Storchenkamera
Storchentagebuch 2004
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
Teil 4
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17. Apr. 04
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Beide Altrathausdachbewohner spulen
ihr Tagesprogramm genau nach angeborenem Muster ab. Da
bleibt nichts dem eigenen Willen unterworfen. So nach dem Motto:
“Heute ist schönes Wetter, da machen wir mal einen kleinen Ausflug!“
oder „In mir steigen wieder so merkwürdige Gefühle hoch!“ Nichts von
alledem! Störche sind eben keine Menschen, sondern knallharte
Bewohner einer Umwelt, die sich über mehr als 100 Millionen Jahren
(so lange gibt es unsere Lieblingsvögel schon auf dieser Erde!)
schon mehrmals ganz anderen Veränderungen ihrer Umwelt ausgesetzt
sahen als im Augenblick. Und sie haben sich angepasst, sie mussten
sich anpassen. Tierarten, die dazu nicht in der Lage waren, starben
aus. Und diese Entwicklung geht weiter. Dieser Erkenntnis
widerspricht diese Begebenheit. So hat mich einmal ein Mitarbeiter
der Natur- und Umwelthilfe Erlangen nach einem arbeitsreichen Föhn-
und Trockenlegungsabenteuer an mehreren Storchennestern mit
folgender Frage konfrontiert – und dabei zeigte er auf 10 auf
Gummiwärmflaschen liegende Storchenküken im Kofferraum: „Würden Sie
bei diesem Wetter (es regnete bei etwa 12 Grad Lufttemperatur!) ihre
Kinder (sie waren damals im Kleinkinderalter) im Nest liegen
lassen?“ „Natürlich, nicht!“, antwortete ich und dabei zeigte er
erneut, wie zur Rechtfertigung seines Tuns, auf die 10 Passagiere im
Auto. Ich denke, das beweist in drastischer und peinlicher Weise den
Denkansatz, der von einer abgöttischen Tierliebe geprägt ist und
dabei jeglichen Realitätssinn verloren hat.
Nach einem warmen Frühlingstag zogen am
Abend die ersten Gewitter über die Stadt und der lange
ersehnte Regen fiel. Auch Dinkelsbühl war davon betroffen.
Sicher auch aus diesem Grund dauerte es bis sage und schreibe
20:38 Uhr, ehe der zweite Storch am Nest erschien. Ich
konnte nicht mehr erkennen, ob es Mann oder Frau war. Auf jeden Fall
war die Begrüßungsfreude groß. Er oder sie hatte bestimmt die
Gelegenheit genutzt, die durch den Regen zahlreich an die Oberfläche
gekommenen Regenwürmer zu erbeuten.
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Feinabstimmung |
Deckungsgleich |
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Windspiel |
Begrüßungsfreude |
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Probebrüten |
Diese Beobachtung machte ich am Abend
zeitgleich rund 7 Kilometer von Dinkelsbühl entfernt unterhalb
des Nestes von Schopfloch im Wörnitztal in Höhe der
Abzweigung nach Larrieden. Auch dort (hier fand im letzten Jahr die
erste Brut überhaupt statt!) ist seit einigen Tagen der erste Storch
erschienen und dieser brachte es fertig, in weniger als fünf
Minuten 42 Exemplare Regenwürmer zu erbeuten. Es handelt sich dabei
um die beringte Dame aus dem Vorjahr. Das schöne Wetter hatte ich
schon vorher zu einem längeren Ausflug nach Mosbach genutzt. Hier –
und ich habe schon länger von dort nicht mehr berichtet – wird seit
dem 31. März gebrütet. Die beiliegenden Fotos sind wieder mit der
Digitalkamera, die ich einfach an das Okular meines
Swarovski-Spektives halte, entstanden. Das Männchen, das ich dabei
porträtieren konnte, wurde umflogen von wahren Fliegenschwärmen, die
ihre Entwicklung im Inneren des Nestes durchgemacht hatten und nun
der wärmenden Sonne entgegenstrebten. Die Papierteile, die heute im
Nest lagen, scheinen zu beweisen, dass Störche durchaus ein
lesefreudiges Völkchen darstellen. Denn anders kann man die Fotos
kaum interpretieren.
