Storchenkamera
 
Storchentagebuch 2004
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 4

17. Apr. 04

Beide Altrathausdachbewohner spulen ihr Tagesprogramm genau nach angeborenem Muster ab. Da bleibt nichts dem eigenen Willen unterworfen. So nach dem Motto: “Heute ist schönes Wetter, da machen wir mal einen kleinen Ausflug!“ oder „In mir steigen wieder so merkwürdige Gefühle hoch!“ Nichts von alledem! Störche sind eben keine Menschen, sondern knallharte Bewohner einer Umwelt, die sich über mehr als 100 Millionen Jahren (so lange gibt es unsere Lieblingsvögel schon auf dieser Erde!) schon mehrmals ganz anderen Veränderungen ihrer Umwelt ausgesetzt sahen als im Augenblick. Und sie haben sich angepasst, sie mussten sich anpassen. Tierarten, die dazu nicht in der Lage waren, starben aus. Und diese Entwicklung geht weiter. Dieser Erkenntnis widerspricht diese Begebenheit. So hat mich einmal ein Mitarbeiter der Natur- und Umwelthilfe Erlangen nach einem arbeitsreichen Föhn- und Trockenlegungsabenteuer an mehreren Storchennestern mit folgender Frage konfrontiert – und dabei zeigte er auf 10 auf Gummiwärmflaschen liegende Storchenküken im Kofferraum: „Würden Sie bei diesem Wetter (es regnete bei etwa 12 Grad Lufttemperatur!) ihre Kinder (sie waren damals im Kleinkinderalter) im Nest liegen lassen?“ „Natürlich, nicht!“, antwortete ich und dabei zeigte er erneut, wie zur Rechtfertigung seines Tuns, auf die 10 Passagiere im Auto. Ich denke, das beweist in drastischer und peinlicher Weise den Denkansatz, der von einer abgöttischen Tierliebe geprägt ist und dabei jeglichen Realitätssinn verloren hat.

Nach einem warmen Frühlingstag zogen am Abend die ersten Gewitter über die Stadt und der lange ersehnte Regen fiel. Auch Dinkelsbühl war davon betroffen. Sicher auch aus diesem Grund dauerte es bis sage und schreibe 20:38 Uhr, ehe der zweite Storch am Nest erschien. Ich konnte nicht mehr erkennen, ob es Mann oder Frau war. Auf jeden Fall war die Begrüßungsfreude groß. Er oder sie hatte bestimmt die Gelegenheit genutzt, die durch den Regen zahlreich an die Oberfläche gekommenen Regenwürmer zu erbeuten.

Feinabstimmung Deckungsgleich
   
Windspiel Begrüßungsfreude
   

Probebrüten

Diese Beobachtung machte ich am Abend zeitgleich rund 7 Kilometer von Dinkelsbühl entfernt unterhalb des Nestes von Schopfloch im Wörnitztal in Höhe der Abzweigung nach Larrieden. Auch dort (hier fand im letzten Jahr die erste Brut überhaupt statt!) ist seit einigen Tagen der erste Storch erschienen und dieser brachte es fertig,  in weniger als fünf Minuten 42 Exemplare Regenwürmer zu erbeuten. Es handelt sich dabei um die beringte Dame aus dem Vorjahr. Das schöne Wetter hatte ich schon vorher zu einem längeren Ausflug nach Mosbach genutzt. Hier – und ich habe schon länger von dort nicht mehr berichtet – wird seit dem 31. März gebrütet. Die beiliegenden Fotos sind wieder mit der Digitalkamera, die ich einfach an das Okular meines Swarovski-Spektives halte, entstanden. Das Männchen, das ich dabei porträtieren konnte, wurde umflogen von wahren Fliegenschwärmen, die ihre Entwicklung im Inneren des Nestes durchgemacht hatten und nun der wärmenden Sonne entgegenstrebten. Die Papierteile, die heute im Nest lagen, scheinen zu beweisen, dass Störche durchaus ein lesefreudiges Völkchen darstellen. Denn anders kann man die Fotos kaum interpretieren.

