Storchenkamera
 
Storchentagebuch 2004
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 8

03. Jun. 04

 

Unser Einzelgänger verwendete erneut viel Zeit für die Begrünung seines Nestes.


Gras
in Hülle und Füll

Auch dem Grobgerüst des Nestes
gilt die ganze Aufmerksamkeit

Dennoch blieben seine Werbungsversuche einen weiteren Tag unerhört. Während in den umliegenden Storchennestern eifrig Nachwuchs versorgt wird, hat unser Single sich mit solchen Pflichten in diesem Jahr nicht abzugeben. Er trägt es mit Fassung und wird dadurch mit Sicherheit keinen Schaden davontragen.


Abflug

Im letzten Moment geblitzt

 Exzellente Verdauung

Haben unsere Störche doch bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von etwa 10 Jahren häufig die Gelegenheit, erfolgreich für Nachwuchs zu sorgen. Da darf es dann schon den einen oder anderen Brutausfall geben, ohne dass die Population deshalb zusammenbricht. Leider musste ich heute in Leutershausen an der Altmühl im Landkreis Ansbach gelegen eine betrübliche Beobachtung machen. Das dortige Storchenpaar hat aus mir noch unbekannten Gründen seinen Nachwuchs verloren. Nach scheinbar normalem Brutverlauf standen heute beide Brutstörche (das Weibchen ist ein mittlerweile 20 Jahre alter Vogel mit Geburtsort im Elsass) im Nest und gaben durch ihr Verhalten eindeutig zu verstehen kinderlos zu sein.


Das Nest auf dem Schlauchtrocknungsturm der Feuerwehr 


Das kinderlose Paar

 
04. Jun. 04

Mit dem Wetter will es einfach nicht vorangehen. Noch immer hängen den ganzen Tag Wolken über dem Frankenland, aus denen heraus der eine oder andere kräftige Regenschauer fällt. Auch die Temperaturen bewegen sich in einem Niveau, das unterhalb der 20-Grad-Marke zu liegen kommt. Unter diesen Voraussetzungen brauchen wir uns dennoch um unser Nest keine Sorgen zu machen, gibt es dort ja keine wetterbedingten Verluste mehr. Bei meiner Reise zu den anderen Storchenwebcams im Angebot wird in diversen Gästebüchern und Foren immer wieder und in fast gleich lautenden Kommentaren das Leben der „armen Störchlis“ beklagt, die momentan Kälte und Regen ausgesetzt sind und damit in Einzelfällen auch mit Verlusten leben müssen. Nun sind ja mal Niederschläge und unterdurchschnittliche Temperaturen zu dieser Jahreszeit nichts Ungewöhnliches und vom Menschen am wenigsten beeinflussbar. Wer eine Naturwebcam zu seinen Favoriten wählt und Einblicke in ein sonst verborgenes Leben gewährt bekommt, sollte diese Chance auch mit Respekt und der nötigen Distanz nutzen. Unschöne Kommentare und Verunglimpfungen, die in unserem Gästebuch zu den seltenen Ausnahmen gehören und von der Fachkompetenz der Leser und Schreiber zeugen, sind dabei sicher nicht der richtige Weg, auch wenn ich solche Gefühlsausbrüche natürlich verstehe und aus eigener Erfahrung nachvollziehen kann. Bei der Betrachtung der Geschehnisse sollte sich jeder Naturfreund – und hier denke ich vor allem an die Tierschützer unter uns - zurücknehmen und nicht immer die menschliche Sichtweise als die einzig richtige und für das Tier beste für sich beanspruchen. Brütet ein Storch über Gebühr lange, weil die Eier unbefruchtet oder die Embryonen abgestorben sind (wie in Höchstadt zur Zeit zu beobachten), wird nach Eingriffen gerufen, die das Paar vor dem „Stress des Dauerbrütens“ retten sollen. Warum? Es besteht überhaupt keine Notwendigkeit für eine solche Maßnahme. Wer sollte über einen Brutabbruch am besten entscheiden können?  Sicher die Störche selbst! Also lassen wir die ganze Aufregung. Und außerdem ist das Brüten viel weniger anstrengend als die Aufzucht von vier Jungen. Wie verhält es sich mit den Totalverlusten an den Horsten in Frauenaurach und Dannberg (um nur einige zu nennen)? Diese von der Natur- und Umwelthilfe Erlangen betreuten Standorte unterliegen scharfen Richtlinien hinsichtlich Nestzustand und Jungenbetreuung. Trotzdem ist passiert, was passieren musste und durfte. Auch ganz ohne Plastik und mit der Möglichkeit täglicher Nesteingriffe sind komplette Bruten gestorben. Das ist vollkommen normal und passiert schon seit Jahrtausenden und hat mit der Anwesenheit des Menschen und der immer wieder so arg missbrauchten Zerstörung der Natur durch den Menschen überhaupt nichts zu tun. Nur eines hat sich geändert: Durch die verschiedenen Webcams sind wir alle zu Zeugen dieser Ereignisse geworden und plötzlich regen wir uns auf. Der Bauer, der mit seiner Walze über die Wiese donnert und zahllose Gelege und Jungvögel platt macht, erregt in keiner Weise den Unmut der Tierschützer, auch wenn der Verursacher  dabei Tiere tötet, die hundert Mal seltener sind als unser Weißstorch. Wer spricht da von der Möglichkeit einer Anzeige gegen den seine Arbeit verrichtenden Landwirt? Beim Storch wird gleich nach dem Richter gerufen: „Warum lässt man das arme Küken sterben? Das gibt eine Anzeige!“, so wird hier hitzköpfig argumentiert. Und die, die am lautesten nach einem Richter rufen, haben meist von der Problematik überhaupt keine Ahnung und beziehen ihr Wissen einzig aus Magazinen, die man eher in die Kategorie „Volksverdummung“ einordnen sollte. Aber in unserem Lande gilt schon der als Experte, der das Wort „Weißstorch“ einigermaßen richtig schreiben kann. (Ist Ihr Tagebuschreiber ein Experte?) Wenn beim schlimmsten Regenwetter eine Drehleiter an einem Nest vorfährt, der Altvogel im letzten Moment seine Jungen verlässt, diese dann schutzlos den Witterungsunbilden ausgeliefert sind, man nicht weiß, wie lange es dauert, bis der Altvogel seine Schutzfunktion wieder übernehmen kann  und letztlich eine erwartungsvolle Menschenmenge dem Treiben zuschaut, passiert, was passieren muss. Man ist zum Handeln gezwungen. Man m u s s irgendetwas tun. Da ist „action“ angesagt. Am Schluss sind die Zuschauer zufrieden. Sie klatschen Beifall, gehen zufrieden nach Hause und bestaunen den „Macher“ Mensch, der die Natur im Griff hat und den etwas dummen Vögeln, die nicht wissen, wie man mit dem Wetter umgeht (bitte nicht schon wieder die Plastikteile ins Spiel bringen!), zeigt, was eine Harke ist. Auch wenn ich mich hier wiederhole: Dies alles lässt sich ohne Schwierigkeiten ein für allemal aus der Welt schaffen: Sperren wir alle Störche in geräumige Volieren, zerstört kein Fremdstorch mehr ein Gelege, Prinzesschen müsste nicht mehr bis Südafrika fliegen (die ist aber ganz schön blöd und hat es dennoch auf eine Briefmarke gebracht) und nach ihrer Rückkehr ihr Nest schon besetzt vorfinden, das Wetter und die Nahrungsbeschaffung wären überhaupt kein Problem mehr und Jungenverluste ließen sich fast zu 100 Prozent vermeiden. Bewahren Sie deshalb alle mehr Coolness! Die Natur ist grausam, nur haben dies viele von uns noch nie vorher so direkt erlebt und werden durch die ungeschminkten Einblicke in ein Storchennest an den Rand ihrer Belastbarkeit gebracht. Wer nun wieder sagt, Störche seien bedroht und müssten deshalb besonders geschützt und gepäppelt werden, sei eines Besseren belehrt. Die Vogelart „Weißstorch“ ist alles andere als bedroht. Sie zählt mindestens 200.000 Brutpaare, ihre Individuenzahl liegt sicher so bei 700.000 bis 800.000 Individuen. Was lernen wir daraus? Wir sollen uns nicht so wichtig nehmen! Alle Bewohner in fränkischen Landen, mit denen ich während der letzten Jahrzehnte zusammen gekommen bin und die allesamt enger mit der Natur verbunden sind als die meisten von uns, besonders die Bewohner unserer Großstädte, pflegen in Fällen von Verlusten in Storchennestern emotionslos und lapidar zu sagen: „Des is hald d´Nadur.“ Kein einziger hat bisher Vorschläge gebracht, die verschiedene Storchenschützer noch immer propagieren (siehe oben!). Wenn ich ihnen dann von solchen Möglichkeiten erzählte und ihre Durchführung als realistisch bezeichnete, wendeten sie sich von mir ab, um mich durch ihre Reaktion nicht zu beleidigen. Und jedes Mal konnten sie ein ungläubiges Kopfschütteln und ein unterdrücktes Lachen nicht ganz verbergen.