Beim
Literaturstudium! Die Gedanken schwirren mir um den Kopf herum!
Da kann ich ja nur lachen, was sich
der Tagebuchschreiber so alles ausdenkt! |
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18. Apr. 04 |
Während ich diese Zeilen schreibe, sind genau
10 Tage oder 240 Stunden vergangen, seit sich unser
Paar gefunden hat. Nun stellte es sich also doch heraus, dass
meine günstigste Vorhersage vom ersten Ei bis heute nicht
eingetreten ist. Auf der anderen Seite bestätigt es aber meine
kleine Abhandlung vom 16. April, dass es bei neuen Paarungen, erst
recht aber bei ganz jungen Partnern (das Weibchen ist ja erst 2
Jahre alt), sicher bis zu 14 Tage dauern kann, ehe
das erste Ei gelegt ist. Also warten wir weiter gespannt
auf dieses nächste große Ereignis, ändern können wir es so und so
nicht. Dass es in der vergangenen Nacht in Vetschau zu
heftigen Kämpfen mit Abwurf der beiden Eier und
Partnerwechsel kam, ist für die Webcam-Gemeinde traurig, liegen
momentan halt keine Eier mehr im Nest. Ansonsten hat es nicht die
geringste Auswirkung auf die Population und den weiteren
Fortbestand des Vetschauer Nestes. Solche Ereignisse spielen
sich allein in Deutschland an Hunderten von Nestern jedes
Jahr ab und keiner jammert, als sei gerade ein naher
Verwandter verstorben. Die wenigsten Fälle werden überhaupt
bemerkt oder beachtet. Also cool bleiben und für das
weitere Naturverständnis als lehrreiche Erfahrung
abhaken: In der Natur setzt sich der Stärkere eben
noch durch. Das neue Paar wird wieder Eier legen und vielleicht
Junge haben oder aber auch nicht. Das geht ohne den Macher „Mensch“
ganz von alleine. Die Bilder des Tages aus Dinkelbühl kommen wieder
an den Schluss meines kleinen Berichtes zur heutigen Situation.
Eines hätte ich aber fast vergessen: Mir fiel auf, wie
schnell sich eine Kopulation nach der Landung des
anderen Partners vollzieht. Es sind gerade mal 5 Sekunden.
Das geht inzwischen wie am Schnürchen. Landet er bei der wartenden
Partnerin, besteht sein Begrüßungsgruß darin, dass er sie
unverzüglich besteigt. Landet sie bei ihm, wird sie sofort nach der
Landung herangenommen, ehe sie an etwas anderes denken kann. Nun
blicke ich auf die Uhr, die über dem Kamerabild alle 5 Sekunden
weiterspringt und diese Uhr zeigt – ebenso wie meine Armbanduhr -
20:45 Uhr. Das Weibchen ist noch allein im Nest und hat sich gerade
hingelegt. Von „ihm“ ist noch nichts zu sehen. Er landet. Es ist
genau 20:47 Uhr. Man begrüßt sich mit einigen Klapperstrophen und
das war es dann.
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Allenthalben
ist
Hausputz angesagt! |
„Sie“ (im
Vordergrund) ist und bleibt
einfach riesig! |
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Voraussetzung für ein befruchtetes Gelege! |
Das Nest
bietet einen prächtigen Anblick! |
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19. Apr. 04 |
Das Wichtigste gleich vorweg! Nun kenne
ich die Daten über unser beringtes Weibchen und Sie sind die
ersten, die es exklusiv im Tagebuch lesen können. Dank einer
schnellen Arbeit durch die
Vogelwarte Radolfzell hat sich somit der Vorhang um die
Vergangenheit der Storchendame gelüftet. Wie schon vermutet,
ist „Sie“ zwei Jahre alt, genauer gesagt ist sie
eigentlich erst 23 Monate alt, denn beringt wurde sie in
einem Nest zusammen mit zwei Nestgeschwistern am
18. Juni 2002. Da junge Störche so zwischen der dritten und
sechsten Lebenswoche beringt werden, darf angenommen werden, dass
unsere Störchin so um die Monatsmitte Mai 2002 aus dem Ei
gekrochen ist. Als Beringungsort ist Mannheim genannt.