Beim Literaturstudium! Die Gedanken schwirren mir um den Kopf herum!


Da kann ich ja nur lachen, was sich
der Tagebuchschreiber so alles ausdenkt!

 
18. Apr. 04

Während ich diese Zeilen schreibe, sind genau 10 Tage oder 240 Stunden vergangen, seit sich unser Paar gefunden hat. Nun stellte es sich also doch heraus, dass meine günstigste Vorhersage vom ersten Ei bis heute nicht eingetreten ist. Auf der anderen Seite bestätigt es aber meine kleine Abhandlung vom 16. April, dass es bei neuen Paarungen, erst recht aber bei ganz jungen Partnern (das Weibchen ist ja erst 2 Jahre alt), sicher bis zu 14 Tage dauern kann, ehe das erste Ei gelegt ist. Also warten wir weiter gespannt auf dieses nächste große Ereignis, ändern können wir es so und so nicht. Dass es in der vergangenen Nacht in Vetschau zu heftigen Kämpfen mit Abwurf der beiden Eier und Partnerwechsel kam, ist für die Webcam-Gemeinde traurig, liegen momentan halt keine Eier mehr im Nest. Ansonsten hat es nicht die geringste Auswirkung auf die Population und den weiteren Fortbestand des Vetschauer Nestes. Solche Ereignisse spielen sich allein in Deutschland an Hunderten von Nestern jedes Jahr ab und keiner jammert, als sei gerade ein naher Verwandter verstorben. Die wenigsten Fälle werden überhaupt bemerkt oder beachtet. Also cool bleiben und für das weitere Naturverständnis als lehrreiche Erfahrung abhaken: In der Natur setzt sich der Stärkere eben noch durch. Das neue Paar wird wieder Eier legen und vielleicht Junge haben oder aber auch nicht. Das geht ohne den Macher „Mensch“ ganz von alleine. Die Bilder des Tages aus Dinkelbühl kommen wieder an den Schluss meines kleinen Berichtes zur heutigen Situation. Eines hätte ich aber fast vergessen: Mir fiel auf, wie schnell sich eine Kopulation nach der Landung des anderen Partners vollzieht. Es sind gerade mal 5 Sekunden. Das geht inzwischen wie am Schnürchen. Landet er bei der wartenden Partnerin, besteht sein Begrüßungsgruß darin, dass er sie unverzüglich besteigt. Landet sie bei ihm, wird sie sofort nach der Landung herangenommen, ehe sie an etwas anderes denken kann. Nun blicke ich auf die Uhr, die über dem Kamerabild alle 5 Sekunden weiterspringt und diese Uhr zeigt – ebenso wie meine Armbanduhr - 20:45 Uhr. Das Weibchen ist noch allein im Nest und hat sich gerade hingelegt. Von „ihm“ ist noch nichts zu sehen. Er landet. Es ist genau 20:47 Uhr. Man begrüßt sich mit einigen Klapperstrophen und das war es dann.

Allenthalben ist
Hausputz angesagt!
„Sie“ (im Vordergrund) ist und bleibt
einfach riesig!
   
Voraussetzung für ein befruchtetes Gelege! Das Nest bietet einen prächtigen Anblick!
 