In Muhr am See, Ortsteil Neuenmuhr, eröffnete Ihr Tagebuchschreiber die diesjährige Beringungsarbeit m Auftrag der Vogelwarte Radolfzell. In den nächsten Wochen werden entlang der Flüsse Wörnitz und Altmühl noch eine ganze Reihe weiterer, ähnlicher Einsätze auf dem Plan stehen. Auf dem Kirchturm von Neuenmuhr, Ort des Storchennestes, erreichen alle Drehleitern der Feuerwehren ihre Kapazitätsgrenze. 30 Meter Leiter sind dazu ein wenig zu kurz. Da kommt es auf das genaue Positionieren des Feuerwehrfahrzeuges  an, um zumindest in Nestnähe zu kommen. Das letzte Stück muss dann durch eine überragende Körpergröße überbrückt werden. Es klappte! Ein Jungstorch konnte beringt werden, mehr waren auch nicht im Nest. Mit einem Alter von gut vier Wochen war er seinen „Kollegen“ in den umliegenden Nestern schon ein gutes Stück voraus. Diese dürfen sich allerdings noch ein wenig gedulden, bis auch sie an die Reihe kommen.


Start eines Unternehmens


Das Ziel der Begierde


Augenkontakt

Zum Schluss komme ich zu unserem eigentlichen Hauptdarsteller, um den es doch ein wenig still geworden ist. Er spult sein Tagesprogramm in aller Ruhe ab und wartet weiterhin – vergeblich – darauf, dass all seine Versuche, einen Partner zu finden, doch noch erhört werden.


Besuch auf dem Dachfirst

Ich geh doch wieder nach Hause
   

Heute ist mal wieder
Klappern angesagt!

Vielleicht hilft das
noch besser?
 