Auch wenn darüber hinaus zum Ort der Beringung keine weiteren
Einzelheiten genannt sind, gibt es dort aber nur eine Stelle, in der
Störche in nicht geringer Zahl brüten. Es ist der Luisenpark,
Mannheims wunderschöner Stadtpark, direkt am Neckar gelegen. In
welchem Maße die Bewohner des Luisenparks
fütterungsabhängige Tiere darstellen und damit aus den im
Tagebuch beschriebenen Gründen in der Bestandsübersicht von Dr.
Christoph Kaatz mit einer gewissen Vorsicht zu behandeln
sind, kann ich im Augenblick nicht beurteilen. Es könnte aber später
einmal in der Beurteilung der jungen Storchendame eine gewisse Rolle
spielen. Auch an diesem Tag blieb das Nest
eierlos. Es ist längst noch nicht aller Tage Abend
und in dieser Woche sollten die beiden auch zu Potte kommen. Sie
wissen ja! Je jünger und je neuer das Paar, desto länger braucht es
halt bis zur Eiablage. Sollte die ganze Woche verstreichen, müssten
wir uns allmählich schon Gedanken machen. Also flugs nach vorne
geblickt und morgen früh mit hoffendem Blick ins Nest geguckt. Die
Zeiten am Nest während des Tages sollten bei unmittelbar
bevorstehenden Eiablage sehr lange dauern oder anders formuliert:
Die beiden hoffnungsfrohen Bald-Ei-Besitzer sollten ihr Nest schon
vor dem entscheidenden Moment möglichst kontinuierlich besetzt
halten und nur noch minimale Abwesenheitszeiten am Nest einlegen. Je
länger, desto besser!
Einsamer Baumeister!
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Ich
bringe die
nächste Ladung! |
Und
du zweijährige Göre
legst mir jetzt gefälligst bald das erste Ei! |
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20. Apr. 04 |
Heute Nacht hat es geklappt! Irgendwann
zwischen Mitternacht und dem Morgengrauen brachte unsere
junge Storchenmutter ihr erstes Ei in ihrem Leben zur Welt.
Nun können wir alle Zweifel über Bord werfen, die ja sogar in
der Vermutung gipfelten, unser Paar könnte aus
gleichgeschlechtlichen Störchen bestehen. Auch konnte man angesichts
des zarten Alters unseres Storchenweibchens von knapp
2 Jahren nicht unbedingt damit rechnen, dass die Brutgeschäfte
doch so pünktlich und normal beginnen. Pit
gab um 6:00 Uhr im Gästebuch die erste
Ei-Sichtung bekannt, der ein Seher aus Kanada wenig später die
zweite folgen ließ. Den ersten Bildbeweis lieferte jedoch –
bisher – Gisela. Um 6:37 Uhr konnte sie das Ei im
Nest „schnappen“.