19. Apr. 04

Das Wichtigste gleich vorweg! Nun kenne ich die Daten über unser beringtes Weibchen und Sie sind die ersten, die es exklusiv im Tagebuch lesen können. Dank einer schnellen Arbeit durch die Vogelwarte Radolfzell hat sich somit der Vorhang um die Vergangenheit der Storchendame gelüftet. Wie schon vermutet, ist „Sie“ zwei Jahre alt, genauer gesagt ist sie eigentlich erst 23 Monate alt, denn beringt wurde sie in einem Nest zusammen mit zwei Nestgeschwistern am 18. Juni 2002.  Da junge Störche so zwischen der dritten und sechsten Lebenswoche beringt werden, darf angenommen werden, dass unsere Störchin so um die Monatsmitte Mai 2002 aus dem Ei gekrochen ist. Als Beringungsort ist Mannheim genannt. Auch wenn darüber hinaus zum Ort der Beringung keine weiteren Einzelheiten genannt sind, gibt es dort aber nur eine Stelle, in der Störche in nicht geringer Zahl brüten. Es ist der Luisenpark, Mannheims wunderschöner Stadtpark, direkt am Neckar  gelegen. In welchem Maße die Bewohner des Luisenparks fütterungsabhängige Tiere darstellen und damit aus den im Tagebuch beschriebenen Gründen in der Bestandsübersicht von Dr. Christoph Kaatz mit einer gewissen Vorsicht zu behandeln sind, kann ich im Augenblick nicht beurteilen. Es könnte aber später einmal in der Beurteilung der jungen Storchendame eine gewisse Rolle spielen.

Auch an diesem Tag blieb das Nest eierlos. Es ist längst noch nicht aller Tage Abend und in dieser Woche sollten die beiden auch zu Potte kommen. Sie wissen ja! Je jünger und je neuer das Paar, desto länger braucht es halt bis zur Eiablage. Sollte die ganze Woche verstreichen, müssten wir uns allmählich schon Gedanken machen. Also flugs nach vorne geblickt und morgen früh mit hoffendem Blick ins Nest geguckt. Die Zeiten am Nest während des Tages sollten bei unmittelbar bevorstehenden Eiablage sehr lange dauern oder anders formuliert: Die beiden hoffnungsfrohen Bald-Ei-Besitzer sollten ihr Nest schon vor dem entscheidenden Moment möglichst kontinuierlich besetzt halten und nur noch minimale Abwesenheitszeiten am Nest einlegen. Je länger, desto besser!


Einsamer Baumeister!

Ich bringe die
nächste Ladung!
Und du zweijährige Göre
legst mir jetzt gefälligst bald das erste Ei!
 
20. Apr. 04

Heute Nacht hat es geklappt! Irgendwann zwischen Mitternacht und dem Morgengrauen brachte unsere junge Storchenmutter ihr erstes Ei in ihrem Leben zur Welt. Nun können wir alle Zweifel über Bord werfen, die ja sogar in der Vermutung gipfelten, unser Paar könnte aus gleichgeschlechtlichen Störchen bestehen. Auch konnte man angesichts des zarten Alters unseres Storchenweibchens von knapp 2 Jahren nicht unbedingt damit rechnen, dass die Brutgeschäfte doch so pünktlich und normal beginnen. Pit gab um 6:00 Uhr im Gästebuch die erste Ei-Sichtung bekannt, der ein Seher aus Kanada wenig später die zweite folgen ließ. Den ersten Bildbeweis lieferte jedoch – bisher – Gisela. Um 6:37 Uhr konnte sie das Ei im Nest „schnappen“.

Der Erstbeleg Giselas
um 6:37 Uhr!
Der erste Schnappschuss
des Tagebuchschreibers