05. Jun. 04

Ein weiterer verregneter Tag für alle stand  uns auch heute bevor. Der Wetterbericht verheißt aber für die neue Woche eine Rückkehr oder besser gesagt den Beginn einer Witterungsperiode, die den Namen Sommer einmal verdient. Nur fürchte ich, dass es dann den meisten von uns schon wieder zu heiß sein wird. Bei mir stand dieser Samstag ganz im Zeichen der Entspannung und diente dem Kräfte Sammeln für die nächsten, sicher nicht ganz leichten Wochen. Da kam mir natürlich die Witterung und die geringe Aktivität unseres Dauergastes im Nest auf dem alten Rathaus sehr zugute.


Ich steh im Regen
und warte...

Die kleine Regenpause nutze ich
schon mal zum Trocknen.
   

Ein Häufchen Elend?

Das Wetter ist zum Heulen!
   

Flugbild Dohle!
 
06. Jun. 04 Die letzten Wolken hüllten auch diesen Sonntag in ein getrübtes Licht. Doch gegen Abend brach die Sonne immer mehr durch die dünner werdende Wolkendecke und man gewann den ersten Eindruck einer sich anbahnenden sonnigen Wetterperiode. Unser Altrathausstorch machte mehrmals einen kurzen Sonntagsspaziergang auf den das Nest begleitenden Dachfirst. Dort hielt er sich aber jeweils nur für wenige Sekunden auf und kehrte schnell wieder ins „richtige“ Nest zurück.


Auf


und nieder,


immer wieder...

Der abendliche Einflug – ein sicheres Zeichen für die Anwesenheit eines Storchs am Nest und zugleich die Rückkehr zum Übernachtungsort von Meister Adebar – findet im Augenblick so gegen 22 Uhr statt. Wenn die Tage noch länger werden und der Himmel wolkenlos ist, kann sich dieser Termin locker um eine halbe Stunde nach hinten verlagern.

 
07. Jun. 04 Nach vielen unerfreulichen Meldungen über die Verhältnisse in den Storchennestern in Franken möchte ich Ihnen zum Einstieg Erfreuliches berichten. Die Freiwillige Feuerwehr Dinkelsbühl unter ihrem hilfsbereiten „Mädchen für Alles“ Günter Rödel brachte mich mit ihrer 30 Meter hohen Drehleiter zu einigen Nestern an der Wörnitz. Unsere erste Station führte uns nach Weiltingen. Vier Junge im Nest, gut 4 Wochen alt, wurden bei unserem Auftauchen von Mama Storch bewacht. Mit ihren 11 Jahren kennt sie den Vorgang des Beringens schon sehr gut und verlässt das Nest auch immer erst im letzten Moment. Seit 2001 brütet sie alljährlich in Weiltingen, nachdem sie vorher von 1997 bis 2000 in unserem Dinkelsbühler Nest auf dem alten Rathaus gewohnt hatte und erst mit Inbetriebnahme der Webcam umgesiedelt war.


Die Familie auf dem 20 Meter hohen Kamin des Sägewerkes


Die beringte Storchenmutter kurz vor dem Abflug


Abschied vom erfolgreichsten Nest des Landkreises

Der nächste Stopp geschah eine viertel Stunde später im 4 Kilometer entfernten Wittelshofen. Dort gab es drei Junge zu beringen, ein vierter war vor knapp 14 Tagen aus dem Nest geworfen worden. Genauere Einzelheiten sowie einen Bericht über die heutige Beringung auf dem Kamin der Molkerei finden sie auch auf der Homepage der Gemeinde Wittelshofen unter www.wittelshofen.de


Hoch über den Dächern von Wittelshofen

Den Abschluss einer sehr erfolgreichen Fahrt mit der Drehleiter bildete das Nest auf dem Lagerhaus Munninger-Würth in Wassertrüdingen. Auch dort konnten vier prächtige Jungstörche mit den schwarzen ELSA-Ringen der Vogelwarte Radolfzell gekennzeichnet werden.


In Erwartung dessen, was gleich geschehen wird!

 
Es ist geschafft!

Unser Rathausstorch scheint mittlerweile Gefallen am Alleinsein gefunden zu haben. Immerhin liefert uns die Technik wenigstens in dieser Frage einen lückenlosen Einblick in die Vorgänge in einem Storchenleben nach dem großen GAU, nach Verlust des Geleges oder aller Jungen. Dass nach einem solchen Ereignis Störche ihr Nest räumen, konnten wir ja selbst erleben. Auch die Störchin aus Dannberg, Landkreis Erlangen-Höchstadt, hat ihren Brutort verlassen. Während mir von unserer zweijährigen Störchin bislang keine weiteren Beobachtungen bekannt sind, gelang dies im Falle der verschwundenen Storchendame aus Dannberg. Sie wurde einige Hundert Kilometer entfernt in Sachsen-Anhalt in der Nähe von Loburg abgelesen. Dies zeigt, welche große Entfernungen nach dem Verlassen des Brutortes zurückgelegt werden können. Das Nest auf dem Alten Rathaus von Dinkelsbühl bietet nach wie vor einen schmucken Anblick, lässt sein Bewohner doch keinen Tag verstreichen, an dem er nicht etwas für den guten Zustand seiner Wohnung getan hätte.

Die ganze Aufmerksamkeit gilt nach wie vor dem Zustand des Nestes

Mit dem letzten Schnappschuss für heute grüßt die „Primaballerina Storch“ alle treuen Leser meines Tagebuches.

