und
es besteht berechtigte Hoffnung, das man sich gefunden
hat. |
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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere
Spenden
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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