Durch das viele Polstermaterial, das der Storchengemahl unentwegt einträgt, ist das heiß erwartete Ei nur gelegentlich auch zu sehen. Ich denke aber, dass sich das im Laufe der Zeit noch gibt. Vorerst braucht man aber noch reichlich Geduld, bis beim Wenden und Stochern im Nest einmal ein kurzer Blick auf Teile des Eies frei werden. Ein deutliches Zeichen für alle, die ein Storchennest beobachten und sich nicht sicher sind, ob Eier im Nest liegen (weil man keinen Einblick ins Nest hat), ist die Tatsache, dass beim Vorhandensein von Eiern beide Elternteile ständig ins Nest sehen, darin herumstochern, kreisende Bewegungen mit gesenktem Kopf  machen und dies den ganzen Tag so treiben. Außerdem ist in einem solchen Fall immer ein Partner im Nest. Der Abflug beider ist ein sicheres Zeichen, dass noch keine Eier im Nest oder aber diese durch Angriffe eines „Feindes“ verloren gegangen sind. Freuen wir uns auf ein zweites Ei, das wir vielleicht am Donnerstagmorgen begrüßen dürfen. An alle Frühaufsteher ergeht hiermit wieder die Bitte, mir die Existenz eines weiteren Eies mitzuteilen und im besten Falle auch durch einen Schnappschuss zu belegen. Die nächsten Tage versprechen also viel Spannung und damit aufregende Beobachtungen um das Storchennest.

Das hast du gut gemacht
mit dem Ei!
Lass mich mal probieren, wie sich
das Liegen mit Ei anfühlt!
   

Auch das Wenden klappt schon vorzüglich.
   
Für weitere befruchtete Eier ein unerlässliches Muss!

Da hat Ihr Tagebuchschreiber am frühen Nachmittag noch einmal betont, dass nach Beginn der Eiablage nicht mehr beide Altstörche das Nest gemeinsam verlassen und einer immer Wache hält. Und dann vergehen kaum zwei Stunden und sie tun es doch! Bevor Sie sich ängstigen: Dem Ei ist nichts passiert! Es lag auch danach wieder unversehrt (so sah es zumindest aus!) im Nest. Trotzdem! Die Abwesenheit beider Störche hielt sich aber in einem zeitlichen Rahmen, der sicher noch vertretbar war. Eine richtige Bebrütung des Geleges setzt bei Weißstörchen jedoch erst mit der Ablage des zweiten Eis ein. So hat es natürlich keinerlei Einfluss, wenn das erste Ei längere Zeit unbedeckt bleibt oder sogar für – ich schätze mal rund 10 Minuten - unbeaufsichtigt bleibt. Ob es an der fehlenden Absprache der beiden Partner lag oder an einer anderen, unvorhersehbaren Konstellation, wage ich nicht zu beurteilen. Den ganzen Nachmittag über waren beide sehr unruhig und dies lag ganz sicher an fremden Störchen über Dinkelsbühl. Dass gerade in einer solchen Situation beide ihr Nest verlassen und somit einem Fremdstorch die Chance bieten, sich ein  leeres Nest „vorzuknüpfen“ ist mit Logik nicht mehr zu erklären. Aber was ist schon Logik? Sicher waren die Nestbesitzer am besten in der Lage, die Situation im Augenblick ihres Abfluges zu beurteilen. Nach der Rückkehr kam es in den Nachmittagsstunden noch einmal zu einem Abflug der beiden, der allerdings nur etwa 10 Sekunden dauerte. Das heißt, dass dieser Ausflug nur in einer Runde um das Nestgebäude führte. Solche Kurzausflüge dienen meist einem möglichen Eindringling als Signal, sich schleunigst zu verziehen. Lassen wir die Beobachtung des leeren Nestes einmal so im Raum stehen. Eine endgültige Begründung ist sicher nicht möglich. Vielleicht liege ich mit meiner Behauptung auch gar nicht richtig und es kommt sogar regelmäßig vor Brutbeginn zum kurzzeitigen Verlassen des Nestes. Nur bietet eben eine Dauerbeobachtung mittels einer Webcam die seltene Gelegenheit, solche „Vorfälle“ eben mitzubekommen. Dass man das erste Ei im Augenblick so schwer ausmachen kann, liegt auch daran, dass es immer wieder mit Gras abgedeckt wird. So bleibt es einem möglichen Angreifer aus der Luft sogar verborgen. Also alles ist biologisch nicht immer erklärbar, aber doch vieles. Einigen wir uns auf diese Lesart und lassen wir uns weiter überraschen. So werden wir weiter Augenzeuge, wie ein zweijähriges Weibchen bei ihrer aller ersten Brut mit einem Männchen unbekannten Alters abschneidet und sich schlägt. Vielleicht ergeben sich bei konsequenter Beobachtung noch Ergebnisse, die in der einen oder anderen Form Neuland beschreiten.