 
08. Jun. 04 Der Sommer ist ausgebrochen! Schlagartig und mit Macht klettern die Temperaturen im Verlauf des heutigen Tages schon mal über die 25-Grad-Marke. Da darf endlich wieder einmal nach Herzenslust geschwitzt werden. Ich habe für den Nachmittag einen weiteren Beringungstermin anberaumt und freue mich darauf, dem Nest im benachbarten Mosbach einen Besuch abzustatten. Mit diesem Nest verbindet mich die innigste Beziehung, zumal es nur 6 Kilometer von meiner Wohnung entfernt liegt. Seit meiner Kindheit beobachte ich das Leben in diesem Nest und es gehörte im Jahre 1969 auch zu den ersten, an denen ich damals meine ersten Sporen als „Storchenberingungshelfer“ verdiente. Vier Jahre später übernahm ich dann alleine die Koordination und Durchführung aller Storchenberingungen in den drei fränkischen Regierungsbezirken. Eine harte Knochenarbeit, die damals nicht selten wegen der waghalsigen Kletterpartien mit Gefahren für Leib und Leben verbunden war. Dank der Hilfsbereitschaft der Feuerwehren und der sie finanzierenden Gemeinden sind solche Einsätze heute ungleich gefahrloser durchzuführen. Mit fortgeschrittenem Alter wurde Ihr Tagebuchschreiber auch etwas vorsichtiger und in der Verantwortung für Familie und Kinder verbieten sich seit geraumer Zeit Kletterpartien auf Dächer und Kirchtürme. Als die Freiwillige Feuerwehr Feuchtwangen mit ihrer großen Drehleiter pünktlich in Mosbach anrückte, war es ein Leichtes, ans Ziel der Wünsche zu kommen. Von den tragischen Vorgängen an diesem Nest, die in der ersten Maiwoche den Tod von drei Jungstörchen verursacht hatten, musste ich in früheren Einträgen schon berichten. Schön, dass wenigstens ein Junges die kritische Nestlingszeit überstanden hatte und nun im Alter von 30 Tagen beringt werden konnte. Nest und Jungstorch wurden einer eingehenden „Inspektion“ unterzogen und konnten anschließend ihr „Gütesiegel“ für einen einwandfreien Zustand erhalten. Während der kurzen Störung kreiste Papa Storch einige Male niedrig über die ungebetenen Nestbesucher und zog es dann vor, auf dem Dach der benachbarten Kirche zu landen. Nach dem Abzug der „Störenfriede“ eroberte sich der wahre Nestbesitzer seine Behausung mühelos wieder zurück.


Gleich geht’s los!


Das muss ich schon genauer betrachten!


Viel Platz im Nest

Vor solchen Besuchern muss sich der Dinkelsbühler Storch in diesem Jahr nicht fürchten. Da hat er es schon eher mit richtigen Angreifern zu tun, die ihm auch heute das Leben zeitweise erschwerten oder wenigstens ein wenig Abwechslung in sein Dasein brachten. Wie nicht anders zu erwarten, schlug er auch in diesem Falle alle potenziellen Interessenten mit Bravour in die Flucht.


Gegen mich hat keiner eine Chance!

 
09. Jun. 04

Die Hitze erreichte heute schon wieder ihren Höhepunkt und für morgen sind die ersten Unwetter verbunden mit einer deutlichen Abkühlung angesagt. Dennoch reichten die 32 Grad, die im Landkreis Ansbach erreicht wurden, um schon wieder zu stöhnen. Da dieser Mittwoch jedoch noch frei von jeder Unwettergefahr war, stand einer weiteren Beringungsfahrt nichts im Wege. Ich hatte für den späten Nachmittag einen Termin mit der Freiwilligen Feuerwehr in Oettingen vereinbart. Vom dortigen Horstbetreuer war mir bekannt, dass sich bis zuletzt 5 Junge im Nest befanden. Da selbst für langjährige Storchenexperten eine solche Jungenzahl nicht zu den Alltäglichkeiten gehört, war ich auf den Besuch dieses Nestes schon besonders gespannt. Etwa zwei Prozent aller Storchenbruten erbringen am Ende der Nestlingszeit fünf ausfliegende Junge. Zu meiner großen Freude fand ich bei meinem Besuch am Nest tatsächlich immer noch fünf Junge vor. Dass eines einen deutlichen Entwicklungsrückstand in der Größe zu seinen vier Nestgeschwistern aufwies, überraschte mich nicht, doch sollte es in der Lage sein, auch den Rest der Nestlingszeit zu überstehen und mit seinen Geschwistern in etwa vier Wochen auszufliegen. Bei der Beringung in der Schlossstraße von Oettingen gaben die Pfarrkirche sowie das Schloss der Fürsten von Oettingen-Spielberg einen imposanten Hintergrund ab.


Hoppla, da kommt Besuch!


Das Jungenquintett (links das kleinste Junge)


Tschüss, bis zum nächsten Jahr!?

Schon zur Tradition geworden ist der anschließende Besuch des rund 12 Kilometer weiter südlich, ebenfalls an der Wörnitz gelegenen Rudelstetten. Auch das dortige Storchenpaar hatte seine Brut etwa zeitgleich mit dem von Oettingen begonnen und durfte sich über dreifachen Nachwuchs freuen. Die gut vierwöchigen Jungen fielen bei Ankunft des Leiterkorbes am Nest wie erwartet in Akinese (Bewegungslosigkeit) und ließen die schmerzfreie Prozedur anstandslos über sich ergehen.