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Der
Erstbeleg Giselas
um 6:37 Uhr! |
Der erste
Schnappschuss
des Tagebuchschreibers |
Durch das viele Polstermaterial, das der
Storchengemahl unentwegt einträgt, ist das heiß erwartete Ei
nur gelegentlich auch zu sehen. Ich denke aber, dass
sich das im Laufe der Zeit noch gibt. Vorerst braucht man aber noch
reichlich Geduld, bis beim Wenden und Stochern im Nest einmal
ein kurzer Blick auf Teile des Eies frei werden. Ein
deutliches Zeichen für alle, die ein Storchennest beobachten und
sich nicht sicher sind, ob Eier im Nest liegen (weil man keinen
Einblick ins Nest hat), ist die Tatsache, dass beim Vorhandensein
von Eiern beide Elternteile ständig ins Nest sehen, darin
herumstochern, kreisende Bewegungen mit gesenktem Kopf
machen und dies den ganzen Tag so treiben. Außerdem ist in einem
solchen Fall immer ein Partner im Nest. Der Abflug beider ist
ein sicheres Zeichen, dass noch keine Eier im Nest oder aber diese
durch Angriffe eines „Feindes“ verloren gegangen sind. Freuen wir
uns auf ein zweites Ei, das wir vielleicht am
Donnerstagmorgen begrüßen dürfen. An alle Frühaufsteher
ergeht hiermit wieder die Bitte, mir die Existenz
eines weiteren Eies mitzuteilen und im besten Falle auch
durch einen Schnappschuss zu belegen. Die nächsten
Tage versprechen also viel Spannung und damit
aufregende Beobachtungen um das Storchennest.
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Das hast du
gut gemacht
mit dem Ei! |
Lass mich
mal probieren, wie sich
das Liegen mit Ei anfühlt! |
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Auch das Wenden klappt schon vorzüglich. |
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Für weitere
befruchtete Eier ein unerlässliches Muss! |
Da hat Ihr Tagebuchschreiber am frühen
Nachmittag noch einmal betont, dass nach Beginn der Eiablage nicht
mehr beide Altstörche das Nest gemeinsam verlassen und einer immer
Wache hält. Und dann vergehen kaum zwei Stunden und sie tun es doch!
Bevor Sie sich ängstigen: Dem Ei ist nichts passiert! Es lag
auch danach wieder unversehrt (so sah es zumindest
aus!) im Nest. Trotzdem! Die Abwesenheit beider
Störche hielt sich aber in einem zeitlichen Rahmen, der
sicher noch vertretbar war. Eine richtige Bebrütung
des Geleges setzt bei Weißstörchen jedoch erst mit der
Ablage des zweiten Eis ein. So hat es natürlich keinerlei
Einfluss, wenn das erste Ei längere Zeit unbedeckt bleibt oder sogar
für – ich schätze mal rund 10 Minuten - unbeaufsichtigt bleibt. Ob
es an der fehlenden Absprache der beiden Partner lag oder an einer
anderen, unvorhersehbaren Konstellation, wage ich nicht zu
beurteilen. Den ganzen Nachmittag über waren beide sehr
unruhig und dies lag ganz sicher an fremden Störchen über
Dinkelsbühl. Dass gerade in einer solchen Situation beide ihr Nest
verlassen und somit einem Fremdstorch die Chance bieten, sich ein
leeres Nest „vorzuknüpfen“ ist mit Logik nicht mehr zu erklären.
Aber was ist schon Logik? Sicher waren die Nestbesitzer am
besten in der Lage, die Situation im Augenblick ihres
Abfluges zu beurteilen. Nach der Rückkehr kam es in den
Nachmittagsstunden noch einmal zu einem Abflug der beiden,
der allerdings nur etwa 10 Sekunden dauerte. Das heißt, dass
dieser Ausflug nur in einer Runde um das Nestgebäude führte.
Solche Kurzausflüge dienen meist einem möglichen Eindringling als
Signal, sich schleunigst zu verziehen. Lassen wir die Beobachtung
des leeren Nestes einmal so im Raum stehen. Eine endgültige
Begründung ist sicher nicht möglich. Vielleicht liege ich
mit meiner Behauptung auch gar nicht richtig und es kommt sogar
regelmäßig vor Brutbeginn zum kurzzeitigen Verlassen des
Nestes. Nur bietet eben eine Dauerbeobachtung mittels einer Webcam
die seltene Gelegenheit, solche „Vorfälle“ eben mitzubekommen. Dass
man das erste Ei im Augenblick so schwer ausmachen
kann, liegt auch daran, dass es immer wieder mit Gras abgedeckt
wird. So bleibt es einem möglichen Angreifer aus der Luft sogar
verborgen. Also alles ist biologisch nicht immer erklärbar, aber
doch vieles. Einigen wir uns auf diese Lesart und lassen wir uns
weiter überraschen. So werden wir weiter Augenzeuge, wie ein
zweijähriges Weibchen bei ihrer aller ersten Brut mit einem Männchen
unbekannten Alters abschneidet und sich schlägt. Vielleicht ergeben
sich bei konsequenter Beobachtung noch Ergebnisse, die in der einen
oder anderen Form Neuland beschreiten.