    
Unruhe am und um das Nest


Da haben wir die Nestmulde aber tüchtig getarnt. Da sieht keiner,
dass wir schon ein Ei im Nest haben!

 
21. Apr. 04

Nun dürfen wir die ganze Woche gespannt in die Nestmulde blicken und auf weitere Eier hoffen. Kommen noch welche dazu? Wenn ja, wie viele? Es tut sich also an unserem Nest einiges in den nächsten Tagen und die Störche dürften sicher auch noch die eine oder andere Überraschung für uns parat haben. Ich hoffe natürlich, dass es nur solche der angenehmen Art sind. Unser Paar zeigte sich den ganzen Tag sehr ruhig und gelassen, also schien der Luftraum über der Stadt weitgehend frei von möglichen Angreifern gewesen zu sein. Beide Partner widmeten ihre ganze Aufmerksamkeit bereits dem einzigen Ei im Nest. Dieses wird regelmäßig bedeckt und erstaunlich lange bebrütet. Auch lösen sich Mann und Frau bei der Betreuung des Eies in regelmäßigen Abständen ab und unterscheiden sich darin kaum noch vom Zustand, der beim eigentlichen Brüten ab dem zweiten Ei einsetzen sollte. Wer einmal für längere Zeit kein Ei entdecken kann, sollte wissen, dass es dabei auf dessen Lage im Nest ankommt. Die Kameraposition hat sich gegenüber den letzten Jahren nicht verändert, dafür ist das Nest heuer sehr viel  höher geworden als im Vorjahr. Die Dohlen haben der Storchenbehausung nämlich kaum zugesetzt, so dass durch die Bautätigkeit des Storchenmannes und durch die gestiegene Nesthöhe der Winkel zwischen Nest und Kamera etwas flacher wurde. Die Folge ist also ein generell etwas schlechterer Einblick ins Nest, bzw. in den Bereich, in dem die Eier zu liegen kommen. Die in der vergangenen Woche versprochene Aktion zur Veränderung des Kameraausschnittes ist nicht etwa vergessen worden, sondern bislang an „Schlüsselproblemen“ gescheitert. Aufgeschoben ist deshalb noch nicht aufgehoben! Es wird schon noch! Die folgenden Schnappschüsse sollen allen, die wenig Zeit zum Schauen hatten einen kleinen Ersatz bieten.


Aufstehen! Frühstück!


Die Vorbereitungen für Ei Nummer 2 laufen!


Das Beweisstück Nummer 1 leuchtet noch deutlich

   
Doch wieder Unruhe, Herr Tagebuchschreiber!
Aber als Herr im Haus habe ich die Situation voll im Griff!

 
22. Apr. 04 Es läuft! Den Frühaufstehern bot sich heute kurz nach 6:30 Uhr erneut ein herrliches Bild. Ei Nummer 2 gesellte sich zum „Erstlingswerk“ unserer Storchendame. Abermals war es Gisela, die mit herrlichen Schnappschüssen aufwarten konnte. Ebenfalls glückliche „Zweit-Ei-Seher“ waren Barbara und Trudi. Auf diesem Wege ein herzliches Dankeschön für Eure Einsendungen. Um die Ungeduld zu befriedigen, darf ich einige der schönsten Schnappschüsse schon einmal veröffentlichen



     