Die drei Jungen auf dem Kirchturm

Wenige Minuten nach Abschluss der Aktion landete die beringte Storchenmutter bei ihren Jungen im Nest. Sie ist sechs Jahre alt, brütete im Jahr 2000 als Zweijährige in Herrieden an der Altmühl und siedelte 2001 nach Rudelstetten um. In diesem Jahr absolviert sie dort ihre vierte erfolgreiche Brut in Folge. Nach einer kleinen Erfrischung verabschiedete ich mich von meinen hilfsbereiten Feuerwehrmännern und legte die rund 60 Kilometer zu mir nach Feuchtwangen gestärkt mit positiven Erfahrungen zurück.

Von all den Unternehmungen Ihres Tagebuchschreibers bekam unser Rathausstorch nichts mit. Er machte seine schon zur Tradition gewordenen Ausflüge auf den First des Rathausdaches, kehrte aber immer wieder in die „Sommerfrische“ Nest zurück, das er immer noch als Aufenthaltsort bevorzugt. An seiner Single-Situation änderte sich auch an diesem Tage leider nichts.

     
Die Wechselspiele

 
10. Jun. 04

Feiertag in Bayern! Alles wartet auf die versprochene Abkühlung an diesem erneut sehr heißen und schwülen Sommertag. Unser Single-Storch hat das Seine zur Wetterlage beigetragen: Er trägt seit kurzem wieder weiße Strümpfe.


Ich trage seit kurzem „weiße Srümpfe“

Diese bei Temperaturen ab etwa 30 Grad zu beobachtende Erscheinung besteht aus einem „Spezialkot“, der bewusst und sehr gezielt auf die sehr stark durchbluteten Storchenbeine abgegeben wird. Durch die Verdunstung dieses Spezialkots wird Wärme aus dem Körper befördert und quasi eine Art Abkühlung erreicht. Da Vögel einmal keine Schweißdrüsen besitzen, müssen sie – wie in diesem Fall unser Adebar – zu allerlei Tricks greifen, um sich abzukühlen. In der Fachsprache unter Ornithologen hat sich für diese Verhaltensweise die Bezeichnung „thermoregulatorisches Beinkoten“ eingebürgert. Eine zweite Variante, die man auch von den Hunden kennt (diese besitzen ebenfalls keine Schweißdrüsen), wäre die Wärmeabgabe über den Mund- und Rachenraum. Dies kann man bei Vögeln bei großer Hitze am weit geöffneten Schnabel erkennen. Unser Storch ist und bleibt auch an diesem Fronleichnamstag allein und einsam. Er benutzte in den langen Stunden des Tages zwischendurch den Dachfirst des alten Rathauses als Ausweichquartier und durchlebte eine an Gewittern reiche Nacht hoch über den Dächern Dinkelsbühls.


 Außenlandung

Noch ist es trocken!
 
11. Jun. 04 Die Abkühlung, verbunden mit lang anhaltendem Gewitterregen, hat sich heute durchgesetzt. Es blieb den ganzen Tag über regnerisch und erst am Abend lockerte sich der Himmel auf und die Sonne zeigte sich. Die Wetterbesserung überstrahlte dabei eine weitere Beringungstour Ihres Tagebuchschreibers. Diesmal führte ihn der Weg zu den Nestern in Ornbau und Triesdorf. Hier, nur zwei Kilometer voneinander entfernt, befinden sich zwei besetzte Storchenbehausungen. Die eine (Ornbau) kann auf eine lange Tradition verweisen, die andere (Triesdorf) existiert erst seit dem Jahre 1996. In beiden gab es reichlich Nachwuchs zu bestaunen. Dank der Hilfsbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehr von Bechhofen konnte die Beringung gefahrlos durchgeführt werden. Die Jungen von Ornbau auf dem prächtigen Kamin eines am Marktplatz stehenden Barockhauses aus dem 18. Jahrhundert waren heute gut dreieinhalb Wochen alt. Eines der drei Jungen erwies sich als eindeutig kleiner in der Entwicklung, ohne dass man sich über sein weiteres Schicksal ängstigen müsste.


Vorbereitungen zur Beringung in Ornbau


Die FFW Bechhofen auf Übungsfahrt in Ornbau

Am Standort in Triesdorf gab es sogar vierfachen Storchennachwuchs, der sich mit deutlich über 5 Wochen schon sichtbar größer präsentierte. Auch in diesem Nest fiel eines der Jungen im Hinblick auf die Größe deutlich hinter seine Nestgeschwister zurück. In Triesdorf gab es seit Bestehen noch nie eine solch große Jungenschar zu beobachten.


Anfahrt in Triesdorf


Gedränge im Nest


Nest auf dem alten Kamin der Molkerei

Unser Rathausstorch verbrachte einen regenreichen Tag. Wäre er ein Pudel, hätte er die sprichwörtliche Bezeichnung vom „begossenen Pudel“ wirklich verdient gehabt. So blieb es bei einem begossenen Storch.


Platzregen

Besonders intensiv gestalteten sich auf Grund der Wetterlage die Bemühungen, das Gefieder zu trocknen. Nach Kormoranart stand Adebar deshalb zeitweise mit weit ausgebreiteten Flügeln im Nest, um dem Wind mehr Angriffsfläche zu bieten und schneller wieder abzutrocknen.


So werde ich bestimmt am schnellsten wieder trocken!
 
 

Ein kleiner Abstecher auf den Dachfirst kann heute als Versuch bezeichnet werden, dem Regen dort ein wenig auszuweichen. Diese Absicht stellte sich für unseren Einzelgänger natürlich schnell als Fehleinschätzung heraus, denn auch dort regnete es in gleicher Weise wie im Nest.


Ich probiers mal wieder auf dem Dachfirst!