Unruhe am und um
das Nest
Da haben wir die Nestmulde aber tüchtig getarnt. Da sieht keiner,
dass wir schon ein Ei im Nest haben!
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21. Apr. 04 |
Nun dürfen wir die ganze Woche gespannt
in die Nestmulde blicken und auf weitere Eier hoffen.
Kommen noch welche dazu? Wenn ja, wie viele? Es tut sich
also an unserem Nest einiges in den nächsten Tagen und die
Störche dürften sicher auch noch die eine oder andere
Überraschung für uns parat haben. Ich hoffe natürlich, dass es
nur solche der angenehmen Art sind. Unser Paar zeigte
sich den ganzen Tag sehr ruhig und gelassen, also
schien der Luftraum über der Stadt weitgehend frei von möglichen
Angreifern gewesen zu sein. Beide Partner widmeten ihre ganze
Aufmerksamkeit bereits dem einzigen Ei im Nest. Dieses
wird regelmäßig bedeckt und erstaunlich lange bebrütet.
Auch lösen sich Mann und Frau bei der Betreuung des
Eies in regelmäßigen Abständen ab und unterscheiden sich
darin kaum noch vom Zustand, der beim eigentlichen Brüten ab dem
zweiten Ei einsetzen sollte. Wer einmal für längere Zeit kein Ei
entdecken kann, sollte wissen, dass es dabei auf dessen Lage
im Nest ankommt. Die Kameraposition hat sich gegenüber
den letzten Jahren nicht verändert, dafür ist das Nest
heuer sehr viel höher geworden als im Vorjahr. Die Dohlen
haben der Storchenbehausung nämlich kaum zugesetzt, so dass durch
die Bautätigkeit des Storchenmannes und durch die gestiegene
Nesthöhe der Winkel zwischen Nest und Kamera etwas flacher wurde.
Die Folge ist also ein generell etwas schlechterer
Einblick ins Nest, bzw. in den Bereich, in dem die Eier zu
liegen kommen. Die in der vergangenen Woche versprochene Aktion
zur Veränderung des Kameraausschnittes ist nicht etwa
vergessen worden, sondern bislang an
„Schlüsselproblemen“ gescheitert. Aufgeschoben ist deshalb
noch nicht aufgehoben! Es wird schon noch! Die folgenden
Schnappschüsse sollen allen, die wenig Zeit zum Schauen hatten einen
kleinen Ersatz bieten.
Aufstehen! Frühstück!
Die Vorbereitungen für Ei Nummer 2 laufen!
Das Beweisstück Nummer 1 leuchtet noch deutlich
Doch wieder Unruhe, Herr Tagebuchschreiber!
Aber als Herr im Haus habe ich die Situation voll im Griff!
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22.