Das Schlüsselproblem konnte heute unter dem großen persönlichen Einsatz Ihres Tagebuchschreibers gelöst werden. Ich klapperte fünf Stationen in der Innenstadt von Dinkelsbühl ab und fand dabei nur hilfreiche Menschen, die zwar auch keinen Schlüssel hatten, aber zumindest jemanden zu kennen glaubten, der in Besitz eines solchen sein könnte. Dass mir bei meiner Expedition schließlich ausgerechnet Ulrichs Frau weiterhelfen konnte (er ist fleißiger Gästebuchschreiber und ein großer Freund und Förderer der Storchenkamera), war für mich dabei eine große, aber angenehme Überraschung. Sie händigte mir das heiß begehrte Stück vertrauensvoll aus und ich versprach es auch wieder zuverlässig nach Gebrauch an sie zu übergeben. Das Ergebnis kann sich – so glaube ich – sehen lassen! Dass ich für die Tage der Eiablage das Nest etwas herangezoomt habe, dürfte Ihnen sicher gefallen. So bestehen doch wesentlich intimere Einblicke, die es zumindest sicherer und leichter gestatten, einen Blick auf das entstehende Gelege zu werfen. Natürlich gibt es auch eine ganze Reihe von Nachteilen, die durch ein optisches Heranholen des Bildes in Kauf genommen werden müssen. Wenn beide Störche stehen, sieht man nun jeden Storch nur zur Hälfte. Doch dies ist nur ganz selten der Fall. Da die Brut voll eingesetzt hat, liegt einer der Störche immer und er erhebt sich nur, um die Eier zu wenden und sich in eine andere Brutposition zu bringen. Da er in diesen kurzen Phasen zumeist auch noch Schnabel und Kopf in die Nestmulde senkt und darin herumarbeitet, ist einer der Störche eigentlich auch bei der momentanen Naheinstellung immer ganz im Bilde. Steht der Partner einmal für längere Zeit neben dem brütenden Storch, sind die Nachteile am größten. Dies wird aber nur von Zeit zu Zeit passieren. Deshalb genießen Sie mit mir einfach in den nächsten Tagen das neue Bildgefühl und äußern Sie sich, wenn Sie wollen, einfach im Gästebuch zur neuen Einstellung. Es besteht sogar die Möglichkeit, nach ein kleines Stückchen näher zu rücken, so dass die Oberkante des Bildes genau zwischen dem Dachfenster und dem Schneefanggitter des Daches der Paulskirche hinter dem Storchennest zu liegen kommt. Vielleicht sollten wir dies auch einmal versuchen.

Mit Ablage des zweiten Eies in der vergangenen Nacht hat die Brut eingesetzt und ein Abflug beider „Alten“ darf nun aber nicht mehr passieren, sonst müssen wir uns ernsthaft Sorgen machen. Die Ablösungen klappen bestens, jeder tut seine Pflicht und übernimmt seinen Anteil am Brutgeschäft. Doch vorläufig geht es nur um die Frage der Eierzahl am Ende des Legevorganges. Also spechten Sie bitte am Samstag besonders aufmerksam in die Nestmulde und haben Sie Geduld, bis der brütende Storch einmal aufsteht. Er wird dann sicher die Eier wenden und dabei auch das reichlich vorhandene Gras neu ordnen. Klappt es beim ersten Mal nicht, ergibt sich vielleicht bei einer der nächsten „Pausen“ eine neue Gelegenheit. Die Abstände können sich natürlich manchmal schon so auf 20 bis 30 Minuten ausdehnen.


Das neue Bildgefühl!