Dafür war am Abend alles vorbei und als die Nacht über Dinkelsbühl hereinbrach, träumte der Unsrige schon längst von besseren Zeiten.


Geschafft! Ein weiterer Tag geht zu Ende!

 
12. Jun. 04

Kaum ein Tag verging seit der letzten Woche, an dem Ihr Tagebuchschreiber nicht in Sachen Storchenberingung im Einsatz gewesen wäre. Auf Grund der Biologie unseres Weißstorches kumulieren die Ereignisse eben im Lauf des Monats Juni. Zu dieser Zeit befinden sich die meisten Jungen im entsprechenden, beringungsfähigen Alter (dritte bis sechste Lebenswoche). So stand am heutigen Vormittag das Nest in Wilburgstetten samt „Inhalt“ auf dem Besuchsprogramm. An diesem Nest stößt ein in die Jahre gekommener Storchenberinger an seine Grenzen. So wie im letzten Jahr musste ich wieder auf die bewährte Mithilfe von Michael Schmittlein zurückgreifen, der als Inhaber eines Spenglereibetriebes Kletterpartien in luftiger Höhe und ohne Mithilfe einer Feuerwehrdrehleiter sicher und gekonnt durchzuführen weiß. Seit der Aufstockung des Kirchturmes in der Wörnitzgemeinde ist das Nest für alle Drehleitern außer Reichweite geraten und ein Nestbesuch nur über das Dach möglich. Als Hauptakteur im Rahmen der Beringung hatte der Ortspfarrer Hans Sing, wie schon erwähnt, Herrn Schmittlein auserkoren. Das Aufdecken des Daches, das Sichern und das anschließende Klettern auf den Dachfirst dauerte doch eine knappe halbe Stunde.


Bereit für den Ausstieg

Erst kurz vor Erreichen des Zieles strich der Wache haltende Altstorch ab, um während der gesamten Dauer des Eingriffs den Kirchturm in angemessener Entfernung zu umkreisen.


Gleich kommt Herr Schmittlein!

Ein Junges nach dem anderen wurde von Herrn Schmittlein kurz in einen Sack gepackt und zur Beringung in den Dachraum des Turmes gereicht. Schon bald danach schwebte das Päckchen wieder nach oben, um seinen Inhalt wieder am angestammten Platz frei zu geben. So geschah dies mit insgesamt drei Jungen. Alles verlief reibungslos und so standen alle nach gut einer Stunde wieder auf dem Kirchplatz, um sich abschließend noch ins Turmbesuchsbuch einzutragen. Dort erhielten dann auch die drei Jungstörche durch den Ortspfarrer ihre Namen und man vereinbarte, im nächsten Jahr – soweit es wieder Storchennachwuchs gibt – in gleicher Weise zu verfahren.


Pfarrer Sing: Ein treuer Freund der Störche

Trotz der eingetretenen Abkühlung zeigt der Rathausstorch von Dinkelsbühl noch immer seine weiß gekalkten Beine.


Die weiße „Farbe“ geht noch nicht ab!

Es dauert immer einige Zeit, bis der weiße „Anstrich“ durch die Einwirkungen des Regens wieder verschwunden ist. Bleiben stärkere Niederschläge aus, verzögert sich die Einkehr der „Normalfarbe“ natürlich noch weiter. Während die Jungstörche in Wilburgstetten ihre Ringe erhielten, war das Rathausnest ebenfalls besetzt. Der Nachmittag brachte weiterhin sonnige Abschnitte, die unseren „Noch-Single“ nicht daran hinderten, das Nest als Aussichtsplattform zu genießen.


Auf der Sonnenterrasse

Die letzte Abendstunde genoss unser Adebar bereits in liegender Position im Nest.


Gute Nacht!

So lässt es sich durchaus aushalten, ganz ohne weitere Verpflichtungen.

 
13. Jun. 04 Der erste Tag während der gesamten bisherigen Übertragungszeit aus dem Storchennest, an dem die Technik nicht so wollte, wie gewohnt. Der Router unter dem Dach des alten Rathauses hatte sich schlicht und einfach „aufgehängt“. Da sich solches, wenn es schon passiert, immer am Wochenende (respektive am Sonntag) ereignet, waren allen Mitarbeitern an der Storchenkamera die Hände gebunden. Kein Zutritt zum Rathaus wegen eines Schlüssels außerhalb der Bürostunden und ganz so dringend war eine Notfalllösung auch nicht herbeizuführen. Also blieb während des gesamten Sonntags das letzte Bild des Vortages stehen. Das Wiedereinwählen am Sonntagmorgen klappte diesmal nicht von selbst. So muss ich Sie, liebe Leser, über den besagten Tag im Unklaren lassen, da mir ebenfalls keine neuen Bilder vorlagen. Kein Beinbruch!   
14. Jun. 04

In den Vormittagsstunden war es nach einem Tag ohne Bildaktualisierungen mit der storchenlosen Zeit wieder vorbei. Thomas Joas blieb es vorbehalten, den Router einmal kurz vom Netz zu nehmen und danach wieder an die Stromversorgung anzuschließen. Das war es! Und nun läuft alles wie gewohnt. An dieser Stelle sei unserer Technik in Person von Andreas Kamm einmal für die exzellente Arbeit während der vergangenen 10 Wochen herzlichst gedankt. Die lückenlose Bereitstellung der Bilder im 5-Sekunden-Takt kann sich auch im Vergleich mit anderen Webcams durchaus sehen lassen. Von unserem Einzelgänger gibt es nach wie vor kein glückliches Happyend zu vermelden. Er wartet und wartet und ...!