Apr. 04 |
Es
läuft! Den Frühaufstehern bot sich heute kurz nach 6:30 Uhr erneut
ein herrliches Bild. Ei Nummer 2 gesellte sich zum
„Erstlingswerk“ unserer Storchendame. Abermals war es Gisela, die
mit herrlichen Schnappschüssen aufwarten konnte. Ebenfalls
glückliche „Zweit-Ei-Seher“ waren Barbara und Trudi. Auf diesem Wege
ein herzliches Dankeschön für Eure Einsendungen. Um die Ungeduld zu
befriedigen, darf ich einige der schönsten Schnappschüsse schon
einmal veröffentlichen
Das Schlüsselproblem konnte heute unter dem großen
persönlichen Einsatz Ihres Tagebuchschreibers gelöst
werden. Ich klapperte fünf Stationen in der Innenstadt von
Dinkelsbühl ab und fand dabei nur hilfreiche Menschen, die zwar auch
keinen Schlüssel hatten, aber zumindest jemanden zu kennen glaubten,
der in Besitz eines solchen sein könnte. Dass mir bei meiner
Expedition schließlich ausgerechnet Ulrichs Frau weiterhelfen
konnte (er ist fleißiger Gästebuchschreiber und ein großer Freund
und Förderer der Storchenkamera), war für mich dabei eine große,
aber angenehme Überraschung. Sie händigte mir das heiß begehrte
Stück vertrauensvoll aus und ich versprach es auch wieder
zuverlässig nach Gebrauch an sie zu übergeben. Das Ergebnis kann
sich – so glaube ich – sehen lassen! Dass ich für die Tage der
Eiablage das Nest etwas herangezoomt habe, dürfte Ihnen
sicher gefallen. So bestehen doch wesentlich intimere
Einblicke, die es zumindest sicherer und leichter gestatten,
einen Blick auf das entstehende Gelege zu werfen. Natürlich
gibt es auch eine ganze Reihe von Nachteilen, die durch ein
optisches Heranholen des Bildes in Kauf genommen werden
müssen. Wenn beide Störche stehen, sieht man nun jeden
Storch nur zur Hälfte. Doch dies ist nur ganz selten der
Fall. Da die Brut voll eingesetzt hat, liegt einer der
Störche immer und er erhebt sich nur, um die Eier zu
wenden und sich in eine andere Brutposition zu bringen.
Da er in diesen kurzen Phasen zumeist auch noch Schnabel und Kopf in
die Nestmulde senkt und darin herumarbeitet, ist einer der
Störche eigentlich auch bei der momentanen Naheinstellung
immer ganz im Bilde. Steht der Partner einmal für längere Zeit
neben dem brütenden Storch, sind die Nachteile am größten. Dies wird
aber nur von Zeit zu Zeit passieren. Deshalb genießen Sie mit
mir einfach in den nächsten Tagen das neue Bildgefühl
und äußern Sie sich, wenn Sie wollen, einfach im Gästebuch
zur neuen Einstellung. Es besteht sogar die Möglichkeit, nach
ein kleines Stückchen näher zu rücken, so dass die Oberkante
des Bildes genau zwischen dem Dachfenster und dem Schneefanggitter
des Daches der Paulskirche hinter dem Storchennest zu liegen kommt.
Vielleicht sollten wir dies auch einmal versuchen.
Mit Ablage des zweiten Eies in der
vergangenen Nacht hat die Brut eingesetzt und ein Abflug
beider „Alten“ darf nun aber nicht mehr passieren, sonst
müssen wir uns ernsthaft Sorgen machen. Die Ablösungen klappen
bestens, jeder tut seine Pflicht und übernimmt seinen Anteil am
Brutgeschäft. Doch vorläufig geht es nur um die Frage der
Eierzahl am Ende des Legevorganges. Also spechten Sie
bitte am Samstag besonders aufmerksam in die Nestmulde
und haben Sie Geduld, bis der brütende Storch einmal
aufsteht. Er wird dann sicher die Eier wenden und dabei auch
das reichlich vorhandene Gras neu ordnen. Klappt es beim
ersten Mal nicht, ergibt sich vielleicht bei einer der nächsten
„Pausen“ eine neue Gelegenheit. Die Abstände können sich natürlich
manchmal schon so auf 20 bis 30 Minuten ausdehnen.
Das neue
Bildgefühl!