Ausdauernd


Beschäftigt

Fleißig


Behutsam

 
23. Apr. 04

Wie sich doch alles schnell zur Routine entwickelt! Kaum wird die Brut begonnen, entfalten sich neue Lebensabläufe. Diesen so nah via Webcam beizuwohnen, fasziniert mich immer wieder aufs Neue, obwohl ich doch nach 36 Jahren „Storch“ kaum noch Überraschendes sehen sollte. Von den anderen Nestern, die mit Bildern im Internet vertreten sind, gibt es gibt es erneut nicht nur positive Nachrichten. In Petershagen (in der Nähe von Minden) kam es nach Vetschau zu einem weiteren Horstkampf, der zum fast kompletten Verlust des Geleges führte. Wie es aussieht hat nur 1 Ei die Kämpfe unbeschadet überstanden. In einer Woche wäre an diesem Nest mit dem Schlupf der Jungen zu rechnen gewesen. Wir können nur hoffen, dass wir in Dinkelsbühl von einem solchen Ereignis verschont bleiben, jedoch sind derartig heftige Kämpfe nirgendwo auszuschließen und stellen bei Störchen die größte Gefahr für Brut und kleine Junge dar. Unsere beiden angehenden Eltern sahen sich heute keinen Gefahren ausgesetzt. Sie bebrüteten ohne Unterbrechung die beiden bisher abgelegten Eier, der Storchenmann besorgte abermals in großem Stile Polstermaterial und verhinderte dadurch weiterhin einen freien Blick auf die Eier. Dennoch gaben die jeweils brütenden und Eier wendenden Vögel immer mal einen unverdeckten Blick auf ihre Schätze frei. Für alle, die es noch nicht wissen sollten, hier noch ein letzter Hinweis für heute, ehe sich Ihr Tagebuchschreiber in ein etwas turbulentes Wochenende verabschiedet: Morgen kann mit einem dritten Ei gerechnet werden!

Also kräftig mitschauen und mir Bildbelege dieses möglichen Großereignisses zukommen lassen. Einige Bilder des Tages sollen die Ereignisse am Nest ein wenig abrunden:


Morgenschicht

Innendienst
   

Zähldienst

Ablösung
 
24. Apr. 04

Tut sie es oder tut sie es nicht? Mit dieser Frage sahen sich unsere Frühaufsteher auch am heutigen Tag konfrontiert. Das Ergebnis ließ aber überraschend lange sich warten, gab es doch für unsere Dame im Nest nichts Wichtigeres als besonders gut Verstecken mit uns zu spielen. Irgendwann am frühen Nachmittag war jedoch der Bann gebrochen und in einem unvorsichtigen Moment ließ Mama Storch ihre Vorsicht ein wenig außer acht und erneut konnte Gisela als erste ein stattliches Dreiergelege für die Nachwelt festhalten. Es macht also weiterhin Freude zuzusehen, wie die zweijährige Storchenmutter ihre erstes Gelege überhaupt zeitigt. Jetzt bleibt uns wenigstens ein Tag zum Verschnaufen, ehe am Montag das gleiche Spiel wieder los geht. Tut sie es noch einmal oder nicht? Für alle, denen heute ein Blick auf drei Eier verwehrt war, lege ich, wie gewohnt, einige Schnappschüsse bei.

    
Eier satt! Ein Traum in Weiß!
    


Der Mann tut seine Pflicht


Sie allein zu Haus!


Er sorgt weiter für den Nestausbau

...und stellt sich dann mit der Dame seines Herzens zur Schau


Liebesgeflüster

 
25. Apr. 04

Heute musste meine Beobachtungszeit vor dem Computer-Monitor wegen anderer Verpflichtungen stark reduziert werden. So fällt der sonntägliche Tagebucheintrag bewusst kurz und knapp aus. Ich denke, Sie sind mir deshalb nicht böse. Bei besonderen Ereignissen werden Sie auf alle Fälle genauestens informiert. In Zeiten gewisser Ruhe und Konsolidierung werde ich mich gelegentlich ein wenig zurücknehmen. Verpassen werden Sie aber nichts. Einige schöne Schnappschüsse sollen auch diesen Eintrag wieder etwas abrunden.

„Darf ich auch wieder mal ran, mein Herr!“ Eiertanz
   

Leuchtzeichen in der Nacht
 

Bitte helfen Sie den Störchen mit Ihrer Spende.
Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

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Thomas Ziegler

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