In der Ruhe liegt die Kraft!

Doch entweder ist er/sie zu wählerisch oder der oder die hat einfach noch keinen Partner gefunden. Alles, was da so an Dinkelsbühl vorbei oder über Dinkelsbühl hinweg flog, konnte nicht überzeugen. Aber es sind ja noch einige Wochen Zeit und wir werden weiter in Ruhe und mit Würde beobachten. War Adebar nicht zu Hause, fanden sich erneut die munteren Dohlen am Nest ein, deren Nachwuchs längst die Kinderstuben unter dem Dach des Münsters St. Georg verlassen hat und nun seinerseits auf Erkundungstour aus ist.


Dohlenbesuch

 
15. Jun. 04

Ein kleine Verschnaufpause bei der Tagebucharbeit sei mir am heutigen Tag gegönnt. Der Stundenplan unseres Dauergastes sah sehr lange Nestpräsenzen vor, die nur von kurzen Abwesenheiten unterbrochen wurden. Schöne Bilder liefert Adebar allemal. Zu den Vorgängen in Vetschau – Abwurf des kleinsten Jungen – sei mir deshalb eine kleine Bemerkung gestattet. Das dortige Verhalten der Verantwortlichen kann ich nur befürworten und sollte eigentlich überhaupt zu keiner Diskussion Anlass geben. So wie dort gehandelt wurde, wird nach Absprache unter allen Naturschutzverbänden in Deutschland in allen vergleichbaren Fällen gehandelt. Die leidigen Aktionen einiger so genannter Naturschützer, mit denen sich Ihr Tagebuchschreiber ja bereits zur Genüge herumschlagen musste, beruhen auf einem schwer zu stillenden Spieltrieb auf Kosten frei lebender Tiere. Wer dem Sterben im Storchennest – und für den Storch können Sie jede noch so beliebige andere Tierart einsetzen, es gilt auch dann noch – nicht zusehen kann, sollte seine Kräfte anderen, sinnvolleren Aufgaben zuwenden. Als Belege für die Anwesenheit unseres Dinkelsbühler Noch-Einzelgängers mögen beiliegende Bilder dienen.


Ein Prachtkerl/Eine Prachtdame!?

Dachfirst gefällig?
   

Liegesitz

Dohlengeflüster

Heute erreichte mich noch ein kleiner Bildnachtrag von der Beringung der Jungstörche auf dem Kirchturm von Wilburgstetten. Herrn Schmittlein gelangen auch in diesem Jahr besonders eindrucksvolle Bilddokumente des Storchennestes mit der dahinter aufragenden gewaltigen Wetterfahne.


Das Jungentrio von Wilburgstetten

 
16. Jun. 04 Dass gelegentlich auch von Ereignissen im Leben Ihres Tagebuchschreibers berichtet werden darf, die nichts mit Störchen zu tun haben, sei hiermit einmal gestattet. Das Kollegium meiner Schule begab sich heute nach Schulschluss auf Betriebsausflug. So blieb der Platz am Nest die meiste Zeit des Tages verwaist und Adebar durfte sich zumindest aus dieser Sicht einmal (fast) unbeobachtet fühlen.
 
Baumeister

Vielleicht erkennen einige Kundige an Hand der beigefügten Bilder, wohin die Fahrt führte.





 
17. Jun. 04

Heute Nachmittag kreisten zwei Weißstörche niedrig über dem Haus Ihres Tagebuchschreibers in Feuchtwangen. Sie flogen aus Richtung Altstadt heran und schraubten sich dann am Hang über dem Sulzachtal schnell in die Höhe. Einer der beiden trug oberhalb der Zehen einen Aluminiumring. Sie entschwanden kurze Zeit später meinen Blicken. Eine Verfolgung oder gar eine Ortung danach erfolgten nicht. Es blieb eine kurze, für mich aber freudige Episode in der Geschichte der Feuchtwanger Störche, von der es in diesem Jahr keine positiven Berichte gibt. Nach der Neuansiedlung im vergangenen Jahr interessierte sich bisher kein Storch für den Nestsstandort auf dem alten Rathaus. Eine weitere Exkursion hatte ich für den Nachmittag eingeplant. Sie führte mich entlang der Altmühl bis an den südlichsten Brutplatz des Weißstorchs an diesem Fluss. Wenige Kilometer hinter Trommetsheim, dort steht im Augenblick das „letzte“ Altmühlnest, verengt sich das Flusstal beim Eintritt in die Alb, so dass danach bis zur Mündung der Altmühl in die Donau bei Kelheim für Störche kein geeigneter Lebensraum mehr existiert. In Ornbau und Triesdorf sah ich nach dem Wohlbefinden des dortigen Storchennachwuchse, den ich am 11. Juni dort beringt hatte. Zu meiner Freude konnte ich feststellen, dass es den insgesamt 7 Jungen gut geht. Im benachbarten Merkendorf sind ebenfalls Junge im Nest und dies zum ersten Mal seit etwa 45 Jahren. Die Paare in Altenmuhr und Gunzenhausen warten ebenfalls noch auf einen Besuch Ihres Chronisten. Erfreulich und schon beinahe sensationell ist auch die Neuansiedlung in Gundelsheim hoch über dem Altmühltal zwischen Gunzenhausen und Weißenburg zu werten. Dort kam es durch das Anbieten einer künstlichen Nisthilfe erstmals zu einer Ansiedlung, die mit einem Jungen sogar erfolgreich verlief. Am späten Nachmittag erreichte ich meinen Zielort Trommetsheim und stieß dort auf die Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr von Weißenburg. Der Aufstieg zum alten Storchennest verlief  problemlos, so dass die drei gut 4 Wochen alten Jungstörche der Kennzeichnung nicht entgehen konnten. In diesem Nest erstaunt jedes Jahr eine mehr als 10 Paare zählende Kolonie von Haussperlingen.