Ausdauernd
Beschäftigt |
Fleißig
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Behutsam |
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23. Apr. 04 |
Wie sich doch alles schnell
zur Routine entwickelt! Kaum wird die Brut begonnen,
entfalten sich neue Lebensabläufe. Diesen so nah via
Webcam beizuwohnen, fasziniert mich immer wieder aufs Neue,
obwohl ich doch nach 36 Jahren „Storch“ kaum noch Überraschendes
sehen sollte. Von den anderen Nestern, die mit Bildern im
Internet vertreten sind, gibt es gibt es erneut nicht nur
positive Nachrichten. In Petershagen (in der Nähe von
Minden) kam es nach Vetschau zu einem weiteren Horstkampf,
der zum fast kompletten Verlust des Geleges führte. Wie es aussieht
hat nur 1 Ei die Kämpfe unbeschadet überstanden. In
einer Woche wäre an diesem Nest mit dem Schlupf der Jungen zu
rechnen gewesen. Wir können nur hoffen, dass wir in Dinkelsbühl von
einem solchen Ereignis verschont bleiben, jedoch sind derartig
heftige Kämpfe nirgendwo auszuschließen und stellen bei Störchen
die größte Gefahr für Brut und kleine Junge dar.
Unsere beiden angehenden Eltern sahen sich heute keinen
Gefahren ausgesetzt. Sie bebrüteten ohne Unterbrechung die
beiden bisher abgelegten Eier, der Storchenmann besorgte abermals in
großem Stile Polstermaterial und verhinderte dadurch weiterhin einen
freien Blick auf die Eier. Dennoch gaben die jeweils brütenden und
Eier wendenden Vögel immer mal einen unverdeckten Blick auf ihre
Schätze frei. Für alle, die es noch nicht wissen sollten, hier noch
ein letzter Hinweis für heute, ehe sich Ihr Tagebuchschreiber in ein
etwas turbulentes Wochenende verabschiedet: Morgen kann mit einem
dritten Ei gerechnet werden!
Also kräftig mitschauen und
mir Bildbelege dieses möglichen Großereignisses zukommen
lassen. Einige Bilder des Tages sollen die Ereignisse am Nest
ein wenig abrunden:
Morgenschicht |
Innendienst |
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Zähldienst |
Ablösung |
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24. Apr. 04 |
Tut sie es oder tut sie es nicht? Mit
dieser Frage sahen sich unsere Frühaufsteher auch am
heutigen Tag konfrontiert. Das Ergebnis ließ aber
überraschend lange sich warten, gab es doch für unsere
Dame im Nest nichts Wichtigeres als besonders gut Verstecken
mit uns zu spielen. Irgendwann am frühen Nachmittag war
jedoch der Bann gebrochen und in einem unvorsichtigen
Moment ließ Mama Storch ihre Vorsicht ein wenig
außer acht und erneut konnte Gisela als erste ein
stattliches Dreiergelege für die Nachwelt festhalten.
Es macht also weiterhin Freude zuzusehen, wie die zweijährige
Storchenmutter ihre erstes Gelege überhaupt zeitigt. Jetzt bleibt
uns wenigstens ein Tag zum Verschnaufen, ehe am Montag das
gleiche Spiel wieder los geht. Tut sie es noch einmal oder
nicht? Für alle, denen heute ein Blick auf drei Eier verwehrt
war, lege ich, wie gewohnt, einige Schnappschüsse bei.
Eier satt!
Ein Traum in Weiß!
Der Mann tut seine Pflicht
Sie allein zu Haus!
Er sorgt weiter für den Nestausbau
...und stellt sich dann mit der Dame seines Herzens zur Schau
Liebesgeflüster |
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25. Apr. 04 |
Heute musste meine Beobachtungszeit vor dem
Computer-Monitor wegen anderer Verpflichtungen stark reduziert
werden. So fällt der sonntägliche Tagebucheintrag bewusst kurz und
knapp aus. Ich denke, Sie sind mir deshalb nicht böse. Bei
besonderen Ereignissen werden Sie auf alle Fälle genauestens
informiert. In Zeiten gewisser Ruhe und Konsolidierung werde ich
mich gelegentlich ein wenig zurücknehmen. Verpassen werden Sie aber
nichts. Einige schöne Schnappschüsse sollen auch diesen Eintrag
wieder etwas abrunden.
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„Darf ich
auch wieder mal ran, mein Herr!“ |
Eiertanz |
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Leuchtzeichen in der Nacht |
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Bitte helfen Sie den Störchen mit Ihrer
Spende.
Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
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Thomas Ziegler
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