Beim Aufstieg zum Nest – Man beachte die Einflugöffnungen
und die Nester der Haussperlinge


Drei Junge in Akinese


Auf Nestrandniveau

In Dinkelsbühl kann ich mir im Augenblick das geflügelte Wort aus der legendären Silvestersendung „Dinner for One“ in leicht abgewandelter Form nicht ganz verbergen: The same procedure as every day!“

 
Morgenglanz..


Mittagspause..


Zur Nachtruhe bereit

 
18. Jun. 04

Sehr gefreut habe ich mich über die netten Lösungsversuche im Gästebuch, die zum möglichen Zielpunkt unseres Lehrer-Betriebsausfluges eingegangen sind. Die Flüsse Elbe und Rhein als mögliche Reiseziele befinden sich von Feuchtwangen und Dinkelsbühl zu weit entfernt, um einen gemütlichen Nachmittagsausflug dorthin zu starten. Alle, die die Donau als Ziel ins Auge fassten, lagen da schon deutlich besser, aber immer noch nicht richtig. Darklord kam mit seinem Tipp der Sache schon sehr nahe, auch wenn er die Altmühl ausschloss. Sicher kannte er die Altmühl von einer Stelle, die weiter flussaufwärts lag, also vielleicht in der Gegend zwischen Treuchtlingen und Eichstätt. Unsere Schiffsreise, während der die Bilder im Tagebucheintrag vom 16. Juni aufgenommen wurden, fand dennoch auf der Altmühl statt. In diesem Abschnitt des Flusses zwischen den Städten Kelheim in Niederbayern und Riedenburg ist der Verlauf der Altmühl in groben Zügen mit dem des Main-Donau-Kanals identisch. Dieses große wasserwirtschaftliche Projekt, dessen Realisierung im Jahre 1992 abgeschlossen werden konnte, stellt eine Verbindung von der Nordsee über den Rhein, den Main und ab Bamberg über den Main-Donau-Kanal bis Kelheim und von dort auf der Donau bis zum Schwarzen Meer dar. Die von Bamberg bis Kelheim neu geschaffene Wasserstraße wurde in den Jahren von 1960 bis 1992 gebaut. Heftig umstritten war vor allem unter Naturschützern der letzte 34 Kilometer lange Kanalabschnitt, der durch das Altmühltal fließt. Hier zwischen den Städten Dietfurt und Kelheim fielen weite Teile einer grandiosen Flusslandschaft dem Kanalbau zum Opfer. Auch wenn die Schifffahrt auf diesem schönsten Abschnitt des Kanals immer noch landschaftliche Glanzpunkte erleben lässt, darf nicht vergessen werden, dass damals auch viel Natur dem Bau eines immer noch fragwürdigen Großprojektes weichen musste. Die Erwartungen, die man bei der Planung in die Entwicklung des Güteraufkommens auf dieser neuen Wasserstraße setzte, sind bis heute bei weitem nicht erfüllt worden. Für Technikfreaks dürfte die Fahrt schon alleine wegen der zu durchfahrenden Schleusen ein eindrucksvolles Erlebnis werden. Die Lehrermannschaft musste auf ihrer Fahrt entlang der Altmühl und/oder des Main-Donau-Kanals eine Schleuse zwischen Kelheim und Riedenburg durchfahren, die eine Hubhöhe von „nur“ 8,50 Metern vorweisen kann (siehe Bild unter dem 16. Juni). Der Höhenunterschied vom Main bei Bamberg bis zur Scheitelhaltung bei Hilpoltstein (südlich von Nürnberg) beträgt 175 Meter und wird mit 11 Schleusen überwunden. Dabei weisen drei Schleusen eine Hubhöhe von jeweils 25 Metern auf und sind damit die größten in Deutschland. Von der Scheitelhaltung hinunter zur Altmühl bei Dietfurt (51 Meter Höhenunterschied) führen drei Schleusen. Der weitere Höhenunterschied im Tal der Altmühl von 17 Metern wird mit zwei weiteren Schleusen bewältigt. Der Kanal ist 55 Meter breit und hat eine Tiefe von vier Metern. Fazit: Unser Lehrerausflug führte also nach Kelheim an die Altmühl. Von dort fuhren wir ungefähr 15 Kilometer den Fluss/Kanal aufwärts bis nach Riedenburg. Unterwegs mussten wir eine Schleuse passieren (siehe Bild am 16. Juni) und sahen die Ruine Randeck hoch über dem Altmühltal (Bild ebenda). Wenige Kilometer später grüßte mit dem Schloss Prunn eine weitere malerische Höhenburg.


Schloss Prunn über dem Altmühltal

Wer für die Urlaubstage noch einen lohnenden Abstecher sucht, sollte sich diese Gegend dick anstreichen. Sehr beliebt ist die Kanalstrecke auch bei den Radlern. Vorzügliche Radwege entlang des Kanals, die auch für weniger sportliche Fahrer oder für Kinder gut geeignet sind, bieten sich an. Auch dieser Tag verstrich an unserem Nest ohne weitere Besonderheit. Der Einzelgänger blieb uns einen weiteren, wenig sommerlichen Tag erhalten.


Ruhepause

 

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Thomas Ziegler

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